[0001] Die Erfindung betrifft Verfahren zur Herstellung von acrylnitrilhaltigen Fasern und
Fäden nach einem Trocken-oder Naßspinnprozeß, bei dem die noch nicht durch Trocknung
oder eine Temperaturbehandlung über 100°C ausgeheilten Fasern oder Fäden kontuierlich
mit einer wäßrigen Lösung von Kupfer(I)-Ionen behandelt werden.
[0002] Es ist bekannt, Acrylfasern mit Kupfer(II)-Salzen zur Erzielung einer bakteriziden
Wirkung zu behandeln (vgl. dazu JP-OS 54 147 220).
[0003] Auch das Einspinnen von Kupfer(II)-Salzen mit dem gleichen Ziel sowie als Katalysator
zur Oxydation derartiger Fäden bei der Herstellung von Kohlenstoff-Fasern ist bekannt
( JP-OS 49 035 629).
[0004] Die Behandlung von Acrylfasern mit Kupfer(I)-Salzen zur Erzielung einer Färbbarkeit
mit Säurefarbstoffen kan nur in den Anfängen der
Acrylfaserverarbeitung als sogenanntes Cupro-Ionen-Färbeverfahren-zur Anwendung. Eine
Zusammenfassung dieser Arbeiten wird beispielsweise von Rath et al. in "Melliand Textilberichte"
38, (1957), Seite 431 bis 435 und 538 bis 542 beschrieben. In jüngerer Zeit wurde
in der JP-OS 51-90387 die Nachbehandlung von Formkörpern mit Kupfer(I)-Salzen mit
dem Ziel beschrieben, die Voroxidation bei der Thermostabilisierung dieser Produkte
zu katalysieren.
[0005] Bei der Umsetzung von Kupfer(I)-Salzen mit Polymerisaten, die Acrylnitrilbausteine
enthalten, wird ein Cupro-Ionen-Komplex mit den Nitrilgruppen des Polyacrylnitrils
gebildet. Die nachträgliche Umsetzung von Kupfer(I)-Salzen mit geformten Gebilden
aus Polyacrylnitril ist jedoch außerordentlich aufwendig und, bedingt durch die Instabilität
der Kupfer(I)-Salze in wäßrigen Lösungen insbesondere bei erhöhten Temperaturen, nicht
reproduzierbar zu regeln. Die Behandlung von Polyacrylnitrilpulvern mit Lösungen von
Kupfer(I)-Salzen führt zu Produkten, die in den bekannten Lösungsmitteln für Polyacrylnitril
unlöslich sind oder aber es bilden sich gelartige unverspinnbare Massen. Setzt man
beispielsweise einer fertigen Spinnlösung Kupfer(I)-Salze zu, so beginnt die Spinnlösung
zu gelieren und ist nicht mehr störungsfrei verspinnbar, während möglicherweise eine
Extrudierung Kupfer(I)-Salze enthaltene Spinnmassen zu Spritzgußartikeln noch nicht
behindert wird.
[0006] Es bestand also nach wie vor die Aufgabe, Kupfer(I)-haltige Acrylnitrilpolymerisate
betriebssicher und auf einfache Weise innerhalb des Herstellungsprozesses kontinuierlich
herzustellen, um Kupfer (I)-haltige Fäden und Fasern zu erhalten, die beispielsweise
zu einer Anfärbung mit anionischen Farbstoffen geeignet sind.
[0007] Überraschenderweise konnte gefunden werden, daß Spinnkabel. bzw. Stränge von Einzelfäden,
die in ihrer fadenbildenden Substanz Acrylnitrilbausteine enthalten, bereits bei Raumtemperatur
größere Mengen Kupfer(I)-Ionen aus Behandlungsbädern aufnehmen, sofern diese Stränge
oder Kabel noch nicht einer Temperaturbehandlung über 100°C bzw. einem Trocknungsvorgang
unterworfen worden waren. Die Aufnahme der Kupfer(I)-Ionen erfolgt innerhalb von Sekunden
und kann daher in den Herstellungsprozeß von Acrylnitril-haltigen Fäden und Fasern
ohne Schwierigkeiten integriert werden. Es spielt dabei keine wesentliche Rolle,.
ob die Fäden nach einem Trocken- oder einem Naßspinnverfahren erzeugt wurden. Besonders
leicht erfolgt die Aufnahme der Kupfer(I)-Ionen bei naßgesponnenen Fäden, es ist jedoch
auch möglich, trockengesponnene noch lösungsmittelhaltige Fäden innerhalb des Waschprozesses
bzw. Nachbehandlungsprozesses mit Kupfer(I)-Ionen zu beladen. Je nach der gewünschten
Kupfer(I)-Menge in der Faser kann die Behandlung vor, während oder nach der Wäsche
der Stränge oder Kabel erfolgen. Der Kupfer(I)-Gehalt in den Fäden kann darüber hinaus
selbstverständlich auch durch die Länge der Einwirkungszeit und die Konzentration
in der Badflüssigkeit beeinflußt werden.
