[0001] Die Erfindung betrifft eine thermionische Kathode mit einem Kathodenkörper, der aus
einem hochschmelzenden Basismaterial und einem Vorrat an Emittermaterial besteht,
und mit einer elektronenemittierenden Monoschicht auf der Oberfläche des Kathodenkörpers,
wobei die Monoschicht während des Betriebs der Kathode aus dem Vorrat an Emittermaterial
ergänzt wird. Die Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zur Herstellung einer derartigen
thermionischen Kathode. Im folgenden werden derartige Kathoden auch als Nachlieferungskathoden
oder Monoschichtkathoden bezeichnet.
[0002] Thermionische Monoschichtkathoden mit Thorium als Emittermaterial, d.h. als elektronenemittierende
Substanz, auf Wolfram als hochschmelzendes Basismaterial, d.h. als Basismatrix, sind
zwar schon lange bekannt (US-PS 12 44 216) und schon früh eingehend untersucht worden,
jedoch ist wegen ihrer weiten kommerziellen Verbreitung aufgrund ihres guten Vakuumverhaltens,
ihrer recht hohen Emission und ihrer günstigen Eigenschaften bei Verwendung in UHF-
und Mikrowellenröhren eine weitere Verbesserung vor allem der Emission wegen gestiegener
Anforderungen notwendig.
[0003] In der Regel bestehen derartige thermionische Monoschicht- kathoden aus einer Basismatrix
aus hochschmelzendem Metall, in die Emittermaterial elemantar oder in Form einer Verbindung
eingelagert ist, das bei der Betriebstemperatur in Form von Atomen z.B. infolge Korngrenzendiffusion,
Volumendiffusion oder durch Poren an die Oberfläche der Kathode diffundiert und dort
eine Oberflächen-Monoschicht bildet oder ergänzt. Die Ausbildung einer Monoschicht,
d.h. einer ungefähr monoatomaren Schicht von Emitteratomen auf der Oberfläche, wird
durch die bei größerem Bedeckungsgrad stark zunehmende Desorption unterstützt. Speziell
bei thorierten Wolframkathoden (Th-[W]-Kathoden) wird Th aus Th0
2 thermisch bzw. bevorzugt durch Reaktion mit W
2C freigesetzt und diffundiert entlang der Korngrenzen an die Wolframoberfläche.
[0004] Bei geeigneter Wahl von Emitter- und Basismaterial bewirkt das Dipolfeld zwischen
der Monoschicht und den darunterliegenden Atomen des Basismaterials eine zusätzliche
Erniedrigung der Emitter-Austrittsarbeit für thermionische Elektronen, so daß Monoschichtkathoden
eine höhere Elektronenemission als Kathoden aus reinem Emittermaterial aufweisen.
So liegt z.B. die Austrittsarbeit für reines Th bei etwa 3,5 eV, während sie für eine
Th-Monoschicht auf Wolfram nur 2,8 eV beträgt.
[0005] Ein einwandfreies Funktionieren der Kathode ist jedoch nur dann gegeben, wenn tatsächlich
die gesamte emittierende Oberfläche von dieser Monoschicht, d.h. von einem monoatomaren
Film, bedeckt ist. Kritisch wird diese Bedingung bei höheren Temperaturen, bei denen
infolge starker Desorption der Emitteratome eine ausreichende Bedeckung und damit
Emission nicht mehr gewährleistet ist. Bei Th-Fwj-Kathoden tritt ein solcher Emissionseinbruch
bei etwa 2200 K auf. Die Emission fällt schließlich ab auf die von reinem Wolfram.
Die Temperatur, bei der der Emissionseinbruch auftritt, hängt insbesondere bei Monoschicht-
kathoden mit Nachlieferung des Emittermaterials über Korngrenzendiffusion von der
Korngröße ab. Da sich die Emitteratome auf der Oberfläche per Cberflächendiffusion
ausbreiten, wobei die Quellen für die Emitteratome die Korngrenzen sind, führen kleinere
Kristallite bei gleicher Diffusionslänge natürlich zu einer besseren Bedeckung.
[0006] Entscheidend für eine angestrebte Verbesserung der Kathodenemission ist nun jedoch,
daß es in diesem Zusammenhang ein seit Jahrzehnten ungelöstes Problem gibt, was Emission
und Thorium-Diffusionslänge anbelangt. Aus Messungen der Thorium-Desorptionsraten
Y
D von Wolfram und Messungen der Oberflächendiffusionskonstanten D
d für Thorium auf polykristallinem Wolfram läßt sich die Diffusionslänge angeben als
√D
o.c
o/ν
D, wobei c
o = 1 die relative Thorium-Konzentration am Rand der Quelle ist. Diese theoretisch geforderte
Diffusionslänge ist jedoch um Größenordnungen größer als jene, die sich aus den mittleren
Korngrößen und der Temperatur des Emissionseinbruchs berechnen läßt.
[0007] I. Langmuir gab eine mögliche plausible Erklärung dieses Phänomens mit Hilfe des
sogenannten "Kanteneffekts" (Journal of The Franklin Institute 217 (1934) 543-569).
Danach tritt an den Kanten der einzelnen Wolfram-Kristallite, d.h. an den Thorium-Austrittsstellen,
eine erhöhte Thorium-Desorption auf, z.B. bedingt durch stark inhomogene Felder. Das
bedeutet natürlich einen erhöhten Ausbreitungswiderstand und eine Verkürzung der tatsächlichen
Diffusionslänge. Ziel einer Kathodenverbesserung muß es also sein, den Kanteneffekt
durch eine geeignete Strukturgebung der Kathode auszuschalten.
