[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Naßelektrofilter für horizontalen Gasdurchgang
zur Entstaubung von Konverterabgasen.
[0002] Zur Entstaubung von Konverterabgasen wurden in den vergangenen Jahren häufig Wäscher
eingesetzt. Sie bestehen meist aus einer Kühl- und Sättigungsstufe sowie der eigentlichen
Waschstufe. In der ersten Stufe werden die Abgase auf 60 bis 80°C abgekühlt. Sie weist
einen Druckabfall von 200 bis 400 mm WS auf, während für die zweite Stufe ein Druckgefälle
von 1200 bis 1400 mm WS benötigt wird. Die Entstaubungswirkung derartiger Wäscher
ist wegen der Feinheit des Staubes auf etwa 100 mg/Nm
3 begrenzt.
[0003] Im Zuge der Bemühungen um Energieeinsparung und Wiederge- _ winnung der brennbaren
Abgase, werden Wäscher zunehmend als unbefriedigend angesehen. Der verhältnismäßig
hohe Druckverlust erfordert einen erheblichen Aufwand an Gebläseleistung und der erreichte
Reinheitsgrad ist für Gase, die einer weiteren Verwertung zugeführt werden sollen,
nicht ausreichend.
[0004] Für Neuanlagen hat inzwischen das energiesparsame und effiziente Trockenelektrofilter
in Rundbauweise den Wäscher praktisch abgelöst, doch für bestehende Anlagen mit Wäschern
ist eine Umrüstung auf das Trockenelektrofilter aus Platzgründen und wegen des erforderlichen
Betriebsstillstandes meist nicht zu realisieren.
[0005] In diesem Sinne wäre der Ersatz der energieverzehrenden zweiten Waschstufe durch
ein Naßelektrofilter ein erstrebenswerter Kompromiß, bei dem längere Betriebsstillstände
dadurch vermieden werden, als die neue Feinreinigung während des bestehenden Produktionsbetriebes
außerhalb des Stahlwerkes gebaut und erst danach auf die neuen Gaswege umgeschlossen
wird.
[0006] Es sind daher schon Überlegungen angestellt worden, Konverterabgase mittels naßarbeitender
Elektrofilter zu
-reinigen, ohne daß bisher brauchbare Vorschläge bekanntgeworden sind. Wegen der Verpuffungsgefahr
im Gesamtsystem wird das Elektrofiltergehäuse druckstoßfest ausgeführt. Außerdem will
man die Parallelschaltung mehrerer Aggregate vermeiden, weil dadurch die Anlagekosten
unnötig gesteigert würden. Daraus folgt aber, daß sehr große Gasströmungsquerschnitte
vorgesehen werden müssen, um die hohen, in- _termittierend anfallenden Gasmengen wirksam,
d.h. bei Strömungsgeschwindigkeiten zwischen 1 und 1,8 m/s reinigen zu können. Dies
wiederum bedingt großflächige Niederschlagselektroden mit einer Höhe bis zu 10 m oder
mehr, bei denen zur Erzielung einer ausreichenden Steifigkeit bzw. zur Sicherung des
gegenseitigen Abstandes unter Betriebsbedingungen, schon zusätzliche konstruktive
Maßnahmen ergriffen werden müssen.
[0007] Für den vorgesehenen Zweck scheiden aber Niederschlagselektrodenplatten, deren Höhe
- je nach Art des Staubes und der sonstigen Bedingungen 3 bis 5 m überschreiten schon
deswegen aus, weil sie nicht mehr wirksam gespült werden können. Üblicherweise werden
die Konverterabgase vor Eintritt in die Abscheidefelder gesättigt, so daß sich auf
den Niederschlagselektroden zusammen mit dem feuchten Staub auch Kondensat abscheidet.
Da die Konverterabgase intermittierend anfallen, steht in den Blaspausen des Konverters
genügend Zeit zur Verfügung, um die Niederschlagselektroden durch Aufsprühen von Spülflüssigkeit
abzureinigen. Eine Dauerspülung ist deshalb nicht erforderlich. Während der Blasphasen,
d.h. wenn das Elektrofilter mit maximaler Abscheideleistung arbeiten muß, wird die
Spülung abgeschaltet, um das Elektrofilter mit möglichst hoher Spannung betreiben
zu können und eine Beeinträchtigung der Spannungsregelung durch eingesprühte Flüssigkeitströpfchen
zu vermeiden.
