[0001] Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Hauptanspruches.
[0002] Es ist bekannt, daß die Einwirkung von Wasser, z. B. in Form feuchter Luft, die Festigkeit
tonhaltiger Mineralien stark herabgesetzt, was bis zum vollständigen Zerfall führen
kann. Bei quellfähigen Gesteinen laufen diese Vorgänge unter Umständen sehr schnell
ab.Insbesondere im Berg- und Tunnelbau nimmt aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit in
den Wettern der Wassergehalt solcher Gesteine von der Oberfläche her schnell zu und
somit die Festigkeit des Gesteins ab.
[0003] Dies äußert sich u. a. im Abblättern von Gesteinsschichten, in Steinschlag, im Quellen
der Sohle und ganz allgemein an einer stärkeren Konvergenz des Gebirges, wobei sich
gleichzeitig Gebirgsbewegung und -druck verstärken.
[0004] Bei der Kammerpfeilbauweise im Steinkohlenbergbau kann dies dazu führen, daß man
im Hangenden ca. 30 cm Topkohle anbauen muß, um ein Zusammenbrechen der Strecke zu
vermeiden. Durch Aufbringen einer wasserundurchlässigen Deckschicht kann das quellfähige
Gestein konserviert und so ein vollständiger Abbau des Flözes ermöglicht werden.
[0005] Im Untertagebetrieb müssen häufig Strecken gegen Schleichwetterströme abgedichtet
werden. Diese führen vor allem in abgeworfenen Grubenbauen zu Schwelbränden. Um dies
zu verhindern, werden Brandschutzdämme errichtet, die die potentielle Brandzone vor
weiterem Sauerstoffzutritt schützen sollen. Wetterdämme werden gebaut, um eine exakte
und effektive Wetterführung zu gewährleisten, wie sie für die vor Ort arbeitenden
Menschen notwendig ist.
[0006] üblicherweise werden zu diesem Zweck Wetter- bzw. Brandschutzdämme aus Holz oder
aus mineralischem Material errichtet, die jedoch, vor allem in den Übergangsbereichen
Damm - Stoß und Damm - Firste, grobe Undichtigkeiten aufweisen. Verstärkt werden die
Wetterverluste durch Auflokkerungen und damit Wetterdurchlässigkeit des angrenzenden
Gebirges. Die Leckagen am Damm selbst werden üblicherweise durch Auftragen von Mörtel
oder von Harnstoff-Formaldehydschäumen abgedichtet. Bei Gebirgsbewegungen können in
der Beschichtung, insbesondere bei Verwendung von Mörtel, jedoch leicht Risse entstehen,
so daß der Damm nicht mehr dicht ist. In ähnlicher Weise treten beim Kammerpfeilerbau
große Wetterverluste dadurch auf, daß der Kohlen- stoß des zu bewetternden Baufeldes
zum benachbarten hin wetterdurchlässig ist.
[0007] Die DE-PS 10 82 876 beschreibt ein Verfahren zum Abdichten von Wetter- oder Branddämmen
durch simultanes Aufspritzen einer Latexdispersion und eines Fällungsmittels, wodurch
ein luft- und flüssigkeitsdichter Film aufgebracht wird. Die Flammfestigkeit dieses
Filmes ist jedoch unbefriedigend.
[0008] Durch Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens können die beschriebenen Nachteile
vermieden werden, indem die Latexdispersionen über separate Rohrleitungen gleichzeitig
mit einem trockenen hydraulischen Bindemittel mittels Druckluft auf die abzudeckende
Stelle aufgedüst werden.
[0009] Mit Hilfe hydraulischer Bindemittel, insbesondere Zemente, wird mithin eine doppelte
Wirkung erzielt. Der Zement wirkt einmal als Koagulierun
gsmittel für die Dispersion und darüber hinaus als Mittel zur Verfestigung der jeweiligen
Abdeckung.
[0010] Für die Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird vorzugsweise ein Torkretgerät
benutzt, bei dem das hydraulische Bindemittel mit Druckluft gefördert und anstelle
von Wasser die wäßrige Kautschuk- oder Kunststoff-Dispersion am Austrittsende des
Förderrohres durch Düsen zugesetzt wird, so daß aus dem Förderrohr ein Gemisch aus
Bindemittel und Dispersion versprüht wird.
