[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Papier oder
dergleichen Werkstoffen wie Pappe oder auch fettdichtem Papier.
[0002] Papier ist definiert als ein flächiger, im wesentlichen aus Fasern vorwiegend pflanzlicher
Herkunft bestehendem Werkstoff, der durch die Entwässerung einer Aufschlämmung derartiger
Fasern, dem sog. Faserstoff, auf einem Sieb gebildet wird. Dabei entsteht ein Faserfilz,
der anschließend verdichtet und getrocknet wird. Die Papierherstellung gliedert sich
in Stoffaufbereitung, Papiermaschinenarbeit und Ausrüstung. Papier und Pappe unterscheiden
sich definitionsgemäß im m
2-Gewicht und in der Dicke. Papier und dergleichen Werkstoffe werden nicht . nur als
Schriftträger, sondern auch in großem Umfang, insbesondere in Form von maschinenausgerüsteten
oder nachbehandelten Papieren wie fettdichten Papieren, Packpapieren und Pappe als
Verpackungsmaterial gebraucht.
[0003] Als pflanzliche Faserstoffe zur Herstellung von Papiere werden neben von Druckerschwärze
befreitem Altpapier vorzugsweise ungebleichte oder gebleichte Sulfat- und Sulfitzellulosen
von Laub- und Nadelhölzern sowie Einjahrespflanzen verwendet, dazu Holzschliff (vorwiegend
aus Fichtenholz), in geringem Umfang auch Linters. Für spezielle Zwecke setzt man
auch verschiedene synthetische Fasern aus Polymerverbindungen und mineralische Fasern
ein.
[0004] In der Stoffaufbereitung werden die verschiedenen Faserstoffe, die bei der Herstellung
einer bestimmten Papiersorte zum Einsatz kommen, im Pulper (Stofflöser) in Wasser
suspendiert und mit
Mahlmaschinen kontinuierlich für längere Zeit gemahlen, um die Fasern zu kürzen, zu
fibrillieren und zu hydratisieren und dabei den für die Papierherstellung wesentlichen
Feinstoff, der ca. 30 - 55 Gewichts-% des gesamten Faserstoffes ausmachen kann, zu
bilden. Die Stoffsuspensionen gelangen dann über Vorratsbütten im bestimmten Mischungsverhältnis
in eine Maschinenbütte, in der der eigentliche Papierbrei gemischt wird. Hier erfolgt
auch die Zugabe von Papierhilfsmitteln wie Füllstoffen, Farbstoffen, Harzleim, Alaun
usw. in Abhängigkeit von der zu fertigenden Papiersorte. Das Füllen ermöglicht eine
Ersparnis an Fasermaterial und damit auch an Stoffkosten. Das Papier wird dadurch
weißer, undurchsichtiger und glatter. Als Füllstoffe werden anorganische, feinste,
möglichst eisenfreie, weiße Pulver verwendet z.B. aus Bariumsulfat, Bariumcarbonat,
Gips, Magnesiumcarbonat, Kaolin, Tonerde, Talk und meist Kieselgur. Die sehr oft kolloidalen
Teilchen der beigemischten Füllstoffe füllen die Poren bzw. Hohlräume zwischen den
Fasern gleichmäßig aus und es entsteht so eine geschlossenere, glattere Oberfläche.
Die Füllstoffe erreichen bis zu 30% des Papiergewichtes, jedoch sind die Papiere auffallend
schwer und beim Verbrennen und Ausglühen hinterbleiben große Mengen einer grauweißen
Asche.
