[0001] Die Erfindung betrifft kontinuierliche Verfahren zur Herstellung von in N,N-Dimethylformamid
unlöslichen synthetischen Fäden und Fasern aus Acrylnitrilpolymerisaten, die einen
Gewichtsverlust von maximal 20 %, vorzugsweise 15 % beim Aufheizen auf 400°C aufweisen.
[0002] übliche Polyacrylnitrilfäden und -fasern weisen unter diesen Bedingungen einen Gewichtsverlust
von ca. 30 bis 40 % auf und verlieren weitgehend ihre textiltechnologischen Eigenschaften.
[0003] Bisher konnten Fasern mit ähnlich geringem Gewichtsverlust nur durch eine gesonderte
Voroxidation, wie sie zur Herstellung von Kohlenstoffasern bekannt ist, erhalten werden.
[0004] Diese üblicherweise sehr zeitraubende und kostspielige Voroxidation kann nicht mit
dem Herstellungsverfahren der Ausgangsfäden kontinuierlich kombiniert werden.
[0005] Es hat insbesondere in den letzten Jahren daher nicht an Versuchen gefehlt, die Voroxidationszeit
durch den Einsatz von Schwermetallsalzen als Katalysatoren zu verkürzen. Beispielsweise
wurde das Tränken der Polyacrylnitrilfäden oder -fasern mit einer Kupfer(II)-Chloridlösung
vorgeschlagen.
[0006] Aber auch unter diesen Bedingungen, wie sie in der JP-OS 49 035 629 beschrieben werden,
beträgt die Voroxidationszeit noch immer 3 Stunden.
[0007] Die Behandlung von Acrylfasern mit Kupfer(I)-Salzen zur Erzielung einer Färbbarkeit
mit Säurefarbstoffen kam nur in den Anfängen der Acrylfaserverarbeitung als sogenanntes
Cupro-Ionen-Färbeverfahren zur Anwendung. Eine Zusammenfassung dieser Arbeiten wird
beispielsweise von Rath et al. in "
Melliand Textilberichte" 38 (1957), Seiten 431 bis 435 und 538 bis 542 beschrieben.
In jüngerer Zeit wurde in der JP-OS 51-90387 die Nachbehandlung von Formkörpern mit
Kupfer(I)-Salzen mit dem Ziel beschrieben, die Voroxidation bei der Thermostabilisierung
dieser Produkte zu katalysieren.
[0008] Bei der Umsetzung von Kupfer(I)-Salzen mit Polymerisaten, die Acrylnitrilbausteine
enthalten, wird ein Cupro-Ionen-Komplex mit den Nitrilgruppen des Polyacrylnitrils
gebildet. Die nachträgliche Umsetzung von Kupfer(I)-Salzen mit geformten Gebilden
aus Polyacrylnitril ist jedoch außerordentlich aufwendig und, bedingt durch die Instabilität
der Kupfer(I)-Salze in wäßrigen Lösungen insbesondere bei erhöhten Temperaturen,nicht
reproduzierbar zu regeln. Die Behandlung von Polyacrylnitrilpulvern mit Lösungen von
Kupfer(I)-Salzen führt zu Produkten, die in den bekannten Lösungsmitteln für Polyacrylnitril
unlöslich sind oder aber bei den Lösungsversuchen bilden sich gelartige unverspinnbare
Massen. Setzt man beispielsweise einer fertigen Spinnlösung Kupfer(I)-Salze zu, so
beginnt die Spinnlösung zu gelieren und ist nicht mehr störungsfrei verspinnbar, während
möglicherweise eine Extrudierung von Kupfer(I)-Salzen enthaltenden Spinnmassen zu
Spritzgußartikeln noch nicht behindert wird.
[0009] Es bestand also nach wie vor die Aufgabe, Fäden und Fasern aus organischen Polymeren
auf einfache, kontinuierliche Weise herzustellen, die die Eigenschaften der durch
langwierige Voroxidation erhaltenen Fäden aufweisen oder aber diese Eigenschaften
sogar übertreffen.
