[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Kühlen und Stützen
eines Stranges in einer Plattenkokille einer Stahlstranggiessanlage während einer
Aenderung von Giessparametern, insbesondere während einer Bewegung einer zwischen
Breitseitenwänden angeordneten Kokillenwand zur Aenderung des Strangquerschnittes.
[0002] Bei Stranggiessanlagen, insbesondere bei Stahlstranggiessanlagen ist es bekannt,
Plattenkokillen mit in der Breite verstellbarem Formhohlraum zu verwenden. Bei solchen
Plattenkokillen sind zwischen Breitseitenwänden angeordnete Schmalseitenwände durch
Verstelleinrichtungen wie Spindeln etc. quer zur Stranglaufrichtung bewegbar.
[0003] In jüngerer Zeit ist es im weiteren bekannt geworden, Strangformate auch während
eines laufenden Gusses zu verändern. Dabei werden die Verstelleinrichtungen durch
Fernsteuerung bedient.
[0004] Aus der europäischen Patentanmeldung 0 028 776-A 1 ist ein Format-Verstellverfahren
für Stahlstranggiessanlagen bekannt geworden, das zur Erreichung kurzer Verstellzeiten
und kurzer Uebergangsstücke am gegossenen Strang zwei in Stranglaufrichtung hintereinander
an einer Schmalseite angeordnete Bewegungseinrichtungen so betreibt, dass während
der Verschwenkbewegung der Kokillenwand das gegenseitige Verhältnis der Verschiebegeschwindigkeiten
der beiden Bewegungseinrichtungen verändert wird. Bei diesem Verfahren wird eine Spaltbildung
zwischen Kokillenwand und Strangkruste verkleinert. Auch kann durch dieses Verfahren
gleichzeitig die Verformung der Strangkruste in engen Grenzen gehalten werden, wenn
die Bewegungsgeschwindigkeit bzw. die Verschwenkgeschwindigkeit der Kokillenwand nicht
zu hoch gewählt wird. Obwohl kleine Luftspalte durch örtliche Ausbauchungen im Mittelbereich
der Schmalseite zum Teil kompensiert werden, sinkt die Kühlleistung in den Kantenbereichen
ab, wodurch die Durchbruchgefahr erhöht bzw. die Betriebssicherheit verringert wird.
Um solche Durchbrüche zu vermeiden, sind auch bei diesem Verstellverfahren noch relativ
lange Uebergangsstücke am gegossenen Strang von beispielsweise 2,5 m für 50 mm Breitenänderung
zwischen zwei unterschiedlichen Formaten kaum zu umgehen.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung zu schaffen,
die eine optimale Kühlung und Stützung der Strangkruste während einer Aenderung eines
Giessparameters, insbesondere bei einem Verändern der Lage von Kokillenwänden, ermöglicht,
wobei während des laufenden Giessbetriebes eine hohe Verstellgeschwindigkeit und eine
hohe Betriebssicherheit erreicht werden soll.
[0006] Nach der Erfindung wird dies dadurch erreicht, dass der Kokillenwand während der
Bewegung eine der momentanen geometrischen Ausbildung der dieser Kokillenwand zugeordneten,
sich bewegenden Strangkruste entsprechende Biegung aufgebracht wird.
[0007] Die erfindungsgemässe Vorrichtung zeichnet sich dadurch aus, dass mindestens einer
Kokillenwand eine Einrichtung zum Biegen der Kokillenwand zugeordnet ist und dass
die Mittelachsen der Krümmungskreise der Biegelinie quer zur Stranglaufrichtung und
parallel zur Kokillenwand verlaufen und die Biegeeinrichtung mit einer Steuereinrichtung
verbunden ist.
[0008] Mit diesem Verfahren bzw. mit dieser Vorrichtung wird auch während einer Veränderung
der Lage der Kokillenwand eine optimale Kühlung und Stützung des Stranges bzw. der
noch dünnen Stran
gkruste bei geringer Reibung erreicht. Dies führt zu einer hohen Wärmeabfuhr mit einem
gleichmässigen Krustenwachstum und zu einer fehlerfreien Strangoberfläche. Durch die
hohe mögliche Verstellgeschwindigkeit wird eine Verkürzung von konischen Uebergangsstücken
am Strang bei gleichzeitig grösseren Breitenverstellschritten ermöglicht. Die optimale
Kühlung und Stützung der noch dünnen Strangkruste vermindert im weiteren die Durchbruchgefahr
ganz wesentlich und ergibt dadurch zusätzlich eine indirekte Leistungssteigerung beim
Giessen unterschiedlicher Strangquerschnitte ohne Giessunterbruch. Auch kann ein Verschleiss
an den Kokillenwänden vermindert werden.
