[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Kapsel für das heißisostatische Pressen von hochbeanspruchten
und kompliziert geformten Werkstücken für Turbomaschinen mit einem die Negativkontur
des Werkstücks aufweisenden, einseitig offenen Kern, der von einer Blechaußenhaut
umschlossen ist.
[0002] Eine solche Einrichtung, mit der ein Turboverdichterlaufrad mit Radialbeschaufelung
hergestellt wird, ist aus der DE-PS 30 10 299 bekannt. Bei dieser vorbekannten Einrichtung
wird ein einstückiger Keramikkern zur Formung der Radialbeschaufelung verwendet. Es
hat sich gezeigt, daß damit zwar höchste Formtreue des heißisostatisch zu pressenden
Werkstücks erzielt wird, daß aber häufig eine innige Verbindung des Keramikkerns mit
dem Werkstück nicht zu vermeiden ist und demnach Keramikkern und Werkstück schwierig
voneinander zu trennen sind, wobei gleichzeitig eine den gewünschten Anforderungen
nicht entsprechende rauhe Oberfläche des Werkstücks entsteht. Ein weiterer Nachteil
der vorbekannten Einrichtung ist darin zu sehen, daß der Keramikkern im Regelfall
nur zerstörend entfernt werden kann und demnach nicht wieder verwendbar ist.
[0003] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es deshalb, eine gattungsgemäße Einrichtung
zu schaffen, bei der zusätzlich zu hoher Formtreue des heißisostatisch zu pressenden
Werkstücks leichte Lösbarkeit des Werkstücks vom Kern, besonders glatte Werkstückoberfläche
und eine Wiederverwendbarkeit des Kerns möglich ist.
[0004] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß bei einem als Werkstückmaterial
vorgesehenen Legierungspulver auf Titanbasis mit etwa 80 bis 90 Gewichts% Titananteil
oder reinem Titan der Kern (Segmente 16, Ring 28) zumindest im Bereich seiner Oberfläche
aus einer zum Werkstückmaterial chemoreaktionsneutral und/oder diffusionsschwachen
hochwarmfesten Legierung, insbesondere auf Nickel-oder Eisenbasis besteht.
[0005] Mit der erfindungsgemäßen Einrichtung wird die gestellte Aufgabe vollständig gelöst,
d. h. man erzielt nicht nur ein höchst formbeständiges Werkstück mit glatter Oberfläche,
sondern es läßt sich auch der Kern leicht vom Werkstück lösen und ist wieder verwendbar.
Ein weiterer Vorteil besteht darin, daß der metallische Kern weniger zur Rißbildung
neigt als dies bei keramischen Kernen der Fall gewesen ist.
[0006] Eine weitere Ausbildung der Erfindung besteht darin, daß der Kern mehrteilig ausgebildet
ist mit einer der Anzahl der Radialschaufeln entsprechenden Zahl von Segmentstücken,
die in ihrer Gesamtheit die Negativkontur der Beschaufelung bilden und mit einem die
Segmentstücke umfassenden äußeren Haltering.
[0007] Durch die mehrteilige Ausbildung des Kerns erfährt die erfindungsgemäße Einrichtung
im Sinne der Aufgabenstellung eine weitere Verbesserung, da hierdurch der Kern nach
dem Heißisostatpressen noch leichter und problemloser vom fertiggepreßten Werkstück
entfernbar ist. Schließlich ist auch die Herstellung der Einzelteile des Kerns einfacher
als die Herstellung eines integralen Kerns, bei dem die Hohlräume für die Radialbeschaufelung
oft erheblichen Herstellaufwand bedingen.
[0008] Weitere Ausgestaltungen und Verbesserungen der erfindungsgemäßen Einrichtung sind
in den Patentansprüchen 3 bis 5 offenbart, wobei sowohl die konische Ausbildung der
Segmentstücke und des Halterings nach Patentanspruch 3 als auch die Verbindung von
Trennmitteln wie Bornitrid gemäß Patentanspruch 4 einer Sicherstellung der leichten
Lösbarkeit des Kerns vom fertigen Werkstück dienen.
[0009] Mit den im Patentanspruch 5 angegebenen Materialien für den Kern sind besonders gute
Ergebnisse erzielt worden, wobei an dieser Stelle darauf hingewiesen wird, daß es
wesentlich auf die Abstimmung des Kernmaterials auf das Werkstückmaterial ankommt.
