[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Anodisieren von Aluminiumwerkstoffen und
aluminierten Teilen in wässrig alkalischen,Phosphationen enthaltenden, Anodisierelektrolyten.
[0002] Aluminiumwerkstoffe und aluminiumbeschichtete Teile sind für viele Anwendungszwecke
noch nicht hinreichend beständig, obwohl an Luft eine Selbstpassivierung erfolgt,
die im PH-Bereich von 5 bis 9 beständig ist. Diese Oxidschicht ist aber für viele
Anwendungszwecke in der Technik noch zu gering. Deshalb wird die Schicht in Anodisierelektrolyten
verstärkt.
[0003] Es ist bekannt ("Die Praxis der anodischen Oxydation des Aluminiums" Aluminiumverlag
GmbH Düsseldorf, 1961, insbesondere Seiten 37, 46 und 50) Aluminium unter Verwendung
von verdünnter Schwefelsäure (Gleichstrom-Schwefelsäure-Verfahren), verdünnter Oxalsäure
(Gleichstrom-Oxalsäure-Verfahren) oder auch in einem Schwefelsäure-Oxalsäure-Bad anodisch
zu oxidieren.Diese Verfahren sind zwar für Aluminiumwerkstoffe einsetzbar, doch tritt
bei aluminierten Teilen eine Zerstörung des Werkstoffs oder zumindest ein anwendungstechnisch
nicht tolerierbares Anfressen der Materialoberfläche ein, wenn keine allseitige Aluminierbedeutung
gegeben ist.
[0004] Aus der DE-OS 28 42 396 ist ein "Verfahren zur Glanzanodisierung von Aluminium" bekannt,
das auf einer in "Werkstoff Aluminium und seine anodische Oxydation" von Max Schenk,
1948, Seite 801 zitierten Arbeit beruht. Das alkalische 80 °C + 1 °C warme wässrige
Glänzbad enthält gemäß M. Schenk Natriumcarbonat und tertiäres Natriumphosphat..
[0005] Gemäß der DE-OS 28 42 396 wird zur Herstellung glänzender maximal 4 µm dicker Aluminiumoxidschichten
ein alkalisches Bad mit Natriumphosphat als Hauptbestandteil verwendet. Bei einer
Badtemperatur von 20 bis 90 °C und einer Stromdichte von 0,5 bis 80 A/dm
2 werden Aluminium oder Aluminiumlegierungen glanzodisiert. Abgesehen davon, daß bei
diesem Verfahren bei stark salzhaltigen Elektrolyten bei höheren Temperaturen gearbeitet
wird, führen diese Behandlungen ("Glänzverfahren") zu glänzenden Filmen, die vielfach
unerwünscht sind.
[0006] Da die Auflösung des Aluminiums schneller vonstatten geht als die Oxidbildung, kann
bei dem in der DE-OS beschriebenen Verfahren selbst bei längerer Eloxierdauer nur
eine Aluminiumoxidschicht von < 4 µm erzeugt werden. Außerdem entstehen bereits nach
kurzer Badstandzeit wegen der zunehmenden Carbonatmenge infolge Absorption des CO
2 aus der Luft nur noch sogenannte Formierschichten < 1 µm. Die Abtragsrate ist unter
den hier angegebenen Eloxierbedingungen so hoch, daß bei aluminierten Teilen an dünner
aluminierten Stellen das Aluminium statt anodisiert, abgelöst wird. Vor allem können
keine nach DE-OS 28 42 396 beschriebenen Verfahren, Toleranzmaße des Aluminiumüberzuges,
dessen Schichtdicke aus technisch wirtschaftlichen Gründen vorgegeben ist, eingehalten
werden. Auch Aluminiumwerkstoffe können so nicht mit einer dickeren Oxidschicht versehen
werden.
[0007] Ein besonderes Problem - bei der Kombination von metallischen Werkstoffen mit Aluminium
in Form eines schützenden Überzuges - ergibt sich insofern, weil in sauren den bekannten/Anodisierelektrolyten
(bei anodischer Polung) an den ungenügend beschichteten Substratoberflächen, beispielsweise
bei Eisen, Kupfer, Nickel und Zink und deren Legierungen diese sich anodisch auflösen.
Bei solchen Materialien kommt es daher zu derart starken Korrosionserscheinungen,
daß aluminiumbeschichtete Teile sowohl in dekorativer Hinsicht als auch in ihrer Funktion
unbrauchbar bzw. zerstört werden.
[0008] Diese Tatsache schränkt die Anwendung der Aluminierung im dekorativen funktionellen
Oberflächensektor stark ein, so daß beispielsweise die Applikation der einfärbbaren
Galvano-Aluminium-Eloxal
O -schichten, z.B. auf Brillengestellen, Feuerzeughülsen, Schreibgeräten usw. technisch
gesehen bisher nur schwer oder überhaupt nicht realisiert werden konnte.
