[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen eines Mischgarns,
bei dem ein falschdralltexturiertes Filamentgarn in einer Fluiddüse mit einem in Überschuß
zugelieferten glatten Filamentgarn verblasen wird. Durch dieses Verblasen wird das
falschdralltexturierte Garn mit dem glatten Filamentgarn vermischt unter gleichzeitiger
Ausbildung eines Schlingengarnes. Das Verblasen der beiden unterschiedlichen Garnkomponenten
erfolgt meist unmittelbar nach dem Falschdralltexturieren -der einen Komponente. Derartige
Verfahren werden beispielsweise in der JP 52 042 955 beschrieben und auch in der JP
53 052 758 offenbart. Nach dieser Vorliteratur wird das durch die Blastexturierung
gefachte Garn anschließend noch thermisch fixiert.
[0002] Die glatte Garnkomponente wird nach dem oben zitierten Stand der Technik in einem
getrennten Prozeß hergestellt durch Verspinnen und anschließendes Verstrecken in einer
zweiten Verfahrensstufe.
[0003] Gemäß US-PS 42 19 997 ist es möglich von unverstreckten Garnen auszugehen, die Falschdralltexturierung
ist bei dieser Vorveröffentlichung eine Streckfalschdralltexturierung, das glatte
Material wird gemäß Figur 2 zwischen 2 Galetten und unter der Einwirkung eines Heizers
verstreckt, bevor es mit dem falschdralltexturierten Garn gemeinsam in einer Fluiddüse
verwirbelt wird. Bei diesem Prozeß muß das glatte Garn besonders gute textile Eigenschaften
haben, da es die tragende Komponente in dem Mischgarn darstellt. Wie aus Figur 2 der
US-PS 42 19 997 ersichtlich, bedarf es auch im Fall der Verarbeitung unverstreckter
Fäden unter Einsatz eines Verstreckprozesses eines erheblichen maschinellen Aufwandes.
[0004] Es bestand daher immernoch die Aufgabe, ein Verfahren zur Herstellung eines Mischgarnes
aus einem falschdralltexturierten Filamentgarn und einem glatten Filamentgarn, die
in einer Fluiddüse verwirbelt werden, zu finden, bei dem der Herstellungsprozeß erheblich
vereinfacht ist.
[0005] Es konnte überraschend gefunden werden, daß es möglich ist das gewünschte Verfahren
wesentlich zu vereinfachen und zwar durch den Einsatz eines unverstreckten hochvororientierten
Filamentgarnes mit einer Fließspannung von über 7,5 cN/tex. Hierbei ist es nicht erforderlich,
daß das hochvororientierte jedoch unverstreckte Filamentgarn vor dem Einsatz in der
Verwirbelungsdüse noch verstreckt werden muß. Bei Einsatz von Polyäthylenterephthalat
erhält man auf herkömmlichen Schmelzspinnanlagen derartig hochvororientierte Filamentgarne
bei Spinnabzugsgeschwindigkeiten von über etwa 4100 m/min. Der bevorzugte Bereich
der Spinnabzugsgeschwindigkeit bei dem erfindungsgemäßen Verfahren liegt zwischen
etwa 4300 und 5000 m/min. Die Obergrenze ergibt sich dabei aus dem Spinnverhalten
der Filamente. Bei Einsatz herkömmlicher Spinnanlagen tritt bei Steigerung der Abzugsgeschwindigkeit
über 5000 m/min. in zunehmendem Maße eine Flusigkeit der Garne auf, die bisher noch
nicht behoben werden konnte.
[0006] Seit etwa 30 Jahren ist bekannt, daß man Polyestergarne mit hohen Geschwindigkeiten
aufwickeln kann und bei einem solchen Verfahren Garnfestigkeiten an den unverstreckten
Fäden messen kann, die vergleichbar sind mit denen von bei langsameren Geschwindigkeiten
aufgewickelten und anschließend verstreckten Fäden (US-PS 26 04 667). Nach Aussage
dieser Vorliteratur werden Fäden aus Polyäthylenterephthalat mit merklichen Festigkeiten
erhalten, wenn die Spinngeschwindigkeit bzw. genauer die Aufwickelgeschwindigkeit
über 5200 y.p.m. entsprechend etwa 4760 m/min liegt. In den vergangenen Jahrzehnten
ist jedoch keine technische Nutzung derartiger unverstreckter Garne in einem Endprodukt
bekanntgeworden. Die Ursache dafür ist darin zu suchen, daß derartige unverstreckte
Fäden sehr hohe Dehnungswerte aufweisen. Der größte Teil dieser Dehnung ist zudem
irreversible Dehnung. Ein hoher Anteil an irreversibler Dehnung ist praktisch gleichzusetzen
mit geringer Formbeständigkeit eines textilen Artikels bei Belastung. Beispielsweise
ist bei üblichem Ausspinnen von Fäden mit einem Einzeltiter von ca. 3 dtex bei einer
Aufwickelgeschwindigkeit von 5000 m/min noch mit einer Reißdehnung von wenigstens
70% zu rechnen. Unter gleichen Bedingungen beträgt die Reißdehnung bei 4300 m/min
Aufwickelgeschwindigkeit mehr als 90 %. Trotz dieser bekannten Nachteile zeigt sich
bei Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahren überraschenderweise, daß derartige unverstreckte
jedoch hochvororientierte Garne trotz ihrer verhältnismäßig geringen Reißfestigkeit
und ihrer sehr hohen Reißdehnung mit Vorteil bei dem Herstellen von Mischgarnen eingesetzt
werden können, bei denen das glatte, unverstreckte Filamentgarn mit Überschuß in die
Fluiddüse angeliefert wird und so das falschdralltexturierte Garn bei diesem Mischgarn
als Trägergarn wirkt.