Die mit dem Warenzeichen Inconel 718 bekannte Nickel-Chromlegierung weist folgende
Zusammensetzung auf - in Gewichtsprozenten - 50 bis 55 % Nickel, 17 bis 21 % Chrom,
4,75 bis 5,5 % Niob und Tantal, 2,8 bis 3,3 % Molybdän, 0,65 bis 1,15 % Titan, 0 bis
1 % Kobalt, 0,2 bis 0,8 % Aluminium, 0 bis 0,35 % Silizium, 0 bis 0,35 % Mangan, 0
bis 0,3 % Kupfer, 0 bis 0,08 % Kohlenstoff, 0 bis 0,015 % Phosphor, 0 bis 0,015 %
Schwefel, 0 bis 0,006 % Bor und einem Rest aus Eisen oder eine ähnliche Nickel-Chrom-Legierung.
[0010] Die unter der Bezeichnung EPC 10 bekannte Eisen-Nickel-Legierung weist folgende Zusammensetzung
auf: - in Gewichtsprozenten - 45,7 bis 52,35 % Eisen, 31 bis 34 % Nickel, 13,5 bis
15 % Kobalt, 1,2 bis 2 % Titan,
O bis 0,4 % Kupfer, 0 bis 0,4 % Mangan, 0 bis 0,3 % Silizium, 0 bis 0,2 % Aluminium
und 0 bis 0,05 % Kohlen- . stoff oder eine ähnliche Eisen-Nickel-Legierung.
[0011] In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Einrichtung, mit
einem mehrteiligen Kern zur Herstellung eines Radialverdichterlaufrads vereinfacht
dargestellt.
Fig. 1 zeigt diese Einrichtung in einem vertikalen Schnitt, wobei die linke und rechte
Figurenhälfte zwei unterschiedliche Ausführungsbeispiele der Erfindung darstellen,
Fig. 2 zeigt ein Segmentstück, wie es bei der Einrichtung gemäß Fig. 1 verwendet wird,
verkleinert,
Fig. 3 zeigt einen Haltering für die Segmentstücke gesondert und verkleinert und
Fig. 4 zeigt das mit der Einrichtung nach Fig. 1 hergestellte Werkstück verkleinert.
[0012] Die Einrichtung nach Fig. 1 weist einen dünnwandigen Blechbehälter 10 aus einer zylindrischen
Umfangswand 14, einem Boden 12, einem Deckel 13 und einem koaxialen, zylindrischen
Rohr 11 auf. Das untere, offene Ende des Rohrs 11 sitzt in einer öffnung des Bodens
12. In einer dieser gegenüber größeren, zentralen öffnung des Deckels 13 sitzt ein
Rohrstutzen 15 mit Umfangsabstand von dem oberen, in ihn hineinragenden, geschlossenen
Ende des Rohrs 11. Ein Rohrstutzen 15 dient dem Einfüllen von Pulver 34 aus einer
Titanbasislegierung. Die Teile 11 bis 15 bestehen aus Stahl und sind miteinander verschweißt.
[0013] Die Einrichtung weist ferner einen Kern auf, der vor dem Verschweißen des Deckels
13 mit der Umfangswand 14 in den Behälter 10 eingebracht worden ist. Dieser Kern umfaßt
vier gleiche Segmentstücke 16 mit inneren Negativkontur-Flächen 17 bis 19 und stirnseitigen
NegativkonturFlächen 25. Das Laufrad besteht einstückig aus einem Schaufelträger,
der ein Umdrehungskörper aus einer Scheibe 22 und einer außen konischen Nabe 24 ist,
und einem Kranz aus vier ebenen, radialen Schaufeln 21. Die Nabe 24 weist eine zentrale
zylindrische Bohrung 23 auf. Der Außendurchmesser des Rohrs 11 ist etwas kleiner als
der Durchmesser der Bohrung 23. Die konischen Negativkonturflächen 17 bilden die Konsulflächen
der Nabe 24. Die ebenen, radialen Negativkonturflächen 18 und die Negativkonturflächen
19 bilden vier Spalte bzw. die Oberflächen der Schaufeln 21. Die Negativkonturflächen
25 bilden die inneren Stirnflächen 26 der Scheibe 22. Die Segmentstücke 16 liegen,
einen Segmentring bildend, im Behälter 10 mit Flächen 27 aneinander, wobei unmittelbar
radial innerhalb davon die genannten vier Spalte beginnen, und sind dabei durch einen
sie umschließenden, formbeständigen Haltering 28 zusammengehalten. Die aneinanderliegenden
Mantelflächen 29 und 30 der Segmentstücke 16 und des Halterings 28 sind konisch, wobei
der größere Durchmesser oben liegt. Die oberen und unteren Stirnflächen des Segmentstücks
16 und des Halterings 28 liegen jeweils in derselben Ebene.