[0008] Die Abreinigung der Niederschlagselektroden von den feucht oder gar schlammartig
abgeschiedenen Stäuben durch Aufsprühen von Flüssigkeit mittels außerhalb des elektrischen
Feldes angeordneter Düsen, erfordert nun je nach Art und Konsistenz der Abscheidungen
einerseits eine entsprechende Feinverteilung der Sprühstrahlen und anderereseits eine
bestimmte Mindestenergie der auftreffenden'Flüssigkeits- tropfen. Aus zahlreichen
Versuchen und Erfahrungen an gebauten Naßelektrofiltern ist es bekannt, daß diese
beiden Bedingungen nur dann gleichzeitig erfüllt werden können, wenn die zu reinigende
Fläche nicht zu weit von der Sprühdüse entfernt ist. Der Flüssigkeitsstrahl verliert
nämlich mit zunehmendem Abstand von der Düse immer mehr von seiner kinetischen Energie
und ist nach einer bestimmten Sprühweite für die Abreinigung der Niederschlagselektroden
nicht mehr wirksam genug. Für die maximal zulässige Sprühweite bzw. die daraus resultierende
größtmögliche Plattenhöhe, lassen sich zwar keine festen Werte angeben, weil im Einzelfall
noch andere einschränkende Bedingungen zu berücksichtigen sind, die Grenzen liegen
aber auf jeden Fall bei 3 bis 5 m.
[0009] Für die Entstaubung von Konverterabgasen mittels Naßelektrofilter, sind daher auf
der einen Seite.die Bestrebungen nach möglichst wirtschaftlicher Reinigung in Betracht
zu ziehen und auf der anderen Seite die konstruktiven und funktionsmäßigen Bedingungen
zu erfüllen. Es besteht demnach die Aufgabe, ein Naßelektrofilter für die Entstaubung
von Konverterabgasen zu konzipieren, bei dem die im
Ver- gleich zum Wäscher bessere Reinigung (bei CO-Gasgewinnung bis auf etwa 10 mg/Nm
3) bei wesentlich geringerem Druckverlust realisiert werden kann, das für den gesamten
Abgasstrom und im Hinblick auf die möglichen Verpuffungen druckfest ausgelegt ist
und dessen Niederschlagselektroden mittels eines Spülsystems in den Blaspausen wirksam
von dem abgeschiedenen Gemisch aus Staub und Kondensat abgereinigt werden können.
[0010] Zur Lösung dieser Aufgabe wird ein Naßelektrofilter vorgeschlagen, das gekennzeichnet
ist durch
a) ein kreiszylindrisches Gehäuse, dessen Strömungsquerschnitt mindestens 20 m2 beträgt,
b) ein oder mehrere in Gasströmungsrichtung hintereinander angeordnete und in der
Höhe wenigstens einmal unterteilte Abscheidefelder,
c) deren obere und untere Teile aus quer zur Gasströmungsrichtung äquidistant im Wechsel
angeordneten Sprüh- und Niederschlagselektroden bestehen, ferner durch
d) spezielle Abtragseinrichtungen für die Elektroden sowie der Spüleinrichtungen.
[0011] Weitere vorteilhafte Einzelheiten und Ausgestaltungen des Erfindungsgedankens, ergeben
sich aus den Unteransprüchen 2 bis 6.
[0012] Ferner wird ein Verfahren zum Betreiben des erfindungsgemäßen Naßelektrofilters vorgeschlagen,
das dadurch gekennzeichnet ist, daß die Naßabreinigung durch Sprühen von Flüssigkeitsstrahlen
gegen die Niederschlagselektroden jeweils in den Arbeitspausen des Filters bei eingeschalteter
Hochspannung erfolgt.
[0013] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung werden anhand des in den Figuren
stark vereinfacht dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert:
Figur 1 zeigt einen Querschnitt durch das Naßelektrofilter mit den Niederschlagselektroden.
