[0001] Bei der Gasförderung fallen Gase unterschiedlicher Gasqualität, insbesondere Gase
mit niedrigem Brennwert (L-Gas) und Gase mit hohem Brennwert (H-Gas) an, die häufig
in demselben Gasnetz, ggf. Ferngasnetz, zu transportieren und zu verteilen sind. Möglicherweise
kommen in Zukunft synthetische Gase und Gase aus der Kohlevergasung hinzu mit wiederum
abweichender Gasqualität. Schwankende Gasqualitäten des eingespeisten Gases und Mischungen
beim Zusammenführen von Gasströmen können zu einem ständigen Wechsel der Gasqualitäten
im Ferngasnetz und damit zu wechselnder Gasqualität bei den Gasabnehmern führen. Größere
Schwankungen der Qualität des abgenommenen Gases müssen vermieden werden, da insbesondere
bei industrieller Verwertung des Gases Betriebsprobleme auftreten. Verträge mit Gasabnehmern
enthalten daher häufig Regelungen über obere und untere Grenzen für Brennwert und/oder
Wobbezahl des gelieferten Gases. Da ferner bei den Abnehmern im allgemeinen nur die
abgenommene Gasmenge bzw. Gasvolumen gemessen wird, ergeben sich größere Fehler bei
der Wärmemengenabrechnung mit dem Gasabnehmer.
[0002] Die Aufgabe der Erfindung liegt demgegenüber darin, ein Verfahren zur Steuerung eines
Ferngasnetzes bereitzustellen, welches Schwankungen der Gasqualität im Netz, insbesondere
an ausgewählten Netzpunkten, wie z.B. Abnahmepunkten, zumindest verringert.
[0003] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß man
a) an den Einspeisepunkten des Netzes die Gasquantität und die Gasqualität des eingespeisten
Gases mißt;
b) an wenigstens einem Teil der Abnahmepunkte des Netzes die abgenommene Gasquantität,
insbesondere das Gasvolumen, mißt;
c) aus den gemäß a) und b) erhaltenen Meßwerten und der Netzgeometrie, insbesondere
den Leitungslängen- und querschnitten den momentanen oder, unter Zugrundelegung von
Prognosen über zukünftige Gasabnahmen einen zukünftigen Gasqualitätsverlauf entlang
der Leitungen ermittelt;
d) den ermittelten Gasqualitätsverlauf mit einem Sollverlauf, insbesondere an ausgewählten
Netzpunkten, wie z.B. Abnehmerpunkten, vergleicht und das Netz durch Abgabe entsprechender
Steuersignale an Netzstellglieder, wie z.B. Mischstellen oder-Schieberstationen in
Richtung einer Verringerung der Unterschiede zwischen ermitteltem Gasqualitätsverlauf
und Sollverlauf steuert.
[0004] Es können folglich an den Einspeisepunkten bedenkenlos Gase stark unterschiedlicher
Gasqualität eingespeist werden, da das Verfahren sicherstellt, daß zumindest diejenigen
Abnehmer, die auf möglichst gleichbleibender Gasqualität angewiesen sind, Gas mit
ausreichend konstanter Qualität angeboten bekommen. Da die Reaktion der Gasströmung
auf Steuer- und Regeleingriffe relativ träge ist, wird neben dem momentanen Gasqualitätsverlauf
auch bevorzugt der zukünftige Gasqualitätsverlauf abgeschätzt, so daß ausreichend
Zeit bleibt entsprechende Steuerungsmaßnahmen zu treffen. Hervorzuheben ist, daß der
apparative Aufwand zur Durchführung des Verfahrens relativ klein gehalten werden kann,
da es im allgemeinen mit den üblicherweise in Gasnetzen vorhandenen Meßeinrichtungen
durchführbar ist.