[0010] Uberraschend konnte gefunden werden, daß es möglich ist, in Dimethylformamid unlösliche
synthetische Fasern und Fäden aus Acrylnitrilpolymerisaten mit erhöhter Thermostabilität
herzustellen, wenn die in üblicherweise zu Strängen oder Kabeln versponnenen Polymerisate
während ihres Herstellungsprozesses vor dem ersten Trocknen oder einer ersten Temperaturbehandlung
über 100°C kontinuierlich mit einer Kupfer(I)-Ionen enthaltenden wäßrigen Lösung behandelt
werden, der Kupfergehalt in den Strängen oder Kabeln gleichzeitig oder durch eine
anschließende Erwärmung auf Temperaturen über 60, vorzugsweise über 100°C fixiert
wird und die Stränge oder Kabel während oder nach dem Trocknen auf Temperaturen von
200 bis 350°C erhitzt werden. Die Aufnahme der Kupfer(I)-Ionen erfolgt bei diesem
Verfahren innerhalb von Sekunden und kann daher in den Herstellungsprozeß von acrylnitrilhaltigen
Fäden und Fasern ohne Schwierigkeiten integriert werden. Es spielt dabei keine wesentliche
Rolle, ob die Fäden nach einem Trocken- oder Naßspinnverfahren erzeugt wurden. Besonders
leicht erfolgt die Aufnahme der Kupfer(I)-Ionen naturgemäß bei naßgesponnenen Fäden;
es ist jedoch auch möglich, trocken gesponnene noch lösungsmittelhaltige Fäden innerhalb
des Waschprozesses bzw. Nachbehandlungsprozesses mit Kupfer(I)-Ionen zu beladen. Je
nach der gewünschten Menge an aufgenommenen Kupfer(I)-Ionen kann die Behandlung vor,
während oder nach der Wäsche der Stränge oder Kabel erfolgen. Der Kupfer(I)-Gehalt
in den Fäden kann darüber hinaus selbstverständlich auch durch die Länge der Einwirkungszeit
und die Konzentration in der Badflüssigkeit beeinflußt werden.
[0011] Die Aufnahme der Kupfer(I)-Ionen aus einem Bad oder aus einer Sprühstrecke von Raumtemperatur
erfolgt weitgehend reversibel, das heißt, der Kupfergehalt kann durch nachfolgende
Wäschen wieder entfernt werden. Aus diesem Grunde ist es erforderlich, für eine Fixierung
des Kupfergehaltes in der Faser zu sorgen. Diese Fixierung kann durch eine Temperaturbehandlung
über etwa 60°C, vorzugsweise über 85°C erfolgen oder aber durch einen Trocknungsvorgang,
bei dem entsprechend hohe Temperaturen üblicherweise überschritten werden. Naturgemäß
ist für den Fixierprozeß nicht nur die angewandte Temperatur, sondern auch die Verweilzeit
der Fäden oder Kabel von Bedeutung. Während die Fixierung beispielsweise bei 65°C
längere Verweilzeiten erfordert, sind bei Temperaturen über 100°C für den gleichen
Effekt nur noch Zeiten von einer Minute oder gegebenenfalls einigen Sekunden erforderlich.
Im Gegensatz zu der Aufnahme der Kupfer(I)-Ionen aus wäßrigen Lösungen bei Raumtemperatur
wird bei Anwendung von Badtemperaturen ab etwa 60°C gleichzeitig auch eine Fixierung
der Kupfer(I)-Ionen im Polymermolekül beobachtet. Wird also beispielsweise das Kupfer(I)-Bad
bei Kochtemperatur gehalten, so tritt die Aufnahme der Kupfer(I)-Ionen und die Fixierung
gleichzeitig ein. Nachteilig bei diesem Verfahren ist jedoch, daß die Stabilität wäßriger
Kupfer(I)-Ionen enthaltener Lösungen im allgemeinen mit der Temperatur deutlich abnimmt,
die Regelbarkeit der Aufnahme an Kupferionen wird dadurch üblicherweise merklich erschwert.
[0012] Nach einer solchen Temperaturbehandlung oder Fixierung läßt sich der Gehalt an Kupfer(I)
nicht mehr auswaschen, es ist zu vermuten, daß unter diesen Bedingungen die Kupfer(I)-Ionen
komplex in das Polyacrylnitril eingebaut worden sind.
