[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Nachbehandeln von mit Reaktivfarbstoffen
gefärbten oder bedruckten aus Cellulose bestehenden oder Cellulose enthaltenden Fasern.
[0002] Das neue Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß der Nachbehandlungsprozeß aus
einer Folge abwechselnder Spül-und flottenfreier Heißbehandlungsvorgänge besteht.
[0003] Diese flottenfreie Heißbehandlung der Faser wird vorzugsweise durch Einwirkung von
Heißluft und/oder Dampf und/ oder Kontakthitze und/oder Strahlungswärme und/oder Hochfrequenzerhitzung
bewirkt.
[0004] Die Faser wird bei dieser flottenfreien Heißbehandlung vorzugsweise Temperaturen
von 80 bis 200°C und insbesondere von 90 bis 100°C, während vorzugsweise 0,2 bis 10
Minuten, insbesondere 0,5 bis 2 Minuten, ausgesetzt.
[0005] Das Fasermaterial wird im erfindungsgemäßen Verfahren vorzugsweise als textiles Gewebe
eingesetzt, es ist jedoch die Faser als solche, z.B. in Form eines Spulgarnes erfindungsgemäß
behandelbar. Die Spül- sowie die flottenfreien Heißbehandlungsvorgänge erfolgen vorzugsweise
von der Innenseite nach der Außenseite der Faser bzw. des Gewebes.
[0006] Das Verfahren eignet sich sowohl zum Nachwaschen von Aüsziehfärbungen als auch zum
Nachwaschen von Kontinuefärbungen und Drucken.
[0007] Durch das neue Verfahren ist es überraschenderweise möglich, den zeit- und energieaufwendigen
Auswaschprozeß des Farbstoffhydrolysates nach dem Färben oder Bedrucken _unter gleichzeitiger
Einsparung von Wasser und Energie wesentlich zu verkürzen.
[0008] Die für die Durchführung des neuen Verfahrens notwendigen technischen Einrichtungen
sind hinreichend bekannt und können in bestehende konventionelle Anlagen zum Färben
und/oder Nachwaschen leicht eingebaut werden. Es handelt sich um Apparate, die Heißluft
und/oder Heißdampf und/ oder Kontakthitze und/oder Infrarotstrahlung und/oder Hochfrequenzstrahlung
erzeugen.
[0009] Als Cellulose enthaltende Mischfasern kommen beispielsweise in Frage: Cellulose/Polyester-Mischfasern,
Cellulose/Polyamid-Mischfasern.
[0010] Vorzugsweise werden jeweils 2 bis 8 spül- und flottenfreie Heißbehandlungsgänge durchgeführt.
[0011] Als für das erfindungsgemäße Verfahren geeignete Reaktivfärbungen sind vorzugsweise
solche zu nennen, die mindestens einen Halogenchinoxalinyl-, Halogentriazinyl- Halogenpyrimidinyl-
und/oder Vinylsulfonylrest aufweisen. Als Reaktivfarbstoffe kommen beispielsweise
sulfogruppenhaltige, wasserlösliche, organische Farbstoffe aus der Reihe der Anthrachinon-,
Azo-, Azometallkomplex-, Formazan-, Oxazin- und Phthalocyaninreihe in Betracht. Beispielhaft
seien die in den Anwendungsbeispielen bezeichneten Reaktivfarbstoffe aufgeführt.
[0012] Das erfindungsgemäße Verfahren wird im allgemeinen wie folgt durchgeführt:
1. Nachbehandlung von Ausziehfärbungen:
Nach Beendigung des Reaktivfärbeprozesses wird die erschöpfte Flotte abgelassen und
ein- bis drei l mit frischem Betriebswasser bei Raumtemperatur gespült. Anschließend
erfolgt eine abwechselnde direkte Aufheizung des Färbegutes mittels Heißluft, Heißdampf,
Kontakthitze, Infrarotstrahlung und/ oder Hochfrequenzstrahlung und jeweils ein Spülstoß
mit kaltem oder angewärmten Betriebswasser. Nach jeweils 1 bis 5 derartigen Extraktionsstößen
ist die Extraktion des Farbstoffhydrolysates beendet und die gewünschte Echtheit erreicht.
