(19)
(11) EP 0 099 456 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
01.02.1984  Patentblatt  1984/05

(21) Anmeldenummer: 83104997.8

(22) Anmeldetag:  20.05.1983
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)3E01D 19/06
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB IT LI NL

(30) Priorität: 19.07.1982 DE 3226970

(71) Anmelder: Kober AG
CH-8750 Glarus (CH)

(72) Erfinder:
  • Huber, Reinhold
    CH-8180 Bülach (CH)
  • Köster, Waldemar, Dipl.-Ing.
    D-5062 Forsbach (DE)

(74) Vertreter: Grättinger & Partner 
Postfach 16 55
82306 Starnberg
82306 Starnberg (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Vorrichtung zum Überbrücken von Dehnungsfugen in Verkehrswegen, insbesondere Brücken


    (57) Eine Vorrichtung zum Überbrücken von Dehnungsfugen in Verkehrswegen, insbesondere Brücken, mit einer oder mehreren quer zur Verkehrswegrichtung verlaufenden, zueinander parallelen Lamellen, die nach oben an die Verkehrswegdekke angrenzen und nach unten auf quer zur Dehnungsfuge verlaufenden, in die daran angrenzenden Verkehrswegränder direkt oder indirekt lastabtragenden Traversen abgestützt sind, besitzt als Einrichtung zur Steuerung der Lamellenabstände Steuerseile, an deren Seilsträngen die Lamellen angeschlossen sind. Die Seilstränge verlaufen parallel zu den Traversen und sind entweder an den lastabtragenden Traversen selbst oder an gesonderten Steuertraversen angebracht.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Überbrücken von Dehnungsfugen in Verkehrswegen, insbesondere Brücken, mit einer oder mehreren quer zur Verkehrswegrichtung verlaufenden, zueinander parallelen Lamellen, die nach oben an die Verkehrswegdecke angrenzen und nach unten auf quer zur Dehnungsfuge verlaufenden, in die daran angrenzenden Verkehrswegränder direkt oder indirekt lastabtragenden Traversen abgestützt sind, und wobei eine Einrichtung zur Steuerung der Lamellenabstände vorgesehen ist.

    [0002] Bei derartigen bekannten Vorrichtungen (z.B. Deutsche Patentschriften 16 58 611 und 30 19 594) besteht die Notwendigkeit, die Abstände zwischen den Lamellen in Anpassung an die jeweilige Weite der Dehnungsfugen und auch als Reaktion auf Brems- und Anfahrkräfte darüberfahrender Fahrzeuge zu steuern.

    [0003] Es sind zahlreiche Steuerungseinrichtungen bekannt, welche durch Einsatz unterschiedlicher Mittel wie Gelenkhebel, Scherengestänge, Zahnstangen, elastischer Steuerteile od. dgl. die Steuerung der Lamellen bewirken, derart, daß diese den Fugenspalt gleichmäßig unterteilen.

    [0004] Die bekannten Hebelsteuerungen (z.B. Deutsche Offenlegungsschrift 24 21 964) besitzen keinerlei stoßdämpfende Wirkung; ihre Gelenke schlagen mit der Zeit aus.

    [0005] Die bekannten elastischen Steuereinrichtungen (z.B. Deutsche Patentschriften 16 58 611 und 30 19 594) sind weniger genau als die genannten Hebelsteuerungen, wobei die Ungenauigkeit mit kleiner werdenden Auslenkkräften, aber auch mit zunehmendem Alter der gummielastischen Steuerteile zunimmt.

    [0006] Demgegenüber liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine Steuereinrichtung an einer Vorrichtung der eingangs genannten Art zu schaffen, welche mit hoher Genauigkeit arbeitet, unmittelbar auf jede Auslenkung durch Verkehrsbelastungen reagiert und eine stoßartige Kraftübertragung vermeidet.

    [0007] Diese Aufgabe wird nach dem erfindungsgemäßen Vorschlag dadurch gelöst, daß die Lamellen an Seilsträngen angeschlossen sind, die parallel zu den Traversen verlaufen und durch daran umlaufend geführte Steuerseile gebildet sind, wobei die beiden Seilstränge jedes Steuerseils jeweils mit einer Lamelle oder einem Verkehrswegrand verbunden sind und ihre geradlinige Erstrekkung wenigstens der Entfernung der beiden Verbindungspunkte bei maximaler Öffnung der Fuge entspricht.

