[0001] Die Erfindung betrifft eine Mikrotiterplatte, bei der sich Randbezirke und Mittelteil
gleichmäßig erwärmen, wenn sie auf eine Unterlage mit höherer Temperatur aufgelegt
wird, so daß kein Temperaturgradient zwischen Reaktionslösungen in Gefäßen am Rand
und solchen im Mittelteil entsteht. Diese Platte hat demnach Eigenschaften, die den
sogenannten Rahmeneffekt (edge effect) herkömmlicher Platten vermeiden.
[0002] Dieser Rahmeneffekt ist als Fehlerquelle im Enzyme Linked Immuno Sorbent Assay (ELISA)
bekannt, wenn dieser auf Mikrotiterplatten ausgeführt wird (Denmark und Chessum, Med.
Lab. Sci. (1978) 35, 227). Die Verfälschung des Testergebnisses besteht in einer Erhöhung
der Farbintensität in den Randvertiefungen der verwendeten Mikrotiterplatten, obwohl
von der Testanlage her ein nahezu gleicher Extinktionswert in allen Vertiefungen zu
erwarten wäre.
[0003] Diese typische Erhöhung der Farbintensität ist nicht mit den allgemein als "Ausreißer"
bezeichneten Einzelabweichungen zu verwechseln, die zufallsverteilt über die Mikrotiterplatte
aufzutreten scheinen. Hier sind Fehler bei der Testdurchführung, der Plattenbeschichtung
oder der Materialqualität der Platte die Ursachen.
[0004] Der Rahmeneffekt dagegen wird durch ein Temperaturgefälle zwischen den Randvertiefungen
und den übrigen Näpfchen der Mikrotiterplatte während der immunologischen Reaktionen
und der Enzymreaktion des ELISA verursacht (Burt et al., J. Immunol. Meth. (1979)
31, 231).
[0005] Bei einer in den Randvertiefungen bis zu 1,60C höheren Temperatur verlaufen dort
temperaturabhängige Reaktionen wie die Antigen-Antikörper-Bindung oder eine Enzymreaktion
schneller als in der übrigen Platte. Dies manifestiert sich in einer erhöhten Farbintensität
der betroffenen Näpfchen im ELISA.
[0006] Der Temperaturgradient zwischen Randvertiefungen und Plattenmitte entsteht durch
die schnellere Erwärmung des Plattenrandes. Dies kann sowohl mit der Auflage der Platte
auf eine gut wärmeleitende Unterlage, beispielsweise dem Metallboden eines Brutschrankes,
als auch mit der Wärmeisolierung der Plattenmitte durch das Luftpolster unter. der
Platte erklärt werden. Je höher die Inkubationstemperaturen und je kürzer die Inkubationszeiten,
desto stärker ist normalerweise der Rahmeneffekt ausgeprägt. Durch Aufeinanderstapeln
der Platten läßt sich der Rahmeneffekt mindern und durch blasenfreies Aufschwimmen
der Mikrotiterplatte in einem Warmwasserbad oder Verwendung geeigneter Heizgebläse
eliminieren.
[0007] Die beiden letztgenannten Möglichkeiten sind jedoch entweder schwierig durchzuführen
oder technisch aufwendig (Oliver et al., J. Immunol. Meth. (1981) 42, 195).
[0008] Die Erfindung hat sich die Aufgabe gestellt, eine Mikrotiterplatte, das heißt eine
Vorrichtung, die im wesentlichen aus einem plattenförmigen Träger mit mehreren Gefäßen
besteht, zu schaffen, die eine zeitlich gleichförmige Temperaturveränderung des Inhalts
aller Gefäße gewährleistet, wenn die Vorrichtung auf eine Unterlage mit einer höheren
Temperatur aufgebracht wird.
[0009] Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß die Entstehung eines Temperaturgradienten
zwischen den Randbezirken und dem Inneren einer Mikrotiterplatte beim Erwärmen durch
eine geeignete Formgebung des Plattenmaterials vermieden werden kann.
[0010] Gegenstand der Erfindung ist, daß die Form einer herkömmlichen Mikrotiterplatte so
verändert wird, daß die Erwärmbarkeit der Randvertiefungen über den Plattenrand stark
reduziert und gleichzeitig die Erwärmbarkeit der übrigen Plattenvertiefungen erhöht
wird. Beide Wärmetransporteffekte wirken in der Weise zusammen, daß der Rahmeneffekt
eliminiert wird.
