[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur elektrolytischen Regenerierung von
verbrauchter Schwefelsäure-Beizflüssigkeit gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 1.
[0002] Es ist ein Verfahren zur Wiederaufbereitung verbrauchter Schwefelsäure-Beizflüssigkeit
bekannt, bei dem das Eisensulfat teilweise durch Auskristallisation aus der verbrauchten
Schwefelsäure-Beizflüssigkeit entfernt und normalerweise einer Deponie zugeführt wird.
Lediglich die freie Schwefelsäure wird zurückgewonnen.
[0003] Eine Möglichkeit in der kompletten Regenerierung von verbrauchter Schwefelsäure-Beizflüssigkeit
besteht in der Anwendung der elektrochemischen Zersetzung des Eisensul-fates in wäßriger
Lösung, die nach folgender Reaktionsgleichung abläuft:

[0004] Dazu sind aus der Literatur viele Lösungsvorschläge bekannt, die jedoch entweder
an ihrer Wirtschaftlichkeit, beispielsweise bei der Verwendung von Quecksilberkathoden,
oder an ihrer Durchführung im technischen Maßstab scheitern.
[0005] Ein nach dieser Reaktionsgleichung ablaufendes Verfahren zur Regenerierung von verbrauchter
Schwefelsäure-Beizflüssigkeit, die höchstens einen Gehalt von etwa 100 g Schwefelsäure/1
und mindestens 25 g Eiseniohen/1 enthält, ist aus der DE-OS 24 56 058 bekannt. Bei
diesem Verfahren wird in der verbrauchten Schwefelsäure-Beizflüssigkeit durch Zusatz
von Salzen eine Ammoniumsulfat-, Magnesiumsulfat-und/oder Alkalimetallsulfatkonzentration
von 0,5 - 1,0 mol/1 eingestellt. Sodann strömt diese verbrauchte Schwefelsäure-Beizflüssigkeit
der Reihe durch alle Kathodenräume einer aus mehreren kaskadenförmig hintereinander
angeordneten Elektrolysierzellen aufgebauten Elektrolysiervorrichtung, bei der die.Anodenräume
durch Diaphragmen von den ihnen zugeordneten Kathodenräumen getrennt sind. Dabei wird
der Eisengehalt der Schwefelsäure-Beizflüssigkeit auf einen Wert von 7 - 15 g Eisenionen/l
erschöpft. Anschließend wird diese Schwefelsäure-Beizflüssigkeit in den Anodenraum
der ersten Elektrolysierzelle zurückgefördert und strömt durch diesen und die weiteren
Anodenräume in mit der in den Kathodenräumen aufrechterhaltenen Strömung identischer
Richtung. Die auf die Fläche des Diaphragmas bezogene Stromdichte wird auf einem Wert
von 15 - 22 A/dm
2 und die Arbeitstemperatur der Elektrolyse auf einem Wert von 70 °C - 30 °C gehalten.
[0006] Durch die Einhaltung der zur Durchführung dieses Verfahrens erforderlichen Verfahrensparameter
ergeben sich jedoch hier Nachteile in bezug auf eine technische und wirtschaftliche
Durchführung des Verfahrens. So erfordert die kaskadenförmige Hintereinanderschaltung
der einzelnen Elektrolysierzellen einen hohen konstruktiven Aufwand. Es stellt sich
in den einzelnen Kathoden- und Anodenräumen eine an das Verfahren gekoppelte Konzentrationsabstufung
ein. Da die Einstellung dieser stationären Konzentrationsprofile mehrere Stunden in
Anspruch nimmt, ist ein diskontinuierlicher Betrieb oder eine Unterbrechung aus technischen
Gründen bei einer dementsprechend ausgebildeten Elektrolysiervorrichtung mit einem
erheblichen Zeitaufwand verbunden. Im Falle einer Störung in nur einer Elektrolysierzelle
wirkt sich die Störung auf alle nachfolgenden Elektrolysierzellen aus. Die erforderliche
Konzentrationsabstufung in den einzelnen Elektrolysierzellen kann infolge. einer geringen,
unkontrollierten Erhöhung des pH-Wertes sehr leicht zu einer Verschlammung durch.Hydroxidausfäl-
lung führen, was erhebliche Störungen im Betriebsablauf mit sich bringt. Bei der kaskadenartigen
