[0001] Die Erfindung betrifft ein heterogenes Wolframlegierungspulver, welches neben Wolfram
eine Binderphase aus Nickel, Kobalt und Eisen enthält, Verfahren zur Herstellung des
Pulvers und seine Verwendung zur Herstellung von Wuchtgeschossen.
[0002] Für hochbeanspruchte Metallteile, insbesondere Wuchtgeschosse, werden Werkstoffe
hoher Dichte benötigt. Neben den Edelmetallen Gold und Platin erfüllen noch Uran und
Wolfram die Anforderungen nach hoher Dichte. Das einzige Metall, das bei hoher Dichte
zu einem vertretbaren Preis gehandelt wird, ist Wolfram. Als reines Metall ist Wolfram
jedoch schwierig zu verarbeiten, da es sehr spröde ist. Als Wuchtgeschoss ist es schlecht
geeignet, da es die auftretenden Zug- und Druckbelastungen nicht aushält. Wuchtgeschosse
sind Vollzylinder aus Metall, deren Länge den Kaliber bei weitem übersteigt. Beim
Auftreffen eines Wuchtgeschosses auf eine schrägstehende Panzerplatte verkippt das
Wuchtgeschoss. In dem relativ langen Körper treten hohe Biegemomente auf, die häufig
zu Bruch des Geschosses und damit zur relativen Wirkungslosigkeit führen.
[0003] Darum kommen für einen Einsatz als Konstruktionswerkstoff für so hoch beanspruchte
Bauteile nur Verbundmaterialien in Frage, die das Wolfram in einer duktilen Binderlegierung
eingebettet enthalten. Um bei hoher Dichte hohe Festigkeit und Zähigkeit zu erreichen,
ist ein Gefügeaufbau erforderlich, der das Wolfram in Form feiner einzelner Partikel
enthält, die allseitig von einer sehr dünnen Schicht eines duktilen Bindermetalls
umschlossen sind. Das Gefüge darf keine Poren aufweisen. Die mechanischen Eigenschaften
(Zugfestigkeit, Bruchdehnung) der Teile sind umso vorteilhafter, je feinkörniger das
Gefüge ist.
[0004] Bekannt ist aus F.Eisenkolb, Fortschritte der Pulvermetallurgie, 1963 Band II Seite
439 der Zusatz von in Wolfram löslichen Elementen, wie z.B. Re, die die Duktilität
des Wolframs an sich erhöhen. Auf den Seiten 430 bis 433 werden Eigenschaften homogener
Wolframlegierungen und die Möglichkeit des Festphasensinterns für homogene Wolframlegierungen
angegeben. Homogene Wolframlegierungen eignen sich wegen ihrer geringen Duktilität
nicht zur Herstellung von Wuchtgeschossen.
[0005] Bekannt ist die Herstellung von Bauteilen aus heterogenen Wolframlegierungen durch
Flüssigphasensintern. Eine Pulvermischung von Wolframpulver und pulverförmigen Legierungskomponenten
wird gepresst und anschliessend gesintert. Um ein porenfreies Gefüge zu erzielen,
wird die Technik des Flüssigphasensinterns angewandt. Die Sintertemperatur wird dabei
so hoch gewählt, dass die Binderlegierung schmelzflüssig ist. Dabei laufen im wesentlichen
drei Prozesse ab:
1. Die Binderlegierung bildet sich aus den Pulvern der einzelnen Legierungskomponenten.
2. Die schmelzflüssige Binderlegierung umhüllt die Wolframkörner.
3. Der Körper verdichtet sich bis zur vollständigen Porenfreiheit.
[0006] Im gesinterten Zustand sind die Wolframkörner immer grösser als die Pulverpartikel
im Ausgangspulver. Das Auftreten einer schmelzflüssigen Phase beim Sinterprozess hat
immer eine zusätzliche Vergrösserung der Wolframkörner zur Folge, die durch An- und
Umlöseprozesse zwischen Wolfram und flüssiger Matrix ermöglicht wird. Das Phänomen
der Kornvergrösserung von festen Ausscheidungen im Kontakt mit Flüssigkeiten ist grundsätzlicher
Natur und unter dem Begriff der Ostwaldreifung bekannt.
