[0001] Die Erfindung betrifft ein Siebverfahren, bei dem die dem Siebkasten vermittelten
Schwingungen im wesentlichen senkreht zur Siebebene gerichtet sind, sowie eine Vorrichtung
zur Ausübung dieses Verfahrens.
[0002] Die Erfindung bezieht sich also auf Schwingsiebe, bei denen Siebrahmen und Sieb gemeinsam
gleichartige Schwingungen ausführen, wobei im wesentlichen fieischwingende Siebe mit
Antrieb durch Massenkraft oder auch Siebe mit begrenztem Hub mit Kurbel- oder Exzenterantrieb
angesprochen werden.
[0003] Alle diese Antriebe vermitteln in horizontaler oder geringfügig geneigter Anordnung
des Siebkastens heute vorzugsweise kreis- oder elipsenförmig gerichtete Schwingungen.
[0004] Bei Resonanzbetrieb schwingt die Masse des Siebrahmens gegen federnde Elemente mit
vorbestimmter Federkonstante, so daß die Eigenfrequenz und die kritische Drehzahl
nach bekannten Regeln vorbestimmbar sind (vgl. z.B. LUEGER, Band 49, Seite 583).
[0005] Mit anderen Worten, das schwingende Grundsystem, d.h. der Siebkasten, kann also weitere
schwingfähige Systeme, d.h. Resonatoren, anregen, wobei die Frequenz der Resonanzschwingungen
des Resonators gleich der Frequenz der Eigenschwingungen des Grundsystems ist.
[0006] Da der Vorgang letztlich nicht verlustlos sein kann, nimmt der Resonator im Resonanzfalle
die Energie auf, die zur Kompensation seiner Eigendämpfung benötigt wird, d.h., ein
mehr oder weniger großer Teil der dem Grundsystem vermittelten Energie wird durch
den Resonator absorbiert.
[0007] Unabhängig von dieser Absorption wird der mechanische Wirkungsgrad der Schwingsiebe
durch Anwendung des Resonanzprinzipes erheblich verbessert.
[0008] In diesem Zusammenhang ist fetzuhalten, daß der Siebboden bzw. das Siebgewebe - sie
werden bei dieser Betrachtung einheitlich als Siebboden angesprochen - auch bei nicht
gegebener echter Ausbildung i.S. des Terminus technicus "Resonanzsieb", bei Schwingsieben
zu zusätzlichen Resonanzschwingungen durch das Grundsystem angeregt werden, deren
Amplitude zu den Einspannstellen des Bodens im Siebkasten hin abnehmend ist, d.h.
, daß der Siebboden in diesen Fällen zu einem Resonator wird.
[0009] Selbstverständlich versucht man durch optimale Siebspannung dieses quasi "Eigenverhalten"
des Siebbodens in vernünftigen Grenzen zu halten, da Siebleistung und Siebverhalten
über den gesamten Boden weitgehend gleichmäßig sein sollen.
[0010] Auf jeden Fall muß eine fallweise sorgfältige Abstimmung der Siebkonzeption im Hinblick
auf die zu lösende Siebaufgabe stattfinden. Es gibt zwar Siebe, denen ein relativ
großer Anwendungsbereich zugeordnet sein kann, und die sich in der Praxis als Universalsiebe
eingeführt haben. Doch auch die Möglichkeiten dieser Siebe sind letztlich begrenzt.
[0011] Dies gilt insbesondere für die Absiebung feinkörniger Stoffe unterhalb des 3 mm bzw.
2 mm Bereiches mit niedriger Siebkennziffer (SiebkennzifferKv = vertikale Komponente
der Siebbeschleunigung:

[0012] Diese Kennziffer ist nach unten etwa bis zu 1,.6 begrenzt, wobei bei einer scharfe
Absiebung schwer siebbaren Gutes im allgemeinen Kv-Werte von 3 bis 3,5 anzusetzen
sind. Desweiteren gelten einschränkende Bedingungen für feuchtes bzw. klebriges, d.h.
starke Oberflächenkräfte ausweisendes Feingut. Hier hilft man sich gemäß der bereits
angezogenen Literaturstelle mit Erwärmung des Siebbelages und Verdampfung des Wassers,
wobei das Sieb im allgemeinen als elektrischer Widerstand benützt wird. Diese Methoden
sind jedoch aufwendig und sie führen zumindest nicht alleine mit Sicherheit zur Entfernung
bzw. Vermeidung entstehender Siebverschmierungen.
