[0001] D ie Erfindung betrifft ein Verfahren und eine. Vorrichtung zur Verdichtung von Gießereiformstoff,
insbesondere von Naßformsand, durch schlagartige Einwirkung von Gasdruck auf den über
dem Modell aufgeschütteten Formstoff.
[0002] Verdichtungsverfahren dieser Art sind in mehreren Ausführungsformen bekannt (z.B.
DE-AS 1 961 234, DE-OS 29 49 340) und gewinnen in neuerer Zeit zunehmend an wirtschaftlicher
Bedeutung. Sie unterscheiden sich im wesentlichen in der Art der Erzeugung der Druckwelle.
So wird entweder ein in einem Vordruckraum enthaltenes, hochgespanntes Gas schlagartig
zur Entspannung gebracht (DE-AS 1 961 234) oder aber wird unmittelbar oberhalb des
Formraums der Gasdruck durch Explosion eines brennbaren Gasgemischs erzeugt. Neben
diesen beiden prinzipiellen Verfahren sind eine Vielzahl von Varianten bekannt, auf
die hier nicht näher einzugehen ist, da sie die Erfindung nicht berühren. In allen
Ausführungsformen läuft die erzeugte Druckwelle auf die Formstoff- oberfläche auf
und führt dann zu einer Verdichtung des Formstoffs.
[0003] Über die Ursachen und Wirkungen bei dieser Art der Formstoffverdichtung konnte nochleine
endgültige Klarheit erreicht werden. Es ist jedoch so viel bekannt, daß sich die Verdichtung
aus dem Zusammenwirken vonFluidisierungs-Effekten einerseits und an den Formstoffpartikeln
wirksam werdenden Staukräften andererseits einstellt. Die Fluidisierung führt zu einer
Verminderung der Grenzflächenkräfte zwischen den Formstoffpartikeln untereinander
wie auch zwischen diesen und dem Modell bzw. dem Formkasten und dem Fül lrahmen, so
daß die auf das einzelne Formstoffpartikel von dem Gas oder von benachbarten Partikel
n ausgeübten Impulskräfte zu einer dichteren Packung des Formstoffs führen.
[0004] Es ist weiterhin beobachtet worden, daß der Verdichtungsgrad nicht nur von den Parametern
(Druck, Geschwindigkeit) der Gasdruckwelle,sondern auch von der Höhe der Formstoff-Füllung
abhängig ist. So gibt es eine untere Grenze für die Formstoffüberdeckung des Modells,
unterhalb der sich kein befriedigender Verdichtungsgrad mehr erreichen läßt. Andererseits
gibt es auch eine obere Grenze für die Formstoffüberdeckung, oberhalb der insbesondere
der Formrücken keine ausreichende Verdichtung mehr besitzt. Es wird deshalb in der
Regel mit einem Formstoff-Überschuß, der im erstgenannten Fall zu einer an sich unnötigen
Formhöhe, im zweiten Fall zu einem unnötigen Formstoff-Überstand führt, der nach dem
Verdichten abgestreift werden muß.
[0005] Der Erfindung I iegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung vorzuschlagen,
mit deren Hilfe eine gleichmäßige Verdichtung über die Formhöhe bei minimalen Formstoffbedarf
erreicht werden kann.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß auf die freie Formstoff-Oberfläche
eine gasdurchlässige Zusatzmasse aufgelegt und daß der Gasdruck auf die freie Oberfläche
der Zusatzmasse zur Wirkung gebracht wird.
[0007] Praktische Versuche mit einer solchen Zusatzmasse haben gezeigt, daß bei entsprechender
Optimierung ein gleichmäßiger Verdichtungsgrad sowohl über den Formquerschnitt, als
auch über die Formhöhe erreicht werden kann, wobei die Formstoff-Überdeckung oberhalb
der Modellkontur auf das für die Transport- und Abgußfestigkeit der Form erforderliche
Maß beschränkt werden kann. Beim Verdichtungsvorgang kann die Gasdruckwelle die Zusatzmasse
bei nicht allzu großem Strömungswiderstand durchwandern und in die Formstoffschüttung
eindringen. Der Fluidisierungseffekt wird also durch die Zusatzmasse nicht beeinträchtigt.
Die für die eigentliche Verdichtung verantwortlichen Staukräfte werden sowohl an den
Formstoffpartikeln, als auch an den gasundurchläs-. sigen Bereichen der Zusatzmasse
wirksam, wobei letztere die ihr erteilten Impulskräfte an die Formstoffpartikel weitergibt.
