[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Presslingen wie Span- oder
Faserplatten aus Gemischen von Spänen oder Fasern aus Holz, verholzten Pflanzenteilen
oder pflanzlichen oder mineralischen Fasern und durch Polykondensation oder Polyaddition
härtenden organischen Bindemitteln und Reaktionsbeschleunigern mit oder ohne' Zufuhr
von Wärme.
[0002] Es ist allgemein bekannt, den Abbindevorgang zum Beispiel bei der Spanplattenherstellung
durch die Verwendung wärmehärtbarer Bindemittel zum Beispiel Harnstoff-, Melamin-
oder Phenol-Formaldehyd-Harze und durch Zufuhr von Wärme während des Pressvorgangs
zu beschleunigen. Ausserdem werden der Bindemittellösung regelmässig Härtebeschleuniger
zugefügt, die für sich allein oder zusammen mit der zugeführten Wärme die Bindemittelhärtung
und damit den Produktionsvorgang beschleunigen.
[0003] Da zum Beispiel die Beschleunigung der Bindemittelhärtung durch Wärmezufuhr einerseits
in der Wärmebeständigkeit des Späne-Bindemittelgemisches, andererseits in der schlechten
Wärmeleitfähigkeit der meisten Span- und Faserplattenrohstoffe ihre Grenze findet,
ist eine Vielzahl von Vorschlägen bekanntgeworden, entweder die Wärmeleitfähigkeit
der Spankuchen oder den Wärmetransport durch zum Beispiel Wasserdampf oder Warmluft
zu verbessern, die Wärme gleichzeitig mit dem Aufbau des Spänekuchens in diesen einzubringen
oder sie darin zu erzeugen.
[0004] Alle diese den Stand der Technik bildenden Verfahren finden ihre Grenzen hinsichtlich
der weiteren Beschleunigung der Bindemittelhärtung in dem Erfordernis, dass das härtende
Bindemittel erst in den Gelzustand, das heisst in die endgültige molekulare Struktur
übergehen darf, wenn die Harz-Faser- oder Harz-Späne-Matrix verdichtet ist und damit
Späne und Bindemittel ihre endgültige Lage zueinander und innerhalb des Presslings
erreicht haben.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, diese Begrenzungen zu überwinden und eine
weitere Verkürzung der Härtezeiten zu erreichen bei im Zweifel eher reduzierter Wärme-,
also Energiezufuhr, zum Härteprozess.
[0006] Die Lösung dieser Aufgabe wird durch die technische Lehre vermittelt, dass ein Teil
(A) von 30 - 70 % der Rohspäne oberflächlich mit dem Bindemittel benetzt und der andere
Teil (B) von 70 - 30 % der Rohspäne oder eines anderen Trägermaterials, Füllmittels
oder dergleichen mit dem Reaktionsbeschleuniger benetzt und beim Aufbau des Spänekuchens
durch Streuen oder Schütten locker und wirr durcheinander fallend so geschichtet wird,
dass sich die mit Bindemittel benetzten Späne (A) und die mit Reaktionsbeschleuniger
benetzten Späne (B) nur soweit durch die Schüttung und das Späneeigengewicht unvermeidlich
berühren und der die völlige Reaktionshärtung einleitende Kontakt der Späne miteinander
erst bei der Verdichtung, beispielsweise durch Pressen, eintritt.
[0007] Bei dem erfindungsgemässen Verfahren werden die Span- oder Faserplatten, bei denen
die einzelnen Späne oder Fasern durch flüssige oder schmelzende, in jedem Falle jedoch
irreversibel aushärtende Bindemittel unter Druck, gegebenenfalls unter zusätzlicher
Wärmezufuhr miteinander verbunden werden, hergestellt. Zweck der Erfindung ist die
Beschleunigung des Aushärte- bzw. Verbindungsvorganges zur Erhöhung der Produktionsmenge
je Zeiteinheit.
[0008] Die Späne- oder Faserkuchen bestehen aus zwei verschiedenen Span-oder Faserkomponenten
A und B, deren eine, A, durch Aufteilung der ursprünglich vorgesehenen Span- oder
Fasermasse in zweckmässig gewählter Relation zueinander mit dem Bindemittel, deren
andere, B, jedoch mit einem Härter von hoher chemischer Reaktivität oberflächlich
benetzt ist.
[0009] Wird ein solcher Spänekuchen mit an sich bekannten Streumaschinen so aufgebaut, dass
die Späne der Komponenten A und B zufällig und wirr fallend im Kuchen gleichmässig
gemischt verteilt sind, dann tritt zwar eine gewisse Härtung des Bindemittels der
A-Späne an den Berührungsstellen mit B-Spänen ein, da der Spankuchen jedoch sehr sperrig-locker
geschichtet ist, ist die Anzahl dieser an sich unerwünschten Härtungsbrücken gering
und bleibt unschädlich. ,
[0010] Wird der so aufgebaute Spänekuchen nun wie bekannt verdichtet, so vergrössert sich
die Zahl der Berührungspunkte oder -flächen zwischen A- und B-Spänen schnell bis zu
dem durch den Verdichtungsgrad bestimmten Umfang, und die Bindemittelhärtung verläuft
entsprechend der gewählten Reaktivität des Härters schnell und über den Querschnitt
gleichförmig.