[0009] Bei einer Aenderun
g der Strangbreite mit vorangehender Schwenkbewegung erfolgt in der Regel ein Parallelverschieben
der verschwenkten Kokillenwand. Zur Erreichung hoher Verstellgeschwindigkeiten der
beweglichen Kokillenwand ist es von Vorteil, wenn zusätzlich zur Schwenkbewegung und
Biegung auch eine Verschiebebewegung der Kokillenwand überlagert wird.
[0010] Die momentane geometrische Ausbildung der sich bewegenden Strangkruste kann in Abhängigkeit
der Verschwenkgeschwindigkeit bzw. der Bewegungsgeschwindigkeit der Strangkruste mittels
einem Rechner vorausbestimmt werden. Solche im voraus bestimmte gespeicherte Werte
werden mit Vorteil zur Steuerung der Biegung der Kokillenwand verwendet. Als Alternative
zu dieser rechnerischen Methode kann nach einem weiteren Merkmal die Biegung und die
Verschiebegeschwindigkeit aber auch in Abhängigkeit von in Stranglaufrichtung sich
folgenden Messungen der Wärmeleistung der Kokillenwand eingestellt werden.
[0011] Bei einer Errechnung der geometrischen Ausbildung der Strangkruste kann jegliche
Ausbauchung vernachlässigt werden. Eine spaltlose Abstützung der Strangkruste kann
nach einem weiteren Kennzeichen erreicht werden, wenn die Mittelachsen der Krümmungskreise
der gebogenen Kokillenwand quer zur Stranglaufrichtung und parallel zur Kokillenwand
verlaufen.
[0012] Bei Biegebeginn und Biegeende ist es vielfach ausreichend, wenn die Kokillenwand
nur über einen Teil ihrer Länge gebogen wird, wobei die Kokillenwand auf einer Seite
der quer zur Stranglaufrichtung liegenden Mittelachse gebogen und auf der anderen
Seite der Mittelachse schräg zur Stranglaufrichtun
g gestellt wird.
[0013] Der Aufbau der biegsamen Kokillenwand kann auf verschiedenen Konstruktionsprinzipien
und mit verschiedenen biegsamen Materialien realisiert werden. Eine vorteilhafte Konstruktion
ergibt sich, wenn die Kokillenwand aus einer biegsamen Wand und einer starren Stützplatte
und die Biegeeinrichtung aus beidseits einer Stützachse angeordneten, unabhängig betätigbaren,
mit der Stützplatte verbundenen Bewegungseinrichtungen bestehen. Die biegsame Wand
wird mit Vorteil aus einer Kupferplatte und einer biegsamen, nicht metallischen, mit
Kühlkanälen versehenen Verbundplatte aufgebaut.
[0014] Im weiteren empfiehlt die Erfindung, dass die Stützachse als Gelenk zwischen der
biegsamen Wand und der starren Stützplatte ausgebildet ist.
[0015] Im nachfolgenden werden anhand von Figuren Verfahrens- und Vorrichtungsbeispiele
der Erfindung beschrieben. Dabei zeigen:
Fig. 1 Draufsicht auf eine schematisch dargestellte Plattenkokille,
Fig. 2 einen Vertikalschnitt durch eine Schmalseitenwand einer Plattenkokille und
Fig. 3 Biegelinien einer Schmalseitenwand während einer Schwenk- und Verschiebebewegung.
[0016] In Fig. 1 sind in einem Rahmen 1 zwei Schmalseitenwände 2, 2' und zwei Breitseitenwände
3, 3' befestigt. Die Schmalseitenwände 2, 2' sind mit Einrichtungen zum Verstellen
des Strangquerschnittes in Form von Spindeln 5 und mit einer schematisch dargestellten
Einrichtung 7 zum Biegen der Schmalseitenwände 2, 2' versehen. Mit bekannten Kraftgeräten
werden die Schmalseitenwände 2, 2' zwischen den Breitseitenwänden 3, 3' über angelenkte
Stangen 8 festgeklemmt.
