[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Befeuchten
von Druckplatten auf dem Plattenzylinder einer Rotations-Offset-Druckmaschine, bei
der die auf die Druckplatte aufzubringende Feuchtmittelmenge in einem definierten
Verhältnis zur zonal aufgebrauchten Farbmenge erfolgt.
[0002] Für den Qualitätsoffsetdruck ist es erforderlich, daß Farb- und Feuchtmittelmenge
in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen. Ist z.B. der Feuchtmittelmengenanteil
gegenüber dem Farbmengenanteil zu gering, so wird sich auch an den nicht druckenden
Teilen der Druckplatte Farbe ansammeln, und es kommt zum Schmieren. Liegt jedoch ein
Feuchtmittelüberschuß vor, so kommt es zu sogenannten Wassermarken, der Druck wird
in beiden Fällen unbrauchbar. Der Drucker ist deshalb bestrebt, ein für seinen speziellen
Druckauftrag geeignetes Farb-Feuchtmittelverhältnis zu finden.
[0003] Das notwendige Feuchtmittelangebot hängt nicht nur vom Farbverbrauch ab, sondern
auch von der Farbe selbst (Emulgierfähigkeit), vom Gummituch und vom Bedruckstoff.
Außerdem spielt das Raumklima eine große Rolle (Temperatur und Luftfeuchtigkeit),
da ein großer Teil des Feuchtmittels verdunstet. Beim Feuchtwerk ohne spezielle Mittel
zur Beeinflussung des Feuchtmittelangebotes über die Drückbreite muß der Drucker immer
die maximal notwendige Feuchtmittelmenge anbieten. Der Nachteil, der hieraus entsteht,
liegt einmal im Oberfeuchten in Bereichen geringen Feuchtmittelbedarfs und andermal
im unnötig starken Emulgieren von Wasser in Farbe.
[0004] Um derartige Nachteile ausschalten zu können, wurden speziell für solche Bereiche
geringen Feuchtmittelbedarfs Abquetschwalzen oder Blasvorrichtungen vorgesehen. Ebenso
wurden über die Breite des Feuchtwerks in einem Abstand zueinander angeordnete Sprühdüsen
vorgesehen, die für sich getrennt einstellbar sind. Diese aus der DE-PS 846 546 bekannte
Vorrichtung ermöglicht eine zonal unterschiedliche Feuchtmittelführung. Es ist jedoch
für den Drucker nicht möglich, mit dieser Vorrichtung gezielt eine Feuchtmittelmenge
einzustellen, da er das Ergebnis seines Eingriffs nicht direkt feststellen kann. Dies
ist nur dann möglich, wenn er sich an den Toleranzgrenzen der Feuchtmittelzufuhr befindet.
[0005] Eine weitere zur Aufrechterhaltung der erforderlichen Feuchtmittelstärke dienende
Vorrichtung zeigt die DE-AS 2 022 114. Bei dieser Vorrichtung wird die Dicke des sich
auf der Druckplatte befindenden Feuchtmittelfilms berührungslos gemessen, wobei je
nach Dicke des Feuchtmittelfilms ein Ventil betätigt werden kann, um mehr oder weniger
Feuchtmittel auf die Druckplatte gelangen zu lassen. Nachdem aber bei dieser Vorrichtung
die Messung an einer bildfreien Stelle auf der Druckplatte erfolgt, kann die optimale
Feuchtung auch nur für diese Stelle ermittelt.werden. Aus diesem und bereits erwähnten
Gründen, ist eine optimale Feuchtmittelführung auf der Druckplatte des Plattenzylinders
nicht möglich.
[0006] In der DE-AS 2 931 579 wurde vorgeschlagen, eine Verknüpfung zwischen Farbbedarf
und Feuchtungseinstellung des gleichen Zonenbereichs herzustellen. Eine derartige
zonale Regulierung hat aber den Nachteil, daß nicht einmal Möglichkeiten der Korrektur
bezüglich Feuchtmittelaufnahmevermögen der Farbe, Abnutzung (Glättung) der Druckplatte,
Verdunstung etc. für den jeweiligen Auftrag möglich sind. Außerdem ist es z.B. nicht
zwingend notwendig, daß die Feuchtzonen mit den Farbzonen übereinstimmen, da infolge
der Glättwirkung durch die seitliche Verreibung die Feuchtzonen breiter gewählt werden
können.
[0007] Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, auf der Druckplatte eines Plattenzylinders
einen exakt der zonal erforderlichen Feuchtmittelmenge entsprechenden Feuchtmittelfilm
reproduzierbar aufzubringen.
[0008] Gelöst wird diese Aufgabe durch die kennzeichnenden Merkmale des ersten Patentanspruchs.