[0008] Neben dem Kanteneffekt gibt es jedoch noch eine weitere zu eliminierende Limitation
der Kathodenemission: Das substraktive Dipolfeld zwischen der Emittermonoschicht und
dem Basismaterial ist stark abhängig von der Kristallitorientierung der Basis. Bei
den üblichen polykristallinen nicht texturierten Kathoden, wie z.B. bei allen konventionellen
pulvermetallurgisch hergestellten Monoschichtkathoden, führt das zu einer lokal stark
variierenden Elektronenemission, wobei die niedrigste Austrittsarbeit nur bei einigen
wenigen zufälligerweise günstig orientierten Kristalliten erreicht wird. Man erhält
sogenannte "fleckige Emitter".
[0009] Aus der DE-OS 14 39 890 ist ein Verfahren bekannt, konventionelle Monoschichtkathoden
mit einer polykristallinen vorzugsorientierten Schicht z.B. aus dem Basismaterial
zu überziehen, wobei diejenige Vorzugsorientierung der Deckschicht erzeugt wird, die
die stärkste Erniedrigung der Austrittsarbeit bewirkt. Man erhält so eine in guter
Näherung homogen emittierende Kathode mit erhöhter Emissionsstromdichte, da alle Flächen
in einem ähnlichen Ausmaß zur Emission beitragen. Bei Th-[W]-Kathoden z.B. ist <111>
die günstigste W-Orientierung. Allerdings bleibt die hohe Elektronenemission solcher
geeignet vorzugsorientierter Kathoden zeitlich nicht stabil; die Textur wird zum Teil
schon bei der Aktivierung zerstört.
[0010] Die Erfindung hat demgegenüber die Aufgabe, eine geeignete Kathodenstruktur anzugeben
und ein Verfahren zur Herstellung dieser Struktur zu schaffen, womit es gelingt, den
Kanteneffekt bei Th-ON1- und analogen Monoschicht-Kathoden zu vermeiden und die Emission
außerdem durch Feinkristallinität des Basismaterials und eine geeignete Textur, sowie
durch Sicherstellung der thermischen Stabilität der Textur, zu erhöhen und zeitlich
stabil zu halten.
[0011] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß bei einer Kathode der eingangs
genannten Art der Kathodenkörper aus einer Folge von Schichten aus Basismaterial und
Zwischenschichten mit einer hohen Konzentration an Emittermaterial besteht, und daß
sich die makroskopische Kathodenoberfläche schräg zu den Hauptflächen zumindest desjenigen
Teils der Schichten erstreckt, der sich in der Nähe der makroskopischen Kathodenoberfläche
befindet.
[0012] Die Schichtenfolge wird nach der Erfindung vorzugsweise durch alternierende Abscheidung
des hochschmelzenden Basismaterials und der elektronenemittierenden Substanz aus der
Gasphase hergestellt und anschließend wird die makroskopische emittierende Oberfläche
durch einen Schrägschliff hergestellt.
[0013] Vorteilhafte Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Kathode und vorteilhafte Weiterbildungen
des erfindungsgemäßen Verfahrens sind in den Unteransprüchen beschrieben.
[0014] Eine bevorzugte erfindungsgemäße Kathodenstruktur sieht folgendermaßen aus: Die Kathode
besteht aus einer Schichtenfolge von schräg zur emittierenden Kathodenoberfläche angeordneten
Schichten, die abwechselnd vor allem aus hochschmelzendem Basismaterial und aus Emittermaterial
bestehen. Die Dicke dieser Schichten liegt dabei im Bereich 'g einige
/um bis 0,01
/um, wobei die Emittermaterialschichten deutlich dünner sind als die Basismaterial-
schichten. Die elektronenemittierende Substanz, die vorzugsweise ein Element der Scandiumgruppe,
insbesondere Thorium, oder eine seiner Verbindungen ist, zeichnet sich dadurch aus,
daß sie im wesentlichen durch Korngrenzendiffusion durch das hochschmelzende Basismaterial,
insbesondere Wolfram, an die Oberfläche gelangt und sich dort durch Oberflächendiffusion
ausbreitet. Als Basismaterialien werden außer W auch Mo, Ta, Nb, Re und/oder C verwendet,
wobei die Zusammensetzung des Basismaterials in den einzelnen Schichten der Schichtenfolge
gleich oder verschieden ist.
[0015] Die Oberfläche hat eine stufige Struktur, wobei die stark emittierenden Trittflächen
der Stufen (nachfolgend auch Auslaufstufen genannt) die Fortsetzung der Emittermaterialschichten
bilden. Die Emitteratome diffundieren direkt ohne Kanteninhomogenitäten auf die Auslaufstufen
und bilden dort eine Monoschicht. In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung
weisen die Basismaterialschichten eine geeignete Vorzugsorientierung in bezug auf
die Schichtnormale auf, bei Th-[W]-Kathoden ist das z.B. die <111> -Orientierung für
das W-Basismaterial. Das Kathodenmaterial ist feinkristallin mit Korngrößen -9 1
/um. Günstig ist es auch, wenn die Korndurchmesser etwas größer als die Stufenbreiten
sind. Die zeitliche Stabilität der Textur wird durch Dotierungen des Basismaterials
mit darin nur wenig oder gar nicht löslichen Komponenten erreicht. Weitere Dotierungen
in der Randzone der Emittermaterialschichten dienen zur besseren Freisetzung der Emitteratome,
falls das Emittermaterial in Form einer Verbindung vorliegt.
