[0001] Die Erfindung betrifft eine Treibladung für Hülsenmunition aus Treibladungspülverkörpern
bestimmter geometrischer Form, die in Treibladungshülsen eingefüllt sind, insbesondere
Mehrloch-, Röhrchen-, Streifen- und Kugelpulverkörper, und ein Verfahren zur Herstellung
solcher Treibladungen.
[0002] Beim Auslösen eines Schusses in einer Rohrwaffe erteilt die durch Verbrennung eines
festen Treibmittels, nämlich eines Treibladungspulvers, erzeugte Gasmasse dem Geschoß
die translatorische und die Rotationsenergie.
[0003] Die Umsetzung dieses festen Treibmittels in gasförmige Produkte darf jedoch nicht
zu schnell erfolgen, damit der maximale Gasdruck bzw. Gasdruckanstieg und die hieraus
resultierenden Belastungswerte für das Geschoß und das Waffenrohr niedrig bleiben.
[0004] Die einzelnen Treibladungspulverkörper einer Treibladung brennen in Schichten jeweils
senkrecht zu ihrer Oberfläche ab, so daß die anfängliche geometrische Form in ihrer
Grundtendenz weitestgehend erhalten bleibt. Diese senkrecht zur Treibladungspulveroberfläche
fortschreitende Abbrandgeschwindigkeit ist vom Verbrennungsdruck abhängig. Der zeitliche
Massengradient der Umsetzung entspricht wiederum dem Produkt aus jeweiliger Abbrandgeschwindigkeit,
Treibmitteloberfläche und Treibmitteldichte.
[0005] Bekannte Treibladungen verwenden daher Treibladungspulver mit progressiver Abbrandcharakteristik,
d.h. im Verlauf des Abbrandes wächst die anfängliche Abbrandoberfläche bis zu einem
maximalen Wert in Nähe des Brennschlusses an. Nimmt die Progressivität eines Treibladungspulvers
zu, so muß- und dies läßt sich innenballistisch ableiten - die Anfangsabbrandoberfläche
der gesamten Treibladung
"bezogen auf gleiche Ladedichte und den gleichen maximalen Gasdruck, in der Patrone
kleiner werden. Eine durch höhere Progressivität der Treibladungspulverkörper erforderliche
Verringerung der Anfangsabbrandoberfläche bedeutet normalerweise eine Reduzierung
der Treibladungspulvermasse. Um jedoch die durch eine Progressivitätszunahme gewonnene
Ladungsreserve leistungssteigernd auszunutzen, ist es in der Praxis üblich, eine nachträgliche
Oberflächenbehandlung des Treibladungspulvers mit Weichmachern, vorzugsweise Centraliten,
Phthalaten oder Kampfer, durchzuführen. Diese Behandlungsmittel haben eine negative
Bildungsenthalpie und setzen die Gesamtenergie der Ladungsmasse herab. Wegen der Imprägnierwirkung
dieser Behandlungsmittel verringert sich auch die Abbrandgeschwindigkeit in der Weise,
daß die größte relative Brenngeschwindigkeitsminderung bei der höchsten Konzentration
des Behandlungsmittels im Treibladungspulverkorn, also praktisch an der Oberfläche,
erfolgt. Dies ist gleichwertig mit einer Verkleinerung an Abbrandoberfläche, denn
der zeitliche Gasmassengradient entspricht dem Produkt aus Abbrandoberfläche, Brenngeschwindigkeit
und Dichte.
[0006] Da der Anfangswert für das Produkt aus Brenngeschwindigkeit und Abbrandoberfläche
wegen der Zusammenhänge von Progressivität und Maximalgasdruck konstant bleiben muß,
läßt sich die Treibledungsmasse ohne Erhöhung des Haximaldruckwertes um so mehr steigern,
je stärker und differenzierter die Oberflächenbehandlung durchgeführt wurde.
[0007] Eine solchermaßen durchgeführte Treibladungsanpassung bewirkt wegen der im Vergleich
zum unbehandelten Treibladungspulver erfolgten Treibladungsmassenerhöhung einen erheblichen
Progressivitätsgewinn der Treibladung und eine Vergrößerung des Produkts aus Brenngeschwindigkeit
und Abbrandoberfläche. Dies geschieht allerdings erst dann, wenn die Phlegmatisierung
nicht mehr wirksam ist. Der geschilderte Progressivitätsgewinn führt zu einer beträchtlichen
Aufweitung des Druck-Zeit-Verlaufes und damit zu einem erheblichen Leistungsgewinn.