[0009] Eine derartige ausgestaltete Vorrichtung besitzt gegenüber den bekannten herkömmlichen
Vorrichtungen entscheidende Vorteile, die sich insbesondere in der Wirtschaftlichkeit
der gesamten Druckmaschine bemerkbar machen.
[0010] Die Bestimmung und entsprechende Dosierung der zonal der Druckplatte zuzuführenden
Feuchtmittelmenge führt zu überraschender Verbesserung der Druckergebnisse. Diese
Ergebnisse widerlegen eindeutig die herrschende Ansicht, daß die Feuchtmittelführung
nur innerhalb bestimmter Toleranzgrenzen gehalten werden muß, innerhalb welcher weder
Schmier- noch Wassermarken auftreten. Tatsächlich ändert der Feuchtmittelbedarf sich
nicht nur durch äußere Bedingungen, wie Temperaturänderungen und sonstige Umwelteinflüsse.
Z.B. nach Maschinenstoppern tritt, je nachdem ob die Farb- und Feuchtauftragung auf
die Druckplatte weiterläuft oder unterbrochen wird, ein Farb- bzw. Feuchtmittelstau
oder -mangel auf. Das Farb-/Feuchtmittelgleichgewicht ist erst wieder nach einer erheblichen
Zahl von Druckvorgängen hergestellt, wobei aber in Bereichen großer Farbführung das
Gleichgewicht viel schneller erreicht ist als in Bereichen geringer Farbführung. Es
ergibt sich somit, daß nach Stoppern nur eine zonal abhängige bzw. unterschiedliche
Regelung der Feuchtmittelzufuhr zum richtigen Ergebnis führen kann. Diese Problematik
wurde bisher nicht erkannt, ebenso die Tatsache, daß wegen der zonenweise unterschiedlichen
Farbführung vor allem in Zonen geringer Farbführung die Feuchtmittelzufuhr genau dosiert
erfolgen muß. Neben direkter Qualitätsverschlechterung führt besonders in Bereichen
geringer Feuchtmittelbedarfs z.B. ein Überfeuchten zum Emulgieren und zum "Stehenbleiben"
der Farbe. Diese Qualitätsverschlechterungen führen aber dazu, daß der Druckprozeß
viel öfter unterbrochen werden muß.
[0011] Zur Erfassung der Feuchtmittelmenge bieten sich bekannte auf der Infrarot- oder Mikrowellen-Absorption
beruhende Meßverfahren an. Eine einfache Erfassung und Regelung der Feuchtzufuhr ist
durch Anordnung einer frei gelagerten Rolle möglich, die beispielsweise gegen eine
rotierende Feuchtwerkswalze gedrückt wird. Bei entsprechend dünnem Feuchtmittelfilm
wird die Rolle von der rotierenden Walze mitgenommen. Mit steigender Geschwindigkeit
wird die Rolle irgendwann von der Walze abgehoben und läuft auf einem Feuchtmittelfilm.
Die übertragbaren Kräfte gehen schlagartig stark zurück. Eine leicht abgebremste Rolle
wird sofort langsamer laufen oder gar stehenbleiben. Dieser Geschwindigkeitssprung
kann z.B. durch Schlupfmessung erfaßt werden. Der Übergang von funktionierender Kraftübertragung
zum Schlupf ist abhängig
- von der Wasserfilmdicke
- vom Anpreßdruck
- von den Oberflächenprofilen der Rolle und der Walze
- von der Geschwindigkeit.
Sind die letzten drei Parameter bekannt, so kann der erste errechnet oder aus einer
Eichtabelle abgegriffen werden.
[0012] Als Feuchtmitteldosiersystem kann ein System dienen, das zunächst einen gleichmäßigen
Feuchtmittelfilm bereitstellt, der dann durch dieFeuchtmittelmenge mindernde Elemente,
wie Blasluft, Abquetschwalzen, modifiziert wird. Zweckmäßiger ist aber ein aus zonenweise
aufgebauten Einzeldosierungssystemen bestehendes System, wie z.B. Feuchtmittelübertragungswalzen,
die aus einzelnen unabhängig voneinander gelagerten Ringen bestehen.
[0013] Das nachfolgend beschriebene Ausgestaltungsbeispiel zeigt eine Variante der erfindungsgemäßen
Vorrichtung, die sich je nach verwendetem Feuchtsystem ändern kann. So ist es z.B.
auch möglich, daß die Feuchtmitteldosiervorrichtung das Feuchtmittel fein verteilt
auf die Druckplatte direkt aufbringt.