[0016] Bei einer weiteren Ausführungsform der Erfindung ist die Oberfläche der schräggestellten
Schichtstruktur mit einer polykristallinen, gegebenenfalls vorzugsorientierten Schicht
aus Basismaterial oder einem anderen Material, das in Kombination mit der Emittermonoschicht
eine starke Erniedrigung der Elektronen-Austrittsarbeit bewirkt, überzogen. Die Begrenzung
der Schrägschichtung zur Deckschicht hin ist in der Regel glatt, ohne ausgeprägte
Stufen. Die Deckschicht ist feinkristallin.
[0017] Die erfindungsgemäße Kathode wird vorzugsweise in drei Bearbeitungsschritten hergestellt.
Im ersten Schritt wird zunächst durch alternierende Abscheidung des hochschmelzenden
Basismaterials und der elektronenemittierenden Substanz aus der Gasphase eine Schichtenfolge
hergestellt.
[0018] Ein Verfahren zur alternierenden Abscheidung von Basismaterial und elektronenemittierender
Substanz ist in der Patentanmeldung P 31 48 441.7 vorgeschlagen worden; dieses Verfahren
und seine Ausgestaltungen (auch für simultane Abscheidung) sind auch beim erfindungsgemäßen
Verfahren anwendbar. Die Aufbringung der Schichten erfolgt dabei durch reaktive Abscheidung
wie z.B. CVD-Verfahren, Pyrolyse, Kathodenzerstäuben, Vakuumkondensation oder Plasmazerstäubung.
Bei einer besonders vorteilhaften Ausführungsform des vorgeschlagenen Verfahrens werden
die an der Abscheidungsreaktion beteiligten Gase durch Erzeugung eines Plasmas zur
chemischen Umsetzung und damit verbundenen Abscheidung von Kathodenmaterial veranlaßt
(sogenanntes plasmaaktiviertes CVD-Verfahren = PCVD). Statt durch Hochfrequenzanregung
kann die chemische Reaktion auch durch Photonen oder durch Elektronenstoß angeregt
bzw. induziert werden. Angewendet auf die bevorzugte Materialkombination
Th-W heißt das, daß zunächst auf einem geeigneten Substrat eine Schichtenfolge von
reinem oder mit einem Stabilisator dotiertem Wolfram abwechselnd mit Th0
2-Schichten reaktiv aus der Gasphase abgeschieden wird. Verwendet man dabei metallorganische
Ausgangsverbindungen, so wird bei der Th-CVD zugleich auch eine Karburierung des mit
abgeschiedenen Basismaterials erreicht. Bei einer bevorzugten Ausführungsform wird
Wolfram durch entsprechende Einstellung der CVD-Parameter <111> -vorzugsorientiert
abgeschieden.
[0019] Die Schichtenfolge wird vorzugsweise durch reaktive Abscheidung mit zeitlicher Variation
der Parameter, insbesondere der Durchflußraten der an der Reaktion beteiligten Gase
und/oder der Substrattemperatur, hergestellt. Nach einer besonderen Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt die zeitliche Variation der Parameter der
reaktiven Abscheidung im wesentlichen periodisch (alternierendes CVD-Verfahren).
[0020] Im zweiten Bearbeitungsschritt werden die Schichten nach der Abscheidung schräg angeschliffen,
bevorzugt unter einem Winkel von 20 bis 70°, insbesondere 45°. Der erfindungsgemäße
Schrägschliff erfolgt z.B. durch mechanische Bearbeitung, wie Schleifen oder Fräsen,
und/oder mechanischchemisches Mikropolieren, oder durch Zurechtschneiden mit Hilfe
eines Laserstrahls.
[0021] Im dritten Bearbeitungsschritt wird bei einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung
durch Ätzen eine stufige Struktur der Oberfläche hergestellt. Ein geeignetes Ätzmittel
für die Kombination Th-W ist z.B. eine 3 gew.%ige Lösung von H
20
2. Die stufige Mikrostruktur der Oberfläche kann aber auch mittels anderer Verfahren
erzeugt werden. Dazu zählt z.B. die lokale Verdampfung von Basismaterial mittels eines
intensiven Laserstrahls oder Elektronenstrahls, die entsprechend der Austrittskanten
der Emitterschichten über die Schliff-Fläche geführt werden. Daneben gibt es aber
auch die Möglichkeit, die Oberfläche durch mechanische Bearbeitung wie z.B. Feinschmirgeln
aufzurauhen und anschließend eine Wärmebehandlung zur Rekristallisation vor allem
von Oberflächenkristalliten durchzuführen. Die schräggestellten Emittermaterial-Zwischenschichten
mit ihrer geringeren mechanischen Stabilität sind bei der letztgenannten Verfahrenskombination
Mitursache für das Entstehen der stufigen Struktur bzw. für die Hemmung der Basismaterial-Rekristallisation
an der Emittermaterialzwischenschicht. Die Stufen werden derart ausgebildet, daß ihre
Trittflächen in der Verlängerung der Schichten mit hoher Konzentration an Emittermaterial
liegen, während die Stufenkehlen senkrecht dazu liegen. Dadurch kann das Emittermaterial
direkt von den Schichten hoher Emittermaterialkonzentration zur Oberfläche der Auslaufstufen
diffundieren - und zwar ohne starke Desorption an Korngrenzen.
[0022] Durch eine entsprechend eingestellte Vorzugsorientierung der Basisschichten wird
außerdem erreicht, daß die niedrigste Austrittsarbeit aus der Emitter-Monoschicht-Basiskombination
überall auf den Auslaufstufen realisiert ist. In den Stufenkehlen sind die Kristallite
natürlich weiterhin zufällig orientiert. Ihr Anteil an der Gesamtfläche kann jedoch
durch einen flacheren Neigungswinkel der Schichten als 45° - z.B. 25° - zur Makrooberfläche
stark verringert werden.
