[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Leitungsschutzschalteranordnung nach Oberbegriff
des Patentanspruchs 1. Es ist bereits eine Leitungsschutzschalteranordnung vorgeschlagen
worden (DE: P 31 37 727.0), die mit zwei Schaltgruppen arbeitet: Einer ersten, deren
Auslöseeinrichtung sich mit einer Schaltkontaktvorrichtung direkt in Eingriffverbindung
befindet. Der öffnende Eingriff wird durch eine Halteeinrichtung bis zu einem vorgegebenen
Abschaltzeitpunkt aufrechterhalten. Eine zweite Schaltungsgruppe weist eine Auslöseeinrichtung
auf, die über ein Schaltschloß mit Schaltkontakten einer Lichtbogenlöscheinrichtung
in Eingriffverbindung steht. Bei einer solchen Leitungsschutzschalteranordnung wird
ein mehrfaches, ein sogenanntes pumpendes Abschalten vermieden.
[0002] Vorautomaten werden zwischen der Hausanschlußsicherung und einer Verteilung mit Leitungsschutzschaltern
angeordnet. Bei einem Kurzschluß hinter einem Leitungsschutzschalter soll der Vorautomat
eine Kontaktstrecke zur Unterstützung der Abschaltarbeit des Leitungsschutzschalters
öffnen. Wenn der Kurzschluß abgeschaltet ist, soll der Vorautomat sich wieder im eingeschalteten
Zustand befinden- Wenn andererseits ein Kurzschluß zwischen dem Vorautomaten und dem
Leitungsschutzschalter erfolgt, soll der Vorautomat die Abschaltung allein übernehmen,
ohne die Hausanschlußsicherung ansprechen zu lassen. Man sagt, ein Leitungsschutzschalter
muß gegenüber dem vorgeschalteten Vorautomaten selektiv sein, der Vorautomat jedoch
seinerseits gegenüber einer vorgeschalteten Hausanschlußsicherung.
[0003] Diese gegensätzlichen Forderungen sollen bei einem bekannten, als Gruppenschutzschalter
bezeichneten elektrischen Installationsgerät dadurch erfüllt werden, daß ein magnetischer
Auslöser direkt auf Schaltkontakte einwirkt und ein thermischer Auslöser über ein
Schaltschloß auf diese Kontakte eingreift und sie endgültig öffnet (EP-A 13 320 =
DE-OS 28 54 637). Wenn ein Kurzschluß zwischen einem solchen als Vorautomaten verwendeten
Installationsgerät und einem nachgeschalteten Leitungsschutzschalter abzuschalten
ist, öffnet der unverzögert wirkende magnetische Auslöser die Schaltkontakte und unterbricht
den Stromkreis. Die Kontakte schließen sich wieder, auch wenn der Kurzschluß noch
ansteht, und sie öffnen daher erneut. Auf diese Weise öffnen die Kontakte mehrfach
unter Ziehen von Lichtbögen, wodurch kurzzeitige Abschaltungen auftreten. In der Einschaltphase
wird der verzögert wirkende thermische Auslöser jeweils aufgeheizt, bis er die endgültige
Abschaltung einleitet. Man kann das als ein pumpendes Verhalten bezeichnen, das sowohl
eine mehrmalige Beanspruchung der Kontakte als auch ein unbefriedigendes Selektivitätsverhalten
des Vorautomaten zur Hausanschlußsicherung mit sich bringt.
[0004] Die eingangs geschilderte Leitungsschutzschalteranordnung arbeitet ohne ein solches
pumpendes Abschalten. Bei dieser Leitungsschutzschalteranordnung ist ein magnetischer
Auslöser der zweiten Schaltungsgruppe nur über das Schaltschloß mit der Schaltkontaktvorrichtung
in Eingriffverbindung. Die erste Schaltungsgruppe besteht im wesentlichen aus einem
unverzögerten Auslöser, der sich mit der Schaltkontaktvorrichtung direkt in Eingriffverbindung
befindet und dessen öffnenden Eingriff eine Halteeinrichtung bis zu einem Abschaltzeitpunkt
aufrechterhält. Die Halteeinrichtung besteht dabei im wesentlichen aus einem magnetischen
Auslöser und aus einem thermischen Auslöser, die mit einem weiteren Schaltschloß in
Wirkverbindung stehen, das auf eine Schaltkontaktvorrichtung eingreift, die in einem
Parallelzweig zu der Schaltkontaktvorrichtung angeordnet ist, die mit der ersten Schaltungsgruppe
in Eingriffverbindung steht. Der magnetische Auslöser und der thermische Auslöser
der Halteeinrichtung sind in diesem Parallelzweig angeordnet.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Leitungsschutzschalteranordnung zu
entwickeln, die mit einer kompakten und einfachen Halteeinrichtung arbeitet und die
es erlaubt, handelsübliche Leitungsschutzschalter bauteilartig zu verwenden.
