[0001] Die Erfindung geht aus von einem Verfahren zur elektrolytischen Erzeugung von Wasserstoffperoxyd
nach der Gattung des Oberbegriffs des Anspruchs 1 und dessen Verwendung nach der Gattung
des Oberbegriffs des Anspruchs 6.
[0002] Wasserstoffperoxyd wird heute entweder nach dem älteren Peroxodischwefelsäure- oder
dem jüngeren Anthrachinon-Verfahren hergestellt. Dabei beträgt der Aufwand allein
an elektrischer Energie im ersten Fall ca. 13000 kWh und im zweiten Fall (bei elektrolytischer
Wasserstofferzeugung) ca. 3000 kWh pro Tonne Wasserstoffperoxyd.
[0003] Wasserstoffperoxyd entsteht unter anderem
auch in elektrolytischen Zellen unter der Voraussetzung, dass Sauerstoff an der Kathodenseite
vorhanden ist und die Kathode aus Kohlenstoff oder sonst einem, die elektrochemische
Reduktion des Sauerstoffs zu H
20
2 begünstigenden Material besteht. Die Reaktionsgleichung lautet:

Bei Brennstoffzellen, wo man bekanntlich eine Reduktion des Sauerstoffs zu Wasser
anstrebt, stellt diese schädliche Reaktion ein besonderes Problem dar.
[0004] Die oben genannte Reaktion ist unter Verwendung von verschiedenen flüssigen Elektrolyten
(z.B. Kalilauge oder Kaliumchloridlösung) schon zur Wasserstoffperoxydgewinnung vorgeschlagen
worden (B.Kastening und W.Faul, Herstellung von Wasserstoffperoxid durch kathodische
Reduktion von Sauerstoff, Chemie Ingenieur Technik 49, 1977, Nr. 11, S. 911). Dieses
Verfahren hat sich jedoch im technisch-industriellen Masstab nicht durchsetzen können,
da das H
20
2 nur in einer Konzentration von ca. 1-3 % in einem wässerigen Elektrolyten anfällt
und von diesem erst abgetrennt werden muss. Bei dieser Abtrennung ergeben sich schwer
zu lösende Probleme. Ausserdem ist der apparative und energetische Aufwand beträchtlich.
[0005] In Anbetracht des verhältnismässig hohen Energiebedarfs der herkömmlichen industriellen
Verfahren und der technologischen Schwierigkeiten bei der Anwendung neuerer Prozesse
unter Verwendung klassischer flüssiger Elektrolyte besteht ein ausgesprochenes Bedürfnis
nach wirtschaftlicheren Produktionsmethoden von Wasserstoffperoxyd, dessen Weltproduktion
im Jahre 1975 die Ziffer von 500 000 t erreichte.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Herstellungsverfahren für Wasserstoffperoxyd
H
20
2 anzugeben, welches bei hoher Wirtschaftlichkeit unter Vermeidung aufwendiger Trennungs-
und Reinigungsverfahren auf einfache Weise ein Erzeugnis liefert, welches in vielen
Fachgebieten möglichst direkt verwendet werden kann.
[0007] Diese Aufgabe wird durch die im kennzeichnenden Teil des Anspruchs 1 angegebenen
Merkmale gelöst.
[0008] Vorzugsweise wird die Aufgabe durch die im Anspruch 5 angegebenen zusätzlichen Merkmale
gelöst.
[0009] Die Erfindung wird anhand der nachfolgenden, durch Figuren erläuterten Ausführungsbeispiele
beschrieben.
[0010] Dabei zeigt:
Fig. 1 den grundsätzlichen Aufbau einer elektrolytischen Zelle im Schnitt (schematisch)
und die beteiligten Prozesse,
Fig. 2 das Funktionsschema einer elektrolytischen Zelle für eine erste Variante des
Verfahrens,
Fig. 3 das Funktionsschema einer elektrolytischen Zelle für eine andere Variante des
Verfahrens,
Fig. 4 das Funktionsschema einer elektrolytischen Zelle für eine eine NaOH-Lösung
verwendende Variante des Verfahrens,
Fig. 5 das Funktionsschema einer elektrolytischen Zelle für eine eine NaCI-Lösung
verwendende Variante des Verfahrens,
Fig. 6 den schematischen Aufbau einer Elektrolyse-Vorrichtung zur Herstellung von
H202 im Schnitt.