    [0008] Die erfindungsgemäß vorgeschlagene Folgesteuerung ermöglicht die Steuerung einer einzigen, vereinzelter oder jeder Lamelle einer derartigen Überbrückungsvorrichtung. Die Steuerung erfolgt dabei entweder über lastabtragende Traversen und/oder über zusätzliche, nichtlastabtragende, der Steuerung dienende Traversen, sog. Steertraversen. Traversen einschließlich Steuertraversen sind jeweils nur mit einer Lamelle fest verbunden; die an den Traversen vorgesehenen Seilstränge sind jeweils mit einer Lamelle oder einem Verkehrswegrand verbunden.

    [0009] Ist nur eine einzige Lamelle vorhanden, so überbrücken die Traversen, auf welcher diese Lamelle abgestützt ist, die Dehnungsfuge und die Seilstränge sind jeweils mit einem Verkehrswegrand verbunden.

    [0010] Sind mehrere Lamellen vorhanden, so sind die dem jeweiligen Verkehrswegrand benachbarten Lamellen mit Traversen verbunden, deren Steuerseile mit einem Seilstrang am Fugenrand, mit dem anderen an der benachbarten Lamelle befestigt sind. Bei einer Vorrichtung der eingangs genannten Art mit nur zwei Lamellen trifft dies auf jede dieser Lamellen zu. Bei einer Vorrichtung mit mehr als zwei Lamellen sind die mittleren Lamellen an Traversen befestigt, deren Seilstränge jeweils mit einer benachbarten Lamelle verbunden sind. Anstelle der benachbarten Lamellen kommen auch andere von der Befestigungsstelle der steuernden Traverse noch weiter, für jede Ausführungsform jedoch untereinander gleich weit entfernte Lamellen in Frage.

    [0011] Die Erfindung ist auch anwendbar auf solche Vorrichtungen, bei denen neben lastabtragenden Traversen sog. Steuertraversen vorhanden sind, die nur einen Teil der Dehnungsfuge überbrücken, also nicht von einem Verkehrswegrand zum anderen verlaufen. Mehrere derartiger Steuertraversen, die jeweils mit einer Lamelle fest verbunden sind, überbrücken in gestaffelter Anordnung die gesamte Dehnungsfuge, wobei alle Steuertraversen mit einem Steuerseil versehen sind. Dabei ist zweckmäßig, daß die beiden zu einr bestimmten Lamelle benachbarten Lamellen jeweils mit einem Seilstrang der mit der bestimmten Lamelle fest verbundenen Steuertraverse gekoppelt sind. Die aus derartigen Steuertraversen zusammengesetzte durchgehende Steuerkette kann gleichzeitig der Aufnahme von Vertikallasten dienen, nämlich wenn die mit einer Steuertraverse nicht fest verbundenen, z.B. von dieser gesteuerten, Lamellen auf der Steuertraverse gleitend oder über elastische, schubverformbare Lagerkörper abgestützt sind (vgl. Deutsche Patentschrift 30 19 594).

    [0012] Selbstverständlich ist es im Rahmen der Erfindung möglich, nicht alle Lamellen in der genannten Weise zu steuern, beispielsweise nur jede zweite, dritte usw. Lamelle zu steuern und dazwischen nicht gesteuerte Lamellen anzuordnen die sich über zwischen allen Lamellen vorhandenen elastischen Dichtungsprofilen gegeneinander und gegenüber den gesteuerten Lamellen horizontal abstützen.

    [0013] Die erfindungsgemäß vorgeschlagene Seilsteuerung ist infolge der Seildehnung hinreichend elastisch, so daß störende Stoßbelastungen vermieden werden; sie ist im Rahmen der zugelassenen Dehnungen aber auch hinreichend genau, so daß schon bei verhältnismäßig kleinen Auslenkkräften Steuerbewegungen erzielt werden, denen zufolge die mit einer steuernden Traverse fest verbundene Lamelle mittig zwischen den beiden von dieser Traverse gesteuerten Lamellen, bzw. einer gesteuerten Lamelle und einem Fugenrand, eingestellt wird.

