[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine elektrische Leitung mit mindestens einem verteilten
Tiefpassfilter zur Unterdrückung von auf der Leitung befindlichen höherfrequenten
Störsignalen.
[0002] Bekannte Störschutzfilter mit diskreten Schaltungselementen, die wahlweise ohmscher,
kapazitiver und induktiver Art sind, haben den Nachteil, dass die mit ihren kapazitiven
Schaltungselementen verbundenen parasitären Induktivitäten bzw. die mit ihren induktiven
Schaltelementen verbundenen parasitären Kapazitäten im Bereich höherer Frequenzen
zu unerwünschten Resonanzen Anlass geben.
[0003] Aus der Zeitschrift IEEE Transactions on Electromagnetic Compatibility, Januar 1964,
Seiten 55 bis 61, ferner aus der Zeitschrift Proceedings of the IEEE, Januar 1979,
Seiten 159 bis 163, und aus der DE-OS 29 39 616 sind abgeschirmte elektrische Leitungen
mit mindestens einem verteilten Tiefpassfilter als Störschutzfilter bekannt. In der
erstgenannten Literaturstelle ist eine koaxiale Uebertragungsleitung beschrieben,
welche einen oder mehrere Leitungsabschnitte mit einem zwischen den zentralen Leiter
und die äussere Abschirmung eingebrachten magnetischen Material, z.B. einem Ferrit-Material,
als verlustbehaftetes Isoliermaterial aufweist. Ein ähnliches, mit einem magnetkeramischen
Material versehenes koaxiales Störschutzfilter, das vor allem als Durchführungsfilter
vorgeschlagen wird, ist in der zweitgenannten Literaturstelle beschrieben. In der
DE-OS 29 39 616 ist ein verlustbehaftetes elektrisches Kabel beschrieben, bei welchem
mindestens ein leitendes Element in Verbindung mit einer den Leiter mindestens teilweise
umgebenden, absorbierenden Mischung einen zusammengesetzten Aufbau aufweist, nämlich
eine von einem Faden oder einer Faser gebildete Seele und einen leitenden Ueberzug,
derart, dass das Element bei guten mechanischen Eigenschaften einen hohen Widerstand
hat.
[0004] Die bekannten verteilten Tiefpass- bzw. Störschutzfilter weisen die Nachteile auf,
dass sie mit hohen magnetischen Verlusten, dielektrischen Verlusten oder Leitungsverlusten
im Isoliermaterial behaftet sein müssen, da solche Verluste allein ihre Tiefpasswirkung
bewirken, und dass sie einen komplizierten Aufbau aufweisen, der nicht nur ihre Herstellung,
sondern auch ihre universelle Anwendbarkeit erschwert.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist, eine elektrische Leitung der eingangs genannten
Art zu schaffen, deren verteiltes Tiefpassfilter eine niedere Grenzfrequenz sowie
für Signalfrequenzen bis in den Höchstfrequenzbereich eine hohe Dämpfung ohne merkliche
Resonanzerscheinungen hat Und das bei einfachem Aufbau weder auf die Verwendung von
Materialien mit hohen Verlustfaktoren noch auf grosse Längen angewiesen ist.
[0006] Erfindungsgemäss weist die Leitung die im kennzeichnenden Teil des Patentanspruchs
1 angeführten Merkmale auf.
[0007] Durch die erfindungsgemässe Kombination von Reflexionen auf beiden Seiten eines Leitungsabschnitts
unterschiedlicher Impedanz und von dielektrischen Verlusten und/oder Skineffekt-Verlusten
in diesem Leitungsabschnitt lässt sich eine gegenseitige Steigerung der beiden Dämpfungseffekte
für höhere Frequenzen erzielen. Einerseits ergeben sich an den Endseiten des genannten
Leitungsabschnitts unterschiedlicher Impedanz mehrfache, im optimalen Fall nahezu
totale Reflexionen der Signale höherer Frequenz und damit grössere Weglängen für diese
Signale, und andererseits werden zufolge der grösseren äquivalenten Weglänge des verlustbehafteten
Leitungsabschnitts die Verluste in diesem Leitungsabschnitt ebenfalls vergrössert.