[0011] In Fig. 1 ist der grundsätzliche Aufbau einer zur H20
2-Erzeugung geeigneten Zelle im Sehnitt sowie deren Arbeitsweise schematisch dargestellt.
1 ist der auf H
30
+- oder OH--Ionenleitung basierende Feststoffelektrolyt, der vorzugsweise als Ionenaustauschermembran
in Form'einer Folie vorliegt. Dafür wird vorteilhafterweise ein perfluorierter Polymer
mit Sulfosäuren als ionenaustauschende Gruppen verwendet. Da der Feststoffelektrolyt
im Gegensatz zu herkömmlichen Zellen dieser Ausführungsart nicht die Funktion der
Gastrennung übernehmen muss sondern lediglich die Elektroden entgegengesetzter Polarität
zu trennen, d.h. in einem bestimmten minimalen Abstand zur Vermeidung von Kurzschlüssen
festzuhalten hat und ausserdem der Ionenleitung dient, kann diese Folie sehr dünn
sein. Sie darf überdies porös, d.h. gasdurchlässig sein. Als geeignetes Material kann
z.B. ein unter dem Handelsnamen "Nafion" bekanntes Produkt von Du Pont verwendet werden.
Auf dem Feststoffelektrolyten 1 sitzt auf der positiven, durch + markierten Seite
eine als Anode wirkende gasdurchlässige, elektrisch leitende Beschichtung 2, auf der
negativen, durch - markierten Seite eine als Kathode wirkende Beschichtung 3 mit ähnlichen
Eigenschaften. Die als Anode wirkende Beschichtung 2 wird in vorteilhafter Weise als
Elektrokatalysator auf der Basis von Platinmetallen, Platinmetalloxyden oder deren
Mischungen, vorzugsweise als Ir0
2/Ru0
2-Schicht ausgeführt. Im Falle eines OH-leitenden Elektrolyten würde diese Beschichtung
vorzugsweise aus Ni0 bestehen. Die als Kathode wirkende Beschichtung 3 dagegen muss
aus einem Material bestehen, das die Reduktion des 0
2 zu H
20
2 katalytisch begünstigt, wozu vor allem aktivierte, elementaren Kohlenstoff enthaltende
Substanzen (z.B. Kohlepulver) sowie gewisse Metallchelate gehören. 4 stellen die je
auf der Aussenseite der Beschichtungen 2 und 3 angeordneten Stromzuführungen (Stromkollektoren)
dar, welche als wellenförmige durchlöcherte Bleche, Metallgitter oder Metallgewebe
ausgeführt sein können. 5 ist eine Gleichstromquelle mit der Spannung U. In der Fig.
1 sind noch die Strömungsrichtungen des zugeführten H
20 und des abgeführten H
20
2 (als wässerige Lösung) sowie symbolisch des von aussen zusätzlich zugeleiteten 1/2
0
2 in den richtigen stöchiometrischen Verhältnissen eingezeichnet (durch Pfeile angedeutet).
Aus technischen Gründen muss dann allerdings in der Praxis 0
2 in überstöchiometrischer Menge zugeführt werden. Ferner ist auf der positiven Seite
das entstehende 1/2 0
2 und auf der negativen Seite das verbrauchte 1/2 0
2 + 1/2 0
2 sowie im Innern des Feststoffelektrolyten l das durch die Membran wandernde 2H
+ eingezeichnet. Die Elektronenströme 2e sind ebenfalls sowohl auf der Anoden- wie
auf der Kathodenseite durch Pfeile angedeutet.