[0005] Die bisherigen Verfahren zur Herstellung von Papieren oder dergleichen Werkstoffen
haben schwerwiegende, erst in den letzten Jahren erkannte Nachteile. Im Hinblick darauf,
daß der Hauptpapierrohstoff trotz der Wiedergewinnung von Zellulose aus Altpapier
Laub- und Nadelhölzer sind, das Wachstum der hierbei eingesetzten Bäume dem Bedarf
an Papier und Pappe und damit an den als Rohmaterial eingesetzten Baumstämmen in vielen
Produktionsgebieten der Welt schon nicht mehr nachkommt, gehen immer mehr Wälder verloren,
was weitreichende ökologische Konsequenzen hat. Dazu ist der langwierige Mahlvorgang,
wie er zur Herstellung der zum Kürzen, Fibrillieren und Hydratisieren der Zellstoffasern
in dem zur Herstellung von Papier oder Pappe notwendigen Umfang erforderlich ist,
sehr energieverbrauchend, so daß die zur Herstellung einer bestimmten Menge Papier
oder Pappe notwendige Energie einen insbesondere seit der 1973 einsetzenden rapiden
Verteuerung fossiler Brennstoffe ganz beträchtlichen Kostenfaktor bei der Papierherstellung
darstellt, der naturgemäß auch auf die Kosten zur Herstellung von nachbehandelten
wie fettdichten Papieren durchschlägt.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein neues Verfahren zur Herstellung von
Papier oder dergleichen Werkstoffen zu schaffen, das es ermöglicht, den im allgemeinen
verwendeten Zellstoff als Rohmaterial in beträchtlichem Umfang zu ersetzen und so
mit zum Erhalt der für ein gesundes Ökologiegleichgewicht notwendigen Laub- und/oder
Nadelholzwälder beizutragen und damit im Hinblick auf die verminderte Menge des zu
mahlenden Rohzellstoffes die Kosten des\hergestellten Papiers oder dergleichen Werkstoffes,
insbesondere durch Verminderung des Kostenaufwandes für das Mahlen der Rohzellstoffsuspension,
beizutragen unter weitgehendem Erhalt der vorteilhaften Eigenschaften heutiger Papierqualitäten.
[0007] Die vorliegende Erfindung betrifft somit eine ökonomische wie ökologische Verbesserung
in bezug auf die einzusetzenden Rohmaterialien und eine verfahrenstechnische Verbesserung
in der Stoffaufbereitungsstufe.
[0008] Das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung von Papier oder dergleichen Werkstoffe
durch Suspendieren der Faserstoffe, wie sie bei der Herstellung der verschiedenen
Papiersorten zum Einsatz kommen, im Pulper, Mahlen der Pulpe zum Kürzen, Fibrillieren
und Hydratisieren der Fasern in dem für den jeweilig herzustellenden Werkstoff notwendigen
Umfang, gegebenenfalls Mischen des erhaltenen Faserbreis mit für die jeweilige Papier-
oder dergleichen Werkstoffsorte üblichen Papierhilfsmitteln, Farb- und/oder Leimstoffen,
Aufgabe des so erhaltenen Faserbreis, gegebenenfalls nach Passieren von Sand- und
Knotenfängern, auf ein Sieb mit geeigneter Entwässerungs- bzw. Filter-Charakteristik
und, gegebenenfalls nach anschließendem Verdichten, Trocknen des so erhaltenen Faserfilzes,
ist dadurch gekennzeichnet, daß man 10 --35-Gew.-% des atro-Zellstoffmaterials durch
unverkleisterte Stärke ersetzt.
[0009] Das atro-Zellstoffmaterial ist dabei das getrocknete Gesamtzellstoffmaterial.
[0010] Unter unverkleisterter Stärke werden sowohl native unverkleisterte Stärkeprodukte
wie in bekannter Weise mittels handelsüblicher Urecoll-Vernetzer auf Basis Harnstoff-MelaminFormaldehyd
oder durch Epichlorhydrin usw. teilvernetzte unverkleisterte Stärkeprodukte verstanden.