[0008] Die Grenzen für solche Maßnahmen liegen einmal in der Begrenzung der maximal möglichen
Treibladung selbst, zum anderen darin, daß stark oberflächenbehandelte Treibladungspulver
schwieriger anzuzünden sind. Dies ist im Hinblick auf die Gesamtschußzeit von Nachteil.
Außerdem würde sich die Energiebilanz der Treibladung ab einer bestimmten Behandlungsstärke
so stark verschlechtern, daß dieser energetische Leistungsverlust durch die innenballistischen
Vorteile nicht mehr ausgeglichen werden könnte.
[0009] Üblicherweise wird bei patronierter Munition eine geschüttete Treibladung verwendet,
die gewöhnlich in Granulatform als Röhrchen, Streifen, Kugeln oder Mehrlochzylindern
laboriert wird. Die Ladungsdichte beträgt dann etwa 0,9 bis 1,0 g/cm
3, bei einzelnen hochwertigen Treibladungspulver-Sorten bestenfalls 1,05 g/cm
3. Hieraus ergibt sich bei einem vorgegebenem Hülsenvolumen über die resultierende
maximale Treibladungsmasse eine optimale Treibladung, die in Rezeptur, Geometrie und
Oberflächenbehandlung durch die Waffen- und Munitionsparameter festgelegt ist. Eine
Verbesserung der Leistung einer solchen optimierten Schüttpulverladung ist ohne Veränderung
der
[0010] Parameterwerte, z.B. Erhöhung des maximalen Gasdruckes oder Verlängerung des Geschoßbodenweges
nicht möglich.
[0011] Seit Jahren werden daher Verfahren entwickelt, durch die eine Leistungssteigerung
über sogenannte verfestigte bzw. verdichtete Treibladungen, d.h. eine Erhöhung der
Ladungsdichte, erzielt werden soll. Bei allen diesen Verfahren werden jedoch Löse-
oder Bindemittel benötigt, wodurch der Arbeitsaufwand erheblich erhöht wird, so daß
solche Treibladungen nur sehr zeitintensiv hergestellt werden können und außerdem
sehr teuer sind.
[0012] Ein Verfahren zur Herstellung von verfestigten Pulverladungen ist aus der DE-OS 24
03 417.bekannt geworden. Hierbei besteht die verfestigte Pulverladung aus verdichteten
Granalen von nichtrauchendem Pulver mit einer Vielzahl von Gitterzwischenräumen, die
weitgehend einheitlich über die gesamte verdichtete Masse verteilt sind. Wesentlich
ist nun, daß bei der Herstellung dieser verfestigten Pulverladung die Oberflächen
der Einzelgranalen zunächst erweicht werden, indem sie Lösungsmitteldämpfen ausgesetzt
werden, und erst danach zusammengepreßt werden. Neben einen erhöhten Arbeits- und
Arbeitsmittelaufwand ist ein solches Verfahren von Nachteil dadurch, daß aufwendige
Maßnahmen getroffen werden müssen, um eine Gefährdung der Gesundheit von Menschen
auszuschließen.
[0013] Aufgabe der Erfindung ist es deshalb, eine Treibladung für Hülsenmunition und ein
Verfahren zu ihrer Herstellung zu sc durch welche das Leistungsvermögen gegenüber
den bekannten Treibladungen erhöht ist, ohne daß dadurch gleichzeitig ein erhöhter
Arbeitsaufwand und eine Menschengefährdung aus Lösungsmitteldämpfen entsteht.
[0014] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Treibladungspulverkörper
in der Treibladungshülse durch Anwendung von äußerem Druck ohne Zusatz von Binde-und/oder
Lösungsmitteln bis zu einer Ladedichte von 1.0 bis 1.5 g/cm
3 zusammengepreßt und bei einer nahezu gleichmäßigen oder graduell verschiedenen Verdichtung
elastisch bis plastisch verformt sind.
[0015] Eine Erhöhung der Ladungsdichte durch Anwendung von äußerem Druck ließ sich bisher
nicht durchführen, weil die Pulverkörper bei Anwendung von Druck aufgrund ihrer Sprödigkeit
zerbrachen und damit die gewünschte Abbrandcharakteristik nicht mehr gewährleistet
war.