[0014] Der Kern ist in der Mitte des Behälters 10 angeordnet. Zwischen jedem Segmentstück
16 und dem Deckel 13 ist jeweils ein vertikaler Abstandshalter 35 vorgesehen. Zwischen
dem Haltering 28 und dem Boden 12 sind vertikale Abstandshalter 36 vorgesehen. Die
Abstandshalter 35 und 36 bestehen aus Stahl. Der Haltering 28 liegt an der Umfangswand
14 an.
[0015] Die Segmentstücke 16 und der Haltering 28 bestehen jeweils aus einer Nickel-Chrom-Legierung,
insbesondere Inconel 718, oder einer Eisen-Nickel-Legierung, insbesondere EPC 10.
[0016] Die Mantelflächen 29 und 30 sind jeweils mit dünnen Gleithilfeüberzügen versehen,
die mit dem Bezugszeichen 20 angedeutet sind. Der gesamte freie Innenraum des Behälters
10 mit allen Hohlräumen des Kernes ist mit dem Pulver 34 vollgefüllt und der Rohrstutzen
15 zugeschweißt. Zum HIP wird der Behälter 10 unter einen Druck eines Gases in einem
Bereich von etwa 1100 bis etwa 2000 bar gesetzt, wobei das Gas eine Temperatur von
1000 bis 1400 K aufweist. Auch das Pulver 34 ist dann durch das Gas auf etwa diese
Temperatur aufgeheizt. Das Gas dringt nicht in den Behälter 10 ein; dieser ist druckdicht.
Durch den genannten Gasdruck werden die nachgiebigen Teile 11 bis 15 des Behälters
10 mit Ausnahme der am Haltering 28 anliegenden Zone in Richtung zum Pulver 34 hin,
etwas eingedrückt, wodurch das Pulver 34 zusammengepreßt wird. Nach Beendigung dieses
Heißisostatpressens und Abkühlung wird die Umfangswand 14 durch Abdrehen oder Aufschneiden
entfernt; auch das Rohr 11 wird entfernt. Schließlich wird das obere Teil der Kapsel
bis zu der durch die strichpunktierte Linie 31 gekennzeichneten Querebene durch Drehbearbeitung
entfernt, wodurch sich die in Fig. 4 nach unten weisende Stirnfläche 32 des Radialverdichterlaufrads
ergibt. Nun wird der Haltering 28 axial von den Segmenten 16 abgezogen und die Segmente
16 können einzeln von der Nabe 24 abgenommen werden.
1. Kapsel für das heißisostatische Pressen von hochbeanspruchten und kompliziert geformten
Werkstücken für Turbomaschinen mit einem die Negativkontur des Werkstücks aufweisenden,
einseitig offenen Kern, der von einer Blechaußenhaut umschlossen ist, dadurch gekennzeichnet,
daß bei einem als Werkstückmaterial vorgesehenen Legierungspulver auf Titanbasis mit
etwa 80 bis 90 Gewichts% Titananteil oder reinem Titan der Kern (Segmente 16, Ring
28) zumindest im Bereich seiner Oberfläche aus einer zum Werkstückmaterial chemoreaktionsneutral
und/oder diffusionsschwachen hochwarmfesten Legierung, insbesondere auf Nickel- oder
Eisenbasis besteht.
2. Einrichtung nach Anspruch 1 zur Herstellung eines Turborotors (22, 24) mit Radialbeschaufelung
(21), dadurch gekennzeichnet, daß der Kern mehrteilig ausgebildet ist mit einer der
Anzahl der Radialschaufeln entsprechenden Zahl von Segmentstücken (16), die in ihrer
Gesamtheit die Negativkontur der Beschaufelung bilden und mit einem die Segmentstücke
umfassenden äußeren Haltering (28).
3. Einrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die aneinander anliegenden
Mantelflächen (29, 30) der Segmentstücke (16) und des Halterings (28) konisch ausgebildet
sind.
4. Einrichtung nach Anspruch 2 oder Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß bei gleicher
Legierung für die Segmentstücke (16) und den Haltering (28), deren angrenzende Mantelflächen
(29, 30) mit einem eine Diffusionsverbindung verhindernden Uberzug (20), wie z. B.
Bornitrid, versehen sind.
5. Einrichtung nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Legierungspulver
für den Kern vorzugsweise eine Nickelchromlegierung, wie Inconel 718R oder eine Eisennickellegierung mit einem linearen Wärmeausdehnungskoeffizienten,
der kleiner ist als der des Werkstückmaterials, wie z. B. EPC 10 verwendet wird.