[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung einer faserverstärkten,
insbesondere hohlzylindrischen Druck- oder Zugstange aus elektrisch isolierendem Kunststoffmaterial
mit stirnseitig befestigten Flanscharmaturen zur Druck- oder Zugkraftübertragung,
bei dem die aus den Fasern gebildeten Fäden parallel zur Stangenachse orientiert und
mit dem aushärtbaren Kunststoffmaterial getränkt werden.
[0002] Derartige Druck- oder Zugstangen aus Isolierstoff werden als Kraftübertragungsorgane
bei Hochspannungs-Leistungsschaltern verwendet, deren auf Hochspannungspotential liegende
Schaltstellen von einem auf Erdpotential liegenden Antrieb betätigt werden. Eine derartige,
insbesondere hohlzylindrische Druck- oder Zugstange ist aus der DE-AS 24 29 475 bekannt.
Im Bereich der Stirnseiten der Stange sind als Kraftübertragungsorgane Muffen vorgesehen,
die die stirnseitigen Bereiche der Rohrwandung der Stange überdecken. Die Muffen sind
mittels in die äußere Schicht der Stange eingelegter, über die Rohrwandung radial
vorstehender und in Ausnehmungen der Muffe eingreifender Teile mit der Stange formschlüssig
verbunden. Die bekannte Druck- oder Zugstange wird im wesentlichen dadurch hergestellt,
daß ein Gewebe mit parallel und quer zur Stangenachse orientierten Fäden mit dem elektrisch
isolierenden Kunststoffmaterial getränkt wird, wobei das Kunststoffmaterial aushärtbar
ist. Es kommen sowohl Naßwickelverfahren als auch Trockenwickelverfahren mit anschließender
Tränkung in Betracht.
[0003] Selbst bei Anwendung hochbelastbarer Fäden ist die Stange nur insoweit auf Druck
oder Zug belastbar, wie die formschlüssige Verbindung zwischen der Muffe und der Stangenaußenschicht
auf Scherung belastet werden kann.
[0004] Davon ausgehend liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs
genannten Art anzugeben, mit dem Druck- oder Zugstangen mit einer vergleichsweise
großen, im wesentlichen nur durch die Zugfestigkeit der parallel zur Stangenachse
orientierten Fäden begrenzten Zugbelastbarkeit hergestellt werden können.
[0005] Nach der Erfindung wird dies dadurch gelöst, daß die Fäden auf mindestens ein Paar
im wesentlichen parallel und mit Abstand geführter Drähte zu einem Band gewickelt
werden und die die Bänderkanten bildenden Drähte in schraubenförmige äußere Ausnehmungen
konischer Armaturkörper eingelegt und darin formschlüssig festgelegt werden.
[0006] Ersichtlich bilden die konischen Armaturkörper und die Vielzahl der im wesentlichen
parallel zur Stangenachse verlaufenden Fäden nach dem Aushärten des Kunststoffmaterials
einen Verbundkörper, wobei die Fäden mit den Armaturkörpern unmittelbar formschlüssig
verbunden sind. An der Kraftübertragung zwischen der Druck- oder Zugstange und dem
Armaturkörper nehmen in erster Linie die Fäden teil, während das tränkende bzw. formende
Kunststoffmaterial nur mittelbar teilnimmt. Die Gefahr von Abrissen der Armaturkörper
bei hohen Zugkräften ist dadurch weitgehend beseitigt
[0007] In Ausgestaltung des Erfindungsgedankens können die Ausnehmungen nach dem Einlegen
der die Bandkanten bildenden Drähte in Fadenzugrichtung zugerollt bzw. umgebördelt
werden. Die hierbei umgerollten, vorstehenden Teile der schraubenförmigen Ausnehmungen
bzw. ihrer Randbegrenzungen stellen einen besonders einfachen Formschluß sicher, so
daß die Zugkraftübertragung unabhängig von der Zugfestigkeit der Drähte gewählt werden
kann.
[0008] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren läßt sich eine rasche Fertigung der Bewicklung
erzielen, wenn die Drähte mit Gruppen parallel verlaufender Fäden gewickelt werden.
Hierzu ist es vorteilhaft, wenn die Fäden einer umlaufenden Transporteinrichtung,
z. B. einem Karussell, mit einer Spule entnommen und durch eine an einer Stelle des
Umfangs der Transporteinrichtung angeordneten Fadenführung um die beabstandeten Drähte
gewickelt werden.