[0005] In den Fällen, in denen es trotz des erfindungsgemäßen Verfahrens nicht möglich ist
einen zulässigen Schwankungsbereich der Gasqualität an einem Abnahmepunkt einzuhalten,
beispielsweise deshalb, weil nicht genügend H-Gas zur Kompensation von Gas mit zu
niedrigem Brennwert zur Verfügung steht, wird vorgeschlagen, daß man bei außerhalb
des zulässigen Schwankungsbereichs liegenden Abweichungen des ermittelten Gasqualitätsverlaufs
vom Sollverlauf, insbesondere an ausgewählten Netzpunkten, ein Vorwarnsignal an die
betroffenen Abnehmer abgibt. Dieses Vorwarnsignal ermöglicht es dem Abnehmer seine
Gasverbrauchseinrichtung z.B. seine Industrieöfen an die zu erwartende Gasqualität,
insbesondere den Brennwert bzw. die Wobbezahl, anzupassen. Das Vorwarnsignal kann
zu diesem Zweck sowohl die zu erwartende Gasqualität als auch ihr voraussichtliches
zeitliches Eintreffen umfassen.
[0006] Das erfindungsgemäße Verfahren, welches lediglich Gasqualitätsmessungen an den Einspeisepunkten
erfordert, liefert Informationen über die momentanen bzw. zu erwartenden Gasqualitäten
an beliebigen Netzpunkten, so auch vor (und hinter) Mischstellen innerhalb des Netzes.
Aus den ermittelten Gasqualitäten vor einer Mischstelle kann ein Stellsignal für ein
Stellglied, insbesondere Regelschieber der Mischstelle zur Konstanthaltung der Gasqualität
hinter der Mischstelle abgeleitet werden.
[0007] Zusätzlich oder unabhängig von der erfindungsgemäßen Steuerung des Gasnetzes kann
zur näherungsweise Berechnung der an einem Abnahmepunkt während eines Abrechnungszeitraumes
abgenommenen Wärmemenge vorgesehen sein, daß man aus den während des Abrechnungszeitraumes
mehrfach ermittelten Gasqualitätsverläufen entlang der Leitung für den Abnahmepunkt
den Zeitverlauf der Gasqualität des dort während des Abrechnungszeitraumes zur Verfügung
stehenden Gases ermittelt und daß man an diesem Abnahmepunkt den Zeitverlauf der während
des Abrechnungszeitraumes abgenommenen Gasquantität mißt. Aus beiden Zeitverläufen
läßt sich durch entsprechende' Produktbildung die Abgabewärmemenge ausreichend genau
errechnen. Für den Fall, daß man als Gasquantität das Gasvolumen (Betriebsvolumen)
mißt, wird vorgeschlagen, daß man aus dem ermittelten Zeitverlauf der Gasqualität
an diesem Abnahmepunkt den Zeitverlauf der Kompressibilitätszahl und vorzugsweise
auch der Normdichte ermittelt, so daß sich die abgenommene Gasmenge (Normvolumen)
bzw. Gasmasse bestimmen läßt. Die am Abnahmepunkt fortwährend ermittelten Meßwerte
für die Gasquantität können entweder simultan an eine Datensammeleinrichtung übertragen
werden, oder am Abnahmepunkt bis zum Ende des Abrechnungszeitraumes zwischengespeichert
werden. In ersterem Falle können die Meßwerte auch zur Ableitung von Stellsignalen
dienen und simultan einer Steuereinrichtung für das Gasnetz zugeführt werden.
[0008] Die Erfindung wird im folgenden-anhand der Zeichnung beispielsweise erläutert. Es
zeigt:
Fig. 1 im Blockdiagramm Verfahrensschritte des erfindungsgemäßen Steuerungsverfahrens
eines schemaartig angedeuteten Ferngasnetzes und
Fig. 2 im Blockdiagramm Verfahrensschritte bei der erfindungsgemäßen thermischen Gasabrechnung.
Das in Fig. 1 oben schematisch angedeutete Ferngasnetz (Gasnetz im Hochdruckbereich)
10 besteht aus einem verzweigten System aus Leitungen 12 mit Einspeisepunkten 14 (durch
zwei konzentrische Kreise symbolisiert) und Abnahmepunkten 16 (symbolisiert durch
einen einfachen Kreis). In die Leitungen 12 sind Kompressoren 18, Druck/Fluß-Regler
20, eine Mischstation 22 sowie ein Schieber 24 eingeschaltet. Es sind selbstverständlich
auch andere Netzkonfigurationen möglich.