[0016] Elastische Pulverkörper sind an sich bekannt. Sie sind aufgrund des Zusatzes von
Weichmachern zu der Nitrocellulose vor deren Formgebung elastisch. Der Grad der Elastizität
hängt dabei weitgehend von der Art und der Menge des eingesetzten Weichmachers ab.
Eine Beeinflussung der Elastizität ist auch durch eine nachträgliche Oberflächenbehandlung
mit diesen Weichmachern gegeben.
[0017] Die Weichmacher in diesen elastischen Treibmittelpulverkörpern sind ebenfalls an
sich bekannte Weichmacher für Nitrocellulose, wie z.B. Kampfer und Phthalsäureester.
Sie können allein oder als Gemische in der Nitrocellulose enthalten sein, bevor diese
der Formgebung unterworfen wird.
[0018] Der anzuwendende Druck bei der Herstellung der erfindungsgemäßen gepreßten Treibladung
hängt einmal von der Ladedichte, die die Abbrandcharakteristik der Gesamtladung stark
beeinflußt, und andererseits von der Elastizität der Pulverkörper ab. Es muß deshalb
vor Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens in Ladungsermittlungsbeschüssen festgestellt
werden, welche Grenzladedichte und damit,welcher Pre3druck maximal möglich ist, ohne
einerseits unverbrannte Pulverrückstände, und damit Leistungseinbußen, und andererseits
mechanisch zerstörte Pulverkörper, und damit über eine Oberflächenvergrößerung Drucksprünge,
zu erhalten. Gegebenenfalls müssen Pulverkörper mit höherem Weichmachergehalt eingesetzt
werden. Der Hauptbestandteil der Treibladungskörper ist Nitrozellulose. In den erfindungsgemäß
eingesetzten Pulverkörpern beträgt deren Anteil maximal 85 bis 90 Gewichtsprozente,
je nachdem, welche Weichmacher eingesetzt sind und wie hoch der Anteil dieser Weichmacher
in den Pulverkörpern ist.
[0019] In erfindungsgemäßer Fortführung kann die Treibladung aus Teilmengen bestehen, die
mit gleichen oder zueinander unterschiedlichen Drücken abschnittsweise gleichmäßig
oder. graduell verschieden in der Treibladungshülse verdichtet sind. Beim Füllen mit
Teilmengen und abschnittsweise gleich mäßigem Druck ist eine nahezu gleichbleibende
Ladedichte über die gesamte Füllung möglich. Werden dagegen die eingefüllten Teilmengen
mit unterschiedlichen Drücken zusammen gepreßt, so werden bewußt Inhomogenitäten in
der Ladungsdichte auftreten. Ferner kann die Pressung derart erfolgen, daß die Ladungsdichte
vom Hülsenboden zum Hülsenmund der Treibladungshülse nahezu kontinuierlich abnimmt.
[0020] Die Teilmengen können weiterhin in Rezeptur und/oder Geometrie unterschiedlich sein.
[0021] Die Treibladungskörper müssen jedoch, zumindest in einer Teilmenge, bestimmte geometrische
Formen wie Mehrlochzylinder oder Röhrchen besitzen. Durch das erfindungsgemäße Verfahren
wird dann die geometrische Form dieser Körper
[0022] in der Art verändert, daß die lichte Weite der Innenkanäle verkleinert wird. Dies
ist gleichbedeutend mit einer Verringerung der Abbrandoberfläche, so daß die Ladungsmasse
infolge der anfangs skizzierten Zusammenhänge ohne Erhöhung des maximalen Gasdruckes
innerhalb bestimmter Grenzen bei entsprechender Anpassung der Geometrie oder Oberfläc,
behandlung des Treibladungspulvers gesteigert werden kann.
[0023] Wenn in dem Boden der Treibladungshülse bereits das druckempfindliche Anzündelement
angeordnet ist, kann dieses in Weiterführung der Erfindung mittels eines während des
Füll-und Preßvorganges der Treibladungspulverkörper eingesetzten Dorns geschützt sein,
und der durch den Dorn mittig der Treibladungshülse entstandene Kanal kann mit einer
Anzündmischung und/oder mit Treibladungspulverkörpern gefüllt sein.Gegebenenfalls
kann nach dieser Auffüllung wiederum ein Preßvorgang erfolgen.