[0013] Eine übliche Verfahrensweise besteht darin, das Kabel oder die Stränge durch ein
Kupfer(I)-Ionen haltiges Bad hindurchzuziehen und nach dem weitgehenden Abquetschen
der überschüssigen Badflüssigkeit zum Beispiel über heiße Galetten von zum Beispiel
100°C Oberflächentemperatur zu führen. Danach kann, falls gewünscht, eine weitere
Wäsche vorgesehen werden, um oberflächlich anhaftende Kupfersalze usw. von den Fäden
zu entfernen, um dann in einem nachfolgenden Bad eine übliche Präparation auf die
Fäden oder Kabel aufzubringen, bevor sie endgültig getrocknet werden.
[0014] Es ist jedoch auch möglich, die Kabel direkt vor dem ersten Trocknen mit einer Kupfer(I)-Ionenlösung
zu behandeln und die Fixierung mit dem Trocknen vorzunehmen. In diesem Fall weisen
die Fäden oberflächlich nicht komplex gebundene Kupferverbindungen auf, die bei einem
ersten Kontakt mit Wasser abgelöst werden können. Statt des Einsatzes von beheizten
Galetten oder Walzen ist es auch möglich, die Temperaturbehandlung zur Fixierung des
Kupfergehaltes in einer Dampfatmosphäre zum Beispiel bei Temperaturen über 95°C oder
unter Einsatz von Infrarotstrahlern oder durch das Führen über eine Kontaktwärmestrecke
vorzunehmen.
[0015] Das Behandlungsmedium ist in allen Fällen eine wäßrige Lösung von Kupfer(I)-Salzen.
Zur Herstellung einer solchen Lösung kann man in unterschiedlicher Weise vorgehen.
Als Beispiele seien die nachfolgenden Möglichkeiten genannt:
Die gewünschte Lösung kann durch Auflösung von Kupfer(I)-Salzen, zum Beispiel cuCl,
in Wasser erfolgen, wobei es wegen der schlechten Löslichkeit dieser Salze von Vorteil
ist, diese Lösungen in 20 bis 50 %igen Natriumchloridlösungen zu bereiten.
[0016] Weiterhin kann eine Kupfer(I)-Ionenlösung durch elektrolytische Reduktion von Kupfer(II)-Lösungen
oder durch Erhitzen von Kupfer(II)-Salzlösungen in Gegenwart von metallischem Kupfer
direkt erzeugt werden, wobei das Kupfer in Form eines Pulvers zugesetzt wird oder
durch Elektrolyse erzeugt werden kann.
[0017] Darüberhinaus kann die Lösung durch Mischen einer Kupfer(II)-Salzlösung mit einem
Reduktionsmittel hergestellt werden.
[0018] Hierbei hat sich als übliches Kupfer(II)-Salz das Kupfersalz CuSO
4 x 5 H
20 als besonders günstig erwiesen.
[0019] Von den vielen möglichen Reduktionsmitteln erwiesen sich Aldehydsulfoxylate und hierbei
insbesondere das Natriumsalz der Hydroxymethansulfinsäure als besonders günstig, da
mit diesem System hohe Kupfer(I)-Ionenkonzentrationen mit guter Stabilität erhalten
werden können. Die Stabilität kann zusätzlich durch geeignete Komplexbildner noch
erhöht werden. Einen wesentlichen Beitrag zur Stabilität der Kupfer(I)-Lösungenleisten
die benötigten niedrigen Temperaturen der wäßrigen Lösungen. Im Gegensatz zu dem alten
Cuproionenverfahren, bei dem bei Kochtemperatur gearbeitet wurde, genügt praktisch
in fast allen Fällen eine Temperatur in der Nähe der Raumtemperatur. Gegebenenfalls
können Temperaturen leicht über der Raumtemperatur, das heißt also zum Beispiel von
25 bis 30°C,Anwendung finden, da hier die Temperaturkonstanz des Bades durch einfachste
technische Mittel sichergestellt werden kann. Falls gewünscht, kann jedoch auch bei
höheren Temperaturen, zum Beispiel 60 bis 95°C gearbeitet werden.
[0020] Da die Stabilität von Kupfer (I)-Lösungen auch bei Raumtemperatur nur für kürzere
Zeiten gewährleistet ist, hat sich die folgende Verfahrensweise als besonders günstig
herausgestellt.