[0013] Dies berücksichtigend ist es Aufgabe dieser Erfindung, ein Verfahren nach der eingangs
beschriebenen Art zu nennen, das auf mechanischem Weg den Siebdurchgang für feuchtes
oder zu starker Haftung neigendes Feingut durch kontinuierlichen Abbau der Siebverschmierungen
wesentlich verbessert, wobei diese Verbesserung auch die Siebwilligkeit bei niedriger
Kv -Zahl fördern soll.
[0014] Desweiteren wird eine Vorrichtung zur Ausübung dieses Verfahrens vorgeschlagen.
[0015] Die erfindungsgemäße Lösung des Verfahrens sieht vor, daß die dem .Siebkasten vermittelten
Schwingungen unterhalb der Siebebene senkrecht zur Schwingungsebene und senkrecht
zur Richtung des Siebgutüberlaufes angeordnete, auf im Siebkasten befestigten Auflagen
liegende Flachfedern zu Resonanzschwingungen anregen, deren wirksame Amplituden im
wesentlichen einseitig zum Siebboden gerichtet sind, und daß die Flachfedern zusätzlich
zu ihrer vertikal gerichteten Bewegung innerhalb eines vorbestimmten Wanderabstandes
horizontal hin- und herwandern.
[0016] Die Anregung von unterhalb des Siebbodens mit Abstand zu diesem angeordneten Flachfedern
zu senkrecht gegen dessen Ebene gerichteten Schwingungen führt zu einer entsprechend
der Frequenz des Systems erfolgenden Stoßbeaufschlagung des Siebbodens von unten.
[0017] Diese verhindert oder reduziert zumindest im wesentlichen Umfang die Tendenz des
Gutes zur Bildung von Verschmierungen und zu Anhaftungen in den Siebdurchgängen.
[0018] Aufgrund der Eigenschwingung des Siebbodens und der von einem mittleren Bereich des
Bodens ausgehenden Verringerung der Amplitudenhöhe zu den Einspannrändern hin, stellen
sich senkrecht zur Richtung des Siebgutüberlaufes hin gerichtete Kraftkomponenten
ein, durch die die Federn entsprechend dem gewählten Wanderabstand, dessen Länge im
Rahmen dieser Entwicklung mit 2% bis 10% - bezogen auf die Siebbreite - als ausreichend
erkannt wurde, hin- und herbewegt werden.
[0019] Ob und inwieweit bei dieser hin- und hergehenden Querbewegung das eigene Federverhalten
dieser Auflägefedern mit die jeweiligen Richtungsumkehrung bestimmt, konnte bis jetzt
noch nicht endgültig belegt werden; die Annahme eines Zusammenhanges erscheint jedoch
wahrscheinlich und gerechtfertigt.
[0020] Eine zur Ausübung des Verfahrens geeignete Siebmaschine sieht vor, daß im Siebrahmen
senkrecht zur Richtung des Siebgutüberlaufes, unterhalb des Siebbodens mit Abstand
angeordnete Querstäbe als Auflage für im wesentlichen Zickzack geformte Flachfedern
vorgesehen sind,
daß die V-förmig zusammengeführten Schenkel jeder Flachfeder in ihren Endbereichen
um ca. 90°, hierbei führend über die Querstäbe greifend, abgebogen sind, und
daß die Länge der Flachfedern etwas kürzer als die lichte Breite des Siebrahmens ist
und diese, in Richtung der Querstäbe verschiebbar ausgebildet sind.