[0023] Zur Stabilisierung der hergestellten Mikrostruktur und Feinstkristallinität des Kathodenmaterials
der erfindungsgemäßen Monoschichtkathoden mit Korngrenzennachlieferung wird das erfindungsgemäße
Herstellungsverfahren durch eine Simultanabscheidung von zusätzlichen Dotierungen
ergänzt. Demonstriert wird das wiederum am typischen Beispiel der Th-[W]-Kathoden.
Erhöht man die Temperatur von Th-[W]
C-Kathoden über die normale Arbeitstemperatur von 2000 bis 2100 K hinaus, so tritt
wegen zunehmender Th-Desorption aus der Monoschicht, d.h. abnehmender Th-Bedeckung,
ein starker Rückgang der Emission auf, insbesondere ab 2200 K, so daß sich also eine
Emissionssteigerung durch Temperaturerhöhung nicht mehr realisieren läßt. Dieser Abfall
der Emission hängt kritisch von den mittleren Korndurchmessern ab und tritt erst bei
umso höheren Temperaturen auf, je kleiner die mittlere Korngröße ist. Bei Th-[W]-Kathoden
bedeutet ein mittlerer Wolfram-Korndurchmesser von
< 1
/um eine Ausdehnung des nutzbaren Temperaturbereichs bis auf 2400 K. Solche kleinen
Korngrößen lassen sich praktisch nur per CVD-Verfahren, und da nur durch geeignete
Wahl der Parameter, herstellen. Diese Feinstkristallinität muß natürlich auch gegenüber
längeren thermischen Belastungen stabil bleiben. Steigt z.B. bei Betrieb der Kathode
die Korngrröße durch Rekristallisation zu stark an, so bewirkt das schließlich durch
Rückgang der monoatomaren Bedeckung wiederum einen Abfall des Emissionsstroms und
damit eine niedrigere Lebensdauer. Dieselbe Stabilitätsforderung gilt auch für die
Textur, d.h. die eingestellte Vorzugsorientierung an der Oberfläche muß erhalten bleiben.
[0024] Diese Rekristallisation verhindert man analog zur mechanischen Stabilisierung einer
Trägerschicht durch Zusatz einer im Kristallgitter des Deckschichtmaterials unlöslichen
Substanz, die simultan aus der Gasphase mit abgeschieden wird, und zugleich auch eine
Stabilisierung der Textur bewirkt. Im Falle von Wolfram als Deckschicht- oder Basismaterial
sind wegen ihrer geringen festen Löslichkeit in Wolfram Dotierungen mit Th, Th0
2, Zr, Zr0
2, U0
2' Y, Sc, Y
2O
3, Sc
20
3 und Ru geeignet. Bei einer Arbeitstemperatur von 2000 K, was bedingt, daß der Schmelzpunkt
der Dotierung höher liegen muß, und wenn eine einfache Handhabung gefordert wird,
bleiben Th0
2, ZrO
2, Y
2O
3, Sc
20
3 und Ru als bevorzugte CVD-Dotierungen. Die Dotierung kann insbesondere auch mit der
emittierenden Substanz identisch sein, falls Th, Y oder Sc die Emittermonoschicht
bilden.
[0025] Bei Herstellung einer erfindungsgemäßen Monoschichtkathode mit beliebiger Oberflächenform
kann gegebenenfalls ein weiterer Bearbeitungsschritt nach dem Schleifen eingeschoben
werden, nämlich das Zusammensetzen einzelner zurechtgeschliffener Facetten zu einem
Kathodenkörper der gewünschten Oberflächengeometrie, z.B. vermittels einer Intarsientechnik.
Eine andere Möglichkeit, die bei den Ausführungsbeispielen näher beschrieben wird,
besteht in der Verwendung von gekerbten Substraten (vgl. Fig. 4).
[0026] Bei einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird
auf die durch Schrägschliff hergestellte Fläche über eine Abscheidung aus der Gasphase
eine polykristalline Deckschicht oder eine vorzugsorientierte polykristalline Deckschicht
aufgebracht. Eine der wenigen Möglichkeiten, eine vorzugsorientierte polykristalline
Deckschicht herzustellen, ist wiederum die chemische Abscheidung aus der Gasphase,
wobei es zweckmäßig ist, bestimmte Kombinationen der Abscheideparameter, vor allem
von Substrat-Temperatur und Durchflußraten des Gasgemischs, einzuhalten. Die Deckschicht
besteht aus einem reinen, hochschmelzenden Metall, wie W, Mo, Ta, Nb, Re, Hf, Ir,
Os, Pt, Rh, Ru, Zr, oder aus C und soll eine Vorzugsorientierung aufweisen. Das Material
und seine Textur werden so gewählt, daß die Austrittsarbeit aus der Kombination Emittermonoschicht-Deckschicht
noch niedriger wird als die aus der Emitter-Basis-Kombination. In der Regel besteht
die Deckschicht aus einem Metall hoher Austrittsarbeit, das über ein hohes Dipolmoment
zwischen Emitterfilm und Deckschicht die Austrittsarbeit entsprechend erniedrigt.
Voraussetzung für eine gute Oberflächenbedeckung sind wiederum entweder Feinkristallinität
der Deckschicht des Emittermaterials oder das Vorhandensein ausreichender Volumendiffusion
in der Deckschicht.
[0027] Einige Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in der Zeichnung dargestellt und werden
im folgenden näher erläutert. Es zeigen
Fig. 1 einen Querschnitt durch eine Kathode im Ausschnitt,
Fig. 2 die Kathode nach Fig. 1 im Gesamt-Querschnitt,
Fig. 3 einen Querschnitt durch eine zylinderförmige Kathode mit stufiger Außenmantelfläche,
Fig. 4 einen Querschnitt durch eine Kathode mit einem ebenen Substrat mit sägezahnförmiger
Kerbung und
Fig. 5 eine graphische Darstellung der Abhängigkeit der Sättigungsemissionsstromdichte
von der Kathodentemperatur.