[0009] Eine weitere Lösung der erfindungsgemäßen Aufgabe besteht darin, daß die Fäden in
konzentrisch zur Stangenachse geführter Anordnung zwischen konischen Armaturkörpern
in hin- und hergehender Bewegung gespannt werden und nach je einem der Stangenlänge
entsprechenden Bewegungshub in transversal zur Stangenachse verlaufenden Ausnehmungen
der Armaturkörper formschlüssig festgelegt werden.
[0010] Auch hierbei bilden die konischen Armaturkörper und die Vielzahl der im wesentlichen
parallel zur Stangenachse gespannten Fäden nach dem Aushärten des Kunststoffmaterials
einen Verbundkörper, wobei die Fäden mit den Armaturkörpern unmittelbar formschlüssig
verbunden sind. An der Kraftübertragung zwischen der Druck- oder Zugstange und dem
Armaturkörper nehmen auch bei dieser Lösung in erster Linie die Fäden teil, während
das tränkende bzw. formende Kunststoffmaterial nur mittelbar daran teilnimmt. Damit
ist auch bei dieser Lösung die Gefahr von Abrissen der Armaturkörper bei hohen Zugkräften
weitgehend beseitigt.
[0011] Vorteilhaft sind die Ausnehmungen von ringförmigen Nuten gebildet, in die ein Federring
zur Festlegung der Fäden eingelegt wird. Dabei können als Mittel zur Festlegung der
Fäden auch Drähte, Litzen, Bänder oder andere flexible Bindeorgane Verwendung finden.
[0012] Bei mehrteiliger Ausbildung des Armaturkörpers können vorteilhaft die Armaturkörperteile
je eine Ausnehmung aufweisen und nach je einem Bewegungshub und Festlegung der Fäden
nacheinander gestapelt werden.
[0013] Anhand der Zeichnung ist das erfindungsgemäße Verfahren anhand zweier Beispiele beschrieben
und die Wirkungsweise erläutert.
[0014] In den Figuren 1 und 2 ist in einer Seitenansicht und einer zugehörigen Draufsicht
eine Vorrichtung schematisch dargestellt, mit der das erfindungsgemäße Verfahren ausgeübt
wird.
[0015] In Fig. 3 ist als Einzelheit aus Fig. 1 die Verbindung zwischen Fäden und Armaturkörper
zur Druck- und Zugkraftübertragung schematisch im Schnitt dargestellt.
[0016] In den Figuren 4 bis 8 ist eine Vorrichtung schematisch dargestellt, mit der ein
weiteres erfindungsgemäßes Verfahren ausgeübt wird.
[0017] Die Figuren 9 bis 11 zeigen in einer der Figur 3 entsprechenden Einzelheit die Verbindung
zwischen Fäden und Armaturkörper zur Druck- und Zugkraftübertragung schematisch im
Schnitt.
[0018] In Fig. 1 ist ein der Länge der vorzugsweise hohlzylindrischen Druck- oder Zugstange
angepaßter Wickeldorn 1 vorgesehen, der einerseits in einem Reitstock 2 drehbar gelagert
ist und andererseits in einem Futter 3 eingespannt ist, das von einem Antrieb 4 drehbar
angetrieben wird. Auf dem Wickeldorn sitzen zu beiden Seiten konische Armaturkörper
5, 6, die mit schraubenförmigen äußeren Ausnehmungen 7 versehen sind. In die Ausnehmung
7 des Armaturkörpers 5 ist ein Draht 8 einlegbar, während in die Ausnehmung 7 des
konischen Armaturkörpers 6 ein Draht 9 einführbar ist. Die beiden Drähte 8, 9 sind
im wesentlichen parallel geführt und verändern beim Aufspulen ihren Abstand im Sinne
einer Verbreiterung.
[0019] Um die beiden Drähte 8, 9 werden Fäden 10, insbesondere aus hochzugfesten Kunststoffasern,
in Gruppen gewickelt, die einem mehrere Spulen 11 aufweisenden Karussell 12 entnommen
werden. Bei Rotation des Karussells werden die Fäden zu einem Band gewickelt, wobei
die Bänderkanten von den Drähten 8, 9 gebildet werden. Die so bewickelten Drähte 8,
9 werden in die schraubenförmigen äußeren Ausnehmungen 7 der konischen Armaturkörper
5, 6 eingelegt und darin formschlüssig festgelegt. Dabei können die Ausnehmungen 7
nach dem Einlegen der die Bandkanten bildenden Drähte 8, 9 in Fadenzugrichtung zumindest
teilweise zugerollt werden. Durch die gruppenweise Bewicklung der Drähte mit den im
wesentlichen parallel verlaufenden Fäden ist eine rasche Fertigung möglich.
