[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines beschichteten textilen
Flächengebildes, insbesondere Gewebes oder Gewirkes, wobei die Beschichtungsgrundware
unter wenigstens teilweiser Verwendung von blasdüsentexturierten synthetischen Filamentgarnen
hergestellt ist.
[0002] Unter "Beschichten" versteht man ganz allgemein das Aufbringen eines Kunststoffes
auf ein textiles Flächengebilde, auch Beschichtungsgrundware oder Trägerbahn genannt,
wobei diese beispielsweise in Form von Geweben, Gewirken, Faservliesen, Spinnvliesen
oder - seltener - Fadengelegen vorliegen kann. Im speziellen versteht man unter "Beschichten"
das Auftragen eines Kunststoffes auf eine Beschichtungsgrundware aus hochfesten Chemiefasern,
mit dem Ziel, einen Verbundwerkstoff herzustellen, den den Anforderungen an Haltbarkeit,
Flexibilität, Oberflächenbeschaffenheit und Farbgebung gerecht werden soll, vgl. auch
LATTA "Coating Industrial Fabrics" in "Industrial Fabric Products Review/ Buyers Gide",
1982, Seite 42 ff.
[0003] Das klassische und heute überwiegend bevorzugte Beschichtungsverfahren für textile
Flächengewebe ist die Verteilung einer Kunststoffpaste, -dispersion oder -lösung mittels
eines Rakelmessers, die sogenannte Streichbeschichtung. Hierbei muß das textile Flächengebilde
bei Verwendung von Filamentgarnen in einer separaten Stufe zunächst einmal einen speziellen
Vor- oder Haftstrich erhalten, der meist Haftvermittler enthält, um die Haftung Grundware
./. Beschichtung zu verbessern und den Schichtaufbau zu erleichtern. Erst dann kanndie
eigentliche Beschichtung erfolgen, gegebenenfalls mehrstufig, da das Verfahren nur
den Aufbau relativ geringer Schichtdicken pro Stufe gestattet. Die Notwendigkeit einer
speziellen Vorstrichstufe ist maschinentechnisch und energetisch aufwendig und führt,
wenn mit dispergierten oder gelösten Kunststoffen gearbeitet wird, zu erheblichen
Umweltbelastungen.
[0004] Anstelle eines Vorstrichs kann die Trägerbahn auch eine die Haftung verbessernde
Imprägnierungs- oder Dip-Vorbehandlung erhalten, bevor sie dem Beschichtungsprozeß,
z.B. durch ein- oder zweiseitiges Aufkaschiererr von Kunststoff-Folien zwischen heißen
Kalanderwalzen unterworfen wird. Auch diese Dip-Vorbehandlung birgt erhebliche Nachteile
in sich, so bedarf sie einer speziellen Behandlungsstufe bei der Garnherstellung,
bei der Gewebeherstellung oder als Gewebeausrüstung, und auch sie stellt eine nicht
unerhebliche Umweltbelastung dar.
[0005] Die sogenannten Schmelzbeschichtungsverfahren, bei denen eine Kunststoffschmelze
auf die Trägerbahn aufgebracht wird, sind gegenüber den Streichbeschichtungsverfahren
auf Basis von Plastisolen, Dispersionen oder Lösungen energiesparender und umweltfreundlicher.
Es wird auf den Aufsatz "Beschichten aus der Schmelze" von M. DOMINIK in KUNSTSTOFFE
71 (1981) 10, Seiten 672 bis 674, verwiesen. Mit der Extrusions- und der Schmelzwalzenbeschichtung
lassen sich praktisch Beschichtungen beliebiger Dicke erreichen, weshalb sie sich
für die Herstellung von schweren Planenstoffen od.dgl. besonders eignen. Als nachteilig
muß es aber auch bei diesen Beschichtungsarten angesehen werden, daß bei den hier
üblicherweise verwendeten dichten Geweben ein energie-und maschinenaufwendiger Vorstrich
oder eine vorgeschaltete Dip-Behandlung erfolgt sein muß, bevor die vorgrundierte
Trägerbahn beschichtet werden kann.
[0006] In jüngerer Zeit sind auch Beschichtungsverfahren bekannt, geworden, bei denen die
Kunststoffe mittels Strahlen vernetzt werden, z.B. durch UV- oder Elektronenstrahlen,
vgl. hierzu die Arbeit von TRIPP/NABLO "ELECTRON PROCESSORS FOR COATED FABRIC MANUFACTURE"
in "Journal
*of COATED FABRICS", Vol. 8 (Oktober 1978), Seiten 144 bis 158, oder die Arbeit von
HOLL in "Industrie-Lackierbetrieb"9/1980 bzw. 10/1980, Seiten 313 - 319 und 362 -
368.
[0007] Auch hier muß - zumindest bei schwereren Waren - eine Vorgrundierung erfolgen, so
daß die sehr hohen energetischen Vorteile dieser Beschichtungsverfahren durch die