[0006] Die Lösung der geschilderten Aufgabe liegt in einer Leitungsschutzschalteranordnung
der eingangs geschilderten Art, die die Merkmale nach dem kennzeichnenden Teil des
Patentanspruchs 1 aufweist.
[0007] Die zweite Schaltungsgruppe ist dabei nach Art eines üblichen Leitungsschutzschalters
ausgebildet und die erste Schaltungsgruppe, die hiermit elektrisch in Reihe verbunden
ist, kann bauteilartig mit dem Leitungsschutzschalter zusammengebaut werden. Diese
erste Schaltungsgruppe weist eine Halteeinrichtung mit einer Schaltkammer auf, in
der zumindest ein beweglicher Kontaktkörper aus magnetischem Material einen beweglichen
Spulenkern zu einer Erregerwicklung bildet. Dieser Spulenkern wird von einem Kraftspeicher
gegen einen zweiten Kontaktkörper gedrückt. Ober die Laufstrecke des; Spulenkerns
sind in der Wandung der Schaltkammer Entlüftungsschlitze ausgebildet. Der Kontaktkörper
und. die- Erregerwicklung sind. elektrisch miteinander verbunden. Wenn ein Kurzschlußstrom
so stark ist, daß ein Lichtbogenplasma. mit ausreichendem Druck entsteht, das den
Kontaktkörper aus magnetischem Material, den Spulenkern, vom Gegenkontaktkörper abhebt,
erzeugt die Leitungsschutzschalteranordnung einen Widerstand, der den durch die Leitungsschutzschalteranordnung
fließende Strom begrenzt. Erst wenn diese Strombegrenzung nicht ausreicht, führt die
zweite Schaltungsgruppe zum endgültigen Abschalten.
[0008] Die erste Schaltungsgruppe-kann unter der Basis eines Leitungsschutzschalters angeordnet
werden, der die zweite Schaltungsgruppe bildet. Die gesamte Schaltungsanordnung kann
bauteilartig zusammengesetzt werden oder in einem gemeinsamen Gehäuse untergebracht
werden. Eine solche Leitungsschutzschalteranordnung eignet sich allgemein für hintereinander
angeordnete selektive Schutzschalter.
[0009] Die Schaltkammer der ersten Schaltungsgruppe kann in an sich bekannter Weise an ihrer
Innenseite ein gasabgebendes Material aufweisen, um die Strombegrenzung zu unterstützen.
[0010] Die Schaltkammer der ersten Schaltungsgruppe kann ein einfacher Weise zylindrisch
ausgebildet sein.
[0011] Ein einfacher Aufbau des beweglichen Kontaktkörpers der ersten Schaltungsgruppe ergibt
sich durch einen Tragkörper aus magnetischem Material und aus Kontaktstücken aus schweißsicherem
Material.
[0012] Die Entlüftungsschlitze der Schaltkammer der ersten Schaltungsgruppe können strömungstechnisch
derart gestaltet sein, daß beim Einlaufen des beweglichen Kontaktkörpers in die Laufstrecke
ein niedriger Strömungswiderstand und beim Rücklauf ein hoher Strömungswiderstand
besteht. Dadurch wird ein schädlicher überdruck vermieden und dennoch lange ein strombegrenzender
Widerstand aufrechterhalten.
[0013] Die Erfindung soll anhand eines in. der Zeichnung grob schematisch wiedergegebenen
Ausführungsbeispiels näher erläutert werden:
In Fig. 1 ist die prinzipielle Ausbildung der Leitungsschutzschalteranordnung veranschaulichte
In Fig. 2 ist ein zweckmäßiger Aufbau der Leitungsschutzschalteranordnung dargestellt.
In Fig. 3 ist die Leitungsschutzschalteranordnung nach Fig. 2 in Seitenansicht wiedergegeben.
[0014] Die Leitungsschutzschalteranordnung nach Fig. 1 weist zwei Schaltungsgruppen auf,
eine erste 1 und eine zweite 2. Eine Auslöseeinrichtung wirkt auf eine Schaltkontaktvorrichtung
3 der ersten Schaltungsgruppe direkt ein und ihr öffnender Eingriff wird durch eine
Halteeinrichtung bis zu einem vorgegebenen Abschaltzeitpunkt aufrechterhalten.