    [0014] Im folgenden werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand der Zeichnung erläutert. Es zeigt

    Fig. 1 einen vertikalen Querschnitt durch eine Überbrückungsvorrichtung mit nur einer Lamelle,

    Fig. 2 eine Ansicht von unten auf eine Überbrückungsvorrichtung mit mehreren Lamellen und sog. Steuertraversen,

    Fig. 3 einen horizontalen Schnitt durch ein Ende einer Steuertraverse und

    Fig. 4 einen Schnitt gem. IV-IV der Fig. 3.



    [0015] Gem. Fig. 1 ist zwischen einem linken Verkehrswegrand 1 und einem rechten Verkehrswegrand 2 eine einzige Lamelle 3 angeordnet. In Ausschnitten 4 der Verkehrswegränder sind jeweils die Enden einer die Dehnungsfuge 5 überbrückenden lastabtragenden Traverse 6 zwischen oberen Lagerteilen 7 und unteren Lagerteilen 8 verschieblich gelagert. Auf der Traverse 6 ist die Lamelle 3 abgestützt, indem sie über ein Zwischenstück 9 fest mit der Traverse 6 verbunden ist. Die Fugenränder bestehen bevorzugt aus Beton, können im Randbereich aber auch durch eine Stahlkonstruktion armiert sein. Lamelle 3, Traverse 6, Zwischenstück 9 bestehen bevorzugt aus Stahl, wobei das Zwischenstück 9 einerseits mit der Lamelle 3 andererseits mit der Traverse 6 verschweißt ist. Die Lagerteile 7, 8 sind bevorzugt in vertikaler Richtung elastisch vorgespannte Kunststoffblöcke, z.B. aus Neoprene. Auf einer Seite der Traverse 6 sind an beiden Enden Umlenkrollen 10 befestigt, über welche ein Steuerseil 11 geführt ist. Das Steuerseil 11 besteht bevorzugt aus einer geschlossenen Seilschlaufe in Art eines Endlosseils, wobei die Seilenden mittels einer nicht näher dargestellten Spann- bzw. Nachspannvorrichtung verbunden sind. Das Steuerseil kann aber auch an jeder Befestigungsstelle unterbrochen sein. Das Steuerseil 11 umfaßt zwei Seilstränge, nämlich einen oberen Seilstrang 12 und einen unteren Seilstrang 13. Der obere Seilstrang 12 ist über eine Befestigungsstelle in Art einer Klemme 14 mit dem linken Fugenrand 1, der untere Seilstrang 13 ist über eine weitere Klemme 15 mit dem rechten Fugenrand 2 verbunden. Die Zwischenräume zwischen den beiden Fugenrändern 1, 2 und der Lamelle 3 sind mittels nicht gezeigter elastischer Dichtungsprofile abgedichtet. Bei jeder Veränderung der Breite der Dehnungsfuge 5 verursacht eine entsprechende Entfernung oder Annäherung der beiden Klemmen 14, 15 zwingend die Aufrechterhaltung der Mittelstellung der Lamelle 3. Selbstverständlich ist die Lamelle 3 auf mehreren Traversen 6 abgestützt, wobei sich die Anzahl der Traversen nach der Breite des Verkehrsweges richtet, mindestens aber zwei beträgt.

    [0016] Fig. 2 zeigt einen Ausschnitt aus einer Überbrückungsvorrichtung für eine breite Dehnungsfuge, wobei fünf Lamellen in der Ansicht von unten gezeichnet sind. Die beiden äußeren Lamellen 16 können gleichbedeutend entweder als frei bewegliche Lamellen, so wie die drei mittleren Lamellen 17 aufgefaßt werden; sie können aber auch als fest mit den Verkehrswegrändern verbundene Randlamellen aufgefaßt werden. Für das Steuerungsprinzip ergibt sich hieraus kein Unterschied. Falls die äußeren Lamellen 16 sog. Randlamellen darstellen, können die drei gezeigten allein der Steuerung dienenden, also keine Vertikallasten abtragenden Steuertraversen 18 eine geschlossene, die beiden Verkehrswegränder verbindende Steuerkette bilden; andernfalls wäre diese Steuerkette durch weitere Steuertraversen fortzusetzen. Die lastabtragenden Traversen sind in dem Ausschnitt gem. Fig. 2 nicht dargestellt.