Figur 2 zeigt einen Längsschnitt durch das Naßelektrofilter mit den Niederschlagselektroden.
Figur 3 zeigt einen Querschnitt durch das Naßelektrofilter mit den Sprühelektroden
und den Niederschlagselektroden.
Figur 4 zeigt einen Querschnitt durch das Naßelektrofilter mit den Niederschlagselektroden
und den Spüleinrichtungen.
Figur 5 zeigt einen vergrößerten Ausschnitt im Bereich der Teilungsebene.
[0014] Gemäß Figur 1 sind in einem kreiszylindrischen Gehäuse 1 plattenförmige Niederschlagselektroden
9 parallel zur Gasströmungsrichtung angeordnet und über Abtragseinrichtungen 13 im
Gehäuse 1 aufgehängt. Die Abscheidefelder sind in der Höhe unterteilt, wobei die oberen
Teile mit 5 und die unteren mit 6 bezeichnet sind. Dementsprechend müssen auch getrennte
Abtragsvorrichtungen 13 vorgesehen werden. Die Niederschlagselektroden 9 des unteren
Teils 6, sind gegenüber den Niederschlagselektroden 9 des oberen Teils 5 um eine halbe
Gassenbreite versetzt angeordnet, worauf im Zusammenhang mit Figur 5 noch näher eingegangen
wird. Außerhalb des. Gehäuses 1 befindet sich ein Teil der Abtragseinrichtungen 4
für die Sprühelektroäen.
[0015] Aus Figur 2 ist ersichtlich, wie die im Gehäuse angeordneten Abscheidefelder 2 und
3 in Gasströmungsrichtung hintereinander angeordnet und in der Höhe unterschiedlich
in obere und untere Teile 5 und 6 unterteilt sind (Teilungsebene 7). Die Gasströmungsrichtung
ist mit einem Pfeil angedeutet. Mit 4 sind wiederum die oberen Teile der Abtragseinrichtung
für die Sprühelektroden bezeichnet.
[0016] Im Querschnitt nach Figur 3 ist ersichtlich, wie die Niederschlagselektroden 9 und
die Sprühelektroden 11 quer zur Gasströmungsrichtung im Wechsel angeordnet sind. Zur
besseren Übersicht sind die Abtragungseinrichtungen für die Niederschlagsleketroden
9 weggelassen worden. Die Abtragungseinrichtungen 4 für die Sprühelektroden 11, bestehen
aus in besonderen Gehäusen über dem eigentlichen Filtergehäuse 1 angeordneten Isolatoren,
an denen Tragstangen befestigt sind, die ihrerseits mit den Tragrahmen für die draht-
oder bandförmigen Sprühelektroden verbunden sind. Einzelheiten sind nicht dargestellt
worden, weil sie zum Stand der Technik gehören. Erwähnt sei nur noch, daß die etwa
halbkreisförmig erscheinenden Bauteile ebenfalls zum Abtragssystem 4 für die Sprühelektroden
11 gehören. Sie sind in Gasströmungsrichtung jeweils vor und hinter den Feldern der
Niederschlagselektroden angeordnet und sorgen für die Abtragung und äquidistante Justierung
der Rahmen für die Sprühelektroden 11.
[0017] In Figur 4 ist die Spüleinrichtung zusammen mit den Niederschlagselektroden 9 dargestellt.
Aus einem Rohr für die Flüssigkeitszufuhr 14, werden die Spülrohre 10 mit Flüssigkeit
versorgt, die unter Druck mittels Sprühdüsen'gegen die Niederschlagselektroden 9 gespritzt
wird. Die Spülrohre 10 für den unteren Teil der Niederschlagselektroden 9 werden gleichzeitig
dazu benutzt, um die unteren Enden der Niederschlagselektroden 9 des oberen Teils
zu justieren. Auf diese Weise ist es möglich, die unumgängliche Unterteilung in der
Höhe ohne großen Platzbedarf zu realisieren und den "feldfreien" Gasströmungsquerschnitt
auf ein Minimum zu begrenzen. In Verbindung mit der versetzten Anordnung der Niederschlagselektroden
9, wird so außerdem für eine optimale Abreinigung gesorgt.
