[0001] Die Erfindung betrifft ein dreiachsiges Drehgestell für Schienenfahrzeuge mit einem
H-förmigen Hauptrahmen, der zur Auflage des Wagenkastens mittig mit einem Drehpfannenlager
versehen ist und sich seinerseits über seine vier Enden auf jeweils einer Seitenwange
abstützt, die ihrerseits jeweils auf einem Achslager einer äußeren und der mittleren
Achse abgestützt ist.
[0002] Dreiachsige Drehgestelle der voranstehend beschriebenen Art sind in verschiedenen
Ausführungen bekannt. Sie sind überwiegend als Zweiachslaufwerke mit angehängter dritter
Achse ausgeführt und besitzen starre Rahmen sowie starre Radführungen, so daß sich
nicht nur Probleme bei der für die Kurvenfahrt erforderlichen Einstellung der einzelnen
Achsen ergeben, sondern auch eine ungleichmäßige Achslastverteilung, welche die Entgleisungssicherheit
ungünstig beeinflußt.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein dreiachsiges Drehgestell der eingangs
beschriebenen Art zu schaffen, das bei einfacher Konstruktion und geringer Bauhöhe
die aufzunehmende Last gleichmäßig auf die drei Achsen verteilt und insgesamt gute
Laufeigenschaften besitzt, so daß auch Räder mit kleinstmöglichem Durchmesser für
das Drehgestell verwendet werden können, wie dies bei Schienenfahrzeugen erforderlich
ist, die zum Transport von Straßenfahrzeugen eingesetzt werden.
[0004] Die Lösung dieser Aufgabenstellung durch die Erfindung ist dadurch gekennzeichnet,
daß die Enden des Hauptrahmens über Federelemente unmittelbar auf den Seitenwangen
abgestützt sind, daß die Abstütimgsmitte der Federelemente in einem Abstand von einem
Drittel des Achsabstandes zur äußeren Achse und in einem Abstand von zwei Dritteln
des Achsabstandes zur mittleren Achse liegt und daß die jeweils innenliegenden Enden
der Seitenwangen gemeinsam auf dem Achslager der mittleren Achse abgestützt sind.
[0005] Durch diesen Vorschlag der Erfindung wird ein dreiachsiges Drehgestell geschaffen,
bei welchem alle drei Achsen über die Seitenwangen gelenkig miteinander verbunden
sind, so daß das Drehgestell in der Art von zwei hintereinandergeschalteten Viergelenkgetrieben
ausgebildet ist. Die drei Achsen des Drehgestells werden jeweils mit etwa einem Drittel
der Drehgestell-Last belastet, so daß alle Räder des Drehgestells mit etwa gleichem
Druck auf den Schienen aufstehen. Dieser für die Entgleisungssicherheit entscheidende
Vorteil wird durch die unmittelbare Abstützung des Hauptrahmens auf den vier Seitenwangen
und die erfindungsgemäße Anordnung der Abstützungspunkte zwischen den mit gleichem
Abstand voneinander liegenden Achsen erzielt. Die gemeinsame Abstützung der jeweils
innenliegenden Enden der Seitenwangen auf dem Achslager der mittleren Achse ist nicht
nur Voraussetzung für eine gleichmäßige Achslastverteilung, sondern ermöglicht darüber
hinaus, daß sich die drei über ihre Achslager im notwendigen Maß gelenkig mit den
Seitenwangen verbundenen Achsen relativ zueinander einstellen können, wie dies insbesondere
für Kurvenfahrt erforderlich ist.
[0006] Das erfindungsgemäße dreiachsige Drehgestell besitzt bei einfachem konstruktiven
Aufbau derart gute Laufeigenschaften, daß es mit Rädern kleinstmöglichen Durchmessers
ausgestattet werden kann, ohne daß hierdurch die Entgleisungssicherheit sinkt. Die
beispielsweise mit einem Laufkreisdurchmesser von nur 450 mm ausgeführten Räder ermöglichen
somit eine sehr geringe Bauhöhe des erfindungsgemäßen Drehgestelles von etwa 550 mm.
Das erfindungsgemäße Drehgestell kann somit vorzugsweise für Schienenfahrzeuge verwendet
werden, die für den Transport von Straßenfahrzeugen, nämlich Lastzügen oder Sattelaufliegern
verwendet werden.
