[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung eines Gewebes, dessen
Kettfäden dazu bestimmt sind, in einem späteren Arbeitsgang einer Maschine zur Herstellung
von flächigem Textilgut zugeführt zu werden, im übrigen mit den Merkmalen des Oberbegriffs
von Anspruch 1. Maschinen zur Herstellung von flächigem Textilgut werden im folgenden
"Fertigwaren-Herstellmaschinen" genannt. Dies können insbesondere Webmaschinen oder
Kettenwirkmaschinen sein, allgemein jede Maschine, die eine Schar paralleler Fäden
verarbeitet. Die Erfindung bezieht sich ferner auf eine Vorrichtung zur Herstellung
eines lockeren Gewebes, das im folgenden "Lockerware" genannt wird.
[0002] Der Begriff "Fäden" soll Monofile, Garne, Zwirne, Bändchen und ähnliches sowie auch
elastisches Material einschließen. Der Begriff "flächiges Textilgut" soll Gewebe und
Gewirke einschließen, auch schlauchförmige, sowie Netze. Die Gewirke können auf Kettenwirkmaschinen
oder entsprechenden Häkelmaschinen hergestellt werden.
[0003] Aus der DE - Al - 2 726 181 ist es bekannt, zur Herstellung einer Lockerware in eine
Schar von Kettfäden mit relativ geringer Schußdichte Schußfäden in Form herausziehbarer
Schußschlaufen einzutragen und die geschlossenen Enden der Schußschlaufen durch eine
aufziehbare Maschenreihe miteinander zu verhäkeln. Man erhält so ein lockeres Gewebe,
aus dem der Schußfaden zur Freilegung der Kettfäden wieder herausgezogen werden kann.
Das bekannte Verfahren wird angewandt, um die Kettfäden einer Behandlung zu unterziehen,
sie z.B. zu färben. Anschließend wird der Schußfaden entfernt, und die Kettfäden werden
auf einzelne Wickel gewickelt.
[0004] Gegenstand der europäischen Patentanmeldung 81 101 344.0 mit gleichem Prioritätstag
wie die vorliegende Anmeldung ist es, ein solches Verfahren dazu auszunutzen, die
bisher üblichen Kettbäume an Fertigwaren-Herstellmaschinen überflüssig zu machen.
Die Nachteile der Verwendung von Kettbäumen sind im einzelnen in dieser Anmeldung
erläutert. Kurz gesagt muß die Fertigwaren-Herstellmaschine immer dann stillgesetzt
werden, wenn ein Kettbaum
-leergelaufen ist, damit er durch einen neuen ersetzt werden kann und alle Fäden wieder
neu angeknüpft werden können. Dies bedingt einen Ausfall an Fertigungszeit, der umsomehr
ins Gewicht fällt, je schneller die Fertigwaren-Herstellmaschine arbeitet.Ferner bedingen
Kettbäume Lagerraum und Transportkosten.
[0005] Werden andererseits die Kettfäden unmittelbar von einem Spulengatter zugeführt, so
sind dafür viel Raum und hohe Investitionskosten erforderlich. Auch die Spulen des
Gatters laufen leer und müssen durch neue ersetzt werden, was wiederum Stillstand
für die Anknüpfvorgänge erfordert.
[0006] Nach der genannten europäischen Patentanmeldung werden Kettbäume und Spulengatter
dadurch überflüssig gemacht, daß den Fertigwaren-Herstellmaschinen Kettfäden aus einer
Lockerware zugeführt werden, wobei die Schußschlaufen unmittelbar vor dem Zuführen
zu den Fertigwaren-Herstellmaschinen aus der Lockerware gezogen werden.
[0007] Durch die Verwendung von Lockerware kann man das Aufwickeln auf Kettbäume, den Transport
der Kettbäume in ein Zwischenlager und von dort zu den Fertigwaren-Herstellmaschinen
vermeiden. Bei normalem Herstellungsgang wurde aber jeder neu hergestellte oder veredelte
Faden zunächst auf eine Spule gewickelt. Die Spulen mußten zu einem Fertigungsbetrieb
transportiert, dort zwischengelagert und die leeren Spulen zurücktransportiert werden.
[0008] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, das Aufwickeln des neu
hergestellten oder veredelten Fadens auf Spulen überhaupt zu vermeiden.