[0008] Die Aufnahme der Kupfer(I)-Ionen aus einem Bad oder aus einer Sprühstrecke von Raumtemperatur
erfolgt weitgehend reversibel, d.h., der Kupfergehalt kann durch nachfolgende Wäschen
wieder entfernt werden. Aus diesem Grunde ist es erforderlich, für eine Fixierung
des Kupfergehaltes in der Faser zu sorgen. Diese Fixierung kann durch eine Temperaturbehandlung
über etwa 60°C, vorzugsweise über 85°C, erfolgen oder aber durch einen Trocknungsvorgang,
bei dem entsprechend hohe Temperaturen ebenfalls überschritten werden.
[0009] Für den Fixierprozess ist nicht nur die Temperatur sondern auch die Verweilszeit
von Bedeutung. Während die Fixierung bei z.B. 65°C längere Verweilszeiten erfordert,
sind bei Temperaturen über 100°C für den gleichen Effekt nur noch Zeiten von einer
Minute oder deutlich weniger erforderlich. Erfolgt die Aufnahme der Kupfer(I)-Ionen
aus einem Bad von mehr als etwa 60°C Temperatur, so tritt gleichzeitig auch eine Fixierung
der Kupfer(I)-Ionen im Polymermolekül auf.
[0010] Nach einer solchen Temperaturbehandlung läßt sich der Gehalt an Kupfer(I) nicht mehr
auswaschen, es ist zu vermuten, daß unter diesen Bedingungen die Kupfer(I)-Ionen komplex
in das Polyacrylnitril eingebaut worden sind.
[0011] Eine übliche Verfahrensweise besteht darin, das Kabel oder die Stränge durch ein
Kupfer(I)-Ionen haltiges Bad hindurchzuziehen und nach dem weitgehenden Abquetschen
der überschüssigen Badflüssigkeit z.B. über heiße Galetten von z.B. 100°C Oberflächentemperatur
zu führen. Danach kann eine weitere Wäsche vorgesehen werden, um oberflächlich anhaftende
Kupfersalze usw. von den Fäden zu entfernen und in einem nachfolgenden Bad eine übliche
Präparation aufzubringen bevor die Fäden endgültig getrocknet werden.
[0012] Es ist jedoch auch möglich, die Kabel direkt vor dem ersten Trocknen mit einer Kupfer(I)-Ionenlösung
zu behandeln und die Fixierung mit dem Trocknen vorzunehmen. In diesem Fall weisen
die Fäden oberflächlich nicht komplex gebundene Kupferverbindungen auf, die bei einem
ersten Kontakt mit Wasser abgelöst werden können. Statt des Einsatzes von beheizten
Galetten oder Walzen ist es auch möglich, die Temperaturbehandlung zur Fixierung des
Kupfergehaltes in einer Dampfatmosphäre, z.B. bei Temperaturen über 95°C oder unter
Einsatz von Infrarotstrahlern oder durch das Führen über eine Kontaktwärmestrecke
vorzunehmen.
[0013] Das Behandlungsmedium ist in allen Fällen eine wäßrige Lösung von Kupfer(I)-Salzen.
Zur Herstellung einer solchen Lösung kann man in unterschiedlicher Weise vorgehen.
Als Beispiele seien die nachfolgenden Möglichkeiten genannt:
Eine entsprechende Lösung kann durch Lösung von Kupfer(I)-Salzen z.B. Cu Cl in Wasser
erfolgen, wobei es wegen der schlechten Löslichkeit dieser Salze von Vorteil ist,
die Lösungen in 20 bis 50 %igen Natriumchloridlösungen herzustellen.
