(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Aufbringung eines Graphit und Kunstharz
enthaltenden pulverförmigen Materials auf eine mit einem metallischen Überzug versehene
Kohlenstoff-, insbesondere Graphitelektrode, bei dem die Aufbringung des pulverförmigen
Materials zur Einsparung von Energie und Produktionskosten nicht aus einer wässrigen
Suspension auf eine kalte Elektrodenoberfläche unter Beimischung eines wasserlöslichen
Klebers zwecks Haftung des Überzugs auf der Elektrodenoberfläche erfolgt, sondern
durch Aufbringen des trockenen Pulvergemisches ohne besonderen Klebstoff auf die wenigstens
auf die Schmelztemperatur des Kunstharzes erwärmte Elektrodenoberfläche. Auf dieser
erwärmten Oberfläche schmilzt das Kunstharz und wirkt dadurch als Klebstoff für das
Graphitpulver, härtet aus und bildet somit eine fest haftende, graphithaltige Schutzschicht,
die die Verwendung von metallischen Kontaktbacken zur Stromübertragung auf die Elektrode
im Lichtbogenofen bei der Stahlerzeugung ermöglicht, ohne daß die Kontaktbacken mit
der Elektrodenoberfläche verschweißen.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Aufbringung eines Graphit und Kunstharz
enthaltenden pulverförmigen Materials auf eine mit einem metallischen überzug versehene
Kohlenstoffelektrode, insbesondere Graphitelektrode.
[0002] Zur Verringerung der Oberflächenoxidation von Graphitelektroden und damit zur Herabsetzung
des Seitenverbrauches des heißen Elektrodenstranges sind metallhaltige Schutzüberzüge
entwickelt worden, die beispielsweise aus Karbiden, Siliziden, Oxiden, Metallen oder
Kombinationen solcher Stoffe bestehen und auf die Elektrodenoberfläche durch Aufspritzen
und nachfolgendes Einbrennen mit elektrischen Lichtbogen aufgebracht werden, wodurch
sie mit der Elektrodenoberfläche fest verbunden werden. Um zu vermeiden, daß die metallhaltige
Beschichtung der Elektrodenoberfläche mit den metallischen Kontaktbacken im Betriebszustand
verschweißt und diese dadurch zur Nachführung des Elektrodenstrangs nicht ohne weiteres
mehr von der Elektrodenoberfläche gelöst werden können, ist bekannt (DE-OS 30 28 348)
die Elektrodenoberfläche mit einem graphithaltigen Material zu bedecken, das auf der
metallhaltigen Oberfläche fest haftet und jegliches Verschweißen oder Verschmelzen
zwischen den Backen und der Elektrodenoberfläche verhindert. Das Auftragen des im
Wasser suspendierten bzw. gelösten pulverförmigen Materialgemisches in Form einer
streich- oder spritzfähigen Paste geschieht gewöhnlich in mehreren Stufen, bis die
gewünschte Beschichtungsdicke des graphithaltigen Materials erreicht ist, die beispielsweise
zwischen 0,1 bis 1,0 mm beträgt, wobei zwischen jedem Bestreichungsvorgang das aufgetragene
Material luftgetrocknet wird. Danach wird die luftgetrocknete, graphithaltige gesamte
Materialschicht kurzzeitig auf 150 bis 180°C erhitzt, um das Kunstharz zu kondensieren.
[0003] Dieses bekannte Herstellungsverfahren ist insofern zeit-und kostenaufwendig, als
zunächst eine wässrige Suspension des graphithaltigen Materials hergestellt werden
muß, die bevorzugt schichten- bzw. stufenweise auf die Elektrodenoberfläche aufgetragen
wird und deren einzelne Schichten jeweils getrocknet werden müssen, bevor der nächste
Materialauftrag stattfinden kann. Das Trocknen der einzelnen Materialschichten dient
dabei im wesentlichen' zur Verdampfung des Suspensionsmittels, also des Wassers, und
erfordert entsprechende Wärmeenergien.