[0009] Diese Aufgabe wird gemäß Anspruch 1 gelöst.
[0010] Wird die Lockerware nach Anspruch 1 unmittelbar im Anschluß an eine Fadenherstell-
oder -bearbeitungsmaschine oder mehrere derartige Maschinen hergestellt, so vermeidet
man nicht nur das Aufwickeln auf Spulen, sondern darüberhinaus auch den Transport
der Spulen und Rücktransport der Spulenkörper sowie Lagerkosten. Man vermeidet ferner
die Verwendung eines Spulengatters vor der Lockerwaren-Webmaschine: Man vermeidet
weiter die Vorgänge des Anknüpfens neuer Spulen, wenn die alten leergelaufen sind
und damit den notwendigen Stillstand der Lockerwaren-Webmaschine. Es ergeben sich
somit erhebliche Einsparungen an Zeit und Kosten, was zu einer drastischen Senkung
des Preises der Lockerware und damit auch des Preises der Fertigware führt.
[0011] Selbstverständlich muß auch die Lockerware transportiert werden. Dies kann aber in
relativ großen Behältern geschehen. Die Lagerung in einem Behälter gegenüber dem Aufwickeln
auf eine Spule hat den entscheidenden Vorteil, daß beide Enden der Lockerware zugänglich
sind. Während man das eine Ende der Fertigwaren-Herstellmaschine zuführt, kann man
das andere Ende bereits mit dem einen Ende von Lockerware verbinden, die in einem
andere Behälter lagert. Dieser Vorgang kann während der Arbeit der Fertigwarenherstellmaschine
durchgeführt werden, bedingt also keinen Maschinenstillstand.
[0012] Die Erfindung bezieht sich außerdem auf eine Vorrichtung zur Herstellung einer Lockerware,
wobei die Vorrichtung insbesondere, aber nicht notwendigerweise, unmittelbar im Anschluß
an mindestens eine der genannten Fadenherstell- oder -bearbeitungsmaschinen angeordnet
wird. Bei sehr geringer Schußdichte und hoher Abzugsgeschwindigkeit der Lockerware
in der Lockerwaren-Webmaschine bewegt sich die fertige Lockerware so schnell, daß
es normalerweise nicht mehr möglich wäre, die Sicherungsmaschen auf einer Wirknadel
einwandfrei herzustellen. Ein auf der Nadel hängender Henkel für eine Masche würde
nämlich von der abgezogenen Lockerware gegen die Einspannstelle der Wirknadeln gezogen
werden. Eine Masche wäre dann nicht mehr abzuschlagen.
[0013] Dieses Problem wird durch die Erfindung nach Anspruch 2 gelöst. Der dort erwähnte
Umlenkstab sorgt dafür, daß trotz der geringen Schußdichte, (z.B. nur eine Schußschlaufe
je 10 cm Warenlänge) und bei der hohen Webgeschwindigkeit die Maschen noch einwandfrei
abgeschlagen werden können.
[0014] Bis zur Sicherung der eingetragenen Schußschlaufen durch eine Masche läßt sich die
Schlaufe nach Anspruch 3 durch einen besonderen Bauteil, nämlich einen Schußfadenrückhalter,
festhalten, wodurch eine einwandfreie Herstellung der Schußschlaufen und ihrer Maschen
sichergestellt wird.
[0015] Ausführungsbeispiele mit weiteren Merkmalen der Erfindung werden im folgenden anhand
der Zeichnung beschrieben:
Figur 1 und 2 zeigen schematisch an sich bekannte Web- und Wirkarten zur Herstellung
von Lockerware.
Figur 3 und 4 zeigen perspektivisch Einzelteile einer Lockerwarenwebmaschine.
Figur 5 und 6 sind Prinzipdarstellungen der Herstellung einer Lockerware auf einer
Webmaschine nach der Erfindung mit einer aus den Schußschlaufen gebildeten Maschenreihe
in zwei Herstellunsphasen.
[0016] Die Lockerware wird auf einer noch zu beschreibenden Webmaschine gewebt. Sie wird
aus Fäden hergestellt, die aus einer Fadenherstellmaschine oder einer Fadenbearbeitungsmaschine
austreten, auch aus einer Gummiumspinnmaschine, wenn elastische Fäden gewünscht sind.