[0009] Das an den Einspeisepunkten 14 eingespeiste Erdgas oder in Zukunft auch synthetische
Gas bzw. Gas aus einer Kohlevergasungsanlage wird in mehr oder weniger stark unterschiedlicher
Gasqualität angeliefert. Hierbei bezieht sich der Ausdruck "Gasqualität" in erster
Linie auf den Brennwert des Gases. Die Gasqualität kann auch alternativ oder zusätzlich
charakterisiert sein durch die Wobbezahl (Brennwert : γ aus der Dichte), die Normdichte
und durch die sich aus einer Gasanalyse ergebenden Volumenanteile an H
2, CH
4, C0
2, N
2' C
2, H6, höheren Kohlenwasserstoffen etc.
[0010] In einer Grobeinteilung wird das Erdgas in L-Gas mit niedrigem Brennwert und H-Gas
mit hohem Brennwert eingeteilt.
[0011] In die Einspeisepunkte 14 werden Gase eingespeist, deren Herkunft mit der Zeit wechselt.-Die
damit verbundene Gasqualitätsänderung des Gases im Fernleitungsnetz 10 kann zu größeren
Problemen führen, insbesondere bei Großabnehmern, die auf gleichbleibende Gasqualität
angewiesen sind, beispielsweise deshalb, weil auf einen Brennwert bzw. eine Wobbezahl
genau eingestellte Industrieöfen eingesetzt werden. Durch Gasqualitätsmessungen an
den Abnahmepunkten könnte man zwar prinzipiell derartige Gasqualitätsschwankungen
des abgenommenen Gases messen und dementsprechend die erforderlichen Maßnahmen beim
Abnehmer treffen; der Aufwand dieser z.B. mit geeichten Kalorimetern durchzuführenden
Gasqualitätsmessungen ist jedoch für den Normalfall zu hoch. Beim Abnehmer wird in
der Regel lediglich die Gasmenge (Normvolumen) bzw. das Gasvolumen (Betriebsvolumen)
für die spätere thermische Gasabrechnung des Gaswerks mit dem Abnehmer gemessen. Das
erfindungsgemäße Steuer- bzw. Regelverfahren erfordert derartige Gasqualitätsmessungen
lediglich an den Einspeisepunkten 14. Ferner müssen an den Einspeisepunkten 14 sowie
an den Abnahmepunkten 16 die eingespeisten bzw. abgegebenen Gasquantitäten (Gasmengen
bzw. Gasvolumina) gemessen und sämtliche Meßwerte einer Steuereinrichtung 26 zugeführt
werden, die in - Fig. 1 durch ein Blockschema repräsentiert wird. Dieser Steuereinrichtung
26 werden über in Fig. 1 strichpunktiert dargestellte Leitungen 30 und 32 die Meßwerte
der Abgabepunkte (abgegebene Gasquantitäten) und der Einspeisepunkte 14 (eingespeiste
Gasqualitäten und -quantitäten) zugeführt. Daneben ist der Steuereinrichtung 26 die
Netztopologie des Ferngasnetzes 10 eingegeben, also Lage und technische Daten (Länge,
Querschnitt usw.) der Rohrleitungen 12 und Lage und technische Daten der Kompressoren
18, des Schiebers 24, der Druck/Fluß-Regler 20 und der Mischstation 22. In Fig. 1
sind strichpunktiert gezeichnete elektrische Leitungen 34 angedeutet, die von den
Netzkomponenten 18 bis 24 zur Steuereinrichtung 26 verlaufen und Signale an die Steuereinrichtung
26 übermitteln, die die jeweilige Einstellung der Komponenten 18 bis 24 charakterisieren.
[0012] Ausgehend von den im Block 28 gesammelten Meßdaten sowie der Netztopologie incl.
der aktuellen Einstellung der Netzkomponenten wird der Fließzustand des Netzes 10
berechnet, d.h. der Verlauf der Fließgeschwindigkeit des Gases entlang der Leitungen
12 des Netzes 10. Neben dieser Berechnung des Fließzustands, in Fig. 1 durch den Block
38 symbolisiert, kann auch der Druckzustand des Netzes 10 errechnet werden.