Ferner lassen sich durch geeignete Wahl des Dielektrikums im verlustbehafteten Leitungsabschnitt,
d.h. dessen Dielektrizitätskonstanten, eine verhältnismässig niedrige Grenzfrequenz
des Tiefpassfilters und gleichzeitig hohe Frequenzen von Resonanzen, insbesondere
der niedrigsten der auftretenden Resonanzen, erzielen. Zudem lässt sich eine Leitung
mit einem Leitungsabschnitt, oder, zur Steigerung der Störschutzfilterwirkung, mit
mehreren aufeinanderfolgenden Leitungsabschnitten unterschiedlicher Impedanz und höherer
dielektrischer Verluste bzw. Skineffekt-Verluste in verhältnismässig einfacher Weise
und praktisch beliebiger Länge herstellen, so dass die vorliegende Leitung als Störschutzfilter,
welches elektrischen Strom niedriger Frequenz oder Gleichstrom ohne merkliche Dämpfung
durchlässt, jedoch für hochfrequente Ströme eine grosse Dämpfung aufweist, universell
angewendet werden kann.
[0008] Ausführungsbeispiele des Erfindungsgegenstandes werden nachstehend anhand der Zeichnungen
erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 eine schematische Darstellung einer prinzipiellen erfindungsgemässen Leitung
mit einem verlustbehafteten Leitungsabschnitt unterschiedlicher Impedanz,
Fig. 2 eine schematische Darstellung der Signalreflexionen an den Endseiten des Leitungsabschnitts
unterschiedlicher Impedanz der Fig. l,
Fig. 3 den beispielsweisen Verlauf eines zugeführten Einheits-Spannungssprungsignals
am Ende des Leitungsabschnitts unterschiedlicher Impedanz der Fig. 1,
Fig. 4 den beispielsweisen Verlauf der Filterdämpfung für eine Leitung gemäss Fig.
1,
Fig. 5 und Fig. 6 eine aufgeschnittene Ansicht eines zweiadrigen bzw. dreiadrigen
Koaxialkabels zur praktischen Verwirklichung der erfindungsgemässen Leitung,
Fig. 7 eine aufgeschnittene Ansicht einer Strom- und Verteilschiene zur praktischen
Verwirklichung der erfindungsgemässen Leitung, und
Fig. 8 eine Teilansicht eines Koaxialkabels mit mehreren Leitungsabschnitten unterschiedlicher
Impedanz,
Fig. 9 eine Leitung mit zwei diskreten, eine äquivalente Wellenimpedanz aufweisenden
Induktivitäten,
Fig. 10a eine Leitung mit einer diskreten Induktivität und einem diskreten Kondensator,
die beide eine äquivalente Wellenimpedanz aufweisen,
Fig. 10b eine Darstellung der Leitung der Fig. 10a als Leitung mit sich ändernder
Wellenimpedanz, und
Fig. 11 einen Schnitt durch das Kabel einer Leitung, deren Verluste auf dem Skin-Effekt
beruhen.
[0009] In Fig. 1 ist schematisch eine koaxiale Leitung 1 dargestellt, welche in an sich
bekannter Weise einen Leiter 2, eine äussere Abschirmung 3 und ein zwischen dem Leiter
2 und der äusseren Abschirmung 3 befindliches, nicht näher dargestelltes Isoliermaterial
oder Dielektrikum 4 aufweist. Die Leitung 1 weist einen ersten und einen dritten Leitungsabschnitt
5 bzw. 6 auf, welche beide als charakteristische Daten eine Impedanz Z
0 und einen Verlustfaktor tg δ
0 haben, der im vorliegenden Beispiel gleich null ist (verlustfreier Leitungsabschnitt).
Dazwischen ist ein Leitungsabschnitt 7 vorgesehen, dessen Impedanz Z
1 und stark verschieden von Z ist, der eine relative Dielektrizitätskonstante ε
r und einen Verlustfaktor tg δ
1 hat, und dessen Länge gleich L ist.
[0010] Wenn nun ein Signal 8, welches in Fig. 1 beispielsweise als Einheits-Spannungssprungsignal
dargestellt ist, und welches sich im Leitungsabschnitt 5 der Impedanz Z
0 fortpflanzt, an die Stelle A der Leitung 1, nämlich den Anfang des Leitungsabschnitts
7, gelangt, an welcher deren Impedanz sprunghaft den Wert Z
1 annimmt, wird ein Teil des Signals reflektiert, während sich der andere Teil im Leitungsabschnitt
7 fortpflanzt. An der Stelle B der Leitung 1, nämlich dem Ende des Leitungsabschnitts
7, an welcher die Impedanz sprunghaft nieder den Wert Z
0 annimmt, erfolgt eine weitere Reflexion eines Teils des durchgegangenen Signals,
dessen anderer Teil sich im Leitungsabschnitt 6 fortpflanzt. Der reflektierte Teil
des Signals, das vorzugsweise beinahe das ganze noch verbleibende Signal ausmacht,
wird an die Stelle A zurückgeschickt, wo wiederum eine vorzugsweise nahezu totale
Reflexion auftritt. Somit erfolgt im Leitungsabschnitt 7, der gegenüber den benachbarten
Leitungsabschnitte 5 und 6 eine unterschiedliche Impedanz, hat, eine mehrfache Reflexion
der Signalanteile, wie dies in Fig. 2 näher dargestellt ist.