[0017] In Fig. 2 ist eine Kokillenwand 20, die beispielsweise als Schmalseitenwand in der
Kokille gemäss Fig. 1 verwendet werden könnte, aus einer biegsamen Wand 21 und einer
starren Stützplatte 22 aufgebaut. Biegeeinrichtungen 24 sind beidseits einer Stützachse
26 an der starren Stützplatte 22 schwenkbar angeordnet und mit der biegsamen Wand
21 gelenkig verbunden. Die beiden Biegeeinrichtungen 24 bestehen aus unabhängig betätigbaren
Schrittmotoren für die Bewegung von Biegespindeln 27. Ueber eine bekannte Steuereinrichtung
28, die mit einem Rechner 14 verbunden ist, sind mit den Schrittmotoren sehr genaue
axiale Bewegungen der Biegespindeln 27 erreichbar.
[0018] Die Stützachse 26 ist bei dieser Wand als Gelenk zwischen der biegsamen Wand 21 und
der starren Stützplatte 22 ausgebildet.
[0019] Die biegsame Kokillenwand 21 ist aus einer Kupferplatte 30 und aus einer biegsamen,
mit Kühlkanälen 31 versehenen Verbundplatte 32 aufgebaut. Sie kann zur Verminderung
der Biegekraft aus einem nicht-metallischen Werkstoff bestehen, z.B. aus einem Kunststoff,
aus Hartgummi oder einem ähnlichen Werkstoff.
[0020] Die biegsame Wand 21 kann je nach Art der Schwenkbewegung konvex oder, wie strichpunktiert
dargestellt, konkav gebogen werden.
[0021] Zum Verschwenken und/oder Verschieben der Kokillenwand 20 sind in diesem Beispiel
Bewegungseinrichtungen 25, wie Spindeln und mit Spindelmuttern zusammenwirkende Antriebe
12, im Kokillenrahmen 15 vorgesehen. Diese Antriebe 12 sind über Steuereinrichtungen
13 ebenfalls mit dem Rechner 14 elektrisch verbunden. Biege-, Verschwenk- und Parallelbewegungen
der Kokillenwand 20 können beliebig miteinander koordiniert ablaufen.
[0022] Anhand von Fig. 3 soll das Verfahren zum Kühlen und Stützen eines Stranges bzw. einer
Strangkruste in einer Plattenkokille während einer Bewegung einer Kokillenwand zur
Aenderung des Strangquerschnittes erläutert werden. Während einer Abkippbewegung einer
Kokillenwand ergibt sich, wie durch eine rechnerische Analyse festgestellt wurde,
eine entsprechend der Kippgeschwindigkeit und der Strangausziehgeschwindigkeit leicht
gebogene Strangkruste. Mit zunehmendem Kipp- oder Schwenkwinkel vergrössert sich bei
gleichbleibender Strangausziehgeschwindigkeit temporär auch die Krümmung der Strangkruste
an der Schmalseite des Stranges. Mit 33, 34, 35 und 36 sind vier unterschiedliche
Schwenkstellungen einer Kokillenwand um einen Schwenkpunkt 38 angedeutet. Der Schwenkpunkt
38 ist der Einfachheit halber in seiner Lage stationär gewählt worden. Zu jeder Schwenkstellung
33 - 36 sind mit 33', 34', 35', 36' die diesen Stellungen entsprechenden errechneten
Biegelinien, zur besseren Uebersicht mit einer vergrösserten Biegung, dargestellt.
Entsprechend der momentanen geometrischen Ausbildung der Strangkruste wird der dieser
Strangkruste zugeordneten Kokillenwand während der Schwenkbewegung eine Biegung entsprechend
den Biegelinien 33'-36' überlagert. Die Schwenkbewegung ist entsprechend den strichpunktierten
Schwenkstellungen 33 - 36 durch 4 Teilschritte dargestellt. Die Biegung verändert
sich dabei in kleinen Schritten oder mit Vorteil kontinuierlich.
[0023] Zusätzlich zur Schwenkbewegung und Biegung kann noch eine Verschiebebewegung in Pfeilrichtung
39 überlagert werden, wie die Wandstellung 37 zeigt. Während der Verschiebebewegung
wird in der Regel die Durchbiegung entsprechend der errechneten Krümmung der Strangkruste
wieder bis auf Null reduziert.
[0024] Achsen 40, 40', die das geometrische Zentrum der Krümmungskreise darstellen (nicht
massstabgetreu), aus welchen die Biegekurve der gebogenen Kokillenwand zusammengesetzt
ist, verlaufen quer zur Stranglaufrichtung 42 und parallel zur Kokillenwand.