[0013] Es ist nun von Interesse, wie sich die Gasqualität Q entlang der Leitungen 12 verteilt.
Ausgehend von einem bekannten Anfangs-Qualitätsverlauf kann nun mit Hilfe des im Block
38 ermittelten Fließzustandes des Netzes 10 der sich nach Ablauf eines vorgegebenen
in Rechenzeitschritte unterteilten Zeitintervalls ergebende neue Qualitätsverlauf
ermittelt werden. Hierzu müssen die bestimmte Gasqualitäten kennzeichnenden Netzpunkte
gemäß dem Anfangsqualitätsverlauf um eine Wegstrecke in Strömungsrichtung verschoben
werden, die der sich aus dem Fließzustand ergebenden lokalen Strömungsgeschwindigkeit
an diesen Netzpunkten mal dem Rechenzeitschritt entspricht. An Zusammenführungen von
Rohrleitungen 12 wird die Gasmischung entsprechend den zusammenfließenden Gasströmen
bestimmt. Bei Einspeisungen (Einspeisepunkte 14) werden die gemessenen Gasqualitäten
in das Ferngasnetz 10 "geschoben". Rechts neben dem mit 40 bezeichneten, die Qualitätsverlaufsermittlungen
darstellenden Block ist ein Diagramm dargestellt, welches den örtlichen Verlauf der
Gasqualität Q längs eines Weges x entlang einer Rohrleitung 12 darstellt.
[0014] Der die Blöcke 38 und 40 verbindende Doppelpfeil zeigt die Rückwirkung des neuen
Qualitätsverlaufs auf den als nächstes zu ermittelten Fließzustand auf; die Änderung
der Gasqualität in den Leitungen 12 hat nämlich auch eine Änderung der das nichtideale
Verhalten der Gase angebenden Kompressibilitätszahl zur Folge, da diese von der Gaszusammensetzung
abhängt. Dementsprechend ändert sich auch die Normdichte des Gases. Der somit bestimmte
neue Fließzustand wird nun der Ermittlung des Qualitätsverlaufes nach Ablauf des nächsten
Rechenzeitschrittes zugrunde gelegt usw.
[0015] Auf diese Weise kann jeweils der momentan in den Leitungen 12 herrschende Gasqualitätsverlauf
ermittelt werden. Durch Vergleich mit Sollwerten für den Qualitätsverlauf entlang
der Leitungen 12 erhält man Anhaltswerte für die Netzsteuerung (Block 44). Da durch
das erfindungsgemäße Verfahren die Gasqualität an beliebig ausgewählten Netzpunkten
verfolgt werden kann, besteht die Möglichkeit durch entsprechende Steuerungsmaßnahmen
des Netzes 10 zu erreichen, daß die Gasqualität an vorgegebenen Netzpunkten, z.B.
bei einem größeren Abnehmer mit strengen Anforderungen an die Gasqualität in vorgegebenen
Grenzen gehalten wird, wohingegen an anderen Netzpunkten größere Gasqualitätsschwankungen
zugelassen werden. Der Abnahmepunkt 16' in Fig. 1, der hinter der Mischstation 22
liegt, kann beispielsweise mit konstanter Gasqualität beliefert werden, unabhängig
von den anderen Abnahmepunkten 16.
[0016] In Fig. 1 sind mit Strich-Punkt-Punkt-Linien Steuerleitungen 46 angedeutet, die vom
Block 44 der Steuereinrichtung 26 zu den Stellglieder darstellenden Netzkomponenten
18 bis 24 führen. Die elektrischen Leitungen 46 ebenso wie die elektrischen Leitungen
30 und 32 sind zu fernwirktechnischen Übertragung der Steuersignale bzw. der Meßsignale
ausgebildet.
[0017] Für den Fall, daß trotz entsprechender Steuerungsmaßnahmen ein Abweichen der Gasqualität
an-einem Abnahmepunkt von einem vorgegebenen zulässigen Qualitätsintervall unvermeidlich
ist, kann ein entsprechendes Warnsignal von der Steuereinrichtung 26 an den entsprechenden
Abnehmer abgegeben werden, in Fig. 1 symbolisiert durch einen vom Block 44 abgehenden
Pfeil 50.