[0012] Fig. 2 stellt das Funktionsschema einer elektrolytischen Zelle für eine erste Variante
des Herstellungsverfahrens für H
20
2 dar. Die Bezugszeichen 1 bis 4 entsprechen genau denjenigen der Fig. 1. Sowohl der
von aussen zugeleitete Gasstrom 1/2 0
2 wie der auf der Anodenseite entstehende und um den Feststoffelektrolyten 1 herumgeleitete
und der Kathodenseite zugeführte Gasstrom 1/2 0
2 ist durch entsprechende Pfeile eingezeichnet. Die übrigen Symbole ergeben sich analog
zu Fig. 1.
[0013] In Fig. 3 ist das Funktionsschema einer elektrolytischen Zelle für eine zweite Variante
des Herstellungsverfahrens für H
202 dargestellt. Die Bezugszeichen 1 bis 4 entsprechen genau denjenigen der Fig. 1. Der
Feststoffelektrolyt 1 ist hier als gasdurchlässige Membran ausgeführt. Der von aussen
zugeleitete Gasstrom 1/2 0
2 wie auch der auf der Anodenseite entstehende Gasstrom 1/2 0
2 bzw. die beiden, durch den Feststoffelektrolyten 1 hindurchtretenden vereinigten
Gasströme sind im stöchiometrisch richtigen Verhältnis in der Figur eingezeichnet
und mit Pfeilen versehen. Alle übrigen Symbole ergeben sich im gleichen Sinn wie in
Fig. 1 dargestellt.
[0014] Fig. 4 stellt das Funktionsschema einer elektrolytischen Zelle für eine Variante
des Herstellungsverfahrens für H
20
2 dar, bei welcher von einer wässerigen NaOH-Lösung ausgegangen wird. Die Bezugszeichen
l bis 4 entsprechen genau denjenigen der Fig. 1. Sowohl der von aussen zugeleitete
Gasstrom 1/2 0
2 wie der auf der Anodenseite entstehende und um den Feststoffelektrolyten 1 herumgeleitete
und der Kathodenseite zugeführte Gasstrom 1/2 0
2 ist durch entsprechende Pfeile eingezeichnet. Dabei wurde in dieser Darstellung von
einer 2-molaren wässerigen NaOH-Lösung (durch Pfeil 2NaOH und Pfeil H
20 markiert) ausgegangen. Die durch den Festelektrolyten 1 hindurchtretenden Wasser-
und Natriumionenströme sind im für diesen Fall stöchiometrisch richtigen Verhältnis
in der Figur eingezeichnet und mit Pfeilen versehen. Die auf der Kathodenseite entstehende
Lösung von H
20
2 und 2NaOH ist ebenfalls durch Pfeile angedeutet.
[0015] In Fig. 5 ist das Funktionsschema einer elektrolytischen Zelle für eine Variante
des Herstellungsverfahrens für H
20
2 dargestellt, bei welcher von einer wässerigen NaCl-Lösung ausgegangen wird. Die Bezugszeichen
1 bis 4 entsprechen genau denjenigen der Fig. 1. Der Feststoffelektrolyt l ist hier
als gasdichte Ionenaustauschermembran ausgeführt, welche in einer Trennwand 6 ihre
Fortsetzung findet. Anoden- und Kathodenseite sind somit sowohl bezüglich Flüssigkeiten
wie bezüglich Gase vollständig voneinander getrennt. Die auf der Anodenseite zugeleitete
1-molare wässerige Lösung ist durch die Pfeile 2NaCl und 2H
20 dargestellt. Das gleiche gilt für die auf der Kathodenseite entstehende Lösung H
20
2 und 2NaOH. Die durch den Feststoffelektrolyten hindurchtretenden Wasser- und Natriumionenströme
sind ebenfalls durch Pfeile angedeutet. Dasselbe gilt für den auf der Anodenseite
entstehenden und abzuführenden Gasstrom (0
2)+C1
2 und für den auf der Kathodenseite von aussen zuzuleitenden Gasstrom 02.