Wird Lockerware benötigt, die mehr Kettfäden hat, als eine der genannten Maschinen
liefern kann, so können mehrere derartige Maschinen synchron angetrieben werden und
dann gemeinsam die erforderlichen Kettfäden liefern. Die Lockerware wird geordnet
oder ungeordnet in Behälter gefüllt und so an Betriebe geliefert, die Fertigware herstellen.
[0017] Figur 1 und 2 zeigen verschiedene Möglichkeiten, nach an sich bekannten Verfahren
Lockerband zu weben. Nach Figur 1 werden in eine Schar 1 von Kettfäden von links her
Schußschlaufen 3 eingetragen, und zwar so, daß die geschlossenen Enden 3.1 der Schußschlaufen
rechts überstehen.
[0018] Die Webverfahren nach Figur 1 und 2 eignen sich für Schußdichten bis herab zu 1 Schußschlaufe
je 10 cm Warenlänge, und eventuell noch geringere Schußdichten. Nach Figur 1 wird
die Lockerware mit einer Maschenreihe 7 versehen, die aus dem Schußfaden 9 selbst
unter Verwendung einer
Wirknadel 11 gebildet wird. Zur Erzielung besonders geringer Schußdichten kann das
Verfahren beidseitig angewandt werden. Von rechts nach links eingetragene Schußschlaufen
können an der linken Seite durch eine zweite Maschenreihe festgelegt werden. Die Maschenreihe
7 ist zusammen mit den Schußschlaufen 3 aufziehbar. Entfernt man die Wirknadel 11
in Figur 3, so kann man die oberste Schußschlaufe 3 nach links herausziehen. Es folgt
dann die nächstuntere, wobei die zugehörige Masche ebenfalls aufgezogen wird.
[0019] Figur 2 zeigt die Herstellung einer Lockerware unter Verwendung eines Hilfsfadens
13. Hier wird eine Maschenreihe 7' aus den Schußschlaufen 3 und dem Hilfsfaden gebildet.
Zum Aufziehen muß man einerseits den Hilfsfaden 13, andererseits den Schußfaden 2
herausziehen. Unter Verwendung von zwei Schußfäden können von rechts und von links
her Schußschlaufen eingetragen werden, und beide können durch je einen Hilfsfaden
in je einer Maschenreihe festgelegt werden.
[0020] Figur 3 bis 6 zeigen die Herstellung einer relativ schmalen Lockerware auf einer
Nadelbandwebmaschine. Von einer Fadenherstellmaschine oder Fadenbearbeitungsmaschine
wird eine Schar 1 von Kettfäden der Nadelbandwebmaschine zugeführt. Sie hat unter
anderem eine Schußfaden-Eintragnadel 70, eine Wirknadel 11 und ein Riet oder Webblatt
74. Die Wirknadel ist in Band-Längsrichtung zwischen ihren beiden Endstellungen verschiebbar,
die in Figur 5 und 6 dargestellt sind. Maschinenfest und lotrecht zur Bandebene ist
ein Umlenkstab 76 in Form eines Keramikzylinders dicht neben der Wirknadelbahn angebracht,
und zwar dicht hinter der Anschlagstelle 77 des Riets 74 (Fig.6).
[0021] Auf der der Wirknadel gegenüberliegenden Seite der Warenbahn ist ein winkelförmiger
Schußfadenrückhalter 78 (auch "Fadenstecher" genannt) um eine waagerechte Achse 80
schwenkbar angeordnet. Figur 4 zeigt seine beiden Extremstellungen. Er hat unterhalb
seines kugelförmigen Endes 82 eine Einschnürung 83 zur sichereren Führung des Schußfadens
2.