Wichtig ist dabei, daß die Zusatzmasse auf der freien Formstoff- Oberfläche aufliegt
und nicht etwa freiliegend auf die Formstoff- Oberfläche aufprallt, da hiermit eine
unerwünscht vorzeitige Vorverdichtung auf dem Formrücken entstehen würde. Hiermit
unterscheidet sich die Erfindung auch von anderen bekannten Vorschlägen, wonach auf
die Formstoff-Oberfläche eine Abdeckung aufgelegt wird. Diese wirkt, auch wenn sie
aus elastischem Material besteht (US-PS 2 830 339), praktisch wie ein Verdichtungskolben,
ohne daß das verdichtende Gas in die Formstoffschüttung eindringen kann. Gleiches
gilt für einen anderen bekannten Vorschlag (DE-OS 29 49 340) bei dem im Rahmen einer
Explosionsverdichtung die Formstoffoberfläche ganz oder teilweise mit einer gasundurchlässigen
Abdeckung versehen wird. Hiermit soll entweder das Ausbröckeln des Formstoffs am Formrücken
vermieden oder aber an den abgedeckten Stellen weniger stark verdichtete Bereiche
erhalten werden.
[0008] Es hat sich femer bei dem erfindungsgemäßen Verfahren gezeigt, daß nach dem Verdichtungsvorgang
die Formstoff-Oberfläche annähernd gleichmäßig eben ist, was sich mit den bisher.
bekannten Verfahren nicht erreichen läßt. Aufgrund der Optimierung der Formstoffmasse
läßt sich auch der in vielen Fällen notwendige Formstoff - Überstand besser regulieren
und vor allem in geringerer Höhe einstellen. Bei gegebener Formgröße und Formstoff-Füllung
und einem bestimmten Verdichtungsgrad läßt sich gegenüber den bekannten Verfahren
mit der Zusatzmasse die Gasenergie, d.h. der Gasdruck und/ oder das Gasvolumen reduzieren,
so daß insbesondere eine Verminderung des Gasbedarfs gegeben ist. Schließlich läßt
sich das erfindungsgemäße Verfahren unabhängig davon durchführen, ob die Verdichtung
des Formstoffs von oben oder von unten her erfolgt.
[0009] Durch bevorzugte weitere Maßnahmen, daß die Zusatzmasse aus mehreren in Richtung
senkrecht zur Formstoff-Oberfläche beweglichen Einzelmassen besteht, ist gewährleistet,
daß sich jede Einzelmasse entsprechend der ihr von der Druckwelle mitgeteilten Impulskraft
bewegen und diese an die Formstoffpartikel weitergeben kann..
[0010] Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführung ist vorgesehen, daß die Zusatzmasse
eine der Kontur des Modells angepaßte Verteilung der Einzelmasse aufweist derart,
daß die Masse über hohen Modellkonturen geringer ist als über tiefen Konturen.
[0011] In bevorzugter Ausführung besteht die Zusatzmasse aus Partikeln größeren spezifischen
Gewichtes als der Formstoff und einer diese Partikel einschließenden, gasdurchlässigen
und flexiblen Umhüllung. Der Strömungswiderstand dieser Zusatzmasse und damit die
von ihr erzeugte Schubkraft läßt sich durch die Partikelform und ihre Schüttdichte
beeinflussen, so daß nicht nur über die Größe der Zusatzmasse, sondern auch über die
vorgenannten Parameter eine Regulierung der gewünschten Effekte möglich ist.
[0012] Zur Durchführung des vorgenannten Verfahrens geht die Erfindung von einer Vorrichtung
mit einem einseitig von einer Modellplatte mit dem Modell abgeschlossenen Formkasten,
einem diesen fortsetzenden Füllrahmen, und einer Einrichtung zum Erzeugen oder Speichern
von Gas hohen Drucks aus, das auf den Formstoff im Füllrahmen schlagartig zur Wirkung
gebracht wird.
[0013] Eine solche Vorrichtung zeichnet sich erfindungsgemäß dadurch aus, daß auf die freie
Formstoff-Oberfläche eine diese insgesamt abdeckende, gasdurchlässige Zusatzmasse
auflegbar und von dieser nach der Verdichtung abhebbar ist.
[0014] Die Zusatzmasse wird also bei jedem Arbeitszyklus der Vorrichtung, z.B. einer Formmaschine,
auf den in den Formraum eingefüllten Formstoff aufgelegt, anschließend die Gasdruckwelle.zur
Wirkung gebracht und nach dem Entlüften des Formraums die Zusatzmasse von der verdichteten
Form wieder abgenommen.
[0015] Die Zusatzmasse kann im einfachsten Fall von einem Lochblech, ist jedoch bei einer
bevorzugten Ausführungsform der Vorrichtung von einem die Formstoff-Oberfläche zumindest
teilweise abdeckenden Kissen gebildet, das aus einer Schüttung von Metallpartikeln
und einem diese einschließenden Gewebe besteht. Bei den Metallpartikeln kann es sich
beispielsweise um Granulat, Schrot od. dgl. handeln, während als Gewebe ein solches
aus Kunststoff oder - im Falle einer Verdichtung durch Explosivkräfte mit entsprechender
Temperaturentwicktung - aus Draht handeln kann.
[0016] Die solchermaßen aufgebaute Zusatzmasse ist zumindest begrenzt frei beweglich aufgehängt
bzw. abgestütz, so daß sie einerseits aufgelegt und abgenommen, andererseits den auf
sie wirkenden Kräften ungehindert folgen kann.