[0009] Zur Anodisierung von aluminierten Teilen mit ungenügender Bedeckung, die in sauren
Eloxierbädern durchgeführt wird, ist es erforderlich, die freien Stellen vor dem Eloxieren
mit einem sogenannten Abdecklack zu versehen. Nach dem Eloxieren sind derartige Lacke
zu entfernen, indem man diese entweder abzieht oder mit einem geeigneten Lösungsmittel
ablöst. Bei Hohlräumen oder Bohrungen, in denen sich kein Aluminium befindet, kann
man sich dadurch helfen, indem diese mit Stopfen oder dergleichen abgedichtet werden.
Diese prinzipiell zwar mögliche Verfahrensweise ist technisch aufwendig und unwirtschaftlich.
Bei diversen Teilen, z.B. solchen mit Scharnieren (Brillen) , ist das genannte Abdeckverfahren
jedoch aus dekorativen Gründen (Einfärben der Eloxal®-Schichten) unbrauchbar und damit
ein Anodisieren prinzipiell nicht möglich.
[0010] Aufgabe der Erfindung ist es, Aluminiumwerkstoffe sowie mit Aluminium beschichtete
Teile,insbesondere Eisen- werkstoffe,unter Vermeidung der oben angeführten Nachteile
mit harten abriebfesten und einfärbbaren dickeren Aluminiumoxidschichten, insbesondere
solchen von 10 bis 20 µm zu versehen, und zwar auch dann, wenn der Aluminiumüberzug
irgendwelche Fehlstellen aufweist. Als Fehlstellen kommen z.B. die nicht beschichteten
Kontaktstellen infrage, oder bei profilierten Teilen, die nicht überzogenen Stellen,
die aufgrund der begrenzten Streufähigkeit Aluminierverfahren vorhanden sein können.
Es sollen auch auf partiell aluminierten Gebrauchsmetallen, wie Eisen-, Buntmetall-,
Nickel-und Zinkdruckgußwerkstoffen ohne Zerstörung des Grundwerkstoffes bei der Anodisierung
dicke Aluminiumoxidschichten erzeugt werden.
[0011] Diese Aufgabe wird durch das Verfahren der Erfindung dadurch gelöst, daß auf dem
Aluminiumwerkstoff und aluminierten Teilen in einem keine Formierschichten bildenden
Anodisierbad, enthaltend pro Liter 10 bis 200g Trinatriumphosphat oder Trikaliumphosphat,
bei Temperaturen von 0 bis 15 °C unter Durchleiten von C0
2-freier oder C0
2-armer Luft eine vorzugsweise 10 bis 20 um dicke matte Anodisierschicht erzeugt wird.
[0012] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren können Aluminiumwerkstoffe und aluminierte Teile,
insbesondere auch partiell aluminierte Teile aus Eisen-, Nickel- und Buntmetallwerkstoffen
sowie Zinkdruckgußmetalle, auch wenn sie Fehlstellen aufweisen, ohne anwendungstechnische
Nachteile anodisch oxidiert werden, so daß und harte,abriebfeste und einfärbbare Oxidschichten
entstehen. Die Oberflächen aluminierter Teile sind nicht glänzend, sondern behalten
das Aussehen der abgeschiedenen Aluminiumschichten bei. Die erzeugten Oxidschichten
sind vor allem dicker als 4 µm. Sie zeichnen sich durch außergewöhnliche Härte und
Abriebfestigkeit aus. Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich insbesondere auch
für die Erzielung vorgenannter Schichteigenschaften bei Aluminium-Werkstoffen.
[0013] Besonders günstige Effekte werden bei einem Badbetrieb von 0 bis 10 °C erreicht.
Das Bad kann mit Gleichstrom und mit Impulsstrom betrieben werden.
[0014] Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens werden mit Vorteil Bäder, enthaltend
50 bis 150g/1 Trinatriumphosphat oder Trikaliumphosphat, eingesetzt.
[0015] Die optisch einheitlichsten Anodisierschichten werden bei Zugabe von 1 bis 20g eines
Komplexbildners pro Liter Anodisierbad, beispielsweise Alkalicyanid, erhalten. Vorzugsweise
werden dem Bad pro Liter 1 bis 6g Natriumcyanid zugesetzt.
[0016] Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich zum Anodisieren von Aluminium-Werkstoffen,
Aluminium-Flammspritzschichten und -Walzplattierschichten, Feuer-Aluminium- Schichten,
PVD-Aluminium-Schichten und insbesondere IVD- und Galvano-Aluminium-Schichten.
[0017] "Galvano-Aluminium" ist ein Aluminium hoher Reinheit ( >99.99), guter elektrischer
Leitfähigkeit und hoher Duktilität < 20 HV, das durch Abscheidung aus aluminiumorganischen
Elektrolyten erhalten wird.