[0016] Fig. 6 stellt den schematischen Aufbau einer Elektrolyse-Vorrichtung zur Herstellung
von H
20
2 im Schnitt dar. Die den Bezugszeichen 1 bis 4 entsprechenden Bauelemente sind mit
denjenigen der Fig. 1 identisch. 7 ist ein auf einer Grundplatte 8 wasser- und gasdicht
aufgebautes Druckgefäss zur Aufnahme der elektrolytischen Zelle im engeren Sinn.
[0017] Letztere besitzt auf der positiven Seite einen allseitig abgeschlossenen Raum, die
Anodenkammer 9, welche auf ihrer oberen Seite mit einem Ueberlaufstutzen 10 für H
20 und 0
2 versehen ist. Analog befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite des Feststoffelektrolyten
1 ebenfalls ein abgeschlossener Raum, die Kathodenkammer 11, die an ihrer oberen Stirnseite
eine Oeffnung, den Einströmungsstutzen 12 für 0
2 oder das sauerstoffhaltige Gas, z.B. Luft (0
2+N
2) aufweist.
[0018] 13 ist die Wasserzuleitung (Einspeisung), 15 eine Umwälzpumpe für das Wasser. Zur
Regulierung des Wasserspiegels im Druckgefäss 7 ist eine Niveaukontrolle 16 (symbolisch
angedeutet) vorgesehen, welche von einem Regulierventil 14 aus gesteuert ist. 17 ist
die Zuleitung für den Sauerstoff bzw. das sauerstoffhaltige Gas (z.B. Luft), durch
das Symbol (N
2)+0
2 angedeutet. 18 stellt ein Ventil zur Druckkonstanthaltung (p
o) im Druckgefäss 7, 19 die H
202-Ableitung (Entnahme) dar, welche auch das Lösungsmittel H
20 und das überschüssige sauerstoffhaltige Gas (N
2)+0
2 führt. Die Strömungsrichtungen sind jeweils durch Pfeile eingezeichnet.
Funktionsweise:
Siehe Figuren 1 bis 5.
[0019] In der für die Herstellung von Wasserstoffperoxyd bestimmten, im wesentlichen aus
dem Feststoffelektrolyt 1 und den als Elektroden wirkenden Beschichtungen 2 und 3
bestehenden elektrochemischen Zelle soll grundsätzlich Sauerstoff durch naszierenden
Wasserstoff zu H
20
2 reduziert werden. Dabei spielen sich an den Elektroden - ideale Verhältnisse und
vollständiger Stoffumsatz vorausgesetzt - folgende Reaktionen ab:
[0020] Anode: Zerlegung von Wasser:

Kathode: Reduktion von Sauerstoff:

[0021] Es muss also dafür gesorgt werden, dass sich an der Kathode pro Stoffumsatz 1 mol
Sauerstoff befindet. 1/2 0
2 muss daher zusätzlich von aussen der Zelle zugeführt werden, was in Fig. 1 durch
einen schräg nach unt:n weisenden, auf der Kathodenseite eingezeichneten Pfeil symbolisch
angedeutet ist. Die andere Hälfte Sauerstoffmenge entsprechend 1/2 0
2 stammt aus der Elektrolyse von der Anode (senkrecht nach oben weisender Pfeil) und
muss ebenfalls auf irgend eine Weise auf die Kathodenseite gebracht werden.
[0022] Dies kann grundsätzlich - immer ideale Verhätlnisse vorausgesetzt - auf zwei verschiedene
Arten erfolgen:
- Nach Fig. 2 wird die eine Hälfte des Sauerstoffs 1/2 02 direkt von aussen auf die Kathodenseite geleitet. Die andere Hälfte der Sauerstoffmenge,
d.h. der an der Anode gebildete naszierende Sauerstoff 1/2 0 wird um den Feststoffelektrolyten
1 herum ebenfalls auf die Kathodenseite geleitet. Hier wird der insgesamt ver- fügbare Sauerstoff 1/2 02 + 1/2 02 zu H202 reduziert.