[0011] In Fig. 2 sind die reflektierten bzw. durchgehenden Anteile des an der Stelle A zum
Leitungsabschnitt 7 gelangenden Einheits-Sprungsignals 8 in Funktion der Zeit t dargestellt.
Hierbei sind für die einzelnen reflektierten bzw. durchgehenden Signalanteile ihre
jeweiligen Amplituden mittels des Reflexionsfaktors angegeben, wobei gilt:

[0012] Es wird hierbei die Voraussetzung gemacht, dass nur der TEM-Mode der Leitung 1 in
Betracht gezogen wird.
[0013] .Die zeitlich gestaffelt am Uebergang des Leitungsabschnitts 7 mit der Impedanz Z
1 zum nachfolgenden Leitungsabschnitt 6 mit der Impedanz Z
0 erscheinenden und im Leitungsabschnitt 6 dann übertragenen Signalanteile bilden demnach
eine treppenförmige Kurve, wobei die Signalamplitude der ersten Stufe 1- δ
2 beträgt, diejenige der zweiten Stufe (1- δ
2) δ
2 usw., dies für den Fall, dass der Leitungsabschnitt 7 nicht mit dielektrischen Verlusten
behaftet ist. Eine solche Ausgangssignalkurve für das Einheits-Sprungsignal 8 ist
in Fig. 3 gestrichelt dargestellt.
[0014] Im Falle dielektrischer Verluste des Leitungsabschnitts 7, also tgδ
1 ≠ 0, ergibt sich die in Fig. 3 ausgezogen dargestellte Signalkurve im Leitungsabschnitt
6. Es ist daraus ersichtlich, dass durch die mehrfachen Reflexionen und die dielektrischen
Verluste des Leitungsabschnitts 7 eine ausgeprägte Tiefpasswirkung erzielt wird, wie
dies nachfolgend anhand der Fig. 4 noch veranschaulicht wird. Diese Tiefpasswirkung
beruht darauf, dass nicht nur ein kleiner, in den Leitungsabschnitt 7 unterschiedlicher
Impedanz eintretender Teil des Einheits-Sprungsignals 8 mehrere Male über diesen Leitungsabschnitt
hin und her gehen muss, bevor er am Ausgang des Leitungsabschnitts 7 eine merkliche
Spannung aufbauen kann, sondern dass auch die Wirkung der dielektrischen Verluste
in diesem Leitungsabschnitt vergrössert werden, weil die "äquivalente Länge" des Leitungsabschnitts
mit einem Faktor multipliziert ist, der im wesentlichen umgekehrt proportional der
sehr kleinen Abweichung des Reflexionsfaktors von 1 ist. Diese äquivalente Länge ist
dabei definiert als die mittlere Weglänge, die eine impulsförmige Welle bei mehrmaligem
Hin- und Hergehen auf dem gleichen Leitungsabschnitt durchlaufen muss, bis sie zur
Hälfte aus dem betrachteten Leitungsabschnitt heraustritt.
[0015] Wie bereits erwähnt, treten im Leitungsabschnitt 7 mit der unterschiedlichen Impedanz
Z1 bei höheren Frequenzen Resonanzen auf, die grundsätzlich unerwünscht sind. Es zeigt
sich nun, dass die Amplituden solcher Resonanzen durch die Wirkung der dielektrischen
Verluste des Leitungsabschnitts 7 wesentlich herabgesetzt oder die Resonanzen sogar
unterdrückt werden können.
[0016] In Fig. 4 ist der berechnete und experimentell bestätigte Verlauf der Filterdämpfung
für eine Leitung nach Fig. 1 dargestellt, wobei die Dämpfung A in dB und die Frequenz
f bezüglich der Grenzfrequenz f
3dB für eine 3 dB-Dämpfung in logarithmischem Massstab aufgetragen sind.
