(19)
(11) EP 0 090 351 B1

(12) EUROPÄISCHE PATENTSCHRIFT

(45) Hinweis auf die Patenterteilung:
13.05.1987  Patentblatt  1987/20

(21) Anmeldenummer: 83102909.5

(22) Anmeldetag:  24.03.1983
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4D06L 1/14

(54)

Flüssiges oxidatives Entschlichtungsmittel und Verfahren zum oxidativen Entschlichten

Liquid oxidant desizing agent, and process for oxidative desizing

Agent de désencollage liquide oxydant et procédé pour le désencollage oxydant


(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB IT LI NL

(30) Priorität: 30.03.1982 DE 3211677

(43) Veröffentlichungstag der Anmeldung:
05.10.1983  Patentblatt  1983/40

(71) Anmelder: HOECHST AKTIENGESELLSCHAFT
65926 Frankfurt am Main (DE)

(72) Erfinder:
  • Adrian, Klaus
    D-6000 Frankfurt am Main 71 (DE)
  • Rösch, Günter
    D-6232 Bad Soden am Taunus (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       
    Anmerkung: Innerhalb von neun Monaten nach der Bekanntmachung des Hinweises auf die Erteilung des europäischen Patents kann jedermann beim Europäischen Patentamt gegen das erteilte europäischen Patent Einspruch einlegen. Der Einspruch ist schriftlich einzureichen und zu begründen. Er gilt erst als eingelegt, wenn die Einspruchsgebühr entrichtet worden ist. (Art. 99(1) Europäisches Patentübereinkommen).


    Beschreibung


    [0001] Es ist bekannt, Persulfate und Peroxodiphosphate zur oxidativen Entschlichtung von Geweben aus Cellulosefasern und deren Mischungen mit Synthesefasern zu verwenden, da Persulfate und Peroxodiphosphate Stärken wie z. B. Kartoffelstärke, Reis-, Maisstärke und Tapioca, die zur Beschlichtung von Geweben verwendet werden, in Gegenwart von Alkali hervorragend abbauen. Als Nachteil der Entschlichtung mit Persulfaten ist zu werten, dass leicht eine Schädigung der cellulosischen Fasern eintreten kann, die sich in einem starken Abfall des Durchschnittspolymerisations-Grades ausdrückt.

    [0002] Weiterhin ist aus der DE-OS 2 913 177 bekannt, dass es durch geeignete Kaliumpersulfat-Tensid-Kombination möglich ist, den gleichen Entschlichtungseffekt mit einer wesentlich niedrigeren Persulfatkonzentration zu erreichen. Solche Tensid/Kaliumpersulfat-Kombinationen werden vor dem Gebrauch als fertige Zubereitungen hergestellt und sind zum Zwecke einer ausreichenden Lagerstabilität hochviskos bzw. pastös. Sie sind deshalb vor dem Gebrauch separat zu lösen. Dies ist für deren praktischen Einsatz ein schwerwiegender Nachteil, da ein Vorlösen zusätzlichen Arbeitsaufwand bedeutet und andererseits nicht einwandrei gelöste Persulfatteilchen auf dem Textilmaterial örtlich zu Faserschädigungen führen. Ausserdem ist bei Grossverbrauchern der Zusatz der Einzelkomponenten zu den Entschlichtungs-, Abkoch- und Bleichflotten über Dosierpumpen üblich, so dass die Verwendung von pump- und dosierfähigen Produkten unerlässlich ist. Solche dosierfähigen, flüssigen Kaliumpersulfat/Tensid-Kombinationen konnten bisher in der von den Textilbetrieben geforderten Konzentration nicht hergestellt werden.

    [0003] Es wurde nun überraschend gefunden, dass solche flüssigen, lagerstabilen Persulfat/Tensidkombinationen erhalten werden, wenn man ausgewählte anionische und nichtionische Tenside verwendet und anstelle von Kaliumpersulfat das Natrium-, Ammoniumpersulfat oder Peroxodiphosphate einarbeitet.

    [0004] Gegenstand der Erfindung ist ein neues oxidatives Entschlichtungsmittel bestehend aus 5 bis 20 Gew.% Natrium- oder Ammoniumpersulfat, Kalium-, Natrium-, Ammonium- oder Calciumperoxodiphosphat, 20 bis 50 Gew.% eines oder mehrerer Tenside aus der Gruppe CB-C2o-sek.Alkansulfonate, C4-C12-Alkylphenoloxethylate mit 6-12 Einheiten Ethylenoxid und C1crC18-Fettalkoholoxethylate mit 3 bis 8 Einheiten Ethylenoxid sowie Wasser entsprechend dem Ausgleich zu 100%.