[0024] Bei geringer Verdichtung der Pulverkörper und/oder preßtechnisch ungünstiger Hülsenform
kann es erforderlich'werden, den freien Preßrand bzw. die Ladungsoberfläche gegen
Ausbröckeln einzelner Pulverkörper und/oder Aufwerfen des Preßspiegels zu stabilisieren,
bis der durch den Dorn hervorgerufene mittige Kanal aufgefüllt bzw. die Patrone komplettiert
ist. Aus diesem Grund kann erfindungsgemäß eine Abdeckung aus einem plastischen, anschmiegsamen,
rückstandsfrei verbrennbarem Material, vorzugsweise aus schwedischem Additivmaterial
mit auf die Treibladung gepreßt sein.
[0025] Das Verfahren zur Herstellung der erfindungsgemäßen Treibladung ist dadurch gekennzeichnet,
daß die Treibladungspulverkörper mittels eines Einfülltrichters, dessen Einfüllstutzen
an der Innenwand des Hülsenmundes der Treibladungshülse unmittelbar anliegt, in die
Treibladungshülse eingefüllt werden und da selbst durch Anwendung von äußerem Druck
bis zu einer Ladedichte von 1.0 bis 1.5 g/cm
3 ohne Zusatz von Binde- und/oder Lösungsmitteln zusammengepreßt und bei nahezu gleichmäßiger
und/oder graduell verschiedener Verdichtung elastisch bis plastisch verformt werden.
[0026] Durch den erfindungsgemäßen Einsatz des Einfülltrichters können die Treibladungspulverkörper
beim Schüttvorgang und dem Pressen am Hülsenmund kein Graphit ablagern, was zu einer
Verminderung der Reibungskräfte an der Hülseninnenwand führen würde. Durch die Verringerung
der Reibung an der Hülsenwand erhält das durch Anwürgen mit der Treibladungshülse
verbundene Geschoß andere.Ausziehwider- stände, wodurch sich innenballistische Veränderungen
ergeben bzw. die Zuführsicherheit der Patronen vermindert wird.
[0027] Die Erfindung wird anhand von zwei Beispielen näher erläutert. Dabei dienen die Figuren
zum besseren Verständnis der Erfindung. Es zeigen:
Fig. 1 ein Diagramm über den Funktionsverlauf der Lademassenerhöhung bei bestimmten
Parametern
Fig. 2 eine graduelle Verpressung der Treibladungspulverkörper ohne Zentralkanal
Fig. 3 eine gleichmäßige Verpressung von drei verschiedenen Treibladungspulvern mit
gefülltem Zentralkanal
Fig. 4 eine graduelle Verpressung eines Treibladungspulvers in drei Stufen mit Mitteldorn
und Einfülltrichter.
Beispiel 1:
[0028] In einer Treibladungshülse mit einem Volumen V
H von 75 cm
3 sind 70 Gramm eines 19-Loch-Treibladungspulvers als Schüttpulverladung laboriert.
Das 19-Loch-Treibladungspulver besitzt die durchschnittlichen geometrischen Abmessungen:
[0029] Mit einer Dichte von ϕ = 1.608 g/cm
3 ergibt sich eine Treibladungspulver-Stückzahl von Q = 1.163. Die gesamte Oberlfäche
der Treibladung beträgt O
A = 1099 cm
2 und teilt sich auf in eine äußere Oberfläche von 0
a = 730 cm
2 und eine innere Oberfläche 0
i = 369 cm
2. Die Oberfläche setzt sich zusammen aus dem Zylindermantel, den Stirnflächen und
der Oberfläche der Bohrüngen in den Treibladungspulverkörpern.