Vorbehandlung meist aufgewogen werden.
[0008] Die Nachteile der Dip-Grundierung wurden oben bereits erläutert. Zu den ebenfalls
erläuterten Nachteilen des Vorstrichs kommt noch hinzu, daß dieser Vorstrich wesentlich
empfindlicher auf geringfügige Prozeßparameterschwankungen, die sich unter praxisüblichen
Bedingungen nicht vermeiden lassen, reagiert als der nachfolgende Deckstrich, was
sich in großen Schwankungen bezüglich Haft- und Weiterreißfestigkeit der fertig beschichteten
Ware ausdrückt.
[0009] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, die aufgezeigten Nachteile zu beheben,
insbesondere ein Verfahren zur Herstellung eines beschichteten textilen Flächengebildes
zur Verfügung zu stellen, bei dem die aufwendigen und zum Teil umweltbelastenden Vorbehandlungen,wie
Vorstrich oder Dip-Behandlung, entfallen können und bei dem die umweltfreundlichen
Schmelzbeschichtungsverfahren und die energiemäßig besonders günstigen Strahlenvernetzungsverfahren
ihre Vorteile voll entfalten können.
[0010] Zur Lösung dieser Aufgabe wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß die blasdüsentexturierten
Filamentgarne luftdüsengebauschte Schlingenblasgarne mit frei herausragenden Schlingen
und Bögen unterschiedlicher Größe sind und daß die Beschichtungsgrundware direkt,
d.h. ohne zunächst einer haftungsfördernden Vorbehandlung unterzogen zu werden, einer
Beschichtungsbehandlung unterworfen wird, die entweder einer Schmelzbeschichtung oder
eine Strahlenvernetzungsbeschichtung ist.
[0011] Die Beschichtungsgrundware ist vorzugsweise ein Gewebe oder ein Gewirke, weil diese
beiden Arten eine besonders hohe Weiterreißfestigkeit sicherstellen.
[0012] Die Herstellung von luftdüsengebauschten Schlingenblasgarnen ist hinreichend bekannt.
Ein Filamentgarn wird mit einem Lieferüberschuß von beispielsweise etwa 10 bis 20%
durch eine mit Druckluft betriebene Bauschdüse geführt, wobei die Kapillaren des Garns
zunächst voneinander getrennt werden und sich in Schlingen, Schlaufen, Bogen od.dgl.
legen, dann aber wieder ein gewisser Fadenschluß erreicht wird. Die frei herausragenden
Schlingen, Schlaufen, Bogen od.dgl. verleihen dem Filamentgarn ein fasergarn- ähnliches
Aussehen.
[0013] Eine zur Herstellung der erfindungsgemäß einzusetzenden Schlingenblasgarne geeignete
Vorrichtung ist in "Chemie
- fasern/Textil-Industrie", Oktober 1975, Seiten 929/930 beschrieben.
[0014] Die Filamentgarne können aus den gängigen synthetischen Polymeren gesponnen sein,
wie Polyamid 6 oder Polyamid 66, Polyacrylnitril, Polypropylen, Aramid od.dgl. Vorzugsweise
bestehen sie aus Polyester, insbesondere aus Polyäthylenterephthalat.
[0015] Von den Schmelzbeschichtungsverfahren werden die Extrusionsbeschichtung und die Schmelzwalzenbeschichtung
bevor- zugt. Mit ihnen lassen sich Beschichtungen auch sehr großer Dicken einstufig
durchführen.
[0016] Unter den Strahlenvernetzungsbeschichtungsverfahren wird die Elektronenstrahlenvernetzungsbeschichtung
bevorzugt, weil sie einen minimalen Energiebedarf hat und am wenigsten auf die Beschichtungsgrundware
einwirkt.
[0017] Die erfindungsgemäße Zielsetzung, eine besonders gute Haftung zwischen Beschichtungsträgerbahn
und Beschichtung zu erzielen, läßt sich dann besonders gut erreichen, wenn die zu
beschichtende Grundware zwischen 25 und 500 herausragende Schlingen pro cm
2 zu beschichtender Oberfläche enthält.
[0018] Dies läßt sich insbesondere dadurch erreichen, daß das zu verwendende blasdüsentexturierte
Filamentgarn zwischen 20 und 80 herausragende Schlingen pro lfd. cm Garn aufweist.
Dabei werden die am gesamten Fadenumfang vorhandenen Schlingen mitgezählt.
[0019] Der Kochschrumpf der Filamentgarne der Beschichtungsgrundware, seien es Glattgarne
(z.B. im Schuß) oder Schlingenblasgarne (z.B. in der Kette) soll höchstens 0,7% betragen,
ihr Heißluftschrumpf höchstens 2%.
[0020] Ein typisches Schlingenblasgarn für den erfindungsgemäßen Einsatz besitzt folgende
Eigenschaften:

[0021] Die Trägerbahnen können ausschließlich aus Schlingenblasgarnen hergestellt sein oder
unter deren Mitverwendung, wobei ihr Anteil in der Regel mindestens 50% betragen sollte.
[0022] Die Erfindung wird anhand nachfolgender Beispiele erläutert:
Beispiel 1
[0023] Aus dem oben spezifizierten Polyäthylenterephthalat-Garn wird ein Gewebe in Leinwandbindung
1/1 mit einer Fadendichte von je 8,5 Fäden/cm in Kette und in Schuß hergestellt. Das
Gewebe wird nach dem Schmelzwalzenverfahren mit PVC beschichtet. Das derart beschichtete
Gewebe weist folgende Eigenschaften auf:
Lineare Festigkeit:

Weiterreißfestigkeit:

Haftfestigkeit:

Beispiel 2:
[0024] Das Garn gemäß Beispiel 1 wird, jeweils abwechselnd in Kette und Schuß mit einem
untexturierten Polyäthylenterephthalat-garn 1100 dtex f 210 gemischt (auch dieses
Garn weist ein Dehnungs- und Schrumpfverhalten auf, das für den Beschichtungsvorgang
und für die Endprodukteigenschaften besonders günstig ist, wie das texturierte Garn),
zu einem Gewebe in Leinwandbindung 1/1 verarbeitet. Das Gewebe wird nach dem Schmelzwalzenverfahren
mit chloriertem Polyäthylen beschichtet. Das beschichtete Gewebe weist folgende Eigenschaften
auf:
Lineare Festigkeit:

Weiterreißfestigkeit:

Haftfestigkeit:

[0025] Für viele Zwecke kann es vorteilhaft sein, das das blasdüsentexturierte Filamentgarn
frei herausragende Faserenden aufweist. Dies kann man durch eine Rauhbehandlung der
Schlingenblasgarne erreichen.
1. Verfahren zur Herstellung eines beschichteten textilen Flächengebildes, insbesondere
Gewebes oder Gewirkes, wobei die Beschichtungsgrundware unter wenigstens teilweiser
Verwendung von blasdüsentexturierten synthetischen Filamentgarnen hergestellt ist,
dadurch gekennzeichnet, daß die blasdüsentexturierten Filamentgarne luftdüsengebauschte
Schlingenblasgarne mit frei herausragenden Schlingen und Bögen unterschiedlicher Größe
sind und daß die Beschichtungsgrundware direkt, d.h. ohne zunächst einer haftungsfördernden
Vorbehandlung unterzogen zu werden, einer Beschichtungsbehandlung unterworfen wird,
die entweder eine Schmelzbeschichtung oder eine Strahlenvernetzungsbeschichtung ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Schmelzbeschichtungsverfahren
eine Extrusionsbeschichtung oder eine Schmelzwalzenbeschichtung erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Strahlenvernetzungsbeschichtungsverfahren
eine Elektronenstrahlenvernetzungsbeschichtung erfolgt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die zu
beschichtende Beschichtungsgrundware zwischen 25 und 500 herausragende Schlingen_pro
cm2 zu beschichtender Oberfläche aufweist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das zu
verwendende blasdüsentexturierte Filamentgarn zwischen 20 und 80 herausragende Schlingen
pro laufenden cm Garn aufweist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das zu
verwendende Filamentgarn aus Polyester, vzw. Polyäthylenterephthalat besteht.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Kochschrumpf
der Filamentgarne höchstens 0,7% beträgt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Heißluftschrumpf
der Filamentgarne höchstens 2% beträgt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß das blasdüsentexturierte
Filamentgarn frei herausragende Faserenden aufweist.