[0028] In Fig. 1 bezeichnet 1 Basisschichten aus kornstabilisiertem, d.h. dotiertem Wolfram.
Diese Schichten sind 1 bis 2
/um dick. 2 bezeichnet Th-Monoschichten auf W <111> . 3 bezeichnet Zwischenschichten
aus Th0
2 von 0,1 bis 0,5
/um Dicke. In der Randzone der Zwischenschicht befindet sich eine W
2C-Anreicherung, die zur Freisetzung von Th aus Th0
2 dient. Die Zwischenschicht 3 kann aber auch aus Th0
2 und W
2C (als Gemisch) bestehen. 4 gibt die Abscheidungsrichtung an.
[0029] Die gesamte Kathode ist in der Regel eine ebene Kathode, die direkt oder indirekt
geheizt wird. Die Schichtenfolge selbst wird durch eine hochfrequente alternierende
Abscheidung von gegebenenfalls dotiertem W und Th0
2 erzielt. Die hochfrequente Schichtenfolge wird über eine Computersteuerung des Prozesses,
insbesondere des Mengenflusses der einzelnen gasförmigen Komponenten, erzielt. Die
Substrattemperatur beträgt etwa 500°C, der Druck im Reaktor 10 bis 100 mbar, vorzugsweise
40 mbar. Bei der W-CVD beträgt die WF
6-Durchflußrate etwa 30 cm
3/min bei einer etwa 10fachen H
2-Durchflußrate. Die Intervalldauer beträgt bis zu einigen Minuten, insbesondere 1
Minute. In den Intervallen dazwischen wird über Ar als Trägergas für Thoriumacetylacetonat
oder fluoriertes Th-Acetylacetonat und WF
6 Th0
2 bzw. Th0
2 + W
2C ebenfalls etwa 1 Minute lang abgeschieden. Th(C
5H
7O
2)
4 befindet sich in Pulverform in einem von Ar mit etwa 85 cm
3/min durchströmten Sättiger, der auf eine Temperatur von etwa 160°C bzw. nahe dem
Schmelzpunkt der Th-Verbindung aufgeheizt ist. Die Reaktionstemperatur ist etwa 20°
höher.
[0030] Eine zusätzliche W
2C-Anreicherung am Rand von 3 wird entweder durch kurzzeitiges (etwa 8 s) Miteinleiten
eines kohlenwasserstoffhaltigen Gases bei Beginn des neuen W-CVD-Intervalls oder durch
stärkere WF
6-Anreicherung gegen Ende der Th-Abscheidung vor allem bei Th-Trifluoracetylacetonat
als Ausgangsverbindung erzielt. Alternativ zur Carburierung ist auch eine Borierung
der Randzone vorteilhaft.
[0031] Bei sehr hochfrequenter Abscheidung von W und Th kann gegebenenfalls auf eine Dotierung
von W verzichtet werden, da eine Kornstabilisierung bereits durch die Zwischenschichten
bedingt wird. Bei Schichtenfolgen mit mehr als 2
/um Abstand ist eine Dotierung des CVD-W mit einer in W kaum löslichen bzw. unlöslichen
Substanz wie etwa 1 Gew.% ThO
2, Zr0
2, Y
20
3, Sc
20
3 oder Ru vorteilhaft. Die Durchflußrate von WF
6 ist so hoch eingestellt, daß sie bei der jeweiligen Substrattemperatur gerade noch
zu einer Abscheidung von W in <111> -Richtung führt. Nach Abscheidung von etwa 1000
bis 2000 Schichtenfolgen wird die CV
D-Probe eingegossen oder eingespannt und unter einem Winkel von 45° zur Aufwachsrichtung
plan angeschliffen oder mittels eines Lasers zurechtgeschnitten. Anschließend werden
auch die übrigen Seiten der Probe angeschliffen und durch CVD-Abscheidung mit einem
etwa 50 bis 150
/um dicken Re-oder W-überzug 6 versehen (Fig. 2). Danach wird die so entstandene Probe
auf einem Haarnadelpin 7 zur Heizung aufgepunktet. Die zur Emission vorgesehene unbedeckte
angeschliffene Kathodenoberfläche wird erneut auf einige Zehntel
/um mikropoliert und anschließend mit einem für W geeigneten Strukturätzmittel vorsichtig
geätzt, so daß sich die gewünschte stufenförmige Oberflächenstruktur ergibt. Ein geeignetes
Strukturätzmittel für W ist z.B. eine 3 gew.%ige Lösung von H
2O
2.
[0032] Führt man nach der CVD-Abscheidung eine teilweise Umsetzung der Th-Verbindung bzw.
von Th0
2 zu metallischem Thorium durch, so wird vor dem W-Strukturätzen noch ein elektrochemisches
Ätzen mit einer 14 CH
3COOH: 4HC10
4: 'H
20- Lösung (Temperatur 10°C) für Stromdauern (i ≦ 0,1
A/cm ) 1 1 s durchgeführt, was direkt auf die Zwischenschichten wirkt. Auch bei einer
Wolframkarbidanreicherung in der Zwischenschicht kann zunächst mit bekannten, auf
WC bzw. W
2C wirkenden Ätzmitteln (z.B. elektrochemisch mit 2 g NaOH, 2 g Na-Wolframat und 100
ml Wasser) eine Vorätzung zur Stufenstrukturierung stattfinden.