[0018] Die Verhältnisse im Bereich der Teilungsebene zwischen dem oberen und unteren Teil
der Abscheidefelder, sind in Figur 5 noch einmal vergrößert dargestellt. Im Wechsel
mit den Rahmen für die Sprühelektroden 11, sind die Niederschlagselektroden 9 angeordnet
und zwar im unteren Teil um eine halbe Gassenbreite B gegenüber dem oberen Teil versetzt.
Dadurch können die Spülrohre 10 in der gleichen Ebene angeordnet werden wie die oberen
Niederschlagselektroden 9 und gestatten so eine optimale
Anord- nung der Sprühdüsen 12 sowie die bereits erwähnte seitliche Justierung der oberen
Niederschlagselektroden 9.
[0019] Mit dem in den Figuren dargestellten Ausführungsbeispiel, ist eine optimale Ausnutzung
des für die Gasströmung zur Verfügung stehenden Gehäusequerschnitts erreicht, ohne
daß hinsichtlich der notwendigen Abstände des Sprühsystems von den Niederschlagselektroden
und den Einrichtungen für die Zufuhr und das Versprühen der Reinigungsflüssigkeit,
irgendwelche Einschränkungen in Kauf genommen werden müssen. Damit konnte die im Hinblick
auf die Abreinigung der Niederschlagselektroden begrenzte Plattenhöhe einerseits und
der erforderliche große Gasströmungsquerschnitt andererseits in einem druckfesten
Naßelektrofilter konstruktiv realisiert werden. Es steht nunmehr eine Entstaubungseinrichtung
zur Verfügung, die gegenüber Wäschern, eine sehr viel bessere Gasreinigung bei wesentlich
geringerem Energieaufwand ermöglicht.
1. Naßelektrofilter für horizontalen Gasdurchgang zur Entstaubung von Konverterabgasen,
gekennzeichnet durch
a) ein kreiszylindrisches Gehäuse (1), dessen Strömungsquerschnitt mindestens 20 m2 beträgt,
b) ein oder mehrere in Gasströmungsrichtung hintereinander angeordnete und in der
Höhe wenigstens einmal unterteilte Abscheidefelder (2,3),
c) deren obere (5) und untere (6) Teile aus quer zur Gasströmungsrichtung äquidistant
im Wechsel angeor- äneten Sprüh- (11) und Niederschlagselektroden (9) bestehen, ferner
durch
d) Abtragseinrichtungen (4,13) für die Elektroden (9,11) sowie Spüleinrichtungen (10,12,14).
2. Naßelektrofilter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Teilungsebenen
(7) der hintereinander angeordneten Abscheidefelder (2,3) auf verschiedener Höhe liegen.
3. Naßelektrofilter nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die oberen
Teile (5) der Abscheidefelder (2,3) um eine halbe Teilungsbreite (B) versetzt zu den
unteren Teilen (6) der Abscheidefelder (2,3) angeordnet sind. -
4. Naßelektrofilter nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die unteren Enden
(8) der Niederschlagselektroden (9) der oberen Teile (5) der Abscheidefelder (2,3)
mittels der Spülrohre (10) für die unteren Teile (6) der Abscheidefelder (2,3) justiert
sind.
5. Naßelektrofilter nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß
die Abscheidefelder (2,3) aus äquidistant zueinander angeordneten, senkrechten, plattenförmigen,
gasgassenbildenden Niederschlagselektroden (9), jeweils in der Mitte der Gasgassen
angeordneten Sprühelektroden (11) und jeweils oben zwischen den Niederschlagselektroden
(9) angeordneten Spüleinrichtungen (10,12) sowie Einrichtungen zur Abtragung (4,13)
der Niederschlagselektroden (9) und Sprühelektroden (11) und für die Flüssigkeitszufuhr
(14) bestehen.
6. Verfahren zum Betreiben eines Naßelektrofilters nach einem der Ansprüche 1 bis
5, dadurch gekennzeichnet, daß die Naßabreinigung durch Sprühen von Flüssigkeitsstrahlen
gegen die Niederschlagselektroden (9) jeweils in den Arbeitspausen des Filters bei
eingeschalteter Hochspannung erfolgt.