- Nach Fig. 3 wird der Anodenseite der Zelle eine Mischung von H20 und 1/2 02 zugeführt. An dieser Seite entsteht zusätzlich der naszierende Sauerstoff 1/2 O2. Beide Anteile des letzteren, d.h. 1/2 02 + 1/2 02 wandern durch den porösen, gasdurchlässigen Feststoffelektrolyten 1 hindurch, indem
die Anodenseite hier unter leichtem Ueberdruck gegenüber der Kathodenseite gehalten
wird. Das Ergebnis ist wiederum 1 mol H202 durch Reduktion des Sauerstoffs auf der Kathodenseite.
[0023] Es soll speziell darauf hingewiesen werden, dass in beiden Fällen reines H
20
2 in wässeriger Lösung, frei von jeglichen weiteren Chemikalien entsteht. Eine Trennung
von irgendwelchen Elektrolysebestandteilen, wie dies bei der Verwendung flüssiger
Elektrolyte der Fall ist, erübrigt sich. Das entstehende Produkt kann in vielen Bereichen
von Haushalt, Gewerbe und Industrie direkt verwendet werden.
[0024] Will man aus irgend einem Grunde nicht eine mehr oder weniger neutrale Lösung von
Wasserstoffperoxyd in Wasser sondern eine basische, beispielsweise eine alkalische
Lösung erzeugen, so kann dies - wie im Falle einer Lösung mit NaOH auf zwei verschiedene
Arten erfolgen:
- Nach Fig. 4 wird der Anodenseite der Zelle statt reinem Wasser eine Mischung von
Wasser und Natriumhydroxyd (Beispiel: 2-molare Lösung von NaOH entsprechend H2O+2NaOH) zugeleitet. Dabei entsteht an der Anode 1/2 02, welches um den Feststoffelektrolyten 1 herum auf die Kathodenseite geleitet wird.
Die positiven Ionen 2Na+ wandern durch den Feststoffelektrolyten 1 hindurch, ebenfalls das H20. Auf der Kathodenseite
wird durch Reaktion des Na+ mit H20 sofort wieder NaOH gebildet. Zur Erzeugung von H202 muss zusätzlich auf die Kathodenseite 1/2 02 von aussen her zugeleitet werden. Praktisch wird man wässerige Lösungen von höchstens
1 mol NaOH verwenden.
Da sowohl auf der Anoden, wie auf der Kathodenseite im wesentlichen nur Sauerstoff
bzw. sauerstoffhaltige Gase 'auftreten, welche als weitere Komponenten keine chemisch
aktiven Bestandteile (z.B. Luft) enthalten, kann dieses Verfahren selbstverständlich
auch mittels eines gasdurchlässigen Feststoffelektrolyten 1 analog Fig. 3 durchgeführt
werden.
- Nach Fig. 5 wird der Anodenseite der Zelle statt reinem Wasser eine Mischung von
Wasser und Natriumchlorid (Beispiel: 1-molare Lösung von NaCl entsprechend 2H20 + 2NaCl) zugeleitet. Dabei entsteht an der Anode C12 und gegebenenfalls (02), welches aus dem Anodenraum entfernt werden muss. Der Feststoffelektrolyt 1 darf
in diesem Fall nicht gasdurchlässig sein und die Kathodenseite muss von der Anodenseite
durch die zusätzliche Trennwand 6 getrennt sein. Auf der Kathodenseite muss in diesem
Fall die volle, zur Bildung von H202 und 2NaOH notwendige Sauerstoffmenge 02 von aussen zugeleitet werden. Praktisch wird man wässerige Lösungen von höchstens
1 mol NaCl verwenden.
[0025] Selbstverständlich sind auch andere Kombinationen der Reaktionen von H
20 und einer Alkalimetallverbindung denkbar, als dies in den Fig. 4 und 5 dargestellt
ist. Die Verhältnisse hängen lediglich von den auf der Entnahmeseite (Kathodenseite)
gewünschten Konzentrationen des H
20
2 und beispielsweise NaOH in H
20 ab.