[0021] Eine Kupfer(II)-Salzlösung in Wasser und eine wäßrige Lösung, die das Reduktionsmittel
enthält, werden getrennt in das Bad in der Nähe der Einlaufstelle des Kabels zudosiert
und im Bad vermischt. Es kann so sichergestellt werden, daß das Kabel jeweils mit
frischer Kupfer(I)-Lösung beaufschlagt wird. Kabel und Badflüssigkeit bewegen sich
dabei im Gleichstrom, überschüssige Badflüssigkeit, die zweckmäßigerweise weitgehend
verbraucht ist, wird in der Nähe des Kabelauslaufes aus der Wanne abgezogen und beispielsweise
nach dem Auffrischen zurückgeführt.
[0022] Die Konzentration an Kupfer(I)-Ionen kann je nach den gewünschten Fasereigenschaften
in weiten Grenzen schwanken.
[0023] Wird die Kupfer(I)-Lösung durch Reduktion von Kupfer(II)-Verbindungen hergestellt,
so ist das Reduktionsmittel wenigstens in der stöchiometrischen Menge einzusetzen.
Vorzugsweise arbeitet man mit einem geringen Überschuß, um die Anwesenheit von Kupfer(II)-Salzen
zu vermeiden. Im Gegensatz zu den Kupfer(I)-Verbindungen können die Kupfer(II)-Ionen
nicht von den Polymermolekülen komplex gebunden werden, sie werden also bei nachfolgenden
Wäschen ausgewaschen und belasten das Abwasser. Ein starker Überschuß an Reduktionsmitteln
bringt im allgemeinen keine weiteren Vorteile. Es besteht vielmehr die Gefahr, daß
die Kupfer(I)-Verbindung weiter reduziert wird zu metallischem Kupfer, daß dann nicht
mehr in die Fäden oder Fasern eingelagert werden kann.
[0024] Eine Ausnahme scheinen hier die Aldehydsulfoxylate zu machen, bei denen auch ein
größerer Überschuß bei Raumtemperatur die Kupferabscheidung nicht verstärkt.
[0025] Für das erfindungsgemäße Verfahren können die in der Technik üblichen Verfahren zur
Herstellung von Polyacrylnitrilfasern und -fäden angewandt werden. Wie bereits oben
erwähnt, ergeben sich besondere Vorteile beim Naßspinnverfahren, da allgemein die
Diffusion der Kupfer(I)-Ionen in die naßgesponnenen Fäden leichter erfolgt als bei
trocken gesponnenen Fäden.
[0026] Das Aufbringen der Kupfer(I)-Ionenlösung auf die Kabel oder Fadenstränge kann nach
verschiedenen bekannten Verfahren erfolgen, so zum Beispiel durch Leiten der Kabel
oder Stränge durch ein Bad. Es ist jedoch auch möglich, die Lösung über Sprühstrecken
oder ähnliches aufzubringen. Vorteilhaft ist die möglichst weitgehende Abquetschung
der Faserkabel oder Stränge vor und nach der Behandlung mit der wäßrigen Kupfer(I)-Ionenlösung.
Es kann so sichergestellt werden,
daß die Verschleppung der Kupferionen in und andere BäderTeine unnötige Verdünnung
des Kupfer(I)-Ionen- . behandlungsbades in tolerierbaren Grenzen bleibt. Selbstverständlich
ist es von Vorteil, wenn Maßnahmen ergriffen werden, die eine gute und gleichmäßige
Durchdringung eines Fadenkabels oder Stranges in der Behandlungsflotte gewährleisten.
Beispielsweise sollten Kabel so breit in dem Behandlungsbad geführt werden, daß eine
Verarmung der Kupferionenkonzentration bzw. eine verzögerte Durchdringung mit dem
Behandlungsbad im Inneren des Kabels nach Möglichkeit zu vernachlässigen ist.