[0014] Weiterhin kann eine Kupfer(I)-Ionenlösung durch elektrolytische Reduktion von Kupfer(II)-Lösungen
oder durch Erhitzen von Kupfer(II)-Salzlösungen in Gegenwart von metallischem Kupfer
direkt erzeugt werden, wobei das Kupfer in Form eines Pulvers zugesetzt wird oder
durch Elektrolyse erzeugt werden kann.
[0015] Darüber hinaus kann die Lösung durch Mischen einer Kupfer(II)-Salzlösung mit einem
Reduktionsmittel hergestellt werden. Hierbei hat sich als übliches Kupfer(II)-Salz
das Kupfersalz CuS04 x 5 H
20 als besonders günstig erwiesen.
[0016] Von den vielen möglichen Reduktionsmitteln erwiesen sich Aldehydsulfoxylate und hierbei
insbesondere das Natriumsalz der Hydroxymethansulfinsäure als besonders günstig, da
mit diesem System hohe Kupfer(1)-Ionenkonzentrationen mit guter Stabilität erhalten
werden können. Die Stabilität kann zusätzlich durch geeignete Komplexbildner noch
erhöht werden. Einen wesentlichen Beitrag zur Stabilität der Kupfer(I)-Lösungen leisten
die benötigten niedrigen Temperaturen der wäßrigen Lösungen. Im Gegensatz zu dem alten
Cupro-Ionen-Verfahren, bei dem bei Kochtemperatur gearbeitet wurde, genügt praktisch
in fast allen Fällen eine Temperatur in der Nähe der Raumtemperatur. Gegebenenfalls
können Temperaturen leicht über der Raumtemperatur, d.h. also z.B. von 25 - 30°C Anwendung
finden, da hier die Temporaturkonstanz des Bades durch einfachste technische Mittel
sichergestellt werden kann. Da die Stabilität von Kupfer(I)-Lösungen auch bei Raumtemperatur
nur für kürzere Zeiten gewährleistet ist, hat sich die folgende Verfahrensweise als
besonders günstig herausgestellt:
Hierbei werden eine Kupfer(II)-Salzlösung in Wasser und eine wäßrige Lösung, die das
Reduktionsmittel enthält, getrennt in das Bad in der Nähe der Einlaufstelle des Kabels
zudosiert und im Bad vermischt. Es kann so sichergestellt werden, daß das Kabel jeweils
mit frischer Kupfer(I)-Lösung beaufschlagt wird. Kabel und Badflüssigkeit fließen
dabei im Gleichstrom, überschüssige Badflüssigkeit, die zweckmäßigerweise weitgehend
verbraucht ist, wird in der Nähe des Kabelauslaufes aus der Wanne abgezogen und beispielsweise
nach dem Auffrischen zurückgeführt.
[0017] Die Konzentration an Kupfer(I)-Ionen kann je nach den gewünschten Fasereigenschaften
in weiten Grenzen schwanken. Wird die Kupfer(I)-Lösung durch Reduktion von Kupfer(II)-Verbindungen
hergestellt, so ist das Reduktionsmittel wenigstens in der stöchiometrischen Menge
einzusetzen. Vorzugsweise arbeitet man mit einem geringen Überschuß, um die Anwesenheit
von Kupfer(II)-Salzen zu vermeiden. Im Gegensatz zu den Kupfer(I)-Verbindungen können
die Kupfer(II)-Ionen nicht von den Polymermolekülen komplex gebunden werden, sie werden
also bei nachfolgenden Wäschen oder Färbeprozessen ausgewaschen und belasten das Abwasser.
Ein starker Überschuß an Reduktionsmitteln bringt im allgemeinen keine weiteren Vorteile.
Es besteht vielmehr die Gefahr, daß die Kupfer(I)-Verbindung weiter reduziert wird
zu metallischem Kupfer, das dann nicht mehr in die Fäden oder Fasern eingelagert werden
kann. Eine Ausnahme scheinen hier die Aldehydsulfoxylate zu machen, bei denen auch
ein größerer Überschuß bei Raumtemperatur die Kupferabscheidung nicht verstärkt.
[0018] Für das erfindungsgemäße Verfahren können die in der Technik üblichen Verfahren zur
Herstellung von Polyacrylnitrilfasern und-fäden angewandt werden. Wie bereits oben
erwähnt, ergeben sich besondere Vorteile beim Naßspinnverfahren, da allgemein die
Diffusion der Kupfer(I)-Ionen in die naßgesponnenen Fäden leichter erfolgt, als bei
trockengesponnenen Fäden.