[0007] Die glatte Garnkomponente bzw. die Einzelfilamente dieser Komponente legen sich dabei
in kleinen Schlaufen um die falschdralltexturierten Einzelfilamente der anderen Garnkomponente.
Aus einem solchen Mischgarn hergestellte Flächengebilde weisen einen weichen Griff
auf. Aufgrund der falschdralltexturierten Trägerkomponente und der in Schlingen und
Schlaufen eingelegten glatten Komponente weist das Garn ein hohes Volumen auf und
zeigt eine belebte Oberflächenoptik.
[0008] Die Schlaufenstruktur des Mischgarns bleibt bei der Ausrüstung der hieraus hergestellten
Gewebe oder Gewirke nur erhalten, wenn die glatte Garnkomponente einen geringen Schrumpf
aufweist. Innerhalb des beanspruchten Bereiches des erfindungsgemäßen Verfahrens weisen
die vororientierten Garne mit Fließspannungen über 7,5 cN/tex geringe Werte des Schrumpfes
auf, die im allgemeinen unter 10 % beim Kochschrumpf liegen.
[0009] Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäß verwendeten glatten Garne ist ihre hohe
Farbstoffaufnahme. Derartige hohe Farbstoffaufnahmen sind von unverstreckten Fäden
bekannt, bisher war es nur nicht möglich, derartige Fäden für einen textilen Zweck
einzusetzen.
[0010] Die Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens bestehen also darin, daß durch den
Einsatz eines speziellen hochvororientierten Filamentgarnes als Zulieferqarn auf einer
Verstreckung der Fäden verzichtet werden kann, und damit auf den Einsatz besonderer
Streckqaletten und Heizkörper für jeden einzelnen zu behandelnden Faden bzw. Garn.
Die erzeugten texturierten Mischgarne werden in ihren textilen Eigenschaften durch
den Einsatz eines glatten unverstreckten Filamentgarnes nicht herabgesetzt, da die
falschdralltexturierte Komponente als Trägergarn - fungiert. Auch bei der Verarbeitung
bzw. Ausrüstung der aus den erfindungsgemäß hergestellten Garnen produzierten Gewebe
oder Gewirke treten keine Schwierigkeiten auf, die Struktur des Garnes bleibt erhalten,
da das unverstreckte jedoch hochvororientierte Garn mit einer Fließspannung von über
7,5 cN/tex nur noch qerinqe Thermoschrumpfwerte zeiqt. Darüberhinaus zeichnet sich
die unverstreckte Garnkomponente durch eine hohe Farbstoffaufnahme aus.
[0011] Das erfindungsgemäße Verfahren ist allgemein auf aus der Schmelze verspinnbarer Polymere
anwendbar, es eignet sich besonders für Garne aus fadenbildenden Polyestern und ganz
besonders für solche aus Polyäthylenterephthalat.
[0012] Als Zuliefergarn für die falschdralltexturierte Garnkomponente können gleichermaßen
verstreckte Garne dienen, wie auch sogenannte Schnellspinngarne wie sie zum Beispiel
in der DE-OS 22 11 843 beschrieben werden. Es können aber von Vorteil auch bei dieser
Garnkomponente hochvororientrierte Garne eingesetzt werden, die beispielsweise gemäß
DE-OS 31 15 759 ohne den Einsatz von Heizern oder bei nur einer geringeren Heizertemperatur
falschdralltexturiert werden können. Gemäß der DE-OS 31 15 759 kann der Einsatz von
nichtrundem Querschnitt der Einzelfilamente unter derartigen Bedingungen eine besonders
ausgeprägte Profilerhaltung bei der Falschdralltexturierung erzielt werden. Derartige
Effekte können auch bei einem Verblasen mit einem glatten Garn gemäß der vorliegenden
Erfindung zu einem besonders ansprechenden Effektgarn führen.
[0013] Zur Verdeutlichung der vorliegenden Erfindung soll die Abbildung dienen, die gleichzeitig
die Verfahrensweise wiedergibt, die im Beispiel angewandt wurde. Ein Zuliefergarn
auf einer Spinnspule 1 läuft über ein Lieferwerk 2 in eine Strecktexturiermaschine
und zwar dort über den Heizer 3 den Drallgeber 4 und wird vom Lieferwerk 5 mit entsprechend
höherer Geschwindigkeit abgezogen. Zu dem so produzierten falschdralltexturierten
Garn wird eine zweite Garnkomponente von einer Spule 6 mit Hilfe eines Lieferwerkes
7 abgezogen. Beide Garne werden nun von einer Saugdüse 8 erfaßt, die von einem fluiden
Medium angetrieben wird und dort gefacht. In einer weiteren Verwirbelungsdüse 9 die
ebenfalls mit einem Fluidmedium angetrieben wird, tritt eine intensive Vermischung
der Garnkomponenten auf. Anschließend wird das Mischgarn auf der Spule 10 aufgespult.