[0021] Die Abbiegung der V-förmig zusammengeführten Schenkel der Flachfedern um etwa 90°
ermöglicht deren einfache Führung auf den Querstäben, wobei selbstverständlich zwischen
dem Außenabstand zweier Stäbe und der übergreifenden Feder ein die freie Bewegung
der Federn ermöglichendes Spiel zu berücksichtigen ist.
[0022] Zum weiteren Aufbau der Siebmaschine wird vorgeschlagen, daß die V-förmig zusammengeführten
Schenkel jeder Flachfeder in ihren Endbereichen ineinander greifen und hierbei jeweils
drei Querstäbe zwei Flachfedern aufliegen.
[0023] Diese Anordnung der Flachfedern ermöglicht deren praktisch lückenlose, gleichmäßige
Verteilung über die untere Fläche des Siebbodens.
[0024] Zur Federausbildung wird vorgeschlagen, daß die jeweils zueinander gerichteten Schenkel
der Flachfedern durch einen etwa parallel zu den Querstäben verlaufenden Querabschnitt
ineinander überführen.
[0025] Selbstverständlich ist es auch möglich, die Federn so auszubilden, daß die jeweils
zueinander gerichteten Schenkel der Flachfedern durch einen bogenförmig ausgebildeten
Querabschnitt ineinander überführen.
[0026] Auch jede andere geformte Windungsumlenkung, z.B. . eine spitzförmige, ist praktikabel
und möglich. Desweiteren resultiert aus dieser Ausbildung eine Vermeidung von Steckkorn
und insgesamt betrachtet, praktisch die Erhaltung der aktiven Ausgangsoberfläche,
d.h. bei gleicher Leistung ist eine kleinre Siebgröße möglich bzw. bei Aufrechterhaltung
der Siebgröße, eine größere Leistung möglich. Die Flächenbelastung ist geringer im
Vergleich zu den bisherigen Reinigungsvorrichtungen (z.B. Klopfvorrichtungen).
[0027] Auch die manuelle Reinigung des Siebes entfällt in aller Regel.
[0028] Die Erfindung wird durch die beigefügte zeichnerische Darstellung einer beispielsweisen
Ausführung näher erläutert.
Figur 1 zeigt eine perspektivische Darstellung des Siebkastens, wobei ein Ausschnitt
aus dem Siebboden die Anordnung der Flachfedern erkennen läßt. Desweiteren ist die
Schwingebene (Kreis- oder Elipsenschwinger) und die Richtung des Siebgutüberlaufes
durch Pfeile dargestellt.
Figur 2 zeigt einen Teilausschnitt aus Figur 1, wobei die Anordnung und die Formgebung
der Flachfedern vergrößert dargestellt sind und die Richtung der den Flachfedern vermittelten
Resonanzschwingungen sowie die senkrecht zu diesen verlaufenden, hin-und hergehenden
Wanderbewegungen dieser FEdern durch Pfeile ausgewiesen sind.
Figur 3 zeigt eine Draufsicht in Richtung II/II gemäß Figur 4 auf den Siebkasten.
Figur 4 zeigt den Schnitt I/I aus Figur 3 bei stillstehender Siebmaschine.
Figur 5 zeigt den Schnitt I/I aus Figur 3 bei angetriebener Siebmaschine.
[0029] Im Siebrahmen 1 ist der die Siebebene bildende Siebboden 2 in üblicher Wise gespannt
angeordnet. Zwischen den in Richtung des Siebgutüberlaufes 5 weisenden Rahmenteilen
des Siebrahmens 1 sind unterhalb des Siebbodens 2 Stäbe 3 in einem die wirksame Höhe
der Resonanzschwingungsamplituden der Flachfedern 4 berücksichtigenden Abstand zur
Unterseite des Siebbodens 2 befestigt. Die Querstäbe 3 dienen damit zur Auflage und
Führung der Flachfedern 4. Diese sind im wesentlichen Zickzack-förmig ausgebildet,
wobei im Falle dieses Beispieles jeweils die beiden zueinander gerichteten Schenkelenden
des Federdrahtes durch einen verbindenden Querabschnitt ineinander überführen. Der
Querabschnitt kann auch bogenförmig ausgebildet sein, sofern nicht eine mehr oder
weniger scharfe Knickformung der Schenkel zueinander vorgezogen wird.