[0019] Die Applizierung der Kupfer(I)-Ionenlösung kann nach verschieden bekannten Verfahren
erfolgen, so z.B. durch Leiten der Kabel oder Stränge durch ein Bad. Es ist jedoch
auch möglich, die Lösung über Sprühstrecken oder ähnliches aufzubringen. Vorteilhaft
ist die möglichst weitgehende Abquetschung der Faserkabel oder.-stränge vor und nach
der Behandlung mit der wäßrigen Kupfer(I)-Ionenlosung. Es kann so sichergestellt werden,
daß die Verschleppung der Kupferionen in andere Bäder und eine unnötige Verdünnung
des Kupfer(I)-Ionehbehandlungsbades in tolerierbaren Grenzen bleibt. Selbstverständlich
ist es von Vorteil, wenn Maßnahmen ergriffen werden, die eine gute und gleichmäßige
Durchdringung eines Fadenkabels oder Stranges in der Behandlungsflotte gewährleisten.
Beispielsweise sollten Kabel so breit in dem Behandlungsbad geführt werden, daß eine
Verarmung der Kupferionenkonzentrationen bzw. eine verzögerte Durchdringung mit dem
Behandlungsbad im Inneren des Kabels nach Möglichkeit zu vernachlässsigen ist.
[0020] Wie bereits oben ausgeführt ist es erforderlich, die Kupfer(I)-Ionen in dem Faden-
oder Fasermaterial durch eine thermische Behandlung zu fixieren. Erst nach einer Erhitzung
auf Temperaturen über 60°C vorzugsweise über etwa 100°C tritt die gewünschte Komplexbildung
innerhalb kurzer Zeit ein, die Kupferverbindungen sind dann durch eine Wäsche nicht
mehr aus dem behandelten Fadengut zu entfernen. Bei einer nachfolgenden Wäsche nach
der Temperaturbehandlung wird natürlich die Menge an Kupferverbindungan, die an der
Oberfläche des Fadengutes sich befunden hat und nicht fixiert werden konnte, abgewaschen.
[0021] Durch die Behandlung mit Kupfer(I)-Verbindungen sind die behandelten Acrylfasern
thermoempfindlicher als unbehandelte Fäden. Bei der Temperaturbehandlung bzw. bei
der Trocknung müssen die Temperaturen so gewählt werden, daß ein guter Weißgrad erhalten
bleibt.
[0022] Unter den eingesetzten Acrylnitril enthaltenden Polymerisaten sollen solche Polymeren
verstanden werden, die zu mehr als 50 %, vorzugsweise zu mehr als 85 % aus Acrylnitrileinheiten
aufgebaut sind. Als weitere Komponenten kommen in Betracht z.B. Acrylsäure, Metbacrylsäure
und deren Ester und Amide, Vinylacetat, Vinylchlorid, Vinylidenchlorid, Vinylidencyanid
oder andere mit Acrylnitril copolymerisierbare ungesättigte Verbindungen. Die erfindungsgemäß
hergestellten Fäden und Fasern bieten vielfältige Anwendungsmöglichkeiten.
[0023] So'sind beispielsweise schonend getrocknete Fasern, die noch einen guten Weißgrad
besitzen, mit Säurefarbstoffen färbbar, sie besitzen bakterizide Eigenschaften und
können aber auch einer beschleunigten Voroxydation für die Kohlenstoff-Faserherstellung
unterzogen werden.
[0024] Die gute Anfärbbarkeit mit anionischen Farbstoffen kann dazu benutzt werden, die
Färbung bereits während des Herstellungsverfahrens durchzuführen. Acrylfasern werden
heute üblicherweise mit kationischen Farbstoffen gefärbt. Dies betrifft sowohl die
diskontinuierliche Färbung der fertigen Faser, als auch die Gelfärbung, bei der man
während des Faserherstellungsprozesses die Faser vor der Trocknung im Gelzustand färbt.
Obwohl kationische Farbstoffe bereits auch hohe Lichtechtheiten auf Acrylfasern besitzen,
können bei vielen Farbnuancen die Echtheiten der Färbung mit anionischen Farbstoffen,
wie sie z.B. nach dem alten Cupro-Ionen-Prozeß erzielt werden können, nicht erreicht
werden. Aus diesem Grunde werden bei hohen Anforderungen an die Lichtechtheit wie
z.B. bei Fasern für den Markisensektor, teure Farbpigmente in der Spinnfärbung eingesetzt.