    [0017] Die Verbindungsstellen 19 der Steuertraversen 18 mit den ihnen zugeordneten Lamellen 17 sind jeweils durch eine gitterartige Struktur eingezeichnet. An den Enden der Steuertraversen 18 sind Umlenkstücke 26 mit halbkreisförmigen Gleitbahnen vorgesehen. Gem. Fig. 3 könen diese Umlenkstücke aus einem harten Elastomer geformte Klemmteile 20 sein, welche auf das Ende 21 des Steges 22 eines die Teiltraversen bildenden Doppel-T-Profils 23 aufgesteckt sind. Das elastomere Klemmteil 20 unterstützt vorteilhaft die Elastizität der Steuerung. Anstelle derartiger Umlenkstücke 26 können auch um vertikale Achsen drehende Seilrollen vorgesehen sein.

    [0018] Die Schnittdarstellung gem. Fig. 4 zeigt ein derartiges Klemmteil 20 mit einer vertieften Gleitbahn 24, in welcher ein bandförmiges Steuerseil 25, welches aus drei nebeneinander liegenden Einzelseilen und einer Auflage 28 aus Gleitwerkstoff, z.B. PTFE, zusammengesetzt ist, gleitend geführt ist. Derartige Steuerseile 25 umgeben auch die in Fig. 2 dargestellten Steuertraversen 18, derart, daß die gegenüberliegenden Seilstränge dieser Steuerseile in waagrechten Ebenen liegen. Die beiden Seilstränge sind zwischen zwei gegenüberliegenden Umlenkstükken 26 frei gespannt und jeweils über eine Klemme 27 mit einer Lamelle 16, 17 verbunden. Alle über eine einzelne Lamelle oder über die Verkehrswegränder eingeleiteten horizontalen Verschiebungen werden mittels der Steuerseile 25 auf alle Lamellen bzw. Verkehrswegränder übertragen, mit dem Ergebnis, daß sich die Lamellen 16, 17 so einstellen, daß deren gegenseitige Abstände sowie die Abstände der äußeren Lamellen von den Verkehrswegrändern gleichgroß sind.


    Ansprüche

    1. Vorrichtung zum Überbrücken von Dehnungsfugen in Verkehrswegen, insbesondere Brücken, mit einer oder mehreren quer zur Verkehrswegrichtung verlaufenden, zueinander parallelen Lamellen (3; 16, 17), die nach oben an die Verkehrswegdecke angrenzen und nach unten auf quer zur Dehnungsfuge (5) verlaufenden, in die daran angrenzenden Verkehrswegränder direkt oder indirekt lastabtragenden Traversen (6; 18) abgestützt sind, und wobei eine Einrichtung zur Steuerung der Lamellenabstände vorgesehen ist,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Lamellen (3; 16, 17) an Seilsträngn (12, 13) angeschlossen sind, die parallel zu den Traversen (6; 18) verlaufen und durch umlaufend geführte Steuerseile (11; 25) gebildet sind, wobei die beiden Seilstränge (12, 13) jedes Steuerseils (11) jeweils mit einer Lamelle (16, 17) oder einem Verkehrswegrand (1, 2) verbunden sind und ihre geradlinige Erstreckung wenigstens der Entfernung der beiden Verbindungspunkte bei maximaler Öffnung der Dehnungsfuge (5) entspricht.
     
    2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Steuerseile (11; 25) an lastabtragenden Traversen und/oder an zusätzlichen Steuertraversen geführt sind.
     
    3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß an Strängen (12, 13) jeweils ein Verkehrswegrand bzw. eine Lamelle und ein Verkehrswegrand bzw. zwei Lamellen angeschlossen sind, welche bezüglich der zugeordneten Lamelle auf verschiedenen Seiten und von dieser gleichweit entfernt angeordnet sind.
     
    4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
    daß die Steuerseile (25) jeweils in einer waagrechten Ebene, in einander gegenüberliegenden Gleitbahnen (24) umgelenkt, um die Traversen (23) geführt sind.
     
    5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
    daß die Steurseile .(11) über an den Traversen (6).drehbar befestigte Seilrollen (10) geführt sind.
     
    6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
    daß die Seilumlenkung in Gleitbahnen (24) von Umlenkstücken (26) aus elastomerem Werkstoff erfolgt, welche an den stirnseitigen Enden der Traversen befestigt sind.
     




    Zeichnung