Stand der Technik
[0001] Die Erfindung geht aus von einem Verfahren zur Herstellung von Sinterstahl nach der
Gattung des Hauptanspruchs. Die Festigkeits.eigenschaften von Sinterstählen werden,
außer durch die Zusammensetzung, im wesentlichen durch die Raumerfüllung bestimmt.
Daneben ist, wegen der Kerbwirkung der Poren, auch die Porenform wichtig. Wünschenswert
sind daher Sinterstähle mit einer Raumerfüllung ≧ 94 % und möglichst abgerundeten
Poren. Der wirtschaftlichste Weg zur Erreichung dieses Zieles ist die sogenannte Einfachsintertechnik,
bei welcher nur ein einziges Mal gepreßt und gesintert wird. Bei der heute üblichen
Einfachsintertechnik erfolgt die Versinterung der Pulverteilchen im wesentlichen durch
Festphasendiffusion, wobei sie durch das Auftreten flüssiger Phasen unterstützt werden
kann. Man kommt dabei im Falle von Zwei- oder Dreistoffsystemen im allgemeinen bis
zu einer Raumerfüllung von etwa 92 %.
[0002] Durch die sogenannte Zweifachsintertechnik, bei der auf eine erste Verfahrensfolge
Pressen und Sintern eine zweite solche folgt, kann man eine Raumerfüllung von knapp
94 % erreichen. Diese Technik ist aber wesentlich aufwendiger als die Einfachsintertechnik.
Die Sinterschmiedetechnik schließlich gestattet zwar eine Verdichtung bis zur Raumerfüllung
von 99 % und darüber, sie ist aber sehr aufwendig und in den meisten Fällen unwirtschaftlich.
[0003] Die Einfachsintertechnik mit einem Auftreten flüssiger Phasen, das sogenannte Zweiphasendichtsintern,
wird heute bei der Herstellung von Bauteilen aus Schnellstahlpulvern angewendet. Bei
diesen Schnellstählen erreicht man zwar Sinterdichten von mindestens 97 %, jedoch
weisen die Ausgangspulver sehr komplizierte Zusammensetzungen auf, da sie aus mindestens
fünf Legierungskomponenten bestehen. Die Teilchen des Ausgangspulvers haben eine völlig
homogene Zusammensetzung, da die Legierung vor dem Pressen und Sintern hergestellt
wird. Während des Sinterns befindet sich innerhalb eines bestimmten Temperaturbereiches
jedes Pulverteilchen gleichzeitig im festen und im flüssigen Aggregatzustand, was
zwar dazu führt, daß sich der Anteil der Poren auf ü 3 % erniedrigen läßt, jedoch
ist der Temperaturbereich, in dem dieses Phänomen zum Zwecke des Verdichtens durch
Sintern ausgenutzt werden kann, mit 2 bis 3 0C sehr eng, was sehr hohe Anforderungen
an die Temperaturkonstanz während des Sinterprozesses stellt und mit ein Grund dafür
ist, daß der Sinterprozeß bei den Schnellstahlpulvern im Vakuum durchgeführt werden
muß.
Vorteile der Erfindung
[0004] Das erfindungsgemäße Verfahren mit den kennzeichnenden Merkmalen des Hauptanspruchs
hat gegenüber den normalen Sinterstählen, die durch Mischen der Elementpulver im allgemeinen
als Zwei- oder Dreistoffsystem hergestellt werden, den Vorteil, daß es mit ihm gelingt,
einen Sinterstahl durch einfache Sintertechnik auf eine Raumerfüllung = 94 % zu bringen.
Dies erfolgt durch das Zweiphasendichtsintern, wobei aber bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren ein inhomogenes, mehrere Komponenten enthaltendes Ausgangspulver benutzt
wird, das, ohne Reaktionen der Komponenten untereinander, während des ganzen Sintervorgangs
gleichzeitig nur in einem Aggregatzustand vorliegt. Der Zweiphasenzustand wird während
des Sinterns durch Reaktionen zweier oder mehrerer Ausgangskomponenten erreicht, wobei
sich eine ursprünglich nicht vorhandene neue Phase bildet, die dann gleichzeitig im
festen und flüssigen Aggregatzustand vorliegt. Die Verteilung dieser Komponenten im
Preßkörper muß so sein, daß die Reaktionen während des Sinterns an möglichst vielen
Stellen im Preßkörper auftreten. Weiterhin muß der Zweiphasenzustand möglichst lange
aufrechterhalten bleiben, damit die Poren weitgehend nach außen wandern können. Die
Zusammensetzung der Ausgangspulver muß so gewählt werden, daß die Komponente, die
gleichzeitig im festen und im flüssigen Aggregatzustand auftritt, in ausreichender
Menge vorhanden ist.