[0025] Nach dem vorstehend beschriebenen Verfahren werden Fäden und Fasern erhalten, die
ohne die Schwierigkeiten des alten Cupro-Ionen-Prozesses mit anionischen Farbstoffen
anfärbbar sind, wobei übliche Färbezeiten und Bedingungen eingehalten werden müssen.
[0026] Es konnte nun gefunden werden, daß es möglich ist; den Färbeprozeß vor dem ersten
Trocknen bzw. der ersten Temperaturbehandlung bei höheren Temperaturen durchzuführen.
Im Gegensatz zu den normalen Färbeprozessen werden hier bereits tiefe Anfärbungen
bei niedrigen Temperaturen und Verweilzeiten von wenigen Sekunden erreicht. Die eingesetzte
Färbeflotte kann dabei gemeinsam mit der Kupfer(I)-Ionenlösung Anwendung finden oder
aber in einem getrennten Bad nach der Behandlung mit der Kupfer(I)-Salzlösung.
[0027] Bei der Verwendung von Reduktionsmitteln zur Erzeugung der Kupfer(I)-Ionenlösung
muß natürlich darauf geachtet werden, daß die eingesetzten Reduktionsmittel nicht
den zugesetzten Farbstoff zerstören. Die getrennte Behandlung mit einer Kupfer(I)-Salzlösung
und nachfolgend einem Färbebad gestattet einen schnelleren Wechsel des Färbebades.
Auf der anderen Seite ist zu berücksichtigen, daß bei dem normalen Behandeln von Kabeln
oder Strängen mit einer Kupfer(I)-Salzlösung bei Raumtemperatur das Kupfer nicht sofort
komplex gebunden ist und somit auch in einem nachfolgenden Färbebad wieder ausgelöst
werden kann. Durch geeignete Temperaturführung ist es jedoch in vielen Fällen möglich,
bereits eine gewisse Fixierung des Kupfers in der Faser zu erzielen, ohne die noch
vorhandene Gelstruktur im Faden irreversibel zu schädigen. Gegebenenfalls führt also
eine Zwischentemperaturbehandlung bei Temperaturen unter 100°C zu einer ausreichenden
Einbindung des Kupfers im Komplexzustand, während die Gelstruktur noch ausreichend
erhalten bleibt, um ein Anfärben mit anionischen Farbstoffen innerhalb so kurzer Zeiten
zu gewährleisten, daß eine kontinuierliche Herstellung der gefärbten Fäden oder Fasern
möglich ist.
[0028] Die Erfindung soll anhand der folgenden Beispiele näher erläutert werden. Soweit
nicht anders angegeben,-beziehen sich Teile und Prozentangeben auf Gewichtseinheiten.
Beispiel 1
[0029] Eine 17 %ige Lösung eines Acrylnitrilpolymerisates in Dimethylformamid wurde in bekannter
Weise nach dem Naßspinnverfahren versponnen. Das eingesetzte Polymer bestand zu 99,5
% aus Acrylnitril und 0,5 % aus Acrylsäuremethylester und wies eine relative Viskosität
η rel. von 2,9 auf. Die Viskositätsmessung wurde an 0,5 gewichtsprozentigen Lösungen
in Dimethylformamid bei 25°C durchgeführt. Die Temperatur der Spinnlösung betrug 90°C,
benutzt wurde eine 300-Lochdüse mit einem Durchmesser der Bohrung von 80 µm. Das Spinnbad
wies folgende Eigenschaften auf:
50 % Dimethylformamid
50 % Wasser
Temperatur 50°C. ,
[0030] Die frisch ersponnenen Fäden wurden mit einer Geschwindigkeit von 4 m/min aus dem
Fällbad abgezogen, einer Naßverstreckung bei 85°C von 1:4,05 in einem Bad, das zu
60 % aus Dimethylformamid und 40 % Wasser bestand, unterworfen und anschließend mit
Wasser bei 30°C lösungsmittelfrei gewaschen. Nach dem Waschvorgang wurde das Faserband
zur Entfernung des größten Teils des Wassers abgequetscht und durch eine Wanne geführt,
die eine wäßrige Lösung von 100 g/l CuSO
4 x 5 H
20 und 20 g/l des Natriumsalzes der Hydroxymethansulfinsäure(Handelsname:
(R)Rongalit C) enthielt (Verweilzeit 1.5 sec.). Die Lösung enthielt gleichzeitig die
erforderliche Faserpräparation. Die Lösung wurde durch kontinuierliche Dosierung einer
wäßrigen Lösung von 200 g/1 CuS0
4 x 5 H
20 und einer wäßrigen Lösung von 40 g/l des Reduktionsmittels ergänzt. Die Mischung
der beiden Lösungen erfolgte kurz vor dem Eintritt in die Behandlungswanne. Das Behandlungsbad
wies eine Temperatur von 20°C auf. Die Kupfersulfatlösung
*Formel: CH
2 SO
2 Na x 2 H
2O
[0031] die zum Aufstärken benötigt wurde, enthielt gleichzeitig die erforderliche Faserpräparation.