[0004] Darüberhinaus geht die Lufttrocknung relativ langsam vor sich, wodurch dieses Beschichtungsverfahren
mit einem erheblichen Zeitaufwand verbunden ist, der die Fertigungsgeschwindigkeit
einer solchen Produktionsanlage ziemlich niedrig hält. Schließlich erfordert die Tatsache,
daß die luftgetrocknete graphithaltige gesamte Materialschicht nach ihrer Herstellung
auf Aushärtungstemperatur des Kunstharzes erhitzt werden muß,einen weiteren Energie-und
Zeitaufwand.
[0005] Die Aufgabe der Erfindung besteht deshalb darin, die bekannte Verfahrensweise zur
Aufbringung eines Graphit und Kunstharz enthaltenden pulverförmigen Materials auf
eine mit einem metallischen überzug versehene Kohlenstoffelektrode, insbesondere Graphitelektrode,
zu vereinfachen und in diesem Zusammenhang erheblich kostensparender und weniger zeitaufwendig
zu gestalten, um dadurch höhere Fertigungsgeschwindigkeiten bei niedrigeren Fertigungskosten
zu erreichen.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Elektrodenoberfläche mindestens
auf die Schmelztemperatur des Kunstharzes erwärmt wird, worauf das pulverförmige Material
im nicht suspendierten Zustand auf die erwärmte Elektrodenoberfläche aufgebracht wird
und dort unter der Einwirkung der von der Elektrodenoberfläche übertragenen Wärme
durch Aufschmelzen und Aushärten zu einer fest haftenden Schutzschicht ausgebildet
wird.
[0007] Durch diese Verfahrensweise wird nicht nur vermieden, daß das pulverförmige Material
zunächst in einer wässrigen Lösung suspendiert werden muß, bevor es auf die Elektrodenoberfläche
aufgestrichen, aufgepinselt oder aufgespritzt werden kann, sondern es entfällt auch
die Notwendigkeit, dem Materialgemisch aus Graphit und Kunstharz einen Kleber zuzusetzen,
der die Aufgabe hat, für eine feste Haftung des pulverförmigen Materials auf der Elektrodenoberfläche
zu sorgen,bevor das Kunstharz durch nachfolgende Erwärmung aufgeschmolzen wird und
aushärtet.
[0008] Erfindungsgemäß wird somit das pulverförmige Material im . "trockenen" Zustand auf
die erhitzte Elektrodenoberfläche aufgebracht, und zwar gemäß einer vorteilhaften
Ausgestaltung des Verfahrens durch Aufstreuen, Aufblasen, Aufsprühen o.dgl. Zu diesem
Zweck wird die Elektrodenoberfläche gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung
des Erfindungsvorschlags, auf eine Temperatur erwärmt, die der Aushärtungstemperatur
des Kunstharzes entspricht, bevor das pulverförmige Material auf sie aufgebracht wird.
Durch diese relativ hohe Oberflächentemperatur der Elektrode, die auch durch eine
noch höhere Temperatur ersetzt werden könnte, wird das Kunstharz geschmolzen und ausgehärtet,
wobei durch die aus der Schmelze rasch entweichenden Gase eine Schutzschicht hoher
Porosität entsteht.
[0009] Wird, gemäß einer anderen vorteilhaften Ausgestaltung des' Erfindungsvorschlags,
die Elektrodenoberfläche vor dem Auftragen des pulverförmigen Materials auf eine Temperatur
erwärmt, die unter der Aushärtungstemperatur des Kunstharzes liegt, dann wird ein
weniger intensives Entweichen von Gasen aus der Kunstharzschmelze bewirkt, wodurch
die Schutzschicht eine geringere Porosität erhält. Um die Aushärtungstemperatur des
Kunstharzes zu erreichen, mußdann die Schutzschicht nachfolgend entsprechend erwärmt
werden. Diese Erwärmung führt jedoch gewöhnlich nicht zu einer weiteren Steigerung
der Porosität Uber das zunächst erzielte Maß hinaus.
[0010] Erfindungsgemäß dient somit auch bei den im obigen erläuterten vorteilhaften Verfahrensvarianten
das Kunstharz selbst als Klebemittel für das Graphitpulver, welches verhindert, daß
das Pulver noch vor dem Aushärten des Kunstharzes von der Elektrodenoberfläche wieder
herabfällt.