[0007] Um eine gute räumliche Einstellung der Seitenwangen zueinander und zum Achslager
der mittleren Achse zu ermöglichen, wie dies insbesondere bei Kurvenfahrt in überhöhten
Gleisbögen durch seitliche Auslenkung der mittleren Achse erforderlich ist, sind gemäß
einem weiteren Merkmal der Erfindung die beiden Seitenwangen in einem gemeinsamen
Drehpunkt auf dem Achslager der mittleren Achse gelenkig abgestützt. Die zwischen
den Achslagern der Achsen und den Seitenwangen angeordneten Auflager sind erfindungsgemäß
mit einer sphärischen, eine allseitig bewegliche Einstellung ermöglichenden Lagerfläche
ausgeführt.
[0008] Mit der Erfindung wird weiterhin vorgeschlagen, die Enden des Hauptrahmens jeweils
über zwei in Längsrichtung der Seitenwange zueinander versetzte Federelemente abzustützen.
Durch diese erfindungsgemäße Weiterbildung wird erreicht, daß sämtliche acht Federelemente
eine Rückstellwirkung auf die Seitenwangen ausüben, wenn eine der drei Achsen seitlich
gegenüber den anderen Achsen ausgelenkt worden ist. Den Federelementen kommt somit
eine Doppelwirkung zu, indem sie nicht nur die Federung des Schienenfahrzeugs in senkrechter
Richtung bewirken, sondern auch eine Stabilisierung und Führung insbesondere der mittleren
Achse, und zwar trotz der gelenkigen Verbindung der auf jeder Seite des Drehge- -
stells vorhandenen beiden Seitenwangen.
[0009] Außerdem werden die Führungseigenschaften des dreiachsigen Drehgestelles verbessert,
indem z.B. beim Durchfahren von Doppelkreuzungsweichen die vorlaufende Achse über
die beiden nachlaufenden Achsen in Fahrtrichtung geführt wird, was insbesondere bei
kleinem Raddurchmesser wichtig ist.
[0010] Mit der Erfindung wird schließlich vorgeschlagen, die Federelemente als Gummirollfedern
auszubilden, da diese nicht nur wartungsfrei sind, sondern hohe Rückstellkräfte aufbringen,
wenn das Federelement durch den seitlichen Versatz einer der drei Achsen des Drehgestells
in einer Weise verformt wird, die von der Verformung abweicht, welche bei einer reinen
Federbewegung in senkrechter Richtung auftritt.
[0011] Auf der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Drehgestelles
dargestellt, und zwar zeigen:
Fig. 1 eine Draufsicht auf das Drehgestell,
Fig. 2 eine teilweise gemäß der Schnittlinie II-II in Fig. 1 geschnittene Seitenansicht
zu Fig. 1,
Fig. 3 einen Schnitt gemäß der Schnittlinie III-III in Fig. 1 im Bereich eines Auflagers,
Fig. 4 eine der Fig. 2 entsprechende Seitenansicht mit einem Teilschnitt im Bereich
des mittleren Achslagers und
Fig. 5 einen im vergrößerten Maßstab dargestellten Schnitt im Bereich zweier Federelemente.
[0012] Das Drehgestell besitzt einen insgesamt H-förmigen Hauptrahmen 1, der aus einem in
Fahrtrichtung liegenden Längsträger 1a und zwei parallel zueinander verlaufenden Querträgern
1b zusammengesetzt ist, die somit quer zur Laufrichtung des Drehgestelles angeordnet
sind. In der Mitte des Längsträgers 1a stützt sich der auf der Zeichnung nicht dargestellte
Wagenkasten des Schienenfahrzeugs mittels eines Drehpfannenlagers auf dem Hauptrahmen
1 ab. Von diesem Drehpfannenlager ist auf der Zeichnung das Lagerunterteil 1c zu erkennen.