[0030] Bei einer Erhöhung der Ladungsmasse infolge des erfindungsg mäßen Verfahrens wird
nun die lichte Weite der Innenkanäle abnehmen, wodurch sich eine Verringerung der
inneren Oberfläche ergibt. Es läßt sich nun ein Grenzwert für den erforderlichen lichten
Durchmesser Ø
i der Innenkanäle als Funktion der Lademassenerhöhung ermitteln, bei dem die An- fangsabbrand9berfläche
O
A der Treibladung trotz der Lademassenerhöhung konstant bleibt. Einen solchen Funktionsverlauf
zeigt für das behandelte Beispiel Figur 1. Es wurde auch die aus der Lademassenerhöhung
resultierende Abnahme des freien Luftvolumens mit V
L/V
LA in der Patronenhülse eingetragen, wobei V
L = das jeweilige Luftleervolumen bei Fü und V
LA = das Anfangsvolumen von Luft in der Treibladungshülse bei einer Ladung von 70 g
bedeuten.Aus dem Diagramm lä. sich leicht entnehmen, daß der für das Verfahren vorzugsweis
gegebene Bereich der Ladedichte zwischen 1,1 u. 1,3 g/cm für gewählte Beispiel Werte
des lichten Innenkanals angibt, die i technisch machbar sind. Andererseits ist in
der Treibladungshülse dann noch ein beträchtliches Leervolumen vorhanden, so daß die
Anzündung der Treibladung ohne Schwierigkeiten möglich ist.
Beispiel 2 :
[0031] Ein auf bekannte Weise hergestelltes 19-Loch-Pulver mit einem Lochdurchmesser 0,15
mm und der Zusammensetzung:
73 Gew.-% Nitrocellulose
20 Gew.-% Diglycoldinitrat
5 Gew.-% Nitroguanidin
1 Gew.-% Methyl-Diphenylharnstoff
1 Gew.-% Natriumsulfat,
auf dessen Oberfläche 1% Dioctylphthalat in einer Nachbehandlung aufgebracht wird
und dessen einzelne Körner einen Außendunchmesser von 4,0 mm bei einer Länge von 4
mm besitzen, wird in Treibladungshülsen der Abmessungen 30 mm x 113 DEFA gefüllt.
Vor dem Füllen wurde ein Dorn auf das in dem Hülsenboden befindliche Anzündhütchen
gestellt und dann die Schüttung mit dem Pulver durchgeführt. Anschließend wurde das
Pulver mit einer Handpresse und einem Preßstempel in Hohlzylinderform (Zylinderdurchmesser
= Durchmesser des Dorns) verdichtet. Nach dem Verdichten wurde der Dorn entfernt und
in den verbleibenden Hohlraum Pulver eingeschüttet. Insgesamt wurden jeweils 62 g
Pulver in die einzelnen Treibladungshülsen eingepreßt. Anschließend würden Übungsgeschosse
mit 245 g Masse eingesetzt und angewürgt.
[0032] In einem 30 mm Gasdruckmesser wurden bei den Temperaturen von -40°C, + 21°C und +50
oC die Maximaldrücke P
max in bar und die Mündungsgeschwindigkeiten V
E in m/s ermittelt.
[0033] Bei gleichem Maximaldruck ergab sich folgende Geschwindigkeitserhöhung gegenüber
den Werten für die Original-Treibladung:
[0034] Dabei steht "T" für Temperatur und Δv für den Leistungszuwachs durch Geschoßgeschwindigkeitserhöhung.
[0035] Mit dem gleichen Treibladungspulver wurde mit Treibladungshülsen 27 mm x 145 folgende
Verbesserung bei einer Ladungserhöhung um 13,5 g erzielt:

[0036] Versuche mit leicht abgewandelten Treibladungsmuster in Geometrie und Oberfl ächenbehandlung
ergaben gegenüber den Patronen 25 mm x 137 APDS und 105 mm x 617 APDS eine Geschwindigkeitszunahme
zwischen 50 und 100 m/s mit dem erfindungsgemäßen Verfahren. Dies bedeutet, daß das
erfindungsgemäße Verfahren auch in einem großen Kaliberbereich und bei unterschiedlichen
Geschoßarten eingesetzt werden kann.
[0037] Die schematische Darstellung der Treibladungshülsen mit eingepreßtem Treibladungspulver
nach den Figuren 2 bis 4 zeigt in Fig. 2 eine Treibladungshülse 100 mit einem Treibladungspulver
101, das vom Hülsenboden 102 zum Hülsenmund 103 graduell verpreßt ist. In dem gezeigten
Beispiel nimmt die Ladungsdichte zum Hülsenmund 103 hin zu.
[0038] Fig. 3 zeigt eine gleiche Treibladungshülse 100 mit Hülsenboden 102 und Hülsenmund
103. Das Treibladungspulver 101 ist hier in den drei Teilmengen 101.1, 101.2 und 101.3
in die Treibladungshülse 100 eingefüllt worden und jeweils abschnittsweise mit gleichem
Druck zusammengepreßt worden.