[0017] Aus Fig. 4 ist demnach ersichtlich, dass in einem ersten Bereich 10 der Filterkurve
im wesentlichen aufgrund der erläuterten Reflexionen eine Dämpfung mit einer Steilheit
von angenähert 20 dB pro Frequenzdekade auftritt. Im nachfolgenden Bereich 11 der
Filterkurve würden bei fehlenden dielektrischen Verlusten des Leitungsabschnitts 7
hohe Resonanzspitzen 12 auftreten, die jedoch dank der erwähnten dielektrischen Verluste
nur noch als schwache Erhöhungen 13 erscheinen. Im letzten Bereich 14 der Filterkurve,
der oberhalb 1 GHz liegen kann, weist die Dämpfung eine noch höhere Steilheit auf,
weil dort die dielektrischen Verluste überwiegen.
[0018] Rechnerisch kann gezeigt werden, dass sich die totale, in dB ausgedrückte Dämpfung
aus drei Gliedern zusammensetzt, wobei vorausgesetzt wird, dass Z
0 > Z
1 ist:
a) aus einem ersten, durch die Reflexionen bestimmten Glied, das gegeben ist durch

worin δ der bereits erwähnte Reflexionsfaktor bedeutet,
b) aus einem zweiten, durch die dielektrischen Verluste bestimmten Glied, das gegeben
ist durch

worin f die Frequenz ist,.Td die Verzögerung des Leitungsabschnitts 7 ist, und tgδ1 der Verlustfaktor des Leitungsabschnitts 7 ist,
c) aus einem dritten, durch die Resonanzen bestimmten Glied, das gegeben ist durch

worin F eine von der Frequenz f, dem Verlustfaktor tgdl und der Verzögerung Td abhängige Variable ist, deren Absolutwert ≥ l ist. Dieses dritte Glied ist negativ,
d.h. es bewirkt eine Reduktion der Dämpfung.
[0019] Hierbei ist die Verzögerung T
d = L/v, dem Produkt aus der Länge L des Leitungsabschnitts 7 und der inversen Fortpflanzungsgeschwindigkeit
1/v in diesem Abschnitt.
[0020] Somit bestimmen die durch die unterschiedliche Impedanz hervorgerufenen Reflexionen
im Leiterabschnitt 7 die Filtersteilheit und, wie nachstehend noch erläutert, die
Grenzfrequenz des Tiefpassfilters, während durch die dielektrischen Verluste des Leitungsabschnitts
7 mit zunehmender Frequenz eine Auslöschung oder zumindest eine starke Dämpfung der
durch die Reflexionen hervorgerufenen Resonanzen und anschliessend eine stärkere Schwächung
in Richtung höherer Frequenzen bewirkt wird.
[0021] Die Grenzfrequenz dieses Tiefpassfilters ist gegeben durch

Die Frequenz der n-ten Resonanz ist gegeben durch

[0022] Da einerseits die Grenzfrequenz möglichst tief und andererseits die Frequenz der
ersten Resonanz (n = 1) möglichst hoch liegen soll, kann ein Optimum nicht durch Wahl
einer bestimmten Verzögerung T
d, d.h. der Länge L des Leitungsabschnitts oder der Fortpflanzungsgeschwindigkeit v
im Leitungsabschnitt erreicht werden, da sowohl f
3dB als auch
frn proportional l/T
d sind. Ein hohes Verhältnis f
rn zu
f3dB kann demnach nur über den Reflexionsfaktor δ erzielt werden, der möglichst nahe bei
eins liegen soll.
[0023] Der Reflexionsfaktor δ hängt einerseits von einer Aenderung der Dielektrizitätskonstanten
ε
r und andererseits von einer Aenderung der Geometrie der Leitung an den Enden des Leitungsabschnitts
7 ab. Da die Dielektrizitätskonstante materialbedingt nur in verhältnismässig kleinem
Ausmass verändert werden kann, ist es vorteilhaft, eine beträchtlichere Vergrösserung
des Verhältnisses der Frequenz f
rn der ersten Resonanz zur Grenzfrequenz f
3dB dadurch zu bewirken, dass die neben der Länge L des Leitungsabschnitts beiden andern
Dimensionen, d.h. die Querdimensionen, verändert werden, beispielsweise der Durchmesser
bei einer kabelförmigen Leitung.
