[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum schnellen Auflösen von wasserlöslichen Polymeren.
[0002] Wasserlösliche synthetische oder natürliche Polymere werden für die verschiedensten
technischen Zwecke verwendet. Besonders bekannt ist ihre Anwendung in Form von sehr
verdünnten wässrigen Lösungen als Flockungs- und Sedimentationshilfsmittel sowie als
Retentionshilfsmittel in der Papierindustrie.
[0003] Die Herstellung von wässrigen Lösungen dieser Polymeren, ausgehend-von den handelsüblichen
Pulverprodukten, erweist sich als schwierig. Bei der Berührung der feinteiligen Pulver
mit Wasser entstehen gequollene Partikel, die den weiteren Auflösungsvorgang verhindern
oder sehr stark erschweren. Obwohl also an sich wasserlöslich, lassen sich die festen
Polymeren in Wasser nur schlecht dispergieren und neigen zur Klumpen bzw. Agglomeratbildung.
Um die Klumpen- bzw. Agglomeratbildung zu verhindern oder gebildete Agglomerate schließlich
aufzulösen, ist es erforderlich, intensiv zu rühren, wozu hohe Scherkräfte erforderlich
sind. Solche hohen Scherkräfte schädigen jedoch die Polymeren, indem sie einen Kettenabbau
bewirken, wodurch das Polymere seine anwendungstechnische Wirksamkeit, zum Beispiel
als Flockungsmittel ganz oder teilweise einbüßt..
[0004] Man hat daher bereits versucht, solche pulverförmigen Polymere auf Umwegen in Lösung
zu bringen. So wird in der US-PS 32 82 874 das pulverförmige Polymere zunächst in
einer mit Wasser nicht mischbaren organischen Phase (ölphase) dispergiert und diese
Dispersion mit Wasser zu einer Wasser-in-öl-Emulsion verarbeitet. Diese Emulsion trennt
sich in eine organische Phase und eine wässrige Phase, die ein wässriges Polymergel
enthält. Auch dieses Gel kann nur unter intensivem Rühren, d.h. unter Anwendung hoher,
das Polymere gegebenenfalls schädigender Scherkräfte zu einer verdünnten Polymerlösung
verarbeitet werden. Die Verfahrensweise zur Herstellung der verdünnten Polymerlösung
ist außerdem kompliziert.
[0005] In der DE-PS 21 54 081 wird eine rasche Auflösung des Polymeren unter Vermeidung
von intensivem und/oder langem Rühren dadurch erreicht, dass man eine Wasser-in-öl-Emulsion
des Polymeren eines bestimmten Molekulargewichts von über einer Million und einer
bestimmten Größe zwischen 5 nm und 5 µm, die durch Emulsionspolymerisation der entsprechenden
Monomeren hergestellt worden ist, in Gegenwart eines hydrophilen Netzmittels so in
Wasser eingießt, dass die Wasser-in-öl-Emulsion in eine öl-in-Wasser-Emulsion umgekehrt
wird.
[0006] Nach dem Einrühren der Wasser-in-öI-Emulsion des Polymeren in das vorgelegte Wasser
benötigen die erhaltenen wässrigen Polymerlösungen noch eine bestimmte Reifungszeit,
um ihren optimalen anwendungstechnischen Wirkungsgrad zu erreichen. Das Verfahren
der DE-PS 21 54 081 beruht auf der Anwendung der an sich bekannten Phasenumkehr in
Gegenwart eines Netzmittels auf an sich bekannte Wasser-in-öl-Polymeremulsionen, die
z.B. nach dem Emulsions-Polymerisationsverfahren der US-PS 32 84 393 erhältlich sind.
Für das Auflösungsverfahren nach DE-PS 21 54 081 ist sowohl erfindungswesentlich,
daß die Polymeremulsion zum vorgelegten Wasser zugegeben wird (und nicht umgekehrt),
als auch die Anwesenheit eines Netzmittels beim Zusammenbringen von Polymeremulsion
mit vorgelegtem Wasser. Nur wenn diese beiden Bedingungen erfüllt sind, wird die angestrebte
rasche Auflösung erhalten. Verfährt man umgekehrt, dosiert man also Wasser zur vorgelegten
Wasser-in-öl-Emulsion des Polymeren, so erhält man keine rasche Auflösung. Es muß
vielmehr zur Auflösung intensiv gerührt werden. Ebensowenig erhält man eine rasche
Auflösung, wenn man die Polymeremulsion dem Wasser in Abwesenheit eines Netzmittels
zusetzt.
[0007] Es wurde nun gefunden, daß man eine rasche Auflösung der Polymeren erreichen kann,
indem man das zur Auflösung erforderliche Wasser in das vorgelegte feinverteilte Polymere
unter Druck einbringt.