[0032] Nach Durchlaufen der Wanne wurde das Faserband abermals abgequetscht und nachfolgend
auf zwei Heizgaletten bei 140°C getrocknet und anschließend einer Verstreckung von
1:1,12 auf zwei Heizgaletten von 160°C unterzogen und anschließend einer weiteren
Verstreckung von 1:1,54 auf zwei weiteren Heizgaletten von 160°C Oberflächentemperatur
unterzogen und hieran anschließend über ein kaltes Abzugsorgan zur Aufspulung gebracht.
Die erhaltenen Fäden zeigten einen guten Weißgrad und wiesen ein gutes Ziehvermögen
für Säurefarbstoffe auf. Der Kupfergehalt der Fasern betrug 4,5 % Cu. Es wurden die
folgenden textilen Werte ermittelt:

Beispiel 2
[0033] Es wurde eine Ausspinnung entsprechend Beispiel 1 durchgeführt, wobei jedoch das
eingesetzte Polymer zu 94,5 % aus Acrylnitril, zu 5 % aus Acrylsäuremethylester und
zu 0,5 % aus Natriummethallylsulfonat bestand. Die relative Viskosität des Polymerisates
betrug 1,92. Es wurde eine Spinnlösung eingesetzt mit 26 % Polymerisat in Dimethylformamid,
die bei einer Temperatur von 80°C versponnen wurde. Die Bedingungen für die Koagulation,
das Waschen und die Naßverstreckung entsprachen denjenigen des Beispiels 1. Die Verstreckung
auf den heißen Walzen bei 160°C wurde zu 1:1,25 gewählt. Auch die Konzentration des
Kupferbehandlungsbades und die Temperatur entsprachen denen des Beispiels 1. Die erhaltenen
Fasern zeigten bei gutem Weißgrad ein gutes Ziehvermögen für Säurefarbstoffe. Der
Kupfergehalt dieser Fasern betrug 3,2 %, sie wiesen folgende textilen Werte auf:

Beispiel 3
[0034] Es wurde eine Spinnmasse entsprechend Beispiel 1 durch eine Düse mit 300 Loch versponnen.
Der Düsenbohrungsdurchmesser betrug jeweils. 60 µm. Als Spinnbad diente eine Mischung
aus 61 % Dimethylformamid und 39 % Wasser bei 50°C. Die frischversponnenen Fäden wurden
mit einer Geschwindigkeit von 7 m/min aus dem Fällbad.abgezogen, einer Naßverstreckung
bei 99°C von 1:2,85 in einem Bad, das zu 62 % aus Dimethylformamid und 38 % Wasser
bestand, unterwerfen und anschließend mit Wasser bei 80°C lösungsmittelfrei gewaschen.
Nach dem Waschvorgang wurde das Faserband zur Entfernung eines Großteiles des Wassers
abgequetscht und durch eine Wanne geführt, die eine wäßrige Lösung von 29 g/l CuSO
4 x 5 H
2O und 5,7 g/l des Natriumsalzes der Hydroxymethansulfinsäure*enthielt (Verweilzeit
1.5 sec.). Dieses Bad enthielt weiterhin die erforderlichen Präparationsbestandteile.
Die Dosierung der Lösung erfolgte entsprechend Beispiel 1. Nach Durchlaufen der Wanne
wurde das Faserband wiederum abgequetscht und nachfolgend auf 2 Heizgaletten bei 140°C
getrocknet, anschließend einer Verstreckung von 1:1,14 auf 2 Heizgaletten von 160°C
unterzogen und danach von der letzten geheizten Galette auf ein kaltes Abzugsorgan
unter nochmaliger Verstreckung von 1:1,9 abgezogen. Die erhaltenen Fasern wiesen einen
Kupfergehalt von 1,6 % auf und zeigten eine gute Anfärbbarkeit mit Säurefarbstoffen.