[0024] Um für die in Fig. 1 dargestellte Leitung 1 die unterschiedlichen Inpedanzen Z
0 und Z
1 der Leitungsabschnitte 5, 6 bzw. 7 zu erzielen, können für die Isoliermaterialien
4 dieser Leitungsabschnitte solche mit unterschiedlicher relativer Dielektrizitätskonstanten
verwendet werden. Vor allem zusätzlich, nämlich im Hinblick auf die erwähnte Festlegung
der Grenzfrequenz des Tiefpassfilters durch unterschiedliche Dielektrizitätskonstanten
der Leitungsabschnitte 5, 6 bzw. 7, kann auch die Leitungsgeometrie längs der Leitung
1 verändert werden, beispielsweise durch eine Veränderung des Durchmessers des Isoliermaterials
4. Der Verlustfaktor tgδ
1 des Leitungsabschnitts 7 soll zwar mit Rücksicht auf die Dämpfung der Resonanzen
genügend hoch sein. Jedoch sind besondere Massnahmen in der Materialwahl, wie beispielsweise
magnetische Werkstoffe, keineswegs erforderlich. Zudem kann auch die ganze Leitung
1, also auch in den Leitungsabschnitten 5 und 6, den gleichen Verlustwinkel tgδ aufweisen.
Als geeignete Isoliermaterialien für den verlustbehafteten Leitungsabschnitt 7 mit
unterschiedlicher Impedanz Z
1 seien beispielsweise Polyäthylen mit tg δ zwischen 0,02 und 0,2 oder Polyvinylidenfluorid
(PVDF) mit tg 6 zwischen 0,1 und 0,2 im Frequenzbereich von 0,5 bis 200 MHz genannt.
[0025] Die in Fig. i nur schematisch dargestellte Leitung 1 kann je nach Anwendung verschiedene
Ausführungsformen haben, von denen in den Fig. 5, 6 und 7 drei Beispiele dargestellt
sind. In den angeschnittenen Ansichten ist hierbei nur einer der Leitungsabschnitte
5, 6 und 7 der Fig. 1 dargestellt.
[0026] Zur Verwendung der Leitung als Netzstörfilter für elektrische und elektronische Geräte
ist beispielsweise die Ausführungsform eines mehradrigen, abgeschirmten Anschlusskabels
gemäss den Fig. 5 und 6 geeignet. Fig. 5 zeigt eine zweiadrige Leitung mit zwei Leitern
15, welche je von einem Isoliermaterial 16 bestimmten Durchmessers und bestimmter
dielektrischer Eigenschaften umgeben sind. Eine getrennte metallische Abschirmung
17 umhüllt jedes Isoliermaterial 16. Ferner ist ein Kunststoff-Schutzmantel 18 vorgesehen.
In Fig. 6 ist eine ähnliche Anordnung mit drei Leitern 15 dargestellt, bei der jedoch
eine Abschirmung 19 für die drei Isoliermaterialien 16 aller drei Leiter 15 gemeinsam
ist. Die Ausführungsform gemäss Fig. 5 eignet sich auch für Anwendungen als antiparasitäre
Signal-oder Datenleitung, während die Ausführungsform gemäss Fig. 6 insbesondere auch
bei einer Anwendung als antiparasitäres Netzleitungskabel für Gebäude- und Hausinstallationen
geeignet ist.
[0027] Die vorliegende Leitung kann auch die Ausführungsform einer Strom- oder Verteilschiene
für die Speisung innerhalb oder ausserhalb elektrischer und elektronischer Geräte
haben, wie dies in Fig. 7 dargestellt ist. Zwei Stromschienen 20, die mit Anschlusslaschen
21 versehen sind, sind in ein Isoliermaterial 22 bestimmter Abmessungen und bestimmter
dielektrischer Eigenschaften eingebettet. Das Isoliermaterial 22 ist von einem auf
der Unterseite offenen, abschirmenden Metallgehäuse 23 umschlossen, das mit einer
grösseren Anzahl von Anschlusslaschen 24 versehen und von einem Kunststoff-Schutzmantel
25 umgeben ist.
[0028] Es ist von Vorteil, zur Erhöhung der Filterwirkung mehrere verlustbehaftete Leitungsabschnitte
unterschiedlicher Impedanz längs der Leitung vorzusehen, anstelle eines einzigen Leitungsabschnitts
7 gemäss Fig. 1. In Fig. 8 ist eine solche Weiterbildung an einem Koaxialkabel schematisch
dargestellt, wobei die Abschirmung und der Schutzmantel übersichtshalber weggelassen
sind. Dieses Kabel weist einen zentralen Leiter 26 und mehrere aus Isoliermaterial
bestehende Leitungsabschnitte 27, 28, 29, 30 usw. auf, die entsprechende Impedanzen
Z
1, Z
2, Z
3, Z
4 usw. sowie entsprechende Längen L
1, L
2, L
3, L
4 usw. haben. Ferner ist ersichtlich, dass die Leitungsabschnitte 27, 28, 29, 30 unterschiedliche
Durchmesser aufweisen. Auch die Dielektrizitätskonstanten der Isoliermaterialien dieser
Leitungsabschnitte sowie ihre Verlustwinkel sind im allgemeinen Fall unterschiedlich.
