[0001] Die Erfindung betrifft ein halbaktives Leitsystem für einen zielsuchenden, lenkbaren
Flugkörper.
[0002] Bei einem halbaktiven Leitsystem, wie es beispielsweise in der DE-OS 21 62 983 beschrieben
ist, wird ein Ziel, zu dessen Bekämpfung der Flugkörper gestartet wird, durch einen
vom Flugkörper getrennten und im allgemeinen ortsfesten Beleuchter mit elektromagnetischer
Energie angestrahlt. Die auf das Ziel auftreffende Strahlung wird u. a. in Richtung
des Flugkörpers reflektiert, der passiv aus der relativen Einfallsrichtung des auf
ihn reflektierten Strahlungsanteils eine Information über die einzuschlagende Flugrichtung
gewinnt. Ein solches halbaktives Flugkörper-Leitverfahren kann während des gesamten
Flugwegs oder auch nur während kürzerer Phasen des Flugs zur.. Anwendung kommen.
[0003] Es ist grundsätzlich erforderlich, daß das Ziel während einer solchen halbaktiven
Phase des Flugkörpers mit Ausnahme sehr kurzer möglicher Unterbrechungen ständig beleuchtet
wird.
[0004] Hierzu werden derzeit Systeme eingesetzt, die zu einer ersten Zielentdeckung ein
Rundsuchradar oder eine vergleichbare Einrichtung aufweisen. Da die Antenne des Rundsuchradars
nur für kurze Zeit auf das Ziel gerichtet und das Radarsignal üblicherweise pulsförmig
ist, eignet sich das Rundsuchradar nicht zur Beleuchtung des Ziels. Ein entdecktes
Ziel wird daher durch ein Zielverfolgungsradar mit sehr schmalem, angenähert bleistittförmigem
Richtdiagramm beleuchtet. Aus dem vom Ziel zum beleuchtenden Zielverfolgungsradar
reflektierten Echoanteil läßt sich der momentane Zielort ständig bestimmen und diese
Information dazu benutzen, die schmale Antennenkeule des Beleuchters genau auf das
Ziel auszurichten.
[0005] Da, wie bereits ausgeführt, die Zielbeleuchtung während einer halbaktiven Phase ununterbrochen
erfolgen muß, kann durch eine solche Zielverfolgungseinrichtung jeweils nur ein Ziel
beleuchtet werden. Für die gleichzeitige Abwehr mehrerer Ziele, i. e. das gleichzeitige
Leiten mehrerer Flugkörper, müssen dann mehrere gleichartige Zielverfolgungseinrichtungen
vorhanden sein. Die damit verbundene Vervielfachung des Aufwands steht in Anbetracht
der hohen Kosten für die komplexen, autonomen Zielverfolgungseinrichtungen dem Aufbau
eines leistungsfähigen Leitsystems entgegen.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein halbaktives Leitsystem für Lenkflugkörper
anzugeben, das mit geringem Aufwand insbesondere auch zur gleichzeitigen Leitung mehrerer
Flugkörper aufgebaut werden kann.
[0007] Die erfindungsgemäße Lösung dieser Aufgabe ist im Patentanspruch 1 beschrieben. Die
Unteransprüche enthalten vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung.
[0008] Wesentlich bei dem erfindungsgemäßen System ist, daß die Beleuchtungseinrichtung
nur zum Aussenden von Signalen, nicht jedoch zum Empfang von Echos ausgebildet ist,
also nicht über die Möglichkeit einer selbstständigen ZielverfQlgung verfügt. Eine
derartige Beleuchtungseinrichtung ohne eigene Empfangs- und Auswertemöglichkeit ist
wesentlich einfacher aufgebaut und daher kostengünstiger als eine autonome Zielverfolgungseinrichtung.
Dies wirkt sich besonders vorteilhaft aus bei der Erweiterung eines Leitsystems auf
mehrere Beleuchtungseinrichtungen. Da mit der Beleuchtungseinrichtung der Zielort
nicht ermittelt werden kann, werden die Zielortinformationen der Zielortungseinrichtungen
für die Ausrichtung des Richtdiagramms herangezogen.
[0009] Nach Entdeckung eines Ziels und Bestimmung des Zielorts durch die Zielortungseinrichtung
werden aus-den Zielinformationen Einstellgrößen für die Beleuchtungseinrichtung abgeleitet
und an die Beleuchtungseinrichtung übertragen. Die halbaktive Leitung eines Flugkörpers
zu dem entdeckten Ziel durch Beleuchtung erfolgt von der Beleuchtungseinrichtung aus.
Die Zielortungseinrichtungen sind frei zur Untersuchung des gesamten Überwachungsraums
auf das Vorhandensein weiterer Ziele. Die Ausrichtung des Richtdiagramms der Beleuchtungseinrichtung
nach Maßgabe des ermittelten Zielorts bzw. der übertragenen Einstellgrößen erfolgt
über gebräuchliche Stelleinrichtungen.