    [0005] Man kann die oben genannten Gruppen von Tensiden jeweils allein nehmen oder in Kombination miteinander. Bevorzugt werden Mischungen aus einem Alkansulfonat und einem der beiden nichtionischen Tenside im Gewichtsverhältnis von 1 : 6 bzw. 6 : 1.

    [0006] Man erhält das erfindungsgemässe Entschlichtungsmittel, indem man bei ca. 50°C während 1-2 Stunden das Persulfat bzw. Peroxodiphosphat in dem Tensid bzw. den Tensiden löst, abkühlen lässst und dann mit der erforderlichen Menge Wasser verdünnt.

    [0007] Diese Tensid-Persulfat bzw. Peroxodiphosphat-Mischung ist zur oxidativen Entschlichtung von Geweben, die Cellulosefasern alleine oder in Mischung mit Synthesefasern enthalten, geeignet. Man imprägniert das Gewebe mit einer wässrigen Lösung dieses Entschlichtungsmittels bei gleichzeitigem Zusatz von Alkali, vorzugsweise Natronlauge. Das so imprägnierte Material wird durch Abquetschen auf einen Feuchtigkeitsgehalt von ca. 100% gebracht und nachfolgend bei 20-160 °C über einen Zeitraum zwischen 30 Sekunden und 24 Stunden behandelt. Die Länge der Behandlungszeit richtet sich nach der jeweiligen verfahrensspezifischen Temperatur und Art des Verweilaggregates. Der Gehalt des oben beschriebenen Entschlichtungsmittels in der wässrigen Flotte beträgt 0,5 bis 3, vorzugsweise 0,8 bis 2 Gew.% unter Annahme eines Abquetscheffekts von 100%. Die Menge an zuzugebendem Alkali wird wie üblich so gewählt, dass der pH-Wert der Flotte immer über 10 liegt. Hierzu sind im allgemeinen 0,1 bis 10, vorzugsweise 0,3 bis 4 Gew.% an festem Natriumhydroxid erforderlich.

    [0008] Nach der Behandlung wird das Gewebe zweckmässig mit heissem Wasser von ca. 85-95 °C während 10-60 Sekunden ausgewaschen und nachfolgend kalt gespült.Dem Waschwasser wird zur Erhöhung des Auswaschgrades noch zweckmässigerweise Alkali und Waschmittel zugesetzt.

    [0009] Dieses Entschlichtungsverfahren kann man auch mit einem üblichen Bleichverfahren kombinieren. In diesem Fall wird das Gewebe mit einer wässrigen Flotte imprägniert, die neben dem Entschlichtungsmittel und Alkali in der oben angegebenen Menge und Zusammensetzung noch 30 bis 60 ml H202 (35%ig) in einem Liter Flotte sowie Natriumsilikat als Stabilisator enthält. Das imprägnierte Gewebe wird wiederum auf ca. 100% abgequetscht und 6 bis 24 Stunden bei Raumtemperatur gelagert oder kurzzeitig bei etwa 100% gedämpft. Dann wird das Gewebe ausgewaschen, wobei dem Waschwasser zur Verbesserung des Schlichteabbaus Alkali und Waschmittel zugesetzt wird.

    [0010] Der Vorteil des erfindungsgemässen Entschlichtungsmittel besteht darin, dass es flüssig ist und damit leicht dosiert werden kann. Ausserdem ist es sehr gut lagerstabil und bleibt bis zu 6 Monaten bei 30°C lagerstabil. Darüber hinaus lässt sich bei Verwendung dieser Kombination die zur Entschlichtung erforderliche Menge an Perverbindung auf ca. 25% der Menge an Perverbindung senken, die beim Entschlichten allein mit einer Perverbindung nötig wäre. Durch diese Reduzierung erreicht man eine weitgehende Verminderung der Faserschädigung. Um diese Vorteile zu erreichen, ist es ausschlaggebend, dass gemäss dieser Erfindung die Perverbindung und das Tensid nicht separat in die Imprägnierflotte gegeben werden, sondern dass zunächst die Mischung aus der Perverbindung und Tensid hergestellt und diese Mischung dann in die Flotte gegeben wird.

    [0011] Die nachfolgenden Beispiele sollen das erfindungsgemässe Verfahren erläutern, aber nicht einschränken. Die Prozentangaben sind Gewichtsprozente.