Praktisch wird es jedoch oft zweckmässig sein, jeden zweiten Abschnitt bezüglich seines
Durchmessers sowie bezüglich der Dielektrizitätskonstanten und des Verlustwinkels
seines Isoliermaterials gleich auszubilden. Die Längen L
I bis L
4 können jedoch voneinander abweichen, um eine gegebenenfalls störende Kumulation geringer
störender Effekte der Reflexionen zu vermeiden. Praktisch können die Längen L
1 bis L
4 wie auch die Länge L gemäss Fig. 1 Werte zwischen etwa 1 cm und 500 cm haben, so
dass bei kleinen Längen die vorliegende Leitung auch die Form eines diskreten Störschutzfilter-Bauteils
für elektrische und elektronische Geräte, z.B. zur Montage auf einer Leiterplatte,
haben kann.
[0029] Bei einer derartigen vereinfachten Kaskadenanordnung, in der unter Bezugnahme auf
Fig. 1 auf einen Leitungsabschnitt mit der Impedanz Z
0 ein solcher mit der Impedanz Z
1 und dem Verlustfaktor tg δ
1 folgt, sich diesem wieder ein Leitungsabschnitt mit der Impedanz Z
0 anschliesst und hierauf erneut ein Leitungsabschnitt mit der Impedanz Z
l und dem Verlustfaktor tg δ
1 folgt, usw., multiplizieren sich die vorerwähnten Dämpfungsglieder a) und b) mit
der Anzahl der verlustbehafteten Leitungsabschnitte Z
1, so dass die Filterwirkung stark gesteigert wird.
[0030] Bei den vorgängig beschriebenen Ausführungsbeispielen des Erfindungsgegenstandes
ist davon ausgegangen worden, dass das verteilte Tiefpassfilter effektiv, d.h. bei
jeder Frequenz, längs den Leitungsabschnitten gleichmässig verteilte Impedanzen und
Verlustelemente aufweist, jedoch keine diskreten Elemente. Wenn man das Verhalten
irgendwelcher elektrischer Bauelemente gegenüber sehr schnellen Impulsen bzw. hohen
Frequenzen betrachtet, ersieht man, dass im Sinne des Wortes "diskrete" Schaltungselemente
wie Induktivitäten und Kondensatoren nicht mehr vorliegen, sondern dass es nur noch
in regelmässiger oder unregelmässiger Weise verteilte Elemente hat.
[0031] Wenn deshalb an die Enden eines Leitungsabschnitts mit einer bestimmten Wellenimpedanz
je eine diskrete Induktivität geschaltet wird, so muss die Dämpfungskurve dieser Anordnung
für die höheren, zu dämpfenden Frequenzen unter dem Gesichtspunkt betrachtet werden,
dass die Induktivitäten verteilte Elemente sind, deren Impedanz eine Funktion der
Koordinate zwischen einem Anfangspunkt und dem Ende der Induktivität ist.
[0032] Eine Annäherung einer solchen Impedanz kann dadurch erhalten werden, dass man nur
den mittleren Wert nimmt, der mit äquivalenter Wellenimpedanz bezeichnet wird. Die
erwähnte Anordnung stellt somit eine Leitung dar, die einen ersten Leitungsabschnitt
mit einer äquivalenten Wellenimpedanz Z
äq, einen zweiten Leitungsabschnitt mit einer Wellenimpedanz Z und einen dritten Leitungsabschnitt
mit einer äquivalenten Wellenimpedanz Z
äq hat. Somit liegt eine Leitung mit diskontinuierlich ändernden Wellenimpedanzen vor,
deren durch Reflexionen an den Stellen ändernder Wellenimpedanz erzeugte frequenzabhängige
Dämpfung wie bei den vorangehenden Ausführungsbeispielen berechnet werden kann.
[0033] Angenäherte Werte der mittleren äquivalenten Wellenimpedanz werden für Induktivitäten
(L) und Kondensatoren (C) durch die Beziehungen

gegeben, worin e die Länge des jeweiligen Leitungsabschnitts und v die vom Isoliermaterial
abhängige Fortpflanzungsgeschwindigkeit sind. Im Falle einer Induktivität L ist die
Länge ℓ gleich der vorhandenen Drahtlänge, während im Fall eines Kondensators die
Länge e seine totale Länge ist, falls er gewickelt ist, bzw. seine mittlere Länge
ist, falls er nicht gewickelt ist.