Hintereinanderordnung der einzelnen Elektrolysierzellen ist nur eine sehr geringe
Strömungsgeschwindigkeit vorhanden. Eine zu geringe Strömungsgeschwindigkeit hat aber
eine schlechte Durchmischung in den Elektrodenräumen und damit Konzentrationsschichtungen
zur Folge. Darüber hinaus sind Stofftransporte in flüssiger Phase im freien Gefälle
in der Praxis störanfällig. Die verhältnismäßig hohe Stromdichte bewirkt durch Spitzenentladung
eine starke Auswuchsbildung von Eisen an den Kanten und Unebenheiten der Kathode,
was ebenfalls zu Betriebsstörungen führt. Zusätzlich tritt dabei eine unerwünschte
Wasserstoffentwicklung noch stärker in Erscheinung. Die damit einhergehende übermäßig
starke Belegung der Kathoden durch Wasserstoffadsorption führt nicht nur zu einer
Inkorporation von atomarem Wasserstoff in dem abzuscheidenden Eisen, was wiederum
durch Versprödung des Metalls ein Abblättern mit sich zieht, sondern auch zu einer
ungleichfömigen, sekundären Stromlinienverteilung und damit zu einer geringeren Stromausbeute.
Es ist aber auch zu berücksichtigen, daß dieses Verfahren einen hohen:Gehalt an Zusatzelektrolyten
benötigt. Dieser führt in Verbindung mit dem Eisensulfat schnell zu einer Überschreitung
des Löslichkeitsproduktes. Als Folge davon können bei geringen Temperaturschwankungen
Verstopfungen im Leitungs- und Behältersystem aufgrund auskristallisierter Salze auftreten.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur elektrolytischen Regenerierung
von verbrauchter Schwefelsäure-Beizflüssigkeit gemäß dem Oberbegriff des Anspruches
1 zu schaffen, das sowohl in technisch, als auch in wirtschaftlich sinnvoller Weise
durchgeführt werden kann.
[0008] Zur Lösung dieser Aufgabe werden die im Kennzeichen des Patentanspruches 1 aufgeführten
Verfahrensschritte vorgeschlagen. 4
[0009] Der vorgeschlagene Verfahrensablauf ermöglicht eine konstruktiv einfache Ausbildung
der Elektrolysiervorrichtung. Eine Konzentrationsabstufung in den einzelnen Elektrolysierzellen
entfällt somit, so daß ein diskontinuierlicher Betrieb ohne besonderen Zeitaufwand
für das Anfahren möglich ist. Durch die Zudosierung der verbrauchten Schwefelsäure-Beizflüssigkeit
in den Katholyten kann in einfacher Weise ein so stabiler pH-Wert eingestellt werden,
daß eine Verschlammung durch Hydroxidausfällung nicht mehr auftritt. Durch das Umpumpen
des Katholyten können Strömungsgeschwindigkeiten erreicht werden, die eine gute Durchmischung
in den Kathodenräumen sicherstellen und Konzentrationsschichtungen ausschließen. Der
Gehalt an Zusatzelektrolyten ist gering, so daß keine Verstopfungen durch Überschreiten
der Löslichkeitsprodukte der vorhandenen Salze auftreten. Auswuchsbildungen von Eisen
und unerwünscht starke Wasserstoffentwicklung werden vermieden.
[0010] Durch das Merkmal des Anspruches 2 ist sichergestellt, daß sich die Zugabe des Zusatzelektrolyten,
falls überhaupt erforderlich, direkt auf die Elektrolysierzellen auswirkt.
[0011] Bei einer Betriebstemperatur gemäß Anspruch 3 wird ein optimaler Wirkungsgrad der
Elektrolysiervorrichtung erreicht. Durch das Merkmal des Anspruches 4 ergibt sich
eine gleichmäßige Stromlinienverteilung.
[0012] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines in einer Zeichnung in vereinfachter Weise
dargestellten Ausführungsbeispieles näher erläutert.
[0013] In dieser Zeichnung ist ein Elektrolysierbehälter 1 gezeigt, in dem in diesem Ausführungsbeispiel
unter Freilassung von Zwischenräumen sechs sogenannte Anodentaschen'2 ortsfest nebeneinander
eingesetzt sind, die jeweils einen Anodenraum 3 zur Aufnahme von Anoden 4 besitzen.