[0027] Wie bereits oben ausgeführt, ist es erforderlich, die Kupfer(I)-Ionen in dem Faden-
oder Fasermaterial durch eine thermische Behandlung zu fixieren. Erst nach einer Erhitzung
auf Temperaturen von über 60°, vorzugsweise über etwa 100°C tritt die gewünschte Komplexbildung
innerhalb kurzer Zeit ein, die Kupferverbindungen sind dann durch eine Wäsche nicht
mehr aus dem behandelten Fadengut zu entfernen. Bei einer nachfolgenden Wäsche nach
der Temperaturbehandlung . wird natürlich die Menge an Kupferverbindungen, die an
der Oberfläche des Fadengutes sich befunden hat und nicht fixiert werden konnte, abgewaschen.
[0028] Unter den eingesetzten acrylnitrilenthaltenden Polymerisaten sind solche Polymere
zu verstehen, die zu mehr als 50 %, vorzugsweise zu mehr als 85 %,aus Acrylnitrileinheiten
aufgebaut sind. Besonders gute Ergebnisse wurden mit Polyacrylnitrilen erhalten, die
zu wenigstens 98 % aus Acrylnitrileinheiten aufgebaut sind. Als weitere Copolymerkomponenten
kommen in Betracht zum Beispiel Acrylsäure, Methacrylsäure und deren Ester und Amide,
Vinylacetat, Vinylchlorid, Vinylidenchlorid, Vinylidencyanid oder andere mit Acrylnitril
copolymerisierbare ungesättigte Verbindungen.
[0029] Um die gewünschte gute Thermostabilität der erzeugten Fäden oder Fasern sicherzustellen,
ist nach dem Trocknen, gegebenenfalls auch gemeinsam mit dem Trocknen eine weitere
Tempera- turbehandlung durchzuführen, die bei 200 bis 350°C, vorzugsweise zwischen
250 und 330°C erfolgen.soll. Dabei ist es erforderlich, die Fäden unter Spannung zu
halten, vorzugsweise sogar einer geringfügigen zusätzlichen-Verstreck-ung zu unterwerfen.
Das Aufheizen der Fäden auf diese Temperaturen kann nach bekannten üblichen Verfahren
erfolgen, wie zum Beispiel das mehrfache Leiten über beheizte Galetten, Einsatz von
Infrarotstrahlern oder das Führen über eine Kontaktwärmestrecke.
[0030] Durch diese Hochtemperaturbehandlung unter Spannung haben sich die behandelten Fadenstränge
oder Kabel im allgemeinen verfärbt, sie weisen dunkelbraune bis schwarze Farbtöne
auf. Die thermische Stabilität der erhaltenen Fäden wurde mit Hilfe der Thermo-Gravimetrischen-Analyse
untersucht. Als Meßgerät wurde der Thermoanalyzer 2 der Firma Mettler Instrumente
AG, Greifensee, Zürich, eingesetzt. Die Proben wurden bei einem Heizprogramm von 10°C/min
und eine Luftdurchführung von 5 1/h auf 400°C erhitzt und anschließend der Gewichtsverlust
bestimmt. Die so kontinuierlich hergestellten Fäden zeigen einen Gewichtsverlust von
nur noch maximal 20 %, vorzugsweise weniger als 15 % bei einem derartigen Aufheizen
auf 400°C. Sie können innerhalb weniger Minuten in voroxidierte Fasern bzw. Fadenstränge
überführt werden, die dann anschließend einem Carbonisierungsprozeß über 700°C unterworfen
werden können.
[0031] Aufgrund der guten thermischen Beständigkeit eignen sich derartige Fäden und Fasern
insbesondere auch für technische Zwecke.wie zum Beispiel als Filtermaterial für Heißgasfiltrationen,
zur Herstellung von Schutzbekleidung und dergleichen und als Verstärkungsfasern oder
-fäden für anorganische und organische Werkstoffe wie z.B. als Asbestersatz z.B. in
Reibbelägen oder dergleichen. Darüber hinaus ist es möglich, durch eine weitere Temperaturbehandlung
im spannungslosen Zustand die erhaltenen Produkte.praktisch unbrennbar zu machen.
Bei dieser Temperaturbehandlung tritt im allgemeinen eine Kräuselung der so behandelten
Fäden auf.