[0022] Wirkungsweise:
In der Stellung nach Figur 5 läuft der vom Gewebe herkommende Schußfaden 2.1 um die
Einschnürung des Schußfadenrückhalters 78, der seine obere Lage einnimmt. Die Schußfaden-Eintragnadel
70 hat eine Schlaufe 3 des Schußfadens nach rechts eingetragen, und der Kopf 11.1
der Wirknadel 11 hat gerade das Stück 2.2 des Schußfadens ergriffen und beginnt sich
in Abzugsrichtung (Pfeile 85, 86) zu bewegen. Auf dem Schaft der Wirknadel 11 befindet
sich von der vorangehenden Maschenbildung noch eine Schußschlaufe 3.2. Während die
gewebte Lockerware 17 abgezogen wird, bewegt sich die Wirknadel in ihre Endstellung
nach Figur 6, wobei aus der vorher gebildeten Schlaufe 3.2 eine Masche gebildet und
abgeschlagen wird. Es wird eine neue Schlaufe 3.3 gebildet, die eine Verlängerung
der Schußschlaufe 3 ist. Die Schlaufe 3.3 wird vom Kopf 11.1 der Wirknadel um den
Umlenkstab 76 herum in Abzugsrichtung (Pfeil 85) gezogen. Der Schußfadenrückhalter
78 hat sich abwärts bewegt und den Schußfaden 2.1 freigegeben, so daß nun im Gewebe
vorübergehend eine lockere Schlaufe 92 liegt. Nach Rietanschlag und Fachumstellung
wiederholt sich der Vorgang, wobei durch den schnellen Warenabzug die Schlaufe 92
straffgezogen wird.
[0023] Lockerware größerer Breite wird ebenfalls unter Eintragung von Schußschlaufen hergestellt.
Hierzu dienen jedoch anstelle der in Figur 5 und 6 dargestellten Eintragnadel 70 andere
bekannte Organe.
[0024] Sollen die Lockerbänder eine große Anzahl von Kettfäden enthalten, so können die
Fäden von mehreren synchron arbeitenden Fadenherstell- oder -bearbeitungsmaschinen
geliefert werden.
1. Verfahren zur Herstellung eines Gewebes, dessen Kettfäden dazu bestimmt sind, in
einem späteren Arbeitsgang, nach dem Herausziehen des oder der Schußfäden, einer Maschine
zur Herstellung von flächigem Textilgut zugeführt zu werden, wobei das Gewebe folgende
Merkmale hat:
a) es hat eine gegenüber normalen Geweben geringe Schußdichte (Lockerware);
b) es enthält mindestenns einen Schußfaden, der in Form herausziehbarer Schußschlaufen
eingetragen ist;
c) die geschlossenen Enden der Schußschlaufen sind durch eine aufziehbare Maschenreihe
gesichert,
dadurch gekennzeichnet, daß die Lockerware unmittelbar im Anschluß an eine Fadenherstellmaschine
oder Fadenbearbeitungsmaschine oder mehrere synchron arbeitende derartige Maschinen
hergestellt wird.
2. Vorrichtung zur Herstellung einer Lockerware mit den Merkmalen a bis c von Anspruch
1, insbesondere unmittelbar im Anschluß an mindestens eine der genannten Fadenherstell-
oder -bearbeitungsmaschinen, wobei die Vorrichtung folgende Merkmale hat:
a) Sie ist eine Webmaschine (Lockerwaren-Webmaschine) mit mindestens einem Schußschlaufen-Eintragorgan
(70);
b) jedem Schußschlaufen-Eintragorgan (70) ist eine Wirknadel (11) zugeordnet, die
neben dem vom Schußschlaufen-Eintragorgan zuletzt erreichten Rand der Warenbahn bewegbar
angebracht ist;
c) derart, daß sie das geschlossene Ende einer eingetragenen Schußschlaufe (3) festhält
und nach Umstellung des Webfaches wieder freigibt,
gekennzeichnet durch folgende Merkmale:
d) die Lockerwarenwebmaschine hat einen mit der Wirknadel zusammenwirkenden Umlenkstab
(76) für die vom Kopf (11.1) der Wirknadel erfaßten Schußschlaufen (3.2, 3.3);
e) der Umlenkstab ist quer zur Ebene der Warenbahn, zwischen der Warenbahn und der
Wirknadelbahn angeordnet, und zwar, in Abzugsrichtung betrachtet, unmittelbar nach
der Rietanschlagstelle (77).
3. Vorrichtung nach Anspruch 2, gekennzeichnet durch folgende Merkmale:
a) An der Lockerwarenwebmaschine, und zwar an der dem Schußschlaufenrückhalter gegenüberliegenden
Seite der Warenbahn ist ein Schußfadenrückhalter (78) auf und ab bewegbar angeordnet;
b) derart, daß er beim Schußeintrag eine Schlaufe (92) festhält, die aus dem vom Gewebe
herkommenden Schußfaden (9.1) und dem neu eingetragenen Schußfaden (9.2) gebildet
ist und diese Schlaufe beim Rücklauf des Schußeintragorgans (70) wieder freigibt.