[0007] Flüssigphasengesinterte Wolframlegierungen weisen typi-
scherweise ein Gefüge aus kugeligen Wolframteilchen auf, die jeweils in einem Spektrum
von etwa 10 - 60
/um großen Partikeln vorliegen, die in einer Binderlegierung eingebettet sind. Die
Festigkeit und die Bruchdehnung werden aber jeweils durch die grössten vorhandenen
Partikel (hier ca. 60
/um) begrenzt. Häufig ist zu beobachten, dass grosse Körner zusammengewachsen sind.
Werkstoffe mit derartig grobkörnigem Gefüge weisen eine nicht ausreichende Festigkeit
und nur eine geringe Verformbarkeit auf.
[0008] Auch durch die Wahl feinerer Ausgangspulver sind keine erheblich feineren Gefüge
zu erzielen, da die für die Ostwaldreifung verantwortlichen treibenden Kräfte (Verringerung
der freien Oberflächenenergie) mit steigender spezifischer Oberfläche der Partikel
ansteigen. Auch durch isostatisches Heißpressen ist beim derzeitigen Stand der Technik
eine wesentliche Verfeinerung des Gefüges nicht zu erzielen, da dabei ebenfalls eine
flüssige Phase benötigt wird, um die Legierungsbildung der Bindermetalle und eine
porenfreie Umschliessung der Wolframkörner durch die Binderlegierung zu ermöglichen.
[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Legierungspulver zur Herstellung von
Sinterteilen, insbesondere von Wuchtgeschossen, zu schaffen, die neben hohem spezifischen
Gewicht eine hohe Zugfestigkeit ( >1200 N/mm
2) und Bruchdehnung (> 20 %) aufweisen.
[0010] Gelöst wird diese Aufgabe von einem Legierungspulver mit den in Anspruch 1 genannten
Merkmalen.
[0011] Ausführungen der Erfindung und Herstellungsverfahren sind Gegenstände von Unteransprüchen.
[0012] Die erfindungsgemässe Legierung weist nach dem Sintern ohne zusätzliche thermomechanische
Nachbehandlung folgende Eigenschaften auf:
Zugfestigkeit > 1200 N/mm2 bei gleichzeitiger Bruchdehnung >25 %. Der Stand der Technik kennt Zugfestigkeiten
von 1200 N/mm2 bei lediglich 8 - 10 % Bruchdehnung oder Zugfestigkeiten von 900 N/mm2 bei 25 % Bruchdehnung.
[0013] Das gleichzeitige Vorliegen von extremer Zugfestigkeit bei extremer Bruchdehnung
ist bisher nicht bekannt und weist die erfindungsgemässen Wolfram-Sinterteile als
ideale Werkstoffe für Wuchtgeschosse aus. Sowohl die hohen Druck- und Zugbelastungen
beim Beschleunigen im Rohr als auch die hohen Biegemomente und Druckkräfte im Geschoss
beim Auftreffen auf eine Panzerung werden von dem Material unbeschadet überstanden.
Die hervorragenden Eigenschaften prädestinieren die erfindungsgemässen Sinterteile
auch für andere Aufgaben in Wissenschaft und Technik, in denen höchste Anforderungen
an die Festigkeit und Zähigkeit gestellt werden.
[0014] Weitere Vorteile, Merkmale und Anwendungen ergeben sich aus den Figuren, die nachfolgend
beschrieben werden.
[0015] Es zeigen:
Fig. 1 erfindungsgemässe Pulverpartikel,
Fig. 2 erfindungsgemässes Sintermetall,
Fig. 3 Sintermetall aus dem Stand der Technik,
Fig. 4 eine Anordnung zur Herstellung des erfindungsgemässen Legierungspulvers.
[0016] Fig. 1 zeigt das erfindungsgemässe Wolframlegierungspulver in tausendfacher Vergrösserung.
Es besteht aus Partikeln mit annähernd kugeliger Gestalt (grosse Kugel rechts der
Bildmitte). Der Durchmesser beträgt 10 - 50
/um. Die Kugeln weisen eine schwammartige Struktur auf. Die Schwammstruktur wird aufgebaut
aus Wolframkörnern von etwa 1
/um Durchmesser, die von einem dünnen Überzug aus Bindermetall bedeckt und zusammengehalten
sind. Dadurch ist bereits diejenige Verteilung von Wolfram und Bindermetall vorgegeben,
die für das fertige Werkstück kennzeichnend ist.