[0008] Daß die erfindungsgemäße Arbeitsweise erfolgreich ist, muß angesichts der folgenden
Problematik überraschen:
In der ersten Phase des Zudosierens von Wasser zum vorgelegten Polymeren entsteht
bei Verwendung eines pulverförmigen Produkts ein oberflächlich angefeuchteter Kuchen
oder Klumpen, der im Inneren noch trockenes Pulver enthält, während die Oberfläche
aus gequollenen, d.h. wasserhaltigen Polymerteilchen besteht. Ein solches Agglomerat
löst sich nur schwer ohne Anwendung von zusätzlichen Hilfsmitteln wie intensivem Rühren
weiter auf. Bei Verwendung einer Wasser-in-öl-Emulsion des Polymeren oder einer Suspension
des Pulverprodukts in einer ölphase tritt, wenn die Emulsion oder Suspension oder
das zugegebene Wasser das zur Umkehr erforderliche hydrophile Netzmittel enthält,
ebenfalls unmittelbar nach Beginn der Wasserzugabe die Situation ein, dass wenig Wasser
mit viel Polymerem zusammenkommt. Die Anwesenheit des hydrophilen Netzmittels aktiviert
bzw. bewirkt die Phasenumkehr. Es tritt, bedingt durch Phasenumkehr und rasches in
Lösunggehen des Polymeren ein schlagartiger Viskositätsanstieg ein. Die Viskosität
der Lösung steigt von der Viskosität eines dünnflüssigen Honigs oder von einer noch
geringeren Viskosität innerhalb kürzester Zeit zur Viskosität eines steifen, gummiartigen
Gels, das sich praktisch nicht mehr handhaben lässt. Das vorgelegte Polymere verdickt
sich zu einem solchen Gel, das sich nur mit hohen Scherkräften, die das Polymere durch
Kettenabbau schädigen, überhaupt im Gefäß bewegen und nach Zugabe von viel weiterem
Wasser und intensiver Beaufschlagung mit Scherkräften in Lösung bringen lässt. Es
ist nun überraschend, dass bei Einbringen des Wasses in fein verteilter Form unter
hohem Druck dieser rasche Viskositätsanstieg zu einem praktisch nicht mehr handhabbaren
Gel nicht eintritt.
[0009] Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zum raschen Auflösen in Wasser, das dadurch
gekennzeichnet ist, daß man in das vorgelegte fein verteilte Polymere unter Druck
Wasser in fein verteiltem Zustand einbringt.
[0010] Die erfindungsgemäße Arbeitsweise ist auch angesichts der US-PS 4 217 145 überraschend,
aus der es bekannt ist, eine Polymeremulsion unter rascher Bildung einer hochviskosen
Flüssigkeit mit Wasser zu vermischen. Dies geschieht, indem Wasser und Polymeremulsion
miteinander vermischt werden, worauf die Mischung unter einem Druck von ca. 1 bis
20 atm. durch eine Düse, d.h. eine Zone verringerten Stromuhgsquerschnitts gepresst
wird, worauf die Mischung in einer Zone, in der turbulente Strömung herrscht, entspannt
wird, wobei in dieser turbulenten Zone kräftig gerührt wird, wonach schließlich das
Gemisch aus der turbulenten Zone in eine Beruhigungszone abgezogen wird. Das Verfahren
gemäß US-PS 4 217 145 ist vergleichsweise kompliziert und erfordert mehrere Verfahrensschritte.
[0011] Es ist überraschend, dass bei der erfindungsgemäßen Arbeitsweise, insbesondere bei
Verwendung einer Wasser-in-öl-Emulsion des Polymeren während der Wasserzugabe keinerlei
Brechungs- bzw. Aufrahmerscheinungen auftreten, sondern sich offenbar die Wasser-in-öl-Emulsion
rasch in eine Wasser-in-öl-in-Wasser-Emulsion überführen lässt.
[0012] Das Wasser wird vorteilhaft mit einem Druck von mindestens 20, vorzugsweise > 25,
insb. 50 bis 80 bar eingedst. Dabei hat es sich als besonders vorteilhaft erwiesen,
das Wasser tangential zur Oberfläche des vorgelegten Polymeren zuzugeben, wodurch
eine sehr gute Durchmischung erzielt wird.
[0013] Als Polymere sind für die Zwecke der Erfindung die bekannten wasserlöslichen synthetischen
oder natürlichen Produkte geeignet, zum Beispiel Polymere und Copolymere der Acrylsäure,
des Acrylamids, der Methacrylsäure, des Methacrylamids, des Vinylpyrrolidons, des
Acroleins, der Vinylgruppen enthaltenden quartären Ammoniumsalze sowie natürliche
Gummen.
[0014] Als hydrophile Netzmittel, die die Wasser-in-öl-Emulsion oder die Suspension des
pulverförmigen Polymeren in öl zu einer öl-in-Wasser-Emulsion umkehren, sind ebenfalls
bekannte Produkte geeignet. Das verwendete Netzmittel ist hydrophil und wasserlöslich.
Es wird in Mengen von 0,01 bis 20 %, bezogen auf das Polymere, eingesetzt, wobei für
praktische Zwecke Netzmittelmengen von 1,0 bis 10 % ausreichen.