Im dargestellten Ausführungsbeispiel ist in den beiden äußeren Anodentaschen 2 jeweils
nur eine Anode 4 angeordnet, während die vier inneren Anodentaschen 2 jeweils zwei
Anoden 4 aufnehmen. Diese Anoden 4 sind in an sich bekannter Weise über eine Leitung
5 an den Pluspol einer Spannungsquelle angeschlossen. Die parallel zu den Anoden 4
verlaufenden Seitenwände der Anodentaschen 2 sind durch dichtend eingesetzte Diaphragmen
6 gebildet, wobei die beiden äußeren Anodentaschen 2 nur eine derart ausgebildete
Seitenwand besitzen.
[0014] In den Zwischenräumen zwischen den einzelnen Anodentaschen 2 sind jeweils als Bleche
ausgebildete Kathoden 7 angeordnet, wobei der gesamte außerhalb der Anodentasche 2
befindliche:.Raum-des Behälters 1 als Kathodenraum 8 bezeichnet ist. Dieser Kathodenraum
8 ist durch die Kathodenräume der einzelnen voneinander nicht getrennten Elektrolysierzellen
gebildet. Alle Kathoden 7 sind über eine Leitung 9 mit dem Minuspol einer Spannungsquelle
verbunden.
[0015] An beiden Längsseiten des Elektrolysierbehälters 1 sind in diesem Ausführungsbeispiel
jeweils vier Rohrleitungen 10, 11 angeschlossen, die in einem gemeinsamen Rohrstrang
12 münden. In diesen Rohrstrang 12 ist eine Pumpe 13 eingesetzt, mittels der die im
Kathodenraum 8 befindliche Flüssigkeit, der Katholyt, umgepumpt und damit im Kreislauf
geführt wird. Der Rohrstrang 12 führt durch eine an sich bekannte Heiz- und Kühleinrichtung
14, mittels der die Temperatur des Katholyten auf einem vorgegebenen Wert von 75 °C
- 100 C gehalten werden kann. Hinter dieser Heiz-und Kühleinrichtung 14 führt der
Rohrstrang 12 durch einen Behälter 15, in dem der pH-Wert des Katholyten gemessen
und bedarfsweise durch Zugabe eines Zusatzelektrolyten, beispielsweise Ammoniumsulfat,
eine Konzentration von 0,1 - 0,5 mol/l, beispielsweise 0,4 mol/l, eingestellt wird.
[0016] In den Rohrstrang 12 zwischen dem Elektrolysierbehälter 1 und der Pumpe 13 mündet
eine Rohrleitung 16, die eine Dosierpumpe 17 aufnimmt und an einen Vorratsbehälter
18 angeschlossen ist. Dieser Vorratsbehälter 18 nimmt verbrauchte Schwefelsäure-Beizflüssigkeit
auf, die ihm über eine Rohrleitung 19 mit einer Dosierpumpe 20 von einer Schwefelsäure-Beizanlage
21 mit nachgeordnetem Spülbehälter 22 zugeleitet wird. Die Beizanlage 21 erhält die
Schwefelsäure-Beizflüssigkeit über eine Rohrleitung 23 aus einem Vorratsbehälter 24,
der seinerseits über eine Rohrleitung 25 mit Abzweigstücken 26 mit den einzelnen Anodenräumen
3 der Anodentaschen 2 in Strömungsverbindung steht.