[0026] Anhand der Funktionsschemata soll nochmals betont werden, dass man nach dem neuen
Verfahren in keiner Weise an irgendwelche flüssige Elektrolyten gebunden ist und völlig
frei von Salzkonzentrationen oder zusätzlichen Basen- oder Säureanteilen arbeiten
kann. In den vorangegangenen Varianten gemäss Fig. 4 und 5 dient die Na-Verbindung
nicht primär als Elektrolyt, obwohl die Na
+-Ionen zur Leitfähigkeit beitragen. Das Beispiel nach Fig. 5 stellt im Grunde genommen
eine Kombination einer elektrolytischen Zelle zur H
20
2-Erzeugung mit einer Chlor/Alkali-Zelle dar.
Ausführungsbeisiel I:
Siehe Fig. 1, 2 und 6!
[0027] Die zur Durchführung des Verfahrens benutzte elektrolytische Zelle wies als Feststoffelektrolyten
1 eine Membran aus einem perfluorierten Polymer mit Sulfosäuren mit der Handelsbezeichnung
"Nafion 120" von Du Pont auf. Diese Nafionfolie war auf der positiven Seite mit einer
als Anode wirkenden gasdurchlässigen Beschichtung 2 aus einem Edelmetallmischoxyd,
in diesem Falle entsprechend der Formel (Ru
0,5 Ir
0,5)O
2 versehen. Die negative Seite trug die als Kathode wirkende gasdurchlässige Beschichtung
3 in Form eines Graphitüberzugs. Die Stromzuführung erfolgte über die Stromkollektoren
4, wobei auf der Anodenseite eine Folie aus porösem gesinterten Titan und auf der
Kathodenseite ein Netz (Drahtgeflecht) aus Nickel Verwendung fand. Die Zelle wurde
durch je einen aus Titan gefertigten,die Anodenkammer 9 und die Kathodenkammer 11
bildenden Rahmen abgeschlossen und zusammengehalten. Für die Zu- und Ableitung der
verschiedenen Arbeitsmedien war in jedem Rahmen auf der unteren wie der oberen Stirnseite
je eine Oeffnung vorgesehen. Insbesondere besass der obere Teil der Anodenkammer 9
einen Ueberlaufstutzen 10 für H
20 und 0
2 und die Kathodenkammer 11 einen Einströmstutzen 12 für 0
2 bzw. 0
2 + N
2* Die Anodenkammer 9 wurde über die Wasserzuleitung 13 (Einspeisung) und das Regulierventil
14 mit vollentsalztem Wasser von 80°C gespeist. Die Kathodenkammer 11 wurde über den
Stutzen 12 mit einem befeuchteten 0
2-Strom von ca. 1 1/h beaufschlagt. Nun wurde eine Gleichstromquelle 5 an die Stromkollektoren
4 der Zelle angeschlossen. Die Spannung U wurde allmählich gesteigert. Bei einer Spannung
von ca. 1 V stieg der Strom an. Bei der Spannung von 1,4 V stellte sich eine Stromdichte
von 10 mA/cm
2 ein. Das durch den Stromfluss durch den Feststoffelektrolyten 1 transportierte Wasser
wurde in der Kathodenkammer 11 aufgefangen und auf seinen H
20
2-Gehalt hin untersucht. Dies geschah mittels einer Entfärbungsreaktion einer Permanganatlösung.
Es kann im allgemeinen mit einer H
20
2-Konzentration von 3 Gew.-% in Wasser gerechnet werden.