Die gemessenen textilen Werte betrugen
*Formel:
CH2 SO
2 Na x 2 H
20
[0035]

Beispiel 4
[0036] Es wurde eine Verspinnung entsprechend Beispiel 3 durchgeführt. Die Behandlungslösung
bestand jedoch aus einer wäßrigen Lösung von 50 g/l CuS0
4 x 5 H
20 und 4 g/l metallischem Kupferpulver. Die Behandlungstemperatur betrug in diesem
Fall 85°C. Während der Spinndauer wurde darauf geachtet, daß auch der Gehalt an metallischen
Kupfer in dem Behandlungsbad konstant gehalten wurde. Die erhaltene Faser wies einen
Kupfergehalt von 2.1 % und eine gute Färbbarkeit mit Säurefarbstoffen auf. Die textilen
Daten dieser Faser betrugen

Beispiel 5
[0037] Es wurde eine Verspinnung entsprechend Beispiel 1 durchgeführt, wobei jedoch der
CuS04-Lösung der anionische Farbstoff Acid Blue 41 (Color Index Nr. 62 130) zugesetzt
wurde. Die Farbstoffkonzentration wurde so gewählt, daß in dem Behandlungsbad eine
Konzentration von 20 g Farbstoff/l aufrecht_gehalten wurde.
[0038] Die erhaltenen Fäden waren tiefblau gefärbt. Der aufgezogene Farbstoff ließ sich
beispielsweise durch eine Wäsche bei 60°C nicht mehr entfernen.
1. Verfahren zur Herstellung von Fäden und Fasern aus Polymerisaten, die zu mehr als
50 Gew.-% aus Acrylnitrileinheiten bestehen und nach einem Trocken-oder Naßspinnprozeß
hergestellt werden, dadurch gekennzeichnet, daß die beim Spinnen erhaltenen Fadenstränge
oder -Kabel während des Herstellprozesses jedoch vor dem ersten Trocknen oder einer
ersten Temperaturbehandlung über 100°C kontinuierlich mit einer Kupfer(I)-Ionen enthaltenen
wäßrigen Lösung behandelt werden und der Kupfergehalt in den Strängen oder Kabeln
gleichzeitig oder durch eine anschließende Erwärmung auf Temperaturen über etwa 60°C,
vorzugsweise über etwa 100°C fixiert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kupfer(I)-Ionen enthaltende
Lösung Raumtemperatur aufweist und die Fixierung des Kupfergehaltes durch eine direkt
anschließende Temperaturbehandlung erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Kupfer(I)-Ionenkonzentration
der Behandlungslösung 0,1 bis 50 g/l, vorzugsweise 0,5 bis 30 g/1 beträgt.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Fadenstränge
oder -kabel nach der kontinuierlichen Behandlung mit einer Kupfer(I)-Ionen enthaltenen
Lösung und einem weitgehenden Abstreifen und/oder Abquetschen der überschüssigen Lösung
zunächst einer Temperaturbehandlung über 60°C, vorzugsweise über 100°C, unterworfen
werden, um dann weiteren Waschprozessen, der Avivierung und der endgültigen Trocknung
unterzogen zu werden.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Kupfer(I)-Ionen enthaltene Lösung kontinuierlich durch Vermischen von etwa im
stöchiometrischen Verhältnis stehenden Mengen einer Kupfer(II)-Ionen enthaltenen Lösung
mit einer ein Reduktionsmittel enthaltenen wäßrigen Lösung erzeugt bzw. aufgefrischt
wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß als Kupfer(II)-Ionen enthaltene
Lösung eine Lösung von Kupfer(II)-Sulfat in Wasser und als das Reduktionsmittel enthaltene
Lösung eine Lösung eines Aldehydsulfoxylats, vorzugsweise des Natriumsalzes der Hydroxymethansulfinsäure,
in Wasser eingesetzt wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Spinnkabel- oder -stränge vor einer ersten Behandlung bei Temperaturen über 100°C
oder einer ersten Trocknung nicht nur kontinuierlich mit einer Kupfer(I)-Ionen enthaltenden
wäßrigen Lösung sondern gleichzeitig oder in einem nachfolgenden Schritt mit einer
Lösung eines anionischen Farbstoffs behandelt werden.