[0025] Die Biegelinien 33' 34' lassen erkennen, dass die Kokillenwand auch nur über einen
Teil ihrer Länge gebogen sein kann. Die Kokillenwand ist dabei auf einer Seite (oberhalb)
der quer zur Stranglaufrichtung liegenden Mittelachse 43 gebogen und auf der andern
Seite (unterhalb) der Mittelachse schräg zur Stranglaufrichtung 42 verschwenkt.
[0026] Zur Steuerung der Biegung und der Verschwenkbewegung kann zusätzlich oder alternativ
zur rechnerischen Methode mittels in Stranglaufrichtung 42 sich folgenden Messungen
der Wärmeleistung der Kokillenwand die Abstützung und Kühlung der Strangkruste überprüft
und, wenn nötig, korrigiert werden.
[0027] Eine Biegung bzw. Biegungsänderung einer Kokillenwand kann auch bei einer Konusverstellung
des Formhohlraumes zur Anpassung an sich ändernde Giessparameter wie Giessgeschwindigkeit,
Giesstemperatur, Stahlanalyse, Badspiegelhöhe in der Kokille etc. aufgebracht werden.
1. Verfahren zum Kühlen und Stützen eines Stranges in einer Plattenkokille einer Stahlstranggiessanlage
während einer Aenderung von Giessparametern, insbesondere während einer Bewegung einer
zwischen Breitseitenwänden angeordneten Kokillenwand zur Aenderung des Strangquerschnittes,
dadurch gekennzeichnet, dass der Kokillenwand während der Bewegung eine der momentanen
geometrischen Ausbildung der dieser Kokillenwand zugeordneten sich bewegenden Strangkruste
entsprechende Biegung aufgebracht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Bewegung der Kokillenwand
eine Verschwenkbewegung beinhaltet.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Bewegung der
Kokillenwand eine Parallelverschiebung beinhaltet.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 3, dadurch gekennzeichnet, dass die momentane
geometrische Ausbildung der Strangkruste in Abhängigkeit der Bewegungsgeschwindigkeit
der Kokillenwand und der Bewegungsgeschwindigkeit der Strangkruste gerechnet wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüch 1 - 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Mittelachsen
der Krümmungskreise der gebogenen Kokillenwand quer zur Stranglaufrichtung und parallel
zur Kokillenwand verlaufen.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Kokillenwand
nur über einen Teil ihrer Länge gebogen wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Kokillenwand auf einer
Seite ihrer quer zur Stranglaufrichtung liegenden Mittelachse gebogen und auf der
andern Seite ihrer Mittelachse schräg zur Stranglaufrichtung gestellt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Biegung
und die Verschiebebewegung in Abhängigkeit von in Stranglaufrichtung sich folgenden
Messungen der Wärmeleistung der Kokillenwand eingestellt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Kokillenwand
bei einer Schwenkbewegung im Sinne einer Vergrösserung der Giesskonizität der Kokille
konvex gebogen wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Kokillenwand
bei einer Schwenkbewegung im Sinne einer Verkleinerung der Giesskonizität der Kokille
konkav gebogen wird.
ll. Plattenkokille für eine Stranggiessanlage mit Einrichtungen zum Verstellen des
Strangquerschnittes, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens einer Kokillenwand (2,
2', 20) eine Einrichtung (7, 24) zum Biegen der Kokillenwand (2, 2', 20) zugeordnet
ist und dass die Mittelachsen (40, 40') der Krümmungskreise der Biegelinie (33'-36')
quer zur Stranglaufrichtung 42 und parallel zur Kokillenwand (2, 2', 20) verlaufen
und die Biegeeinrichtung (7, 24) mit einer Steuereinrichtung (28) verbunden ist.
12. Vorrichtung nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Kokillenwand aus
einer biegsamen Wand (21) und-einer starren Stützplatte (22) und die Biegeeinrichtung
(24) aus beidseits einer Stützachse (26) angeordneten, unabhängig betätigbaren, mit
der Stützplatte (22) verbundenen Bewegungseinrichtungen (25) bestehen.
13. Vorrichtung nach Anspruch 11 oder 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Stützachse
(26) als Gelenk zwischen der biegsamen Wand (21) und der starren Stützplatte (22)
ausgebildet ist.
14. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 11 - 13, dadurch gekennzeichnet, dass die
biegsame Kokillenwand (21) aus einer Kupferplatte (30) und einer biegsamen, nicht-metallischen,
mit Kühlkanälen (31) versehenen Verbundplatte (32) aufgebaut ist.