Ausführungsbeisiel II:
Siehe Fig. 6:
[0028] Eine gemäss Beispiel I ausgeführte Zelle wurde in ein unten durch eine Grundplatte
8 abgeschlossenes gasdichtes Druckgefäss 7 eingebaut. Die auf den unteren Stirnseiten
der Anodenkammer 9 und der Kathodenkammer 11 angebrachten Oeffnungen wurden durch
die Grundplatte 8 hindurchgeführt und an die Wasserzuleitung 13 bzw. die H
20
2-Ableitung 19 (Entnahme) angeschlossen. Die beiden Stutzen 10 und 12 auf den oberen
Stirnseiten der Kammern 9 und 11 dagegen blieben nach dem nichtbenetzten oberen Raum
des Druckgefässes 7 hin offen. Das Druckgefäss 7 wurde nun durch Einspeisen von Wasser
über die Wasserzuleitung 13 und das Regulierventil 14 bis zur Marke der Niveaukontrolle
16 gefüllt. Hierauf wurde das ganze Druckgefäss 7 sowohl gas- wie wasserseitig unter
einen Druck p von 10 MPa gesetzt. Das Ventil 18 zur Druckkonstanthaltung (p ) sorgte
dabei für die Wahrung dieses Druckes. Es ist selbstverständlich, dass dabei das sauerstoffhaltige,
über die Zuleitung 17 zugeführte Gas (im vorliegenden Fall Druckluft N
2 + 0
2) sowie das über die Zuleitung 13 eingespeiste Wasser ebenfalls mindestens unter diesem
Druck der Vorrichtung zugeführt werden muss. Dann wurde die Vorrichtung durch Anschliessen
einer Stromquelle (vergl. 5 in Fig. 1) an die Stromkollektoren 4 und Einschalten der
Umwälzpumpe 15 in Betrieb genommen. Bei einer Gleichspannung von 1,4 V und einer geregelten
Druckluftzufuhr von 0,5 1/h wurde eine Stromdichte von 100 mA/cm
2 erreicht. Der H
20
2-Gehalt der entnommenen wässerigen Lösung betrug durchschnittlich 3 Gew.-%.
[0029] Die Erfindung ist nicht auf die Ausführungsbeispiele beschränkt. Insbesondere lässt
sich das Verfahren auch mit anderen Ausgangsmaterialien als reinem Wasser und Sauerstoff
bzw. Luft durchführen. Es ist überhaupt weitgehend unabhängig von der Salzkonzentration
der Ausgangslösung. Die Auswahl der entsprechenden Medien, ob mehr oder weniger reines
Wasser, wässerige Salzlösung oder alkalische oder sonstwie basische Lösung wird allein
vom anzustrebenden Endprodukt bzw. dessen Verwendungseignung her bestimmt: Z.B. Leitungswasser
bis Brackwasser von bis 5 g/1 Salzgehalt.
1. Verfahren zur elektrochemischen Erzeugung von Wasserstoffperoxyd H202 aus Wasser oder einer wässerigen Lösung und Sauerstoff in einer elektrolytischen
Zelle, dadurch gekennzeichnet, dass als Elektrolyt ein H3O+-oder OH -leitender Feststoffelektrolyt (1) verwendet wird, dass als Elektroden poröse,
gasdurchlässige, elektrisch leitende Beschichtungen (2, 3) verwendet werden, und dass
dem Feststoffelektrolyten (1) eine wässerige, von der Kationenkonzentration weitgehend
unabhängige Lösung sowie ein sauerstoffhaltiges Gas oder reiner Sauerstoff zugeführt
und auf der Kathodenseite das erzeugte H202 abgeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die dem Feststoffelektrolyten
(1) zugeführte wässerige Lösung frei von höherwertigen Kationen wie Erdalkalien ist
und einem nicht vollentsalzten Leitungswasser mit einem Salzgehalt von 5 g/1 entspricht.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass dem Feststoffelektrolyten
(1) als wässerige Lösung reines vollentsalztes Wasser zugeführt wird und dass auf
der Kathodenseite das erzeugte H202 als reine wässerige, von Säuren, Basen und Salzen weitgehend freie Lösung abgeführt
wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die dem Feststoffelektrolyten
(1) zugeführte wässerige Lösung bis zu höchstens 1 mol NaOH enthält und dass auf der