[0011] Dies wird erfindungsgemäß durch die im folgenden näher beschriebenen oder ähnliche,
wirkungsgleiche Formveränderungen einer herkömmlichen Mikrotiterplatte erreicht, wobei
Figur 1 eine Aufsicht auf eine erfindungsgemäße Platte,
Figur 2 die Ansicht von unten dieser Platte,
Figur 3 eine Seitenansicht dieser Platte und
Figur 4 den Schnitt IV - IV in der Figur 1 zeigt :
a) Der obere Plattenrand (2) der Mikrotiterplatte wird bis auf wenige Verbindungspunkte
(3), die von den gespitzten Enden von Stegen (5) gebildet werden, vom Plattenteil
(1) getrennt, so daß ein umlaufender Durchbruch (4) entsteht;
b) gegebenenfalls sind diese senkrecht zur Plattenoberfläche stehenden Stege (5) so
hoch wie möglich gehalten, ohne die Stapelfähigkeit der Mikrotiterplatte zu beeinträchtigen.
Die Stege können zwischen der ersten und zweiten, dritten und vierten, fünften und
sechsten, siebten und achten, neunten und zehnten sowie elften und zwölften Reihe
der Gefäße (8) angelegt sein, wie in den Figuren 1 und 2 dargestellt. Die Stege (5)
können aber auch senkrecht zu den Gefäßreihen zwischen den Gefäßzeilen A bis H angeordnet
sein;
c) gegebenenfalls werden Aussparungen (6), vorzugsweise kleine Kerben, an der Auflagekante
des unteren Plattenrandes (7) so angebracht, daß sie sich zwischen den Stegen (5)
gegenüberliegen.
Wirkungsweise und Verbesserungen
[0012] Der Durchbruch 4 reduziert die Wärmeübertragung des sich schnell erwärmenden Plattenrandes
auf die Randgefäße.
[0013] Durch die Maßnahmen unter a, b und c wird auch bei übereinandergestapelten Platten
ein schneller Abbau des Luftpolsters unterhalb jeder Platte erzielt(Fallschachtprin-
zip für die kältere Luft). Hierdurch können sich die freistehenden und großflächigen
Stege schneller erwärmen.
[0014] Durch die Maßnahme unter b) geben die erwärmten Stege die Wärme gleichmäßig an die
jeweils benachbarten Gefäße ab, wobei die Erwärmung durch den Steg selbst schneller
als über die Verbindungspunkte mit dem Plattenrand erfolgt. Der Resteinfluß des Plattenrandes
wird durch die Abschrägung des Steges zum Plattenrand hin ausgeglichen.
[0015] Die Summe dieser Maßnahmen eliminiert den Rahmeneffekt.
[0016] Die erfindungsgemäße Mikrotiterplatte ist verwindungsstabil, automatengerecht, stapelbar
und beschriftbar.
[0017] Sie ist besonders für den Gebrauch in Wärmeschränken geeignet.
1. Mikrotiterplatte mit einem aufliegenden Rand und einem mit Gefäßen versehenen Mittelteil,
dadurch gekennzeichnet, daß sie eine gleichmäßige Temperaturveränderung des Inhalts
aller Gefäße gewährleistet, wenn sie auf eine Unterlage mit höherer als der Temperatur
der Platte aufgelegt wird.
2. Mikrotiterplatte, insbesondere nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Rand
und Mittelteil durch einen Durchbruch weitgehend voneinander getrennt und nur an einigen
Stellen miteinander verbunden sind.
3. Mikrotiterplatte, insbesondere nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß an
der Plattenunterseite in einer Richtung verlaufende Stege angeordnet sind.
4. Mikrotiterplatte, insbesondere nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß am
aufliegenden Plattenrand Aussparungen vorhanden sind.
5. Mikrotiterplatte nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Durchbruch zwischen
Rand und Mittelteil so nahe wie möglich an den Gefäßen am Rand angeordnet ist.
6. Mikrotiterplatte nach Anspruch 2 und/oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Durchbruch
zwischen Rand und Mittelteil zu Aussparungen erweitert ist.
7. Mikrotiterplatte nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Gefäße in Reihen
angeordnet sind und zwischen jeweils zwei Reihen ein senkrechter Steg angebracht ist.
8. Mikrotiterplatte nach Anspruch 2 und/oder 3,dadurch gekennzeichnet, daß die Enden
der Stege gespitzt sind und Rand und Mittelteil verbinden.
9. Mikrotiterplatte nach Anspruch 2 und/oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Aussparungen
am Plattenrand sich zwischen den Stegen gegenüberliegen und kerbförmig ausgebildet
sind.