[0017] Im Gegensatz zu den nach dem Stand der Technik verwendeten Pulvermischungen aus W,
Ni, Co und Fe-Pulver ist das erfindungsgemässe Pulver also fertig legiert und die
Binderlegierung umschliesst bereits die W-Körner in Form eines Überzuges. Damit müssen
bei der Herstellung dichter Sinterkörper die beiden Prozesse Bildung der Binderlegierung
und Umhüllung der Wolframkörner nicht mehr unter Zuhilfenahme einer schmelzflüssigen
Phase durchgeführt werden. Das Pulver kann in der festen Phase zu dichten Körpern
versintert werden.
[0018] Die Schwammstruktur der Pulverpartikel ist locker aufgebaut, so dass das Pulver unter
3 kbar Pressdruck auf etwa 50 % der theoretischen Dichte eines Kompaktums verdichtet
werden kann. Diese hohe Gründichte in Verbindung mit der grossen spezifischen Oberfläche
von grössenordnungsmässig 1 m
2/g ermöglicht das druckfreie Dichtsintern der Presslinge unter Vermeidung von flüssigen
Phasen.
[0019] Fig. 2 zeigt ein Schliffbild einer erfindungsgemässen gesinterten Legierung in 600-facher
Vergrösserung.
[0020] Fig. 3 zeigt zum Vergleich eine gemäss dem Stand der Technik hergestellte, also flüssigphasengesinterte
Legierung in 600-facher Vergrösserung.
[0021] Das erfindungsgemässe Wolframlegierungspulver wird durch Pressen kompaktiert und
anschliessend vorzugsweise in Wasserstoff in der festen Phase gesintert. Bereits bei
einer Sintertemperatur von 900° C erreicht die Sinterdichte über 95 % der theoretischen
Dichte. Mit Sintertemperaturen zwischen 1200
0 C und 1300° C lassen sich porenfreie Sinterkörper herstellen.
[0022] Das Gefüge der festphasengesinterten Presslinge der Fig. 2 weist im Gegensatz zu
den flüssigphasengesinterten Teilen der
Fig. 3 keine kugeligen Wolframkörner auf, sondern eine nahezu raumerfüllende Anordnung
polygoner Wolframkörner, zwischen denen in dünner Schicht das Matrixmetall verteilt
ist. Das Sintergefüge der Fig. 2 ist wesentlich feinkörniger als das durch Flüssigphasensintern
erreichte Gefüge der Fig. 3. Wie aus Fig. 2 zu entnehmen ist, beträgt der Durchmesser
der Wolframkörner 2 - 5 µm und die Korngrössenverteilung ist sehr schmalbandig. Beim
Aufbringen gerichteter Kräfte lässt sich ein zeiliges Gefüge erzielen (nicht gezeigt),
in dem die Wolframkörner über etwa 200 % verformt sind. Das feinkörnige und homogene
Gefüge ist die Ursache für die überlegenen mechanischen Eigenschaften der aus den
erfindungsgemässen Pulvern hergestellten Sinterteile.
[0023] Fig. 4 zeigt eine Anordnung zur Herstellung des erfindungsgemässen Wolframpulvers
mit Zerstäuberdüse 1, Verdampferteil 2, Separator 3, Reduktionsteil 4, Wasserstoffeintritt
5 und Austrageorgan 6, sowie zwei Behältern 7 und 8 für Kondensat und Abgas.
[0024] Das erfindungsgemässe Pulver wird wie folgt hergestellt: Eine gemeinsame Lösung eines
Wolframsalzes und der Salze der Matrixmetalle - Beispiele zur Lösungsbereitung werden
weiter unten angegeben - wird durch die Zerstäubereinheit 1 versprüht und gelangt
als Aerosol in den 800
0 C heissen Verdampferteil 2. Es entstehen feine Partikel, die aus den homogen ineinander
verteilten Salzen (oder anderen Verbindungen) der Legierungskomponenten bestehen.
[0025] Im Separator 3 werden die festen und die gasförmigen Produkte des Verdampfungsprozesses
getrennt. Kondensat und Abgas gelangen in die Behälter 7 und 8. Im Reduktionsteil
4 fällt der im Separator 3 gewonnene Feststoffanteil (hauptsächlich Oxide) einem langsam
aufsteigenden Wasserstoffstrom entgegen und wird bei einer Temperatur von 950° C bis
1200
0 C zum Metall reduziert. Am Wasserstoffeintritt 5 kann die Geschwindigkeit der Gasströmung
geregelt werden. Das fertig reduzierte Pulver verlässt den Reduktionsteil 4 durch
das Austrageorgan 6. Die Salz- bzw. Oxidherstellung und die nachfolgende Reduktion
können auch nacheinander in zwei getrennten Apparaturen durchgeführt werden.