2. Nachbehandlung von gefärbten und/oder bedruckten Warenbahnen:
Die gefärbte und/oder bedruckte Warenbahn durchläuft kontinuierlich eine aus mehreren
Waschabteilen bestehende Waschstraße, bei welcher zwischen den gegebenenfalls mit
Quetschwerken und/oder Siebtrommeln und/oder Spritzrohren versehenen Naßbehandlungskästen
Abteile zur Einwirkung von Dampf und/oder Heißluft und/oder IR-Strahlung und/oder
Hochfrequenzstrahlung angeordnet sind, die eine rasche Aufheizung der Warenbahn im
Einwirkungsbereich ermöglichen, wobei die zur Extraktion des herausdiffundierten Hydrolysates
verwendete Waschflotte bevorzugt nach dem Gegenstromprinzip arbeitet. Die Waschflotte
kann die zum Nachwaschen von Reaktivfärbungen üblichen Zusätze enthalten. Als solche
Zusätze seien beispielsweise aufgeführt:
Alkylnaphthalinsulfonate, Mineralölsulfonate, Alkylsulfonate, Fettalkoholsulfate, sulfatierte
oxyäthylierte Verbindungen, Fettsäureester von Polyalkoholen, oxyäthylierte Fettalkohole,
oxyäthylierte Alkylphenole, oxyäthylierte Alkylnaphthole.
[0013] Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren nachbehandelte Ware zeigt insbesondere bei
empfindlichen Qualitäten durch Materialschonung ein verbessertes Warenbild.
[0014] Der Feuchtegehalt des nachbehandelnden Fasermaterials beträgt während der Nachbehandlung
vorzugsweise 30 bis 180 Prozent, bezogen auf das Trockengewicht der Faser. Bei den
in den folgenden Beispielen bezeichneten Teilen handelt es sich in allen Fällen um
Gewichtsteile.
Beispiel 1
[0015] 100 Teile eines Baumwollkreuzspulgarnes wurden auf dem Garnfärbeapparat mit einer
40° warmen Flotte behandelt bestehend aus:
1 Teil des Farbstoffs I
5 Teilen des Farbstoffs II
20 Teilen Soda
80 Teilen Kochsalz
894 Teilen Wasser
[0016] Nach 2 Stunden wird die erschöpfte Färbeflotte abgelassen und die Spule zweimal nacheinander
mit je 750 Teilen Betriebswasser von 25° in einer Zeit von jeweils 30 Sekunden von
innen nach außen durchflutet.
[0017] Daraufhin wird durch die Spule während 1 Minute von innen nach außen
süberhitzter Dampf von 140° geblasen. Anschließend wird mit 750 Teilen 25° warmem Betriebswasser
30 Sekunden von innen nach außen durchflutet. Dieser Vorgang des Dämpfens mit anschließendem
Spülen wird viermal wiederholt.
[0018] Man erhält eine tiefe Scharlachfärbung mit guten Schweiß-und Waschechtheiten.
Beispiel 2
[0019] 100 Teile eines Rayon-Zwirnwickels werden 30 Minuten in einem Garnfärbeapparat bei
80° mit einer Flotte behandelt bestehend aus:
5 Teilen des Farbstoffs III
80 Teilen Natriumsulfat
1 Teil Mononatriumphosphat
914 Teilen Betriebswasser
[0020] Anschließend wird mit einer Aufheizgeschwindigkeit von 1°/Minute auf 110° erwärmt
und über den Überlauf während 1 Stunde eine Lösung von 2 Teilen Trinatriumphosphat
in 10 Teilen Wasser langsam zugetropft.
[0021] Nach 1 Stunde Verweilen bei 110° wird die Flotte auf 80° abgekühlt und abgelassen.
Anschließend wird der Apparat zweimal mit je 750 Teilen Betriebswasser von 25° von
innen nach außen durchflutet. Daraufhin wird der Rayon-Zwirnwickel durch Heißluft
auf 100°C erhitzt. Anschließend wird mit 750 Teilen 25° warmem Betriebswasser 30 Sekunden
von innen nach außen durchflutet. Dieser Vorgang der Heißluftbehandlung mit anschließendem
Spülen wird viermal wiederholt.
[0022] Man erhält eine tiefe Marineblaufärbung mit guten Schweiß-und Waschechtheiten.