[0011] Der Kautschukanteil kann in breiten Grenzen variiert werden. Anteile bis zu 50 Gew.-%,
bezogen auf Zement oder andere hydraulische Bindemittel, sind ohne weiteres möglich,
5 bis 20 Gew.-% Feststoffanteil der Dispersion werden bevorzugt. Dabei kann es bei
niedrigen Kautschukanteilen notwendig sein, der Disperion zusätzlich Wasser zuzusetzen,
damit die für den hydraulischen Abbindevorgang notwendige Menge Wasser vorhanden ist.
[0012] Im Prinzip können Geräte so, wie sie für das normale Torkretverfahren konstruiert-sind,
verwendet werden. Es hat sich jedoch als vorteilhaft erwiesen, die Bohrungen der Düse,
durch die normalerweise das Wasser und in diesem Falle der Latex zugeführt wird, so
zu gestalten, daß der Latex den Förderstrom des Bindemittels im gesamten Querschnitt
gleichmäßig benetzt. Zu diesem Zweck werden die ursprünglich radialen Bohrungen der
Düse in eine tangentiale Richtung abgeändert. Durch diese Maßnahme wird eine gleichmäßige
Befeuchtung der Mischung des Bindemittels mit Latex erzielt und der unvermeidliche
Abprall von Bindemittel von der besprühten Oberfläche auf ein Minimum reduziert.
[0013] Nach der verwendeten Zementtype richtet sich die zu verwendende Dispersionstype.
Erfahrungsgemäß verwendet man bei Portland- oder Hochofen-Zement als Bindemittel oder
entsprechend zusammengesetzter Schnellbinder vorzugsweise kationische oder amphotere
Latices, während man bei der Verwendung von Tonerdeschmelz-Zement oder entsprechend
zusammengesetzter Schnellbinder vorwiegens anionische oder aninoisch/ nichtionische
Latices verwendet.
[0014] Obwohl für das Verfahren viele Latices und Kunststoffdispersionen geeignet sind,
kommen aufgrund der besonders hohen Anforderung an die Schwerentflammbarkeit bei der
Anwendung im Steinkohlenbergbau als Latices nur solche in Frage, die einen hohen Halogenanteil
haben, vorzugsweise Latices auf Basis Poly-2-chlorbutadien oder Mischpolymerisate
aus 2-Chlorbutadien und Dichlorbutadien. Falls keine Brandgefahr besteht, kommen z.
B. die folgenden Dispersionen in Betracht:

[0015] Das Eindüsen der Latices in den aus trockenem Bindemittel bestehenden Strahl verläuft,
wie nicht ohne weiteres zu erwarten war, störungsfrei, auch wenn die Düsen, durch
die die Latices durchgepreßt werden, nur einen Durchmesser von 0,5 bis 2 mm besitzen.
Zu befürchten war, daß wegen der bei der Verdüsung auftretenden Scherkräfte auf die
Latices eine Koagulierung eintreten und damit ein Verstopfen der Düse erfolgen würde.
[0016] Das aufgesprühte Gemisch aus Latex und Bindemittel neigt dazu, je nach Neigung der
besprühten Fläche, von dieser wieder abzufließen. Erfindungsgemäße kann man dieser
Tendenz mit Erfolg dadurch entgegentreten, daß man
.Bindemittel, insbesondere Zemente, mit besonders kurzen Abbindezeiten, nämlich von
10 bis 150 min, vorzugsweise 30 bis 90 min - gemessen nach DIN 1164 - verwendet.
[0017] Auch durch Zugeben von inerten Füllstoffen zum Bindemittel kann einem frühzeitigen
Abfließen des aufgesprühten Gemisches mit Erfolg begegnet werden. Bevorzugt werden
als Füllstoffe alle nicht quarzhaltigen Füllstoffe, da ein Zurückprallen des aufgedüsten
Gemisches nur schwer zu vermeiden ist und das Einatmen der dabei entstehenden, abprallenden,
quarzhaltigen Nebel für den Benutzter gesundheitsschädlich wäre. Bevorzugt werden
daher erfindungsgemäß z. B. grobkörnige bis feinpulverige Feuerfestmaterialien, von
denen bis zur 8-fachen Menge des Bindemittels diesem zugesetzt werden kann.
[0018] Zur Aufrechterhaltung der Stabilität der Dispersion auch über den Verdüsungsvorgan
g hinaus empfiehlt sich die Zugabe von Tensiden in geringen Mengen zu den Latices,
also z. B. zu kationischen oder amphoteren Latices diesbezügliche Tenside in Mengen
bis zu 0,2 bis 1 % und zu anionisch oder anionisch/nicht anionischen Latices Tenside
mit entsprechenden Eigenschaften.