Die oberflächliche Vernetzung von Stärkekörnern wird auch als Inhibierung bezeichnet,
weil eine solche Behandlung die Verkleisterungstemperatur für das jeweilige Stärkeprodukt
erhöht und insofern Quellung wie Viskosität von Stärkesuspensionen bzw. -lösungen
oder deren Stabilität gegen chemische wie mechanische Beanspruchung beeinflußt. Auch
inhibierte kationisierte unverkleisterte Stärkeprodukte sind verwendbar. Inhibierte
oder inhibierte kationisierte unverkleisterte Stärkeprodukte sind im Handel erhältlich
oder können selbst in üblicher Weise durch Zusatz von Vernetzungsmitteln zu einer
Stärkesuspension bei optimalem pH-Wert und angemessener Temperatur unter Umpumpen
hergestellt werden. Außer den vorstehend genannten Vernetzern kommen hierfür in Frage:
Phosphoroxychlorid, Natriumtrimetaphosphat, Äthylen- oder Propylenoxid, Aldehyde und
Dialdehyde, Vinylsulfon, Diepoxide oder Hexamethylendiisocyanat, wobei schon geringe
Mengen dieser Vernetzerprodukte genügen (vgl. R. Kuniak und R.H. Marchessault, Stärke
24 (1972) S. 110 ff.)
. Getrocknete Stärke vernetzt man am besten durch Epichlorhydrin in Dampfform (vgl:
z.B. US-PS 2 929 811). In jedem Fall verteuert sich die Stärke dabei nur unwesentlich.
[0011] Als besonders geeignet für den Einsatz bei der Papierherstellung hat sich Mais-,
Reis- und Weizenstärke in unverkleistertem Zustand, jeweils allein oder im Gemisch
untereinander erwiesen, weshalb diese Stärkeprodukte im erfindungsgemäßen Verfahren
bevorzugt einsetzt werden. Kartoffelstärke kann jedoch ebenfalls eingesetzt werden.
[0012] Tunlichst setzt man in dem erfindungsgemäßen Verfahren eine Stärke mit möglichst
hoher Verkleisterungstemperatur ein, wie z.B. Reisstärke (Verkleisterungstemperatur:
71 - 78°C). Am leichtesten quillt Weizenstärke (59,5 - 65,6
oC), gefolgt von Kartoffelstärke (Verkleisterungstemperatur: 61 - 70°C) und Maisstärke
(65,5 - 74
oC).Bei mittelstarken Papieren ist deshalb der Maisstärke der Vorzug zu geben.
[0013] Die vorstehend genannten Verkleisterungstemperaturen setzen Wasser im Überschuß voraus,
was für die trocknende Papierbahn jedoch nicht zutrifft.
[0014] Die für eine bestimmte Fabrikation zu treffende Auswahl der einzusetzenden Stärke
richtet sich nach der Dicke der zu produzierenden Papiere, da die Stärkekörner tunlichst
einen deutlich kleineren Durchmesser besitzen sollten als die Dicke des herzustellenden
Papiers oder dergleichen Werkstoff. Wird diese Bedingung nicht erfüllt, könnten hinreichend
große Stärkekörner das Papiervlies von der Ober- bis Unterseite des Papierblattes
durchdringen und infolge Verdrängung opazitätsfördernder Stoffkomponenten wie z.B.
anorganische Füllstoffe, Luft, Schliffasern, Harzleim oder Alaun usw. nach der Trocknung
auffällige lichtdurchlässige Stellen erzeugen, die in der Papiermachersprache als
"Fischaugen" bezeichnet werden und qualitätsmindernd wirken. Nach allem empfiehlt
sich für den Einsatz bei feinen Papieren die Reisstärke (Kornverteilung 2 - 12 my)
oder aber fraktionierte Weizenstärke (Teilchengrößenfraktion 2 - 10 my) bzw. Buchweizen-
oder Haferstärke, während mittelstarke Produkte auch mit Maisstärke (Kornverteilung:
10 - 25 my) bzw. unfraktionierter Weizenstärke (Kornverteilung: 2 - 40 my) versetzt
werden können. Grobe Papiere oder aber Kartone und Pappen vertragen den Ersatz von
Zellulosefasern auch durch Kartoffelstärke (Kornverteilung:
20 - 150 my).