[0017] Beim Betrieb der Elektrolysiervorrichtung wird bei angelegter Spannung der Katholyt
durch die Pumpe 13 im-Kreislauf gleichzeitig und parallel durch den Kathodenraum 8
bzw. die Kathodenräume der einzelnen nicht besonders voneinander getrennten Elektrolysierzeilen
des Elektrolysierbehälters 1 umgepumpt. Dabei wird dem Katholyt kontinuierlich oder
chargenweise über die Dosierpumpe 17 verbrauchte Schwefelsäure-Beizflüssigkeit, die
höchstens einen Gehalt von 90 g Schwefelsäure/l und mindestens 40 g Eisenionen/l enthält,
zudosiert. Der Katholyt tritt, nachdem er auf eine vorbestimmte Temperatur erwärmt
oder abgekühlt und die ebenfalls vorgegebene Zusatzelektrolytkonzentration eingestellt
wurde, über die Rohrleitungen 10 in den Kathodenraum 8 bzw. die Kathodenräume der
einzelnen Elektrolysierzellen ein, die er gleichzeitig und parallel durchströmt. Durch
das angelegte elektrische Potential, das eine Stromdichte von 5 - 15 A/dm
2, bezogen auf-die
Diaphragmenfläche, besitzt, scheidet sich das im Katholyt vorhandene Eisen bei gleichzeitiger
Wasserstoffentwicklung an den einzelnen Kathoden 7 ab, während der andere Teil des
Säuregehaltes des Katholyten in Form von HSO
4 -Ionen durch die Diaphragmen hindurch in die Anodenräume 3 wandert.
[0018] Der aus dem Kathodenraum 8 bzw. den Kathodenräumen der einzelnen Elektrolysierzellen
austretende Katholyt enthält nur noch eine geringe Menge freier Schwefelsäure; seine
Resteisenkonzentration beträgt 10 - 30 g Eisenionen/l. Die regenerierte Schwefelsäure-Beizflüssigkeit
wird über die Abzweigstücke 26 im freien Überlauf aus den Anodenräumen 3 abgezogen
und über die Rohrleitung 25 dem Vorratsbehälter 24 zugeführt. Je nach Erfordernis
werden die Kathoden 7 ausgewechselt.
[0019] Der bei dem Elektrolysiervorgang auftretende Wasserverlust kann durch Zudosierung
von Spülwasser aus dem Spülbehälter 22 über die Leitung 27 mit einer Dosierpumpe 28
in den Vorratsbehälter 24 ausgeglichen werden. An den Spülbehälter 22 selbst ist eine
Frischwasserleitung 29 angeschlossen.
l. Verfahren zur elektrolytischen Regenerierung von verbrauchter Schwefelsäure-Beizflüssigkeit,
bei dem die verbrauchte, höchstens 90 g freie Schwefelsäure/l und mindestens 40 g
Eisenionen/l enthaltende Schwefelsäure-Beizflüssigkeit aus einer Beizanlage abgezogen
und in einer Elektrolysiervorrichtung, die mindestens zwei Elektrolysierzellen mit
durch Diaphragmen von den den Katholyten aufnehmenden Kathodenräumen getrennten Änodenräumen
aufweist, unter Anwesenheit eines bisulfatbildenden Zusatzelektrolyten die Eisenionen
an der Kathode zu metallischem Eisen reduziert und abgeschieden werden und anschließend
die regenerierte Schwefelsäure-Beizflüssigkeit in die Beizanlage zurückgeführt wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Katholyt in allen parallel geschalteten Kathodenräumen durch Umpumpen im Kreislauf
in Bewegung gehalten wird, daß die verbrauchte Schwefelsäure-Beizflüssigkeit mit einer
Konzentration des bisulfatbildenden Zusatzelektrolyten von .0,1 bis 0,5 mol/1 kontinuierlich
oder chargenweise dem Katholyten zudosiert wird, daß der Stoff- und Stromtransport
von den Kathodenräumen in die Anodenräume ausschließlich über die Diaphragmen durch
ein elektrisches Potential mit einer Stromstärke von 5 - 15 A/dm2, bezogen auf die Diaphragmenfläche, erfolgt, daß die Stromstärke innerhalb der vorgegebenen
Grenzen in Abhängigkeit von der zudosierten Menge an verbrauchter Schwefelsäure-Beizflüssigkeit
geregelt wird und daß die regenerierte Schwefelsäure-Beizflüssigkeit im freien Überlauf
parallel aus den einzelnen Anodenräumen abgegeben wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, .
daß der Zusatzelektrolyt in Abhängigkeit vom pH-Wert dem Katholyt zudosiert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der im Kreislauf umgepumpte Katholyt außerhalb der eigentlichen Elektrolysiervorrichtung
zur Aufrechterhaltung einer Arbeitstemperatur der Elektrolyse von 75 °C bis 100 °C
aufgeheizt oder abgekühlt wird.
4. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 - 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Eisen aufgrund der beidseitig der Kathode angeordneten Anoden auf beiden Seiten
der Kathode abgeschieden wird.