[0017] Nachstehend ist die Erfindung anhand eines in der Zeichnung im Längsschnitt gezeigten
Ausführungsbeispiels einer Vorrichtung beschrieben.
[0018] In der Zeichnung ist eine Modellplatte 1 mit einem Modell 2 erkennbar, die einen
Formkasten 3 unterseitig abschließt. Auf den Formkasten 3 ist ein Füllrahmen 4 aufgesetzt,
der seine Fortsetzung in einem Gassammelraum 5 findet. Oberhalb dieses eigentlichen
Formraums ist eine Abschlußplatte 6 als fester Bestandteil eines Maschinenständers
erkennbar, gegen den die Teile des Formraums vor dem Verdichtungsvorgang angepreßt
werden. Die im übrigen für die Manipulation des Formkastens 3, des Füllrahmens 4 und
des Gassammelraums 5 notwendigen Einrichtungen, wie auch die zur Füllung des Formraums
mit Formsand können von üblicher Art sein und sind deshalb nicht näher dargestellt.
[0019] Beim dargestellten Ausführungsbeispiel ist an den Gassammelraum 5 über eine Leitung
8 ein Behälter 7 angeschlossen, in welchem entweder Druckgas gespeichert oder durch
Explosion eines brennbaren Gasgemisches erzeugt wird. In der Verbindungsleitung 8
kann gegebenenfalls ein Ventil angeordnet sein, das nach Öffnen die Druckwelle in
den Gassammelraum übertreten läßt.
[0020] Zu dieser Vorrichtung gehört ferner eine Zusatzmasse 10, die auf die freie Formstoffoberfläche
11 innerhalb des Füllrahmens 4 vor dem Verdichtungsvorgang aufgelegt wird. Diese Zusatzmasse
10 besteht aus einer äußeren Hülle 12, beispielsweise einem Lochblech, einem Gewebe
od.dgl. und einer von dieser eingeschlossenen Füllung 13 aus Partikeln hohen spezifischen
Gewichtes, z.B. Metallgranulat, Metallschrot od.dgl..
[0021] Die Zusatzmasse 12 ist bei dem wiedergegebenen Ausführungsbeispiel über ein Zugseil
15 an einer Hubvorrichtung 14 befestigt, mittels der sie auf die Formstoff-Oberfläche
abgesenkt und später von der verdichteten Form abgehoben werden kann. Das Zugsei I
15 gibt dabei der Zusatzmasse 10 die beim Verdichtungshub notwendige Bewegungsfreiheit
in Richtung senkrecht zur Formstoff-Oberfläche. Statt einer solchen Aufhängung kann
die Zusatzmasse an der Hubvorrichtung 14 auch über eine Klinke gelagert sein, die
an einer entsprechenden Raste an der Zusatzmasse eingreift, um diese von der fertigen
Form abheben zu können. Zum Auflegen der Zusatzmasse braucht dann diese Klinke lediglich
gelöst werden, so daß sie auf die Formstoff-Füllung fällt.
1. Verfahren zum Verdichten von Gießereiformstoff, insbesondere von Naßformsand, durch
schlagartige Einwirkung von Gasdruck auf den über dem Modell aufgeschütteten Formstoff,
dadurch gekennzeichnet, daß auf die gesamte freie Formstoff-Oberfläche eine gasdurchlässige
Zusatzmasse aufgelegt und daß der Gasdruck auf die freie Oberfläche der Zusatzmasse
zur Wirkung gebracht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Zusatzmasse aus mehreren
in Richtung senkrecht zur Formstoff-Oberfläche beweglichen Einzelmassen besteht.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Zusatzmasse eine der
Kontur des Modells angepaßte Verteilung der Einzelmassen aufweist, derart, daß die
Masse über hohen Modellkonturen kleiner ist als über tiefen Konturen.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Zusatzmasse
aus Partikeln größeren spezifischen Gewichtes als der Formstoff und einer diese Partikel
einschließenden, gasdurchlässigen und flexiblen Umhüllung besteht.
5. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 4, mit
einem einseitig von einer Modellplatte mit dem Modell abgeschlossenen Formkasten,
einem diesen fortsetzenden Füllrahmen und einer Einrichtung zum Erzeugen oder Speichern
von Gas hohen Drucks, das auf den Formstoff im Füllrahmen schlagartig zur Wirkung
gebracht wird, dadurch gekennzeichnet, daß auf die freie Formstoff- Oberfläche (11)
eine diese insgesamt abdeckende gasdurchlässige Zusatzmasse (10) auflegbar und von
dieser nach der Verdichtung abhebbar ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Zusatzmasse (10) von
einem die Formstoff-Oberfläche (11) zumindest teilweise abdeckenden Kissen gebildet
ist, das aus einer Schüttung (13) von Metallpartikeln und einem diese einschließenden
Gewebe (12) besteht.
7. Vorrichtung nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Zusatzmasse
(10) zumindest begrenzt frei beweglich aufgehängt bzw. abgestützt ist.