[0014] Das teilweise dargestellte Druckwerk 21 zeigt einen mit einer Druckplatte 2 belegten
Plattenzylinder 1, ein Farbwerk 3 mit Farbauftragwalzen 4, 5, 6, 7 und ein Feuchtwerk
8 mit Feuchtauftragwalzen 9, 10. Weiterhin sind über die Breite des Feuchtwerkes 8
gesehen, mehrere Feuchtmittel-Dosiervorrichtungen 11 vorgesehen die Feuchtmittel zonenweise
auf eine Feuchtwalze 12 des Feuchtwerkes 8 aufbringen. Die Feuchtwalze 12 ist über
einen Motor 13 separat antreibbar.
[0015] Zwischen der in Plattenzylinderdrehrichtung gesehenen letzten Feuchtauftragwalze
10 und der ersten Farbauftragwalze 4 ist ein Feuchtmittelschichtdickenmeßgerät 14
auf einer Traverse 15 angeordnet. Diese Anordnung ist dabei so ausgeführt, daß das
Feuchtschichtdickenmeßgerät auf der Traverse 15 traversieren kann, um die einzelnen
von den Feuchtmittel-Dosiervorrichtungen 11 zonal erzeugten Feuchtmittelschichtdicken
zu erfassen.
[0016] Dem Feuchtschichtdickenmeßgerät 14, der Feuchtmitteldosiervorrichtung 11 und dem
Motor 13 ist ein Rechner 16 zugeordnet, der die Meßergebnisse des Feuchtmittelschichtdickenmeßgerätes
14 verarbeitet und die Feuchtmittelschichtdicke auf einen konstanten Wert regelt.
Ober ein am Rechner 16 vorgesehenes Tastenfeld 17 kann für jede Feuchtzone ein Sollwert
eingegeben werden. Je nach Programmierung des Rechners 16 lassen sich dann die verschiedensten
Operationen ausführen. Nachdem es sich gezeigt hat, daß es nicht erforderlich ist,
daß die Feuchtzonen mit den Farbzonen übereinstimmen müssen, wurden mehrere Farbzonen
einer Feuchtzone zugeordnet.
[0017] Steigt z.B. der zonale Bedarf an Feuchtmittel einer Feuchtzone, so kann diese durch
eine erhöhte Angabe einer Feuchtmitteldosiervorrichtung 11 ausgeglichen werden. Ist
jedoch der gesamte Feuchtmittelbedarf angestiegen, so kann dies über ein schnelleres
Drehen der Feuchtwalze 12 erfolgen, die vom Motor 13 aus angetrieben wird.
1.) Verfahren zum Befeuchten von Druckplatten auf dem Plattenzylinder einer Rotations-Offset-Druckmaschine,
bei der die auf die Druckplatte aufzubringende Feuchtmittelmenge in einem definierten
Verhältnis zur zonal aufgebrachten Farbmenge erfolgt,
dadurch gekennzeichnet, daß an einer geeigneten Stelle die auf der Druckplatte des
Plattenzylinders sich befindende Feuchtmittelmenge mit einem Feuchtmittelschichtdickenmeßgerät
zonal erfaßt wird, daß die zonalen 'Meßwerte einem Rechner zugeführt werden, welcher
die Meßwerte mit einem vorgegebenen Sollwert vergleicht und einen Stellbefehl entsprechend
der verarbeiteten Meßwerte an eine Feuchtmitteldosiervorrichtung weitergibt.
2.) Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, mit einem Feuchtwerk,
durch welches der Druckplatte Feuchtmittel zuführbar ist, dadurch gekennzeichnet,
daß ein Feuchtmittelschichtdickenmeßgerät (14) an einer Stelle vor der Farbzuführung
aber nach der Feuchtmittelzuführung auf die Druckplatte (2) gerichtet ist, durch das
Meßsignale von einer Mehrzahl von Zoneri auf der Druckplatte (2) erfaß-und in einem
Rechner (16) mit einem vorgebbaren Sollwert vergleichbar sind, worauf entsprechend
zonal wirkende Dosiereinrichtungen (11) im Feuchtwerk (8) ansteuerbar sind.
3.) Vorrichtung nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß das Feuchtmittelschichtdickenmeßgerät (14) quer über
die Druckplatte (2) traversierbar angeordnet ist.
4.) Vorrichtung nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet , daß der Rechner (16) mit einem Tastenfeld (17) versehen
ist, über das der Sollwert eingebbar ist.
5.) Vorrichtung nach Anspruch 1 - 4,
dadurch gekennzeichnet, daß mehrere Farbzonen einer Feuchtzone zugeordnet sind.
6.) Vorrichtung nach Anspruch 1 und 5,
dadurch gekennzeichnet , daß das Verhältnis von Farb- und Feuchtzonen einem ganzzahligen
Vielfachen der Feuchtzonen entspricht.
7.) Vorrichtung nach Anspruch 1, 5 und 6, dadurch gekennzeichnet, daß jeder Feuchtzone
ein Feuchtmittelschichtdickenmeßgerät (14) zugeordnet ist.