[0011] Das erfindungsgemässe Verfahren ist besonders wirksam, wenn die unverdichteten Späne
oder Fasern vor oder beim Aufbau des Spankuchens auf eine für die Bindemittelhärtung
günstige Temperatur nach bekannten Verfahren aufgeheizt werden, da diese Wärme im
Gegensatz zu ihrer Wirkung, wie erwähnt, nicht zu einer Vorhärtung des Bindemittels
führt, die wenigen unschädlichen Berührungsstellen ausgenommen. Vielmehr tritt ihre
Wirkung während der Verdichtung der A- und B-Späne-matrix nach dem oben beschriebenen
Mechanismus erst im aufgabengerecht günstigsten Zeitpunkt auf.
[0012] Selbstverständlich ist es möglich, das Verfahren zielgerecht abzuwandeIn, um zu besonderen
Wirkmechanismen zu kommen. So kann es zweckmässig sein, das Bindemittel als Teil der
Komponente A einer bestimmten Form oder Klassierung der Späne zuzuordnen, den Härter
als wirkenden Teil der Komponente B des Spänekuchens jedoch einer anderen Form oder
Klassierung, zum Beispiel besonders feinfaserigen oder langen Spänen. Es kann ferner
angezeigt sein, eine nur als Träger der Härtersubstanz dienende Faser - oder eine
andere geeignete Stofform, zum Beispiel feine Blättchen - in den Spänekuchen einzustreuen,
oder einzubauende Armierungsmittel, zum Beispiel Glasfasern, dazu zu verwenden. Alle
diese Modifikationen des Verfahrens sind durch den grundsätzlichen Erfindungsgedanken
gedeckt, Bindemittel und Härter in einer Harz-Späne- oder Harz-Fasermatrix erst im
letztmöglichen Augenblick zusammenzubringen, um mit Bindemittel-Härter-Gemischen von
kürzester Reaktionszeit arbeiten zu können.
[0013] Die Vorteile des Verfahrens sind offensichtlich. Die schnelle Härtereaktion beginnt,
die wenigen unschädlichen Berührungsstellen im geschütteten Spänekuchen wiederum ausgenommen,
im zielgerecht günstigsten Zeitpunkt des Prozesses, mit der Verdichtung des Spänekuchens.
Da sich die Späne der Komponenten A und B und damit Bindemittel und Härter nicht berühren,
ist der Einfluss von Zeit und Temperatur auf den unverdichteten Spänekuchen wenig
kritisch, auch nicht die Reaktivität des gewählten Härters.
[0014] Da ferner die Wärme dem Spankuchen vor oder beim Aufbau zugeführt werden kann, ist
sie sofort beim Anspringen des Härtevorgangs zugegen und wirkt ohne die zufuhrbedingte
Zeitverzögerung. Es genügt, die den Spänekuchen formenden Pressplatten oder Pressbleche
auf einer den Wärmeabfluss aus dem Kuchen verhindernden Temperatur zu halten. Die
unerwünschten Wirkungen heisser Pressflächen auf die Presslingsoberfläche und auf
den Dampfdruck in seinem Inneren unterbleiben.
[0015] Die Erfindung wird anhand des nachfolgenden Beispiels erläutert: 100 kg Hackrohspäne
aus Holz mit einer Restfeuchtigkeit von 4 % werden mit 16 kg 50 %iger wässeriger Lösung
eines Harnstoffharzes im Sprühmischer gemischt und unter schonender Trocknung auf
5 - 7 % Restfeuchte einer Streumaschine zugeführt, die die beleimten bzw. mit dem
Bindemittel versehenen Späne als Teil (A) wie bekannt zu einem ein- oder mehrschichtig
aufgebauten Spänekuchen zusammenstreut mit 20 kg Feinfaserspänen von 5 - 7 % Restfeuchte,
die getrennt und parallel zur Aufbereitung der Hackrohspäne mit 0,8 kg 20 %iger wässeriger
Lösung von Ammoniumchlorid als Härter besprüht und als Komponente (B) einem zweiten
Streuwerk übergeben, das sie in den Spänestrom des ersten, die Komponente (A) liefernden
Streuwerks stetig und im Verhältnis der oben genannten Komponentengewichte einstreut.
Dabei ist es wichtig, dass sich die Späne der Komponente (A) und (B) im freien Fall
in diesem Verhältnis mischen und zu einem lockeren Spänekuchen aufbauen, der dann
unter Pressung verdichtet und dabei der völligen Reaktionshärtung unterworfen wird.
Verfahren zur Herstellung von Presslingen, wie Span- oder Faserplatten, aus Gemischen
von Spänen oder Fasern aus Holz, verholzten Pflanzenteilen oder pflanzlichen oder
mineralischen Fasern und durch Polykondensation oder Polyaddition härtenden organischen
Bindemitteln und Reaktionsbeschleunigern mit oder ohne Zufuhr von Wärme, dadurch gekennzeichnet,
dass ein Teil (A) von 30 - 70 % der Rohspäne oberflächlich mit dem Bindemittel benetzt
und der andere Teil (B) von 70 - 30 % der Rohspäne oder eines anderen Trägermaterials,
Füllmittels oder dergleichen mit dem Reaktionsbeschleuniger benetzt und beim Aufbau
des Spänekuchens durch Streuen oder Schütten locker und wirr durcheinanderfallend
so geschichtet wird, dass sich die mit Bindemittel benetzten Späne (A) und die mit
Reaktionsbeschleuniger benetzten Späne (B) nur soweit durch die Schüttung und das
Späneeigengewicht unvermeidlich berühren und der die völlige Reaktionshärtung einleitende
Kontakt der Späne miteinander erst bei der Verdichtung, beispielsweise durch Pressen
eintritt.