Kathodenseite das erzeugte H O2 als wässerige, basische NaOH-haltige Lösung ahgeführt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als Feststoffelektrolyt
(1) eine Ionenaustauschermembran in Form einer Polymerfolie vom Typ perfluorierter
Polymer mit Sulfosäuren verwendet wird, welche auf der einen Seite eine als Anode
wirkende gasdurchlässige Beschichtung (2) aus einem Elektrokatalysator auf der Basis
von Ir02/Ru02 und auf der anderen Seite eine als Kathode wirkende gasdurchlässige Beschichtung
(3) auf der Basis von Kohlepulver trägt und dass als Stromzuführung mindestens auf
der Kathodenseite ein gitter-oder gewebeartiger Stromkollektor (4) vorgesehen ist.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass sowohl der von aussen zugeführte
Sauerstoff wie der an der Anode erzeugte Sauerstoff in unmittelbarer Nähe der Kathode
unter weitgehender Umgehung des Feststoffelektrolyten (1) zugeleitet wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als Feststoffelektrolyt
(1) eine poröse, gasdurchlässige Ionenaustauschermembran verwendet wird, und dass
der von aussen zugeführte Sauerstoff zusammen mit dem Wasser auf der Anodenseite der
Zelle eingeleitet und mit dem an der Anode erzeugten Sauerstoff unter Ueberdruck durch
den porösen Feststoffelektrolyten (1) hindurch auf die Kathodenseite hinübergeleitet
wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die dem Feststoffelektrolyten
(1) zugeführte wässerige Lösung bis höchstens 1 mol NaCl enthält, dass als Feststoffelektrolyt
(1) eine gasdichte Ionenaustauschermembran verwendet wird, welche sich in eine Trennwand
(6) fortsetzt, und dass auf der Kathodenseite das erzeugte H202 als wässerige, basische, NaOH-haltige Lösung abgeführt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Wasser über eine Wasserzuleitung
(19) der sich in einem unter dem Druck p0 stehenden Druckgefäss (7) mit abschliessender Grundplatte (8) befindlichen, aus einem
Feststoffelektrolyten (1), gasdurchlässigen Beschichtungen (2, 3) und Stromkollektoren
(4) bestehenden und eine Anodenkammer (9) mit einem Ueberlaufstutzen (10) für Wasser
und Sauerstoff sowie eine Kathodenkammer (11) mit einem Einströmungsstutzen (12) für
Sauerstoff oder ein sauerstoffhaltiges Gas aufweisenden elektrolytischen Zelle auf
der Seite der Anodenkammer (9) zugeführt und mittels einer Umwälzpumpe (15) in dauernder
Zirkulation gehalten wird, dass der von aussen zugeführte Sauerstoff oder das sauerstoffhaltige
Gas über eine Zuleitung (17) in den benetzten oder den nicht benetzten inneren Raum
des Druckgefässes (7) eingeleitet wird und dass der in der Anodenkammer (9) erzeugte
Sauerstoff über den Ueberlaufstutzen (10) in den oberen,nicht benetzten Raum des Druckgefässes
(7) eingeleitet wird und dass der gesamte Sauerstoff über diesen besagten nicht benetzten
Raum in die Kathodenkammer (11) der Zelle gedrückt wird, wobei auf der Anoden- und
der Kathodenseite der gleiche Druck aufrechterhalten wird, und dass ferner der Wasserspiegel
im Druckgefäss (7) über eine ein Regulierventil (14) in der Wasserzuleitung (13) steuernden
Niveaukontrolle (16) in beliebig engen Grenzen gehalten wird, und dass der Zelle schliesslich
als Erzeugnis eine wässerige Lösung von Wasserstoffperoxyd, welche noch Anteile von
Sauerstoff und/oder Luftstickstoff enthalten kann, über eine mit einem Ventil (18)
zur Druckkonstanthaltung versehene Ableitung (19) entnommen wird.
10. Verwendung der nach dem Verfahren gemäss Anspruch 1 erzeugten wässerigen H202-Lösung zur direkten Entkeimung und Wasseraufbereitung und zum direkten Bleichen,
sowohl allein als auch in Verbindung mit Ultraviolett-Strahlung.