[0015] Die Zugabe der unverkleisterten Stärke zu der wässrigen Zellstoffsuspension kann
an jeder beliebigen Stelle der Stoffaufbereitungsstufe vor Aufgabe der Suspension
auf das Sieb erfolgen. Es muß jedoch eine möglichst homogene Vermischung der Zellstoffasern
mit den Stärketeilchen gewährleistet werden.
[0016] Die Frage, ob man dem Stoff native Stärke zusetzt, oder aber eine solche,Stärke verwendet,
die unverkleistert an ihrer Kornoberfläche vorher teilvernetzt wurde, richtet sich
nach den Trocknungsbedingungen der jeweiligen Papiermaschinen. Letztere müssen so
gestaltet sein, daß das gegebene Temperaturprodil der laufenden Papierbahn in Verbindung
mit der noch vorhandenen Restfeuchtigkeit die Verkleisterung gerade noch verhindert,
wobei eine partielle Gelatinisierung manchmal von Vorteil sein kann. In der betrieblichen
Praxis legt man deshalb die Trockenpartie tunlichst so aus, daß den genannten Gesichtspunkten
Rechnung getragen wird.
[0017] Die Verwendung von Stärke bei der Herstellung von Papier ist schon seit langem bekannt,
jedoch nur wurde Stärke stets in geringen Mengen z.B. bis zu maximal 5 Gew.-% bei
speziellen Zeichenpapieren, sonst in noch geringeren Mengen und im allgemeinen in
verkleistertem Zustand zugesetzt. So wird Stärke zur sogenannten Stoffleimung eingesetzt,
wobei die Stärke schon im Holländer selbst, also in der Verarbeitungsstufe zugesetzt
wird. Bisher war man jedoch der Auffassung, da
ß der durch Zusatz von Rohstärke zu erzielende Effekt sehr begrenzt ist, weil die Stärkekörner
im Papier als ungequollene Partikel verbleiben und so fast ausschließlich als Füllstoffe
wirken und bei der nichtverkleisterten Stärke nur wenig polare Gruppen für eine Bindung
von Zellulosefaser-Stärke-Zellulosefaser verfügbar sind (vgl. H. Roederer, Verwendung
von Stärke in der Papierindustrie, Das Papier 10 (1956) S. 78). Vielfach wurde angenommen,
daß wenigstens ein Teil der unverkleisterten Stärke in der Trockenpartie verkleistert
wird, was jedoch durch spätere Befunde widerlegt wurde, wonach das auf den letzten
Heizzylindern noch vorhandene Wasser nicht mehr ausreicht, um die Stärke aufzuquellen.
Hinzu kommt, daß die zur Bildung der zur Papierherstellung notwendigen Feinstofffraktion
aus kleinen und kleinsten Partikeln der Rohzellulose im Vergleich zur Herstellung
von stärkefreiem Papier stark vermindert ist. Im Hinblick hierauf ist es überraschend,
daß die physikalischen Parameter des nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten
Papiers wie Reißfestigkeit usw. nur in einem solche geringfügigen Umfang vermindert
werden, daß trotzdem brauchbare Papiere und dergleichen Werkstoffe erhalten werden.
[0018] Einen besonders überraschenden Befund liefert das erfindungsgemäße Verfahren bei
Zusätzen von hochmolekularen Polyolen wie Galaktomannen oder ganz besonders bevorzugt
Polyvinylalkoholen, die in Form wässriger Zusätze dem Faserbrei vor der Aufgabe desselben
auf das Sieb zugesetzt werden. Das bevorzugte Polyol Polyvinylalkohol wird dem Faserbrei
in Höhe von 5 bis 10 Gew.-%, bezogen auf luftgetrocknete Stärke (lutro-Stärke) zugesetzt.