[0032] Bei der Temperaturbehandlung nach dem Trocknen bei Temperaturen von 200 bis 350°C
spielt selbstverständlich auch die Verweilzeit des Fadengutes bei diesen Temperaturen
eine Rolle. Im allgemeinen sind Verweilzeiten von wenigen Sekunden bis zu einigen
Minuten erforderlich, um den gewünschten Effekt zu erzielen. In jedem Fall ist die
Temperaturbehandlung so kurz, daß sie in einen kontinuierlichen Fäden- oder Faserherstellungsprozeß
integriert werden kann. Falls eine Entfernung der an der Oberfläche der Fäden bzw.
Kabel haftenden Kupferverbindungen nicht erforderlich ist, ist es möglich, den Kupferfixierprozeß
mit dem Trocknen und der anschließenden Temperaturbehandlung zu kombinieren.
[0033] Zur weiteren Verdeutlichung der Erfindung sollen die nachfolgenden Beispiele dienen.
Falls nicht anders angegeben, beziehen sich die Prozent- und Teilangaben auf Gewichtseinheiten.
Beispiel 1
[0034] Eine 17 %ige Lösung von Polyacrylnitril in Dimethylformamid wurde in bekannter.Weise
nach dem Naßspinnverfahren versponnen. Das eingesetzte Polyacrylnitril bestand zu
99,5 % aus Acrylnitrilbausteinen und zu 0,5 % aus Acrylsäuremethylesterbausteinen
und wies eine relative Viskosität von 2,9 auf. Die relative Viskosität wurde an Lösungen
bestimmt, die 0,5 g Polymer in 100 ml N,N-Dimethylformamid aufwiesen, Meßtemperatur
25°C. Die Temperatur der Spinnlösung betrug 90°C. Benutzt wurde eine 300 Lochdüse
mit einem Durchmesser der Bohrungen von 80 µm.
[0035] Diese Spinnlösung wurde in ein Spinnbad aus 50 % N,N-Dimethyl formamid (DMF) und
50 % Wasser bei 50°C versponnen und mit einer Geschwindigkeit von 7 m/min aus dem
Fällbad abgezogen, anschließend einer Naßverstreckung bei 60°C im Verhältnis 1:2,31
in einem Bad, das zu 60 % aus DMF und 40 % Wasser bestand, unterworfen und dann mit
Wasser bei 30°C lösungsmittelfrei gewaschen. Nach dem Waschvorgang wurde das Faserband
zur Entfernung eines Großteils des Wassers abgequetscht und durch eine Wanne geführt,
die eine wäßrige Lösung von 100 g CuSO
4 x 5 H
20 pro Liter und 20 g pro Liter des Natriumsalzes der Hydroxymethansulfinsäureenthielt.
Darüber hinaus enthielt dieses Behandlungsbad noch die erforderliche Faserpräparation.
Verweilzeit in diesem Bad ca. 1,5 Sekunden.
[0036] Die Behandlungslösung wurde durch kontinuierliche Dosierung einer wäßrigen Lösung
von 200 g/1 CuS0
4 x 5 H
20 und einer wäßrigen Lösung von 40 g/1 des Natriumsalzes der Hydroxymethansulfinsäure
* ergänzt. Die Mischungen der beiden Lösungen erfolgte kurz vor dem Eintritt in die
Behandlungswanne.
[0037] * Formel: CH
2SO
2Na x 2 H
20
[0038] Nach Durchlaufen der Wanne wurde das Faserband abermals abgequetscht und anschließend
auf zwei Heizgaletten bei 130°C getrocknet (Kontaktzeit 7 Sekunden) und anschließend
auf zwei Heizgaletten von 170°C (Kontaktzeit 14 Sekunden) einer Verstreckung von 1:1,85
unterworfen und auf einer weiteren Galette von 250°C (Kontaktzeit 9 Sekunden) einer
Verstreckung von 1:1,61 unterzogen und hieran anschließend über ein kaltes Abzugsorgan
zur Aufspulung gebracht. Die erhaltenen braun-schwarz verfärbten Fäden besaßen eine
Festigkeit von 25 cN/dtexeine Dehnung von 7,8 % und einen Anfangsmodul von 1000 cN/tex
der Einzelfadentiter betrug 3,0 dtex. Die thermische Stabilität dieser Fasern wurde
mit Hilfe des Thermoanalyzers 2 der Firma Mettler gemessen. Dabei wurde bei den nach
diesem Beispiel hergestellten Fäden ein Gewichtsverlust von 12 % bis zu einer Erhitzungstemperatur
von 400°C festgestellt. Eine entsprechend hergestellte Faser, die jedoch keiner Behandlung
mit einer Kupfer(I)-Salzlösung unterzogen wurde, zeigte nach dieser Meßtechnik einen
Gewichtsverlust von 33 %.