[0020] Der Durchmesser des Karussells 12 ist ersichtlich von der Länge der zu fertigenden
Druck- oder Zugstange abhängig. Für große Stangen kann es daher vorteilhaft sein,
anstelle eines Karussells 12 eine andere umlaufende Transporteinrichtung, z. B. ein
Kettenband, zu verwenden, das platzsparend um die zu bewickelnden Drähte 8, 9 angeordnet
werden kann.
[0021] Bei der in der Figur 3 dargestellten Einzelheit ist im Schnitt der in die schraubenförmige
Ausnehmung 7 eingelegte Draht 8 in drei Windungen mit den umschlingenden Fäden 10a,
b gezeichnet. Aus dieser Einzelheit ist erkennbar, daß der Konuswinkel und die Steigung
der gewindeartigen schraubenförmigen Ausnehmung 7 dem Fadendurchmesser zweier parallel
geführter Fäden 10a, 1Db angepaßt ist, um zu einer möglichst dichten Packung der Fäden
zu gelangen. Ferner geht aus Fig. 3 besonders gut der durch Umrollen der schraubenförmigen
Ausnehmungen 7 bzw. ihrer Begrenzun
gskörper 7a bewirkte Formschluß hervor, durch den die Fäden 10a, 10b und der Draht
8 in den Ausnehmungen 7 verankert wird. Das Zurollen der Ausnehmung geschieht vorzugsweise
in Fadenzugrichtung.
[0022] Anstelle des beschriebenen einen Paares mit Abstand geführter Drähte 8, 9 können
auch mehrere parallel geführte Drähte vorgesehen werden, wenn die schraubenförmigen
äußeren Ausnehmungen mehrgängig ausgebildet sind.
[0023] In den Figuren 4 bis 8 ist ein der Länge der vorzugsweise hohlzylindrischen Druck-
oder Zugstange angepaßter Aufnahmedorn 13 vorgesehen, der drehbar gelagert und von
einem nicht weiter dargestellten Antrieb angetrieben sein kann. Auf dem Aufnahmedorn
13 sitzen zu beiden Seiten konische Armaturkörper 14, 15, die mit transversal zur
Stangenachse 16 verlaufenden rillenförmigen Ausnehmungen 17 versehen sind. Die Fäden
18 werden am Armaturkörper 15 in der Ringnut 17 zunächst verankert und von einem ringförmigen
Fadenführer 19, der die Fäden konzentrisch zur Stangenachse zwischen den konischen
Armaturkörpern anordnet und hin- und hergehend beweglich gelagert ist, zum Armaturkörper
14 gespannt. Dort werden die Fäden 18 in einer Ausnehmung 17 festgelegt, worauf der
ringförmige Fadenführer 19 eine Hubbewegung in Pfeilrichtung 20 ausführt. Dies ist
in den Figuren 5 und 6 dargestellt.
[0024] Die Figur 6 zeigt die Endposition des Fadenführers 19, in der die Fäden 18 in einer
weiteren Ausnehmung 17 festgelegt werden. Durch die hin- und hergehende Bewegung des
Fadenführers 19 ist eine mehrlagige Anordnung der Fäden möglich. Nach jedem Hub werden
die Fäden in einer nächsten freien Ausnehmung 17 der Armaturkörper 14, 15 formschlüssig
festgelegt.
[0025] Diese formschlüssige Festlegung ist in den Figuren 9 und 10 in einer Ausführungsform
dargelegt, bei der die Fäden 18 durch eine Vielzahl von gleichartigen oder ähnlichen
Fäden in der Ausnehmung 17 gehalten sind. Für die Festlegung der Fäden 18 kann auch
ein Draht 24, ein Federring, eine Litze oder ein anderes flexibles, Zugkräfte aufnehmendes
Bindeorgan in ein- oder mehrfacher Bewicklung eingelegt werden.