Dabei zeigt sich, daß trotz Zusatz von 19 Gew.-% Stärke, bezogen auf das Gewicht des
atro-Zellstoffs, die Reißfestigkeit des daraus hergestellten Papieres mit der eines
Prüfblattes ohne Stärkezusatz fast identisch war, weshalb der Zusatz von Polyvinylalkohol
zu dem Papierbrei in der Verarbeitungsstufe vor Aufgabe auf das Sieb in der angegebenen
Menge bevorzugt ist. Zusätzlich zu dem weitgehenden Erhalt der Reißfestigkeit verbessert
sich gleichzeitig die Fettdichtigkeit des Papieres, so daß auf die nachträgliche Applizierung
eines Polyvinylalkohol-Films am Ende der Trockenpartie mittels einer Leimpresse zur
Herstellung eines fettdichten Papieres verzichtet werden konnte.
Beispiel 1
[0019] In einem Labor-Turbo-Pulper der Firma Obkirchen, 7512 Rheinstetten, mit einem Fassungsvermögen
von ca. 10 Liter wurden 6,755 1 Wasser gegeben, 245 g atro-Zellstoff von Hand in kleine
Stücke zerrissen, über Nacht geweicht und am nächsten Tag darin für ca. 30 Min. zerfasert,
indem in dem Pulper zwei auf einer Achse montierte Scheiben mit einem Durchmesser
von ca. 15 cm, bewehrt mit je vier Schaufeln von je ca. 3 cm Breite und ca. 1,5 cm
Tiefe, mit einer Umdrehungsgeschwindigkeit von 2800 U/min betrieben wurden. Nach Beendigung
der Zellstoffsuspendierung wurde der ca. 7 Liter Gesamtvolumen messende Inhalt in
eine Kunststoffwanne geschüttet, wobei jedoch die im Pulper in mechanischen Fallen
verbliebenen Zellstoffreste (ca. 5 g in Form von Knoten, verharzten Fasern use.) verworfen
wurden.
[0020] Die in der Wanne aufgegangenen ca. 7 Liter einer 3,5%igen Zellstoffasersuspension
wurden sodann in einen Laborholländer (der Firma Karl Frank, Mannheim-Weinheim, Typ
Rieth, Baujahr 1955) überführt und etwa 3 Stunden bis zur Erreichung eines Mahlgrades
von maximal 66° SR fibrilliert. Die
Mahlgradbe- stimmung nach Schopper-Riegler erfolgte mittels eines Frankgerätes nach
Merkblatt V/7/61 des Vereins "Zellcheming", beziehbar über dessen Archiv in 6100 Darmstadt,
Alexanderstr. 24. Der Inhalt des Holländers wurde sodann mittels Schöpfkellen in einen
Eimer entleert. Davon wurden 500 ml Faserbrei in ein Stoffsuspendierwerk mit einem
Fassungsvermögen von ca. 12 Liter gegeben, welches 5 1 Wasser enthielt. Das
Stoffsus- pendierwerk enthielt somit in den 5,5 1 Flüssigkeit insgesamt 17,5 g atr.o-Zellstoff.
6,126 g Reisstärke (Qualität DUFENA P 487, kationisiert, dann mit Epichlorhydrin inhibiert,
Produkt der Firma Hoffmann`s Reisstärkefabriken, Bad Salzuflen) entsprechend einem
35%igem Zusatz von lutro-Stärke auf atro-Zellstoff wurden in ca. 300 ccm Wasser aufgeschlämmt
und diese Stärke-Suspension sodann ebenfalls in das Stoffsuspendierwerk überführt,
das während der Stoffzusammenstellung mit 150 U/min rotierte. Schließlich wurde noch
eine Lösung von 6,67 g Alaun in 60 ml Wasser eingerührt. Nach der Zugabe des Alauns
betrug der pH-Wert der erhaltenen Pulpe ca. 4,5 bis 4,6, nachdem man bis zu einem
Gesamtvolumen von 8 Liter aufgefüllt hatte.