[0034] In Fig. 9 ist ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemässen elektrischen Leitung
dargestellt, bei welcher ein Leitungsabschnitt eine diskrete Induktivität 31 hat,
ein zweiter Leitungsabschnitt durch ein koaxiales Kabel 32 gebildet ist und ein dritter
Leitungsabschnitt eine weitere diskrete Induktivität 33 hat, wobei der zweite Leitungsabschnitt
eine Wellenimpedanz Z und die benachbarten Leitungsabschnitte äquivalente, von Z verschiedene
Wellenimpedanzen Z
äq bzw. Z'
äq haben.
[0035] Fig. 10a zeigt eine ähnliche Ausbildung einer Leitung, bei welcher jedoch der entsprechende
dritte Leitungsabschnitt einen Kondensator 34 hat. Impedanzmässig entspricht diese
Ausbildung der in Fig. 10b dargestellten Leitung, deren Leitungsabschnitte die äquivalente
Wellenimpedanz Z
äq(L), die Wellenimpedanz Z und die äquivalente Wellenimpedanz Z
äq(C) haben. Der Kondensator 34 spielt hierbei die gleiche Rolle wie eine offene Stichleitung.
Wie in den Fig. 10a und 10b angedeutet, kann die gesamte Leitung aus mehreren, abwechselnd
aufeinanderfolgenden Leitungsabschnitten der beschriebenen Art bestehen.
[0036] Als Alternative zu den beschriebenen und auch bei den Ausführungsbeispielen nach
Fig. 9 und 10 vorgesehenen dielektrischen Verlusten kann der bekannte, bei höheren
Frequenzen wirksame Skineffekt ausgenützt werden, um in einfacher Weise Verluste zu
erzeugen, welche die als Folge der Signalreflexionen auftretenden Resonanzen stark
dämpfen und auch für den Höchstfrequenzbereich die gewünschte Filterdämpfung der vorliegenden
Leitung bewirken (Fig. 4). Die Massnahme zur Erzeugung von frequenzabhängigen Verlusten
aufgrund des Skineffektes besteht darin, dass der Leiter der Leitung einen inneren
Leiterteil (oder eine Seele) mit hoher elektrischer Leitfähigkeit hat, um die verhältnismässig
niedrigen Frequenzen bis einige tausend Hertz einschliesslich des Gleichstroms verlustfrei
zu übertragen. Der innere Leiterteil weist einen Ueberzug oder eine Oberflächenschicht
auf, die eine geringere elektrische Leitfähigkeit hat oder sogar halbleitend ist,
in welcher die Ströme höherer Frequenz zufolge des Skineffekts fliessen. Da dieser
Ueberzug ein schlechter Leiter ist, wird die stromleitende Schicht oder Haut bei höheren
und sehr hohen Frequenzen noch dünner als bei einem vollständig aus einem gutleitenden
Material bestehenden Leiter, so dass die Stromleitung nochmals verschlechtert ist,
d.h. die an sich schon durch den Skin- effekt auftretenden Verluste wesentlich grösser
sind.
[0037] Dielektrische Verluste nehmen proportional zur Frequenz zu, Verluste aufgrund des
Skineffekts jedoch nur mit der Quadratwurzel der Frequenz. Da aber, wie nachstehend
noch erwähnt, der genannte Ueberzug eine wesentlich kleinere elektrische Leitfähigkeit
als beispielsweise Kupfer aufweisen kann, sind die erzielbaren Skineffekt-Verluste
ausreichend, um die gewünschte Filterdämpfung zu erhalten.
[0038] In Fig. 11 ist der Schnitt durch eine entsprechende kabelförmige Leitung dargestellt.
Ein innerer Leiterteil 35 besteht aus einem elektrisch gutleitenden Material, z.B.
Kupfer mit einem spezifischen elektrischen Widerstand von 1,7 µΩ.cm. Der innere Leiterteil
35 weist eine dünne Oberflächenschicht 36 aus einem schlechter leitenden Metall auf,
z.B.

Die Oberflächenschicht kann auch aus einem halbleitenden Material bestehen, vorzugsweise
aus Kupfer (I)-Oxyd Cu
2O.
[0039] An die Oberflächenschicht 36 schliesst sich eine Lage 37 eines Isoliermaterials an,
welche wiederum von einem äusseren, als Abschirmung vorgesehenen Leiter mit hoher
elektrischer Leitfähigkeit, zum Beispiel ebenfalls aus Kupfer, umhüllt ist. Durch
diese einfache Ausbildung der Leitung werden die Eigenschaften des die Signale relativ
tiefer Frequenzen gut leitenden, zentralen Leiters bei gleichzeitiger starker Dämpfung
der Signale höherer und höchster Frequenzen beibehalten.