[0018] Aufgrund der Trägheit des Steuer- und Regelsystems des Netzes 10 ist es sehr vorteilhaft
auch zukünftige Gasqualitätsverläufe näherungsweise zu ermitteln. Die hierzu erforderlichen
Verfahrensschritte sind in Fig. 1 durch Blöcke mit unterbrochener Umfangslinie angedeutet.
An dem mit dem Block 40 gekennzeichneten Verfahrensschritt des zuvor beschriebenen,
lediglich momentane Qualitätsverläufe berück-
sichtigenden Steuerungsverfahrens schließt sich nunmehr ein Block 52 an, der die Ermittlung
zukünftiger Fließzustände darstellt. Die hierfür erforderliche, aus der statistischen
Auswertung zurückliegender Abnahmezeiträume gewonnene Abnahmeprognose wird vom Block
54 dem Block 52 zugeführt. Aus dem gemäß Block 52 ermittelten Fließzustand nach Ablauf
eines Rechenzeitintervalls kann durch entsprechende Verschiebung der bestimmte Gasqualitäten
kennzeichnenden Netzpunkte der Gasqualitätsverlauf zu diesem Zeitpunkt bestimmt werden
(Block 56). Wie der Doppelpfeil zwischen den Blöcken 52 und 56 anzeigt, wird aus diesem
Gasqualitätsverlauf wiederum der zugeordnete Fließzustand berechnet, woraufhin der
Gasqualitätsverlauf nach Ablauf eines weiteren Rechenzeitintervalls bestimmt wird.
Auf diese Weise läßt sich das Zeitverhalten des Gasqualitätsverlaufs während eines
aus einer Vielzahl von Rechenzeitintervallen zusammengesetzten Prognoseintervalls
ermitteln. Greift man einen einzelnen Netzpunkt, z.B. einen Abnahmepunkt 16 heraus,
so läßt sich aus den gewonnenen Daten der voraussichtliche zeitliche Verlauf der Gasqualität
an diesem Punkte ermitteln. Dies ist in Fig. 1 durch das Diagramm neben dem Block
56 angedeutet, welches die Gasqualität Q an einem Netzpunkt in Abhängigkeit von der
Zeit t darstellt.
[0019] Weicht nun die prognostizierte Gasqualität an einem vorbestimmten Abnahmepunkt von
einem Sollwert bzw. von einem Sollintervall ab, so kann dementsprechend das Ferngasnetz
10 gesteuert werden. Falls die Abweichung so groß ist, daß eine Kompensation nicht
mehr möglich erscheint, kann wiederum ein Warnsignal, genauer gesagt ein Vorwarnsignal,
an den entsprechenden Abnehmer abgegeben werden, welches sowohl das Ausmaß der Änderung
der Gasqualität als auch den Zeitpunkt des Eintretens der Änderung umfaßt.
[0020] Der ständige Wechsel der Gasqualitäten im Ferngasnetz und damit an den Abnahmepunkten
16 führt auch zu Problemen bei der Gaskundenabrechnung. Die Abrechnung für Gasabnehmer
erfolgt nach Wärmemengen (= Gasmenge Brennwerte). Die Abnehmermessung des Brennwertes
mit geeichten Kalorimetern sowie der exakten Gasmenge ist sehr aufwendig und kommt
daher nur bei sehr großen Gasabnehmern in Betracht. Bei mittleren und kleineren Gasabnehmern
lohnt sich der Investitions- und Betriebskostenaufwand nicht. Bei diesen Abnehmern
erfolgt im allgemeinen lediglich eine Messung - des Gasvolumens (= Betriebsvolumen
V
B [m
3]). Eine exakte Berechnung der Gasmenge (= Normvolumen V
N[m
3]) aus dem Gasvolumen erfolgt über die Beziehung:

wobei p der aktuelle Druck in bar, p der Normaldruck in bar, T die aktuelle Temperatur
in Grad°K, T
N die Normtemperatur in Grad°K und K die von Druck, Temperatur und Gasqualität abhängende
Kompressibilitätszahl ist.