[0013] Die vier Enden des Hauptrahmens 1, die jeweils paarweise in Fahrtrichtung hintereinander
liegen, stützen sich jeweils auf einer Seitenwange 2a bzw. 2b ab, die jeweils einen
äußeren Radsatz 3 mit dem mittleren Radsatz 3 verbinden. Jeder Radsatz 3 umfaßt eine
Achse 3a, die mit Rädern 3b kleinen Durchmessers versehen ist und mit ihren seitlich
hervorstehenden Achsschenkeln 3c in
[0014] Achslagern 4 drehbar gelagert ist. Wie insbesondere Fig. 3 erkennen läßt, ist zwischen
jedem Achslager 4 und der zugehörigen Seitenwange 2a bzw. 2b ein Auflager 5 mit einer
sphärischen, eine allseitig bewegliche Einstellung ermöglichenden Lagerfläche angeordnet.
[0015] Die Abstützung der vier Enden des Hauptrahmens 1 auf den Seitenwangen 2a und 2b erfolgt
jeweils durch zwei Federelemente 6, wie dies am besten in Fig. 5 zu erkennen ist.
Als Federelemente sind beim Ausführungsbeispiel Rollfederelemente verwendet, deren
aus einem Ring aus Gummi oder Kunststoff bestehende Rollfeder 6a zwischen einem unteren
Federteller 6b und einem oberen Federteller 6c angeordnet ist. Eine derartige Ausbildung
ermöglicht außer einem Federweg in senkrechter Richtung eine begrenzte Bewegung der
Seitenwange 2a bzw, 2b gegenüber dem Hauptrahmen 1 sowohl in Längsrichtung als auch
in Querrichtung sowie außerdem eine Bewegung im Winkel zur Längs- und Querrichtung.
Durch den in Fig. 1 erkennbaren Versatz der beiden Federelemente 6 gegenüber der Längsrichtung
der Seitenwange 2a bzw. 2b wird außerdem erreicht, daß sämtliche acht Federelemente
6 eine Rückstellwirkung auf die Seitenwaagen 2a bzw. 2b ausüben, wenn eine der drei
Achsen 3a seitlich gegenüber den anderen Achsen 3a ausgelenkt worden ist. Die Federelemente
6 besitzen somit eine Doppelwirkung, indem sie nicht nur die Federung des Schienenfahrzeugs
in senkrechter Richtung bewirken, sondern auch eine
.Stabilisierung und Führung insbesondere der mittleren Achse 3a. Weiterhin werden durch
diese Anordnung die Führungseigenschaften des dreiachsigen Drehgestelles verbessert,
weil beim Durchfahren von Doppelkreuzungsweichen die jeweils vorlaufende Achse 3a
über die beiden nachlaufenden Achsen 3a in Fahrtrichtung geführt wird.
[0016] Durch die Verwendung der mit einer sphärischen Lagerfläche versehenen Auflager 5
zwischen jedem Achslager 4 und den Seitenwangen 2a bzw. 2b und durch die voranstehend
geschilderte Beweglichkeit der Federelemente 6 besitzen die Radsätze 3 des Drehgestelles
die Möglichkeit, sich beim Durchlaufen eines Gleisbogens selbsttätig an den jeweiligen
Schienenverlauf anzupassen. Die geschilderte Konstruktion sorgt weiterhin dafür, daß
die Radsätze 3 nach Durchlaufen eines Gleisbogens jeweils in die Mittellage zurückkehren,
so daß das Drehgestell einen exakten Geradeauslauf gewährleistet.
[0017] Die Abstützungsmitte der paarweise angeordneten Federelemente 6 auf den Seitenwangen
2a bzw. 2b liegt in einem Abstand von einem Drittel des Achsabstandes zur äußeren
Achse 3a und in einem Abstand von zwei Dritteln des Achsabstandes zur mittleren Achse
3a, so daß alle drei Achsen 3a des Drehgestells jeweils mit etwa einem Drittel der
Drehgestell-Last belastet werden und demgemäß alle Räder 3b des Drehgestells mit etwa
gleichem Druck auf den Schienen aufstehen. Zu diesem Zweck sind die jeweils innenliegenden
Enden der Seitenwangen 2a und 2b gemeinsam auf dem Achslager 4 der mittleren Achse
3a abgestützt, wie dies nicht nur in der Draufsicht in Fig. 1, sondern insbesondere
auch in Fig. 2 erkennbar ist. Diese gemeinsame Abstützung der jeweils innenliegenden
Enden der Seitenwangen 2a und 2b auf dem Achslager 4 der mittleren Achse 3a sorgt
einerseits für eine gleichmäßige Achslastverteilung und ist andererseits Voraussetzung
dafür, daß sich die drei über ihre Achslager 4 im notwendigen Maß gelenkig mit den
Seitenwangen 2a bzw. 2b verbundenen Achsen 3a bei Kurvenfahrt relativ zueinander einstellen
können.