[0039] Ausgehend vom Hülsenboden 102 befindet sich in der Längsachse der Treibladungshülse
100 ein zum Hülsenmund 103 konisch erweiteter Kanal 104, der mit einem Treibladungspulver
105 aufgefüllt ist. Der obere, freie Preßrand der oberen Teilmenge des Treibladungspulvers
ist gegen Ausbröckeln und/oder Aufwerfen des Preßspiegels durch eine plastisch-anschmiegsame
und rückstandsfrei verbrennbare Abdeckung 110 stabilisiert.
[0040] Die Fig. 4 zeigt wiederum die Treibladungshülse 100 mit dem Hülsenboden 102 und dem
Hülsenmund 103. Das Treibladungspulver 101 ist mit unterschiedlichen Drücken in die
Treibladungshülse 100 eingepreßt worden. So ergibt sich für die untere Teilmenge 101.4
die größte Ladedichte, die über die Teilmenge 101.5 bis zur Teilmenge 101.6 abnimmt.
Bei diesem Beispiel befindet sich die größte Ladedichte am Hülsenboden 103. In der
Längsachse der Treibladungshülse 100 ist der Kanal 104 mit konischer Erweiterung zum
Hülsenmund 103 geschaffen. Das Treibladungspulver wird über einen Einfülltrichter
106, dessen Einfüllstutzen 107 direkt an der Innenwand des Hülsenmundes 103 anliegt,
in die Treibladungshülse geschüttet. Mit 108 ist der Preßstempel und mit 109 der Dorn
zum Schutz des Anzündelementes im Hülsenboden 102 bezeichnet.
1. Treibladung für Hülsenmunition und Verfahren zu ihrer Herstellung, aus Treibladungspulverkörpern
bestimmter geometrischer Form, insbesondere Mehrloch-, Röhrchen-, Streifen- oder Kugelpulverkörper,
die in Treibladungshülsen eingefüllt sind,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Treibladungspulverkörper in der Treibladungshülse (100) durch Anwendung von
äußerem Druck und ohne Zusatz von Binde- und/oder Lösungsmitteln bis zu einer Ladedichte
zwischen 1,0 bis 1,5 g/cm zusammengepreßt und bei einer nahezu gleichmäßigen oder
graduell verschiedenen Verdichtung elastisch bis plastisch verformt sind.
2. Treibladung für Hülsenmunition nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch
Teilmengen, die mit gleichen oder zueinander unterschiedlichen Drücken abschnittsweise
gleichmäßig oder graduell verschieden in der Treibladungshülse (100) verdichtet sind.
3. Treibladung für Hülsenmunition nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß sich die Teilmengen aus in Rezeptur und/oder in Geometrie unterschiedlichen Treibladungspulverkörpern
zusammensetzen.
4. Treibladung für Hülsenmunition nach den Ansprüchen 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das am Boden der Treibladungshülse (100) befindliche Anzündelement mittels eines
während des Füll-und Preßvorgangs der Treibladungspulverkörper eingesetzten Dorns
(109) geschützt ist, und der durch den Dorn (109) mittig der Treibladungshülse (100)
entstandene Kanal (104) mit Anzündmischung und/oder Treibladungspulverkörpern gefüllt
ist.
5. Treibladung für Hülsenmunition nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß der freie Preßrand bzw. die Treibladungsoberfläche der komprimierten Treibladungspulverkörper
gegen Ausbröckeln und/oder Aufwerfen des Preßspiegels durch eine Abdeckung (110) aus
plastisch-anschmiegsamen, rückstandsfrei verbrennbarem Material, insbesondere schwedischen
Additivmaterial, stabilisiert ist.
6. Verfahren zur Herstellung der Treibladung für Hülsenmunition nach den Ansprüchen
1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Treibladungspulverkörper mittels eines Einfülltrichters (106), dessen Einfüllstutzen
(107) an der Innenwand des Hülsenmundes (103) der Treibladungshülse (100) unmittelbar
anliegt, in die Treibladungshülse (100) eingefüllt werden und da selbst durch Anwendung
von äußerem Druck bis zu einer Ladedichte zwischen 1,0 bis 1,5 g/cm3 ohne Zusatz von Binde- und/oder Lösungsmitteln zusammengepreßt und bei nahezu gleichmäßiger
und/oder graduell verschiedener Verdichtung elastisch bis plastisch verformt werden.