[0021] Üblicherweise wird bei den mittleren und kleineren Gasabnehmern aus dem gemessenen
Gasvolumen mit Hilfe eines Mengenumwerters mit konstant eingestellter Kompressibilitätszahl
ein Anhaltswert für die verbrauchte Gasmenge ermittelt und der Wärmeabrechnung zugrundegelegt.
Da die Kompressibilitätszahl jedoch tatsächlich entsprechend der wechselnden Gaszusammensetzung
variiert, ist der ermittelte Gasmengenwert mit Fehlern behaftet. Ein weiterer Fehler
bei der Wärmemengenabrechnung rührt daher, daß an Stelle des sich mit der Gaszusammensetzung
ändernden Brennwertes der Einfachheit halber ein konstanter Brennwert der Berechnung
zugrundegelegt wird. Das Steuerverfahren gemäß Fig. 1 liefert nun entsprechend dem
Block 40 den momentanen Qualitätsverlauf, z.B. während eines Abrechnungszeitraumes,
woraus sich der zeitliche Verlauf der Gasqualität an einem Abnahmepunkt 16 und hieraus
auch der zeitliche Verlauf des Wertes für die Kompressibilitätszahl sowie des Brennwertes
ohne weiteres ermitteln läßt. Man erhält somit aus den Meßwerten für das jeweils momentan
verbrauchte Gasvolumen bzw. für die mittels des Mengenumwerters ermittelte Gasmenge
die notwendigen Daten zur genauen Ermittlung der insgesamt verbrauchten Wärmemenge.
[0022] Der in diesem Zusammenhange verwendete Begriff Gasquantität faßt die ineinander umrechenbaren
Größen Gasvolumen, Gasmenge und Gasmasse (= Normdichte Gasmenge) zusammen.
[0023] Sofern es nur auf die genaue Gasabrechnung ankommt und nicht auf eine Steuerung des
Ferngasnetzes 10 gemäß Fig. 1, kann auch gemäß dem Blockdiagramm in Fig. 2 vorgegangen
werden. Die hier gezeigte Vorrichtung 126 ist wiederum über die elektrischen Leitungen
30 und 32 mit dem Ferngasnetz verbunden, welches der Einfachheit halber in Fig. 2
weggelassen worden ist. Der dem Block 28 in Fig. 1 entsprechende Block 128 in Fig.
2 symbolisiert die Sammlung der Abrechnungsmeßdaten, d.h. der im Abrechnungszeitraum
anfallenden Meßdaten. Diese Meßdaten können entweder unmittelbar nach der Messung
an die Vorrichtung 126 übertragen werden oder auch zwischengespeichert werden, z.B.
in Form von x-t-Schreiber-Kurven, was insbesondere bei über das Netz weit verstreuten
Abnahmepunkten 16 von Vorteil ist.
[0024] Aus diesen Abrechnungsmeßdaten wird wiederum iterativ der Zeitverlauf der Gasqualität
Q beim Abnehmer während des Abrechnungszeitraumes T ermittelt. Dies geschieht wiederum
dadurch, daß von einem Anfangsfließzustand aus ein erster Fließzustand nach Ablauf
eines Rechenzeitintervalls bestimmt wird (Block 138) , wobei das Rechenzeitintervall
klein ist gegenüber dem Abrechnungszeitraum T. Aus diesem Fließzustand wird nun im
Block 140 der zugeordnete Gasqualitätsverlauf berechnet und anschließend der Fließzustand
nach Ablauf eines weiteren Rechenzeitintervalls usw. Man erhält so das zeitliche Verhalten
der Gasqualität längs der Leitungen des Netzes, woraus sich ohne weiteres der Zeitverlauf
der Gasqualität eines bestimmten Leitungspunktes also des entsprechenden Abnahmepunktes
ermitteln läßt (Block 156). Neben dem Block 156 ist der Zeitverlauf der Gasqualität
Q während des Abrechnungszeitintervalls T diagrammartig dargestellt.