[0005] Gegenüber den obenerwähnten Schnellstahlpulvern ergibt sich der Vorteil, daß der
Temperaturbereich während des Sinterns nicht so kritisch ist, da hier ein Bereich
von ca. 30
0C zur Verfügung steht. Außerdem braucht der Sinterprozeß nicht im Vakuum durchgeführt
zu werden, hier wird vielmehr vorzugsweise unter Wasserstoff gesintert. Außerdem liegt
die Sintertemperatur bei den Schnellstahlpulvern mit mehr als 1250
0C verhältnismäßig hoch.
[0006] Durch die in den Unteransprüchen aufgeführten Maßnahmen sind vorteilhafte Weiterbildungen
und Verbesserungen des im Hauptanspruch angegebenen Verfahrens möglich. Besonders
vorteilhaft ist es, das Ausgangspulver auf die Weise herzustellen, daß man die Pulverteilchen
des Hauptbestandteils Eisen mit einer oder mehreren Schichten der Legierungskomponenten
überzieht, daß man dieses Pulver dann preßt und anschließend sintert, wie es unten
anhand von Beispielen noch genauer beschrieben wird. Dabei ist es im allgemeinen notwendig,
dafür Sorge zu tragen, daß die als Schicht aufgebrachten Legierungskomponenten während
des Sinterns nicht zu schnell in das Eisen hineindiffundieren. Dies kann zum einen
dadurch geschehen, daß man ein Eisenpulver mit einem geringen Kohlenstoffanteil verwendet
oder daß man als erste Schicht auf die Eisenpulverteilchen eine Graphitschicht als
Diffusionsbremse aufbringt. Das erfindungsgemäße Verfahren hat sich beispielsweise
besonders bewährt bei der Herstellung der technisch interessanten Fe-Si-P-Sinterlegierung,
die grundsätzlich den Vorteil hat, daß Silicium und Phosphor preiswerte, leicht verfügbare
Elemente sind, die bei einer eventuellen Wiederaufbereitung von Sinterstahlteilen
sehr wenig Schwierigkeiten bereiten.
Beschreibung der Ausführungsbeispiele
Beispiel 1:
[0007] Im System Eisen-Nickel tritt für Legierungen bis etwa 40 % Ni oberhalb 1450
0 C der Zweiphasenzustand auf. Um eine Fe-Ni-Legierung mit etwa 5 % Ni und einer Raumerfüllung
von ≧ 94 % durch Einfachsintertechnik herstellen zu können, wurde sphärisches Eisenpulver
durch Aufdampfen mit einer Nickelschicht versehen, wobei die Schichtdicke des Nickels
so gewählt wurde, daß ein Bruttogehalt von etwa 5 % Nickel erreicht wurde. Das so
erhaltene Pulver wurde mit einem Druck von etwa 7 Mp/cm2 zu einem Preßkörper geformt,
der dann zunächst bei 1000 °C getempert wurde, so daß sich in der Grenzzone zwischen
Eisen und Nickel schon eine Legierung bildete. Danach wurde die Temperatur auf ca.
1470 °C erhöht. Es stellte sich jedoch heraus, daß dieser Zweiphasenzustand nicht
ausreichend lange erhalten blieb, da das Nickel zu schnell in das Eisen eindiffundierte
und das Zweiphasengebiet daher zu schnell wieder verlassen wurde. Die Poren hatten
in diesem Falle zu wenig Zeit, um nach außen zu wandern. Diese Schwierigkeit konnte
jedoch dadurch überwunden werden, daß man ein Eisenpulver verwendete, das etwa 0,2
Gew.-% Kohlenstoff enthielt, wodurch die Nickel-Diffusion in ausreichendem Maße verzögert
wurde. Bei den so hergestellten Sinterteilen wurden Sinterdichten zwischen 7,4 und
7,5 g/cm
3 erzielt, was einer Verdichtung auf > 94 % entspricht und auf das gleichzeitige und
ausreichend lange Vorhandensein einer Fe-Ni-Phase im festen und im flüssigen Zustand
zurückzuführen ist.