[0018] Die durch die voranstehend beschriebene Konstruktion erzielten guten Laufeigenschaften
des dreiachsigen Drehgestelles ermöglichen die Verwendung von Rädern 3b kleinstmöglichen
Durchmessers. Die beispielsweise mit einem Laufkreisdurchmesser von nur 450 mm ausgeführten
Räder 3b ermöglichen eine sehr geringe Bauhöhe des gesamten Drehgestelles von etwa
550 mm, so daß das Drehgestell für Eisenbahn-Güterwagen zum Transport von Straßenfahrzeugen
verwendet werden kann, die eine sehr niedrige Höhe der Ladefläche über der Schienenoberkante
erfordern, damit die Straßenfahrzeuge innerhalb des zulässigen Profils für den Eisenbahn-Güterwagen
bleiben. Ein in diesem Zusammenhang wichtiges Merkmal des Drehgestelles ist der Verlauf
der Querträger 1b des Hauptrahmen 1 quer zur Laufrichtung des Drehgestelles, weil
es hierdurch möglich wird, daß die Querträger 1b des Hauptrahmens 1 abgesenkt zwischen
den Radsätzen 3 verlaufen. Weiterhin ist gemäß Fig. 2 das Lagerunterteil 1c des Drehpfannenlagers
innerhalb des Hauptrahmens 1 derart angeordnet, daß seine Lagerfläche im wesentlichen
unterhalb der Oberkante des Hauptrahmens 1 liegt. Dies ermöglicht zusammen mit einer
Absenkung der Seitenwangen 2a und 2b im Bereich der Federelemente 6 die insgesamte
geringe Bauhöhe des Drehgestelles von nur etwa 550 mm.
[0019] Bezugsziffernliste:
1 Hauptrahmen
1a Längsträger
1b Querträger
1c Lagerunterteil
2a Seitenwange
2b Seitenwange
3 Radsatz
3a Achse
3b Rad
3c Achsschenkel
4 Achslager
5 Auflager
6 Federelement
6a Rollfeder
6b Federteller
6c Federteller
1. Dreiachsiges Drehgestellt für Schienenfahrzeuge mit einem H-förmigen Hauptrahmen,
der zur Auflage des Wagenkastens mittig mit einem Drehpfannenlager versehen ist und
der sich seinerseits über seine vier Enden auf jeweils einer Seitenwange abstützt,
die ihrerseits jeweils auf einem Achslager einer äußeren und der mittleren Achse abgestützt
ist, dadurch gekennzeichnet , daß die Enden des Hauptrahmens (1) über Federelemente
(6) unmittelbar auf den Seitenwangen (2a, 2b) abgestützt sind, daß die Abstützungsmitte
der Federelemente (6) in einem Abstand von einem Drittel des Achsabstandes zur äußeren
Achse (3a) uniin einem Abstand von zwei Dritteln des Achsabstandes zur mittleren Achse
(3a) liegt und daß die jeweils innenliegenden Enden der Seitenwangen (2a, 2b) gemeinsam
auf dem Achslager (4) der mittleren Achse (3a) abgestützt sind.
2. Drehgestell nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Seitenwangen
(2a, 2b) in einem gemeinsamen Drehpunkt auf dem Achslager (4) der mittleren Achse
(3a) gelenkig abgestützt sind.
3. Drehgestell nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die zwischen den
Achslagern (4) der Achsen (3a) und den Seitenwangen (2a, 2b) angeordneten Auflager
(5) mit einer sphärischen, eine allseitig bewegliche Einstellung ermöglichenden Lagerfläche
ausgeführt sind.
4. Drehgestell nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Enden
des Hauptrahmens (1) jeweils über zwei in Längsrichtung der Seitenwange (2a, 2b) zueinander
versetzte Federelemente (6) abgestützt sind.
5. Drehgestell nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Federelemente (6)
als Gummirollfedern ausgebildet sind.