[0033] Die in diesem Ausführungsbeispiel beschriebene Kathodenstruktur und deren Herstellungsweise
gilt jedoch nicht nur für die Emitter-Basis-Kombination Th-W, sondern für jede Kombination
eines Emitters mit einem hochschmelzenden Metall bei einer Monoschichtkathode, bei
der die Emitternachlieferung im wesentlichen über Korngrenzendiffusion erfolgt. Solche
Emittermaterialien sind z.B. auch in der Scandiumgruppe zu finden: Für die Kombination
Y-W und Sc-W stellt obige Kathodenstruktur ebenfalls eine bevorzugte Struktur dar.
Zur Abscheidung von Y- bzw. Sc-Oxid können ebenfalls die entsprechenden Acetylacetonate
benutzt werden.
[0034] Im Gegensatz zur Herstellung der planaren Kathode von Fig. 2 wird die Herstellung
einer zylinderförmigen Kathode mit stufiger Außenmantelfläche deutlich schwieriger.
Dieses Problem läßt sich entweder durch Zusammensetzen des Zylindermantels aus einigen
(leicht gekrümmten) Stücken z.B. über Punktschweißen oder eine andere Mosaik- bzw.
Intarsientechnik lösen, die für Kathoden beliebiger Oberflächenform ebenfalls angewendet
werden kann. Für zylinderförmige Kathoden bietet sich außerdem an, ein elliptisches
Substrat oder ein Substrat 8 mit zahnradförmigem Querschnitt (= längsgerippter Zylindermantel)
wie in Fig. 3 zu beschichten und anschließend rundzuschleifen und dann die Stufenstrukturierung
durchzuführen. Ein längsgeripptes Zylindersubstrat 8 liefert bei hoher Anzahl an Rippen
9 eine recht gleichmäßige Elektronenemissionsdichteverteilung über den Mantelumfang.
Durch die Erhöhung der Rippenzahl bezogen auf den Umfang kann man wegen der damit
verbundenen Verringerung der Rippentiefe Substrate geringerer Dicke benutzen, was
für die Kathodenheizung von Vorteil ist. Man kann aber für spezielle Anwendungen,
z.B. für Magnetronkathoden, den gegenteiligen Effekt wie z.B. bei Zylindersubstraten
elliptischen Querschnitts ausnutzen und eine inhomogene Verteilung der austretenden
Elektronen infolge der stark unterschiedlichen Stufenbreite erzeugen, wodurch z.B.
vier Maxima in der Elektronenaustrittsdichte entstehen. Zur Herstellung von Kathoden
mit beliebiger Oberflächengeometrie werden vorteilhaft ebenfalls gerippte Substrate
benutzt, z.B. ebene Substrate mit Rippung oder Substrate mit beliebig gekrümmter Oberfläche
mit Rippung. Bei ebenen Kathoden erspart man sich dabei insbesondere das facettenartige
Zusammensetzen größerer Flächen, wozu man normalerweise eine Mosaik- bzw. Intarsientechnik
verwenden würde. Benutzt man z.B. ein makroskopisch "ebenes" Substrat wie in Fig.
4 mit sägezahnförmiger Kerbung, so gilt als Randbedingung für ein paralleles Aufwachsen
auf die schräggestellten Kerbflächen, daß die reaktive Abscheidung aus der Gasphase
im sogenannten durch die Oberflächenreaktionskinetik geregelten Bereich erfolgt, d.h.
die Nachlieferung der gasförmigen Ausgangsverbindungen zur Oberfläche darf noch nicht
durch die Gasphasendiffusion beschränkt sein, die Abscheidetemperaturen müssen also
unter Berücksichtigung eines Wendepunktes in der Wachstumscharakteristik im unteren
Temperaturbereich gewählt werden. Die Kerbungstiefen liegen dabei im Bereich von 10
bis 20
/um und es werden etwa 10 bis 20 Schichtenfolgen aufgebracht. Bei einer Th-[W]-Kathode
werden die W-Schichten wieder <111> -vorzugsorientiert und mit einer strukturstabilisierenden
Komponente dotiert abgeschieden.
[0035] Nach der CVD-Beschichtung wird die Oberfläche entsprechend der gewählten Substratgeometrie
glattgeschliffen, und die Oberfläche wird nach einem der angegebenen Verfahren mit
Mikrostufen versehen, wobei deren Trittflächen 2 wiederum den Auslaufstufen der Emittermaterial-Zwischenschichten
3 entsprechen. Die Stufen werden z.B. durch Strukturätzen erzeugt. Das Substrat 8
besteht z.B. aus Molybdän, in dem die Kerben 9 durch mechanische Bearbeitung hergestellt
werden. In Fig. 4 bezeichnet 1 wiederum die Basismaterial- schichten, 3 die Emittermaterial-Zwischenschichten,
2 die mit der monoatomaren Emitterschicht bedeckten Auslaufstufen und 4 die Abscheiderichtungen
bei der CVD-Abscheidung. Der abgetragene Teil der CVD-Schichten ist gestrichelt ange-deutet.
[0036] Die entscheidenden Vorteile von erfindungsgemäßen Kathoden mit stufiger Oberfläche
sind folgende: Der wichtigste Vorteil beruht auf der Unterdrückung des Kanteneffektes.
Die Emitteratome diffundieren ohne starke Desorption an den Korngrenzen in der Nähe
der Oberfläche ungehindert über die Auslaufstufen und bilden dort eine Monoschicht.