[0010] Der gesamte Überwachungsraum wird üblicherweise von den Zielortungseinrichtungen
insbesondere bei einem Rundsuchradar periodisch überstrichen. Das von der Beleuchtungseinrichtung
beleuchtete Ziel wird daher nach einer bestimmten Informationserneuerungszsit wieder
von den Zielortungseinrichtungen erfaßt. Dabei wird ein neuer Zielort des Zieles,
das sich zwischenzeitlich weiterbewegt hat, ermittelt und das Richtdiagramm der Beleuchtungseinrichtung
entsprechend dem neuen Zielort neu eingestellt.
[0011] Um zu vermeiden, daß das Ziel innerhalb der Informationserneuerungszeit den Bereich
des Richtdiagramms der Beleuchtungseinrichtung verläßt und der Flugkörper kein Ziel
mehr sieht, ist der durch das Richtdiagramm ausgeleuchtete Raumwinkel, d. h. die azimutale
und elevationale Breite der Richtkeule so gewählt, daß er größer als oder zumindest
gleich groß wie der Manövrierraum des Ziels innerhalb der Informationserneuerungszeit
ist. Die Grenzen dieses Manövrierraums ergeben sich aus der Länge der Informationserneuerungszeit,
den aktuellen Zieldaten und Annahmen über die Manövrierfähigkeit des Ziels. Die Technik
des Arbeitens mit einem eingegrenzten Manövrierraum ist von Radarsystemen mit Spurbildung
her bekannt.
[0012] Da der Manövrierraum u. a. vom Zielraum abhängt und dieser sich im Regelfall ständig
verändert, sieht eine vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung vor, die Form des Richtdiagramms
der Beleuchtungseinrichtung, also die Breite in Elevation und Azimut veränderbar zu
machen, so daß der über das Richtdiagramm ausgeleuchtete Raumwinkel den jeweils aktuellen
Zieldaten angepaßt werden kann.
[0013] Zur Ausleuchtung eines Winkelbereichs können auch mehrere Beleuchtungsrinrichtungen,
deren Beleuchtungsbereiche einander ergänzen, eingesetzt werden. Beim Übergang des
Ziels von einem Winkelbereich in den anderen geht dann i auch die Beleuchtungsaufgabe
auf die neue Beleuchtungseinrichtung über.
[0014] Die Erfindung ist besonders vorteilhaft zur Ergänzung und Erweiterung bekannter Systeme,
die ein Rundsuchradar zur Raumüberwachung und eine oder mehrere Zielverfolgungseinrichtungen
mit schmalem, annähernd bleistiftförmigem Richtdiagramm umfassen, geeignet. Das Rundsuchradar
und die Zielverfolgungseinrichtungen übernehmen dabei gemäß der Erfindung im wesentlichen
die Funktion der Zielortungseinrichtungen.
[0015] Eine günstige Ausführungsform sieht vor, daß nach der Entdeckung eines Ziels durch
das Rundsuchradar eine Zielverfolgungseinrichtung auf das Ziel gerichtet wird und
dessen genauen Zielort ermittelt. Mit der Zielverfolgungseinrichtung kann auch die
Zielhöhe bestimmt werden, während das Rundsuchradar häufig nur eine Bestimmung des
Zielazimuts ermöglicht. Die Zielverfolgungseinrichtung kann dabei vorteilhafterweise
bereits auch die Zielbeleuchtung in der Anfangsphase durchführen.
[0016] Gemäß einer günstigen Ausführungsform der Erfindung übernimmt nach der Ermittlung
des genauen Zielorts und Ableitung entsprechender Einstellgrößen daraus die Beleuchtungseinrichtung
die Zielbeleuchtung. Die Zielverfolgungseinrichtung wird dadurch (nach Frequenzwechsel)
für ein neues Ziel frei.
[0017] Eine andere günstige Ausführungsform sieht vor, daß die Zielverfolgungseinrichtung
die Beleuchtung des Ziels so lange wahrnimmt bis sich das Ziel der Beleuchtungseinrichtung
auf eine Höchstentfernung, die anschaulich als Reichweite der Beleuchtungseinrichtung
bezeichnet werden könnte, genähert hat. Bei gleicher Sendeleistung ist beim Einsatz
der Zielverfolgungseinrichtung zur Beleuchtung aufgrund des wesentlich schärfer gebündelten
Richtdiagramms die auf das Ziel treffende Energie und damit auch die Intensität der
zum Flugkörper reflektierten Signale größer
[0018] Bei einer weiteren günstigen Ausführungsform wird davon ausgegangen, daß es bei Vorliegen
nur eines Ziels vorteilhaft ist, während der gesamten Flugzeit (bzw. der halbaktiven
Phase) des Flugkörpers die Zielbeleuchtung durch die Zielverfolgungseinrichtung vorzunehmen
und nur bei Vorliegen eines weiteren Ziels die Beleuchtung an die Beleuchtungseinrichtung
zu übertragen und die Zielverfolgungseinrichtungen zur Zielortbestimmung und evtl.
