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EP 0 090 316 A2 |
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EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG |
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Veröffentlichungstag: |
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05.10.1983 Patentblatt 1983/40 |
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Anmeldetag: 21.03.1983 |
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(84) |
Benannte Vertragsstaaten: |
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AT BE CH DE FR GB IT LI LU NL SE |
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Priorität: |
25.03.1982 DE 3211067
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Anmelder: SIEMENS AKTIENGESELLSCHAFT |
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80333 München (DE) |
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Erfinder: |
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- Quella, Ferdinand, Dr.
D-8035 Gauting (DE)
- Steinwender, Bernd
D-8000 München 71 (DE)
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Entgegenhaltungen: :
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Schäumbarer Schmelzkleber |
(57) Schäumbarer Schmelzkleber bestehend aus einem handelsüblichen Schmelzkleber, dem
ein Schäumzusatz in Form einer organischen Azoverbindung, z.B. Azodicarbonamid, zugesetzt
ist. Dieser Kleber kann rein physikalisch schäumend, aber auch zusätzlich vernetzend,
das heißt, verfestigend, wirken. Der Kleber nach der Erfindung kann z.B. bei der Kabelendisolierung,
zum Ausfüllen beliebiger Zwischenräume, in der Baubranche zum Abdichten von Fenstern,
Türen usw. Verwendung finden.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines schäumbaren Schmelzklebers
und die Verwendung dieses Erzeugnisses.
[0002] Schmelzkleber sind allgemein bekannt und z. B. in der DE-OS 2 347 799 beschrieben.
Nachteil dieser Schmelzkleber ist, daß sie nicht in Ritzen eindringen. Es handelt
sich bei dem in der DE-OS 2 347 799 beschriebenen Stand der Technik um Homo- oder
Copolymere von z. B. Polyethylen, Polyamid und anderen, die zum Teil noch saure oder
basische Gruppen tragen und noch klebrig machende Mittel enthalten.
[0003] Die Eigenschaften von Schmelzklebern und auch ihre chemische Zusammensetzung richtet
sich jedoch immer stark nach dem Anwendungsfall. Im Prinzip können beliebige Thermoplaste
als Schmelzkleber eingesetzt werden. Allgemeine Hinweise über Schmelzkleber sind z.
B. in Römpp, Chemielexikon, gegeben.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Kleber zu schaffen, der Hohlräume
leicht ausfüllt und zu isolierenden Abdichtungen Verwendung finden kann. Diese Aufgabe
wird mit einem schäumbaren Schmelzkleber gelöst, der aus einem handelsüblichen Schmelzklebergranulat
mit einer Schmelztemperatur von ca. 100°C besteht und dem ein Schäumzusatz zugesetzt
und die Mischung vor der Verarbeitung auf ca. 150°C erwärmt wird. Dieser schäumbare
Schmelzkleber hat den Vorteil, daß er leicht in Hohlräume eindringt, sie ausfüllt
und auch zu isolierenden Abdichtungen verwendbar ist.
[0005] Weitere Ausgestaltungen dieses schäumbaren Schmelzklebers sind in den Ansprüchen
2 bis 5 beschrieben.
[0006] Der Schäumzusatz nach der Erfindung kann rein physikalisch schäumend wirken. Er kann
aber auch, wie es bei den in den Unteransprüchen 2 bis 5 genannten Substanzen meist
der Fall ist, zusätzlich vernetzend, das heißt im Erfindungssinn verfestigend auf
die Verbindung wirken. Als Vernetzungshilfe kann aber auch ein im gleichen Temperaturbereich
wirkendes Peroxid zugesetzt werden. In allen Fällen wird die Festigkeit erhöht und
die Wasseraufnahme verringert.
[0007] Kabelverbindungsstellen und Kabelenden werden heute durch in der Wärme schrumpfende
Polyethylenfolien oder Endstücke aus Polyethylen abgedeckt. An die offenen Kabelverbindungen
darf jedoch auch bei leichtem Überdruck kein Wasser gelangen. Deshalb werden Zwischenräume,
besonders zwischen zwei und mehr Kabelenden, z. B. mit Füllstücken in der Form des
Zwischenraumes ausgefüllt. Diese Füllstücke bestehen z. B. auch aus Polyethylen. Zwischen
Füllstück und Kabel bzw..Mantel ergeben sich allerdings Spalten, die auch nach dem
Schrumpfen des Mantels nicht ganz dicht abschließen.
[0008] In der deutschen Patentanmeldung P 31 48 386.0 wird ein Verfahren beschrieben, bei
dem diese Spalten durch Beschichten des Füllstückes mit Hilfe eines Schmelzklebers
abgedichtet werden können. Der Schmelzkleber schmilzt beim heißen Schrumpfvorgang
und verklebt die Spalten.
[0009] Nachteilig an diesem Verfahren ist, daß größere Zwischenräume, wie sie zum Beispiel
durch Inhomogenitäten des Mantels oder bei einer Kabelbiegung auftreten, auch nicht
abgedeckt bzw. ausgefüllt werden können.