[0040] Der innere Leiterteil 35 kann auch mit mehreren aufeinanderliegenden äusseren, dünnen
Schichten aus einem schlechter leitenden Material versehen sein, wobei der spezifische
Widerstand der Schichten in Richtung nach aussen zunimmt. Dadurch wird gewährleistet,
dass bei hohen Frequenzen der Strom in den schlechtleitenden äusseren Leiterteil eindringt.
[0041] Selbstverständlich ist es auch möglich, die vorgängig beschriebenen dielektrischen
Verluste mit den Skineffekt-Verlusten zu kombinieren, nämlich durch entsprechende
Wahl des Isoliermaterials und des Ueberzugsmaterials des zentralen Leiters.
1. Elektrische Leitung mit mindestens einem verteilten Tiefpassfilter zur Unterdrückung
von auf der Leitung befindlichen höherfrequenten Störsignalen, dadurch gekennzeichnet,
dass die Wellenimpedanz der Leitung über mindestens einen Leitungsabschnitt einen
gegenüber der Wellenimpedanz der benachbarten Leitungsabschnitte oder gegenüber der
äquivalenten Wellenimpedanz eines benachbarten diskreten Elements unterschiedlichen
Wert hat, um Reflexionen der Störsignale an den beiden Enden des betreffenden Leitungsabschnitts,
an welchen sich die Wellenimpedanz ändert, zu erzeugen, und dass dieser Leitungsabschnitt
mit massgeblichen dielektrischen Verlusten und/oder Skineffekt-Verlusten behaftet
ist, um die durch die Reflexionen entstehenden Resonanzen und höhere Frequenzen zu
dämpfen.
2. Leitung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass sie mindestens drei aufeinanderfolgende
Leitungsabschnitte aufweist, welche voneinander verschiedene Wellenimpedanz haben
und bei denen mindestens ein Abschnitt mit massgeblichen dielektrischen Verlusten
und/oder Skineffekt-Verlusten behaftet ist.
3. Leitung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass sie mehrere aufeinanderfolgende
Paare von Leitungsabschnitten unterschiedlicher Wellenimpedanz aufweist, derart, dass
längs der Leitung jeweils ein Leitungsabschnitt mit der einen Wellenimpedanz und ein
Leitungsabschnitt mit der anderen Wellenimpedanz benachbart sind, wobei mindestens
der eine Leitungsabschnitt jeden Paares mit massgeblichen dielektrischen Verlusten
und/oder Skineffekt-Verlusten behaftet ist.
4. Leitung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass sie mindestens
an einem Ende mit mindestens einem diskreten Element gekoppelt ist.
5. Leitung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass sie mindestens
einen Leiter, ein diesen umschliessendes Isoliermaterial und eine das Isoliermaterial
mindestens teilweise umhüllende Abschirmung aufweist.
6. Leitung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass sie als ein- oder mehrartiges
Kabel ausgebildet ist.
7. Leitung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass sie als Stromschienen- oder
Verteilschienen-Anordnung ausgebildet ist.
8. Leitung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass sie als Mikrofilter in Dick-
oder Dünnfilmtechnik aus- gebildet ist.
9. Leitung nach einem der Ansprüche 5 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Isoliermaterial
mindestens eines der Leitungsabschnitte eine andere Dielektrizitätskonstante als das
Isoliermaterial der benachbarten Leitungsabschnitte hat.
10. Leitung nach einem der Ansprüche 5 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens
einer der Leitungsabschnitte andere geometrische Abmessungen als die benachbarten
Leitungsabschnitte hat, z.B. eine andere Länge und/oder einen anderen Durchmesser
seines Isoliermaterials.
11. Leitung nach einem der Ansprüche 5 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass der Leiter
aus einem inneren Leiterteil und mindestens einer darauf befindlichen äusseren Schicht
besteht, deren spezifischer elektrischer Widerstand grösser, zum Beispiel mehr als
zehnmal grösser, als derjenige des inneren Leiterteils ist.
12. Leitung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass der innere Leiterteil mit
mehreren aufeinanderliegenden äusseren Schichten versehen ist, von welchen alle einen
grösseren spezifischen elektrischen Widerstand als der innere Leiterteil haben und
von welchen die innerste Schicht den kleinsten und die an der Oberfläche des Leiters
befindliche äusserste Schicht den grössten spezifischen elektrischen Widerstand hat.