[0021] Dem Stoffvorrat im Verteilergerät entnahm man zur Blattbildung 1000 ml, die in eine
"Rapid-Köthen"-Vorrichtung überführte. Die Papierblattbildung erfolgte nach Merkblatt
V/8/76, Verein Zellcheming. Das gebildete Faservlies wurde mittels eines runden Gautschkartons
in den Trockner überführt, nachdem man zuvor noch ein genormtes Deckblatt (Lieferniil
Firma Frank, Mannheim) aufgelegt hatte und trocknete für etwa 6 Minuten bei 90°C und
50 Torr Restdruck. Die Temperatureinstellung des Trockners erfolgte mit heißem Wasser
von ca. 95°C aus einem zum Trockner gehörenden, elektrisch beheizten Reservoir.
[0022] Anschließend erfolgte die Feststellung des Blattgewichts bzw. Flächengewichts nach
Merkblatt V/11/57. Nach Konditionierung des erhaltenen Papierblattes bei Normklima
(50 % relative Luftfeuchtigkeit bei 23 C) wurden Reißlänge, Berstdruck und Dehnung
ermittelt. Die Reißlänge betrug 6000 m, verglichen mit 7600 m ohne Stärkezusatz, entsprechend
einem Festigkeitsverlust von 21%.
Beispiel 2
[0023] Beispiel 1 wurde wiederholt, wobei anstatt eines auf 65
0SR aus gemahlenem Zellstoff ein solcher mit 43°SR eingesetzt wurde.
[0024] Die Reißlänge des erhaltenen Papiers betrug 5400 m, entsprechend einem Festigkeitsverlust
von relativ 29%.
Beispiel 3
[0025] Beispiel 1 wurde wiederholt, jedoch erfolgten anstatt eines 35%igen Zusatzes von
inhibierter Reisstärke ein solcher von 19% Weizenstärke (Lieferant: Crespel & Deiters,
Ibbenbüren), die nach der Zugabe zum Suspendiergerät mit 1,9% Polyvinylalkohol, bezogen
auf lutro-Stärke, versetzt wurde; der Polyvinylalkohol lag dabei als 10 Gew.-%ige
Lösung vor.
[0026] In diesem Fall verminderte sich die Reißlänge nur von 7350 auf 7150 m, also nur um
relativ 2,8%, blieb also de facto konstant. Demgegenüber ermäßigte sich der Berstdruck
von
73 kp/
cm2 ohne
Stä
rkezu
satz auf 62,5 kg/cm2, d.h. um relativ 14,4%.
Beispiel 4
[0027] Auf einer-Kämmerer-Versuchspapiermaschine, Baujahr 1953, mit 3 m/min Abzug und Trockentrommeltemperaturen
bis zu 130°C wird im Laborholländer eine auf 3
0 - 35° SR gemahlene Mischung aus 5o % Fichtensulfatzellstoff mit solchen Mengen einer
ca. 2
0 %-igen Weizenstärkeschlempe in der Mischbütte versetzt, daß der Stärkeanteil im Stoff
steigernd auf maximal 54,5 % betrug. Als Hilfsmittel zum Ladungsausgleich dienten
Natriumaluminat und Nadavin ® sowie Retaminol®- Hilfsmittel der Fa. Bayer AG in den
üblichen Konzentrationen für ein Siebwasser um 2o
oC, d.H. im Neutralbereich, wobei die optimalen Bedingungen ermittelt wurden. Die im
4o Gramm-Bereich liegenden Papiere ergaben bei der Auswertung im Prüflabor folgende
Parameterveränderungen:
Die Längenreißfestigkeit trocken stieg von 9oN ohne Stärkezusatz auf 128N bei 33,3%
realemstärkeanteil, d.h. 42 %, um dann bis zu 54,5 % Stärke auf einen Pegel um lo5N
abzusinken. Nach 5-minütiger Wässerung zeigten Stärkezugaben von 9,1 bis 33,3 % Naßfestigkeitanstiege
von 2 auf 8 bzw. 1oN.