[0025] Aus dem so ermittelten Zeitverlauf der Gasqualität beim Abnehmer und dem gemessenen
Zeitverlauf der abgenommenen Gasvolumina läßt sich entsprechend den vorstehenden Erläuterungen
zu Fig. 1 die abgenommene Wärmemenge im Block 180 mit ausreichender Genauigkeit errechnen.
[0026] Zur Ferngasnetzsteuerung gemäß Fig. 1 ist noch nachzutragen, daß die aus dem Vergleich
mit den Sollwerten gemäß Block 42 im Block 44 ermittelten Stellsignale für die Netzsteuerung
vor Abgabe an die Stellglieder des Netzes 10 noch auf ihre Wirksamkeit überprüft werden
können, in dem die Auswirkung dieser Signale auf die zukünftigen Fließzustände bzw.
die zukünftigen Gasqualitäten in einer Simulationsrechnung abgeschätzt werden. Dies
ist durch den unterbrochenen Pfeil 82 angedeutet, der die Blöcke 44 und 52 miteinander
verbindet.
1. Verfahren zur Steuerung eines Gasnetzes, insbesondere im Hochdruckbereich, dadurch
gekennzeichnet, daß man
a) an den Einspeisepunkten des Netzes die Gasquantität und die Gasqualität des eingespeisten
Gases mißt;
b) an wenigstens einem Teil der Abnahmepunkte des Netzes die abgenommene Gasquantität
insbesondere das Gasvolumen mißt,
c) aus den gemäß a) und b) erhaltenden Meßwerten und der Netzgeometrie, insbesondere'den
Leitungslängen und Querschnitten, den momentanen oder, unter Zugrundelegung von Prognosen
über zukünftige Gasabnahme, einen zukünftigen Gasqualitätsverlauf entlang der Leitungen
ermittelt und
d) den ermittelten Gasqualitätsverlauf mit einem Sollverlauf, insbesondere an ausgewählten
Netzpunkten, wie z.B. Abnahmepunkten, vergleicht und das Netz durch Abgabe entsprechender
Steuersignale an Netzstellglieder, wie z.B. Mischstellen und Schieber, in Richtung
einer Verringerung der Unterschiede zwischen ermitteltem Gasqualitätsverlauf und Sollverlauf
steuert.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man bei außerhalb eines
zulässigen Schwankungsbereichs liegenden Abweichungen des ermittelten Gasqualitätsverlaufs
vom Sollverlauf, insbesondere an ausgewählten Netzpunkten, Vorwarnsignale an die be-
- treffenden Abnehmer abgibt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man aus den ermittelten
Gasqualitäten vor einer Mischstelle ein Stellsignal für ein Stellglied, insbesondere
Regelschieber, der Mischstelle zum Konstanthalten der Gasqualität hinter der Mischstelle
ableitet.
4. Verfahren, insbesondere nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß man zur hinreichend genauen Berechnung der an einem Abnahmepunkt während eines
Abrechnungszeitraumes abgenommenen Wärmemenge aus dem während des Alrechnungszeitraumes
mehrfach ermittelten Gasqualitätsverlauf entlang der Leitungen für diesen Abnahmepunkt
den Zeitverlauf der Gasqualität des dort während des Abrechnungszeitraumes zur Verfügung
gestandenen Gases ermittelt, und daß man an diesem Abnahmepunkt den Zeitverlauf der
während des Abrechnungszeitraumes abgenommenen Gasquantität mißt.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß man an diesem Abnahmepunkt
den Zeitverlauf des während des Abrechnungszeitraumes abgenommenen Gasvolumens mißt
und daß man aus dem ermittelten Zeitverlauf der Gasqualität an diesem Abnahmepunkt
den Zeitverlauf der Kompressibilitätszahl und vorzugsweise auch der Normdichte ermittelt
zur Bestimmung der abgenommenen Gasmenge bzw. Gasmasse.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß man aus dem ermittelten
Zeitverlauf der Gas- .qualität an diesem Abnahmepunkt den Zeitverlauf des Brennwertes
des abgenommenen Gases ermittelt.