[0019] Die Dispersionen sollen jedenfalls gut fließfähig sein, ihr Feststoffgehalt soll
bei 30 bis maximal 70 Gew.-% liegen.
Beispiel 1
[0020] In einem Versuchsstollen mit 12 m
3 Querschnitt wurde ein Schnelldamm dadurch errichtet, daß eine elastische Abdekkung
mit Hilfe eines Torkretgerätes in durchschnittlich 20 mm Stärke gegen ein Fliegendrahtgitter
gespritzt wurde, das über den ganzen Querschnitt aufgespannt war. Dabei bestand das
hydraulische Bindemittel aus Tonerdeschmelz-zement mit einer Abbindezeit von 60 min.
Die Kunststoffdispersion, bestehend aus einer 58%igen Polychloroprendispersion (Baypren
Latex B). wurde dem Zement im-Verhältnis 9 : 1 (Bindemittel : Dispersion) zudosiert.
[0021] Die ursprüngliche Wettermenge von 850 m
3/min verringerte sich hinter der Abdeckung sofort auf 4 m
3/min, wobei sich ein Druckgefälle zwischen dem Stollenraum vor und hinter dem Schnelldamm
von 520 Pa einstellte. Auch bei einer Erhöhung des Druckgefälles auf 1.020 Pa bzw.
2.450 Pa durch Erhöhung der Lüfterleistung stieg die Wettermenge hinter der Abdeckung
nicht über 5 m
3/min bzw. 11 m3/min an.
Beispiel 2
[0022] Die Kopfstrecke eines abgeworfenen Grubenbaus von 16 m
2 Querschnitt wurde mit einem Damm aus Ziegelmauerwerk verschlossen. Die Wettermenge
in der Strecke verminderte sich dadurch von 1.650 m
3/min auf 4,5 m
3/min. Anschließend wurde eine durchschnittlich 50 mm dicke Schicht aus handelsüblichem
Spritzbeton mittels eines Torkretgerätes auf den Damm und auf Streckensaum und -firste
bis in 4 m
[0023] Entfernung vom Damm aufgetragen, wodurch sich die Wettermenge hinter dem Damm auf
0,8 m
3/min verringerte. Nach einer Woche stieg die Wettermenge hinter dem Dammauf 1,2 m
3/min, nach 4 Wochen auf 2,0 m
3/min. Erste Risse im Spritzbeton wurden sichtbar, nach 6 Wochen begannen einige Stücke
aus dem Damm abzuplatzen. Die Wettermenge erhöhte sich auf 2,8 m
3/min nach 2 Monaten.
[0024] Daraufhin wurde mit einem Torkretgerät ein neuer Damm gesetzt, wobei latexhaltiger
Spritzbeton, der aus amphoterem Polychloropren-Latex einerseits und einem Gemisch
aus körnigem bis pulverigem Schamott und Portlandzement einer Abbindezeit von 60 min
im Verhältnis 3 : 1 andererseits bestand, in durchschnittlich 25 mm Stärke aufgebracht.
Die Wettermenge verringerte sich auf 0,5 m
3/min und überstieg auch nach 2 Monaten nicht den Wert von 1,2 m
3/min.
1. Verfahren zum Abdecken von geologischen Formationen sowie Wetter- und Branddämmen
mittels wässriger Kautschuk- und/oder kautschukartiger Dispersionen, dadurch gekennzeichnet,
daß diese Dispersionen über separate Rohrleitungen gleichzeitig mit einem trockenen
hydraulischen Bindemittel mittels Druckluft auf die abzudeckende Stelle aufgedüst
werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das hydraulische Bindemittel
eine Abbindezeit von 10 bis 150 min, vorzugsweise 30 bis 90 min (nach DIN 1164), besitzt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß dem hydraulischen
Bindemittel inerte Füllstoffe bis zur 8-fachen Gewichtsmenge zugesetzt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß den Dispersionen ein
Tensid zugesetzt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeich- net, daß die Dispersionen einen Feststoffgehalt von 30 bis 70 % aufweisen.
6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Feststoffgehalt
der Dispersion 5 bis 20 Gew.-% des Bindemittelanteiles beträgt.