[0026] Entscheidend für die hohe Sinteraktivität des Pulvers, die allein ein Festphasensintern
ermöglicht, sind die Feinheit der Zerstäubung bei der Pulverherstellung, die Konzentration
und Zusammensetzung der gemeinsamen Lösung sowie die schonende Reduktion der Salz-
bzw. Oxidpartikel, bei der ein Zusammenwachsen der Salz- oder der Metallpartikel vermieden
werden muss.
[0027] Bis zu einer Salzkonzentration, die 600 g aufgelöstem Metall pro Liter Lösung entspricht,
ist eine Zerstäubung ausreichend, die ein mittleres Tropfenspektrum von 30 bis 50
µm erzeugt. Die aus der Lösung entstehenden Feststoffpartikel haben eine dem Tropfenspektrum
vergleichbare Grössenverteilung. Wichtig ist bereits an dieser Stelle die Schwammstruktur
der Feststoffpartikel, die im nachfolgenden Reduktionsschritt kurze Diffusionswege
und damit kurze Reaktionszeiten erlaubt. Auf diese Weise ist eine Reduktion der Partikel
im freien Fall möglich, bei der ein Zusammenwachsen der Salz- oder Metallpartikel
unterbleibt.
[0028] Bei den Versuchen hat sich als Lösungsmittel Wasser bewährt. Bei dessen Verwendung
fielen die obengenannten Feststoffpartikel als Oxidmischungen an. Als Reduktionsmittel
kam in diesen Fällen Wasserstoff zur Anwendung. Die Lösungsbereitung kann auf zwei
Wegen erfolgen:
Entweder man arbeitet in schwach saurem Medium bei einem pH > 3 unter Verwendung von
Ammoniummetawolframat als löslicher Wolframverbindung oder man bereitet eine ammoniakalische
Lösung von Wolframsäure, deren Anhydrid oder einem ihrer Salze und verhindert die
Fällung der Kationen der Matrixmetalle durch Komplexieren entweder mit Ammoniak oder
mit den üblichen organischen Komplexbildnern wie z.B. EDTA. Die Verwendung kolloidaler
Wolframverbindungen, z.B. in der Form von H2 WO4 aq, WO3 oder Ammoniumparawolframat, führte nach kurzer Zeit zu Störungen bei der Lösungszerstäubung.
[0029] Im Falle eisenhaltiger Lösungen muss beim Komplexieren mit Ammoniak von Salzen des
zweiwertigen Eisens ausgegangen und Luftzutritt sorgfältig ausgeschlossen werden.
Auch bei der Verwendung von Ammoniummetawolframat stört dreiwertiges Eisen, da es
in den üblichen Konzentrationen den pH der Lösung auf Werte um 1 einstellt, so dass
nach etwa 1 h Aufbewahrung ein Niederschlag ausfällt, der ein Zerstäuben der Lösung
verhindert. Lösungen, die Eisen (II)-Ionen enthalten, bleiben nach dem Filtrieren
über Blaubandfilter länger als 24 h bei Raumtemperatur klar.
[0030] Es folgen Beispiele zur Lösungsherstellung, zur Pulverherstellung und zur Sinterung:
1. Beispiel zur Lösungsherstellung
[0031] In ein 800 ml Becherglas werden 117,3 g W0
3 eingewogen und mit ca. 300 ml Wasser aufgeschlämmt. Es wird 3 h bei Siedehitze gerührt,
bis die Farbe des Bodenkörpers von gelb nach weiß umgeschlagen ist. Nach dem Abkühlen
auf Raumtemperatur wird mit 100 ml 33%iger NH
3-Lösung versetzt und schwach erwärmt. Nach 30 bis 40 Minuten wird die fast klare Lösung
über ein Faltenfilter filtriert.