[0015] Als Netzmittel können verwendet werden: oxethylierte Alkylphenole, z.B. Nonylphenol-9-EO,
Na- oder Ka-Seifen höherer Fettsäuren, Fettalkoholsulfate, Alkylsulfonate, Alkylarylsulfonate,
sulfatierte und sulfonierte öle, z. B. sulfatiertes Rizinusöl etc.
[0016] Das Netzmittel kann entweder nach Beendigung der Wasserzugabe oder auch kurz davor
entweder getrennt oder zusammen mit den eingedüsten Wasser zugesetzt werden.
[0017] Die Erfindung wird durch die folgenden Beispiele erläutert:
Beispiel 1:
[0018] 1,2 kg eines anionischen, 25 %igen E-Polymerisats (aus 65 Mol-% Acrylamid und 35
Mol-% Na-Acrylat) werden in einen 120 1 Polyethylen-Lösebehälter gegeben. Das Emulsionspolymerisat
enthält bereits das Netzmittel zur Phasenumkehr. Das Produkt wird durch Wasserzugabe
rasch aufgelöst, indem 98,8 1 Wasser mittels der Wasserlanze eines Hochdrucksprühgeräts
(Kärcher, Type HDS 800), die das Wasser unter einem Druck von 80 bar abgibt, fortlaufend
zum flüssigen E-Polymerisat gegeben werden. Das unter Druck zudosierte Wasser vermischt
sich mit dem E-Polymerisat, es tritt Phasenumkehr der Emulsion ein und das Polymerisat
geht in Lösung, wobei die Viskosität stark ansteigt. Durch die weitere Wasserzugabe
unter Druck wird die viskose Lösung zu einer homogenen 0,3 %igen Lösung mit einer
Viskosität von 800 mPa.s (nach Brookfield, bei 20°C) verdünnt. Der Vorgang dauert
ca. 5 Minuten.
[0019] Der anschließend durchgeführte Flockungstest an einer wässrigen Tonsuspension (18
g Blauton Witterschlick/1) ergibt bei einem Zusatz von 1 ppm Polymerisat einen Flockungswert
von 4 sec.
Beispiel 2:
[0020] 1,2 kg eines anionischen 25 %igen E-Polymerisats von Beispiel 1 werden nach dem Verfahren
von Beispiel 1 gelöst, jedoch wird das vorgelegte Produkt zunächst mit 10 1 Wasser
versetzt und sofort danach durch Zugabe von 88,8 1 Wasser durch die Wasserlanze mit
einem Druck von 80 bar gelöst. Nach ca. 4 Min. wird eine homogene 0,3 %ige Lösung
des Polymerisats mit einer Viskosität von 800 mPa.s erhalten.
[0021] Der anschließend durchgeführte Flockungstest an einer Wässrigen Tonsuspension (18
g Blauton Witterschlick/l) ergibt bei einem Zusatz von 1 ppm Polymerisat einen Flockungswert
von 4 sec.
Beispiel 3:
[0022] 2,406 kg eines kationisch wirksamen, 37,4 %igen E-Polymerisats (Anteil der kationischen
Gruppen 70 Gew.-%), das den Aktivator zur Phasenumkehr enthält, werden in einen 0,5
m
3 - Lösetank gegeben. Zur Herstellung einer 0,3 %igen Lösung werden 297,3 1 Wasser unter
einem Druck von 18 bar durch 4 ringförmig auf einer Wasserleitung ca.25 cm über dem
Gefäßboden tangential zur Flüssigkeitsoberfläche angeordnete Düsen gegeben, gleichzeitig
wird von oben eine Teilmenge des Wassers durch ein Fallrohr zugefügt. Es bildet sich
eine 0,3 %ige Lösung des Polymerisats in Wasser mit einer Viskosität von 440 mPa.s.
[0023] Der anschließend durchgeführte Flockungstest an einer wässrigen Tonsuspension (18
-g Blauton Witterschlick/l) ergibt bei einem Zusatz von 2 ppm einen Flockungswert
von 5 sec.
1. Verfahren zum raschen Auflösen von wasserlöslichen Polymeren in Wasser, dadurch
gekennzeichnet, daß man in das vorgelegte fein verteilte Polymere unter Druck Wasser
in fein verteiltem Zustand einbringt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man Wasser unter einem Druck
von wenigstens 20, vorzugsweise 50 bis 80 bar auf das Polymere einwirken lässt.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß man das
Wasser eindüst.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man das
Wasser tangential auf die Oberfläche der vorgelegten Polymeren einwirken lässt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das wasserlösliche
Polymer in Form einer W/O-Emulsion vorliegt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Polymer
in Form einer Pulver-in-Öl-Suspension vorliegt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß W/O-Emulsion
oder Pulver-in-öl-Suspension des Polymeren und/oder das eingedüste Wasser ein hydrophiles
Netzmittel enthalten.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß man Wasser
in einer zur Herstellung einer verdünnten wässrigen Lösung einer Konzentration von
0,01 bis 1 Gew.-% erforderlichen Menge zugibt.