[0039] Die Erhitzung der erhaltenen Fäden bzw. Fasern auf 300°C ohne Spannung für die Dauer
von 2 Stunden führte zu einer unbrennbaren Faser, die eine gute Kräuselung aufwies.
Beispiel 2
[0040] Eine Polymerlösung,wie in Beispiel 1 beschrieben, wurde durch eine Düse mit 600 Loch,
Lochdurchmesser 60 µm in ein Fällbad versponnen, das aus 61 % DMF und 39 % Wasser
bestand. Die Temperatur des Fällbades betrug 50°C. Die frischgesponnenen Fäden wurden
mit einer Geschwindigkeit von 6 m/min aus dem Fällbad abgezogen, einer Naßverstreckung
bei 98°C von 1:4,86 in einem Bad, das zu 62 % aus DMF und 38 % Wasser bestand, unterworfen
und anschließend mit Wasser bei 80°C lösungsmittelfrei gewaschen. Nach dem Waschvorgang
wurde das Faserband zur Entfernung eines Großteils des Wassers abgequetscht und durch
eine Wanne geführt, die eine wäßrige Lösung von 75 g/1 CuSO
4 x 5 H
20 und 50 g/l des Natriumsalzes der Hydroxymethansulfinsäure* sowie eine übliche Faserpräparation
enthielt. Die Lösung wurde durch kontinuierliche Dosierung einer wäßrigen Lösung von
150 g/1 CuSO
4 x 5 H
20 mit einer wäßrigen Lösung von 100.g/1 des Natriumsalzes der Hydroxymethansulfinsäure
ergänzt. Die Mischung der beiden Lösungen erfolgte kurz vor dem Eintritt in die Behandlungswanne.
Die Kupfersulfatlösung, die zur (Formel CH
2SO
2Na x 2 H
2O)
[0041] Aufstärkung benutzt wurde, enthielt zusätzlich die Faserpräparation.
[0042] Nach Durchlaufen der Wanne wurde das Faserband abermals abgequetscht und nachfolgend
auf 2 Heizgaletten bei 190°C (Kontaktzeit 7 Sekunden) getrocknet und anschließend
auf 2 Heizgaletten von 310°C einer Verstreckung von 1:1,54 unterworfen. Das Kabel
wurde anschließend auf 2 weiteren Galetten mit 310 und 330°C Oberflächentemperatur
aufgeheizt und anschließend über ein kaltes Abzugsorgan zur Aufspulung gebracht, wobei
nochmals eine Verstreckung um 1:1,06 erfolgte. Die reinen Kontaktzeiten des behandelten
Kabels bei 310°C betrugen 50 Sekunden und bei 330°C 15,7 Sekunden. Die dunkelverfärbten
Einzelfilamente des behandelten Kabels zeigten einen Gewichtsverlust bis 400°C von
7 %. Die weiteren textiltechnischen Daten betrugen
[0044] Festigkeit: 23 cN/tex
[0045] Anfangsmodul 1160 cN/tex
[0047] Alle Angaben des Anfangsmoduls beziehen sich auf einen Dehnungswert von 100 %.
Beispiel 3
[0048] Es wurde eine Verspinnung entsprechend Beispiel 2 durchgeführt, wobei jedoch das
mit der Kupferlösung behandelte Faserkabel nach der Trocknung bei 190° (Kontaktzeit
11 Sekunden) einer weiteren Wäsche bei 80°C und einer Präparierung unterzogen wurde,
um dann einer zweiten Trocknung bei 190°C (Kontaktzeit 11 Sekunden) unterworfen zu
werden.