[0028] Die Querreißfestigkeit bewegte sich trocken von 4oN auf 66N mit 33,3 % Stärkeanteil
und erreichte sogar 75N mit 54,4 % Stärke auf der Basis eines anderen Retentionsmittelsystems,
während naß nur ein Anheben von 1,5 auf 4,5N bei 37,5 % Stärkeanteil registriert wurde.
[0029] Das spezifische Volumen nahm von 1,7 cm
3/g auf 1,
9 cm
3/g bei 28,5 % Stärkeanteil zu, um dann auf etwa 1,3 cm
3/g bei 54,5 % Stärke abzufallen.
[0030] Die Trockendehnung sprang von 2,25 mm für das Standardpapier auf 3,35 mm bei 33,3
% Stärkeanteil, d.h. um knapp 5o %, um-bei 54,5 % Stärke auf 2,6 mm zurückzugehen..
[0031] Die Reißfestigkeit nach 1oo mal Falzen hielt sich bis zu 28,5 % Stärkeanteil in Längs-
und Querrichtung auf dem Niveau des Standardpapieres mit 6
0 - 65N, um dann abzufallen, jedoch längs stärker als quer. Im Einklang mit der Zunahme
von Festigkeit und Dehnung kletterte der Berstdruck von 27o KPa auf maximal 43o KPa
bei 23,1 % Stärkeanteil, um dann bis 54,5 % Stärke im Bereich von 37o bis 46o KPa
zu perambulieren.
[0032] Die Wasseraufnahme blieb nach 2o sec. bis zu 37,5 % Stärke konstant, obwohl Stärke
an sich doppelt soviel Wasser aufnimmt als Cellulose, stieg aber für diesen Bereich
nach 60 sec. um wenige Prozente.
[0033] Der öltest dagegen nahm zwischen 16,7 und 37,5 % Stärkeanteil von o,13 auf o,o9 g
ab, bei einem Ausgangswert von o,12 g. Der Ersatz von Cellulose durch Stärke hat also
pergamentierende Wirkung, die sich auch deutlich in angehobenen Pseudomahlgraden manifestiert.
[0034] Bei der Opazität wurde nachteilig bemerkt, daß hier ein Verlust von etwa 14 % bei
einem Papier mit 37,5 % Stärke auftrat, was aber bei Verpackungspapieren hingenommen
werden kann.
Beispiel 5
[0035] Auf einer offenen Fourdrinier-Papiermaschine mit knapp 200 m/min Geschwindigkeit
und 2 Meter Schnittbreite wurde unter Betriebsbedingungen bei weitgehend geschlossenem
Siebwasserkreislauf dem betriebsüblichen Stoff für die Pergamentersatzpapierproduktion
mit 43 g/m
2 von 5o % Altpapier (Illustrationsdruck-Schnitzel über Reissmühlen entstippt) und
5
0 % Buchensulfatzellstoff mit einem Mahlgrad 50 - 60°SR für die Mischung in Schritten
von 1
0 % bis zu 40 % eine Stärkeschlempe zugesetzt, der man relativ 1
0 % gelösten vollverseiften mittelviskosen PVA zugesetzt hatte.
[0036] Der maximale Weizenstärkeanteil betrug somit 28,5 %. Es wurden insgesamt etwa 12
- 15 to Papier hergestellt. Die besten Daten wurden mit dem 28,5 % Stärkeanteil-Papier
gewonnen, dessen Standardparameter mit denen der normalen Produktion innerhalb der
Streubreite der Messungen identisch waren.