[0011] Durch Wahl der Oberflächentemperatur der Elektrode sowie der Auftragsgeschwindigkeit
des pulverförmigen Materials läßt sich in vorteilhafter Weise nicht nur die Beschichtungsdicke
einstellen, sondern auch die Beschaffenheit dieser Schutzschicht hinsichtlich ihrer
Porosität. Die Porosität der Schutzschicht ist insofern für die Brauchbarkeit der
Elektrode für aus Metall, insbesondere Kupfer, bestehende Kontaktbacken von wesentlicher
Bedeutung, als sie mitbestimmt, inwieweit vom Schmelzprozeß im Elektrostahlofen, für
den die Elektrode gerade verwendet wird, herrührende Schmutzteilchen auf dem Schutzüberzug
im Bereich der Anpreßflächen der Kontaktbacken durch den Preßdruck in den Schutzüberzug
hineingepreßt werden können und damit ein Verschweißen zwischen Backen und dem graphithaltigen
Oberzugsmaterial verhindert wird. Eine Schutzschicht relativ hoher Porosität ist in
der Regel duktiler und damit für das Hineinpressen solcher Schmutzteilchen geeigneter
als eine solche geringerer Porosität, wobei mit Schutzüberzugdicken zwischen etwa
0,1 und 2,0 mm gearbeitet wird.
[0012] Für das Graphitpulver wird beispielsweise Ceylon-Graphit oder plättchenförmiger,
feinteiliger Kunstgraphit oder Naturgraphit oder Gemische aus diesen Graphiten mit
einer Teilchengröße kleiner als 1000 um und insbesondere kleiner als 63 um verwendet,
das in trockenem Zustand mit dem pulverförmigen Kunstharz vermischt wird, wobei das
Mischungsverhältnis 700 Teile Graphitpulver zu 100 bis 400, beispielsweise 150 Teile
aushärtbares Kunstharz betragen kann. Dieses Kunstharz kann beispielsweise ein feingemahlenes
Harz auf Phenol-Novolakhexamethylentetramin-Basis sein. Eine solchermaßen mit einer
Schutzschicht versehene Graphitelektrode hat beispielsweise einen Durchmesser von
355 mm und eine Länge von 2000 mm und läßt sich direkt in die aus Kupfer bestehenden
Kontaktbacken eines Lichtbogenschmelzofens zur Stahlerzeugung einsetzen, wobei keinerlei
Verschweißen zwischen der Elektrodenoberfläche und den Kontaktbacken stattfindet.
1. Verfahren zur Aufbringung eines Graphit und Kunstharz enthaltenden pulverförmigen
Materials auf eine mit einem metallischen Oberzug versehene Kohlenstoffelektrode,
insbesondere Graphitelektrode, dadurch gekennzeichnet, daß die Elektrodenoberfläche
mindestens auf die Schmelztemperatur des Kunstharzes erwärmt wird, worauf das pulverförmige
Material im trockenen Zustand auf die erwärmte Elektrodenoberfläche aufgebracht wird
und dort unter der Einwirkung der von der Elektrodenoberfläche übertragenen Wärme
durch Aufschmelzen und Aushärten zu einer fest haftenden Schutzschicht ausgebildet
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Elektrodenoberfläche
auf eine Temperatur erwärmt wird, die der Aushärtungstemperatur des Kunstharzes entspricht,
bevor das pulverförmige Material auf sie aufgebracht wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß die Elektrodenoberfläche
auf eine Temperatur erwärmt wird, die der durch Aufschmelzen und Aushärten des Kunstharzes
entstehenden Schutzschicht eine hohe Porosität verleiht.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß nach dem Aufbringen des
pulverförmigen Materials auf die erwärmte Elektrodenoberfläche das Material auf die
Aushärtungstemperatur des Kunstharzes erwärmt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet , daß mittels Temperatur und
Zeitdauer der Erwärmung des aufgebrachten pulverförmigen Materials die Größe der Porosität
der entstehenden Schutzschicht eingestellt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet , daß das Aufbringen
des pulverförmigen Materials auf die erwärmte Elektrodenoberfläche durch Aufstreuen,
Aufblasen, Aufsprühen oder dgl.. erfolgt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet , daß als Kunstharz
ein Harz auf Phenol-Novolakhexamethylentetramin-Basis verwendet wird.