[0010] Dieser Nachteil wird durch die erfindungsgemäße Verwendung eines schäumbaren Schmelzklebers
beseitigt. Dieser Schmelzkleber muß folgende Eigenschaften aufweisen: er muß beim
Schrumpfvorgang aufschäumen und er darf nicht zu stark schäumen, da der Schaum sonst
ein gegebenenfalls vorhandenes Füllstück, insbesondere bei Kabelenden, aus der Verbindung
herausdrückt.
[0011] Die Schrumpfungstemperatur mit der offenen Flamme beträgt 170°C und mehr. Handelsübliche
Schmelzkleber beginnen ab ca. 100°C zu schmelzen. Für die Schäumung benötigt man einen
Zusatz, der bei etwa 170°C gut schäumt. Geeignete Zusätze für diese Schäumungstemperatur
sind organische Azoverbindungen wie Azodicarbonamid. Weitere geeignete, bei hohen
Temperaturen zerfallende Azoverbindungen sind in der Arbeit von Braun, Brendlein und
Quella in Monatshefte für Chemie, 110 (1979), Seite 699 ... 713, insbesondere Seite
705 (Tabelle 2), beschrieben. Dabei handelt es sich z. B. um die Verbindungen 1,1'-Diacetoxy-1,1'azocyclohexan,
2,2'-Diacetoxy-2,2'-azopropan oder 4,4'Dimethyl-4,4'-azobutyrotacton, die alle in
einem relativ ähnlichen Temperaturbereich von 170 - 200°C zerfallen.
[0012] Die Einmischung und Beschichtung in Gegenwart dieser Substanzen erfolgt z. B. so:
Man mischt zu einem handelsüblichen Schmelzkleber-Granulat mit einer Schmelztemperatur
von ca. 100°C eine Menge von 0,5 ... 10 % Massenanteil der pulverförmigen Azoverbindung
und erwärmt die Mischung auf ca. 150°C. Die Azoverbindung schäume dabei praktisch
noch nicht. Dadurch erfolgt eine homogene Durchmischung. Bei dieser Temperatur kann
die Mischung über eine erhitzte Düse dünn auf das Füllstück oder die Mantelinnenseite
aufgetragen werden. Gute Schäumergebnisse wurden mit einer Konzentration von ca. 3
% Massenanteil des Schäumzusatzes erhalten. Die zu wählende Menge an Schäumzusatz
hängt im einzelnen Fall davon ab, wie lange die Temperatur einwirken kann; wie weit
die Wärmequelle von der Schäumstelle entfernt ist oder wie hoch die Wärmeleitfähigkeit
des Materials ist. Die Vorteile dieser Technik bestehen in einer Ausfüllung aller
Hohlräume.
[0013] Die Technologie ist nicht auf Anwendungen auf dem Kabelsektor beschränkt. Die Abdichtung
von Hohlräumen ist ein besonderes Problem auf dem Bausektor. Hohlräume werden hier
sehr oft mit Polyurethanen ausgeschäumt. Probleme bestehen allerdings bei kleineren
Ritzen, die mit dieser Technik nicht abgedichtet werden können.
[0014] Für diese Anwendung können Folien mit einem schäumenden Schmelzkleber einseitig beschichtet
werden. Diese Folien lassen sich auf die Ritze drücken und mit einer Flamme klebend
und dichtend anbringen.
[0015] Schäumende Schmelzkleber sind auch bei der Abdichtung von Geräten einsetzbar.
1. Verfahren zur Herstellung eines schäumbaren Schmelzklebers, dadurch gekennzeichnet
, daß einem handelsüblichen Schmelzkleber-Granulat mit einer Schmelztemperatur von
ca. 100°C ein Schäumzusatz zugesetzt und die Mischung vor der Verarbeitung bis auf
ca. 150°C erwärmt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß als Schäumzusatz eine organische
Azoverbindung, z. B. Azodicarbonamid, verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß als Schäumzusatz 1,1'-Diacetoxy-1,1'-azocyclohexan,
2,2'-Diacetoxy-2,2'-azo- propan oder 4,4'-Dimethyl-4,4'-azobutyrolacton verwendet
wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet , daß als Vernetzungshilfe
ein im gleichen Temperaturbereich wirkendes Peroixd zugesetzt wird.
5. Verwendung eines schäumbaren Schmelzklebers nach den Ansprüchen 1 bis 4 zur Kabelendisolierung.
6. Verwendung eines schäumbaren Schmelzklebers nach den Ansprüchen 1 bis 4 zur Kabelendisolierung
mit einem Füllstück, vorzugsweise aus plastischem Dichtungsmaterial, mit Aussparungen
zum Einlegen der abzudichtenden Kabel.
7. Verwendung eines schäumbaren Schmelzklebers nach den Ansprüchen 1 bis 4, ohne Trägerelemente
als Formlinge oder Bänder.
8. Verwendung eines schäumbaren Schmelzklebers nach den Ansprüchen 1 bis 4 zum Abdichten,
z. B. in der Baubranche zum Abdichten von Fenstern und Türen oder zum Ausfüllen beliebiger
Zwischenräume.
9. Verwendung eines schäumbaren Schmelzklebers nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet
, daß der Schmelzkleber einseitig auf einer Folie aufgetragen ist.