Beispiel 2:
[0008] Es wurde oben schon angedeutet, daß die Fe-Si-P-Legierung eine technisch interessante
Legierung darstellt. Im ternären System Fe-Si-P gibt es verschiedene Zweiphasengebiete,
die man für die Herstellung hochdichter Sinterteile ausnutzen kann. Als Ausgangsstoffe
wurden Eisen-, Ferrosilicium-, Ferrophosphor- und Graphitpulver verwendet. Es hat
sich nämlich gezeigt, daß es auch in diesem Falle notwendig ist, eine Diffusionsbremse
zwischen dem Eisen und den Legierungspulvern vorzusehen. Daher wurde das Eisenpulver
zunächst mit Graphitpulver überzogen, indem das Graphitpulver mit 5 cm
3 auf 1000 g Eisenpulver einer 35 %igen wäßrigen Dextrinlösung als Bindemittel vermischt
und auf die Eisenpulverteilchen aufgebracht wurde. Dabei lag der Brutto-Kohlenstoffgehalt
zwischen 0,05 und 0,3 Gew.-%. Um eine bessere Haftung des Graphits am Eisen zu erreichen,
wurde dieses Pulver einer einstündigen Wärmebehandlung bei 700
0C unterzogen. Dann wurde in gleicher Weise eine Mischung aus Ferrosilicium und Ferrophosphor
aufgebracht und wiederum eine Wärmebehandlung wie oben durchgeführt. Danach wurde
das nunmehr in Form eines Panates vorliegende Pulver in üblicher Weise gepreßt und
eine Stunde bei 1150 - 1180 °C in Wasserstoff gesintert. - Alternativ wurden Eisen-,
Ferrosilicium- und Ferrophosphorpulver in der üblichen Weise sorgfältig gemischt,
wobei bei einem Teil der Proben noch 0,7 Gew.-% eines synthetischen Wachses als Preßhilfsmittel
zugesetzt wurde. Diese Pulvermischungen wurden dann wie oben weiterverarbeitet.
[0009] Bei der Prüfung der Eigenschaften der auf diese Weise hergestellten Probekörper zeigten
die aus Panatpulver und aus Mischpulver mit Wachszusatz hergestellten Proben weitgehend
die gleichen Ergebnisse, während bei den Mischpulvern ohne Wachszusatz, besonders
bei hohen Preßdrücken und Sintertemperaturen, große Streuungen der Eigenschaftswerte
auftraten.
[0010] Bei Preßdrücken zwischen 6,5 und 8,5 Mp/cm
2 wurden Sinterdichten zwischen 7,25 und 7, 40 g/cm
3 erreicht. Dies entspricht Werten für die Raumerfüllung von 94 bis 96 %. In diesem
Dichtebereich sind die Festigkeitseigenschaften sowie die Maßänderungen (Schwindungen)
während des Sinterns nahezu unabhängig von der Dichte.
[0011] Bei den oben beschriebenen Versuchen wurden die Komponenten in solchen Mengen eingesetzt,
daß die Anteile der einzelnen Komponenten in den Legierungen in folgenden Bereichen
lagen:
P 0,8 bis 1,4 Gew.-%
Si 1,0 bis 2,0 Gew.-%
C 0,05 bis 0,3 Gew.-% (bei Panat)
Fe Rest
[0012] Eine bezüglich ihrer Eigenschaften besonders günstige Legierung hat die folgende
Zusammensetzung:
P 1,0 Gew.-%
Si 1,75 Gew.-%
C 0,06 Gew.-% (bei Panat)
Fe Rest
[0013] Panat bzw. Mischpulver mit Wachs wurden mit 6,5 bis 8,5
Mp/cm
2 gepreßt. Nach einer Sinterung bei 1150 °C, eine Stunde in Wasserstoff ergaben sich
Sinterdichten zwischen 7,25 und 7, 40 g/cm
3.
[0014] Die wichtigsten Eigenschaften dieser Legierung sind:
Bruchfestigkeit Rm = 570 bis 600 N/mm2
0,2 %-Dehngrenzen Rp0,2 (zyklisch) = Rp0,2 (zügig) = 500 bis 550 N/mm2
Dauerschwingfestigkeit σD = 250 N/mm2 bei αk = 1
(Biegung) σD = 140 bis 160 N/mm2 bei αk = 3,2.