[0015] In der zweiten Schaltungsgruppe 2 steht eine Auslöseeinrichtung 5, im Ausführungsbeispiel
ein magnetischer Auslöser 6 und ein thermischer Auslöser 7, mit einem Schaltschloß
8 direkt in Eingriffverbindung. Das Schaltschloß wirkt auf eine Kontaktvorrichtung
9 ein.
[0016] Die zweite Schaltungsgruppe 2 kann nach Art eines üblichen Leitungsschutzschalters
ausgebildet sein. Die erste Schaltungsgruppe 1 ist hiermit elektrisch in Reihe verbunden,
so daß die Leitungsschutzschalteranordnung zwischen den Anschlußklemmen 10 und 11
angeordnet ist. Wesentlich ist, daß die Halteeinrichtung 4 einen im nachfolgenden
prinzipiell geschilderten besonderen Aufbau aufweist:.
[0017] Eine Erregerwicklung 12 ist um eine Schaltkammer 13 angeordnet, in. der im Ausführungsbeispiel
ein beweglicher Kontaktkörper 14 zwischen einem zweiten Kontaktkörper 15 und einem
Anschlag 16 eine Laufstrecke aufweist. Ein Kraftspeicher 17, im Ausführungsbeispiel
eine Schraubenfeder, drückt den beweglichen Kontaktkörper 14 gegen den zweiten Kontaktkörper
15. In der Wandung der Schaltkammer 13 sind über die Laufstrecke des beweglichen Kontaktkörpers
14 Entlüftungsschlitze 18 ausgebildet. Die Kontaktkörper 15 und 14 sind mit der Erregerwicklung
12 elektrisch in Reihe verbunden.
[0018] Bei einer Stromstärke, bei der die Schaltungsgruppe 1 strombegrenzend wirken soll,
bildet der zwischen den Kontaktkörpern 15 und 14 entstehende Lichtbogen ein Plasma,
dessen Druck den beweglichen Kontaktkörper 14 mittels seines Druckkolbens 19 gegen
die Kraft des Kraftspeichers 17 wegschiebt. Da der bewegliche Kontaktkörper 14 aus
magnetischem Material ausgebildet ist, wirkt auf ihn zugleich eine das Offnen unterstützende
Kraft von der Erregerwicklung 12, deren Spulenkern er darstellt. Plasma und Erregerwicklung
12 bilden also gemeinsam eine Auslöseeinrichtung. Bei geringerer Anforderung genügt
hierfür auch nur eine Vorkehrung.
[0019] Wenn der bewegliche Kontaktkörper 14 im Sinne einer Offnung der Schaltkontaktvorrichtung
3, bestehend aus Kontaktkörpern 15 und 14, über seine Laufstrecke bewegt wird, kann
der Druck des Plasmas durch Entlüftungsschlitze 18 zusätzlich abgebaut werden. Der
Plasmadruck hält dann die Kontakte so lange offen, bis der Strom so weit begrenzt
ist, daß kein ausreichender Plasmadruck aufrechterhalten werden kann, um die Schaltkontaktvorrichtung
3 geöffnet zu halten. Die Schließbewegung wird bei abnehmendem Plasmadruck durch den
Kraftspeicher 17 eingeleitet. Um den Schließvorgang zu verzögern, kann es vorteilhaft
sein, die Lüftungsschlitze 18 so auszubilden, daß sie beim Schließvorgang einem erhöhten
Widerstand aufweisen. Hierzu stehen die bekannten Maßnahmen der Strömungstechnik zur
Verfügung. So können die Lüftungsschlitze in Öffnungsrichtung strömungsgünstig schräg
und zur Schließrichtung folglich im spitzen Winkel angeordnet sein, wie es aus Fig.
2 zu ersehen ist.
[0020] Die erste Schaltungsgruppe 1 kann unter der Basis eines Leitungsschutzschalters 20
nach Fig. 2 angeordnet werden, da sie wenig Raum. benötigt. Die Halteeinrichtung 4
mit der Schaltkammer 13 kann zur Unterstützung des Plasmadrucks, also der Öffnung
der Schaltkontaktvorrichtung 3, zumindest an ihrer Innenseite in an sich bekannter
Weise aus gasabgebendem Material ausgebildet sein.