Beispiel 6
[0037] Auf einer offenen, von Dörries 1972 generalüberhoiten Fourdriniermaschine mit Selbstabnahme
und Egoutteur, die im Standardprogramm Telefonbuchpapiere von 34 g/m
2 bei 4oo m/min Geschwindigkeit und 1,8o m Schnittbreite erzeugt und die über eine
einseitig auftragende Leimpresse verfügt, wurde folgender Stoff auf betriebliche Akzeptanz
geprüft:
5o - 55 % deinktes, doppelt entstipptes Altpapier, ca. 25 % Weizenstärke, ferner 2
% gelöster, teilverseifter, niedrigviskoser PVA sowie 2o - 23 % kanadischer Corniferensulfatzellstoff,
langfaserig, und in vier Refinerdurchgängen auf etwa 400SR ausgemahlen. Als Hilfsmittel wurden zugesetzt Natriumaluminat bis zu pH 6 - 7 für
das Siebkreislaufwasser mit 28°C d.H. sowie die Bayer-Hilfsmittel Nadavin® für die
Naßfestigkeit (im Pulper) und Retaminol® EC (o,2 % vor dem Stoffauflauf), d.h. in
üblichen Mengen.
[0038] Nach wenigen Stunden der Umstellung des geschlossenen Siebwasserkreislaufs gelang
es, ein 29,5 g/m
2-Papier bei 36
0 m/ min mit 1,80 m Breite in Tonnenquantitäten zu fahren, das jedoch über eine noch
unzureichende Fettdichte verfügte. Die Zuschaltung der mit Scotchban versorgten Leimpresse
erbrachte bei dem äußerst mäßigen Fluortensidauftrag von nur 5 - 6 mg/m
2 die vom Markt geforderte Fettabweisung gemäß Kit-Test-Zahl 5. Das Produkt konnte
deshalb in dieser Form auf den Markt gebracht werden, und zwar zu einem Gestehungspreis,
der weltweit keine Konkurrenz zu fürchten hat.
[0039] Auch die technologischen Parameter entsprachen den Anforderungen.
1. Verfahren zur Herstellung von Papier oder dergleichen Werkstoffe durch Suspendieren
der Faserstoffe im Pulper, Mahlen der Pulpe zum Kürzen, Fibrillieren und Hydratisieren
- der Fasern in dem für den jeweiligen herzustellenden Werkstoff notwendigen Umfang,
gegebenenfalls Mischen des erhaltenen Faserbreis mit für die jeweilige Papier- oder
dergleichen Werkstoffsorte üblichen Papierhilfsmitteln, Farb- und/oder Leimstoffen,
Aufgabe des so erhaltenen Faserbreis, gegebenenfalls nach Passieren von Sand- und
Knotenfängern, auf ein Sieb geeigneter Siebcharakteristik, und, gegebenenfalls nach
anschließendem Verdichten, Trocknen des so erhaltenen Faserfilzes, dadurch gekennzeichnet,
daß man 10 - 35 Gew.-% des Zellstoffmaterials, bezogen auf das Gewicht des atro-Zellstoffs,
durch Stärke in nicht verkleistertem Zustand ersetzt.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Stärke unverkleisterte
Mais-, Reis- und Weizenstärke, jeweils allein oder im Gemisch miteinander, verwendet
wird.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß unverkleisterte,
inhibierte, gegebenenfalls kationisierte Stärke verwendet wird.
4. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1-3, dadurch gekennzeichnet, daß dem wässrigen
stärkehaltigen Faserbrei vor Aufgabe auf das Sieb ein hochmolekulares Polyol, gegebenenfalls
in Form einer wässrigen Lösung, in einer Menge bis zu 10Gew.-%, bezogen auf das Gewicht
der lutro-Stärke zugesetzt wird.
5. Verfahren gemäß Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Polyol ein Polyvinylalkohol
verwendet wird.