[0026] Nach der Festlegung der Fäden 18 in der Ausnehmung 17 wird wie beim Ausführungsbeispiel
nach Fig. 3 die Ausnehmungsbegrenzung 21 umgebördelt, wie die Figur 10 zu erkennen
gibt.
[0027] Bei der aus Fig. 11 ersichtlichen Darstellung werden die Fäden 18 innerhalb eines
aus mehreren Teilen 22a, 22b zusammengesetzten Armaturkörpers 14, 15 festgelegt. Dabei
werden die Ausnehmungen 17 von je einem Armaturkörperteil 22a bzw. 22b gebildet, die
einen vorspringenden Rand 22c zur Erzielung eines Formschlusses aufweisen. Nach der
Festlegung der Fäden 18 in der Nut 17 wird ein neuer Armaturkörperteil 22b in Pfeilrichtung
23 aufgesetzt, so daß sich eine der Fadenlagenzahl entsprechende Anzahl Armaturkörperteile
ergibt.
[0028] Während das zuerst beschriebene erfindungsgemäße Verfahren einen kontinuierlichen
Verfahrensablauf gestattet, ist die weitere erfindungsgemäße Lösung mit einem intermittierenden
Verfahrensablauf versehen.
[0029] Die erfindungsgemäßen Verfahren sind sowohl für Naßwickelverfahren geeignet als auch
bei Trockenwickelverfahren mit anschließender Tränkung in Betracht zu ziehen.
1. Verfahren zur Herstellung einer faserverstärkten, insbesondere hohlzylindrischen
Druck- oder Zugstange aus elektrisch isolierendem Kunststoffmaterial mit stirnseitig
befestigten Flanscharmaturen zur Druck- oder Zugkraftübertragung, bei dem die aus
den Fasern gebildeten Fäden parallel zur Stangenachse orientiert und mit dem aushärtbaren
Kunststoffmaterial getränkt werden, dadurch gekennzeichnet , daß die Fäden (10, 10a,
10b) auf mindestens ein Paar im wesentlichen parallel und mit Abstand geführter Drähte
(8, 9) zu einem Band gewickelt werden und die die Bänderkanten bildenden Drähte (8,
9) in schraubenförmige äußere Ausnehmungen (7) konischer Armaturkörper (5, 6) eingelegt
und darin formschlüssig festgelegt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß die Ausnehmungen (7) nach
dem Einlegen der Bänderkanten bildenden Drähte (8, 9) in Fadenzugrichtung zugerollt
werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch eine Bewicklung der Drähte (8,
9) mit Gruppen parallel verlaufender Fäden (10).
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Fäden
(10) einer umlaufenden Transporteinrichtung (12) mit mindestens einer Spule (11) entnommen
und durch eine an einer Stelle des Umfangs der Transporteinrichtung angeordnete Fadenführung
um die beabstandeten Drähte (8, 9) gewickelt werden.
5. Verfahren zur Herstellung einer faserverstärkten, insbesondere hohlzylindrischen
Druck- oder Zugstange aus elektrisch isolierendem Kunststoffmaterial mit stirnseitig
befestigten Flanscharmaturen zur Druck- oder Zugkraftübertragung, bei dem die aus
den Fasern gebildeten Fäden parallel zur Stangenachse orientiert und mit dem aushärtbaren
Kunststoffmaterial getränkt werden, dadurch gekennzeichnet , daß die Fäden (18) in
konzentrisch zur Stangenachse (16) geführter Anordnung zwischen konischen Armaturkörpern
(14, 15) in hin- und hergehender Bewegung gespannt werden und nach je einem der Stangenlänge
entsprechenden Bewegungshub in transversal zur Stangenachse (16) verlaufenden Ausnehmungen
(17) der Armaturkörper (14, 15) formschlüssig festgelegt werden.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet , daß die Ausnehmungen (17) von
ringförmigen Nuten gebildet sind, in die ein Federring (24) zur Festlegung der Fäden
eingelegt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet , daß zur Festlegung der
Fäden ein Draht (24), eine Litze oder ein anderes flexibles Zugkräfte aufnehmendes
Bindeorgan in ein- oder mehrfacher Bewicklung eingelegt werden.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet , daß bei mehrteiliger
Ausbildung des Armaturkörpers (14, 15) die Armaturkörperteile (22a, 22b) je eine Ausnehmung
(17) aufweisen und nach je einem Bewegungshub und Festlegung der Fäden (18) nacheinander
gestapelt werden.