Beispiel 3
[0023] 100 Teile einer Baumwoll-Webware werden mit Hilfe eines Foulardes mit 70 Teilen einer
25° warmen Klotzflotte imprägniert bestehend aus:
75 Teilen des Farbstoffs IV
8 Teilen des Farbstoffs V
20 Teilen Soda
12 Teilen Natronlauge 38° Be
85 Teilen Harnstoff
800 Teilen Wasser
[0024] Nach 25 Stunden Verweilen bei Raumtemperatur wird die Warenbahn kontinuierlich durch
ein Waschaggregat geführt und mit Betriebswasser von 25° gespült.
[0025] Daraufhin wird das Material abgequetscht und durch ein Infrarot-Feld geführt und
dabei erhitzt. Anschließend wird die Warenbahn erneut durch ein Waschaggregat geleitet
und mit Betriebswasser von 25° gespült.
[0026] Dieser Vorgang des Erhitzens durch ein Infrarot-Feld mit anschließendem Spülen wird
viermal wiederholt.
[0027] Man erhält eine tiefe Blaufärbung mit guten Schweiß- und Waschechtheiten.
Beispiel 4
[0028] 100 Teile einer Baumwoll-Wirkware werden auf dem Baumfärbeapparat mit einer 80° warmen
Flotte behandelt bestehend aus:
5 Teilen des Farbstoffs VI
20 Teilen Soda
80 Teilen Kochsalz
895 Teilen Wasser
[0029] Nach 2 Stunden wird die
-erschöpfte Färbeflotte abgelassen und die Baumwollwirkware zweimal nacheinander mit
Betriebswasser von 25° gespült.
[0030] Anschließend wird durch-den Materialblock während 1 Minute überhitzter Dampf von
140° geblasen. Danach wird mit 25° warmem Betriebswasser 30 Sekunden von innen nach
außen durchflutet. Dieser Vorgang wird viermal wiederholt.
[0031] Man erhält eine dunkelgrüne Färbung mit guten Echtheitseigenschaften.
Beispiel 5
[0032] Ein Baumwollfrottiergewebe wird mit einer Druckpaste bedruckt bestehend aus:
20 Teilen des Farbstoffs VI
40 Teilen des Farbstoffs VII
130 Teilen Harnstoff
240 Teilen Wasser
20 Teilen Natriumbicarbonat
550 Teilen Alginatverdickung
[0033] Die Warenbahn wird getrocknet und 3 Minuten bei 103° gedämpft, anschließend durchläuft
sie ein Waschaggregat bestehend aus 6 Kästen, wobei zwischen dem 3. und 4., dem 4.
und 5. sowie dem 5. und 6. jeweils eine Zeile zur Hochfrequenzerhitzung angeordnet
ist. Die auf 60° erwärmte Flotte wird im Gegenstrom durch die Anlge geführt.
[0034] Man erhält einen tiefen Marineblaudruck mit hervorragenden Echtheitseigenschaften.
Le A 21 600
1) Verfahren zum Nachbehandeln von mit Reaktivfarbstoffen gefärbten oder bedruckten
aus Cellulose bestehenden oder Cellulose enthaltenden Fasern, dadurch gekennzeichnet,
daß der Nachbehandlungsprozeß aus einer Folge abwechselnder wäßriger Spül- und flottenfreier
Heißbehandlungsvorgänge besteht.
2) Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der flottenfreie Heißbehandlungsvorgang
durch Einwirkung von Heißluft und/oder Dampf von Heißluft und/oder Dampf und/oder
Kontakthitze und/oder Strahlungswärme und/oder Hochfrequenzerhitzung bewirkt wird.
3) Verfahren nach Anspruch 1) bis 2), dadurch gekennzeichnet, daß die flottenfreie
Heißbehandlung bei 80 bis 200°C während 0,2 bis 10 Minuten durchgeführt wird.
4) Verfahren nach Anspruch 1) bis 3), dadurch gekennzeichnet, daß der Feuchtegehalt
des Fasermaterials während der flottenfreien Heißbehandlung 30 bis 180 Prozent bezogen
auf das Trockengewicht der Faser beträgt.
5) Verfahren nach Anspruch 1) bis 4), dadurch gekennzeichnet, daß jeweils 2 bis 8
Spül- und flottenfreie Heißbehandlungsvorgänge durchgeführt werden.
6) Verfahren nach Anspruch 1) bis 5), dadurch gekennzeichnet, daß das Fasermaterial
in Form eines textilen Gewebes eingesetzt wird.
7) Verfahren nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Behandlung der
Fasern von innen nach außen erfolgt.