[0014] Die beiden Düsen 8 und 9 können auch durch eine einzige Düse geeigneter Bauart ersetzt
werden. Entsprechende Düsen sind im Handel erhältlich.
[0015] Zur weiteren Erläuterung der Erfindung soll das nachfolgende Beispiel dienen.
Beispiel
[0016] Die Durchführung des Verfahrens erfolgte mit einer Vorrichtung, die in ihrem prinzipiellen
Aufbau dem der Figur entsprach. Die eigentliche Texturiermaschine wies einen Heizer
von 1,25 m Länge auf, als Drallgeber diente ein Barmag-Friktionsaggregat mit 3 x 3
Keramikscheiben der Bezeichnung
(R)CYOCERA.
[0017] Als Zuliefergarn für die falschdralltexturierte Komponente diente ein Garn dtex 157
f 48, matt mit oktalobalem Querschnitt, dessen fadenbildenden Substanz aus Polyäthylenterephthalat
der relativen Viskosität 1,81 bestand. Die relative Viskosität wurde als 0,5 %ige
Lösung in einem Gemisch Phenol:Tetrachloräthan Gewichtsverhältnis 3:2 bei 25° bestimmt.
Das Zuliefergarn war bei dem Spinnen mit einer Abzuggeschwindigkeit von 3000 m/min
gewonnen worden, die Heizertemperatur betrug 210°C, die Verstreckung zwischen den
Lieferwerken 2 und 5 1 : 1,72, das Verhältnis von Anfangsgeschwindigkeit der Keramikscheiben
des Drallgebers zur Garngeschwindigkeit (D/Y ) war 1,74, die Texturierspannung vor
und nach dem Drallgeber wurde mit 21 und 23 cN gemessen.
[0018] Als Beilauffaden diente ein Polyäthylenterephthalatfilamentgarn vom Titer dtex 116
f 40 matt mit rundem Querschnitt,das bei einer Abzuggeschwindigkeit von 4700 m/min
gewonnen wurde. Die Fließspannung Unter Fließspannung wird dabei der Quotient aus
Fließkraft und dem Titer des Einsatzgarnes verstanden. Die Fließkraft kann dabei dem
Kraft-Dehnungs-Diagramm entnommen werden. Bei einem solchen Diagramm wird üblicherweise
nach einem linearen Anstieg (reversibler Bereich) und einem Uberschwingen im Fließpunkt
ein waagerechter Ast der Kurve beobachtet. In diesem Bereich tritt eine Längenzunahme
ohne gleichzeitige Steigerung der Kraft ein. Die Höhe dieser Fließzone wird als Fließkraft
bezeichnet. Bei hoher Vororientierung verkürzt sich die Fließzone zu einem Minimum
ggfs. zu einem Wendepunkt oder Knick, eine Bestimmung der Höhe der Fließkraft ist
jedoch in jedem Fall möglich.
[0019] Während das falschdralltexturierte Garn am Lieferwerk 5 mit einer Geschwindigkeit
von 301 m/min abgezogen wurde, betrug die Zuliefergeschwindigkeit des Beilauffadens
(Lieferwerk 7) 370 m/min, d.h. die Überlieferung des glatten unverstreckten Fadens
betrug etwa 23 %. Das Fachen in der Saugdüse 8 erfolgte mit Luft von 2 bar Überdruck.
Die nachfolgende Verwirbelungsdüse wurde mit 3,5 bar Überdruck ebenfalls mit Preßluft
betrieben. Das so erhaltene Mischgarn wurde mit einer Geschwindigkeit von 294 m/min
auf zylindrische Spulen aufgespult. Die Fadenspannung nach der Verwirbelungsdüse betrug
13 cN.
[0020] Als Saugdüse wurde eine Düse eingesetzt, wie sie in US-PS 2869 967, Fig. 4 beschrieben
wurde. Die benutzte Verwirbelungsdüse entsprach US-PS 2 985 995, Fig. 8 und 9.
1. Verfahren zum Herstellen eines Mischgarnes bei dem ein falschdralltexturiertes
Filamentgarn in einer Fluiddüse gemeinsam mit einem in Überschuß zugelieferten glatten
Filamentgarn texturiert wird , dadurch gekennzeichnet, daß als glattes Filamentgarn
ein unverstrecktes, hochvororientiertes Filamentgarn mit einer Fließspannung von über
7,5 cN/tex eingesetzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, daß die fadenbildende Substanz
der Mischgarnkomponenten aus einem hochmolekularen fadenbildenden Polyester vorzugsweise
Polyäthylenterephthalat besteht.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß als falschdralltexturiertes
Filamentgarn ein Garn gemäß DE-OS 31 15 759 eingesetzt wird.