Beleuchtung des neuen Ziels einzusetzen.
[0019] Eine weitere vorteilhafte Ausführungsform sieht vor, daß bei Vorliegen mehrerer Ziele
jedes Ziel durch je eine Beleuchtungseinrichtung beleuchtet wird und die Zielverfolgungseinrichtung
unabhängig von weiteren Zielortungseinrichtungen in zyklischer Reihenfolge die Zielorte
der beleuchteten Ziele ermittelt. Dadurch kann die Informationserneuerungszeit merklich
verringert werden.
[0020] Die einzelnen Betriebsmodi und die Abstimmung der verschiedenen Systemkomponenten
werden vorteilhafterweise über einen zentralen Rechner gesteuert. Dieser liefert in
an sich bekannter Weise auch die flugkörperspezifische Einstellung von z. B. Frequenz,
Sendezeitpunkt und Modulation des Beleuchtungssignals.
[0021] Die Beleuchtungseinrichtungen können in Pausen, in denen sie nicht zur Flugkörperlsitung
benötigt werden, Täuschsenderaufgaben wahrnehmen und werden hierzu von der Zentrale
entsprechend gesteuert
1. Halbaktives Leitsystem für einen zielsuchenden, lenkbaren Flugkörper, das Zielortungseinrichtungen
und mindestens eine Zielbeleuchtungseinrichtung mit schwenkbarem Richtdiagramm aufweist,
dadurch gekennzeichnet, daß die Beleuchungseinrichtung nur als Sendeanlage ausgebildet
ist,
die Ausrichtung des Richtdiagramms in Zielrichtung nach Maßgabe des von den Zielortungseinrichtungen
ermittelten Zielorts erfolgt, die Ausrichtung nach jeder Zielortinformationserneuerung
erforderlichenfalls neu eingestellt wird und
die elevationalen und azimutalen Halbwertsbreiten des Richtdiagramms mindestens so
groß sind, daß der ausgeleuchtete Raumwinkel den Manövrierraum des Ziels innerhalb
der Informationserneuerungszeit der Zielortungseinrichtung umfaßt.
2. Loitsystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Zielortungseinrichtungen
eine Rundsuch-Radaranlage enthalten.
3. Leitsystem nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Zielortungseinrichtungen
eine Zielverfolgunseinrichtung mit annähernd bleistiftförmigem Diagramm enthalten.
4. Leitsystem nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß in der Anfangsphase der
Beleuchtung diese..durch die Zielverfolgungseinrichtung durchgeführt wird.
5. Leitsystem nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß nach Ermittlung des Zielorts
die Beleuchtung des Ziels durch die Beleuchtungseinrichtung übernommen wird.
6. Leitsystem nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß nach Unterschreiten einer
Höchstentfernung des Ziels von der Beleuchtungseinrichtung diese die Beleuchtung übernimmt.
7. Leitsystem nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Übernahme der
Beleuchtung durch die Beleuchtungseinrichtung nur bei Vorliegen eines weiteren Ziels
erfolgt.
8. Leitsystem nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß beim Wechsel
der beleuchtenden Einrichtung für dasselbe Ziel flugkörperspezifische Parameter der
Beleuchtung unverändert von der neuen beleuchtenden Einrichtung übernommen werden.
9. Leitsystem nach einem der Ansprüche 1 bis ß, gekennzeichnet durch mehrere unabhängig
voneinander betreibbare Beleuchtungseinrichtungen.
10. Leitsystem nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß sich die Beleuchtungsbereiche
der mehreren Beleuchtungseinrichtungen ergänzen und teilweise überlappen.
11. Leitsystem nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, daß beim Vorliegen
mehrerer Ziele jedes Ziel durch je eine Beleuchtungseinrichtung beleuchtet wird und
die Zielverfolgungseinrichtung unabhängig von weiteren Zielortungseinrichtungen in
zyklischer Reihenfolge die aktuellen Zielorte der beleuchteten Ziele ermittelt.
12. Leitsystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch einen
Steuerrechner zur Ableitung von Einstellgrößen für die Beleuchtungseinrichtung(en)
aus den Zielinformationen der Zielortungseinrichtungen.
13. Leitsystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Form des Richtdiagramms veränderbar ist.
14. Leitsystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Beleuchtungseinrichtung in Beleuchtungspausen Täuschsenderaufgaben übernimmt.