    Beispiel 1



    [0012] Mit Stärke geschlichteter Baumwollnessel wurde mit einer Lösung folgender Zusammensetzung imprägniert:

    6,0% Natriumhydroxid

    1,5% Persulfat-Tensid-Mischung folgender Zusammensetzung:

    5,0% Nonylphenolpolyglykolether + 8 Mol AeO

    30,0% sekundäres Alkansulfonat (C11-C17)

    7,0% Peroxidisulfat (Na-Salz)


    Rest Wasser



    [0013] Das imprägnierte Material wird auf 100% Restfeuchtegehalt abgequetscht und auf einem Dämpfer bei 103-105°C mit Dampf behandelt. Anschliessend wird die Ware mit heissem Wasser alkalifrei gewaschen.

    [0014] Die so behandelte Ware weist einen Weissgrad von 66,7% auf. Der Entschlichtungsgrad, gemessen nach Violettskala TEGEWA, ist 8-9. Der Durchschnittspolymerisationsgrad (DP) des behandelten Materials beträgt 2550.

    Beispiel 2



    [0015] Baumwollgewebe wie im Beispiel 1 wird mit einer Lösung folgender Zusammensetzung imprägniert:

    3,0% Natriumhydroxid

    1,5% Persulfat-Tensid-Kombination folgender Zusammensetzung:

    10,0% C1o-C14-Fettalkoholpolyglykolether + 6 Mol AeO

    10,0% sekundäres Alkansulfonat (C11-C17)

    7,0% Peroxidisulfat (NH4-Salz)


    Rest Wasser



    [0016] Das imprägnierte Material wird auf 100% Restfeuchtegehalt abgequetscht, aufgewickelt und verweilt in Dampfatmosphäre mit 100% relativer Feuchtigkeit bei 95°C 1 Stunde. Anschliessend wird das Material wie im Beispiel 1 behandelt.

    [0017] Die so behandelte Ware weist einen Weissgrad von 67,2% auf. Der Entschlichtungsgrad, gemessen nach Violettskala TEGEWA, ist 8-9. Der DP-Wert des behandelten Materials ist 2500.

    Beispiel 3



    [0018] Baumwollnessel wie im Beispiel 1 wird mit einer Lösung folgender Zusammensetzung imprägniert:

    4,0% Wasserstoffperoxid 35%ig

    2,0% Natriumsilikat 36-38°Be

    1,0% Natriumhydroxid

    1,0% Persulfat-Tensid-Kombination folgender Zusammensetzung:

    30,0% Nonylphenolpolyglykolether + 6 Mol AeO

    5,0% sekundäres Alkansulfonat (C11-C17)

    17,0% Peroxidisulfat (NH4-Salz)


    Rest Wasser



    [0019] Das imprägnierte Material wird auf 100% Restfeuchtegehalt abgequetscht, auf eine Kaule gewickelt und mit Plastikfolie umwickelt, um ein Antrocknen zu vermeiden. Die Kaule wird anschliessend 16-20 Stunden bei Raumtemperatur verweilen lassen. Anschliessend wird die Ware unter Alkalizusatz in den ersten Waschbädern ausgewaschen.

    [0020] Die so behandelte Ware weist einen Weissgrad von 85% auf. Der Entschlichtungsgrad, gemessen nach Violettskala TEGEWA, ist 9. Der DP-Wert des behandelten Materials ist 2450.

    Beispiel 4



    [0021] Baumwollnessel wie im Beispiel 1, wird mit einer Lösung folgender Zusammensetzung imprägniert:

    3,0% Wasserstoffperoxid 35%ig

    1,0% Natriumsilikat 36-38°Be

    0,6% Natriumhydroxid

    3,0% Persulfat-Tensid-Kombination folgender Zusammensetzung:

    5,0% C10-C14-Fettalkoholpolyglykolether + 5 MoI AeO

    30,0% sekundäres Alkansulfonat (Cii-C17)

    7,0% Peroxidisulfat (Na- oder NH4-Salz)


    Rest Wasser



    [0022] Das imprägnierte Material wird auf 100% Restfeuchtegehalt abgequetscht und auf einem Dämpfer bei 100-102°C mit Dampf behandelt. Anschliessend wird die Ware unter Alkalizusatz in den ersten Waschbädern ausgewaschen.

    [0023] Die so behandelte Ware weist einen Weissgrad von 84% auf. Der Entschlichtungsgrad, gemessen nach Violettskala TEGEWA, ist 8-9. Der DP-Wert des behandelten Materials ist 2400.

    Beispiel 5



    [0024] Mit Stärke geschlichteter Baumwollnessel wurde mit einer Lösung folgender Zusammensetzung imprägniert:

    6,0% Natriumhydroxid

    1,5% Peroxodiphosphat-Tensid-Mischung folgender Zusammensetzung:

    5,0% Nonylphenolpolyglykolether + 8-10 Mol AeO

    30,0% sekundäres Alkansulfonat (C11-C17)

    8,0% Peroxodiphosphat (Natriumsalz)


    Rest Wasser



    [0025] Das so imprägnierte Material wird auf 100%igen Restfeuchtegehalt abgequetscht und auf einem Dämpfer bei 103-105°C mit Dampf behandelt. Anschliessend ist die Ware alkalifrei zu waschen.