[0021] Ein einfacher Aufbau ergibt sich mit einer Schaltkammer 13, die zylindrisch ausgebildet
ist. Der bewegliche Kontaktkörper 14 der ersten Schaltungsgruppe 1 kann im einzelnen
aus einem Tragkörper 21 aus magnetischem Material, mit einem Druckkolben 19 und einer
Auflage 22 für den Kraftspeicher 17, ausgebildet sein. Der Tragkörper weist an seiner
Stirnseite-einen Kontaktkörper 14 auf. Der Kontaktkörper 14 bzw. ein Kontaktstück
ist zweckmäßigerweise aus schweißsicherem Material gebildet.
[0022] Die Entlüftungsschlitze 18 können strömungstechnisch derart gestaltet sein, daß beim
Einlaufen des beweglichen Kontaktkörpers 14 in die Laufstrecke ein niedrigerer Strömungswiderstand
und be.im Rücklauf ein höherer Strömungswiderstand besteht. Im einfachsten Fall kann
dies durch Schrägstellen der Entlüftungsschlitze erreicht werden, wie es aus Fig.
2 zu ersehen ist. In öffnungsrichtung kann das Schaltgas unter geringer Ablenkung
entströmen, dagegen muß das Schaltgas beim Schließvorgang unter grosser Umlenkung
entweichen. Das Auflager 22 für den Kraftspeicher 17 kann an geeigneter Stelle als
zweiter, dichterer Druckkolben ausgebildet sein. Der Druckkolben 19 kann an seinem
Rand einen Spalt lassen, der nach geringer Öffnung des Anfangsraumes wirksam wird.
Der Druckkolben 19 wird in Schließrichtung durch eine ringzylindrische Dichtung 23
nach Fig. 2 abgedichtet, so daß auch geringe Überströme die Kontaktvorrichtung 2 öffnen
und so eine Strombegrenzung finden.
1. Leitungsschutzschalteranordnung, geeignet als Vorautomat, mit zwei Schaltungsgruppen,
- einer ersten (1), deren Auslöseeinrichtung sich mit einer Schaltkontaktvorrichtung
(3) direkt in Eingriffverbindung befindet und. deren öffnenden Eingriff eine Halteeinrichtung
(4) bis zu einem vorgegebenen Abschaltzeitpunkt aufrechterhält, und
- einer zweiten Schaltungsgruppe (2), deren Auslöseeinrichtung. (5) über ein Schaltschloß
(8) mit Schaltkontakten (9) einer Lichtbogenlöscheinrichtung in Eingriffverbindung
steht, dadurch gekennzeichnet, daß
- die zweite Schaltungsgruppe (2) nach Art eines üblichen Leitungsschutzschalters
ausgebildet ist und daß
- die erste Schaltungsgruppe (1) hiermit elektrisch in Reihe verbunden ist, mit einer
Halteeinrichtung (4), im wesentlichen bestehend aus:
- einer Erregerwicklung (12), die um eine Schaltkammer (13) angeordnet ist, in der
zumindest ein beweglicher Kontaktkörper (14) aus magnetischem Material einen beweglichen
Spulenkern bildet, der von einem Kraftspeicher (17) gegen einen zweiten Kontaktkörper
(15) gedrückt ist, und über dessen Laufstrecke in der Wandung der Schaltkammer (4)
Entlüftungsschlitze (18) ausgebildet sind, wobei Kontaktkörper (15, 14) und Erregerwicklung
(12) elektrisch miteinander verbunden sind.
2. Leitungsschutzschalteranordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
erste Schaltungsgruppe (1) unter der Basis eines Leitungsschutzschalters (20) angeordnet
ist.
3. Leitungsschutzschalteranordnung na.ch Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet , daß
die Schaltkammer (13) der ersten Schaltungsgruppe (1) in an sich bekannter Weise an
ihrer Innenseite ein gasabgebendes Material aufweist.
4. Leitungsschutzschalteranordnung nach Anspruch 1, dadurch gekenzeichnet, daß die
Schaltkammer (13) der ersten Schaltungsgruppe zylindrisch ausgebildet ist.
5. Leitungsschutzschalteranordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der
bewegliche Kontaktkörper (14) der ersten Schaltungsgruppe (1) aus einem Tragkörper
(21) aus magnetischem Material und aus Kontaktstücken aus schweißsicherem Material
gebildet ist.
6. Leitungsschutzschalteranordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß die
Entlüftungsschlitze (18) durch schrägstellen strömungstechnisch derart gestaltet sind,
daß beim Einlaufen des beweglichen Kontaktkörpers (14) in die Laufstrecke ein niedrigerer
Strömungswiderstand und beim Rücklauf ein höherer Strömungswiderstand besteht.