Für Th-[W]-Kathoden nach der Erfindung verschiebt sich wegen der viel geringeren Kantendesorption
die kritische Temperatur um etwa 200° nach oben und auch das Emissionsmaximum tritt
erst bei höherer Kathodentemperatur (etwa 2100 K) auf. Erfindungsgemäße stufige Kathoden
eröffnen also die MögLichkeit, durch eine Temperaturerhöhung auch eine höhere Emissionsstromdichte
zu erreichen, als sie bei den konventionellen Th-[W]-Kathoden üblich ist. Andererseits
wird; bei den üblichen Betriebstemperaturen der Verbrauch an Emitztermaterial geringer,
die Lebensdauer wird folglich bei gleichem Vorrat an Emittermaterial verlängert.
[0037] Ein weiterer Vorteil ist, daß die effektive emittierende Oberfläche durch die stufige
Struktur vergrößert wird; bei einem Schliff unter 45° liegt der Vergrößerungsfaktor
ungefähr bei 1,4, was bei Th-[W]-Kathoden bei Temperaturen
S 2000 K wünschenswert ist.
[0038] Ein weiterer wichtiger Vorteil der Erfindung beruht auf der Abscheidung der Basismaterialschichten
mit derjenigen Vorzugsorientierung, für die die Austrittsarbeit einer Emittermonoschicht
auf dieser kristallitorientierten Basis minimal wird. Bei Th-[W]-Kathoden ist dies
die <111> -Orientierung von W. Damit sind die Auslaufstufen selbst in Normalenrichtung
zur Schichtung <111>-orientiert ; die Seitenflächen der Stufen sind statistisch orientiert
und tragen entsprechend wenig zur Gesamtemission bei. Daher ist es zweckmäßig, den
vorzugsorientierten Flächenanteil der Auslaufstufen durch einen flacheren Schliffwinkel,
z.B. von 30°, entsprechend zu erhöhen, was wiederum eine Steigerung der Gesamtemissionskurve
11 (Fig. 5) bedeutet. In Fig. 5 ist der ungefähre Verlauf der Emissionsstromdichte
i
s(T) einer erfindungsgemäßen stufigen Th-[W]-Kathode in Abhängigkeit von der Kathodentemperatur
T graphisch dargestellt. Im Vergleich dazu zeigt Kurve 10 i
s(T) für eine konventionelle thorierte W-Drahtkathode. Eine Stabilisierung der Textur
der W-Schichten wird durch in W praktisch unlösliche Zusätze von etwa 1 Gew.% z.B.
Th0
21 ZrO
2, Y
20
31 Sc
20
3 und/oder Ru erreicht. Diese Dotierung bewirkt außerdem eine Hemmung des Kornwachstums,
das wegen der Zwischenschichten ohnehin bevorzugt nur seitlich in den Basismaterial-Schichten
eine Rolle spielt. Die Diffusion des Emittermaterials zur Oberfläche erfolgt längs
der Zwischenschichten 3 und wird durch laterales Kristallitwachstum der Basisschichten
nicht behindert.
[0039] Diese ungestörte Nachlieferung des Emittermaterials zur Oberfläche wird in der folgenden
weiteren Ausführungsform der Erfindung ausgenutzt: Die Folge von schräggestellten
Schichten, die in diesem Fall keine Vorzugsorientierung aufzuweisen braucht, wird
nach dem Schliff durch reaktive Abscheidung aus der Gasphase mit einer polykristallinen,
vorzugsweise vorzugsorientierten polykristallinen Deckschicht aus Basismaterial, z.B.
<111) W für eine Th-[W]-Kathode, oder mit einem anderen hochschmelzenden Material
mit niedriger Austrittsarbeit aus der Emitter- monoschicht-Deckschicht-Kombination,
überzogen. Die Dicke dieser Deckschicht liegt im Bereich von etwa 2 bis 20
/um, vorzugsweise bei 5 bis 10
/um. Die mittleren Korngrößen bzw. Korndurchmesser werden über Wahl der CVD-Parameter
(niedrige Temperatur ≦ 500°C und Dotierungen wie oben) auf Werte ≦ 1
/um eingestellt. Bei Verwendung einer Intarsientechnik für beliebige Oberflächenformen
erfolgt der CVD-Überzug nach Zusammensetzung der Einzelstücke zur gewünschten Oberflächenform.
Der Bereich günstiger Schliffwinkel liegt bei dieser Ausführungsform der Erfindung
zwischen 20° und 90°.
[0040] Der wichtigste Vorteil dieser Ausführungsform liegt in der durch Kornwachstum ungestörten
Nachlieferung des Emittermaterials zur Oberfläche, verbunden mit einem hohen Vorrat
und geringerer Desorption als z.B. bei MK-Kathoden (Metallkapillarkathoden), was insgesamt
eine Erhöhung der Lebensdauer im Vergleich zu üblichen Th-[W]-Kathoden bedeutet. Zugleich
wird die Emission durch die <111>-texturierte und texturstabilisierte Deckschicht
gegenüber bekannten Th-[W]-Kathoden erhöht.
1. Thermionische Kathode mit einem Kathodenkörper, der aus einem hochschmelzenden
Basismaterial und einem Vorrat an Emittermaterial besteht, und mit einer elektronenemittierenden
Monoschicht auf der Oberfläche des Kathodenkörpers, wobei die Monoschicht während
des Betriebs der Kathode aus dem Vorrat an Emittermaterial ergänzt wird, dadurch gekennzeichnet,
daß der Kathodenkörper aus einer Folge von Schichten (1) aus Basismaterial und Zwischenschichten
(3) mit einer hohen Konzentration an Emittermaterial besteht, und daß sich die makroskopische
Kathodenoberfläche schräg zu den Hauptflächen zumindest desjenigen Teils der Schichten
(1, 3) erstreckt, der sich in der Nähe der makroskopischen Kathodenoberfläche befindet.