[0018] Es können mit Vorteil beispielsweise nur außen aluminierte Hohlkörper sowie Werkstücke
mit partiell freigelassenen Flächen, z.B. Apparateteile mit beweglichen Scharnieren
(Brillen), bei denen prinzipiell kein Aluminium an allen Stellen des Scharniers abgeschieden
werden kann, erfindungsgemäß mit harten abriebfesten und einfärbbaren Aluminiumoxidschichten
in Dicken von 10 bis 20 µm versehen werden.
[0019] Die Erfindung wird anhand der Beispiele und der FIG näher erläutert.
[0020] Die FIG zeigt im Schnitt ein Ausführungsbeispiel eines Scharniers 1 eines Brillengestells
aus Neusilber 4, das eine Aluminiumschicht 2 aufweist. Die auf dieser gemäß der Erfindung
aufgebrachte Aluminium-oxid-Schicht ist mit 3 bezeichnet.
Beispiel 1
[0021] Es wurden zuerst Eisenbleche (50 x 100 x 1mm) in einem Aluminiumelektrolyten nach
folgender Zusammensetzung galvanisch mit einer matten Galvano-Aluminiumschicht versehen.
[0022]

Nach kurzem Beizen werden sie in verdünnter Natronlauge in einen Eloxierelektrolyten
zusammengesetzt aus
[0023] 30 1 entionisiertem Wasser
[0024] 1,5 kg Na
3PO
4 1
2 H
20
[0025] getaucht und wie folgt anodisiert:

[0026] Elektrolytumwälzung mit CO
2-freier Preßluft.
[0027] Man erhielt eine ca. 10 µm dicke, transparente Eloxalschicht. Die nicht aluminierten
Kontaktstellen waren praktisch nicht angegriffen.
[0028] Ein im Vergleich hierzu gemäß der DE-OS 28 42 396 bei 20 °C eloxierte vorher matte
Aluminiumoberfläche hatte ein glänzendes Aussehen. Die nicht aluminierten Kontaktstellen
zeigen eine für die Anwendung nicht tolerierbare Korrosion. Außerdem konnten selbst
bei dicken Aluminium-Schichten nur max. 3 bis 4 µm dicke Eloxalschichten erzeugt werden.
Beispiel 2
[0029] 6 Brillengestelle aus Neusilber wurden in einem Aluminier-Elektrolyten - wie in Beispiel
1 angegeben - ca. 1 1/2 Stunden aluminiert. Die mittlere Al-Schichtdicke am Brillenbügel
und an der Brillenfassung betrug ca. 20 µm, dagegen im Zwickel an den Scharnieren
1 bis 3 µm.
[0030] Nach kurzem Beizen in verdünnter Natronlauge wurden die Brillengestelle 1 bis 3 in
einem Anodisierbad - wie in Beispiel 1 beschrieben - behandelt.
[0031] Im Gegensatz dazu wurden die Brillengestelle 4 bis 6 nach dem Beizen in einem Elektrolyten
folgender Zusammensetzung behandelt, wobei die Anodisierbedingungen von 1 bis 3 gewählt
wurden:

[0032] In beiden Fällen wurde eine Eloxalschichtdicke von ca. 10 µm erreicht; die Brillen
waren bis auf das Aussehen der Zwickel an den Scharnieren gleich.
[0033] Während die Brillengestelle 1 bis 3 an den Scharnieren nach dem Einfärben der Eloxalschicht
uneinheitlicher aussahen, vermittelten die Brillengestelle 4 bis 6 ein einheitliches
optisches Aussehen. Daraus resultiert, daß der Komplexbildner an der Phasengrenze
zum Aluminium zu einer homogeneren Oxidbildung beiträgt.
1. Verfahren zum Anodisieren von Aluminiumwerkstoffen und aluminierten Teilen in wässrig,
alkalischen Phosphationen enthaltenden, Anodisierelektrolyten, pdadurch gekennzeichnet
, daß auf den Aluminiumwerkstoff und aluminierten Teilen in einem keine Formierschichten
bildenden Anodisierbad,enthaltend pro Liter 10 bis 200g Trinatriumphosphat oder Trikaliumphosphat,bei
Temperaturen von 0 bis 15 °C unter Durchleiten von CO2-freier oder CO2-armer Luft eine 10 bis 20 µm dicke Aluminiumoxidschicht ohne Glanzeffekt erzeugt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß das Anodisierbad mit Gleichstrom
oder Impulsstrom betrieben wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet , daß bei 0 bis 10 °C anodisiert
wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet , daß das Anodisierbad
pro Liter 50 bis 150g Na3PO4 . 12 H20 oder K3PO4 . 7 H20 enthält.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet , daß das Bad außerdem
pro Liter 1 bis 20g eines Komplexbildners enthält.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet , daß das Bad pro Liter 1 bis
6g Natriumcyanid enthält.