[0030] Der Siebrahmen 1 wird durch einen Kreis- bzw. Elipsenschwingantrieb in die erforderliche,
in senkrechter Ebene zum Antrieb gerichtete Schwingbewegung 6 versetzt, die ihrerseits
die Flachfedern 4 zur Resonanzschwingung 7 anregen.
[0031] Die Flachfedern 4 sind kürzer als die sie tragenden Querstäbe 3, so daß entsprechend
der Differenz aus dem Lichtmaß zwischen den durch Querstäbe 3 verbundenen Rahmenteilen
des Siebrahmens 1 und der Länge der Flachfedern 4 sich ein Wanderabstand 8 ergibt,
über dessen Länge die Flachfedern 4 bei angetriebener Siebmaschine hin- und herwandern.
[0032] Im Rahmen dieses Beispiels wird ein Sieb mit einer lichten Weite von 370 mm, eine
Länge der Federn 4 von 358 mm bei einer Drahtstärke von 1,5 mm und einem Schenkelwinkel
von jeweils 5° senkrecht zur Längsrichtung der Federn angenommen.
[0033] Die Querstäbe 3 weisen einen Durchmesser von 10 mm auf und sind im Abstand von 36
mm zueinander angeordnet ( handelsüblicher gezogener Rundstahl).
[0034] Es handelt sich bei den in diesem Beispiel erwähnten Dimensionierungsangaben lediglich
um einen Vorschlag.
1. Siebverfahren, bei dem die dem Siebkasten vermittelten Schwingungen im wesentlichen
senkrecht zur Siebebene gerichtet sind, dadurch gekennzeichnet,
d a ß diese Schwingungen unterhalb der Siebebene senkrecht zur Schwingungsebene (6)
und senkrecht zur Richtung des Siebgutüberlaufes (5) angeordnete, auf im Siebkasten
befestigten Auflagen liegende Flachfedern (4) zu Resonanzschwingungen (7) anregen,
deren wirksame Amplituden im wesentlichen einseitig zum Siebboden (2) gerichtet sind,
und
d a ß die Flachfedern (4) zusätzlich zu ihrer vertikal gerichteten Bewegung (7) innerhalb
eines vorbestimmten Wanderabstandes (8) horizontal hin- und herwandern.
2. Siebmaschine zur Ausübung des Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
d a ß im Siebrahmen (1) senkrecht zur Richtung des Siebgutüberlaufes (5), unterhalb
des Siebbodens (2) mit Abstand angeordnete Querstäbe (3) als Auflage für im wesentlichen
Zickzack geformte Flachfedern (4) vorgesehen sind,
d a ß die V-förmig zusammengeführten Schenkel jeder Flachfeder (4) in ihren Endbereichen
um ca. 90° , hierbei führend über die Querstäbe (3) greifend, abgebogen sind, und
d a ß die Länge der Flachfedern (4) etwas kürzer als die lichte Breite des Siebrahmens
(1) ist und diese in Richtung der Querstäbe (3) verschiebbar ausgebildet sind.
3. Siebmaschine nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
d a ß die V-förmig zusammengeführten Schenkel jeder Flachfeder (4) in ihren Enbereichen
ineinandergreifen und hierbei jeweils drei Querstäben (3) zwei Flachfedern (4) aufliegen.
4. Siebmaschine- nach Anspruch 2 und 3, dadurch gekennzeichnet,
d a ß die jeweils zueinander gerichteten Schenkel der Flachfedern (4) durch einen
etwa parallel zu den Querstäben (3) verlaufenden Querabschnitt ineinander überführen.
5. Siebmaschine nach Anspruch 2 und 3, dadurch gekennzeichnet,
d a ß die jeweils zueinander gerichteten Schenkel der Flachfedern (4) durch einen bogenförmig ausgebildeten Querabschnitt ineinander überführen.