2. Kathode nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kathodenoberfläche eine
stufige Struktur aufweist, wobei die Trittflächen (2) der Stufen eine Fortsetzung
der Zwischenschichten (3) aus dem Emittermaterial bilden.
3. Kathode nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß auf der Oberfläche der Folge
von schräggestellten Schichten (1, 3) eine polykristalline Deckschicht (4), die gegebenenfalls
vorzugsorientiert ist, angeordnet ist.
4. Kathode nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Emittermaterial
ein Element der Scandiumgruppe, insbesondere Thorium, oder eine derer Verbindungen,
und das Basismaterial Wolfram ist.
5. Kathode nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß die Schichtenfolge (1, 3) aus abwechselnden Ablagerungen von hohen und niedrigen
Konzentrationen des Emittermaterials besteht.
6. Kathode nach einem der mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß die makroskopische Kathodenoberfläche unter einem Winkel zwischen 10° und 70°,
insbesondere 45°, zur Hauptfläche der Schichten (1,3) angeordnet ist.
7. Kathode nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß in einer Randzone der Zwischenschichten (3) oder in den Zwischenschichten (3)
selbst sich zusätzlich Kohlenstoff und/oder Bor in einer Konzentration in der Größenordnung
der Emittermaterialkonzentration befindet.
8. Kathode nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß die Schichten (1) des Basismaterials eine Dicke von 0,5 bis 20 /um, vorzugsweise 1 bis 2 /um, und die Zwischenschichten (3) aus Emittermaterial eine Dicke von 0,1 bis 0,5 /um, insbesondere 0,2 /um, aufweisen, wobei die gegebenenfalls vorhandene kohlenstoff- und/oder borhaltige
Randzone eine Dicke von 0,2 /um hat.
9. Verfahren zur Herstellung der thermionischen Kathode nach einem oder mehreren der
Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Schichtenfolge durch alternierende
Abscheidung des hochschmelzenden Basismaterials und des Emittermaterials aus der Gasphase
hergestellt wird und anschließend die makroskopische Oberfläche durch einen Schrägschliff
hergestellt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Schichtenfolge durch
reaktive Abscheidung mit zeitlicher Variation der Parameter, insbesondere der Durchflußraten
der an der Reaktion beteiligten Gase und/oder der Substrattemperatur, hergestellt
wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die zeitliche Variation
der Parameter der reaktiven Abscheidung im wesentlichen periodisch erfolgt.
12. Verfahren nach Anspruch 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, daß Wolfram-Schichten,
die gegebenenfalls zur Strukturstabilisierung mit bis zu 2 Gew.% Th02, Zr02, Y2O3, SC203 und/oder Ru dotiert sind, durch Einstellung der CVD-Parameter <111> -vorzugsorientiert
abgeschieden werden.
13. Verfahren nach Anspruch 9, 10, 11 und/oder 12 zur Herstellung einer thermionischen
Kathode nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die stufige Mikrostruktur der
Oberfläche durch
a) Ätzen bzw. Strukturätzen und/oder
b) lokale Materialverdampfung mittels eines Elektronenstrahls und/oder
c) lokale Materialverdampfung mittels eines Laserstrahls und/oder
d) mechanische Bearbeitung der Oberfläche und/oder
e) eine Wärmebehandlung
erzeugt wird.
14. Verfahren nach Anspruch 9, 10, 11 und/oder 12 zur Herstellung einer thermionischen
Kathode nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß auf die durch Schrägschliff hergestellte
Fläche über eine Abscheidung aus der Gasphase eine polykristalline Deckschicht, die
gegebenenfalls vorzugsorientiert ist, aufgebracht wird.
15. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 9 bis 13, dadurch gekennzeichnet,
daß ein geripptes und/oder gerilltes bzw. ein in der Oberfläche im Querschnitt sägezahnförmig
gekerbtes Substrat beliebiger Geometrie, insbesondere ebener oder zylinderförmiger
Geometrie, oder ein Substrat mit einer räumlich irgendwie gekrümmten Oberfläche für
die reaktive Abscheidung der Schichten aus der Gasphase benutzt wird, wobei die Beschichtung
solange fortgesetzt wird, bis eine Dicke erreicht ist, die zumindest gleich der Kerbentiefe
ist, und anschließend die beschichtete Oberfläche im wesentlichen bis zu den Substratkerbungskanten
derart glattgeschliffen wird, daß die entstandene Schichtenfolge jeweils schräg zur
neuen Oberfläche angeordnet ist, wobei die Schichtungsrichtung innerhalb der Kerben
immer wieder um 90° versetzt ist, und anschließend die stufige Mikrostruktur erzeugt
wird.
16. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 9 bis 14, dadurch gekennzeichnet,
daß nicht nur die Oberfläche durch Schrägschliff der CVD-Schichten präpariert wird,
sondern auch die Seiten der CVD-Probe derart angeschliffen werden, daß eine pillenförmige
Kathode mit makroskopisch ebener Oberfläche und schräggestellten Schichten entsteht,
die auf den nichtemittierenden Seiten per CVD mit einem W-, Re- oder Mo-überzug von
etwa 20 bis 200/um versehen wird und anschließend auf einem dünnen, temperaturfesten haarnadelförmig
gekrümmten Draht aufgepunktet wird, der zur direkten Kathodenheizung dient, oder die
für eine indirekte Heizung als Kappe eines Zylindermantels mit im Innern befindlicher
Wolfram-Glühwendel vorgesehen ist, wobei die Herstellung der stufigen Oberfläche durch
Mikropolieren und Strukturätzen erst nach Anbringen der Heizzuführungen erfolgt.