[0032] In ein 250 ml Becherglas werden 24,3 g Ni(NO
3)
2 · 6H
20, 6,0 g Co(CH
3COO)
2· 4H
20, 5,06 g Fe(NO
3)
3 · 9H
20 und 45 g EDTA eingewogen und mit 80 ml Wasser aufgerührt. In die Suspension werden
langsam 30 - 40 ml 33%ige NH
3-Lösung eingetropft, so dass eine dunkelviolette Lösung entsteht, die mit dem Filtrat
der Wolframlösung vereinigt wird.
2. Beispiel zur Lösungsherstellung
[0033] Wie im Beispiel 1 wird eine Lösung von 113,5 g WO
3 in Ammoniak-Lösung hergestellt und über einen Falterfilter in einen Tropftrichter
filtriert. In einen 3-Hals-Kolben mit zwei Tropftrichtern, Gaseinleitungsrohr, Gasaustritt
mit Waschflasche und Ansaugrohr für die Lösung werden 39,6 g Ni(NO
3)
2 . 6H
20, 3,6
g FeCl
2 - 4H
20 und 2,2 g CoCl
2 eingewogen. Der erste Tropftrichter ist mit 450 ml der filtrierten WO
3-Lösung gefüllt, der zweite Tropftrichter enthält 100 ml halbkonzentrierte Ammoniaklösung.
[0034] Der 3-Hals-Kolben und der Gasraum über den Lösungen in den Tropftrichtern wird 20
min mit Stickstoff gespült. Dann wird unter Rühren die Ammoniaklösung zu den Salzen
im Kolben getropft. Nach Beendigung der Zugabe wird die WO
3-Lösung aus dem zweiten Tropftrichter zur Salzlösung gegeben. über das Ansaugrohr
kann die Lösung unter Luftausschluss dem nachstehend beschriebenen Verfahren zur Metallpulverherstellung
zugeführt werden.
3. Beispiel zur Lösungsherstellung
[0035] 126 g WO
3 werden wie im Beispiel 1 in Ammoniaklösung auf
ge-löst. Nach der Filtration beträgt das Volumen etwa 900 ml. In ein 2000 ml Becherglas
werden 393 g CuSO
4 · 5H
2O eingewogen und bei 50°C in 500 ml Wasser aufgelöst. Zur Lösung werden langsam 500
ml 33%ige NH
3-Lösung gegeben. Anschliessend werden die Wolframat- und die Kupferlösung vereinigt.
Längeres Stehen in der Kälte ist zu vermeiden.
4. Beispiel zur Lösungsherstellung
[0036] Es werden 800 ml H
20 vorgelegt. 485,3 g Ammoniummetawolframat werden unter kräftigem Rühren langsam zugeschüttet.
Es wird weitergerührt bis eine klare Lösung entstanden ist. Zur Wolframat-Lösung werden
28,5 g FeCl
2 · 4H
20 in 500 ml H
20 unter starkem Rühren langsam zugegeben. Es ist wichtig, dass die Anwesenheit von
dreiwertigem Eisen weitgehend ausgeschlossen wird, da sonst innerhalb kurzer Zeit
ein gelb-weißer Niederschlag ausfällt. Zur so bereiteten Eisen-Wolfram-Lösung werden
anschliessend 118,9 gNi(NO
3)
2 · 6H
2O und 39,5 g Co(NO
3)
2 · 6H
2O, gelöst im Gesamtvolumen von 500 ml, zugefügt.
Ein Beispiel zur Pulverherstellung
[0037] In einem typischen Experiment werden in der oben beschriebenen Anlage 2 1 Lösung
pro h versprüht. Der Wasserstoffstron. beträgt 400 Normliter pro h. Die Ausbeute liegt
oberhalb 80%. Das Pulver enthält weniger als 20 ppm Si0
2, undje nach Lösungsherstellung zwischen 0 und 900 ppm Kohlenstoff sowie 500 ppm Stickstoff.
Die Pulverpartikel haben Kugelform. Ihr Durchmesser beträgt im Mittel 20 - 30
/um. Die Struktur der Partikel ist schwammartig.
Ein Beispiel zur Sinterung
[0038] Das Pulver der Zusammensetzung 90% W, 6% Ni, 2% Fe, 2% Co (in Gewichtsprozenten)
besitzt nach der Herstellung eine Schüttdichte von 0,85 g/cm
3. Es wird durch axiales oder isostatisches Kaltpressen bei einem Druck von 3 kbar
zu Probekörpern verdichtet, deren Gründichte etwa 8,5 g/cm
3 beträgt. Aufgrund der schwammartigen Struktur der Pulver, die eine gute Verzahnung
der Partikel nach dem Pressen bewirkt, lassen sich auch ohne Zusätze von Bindemitteln
Preßlinge mit hoher Grünfestigkeit herstellen.