[0015] Die Vorteile dieser nach dem erfindungsgenäßen Verfahren hergestellten Sinterlegierung
seien im folgenden nochmals zusammengefaßt:
- Billige und leicht verfügbare Legierungselemente
- Durch Einfachsintertechnik Raumerfüllung ≧ 94 %
- Hohe Werte der mechanischen Eigenschaften bei niedriger Sintertemperatur von etwa
1150 °C
- Im Dichtebereich 7,25 bis 7,4 weitgehende Unabhängigkeit der Festigkeit und der
Maßänderung von der Dichte
- Dauerschwingfestigkeit im gekerbten Zustand entspricht derjenigen von gekerbten
Walzstählen, die im Bereich von 160 bis 180 N/mm2 liegt
- Trotz des hohen Si- und P-Gehaltes, der laut Phasendiagramm zu einer Abschnürrung
des α-Bereiches führt, ist die Legierung in technisch verwertbarem Maße härtbar.
1. Verfahren zur Herstellung von Sinterstahl hoher Raumerfüllung durch Einfachsintertechnik,
wobei ein Pulver aus einer Metallegierung gepreßt und bei einer Temperatur gesintert
wird, bei der die Metallegierung während des Sinterns gleichzeitig im flüssigen und
im festen Aggregatzustand vorliegt, dadurch gekennzeichnet, daß als Ausgangspulver
anstelle einer homogenen Metallegierung ein aus mehreren Komponenten mit Eisen als
Hauptbestandteil bestehendes Pulvergemisch eingesetzt wird, das ohne Reaktion der
Komponenten untereinander während des Sintervorganges nur in einem Aggregatzustand
vorliegt, deren zwei Aggregatzustände fest und flüssig jedoch während des Sintervorganges
durch Reaktion mindestens zweier Komponenten des Ausgangspulvers miteinander unter
Bildung einer entsprechenden Legierungsphase entstehen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß auf die Oberfläche der Eisenpulverteilchen
mindestens eine Schicht aus einer oder mehreren Legierungskomponenten aufgebracht
wird, das auf diese Weise hergestellte Pulver dann gepreßt und anschließend gesintert
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß auf die Oberfläche der Eisenpulverteilchen
zunächst eine Schicht aufgebracht wird, die die Diffusion der Legierungskomponenten
in das Eisen verlangsamt.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß zunächst eine Graphitschicht
aufgebracht wird, bevor die Eisenpulverteilchen mit mindestens einer Schicht der Legierungskomponenten
versehen werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Eisenpulver mit einer oder
mehreren Legierungskomponenten innig gemischt wird, daß das gemischte Pulver anschließend
gepreßt und das Preßteil dann gesintert wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß dem Pulver ein Wachs als
Preßhilfsmittel zugesetzt wird.
7. Verfahren zur Herstellung einer Eisen-Silicium-Phosphor-Sinterlegierung mit einer
Raumerfüllung von mindestens 94 % nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß das Eisenpulver zunächst mit einer Graphitschicht überzogen wird, indem das Graphitpulver
mit einem Bindemittel und anschließend mit dem Eisenpulver gemischt wird, daß auf
die so hergestellten Pulverteilchen dann eine Schicht aus Ferrosilicium und Ferrophosphor
aufgebracht wird, indem die drei Pulverarten unter Zufügen eines Bindemittels miteinander
gemischt werden, und daß das gesamte Pulver schließlich gepreßt und dann gesintert
wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponenten in einem
solchen Verhältnis gemischt werden, daß der Kohlenstoffgehalt 0,05 - 0,3 Gew.-%, der
Siliciumgehalt 1,0 - 2,0 Gew.-%, der Phosphorgehalt 0,8 - 1,4 Gew.-% beträgt, daß
der Preßdruck bei 6,5 - 8,5 Mp/cm2 und die Sintertemperatur bei 1150 - 1180 0C liegt und die Sinterung in einer Wasserstoffatmosphäre vorgenommen wird.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß nach dem Aufbringen
der Graphitschicht und nach dem Aufbringen der Schicht der Legierungskomponenten jeweils
eine einstündige Wärmebehandlung bei 700 °C erfolgt.