[0049] Hieran anschließend wurde das Kabel über 4 Galetten geführt, die auf 310, 310, 310
und 330° Oberflächentemperatur aufgeheizt waren. Die Kontaktzeit des Kabels bei 310°C
betrug 61 Sekunden bei 330°C 18 Sekunden. Während der Hochtemperaturbehandlung wurden
die Fasern einer Verstreckung von 1:1,25 unterzogen. Das erhaltene Fadengut wurde
einer thermogravimetrischen Analyse unterzogen und zeigte einen Gewichtsverlust beim
Aufheizen bis auf 400°C von weniger als 10 %. Die gefundenen textilen Daten betrugen
[0051] Festigkeit 30 cN/tex
[0053] Anfangsmodul 811 cN/tex Die erhaltenen Fasern bzw. Fadenstränge konnten nach einer
stark verkürzten Voroxidation, wie sie zur Kohlenstofffaserherstellung angewendet
wird, einer Carbonisierung bei Temperaturen über 700°C unterzogen werden. Die Voroxidationszeit
betrug bei diesen Kabelsträngen weniger als 7.Minuten und damit nur noch einen geringen
Bruchteil der sonst benötigten Zeit.
Beispiel 4
[0054] Es wurden Fadenkabel entsprechend 3 hergestellt und anschließend diese Proben spannungslos
einer Erhitzung im Trockenschrank bei 250°C während einer Zeit von 120 Minuten unterzogen.
Es wurden Fasern mit guter Kräuselung erhalten, die unbrennbar waren. Die Fasern wiesen
nach dieser Behandlung folgende textile Werte auf
[0056] Festigkeit 30 cN/tex
[0058] Anfangsmodul 800 cN/tex.
1. Verfahren zur Herstellung von in N,N-Dimethylformamid unlöslichen synthetischen
Fasern und Fäden aus Acrylnitrilpolymerisaten mit erhöhter Thermostabilität, dadurch
gekennzeichnet, daß eine Lösung eines Polymerisates, das zu mehr als 50 Gew.-% aus
Acrylnitrileinheiten besteht, nach einem bekannten Trocken- oder Naßspinnprozeß zu
Fadensträngen oder -kabeln versponnen wird, die während des Herstellungsprozesses
jedoch vor dem ersten Trocknen oder einer Temperaturbehandlung über 100°C kontinuierlich
mit einer Kupfer(I)-Ionen enthaltenden wäßrigen Lösung behandelt werden, der Kupfergehalt
in den Strängen oder Kabeln gleichzeitig oder durch eine anschließende Erwärmung auf
Temperaturen über 60, vorzugsweise über 100°C fixiert wird und die Stränge oder Kabel
während oder nach dem Trocknen auf Temperaturen von 200 bis 350°C erhitzt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kupfer(I)-Ionen enthaltende
Lösung etwa Raumtemperatur aufweist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperaturbehandlung
während oder nach dem Trocknen bei 250 bis 330°C erfolgt.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Fixierung des Kupfergehaltes und die Trocknung bzw. die Trocknung und die anschließende
Temperaturbehandlung oder alle drei Wärmebehandlungen als gemeinsame Verfahrensstufe
durchgeführt werden.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Kupfer(I)-Ionenkonzentration der Behandlungslösung 0,1 bis 50 g/l, vorzugsweise
0,5 bis 30 g/1 beträgt.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Fadenstränge oder -kabel nach der kontinuierlichen Behandlung mit einer Kupfer(I)-Ionen
enthaltenden Lösung und einem weitgehenden Abstreifen und/oder Abquetschen der überschüssigen
Lösung zunächst einer Temperaturbehandlung über 60, vorzugsweise über 100°C unterworfen
werden, um dann weiteren Waschprozessen, dem Präparieren und der Trocknung mit anschließender
thermischer Behandlung unterzogen zu werden.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Kupfer(I)-Ionen enthaltende Lösung kontinuierlich durch Vermischen einer Kupfer(II)-Ionen
enthaltenden Lösung mit einer ein Reduktionsmittel enthaltenden wäßrigen Lösung erzeugt
bzw. aufgefrischt wird, wobei das Reduktionsmittel zumindest im stöchiometrischen
Verhältnis zugegeben werden muß.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß -.als Kupfer(II)-Ionen enthaltende
Lösung eine Lösung von Kupfer(II)-Sulfat in Wasser und als Reduktionsmittel enthaltende
Lösung eine Lösung eines Aldehydsulfoxylats, vorzugsweise des Natriumsalzes der Hydroxymethansulfinsäure,
in Wasser eingesetzt wird.