[0039] Der Preßling wird in trockenem, strömenden Wasserstoff bei 1300°C 4 Stunden gesintert
und anschliessend in Vakuum von ca. 10
-2 mbar bei 1050°C 0,5 Stunden entgast.
[0040] Der entstandene Sinterkörper ist absolut porenfrei und weist ein feinkörniges Sintergefüge
mit W-Körnern von 2 - 5
/um Durchmesser auf, die von einer dünnen Haut aus Binderlegierung umgeben sind.
1. Heterogenes Legierungspulver, welches neben Wolfram eine Binderphase aus Nickel,
Kobalt und Eisen enthält, dadurch gekennzeichnet, dass das Pulver aus 10 - 50 µm grossen
Partikeln besteht, wobei die Partikel eine schwammartige Struktur besitzen, die gebildet
wird von Wolframkörnern < 1 µm, die ihrerseits umhüllt und zusammengehalten werden
von einer dünnen Schicht einer homogenen Ni-Co-Fe-Binderphase (Matrix).
2. Legierungspulver nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass Eisen, Kobalt und
Nickel als Bindermaterialien im Gewichtsverhältnis 1:1:3 vorliegen.
3. Legierungspulver nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass der
Wolframgehalt zwischen 80 und 95 Gewichtsprozent, vorzugsweise 90 Gewichtsprozent,
beträgt.
4. Legierungspulver nach Anspruch 1, dadurch gekennzeich- net, dass als Elemente der Binderphase eines oder mehrere Metalle aus der Gruppe Ni,
Cu, Ag, Fe, Co, Mo oder Re verwendet werden.
5. Verfahren zur Herstellung eines Legierungspulvers nach den Ansprüchen 1 - 4, dadurch
gekennzeichnet, dass eine wässrige Lösung mit pH > 3, die Wolfram in Form von Ammoniummetawolframat
(NH4)6H2W12O40 · XH2O und, falls Eisen Legierungsbestandteil ist, dieses ausschließlich in Form eines
Eisen (II)-Salzes enthält, zu einem Aerosol vernebelt wird, dessen mittlerer Tropfendurchmesser
< 50 µm ist, dass dieses Aerosol bei 800° C in der Verdampfungszone eines gasdichten
Reaktors zu Dampf und schwammartigen Mischoxidpartikeln von 10 - 50 /um mittlerem
Durchmesser umgewandelt wird, dass bei ~ 400° C eine Abtrennung der Oxidpartikel von
den gasförmigen Produkten des Verdampfungsprozesses erfolgt und dass die Mischoxidpartikel
anschliessend im freien Fall durch einen aufwärtsgerichteten Wasserstoffstrom bei
Temperaturen zwischen 9500 C und 1200° C zu schwammartigen Metallpartikeln von etwa 10 - 50 µm mittlerem Durchmesser
reduziert werden.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Herstellung der Mischoxidpartikel
und deren Reduktion in zwei getrennten Verfahrensschritten erfolgt.
7. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass Wolfram als ammoniakalische
Lösung der Wolframsäure oder ihres Anhydrids oder eines ihrer Salze eingebracht wird,
die Salze der Matrixmetalle in Form ihrer Amminkomplexe vorliegen, wobei die Lösung
in Gegenwart von Eisen, das als zweiwertiges Ion vorliegen muss, unter striktem Luftausschluss
gehandhabt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Bindermetalle in Form
organischer Komplexe, vorzugsweise des Ethylendiamminotetraessigsäurekomplexes, und
eventuell vorhandenes Eisen als Fe3+vorliegen und Luftausschluss nicht erforderlich ist.
9. Verwendung des Legierungspulvers der Ansprüche 1 bis 4 zum Herstellen von Sinterteilen,
insbesondere von Wuchtgeschossen, wobei durch an sich bekannte Verfahren des Festphasensinterns
Teile erzeugt werden, deren Gefüge porenfrei ist und aus polygonen Wolfram-Körnern
mit einem mittleren Durchmesser < 5 ;um besteht, die nahezu raumerfüllend angeordnet sind und zwischen denen sich in dünner
Schicht die Binderlegierung befindet.