    [0026] Die so behandelte Ware weist einen Weissgrad von 68,6% auf. Der Entschlichtungsgrad, gemessen nach Violettskala TEGEWA, ist 8.

    [0027] Der Durchschnittspolymerisationsgrad (DP) des behandelten Materials beträgt 2400.

    Beispiel 6



    [0028] Baumwollnessel wie im vorstehenden Beispiel wird mit einer Lösung folgender Zusammensetzung imprägniert:

    5,0% Wasserstoffperoxid 35%ig

    2,0% Natriumsilikat 36-38°Be.

    1,0% Natriumhydroxid

    1,5% Peroxodiphosphat-Tensid-Mischung folgender Zusammensetzung:

    30,0% Nonylphenolpolyglykolether + 10 Mol AeO

    5,0% sekundäres Alkansulfonat (C11-C17)

    15,0% Peroxodiphosphat (Ammoniumsalz)


    Rest Wasser



    [0029] Das imprägnierte Material wird auf 100% Restfeuchtegehalt abgequetscht, auf eine Kaule gewickelt und mit Plastikfolie umwickelt, um ein Antrocknen zu vermeiden. Die Kaule wird anschliessend 16-20 Stunden bei Raumtemperatur verweilen lassen. Nachfolgend wird die Ware unter Alkalizusatz in den ersten Waschbädern ausgewaschen.

    [0030] Die so behandelte Ware weist einen Weissgrad von 84% auf. Der Entschlichtungsgrad, gemessen nach der Violettskala TEGEWA, ist 7-8. Der DP-Wert des behandelten Materials ist 2300.


    Ansprüche

    1. Oxidatives Entschlichtungsmittel bestehend aus 5 bis 20 Gew.-% Natrium- oder Ammoniumpersulfat, Kalium-, Natrium-, Ammonium- oder Calciumperoxodiphosphat, 20 bis 50 Gew.-% eines oder mehrerer Tenside aus der Gruppe C8-C20-sek.-Alkansulfonate, C4-C12-Alkylphenol-oxethylate mit 6 bis 12 Einheiten Ethylenoxid und C10-C18-Fettalkoholoxethylate mit 3 bis 8 Einheiten Ethylenoxid sowie Wasser entsprechend dem Ausgleich zu 100%.
     
    2. Oxidatives Entschlichtungsmittel nach Anspruch 1 enthaltend ein Alkansulfonat und ein Alkylphenoloxethylat oder Fettalkoholoxethylat im Gewichtsverhältnis 1 : 6 bis 6 : 1.
     


    Claims

    1. Oxidative desizing agent consisting substantially of from 5 to 20 weight % of sodium or ammonium persulfate or potassium, sodium, ammonium or calcium peroxodiphosphate,.from 20 to 50 weight % of one or more surfactants selected from the group of C8-C20-sec.-alkanesulfonates, C4-C12-alkylphenol-oxethylates having 6 to 12 ethylene oxide moieties, or C10-C18-fatty alcohol- oxethylates having 3 to 8 ethylene oxide moieties, and water in the amount remaining to give 100%.
     
    2. Oxidative desizing agent as claimed in Claim 1, which comprises an alkanesulfonate and an alkylphenol-oxethylate or fatty alcohol oxethylate in a weight ratio of from 1 : 6 to 6 : 1.
     


    Revendications

    1. Produit pour désencollage oxydant, consistant en 5 à 20% en poids de persulfate de sodium ou d'ammonium, de peroxodiphosphate de potassium, de sodium, d'ammonium ou de calcium, en 20 à 50% en poids d'un ou plusieurs tensioactifs du groupe formé par des alcane (secondaire en C8 à Czo) sulfonates, des produits d'éthoxylation d'un alkylphénol en C4-C12, ce produit comportant 6 à 12 motifs oxyde d'éthylène, et des produits d'éthoxylation d'un alcool gras en C10 à C18 comportant 3 à 8 motifs oxyde d'éthylène, ainsi que de l'eau pour compléter à 100%.
     
    2. Produit de désencollage oxydant selon la revendication 1, caractérisé en ce qu'il contient un alcanesulfonate et un produit d'oxyéthylation d'alkylphénol ou d'oxyéthylation d'un alcool gras selon un rapport pondéral de 1 : 6 à 6 : 1.