[0001] Die Erfindung betrifft Vortriebsmaschinen zum maschinellen Auffahren von Tunneln
und Strecken im Vollschnittverfahren, bestehend aus einem im Tunnel bzw. in der Strecke
verspannbaren und schrittweise vorwärtsbewegbaren Maschinenrahmen an dem der mit Werkzeugen
bestückte Bohrkopf drehangetrieben gelagert und gegenüber dem Maschinenrahmen um einen
Vorschubweg gegen die Ortsbrust bewegbar ist.
[0002] Ein großes technisches Problem beim Auffahren von Tunneln und Strekken, insbesondere
großer Querschnitte besteht in der Durchörterung geologischer Störungen, d. h. in
der Stabilität der Ortsbrust und des Hangenden bis zum Einbringen des Tunnelausbaus.
Die Entwicklung der Vollschnitt-Vortriebsmaschinen im vergangenen Jahrzehnt hat daher
international zu äußerst flachen - gegenüber früher konischen - Bohrköpfen geführt,
die eine entsprechend vertikale Ortsbrust mit bisher größtmöglicher Stabilität des
Gesteinsverbandes erstellen.
[0003] Trotzdem treten in nachbrüchigem und gebrächem Gebirge nach wir vor Schwierigkeiten
durch Kollabieren der Ortsbrust und des Hangenden auf, die häufig zum Stillstand des
Maschinenvortriebs führen und vorübergehend einen manuellen Vortrieb erforderlich
machen.
[0004] Eine praktizierte Lösung des Problemes besteht darin, zur Vermeidung geologischer
Schwierigkeiten große Tunnelquerschnitte zweistufig aufzufahren, d. h. zunächst eine
Pilotröhre zu erstellen, aus der heraus das umgebende Gebirge gegebenenfalls verfestigt
werden kann. Diese Pilotröhre wird dann in einem zweiten Durchgang auf den Tunnel-Enddurchmesser
erweitert. Ein derartiges Verfahren ist jedoch sehr zeit-und kostenaufwendig.
[0005] Ausgehend von diesen Problemen liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde,
eine Vortriebsmaschine der eingangs geschilderten Art zu schaffen, mit der es möglich
ist, große Tunnel- bzw. Streckenquerschnitte einstufig aufzufahren, und zwar auch
im geologisch schwierigen, z. B. nachbrüchigen und gebrächen Gebirge.
[0006] Zur Lösung der Aufgabe schlägt die Erfindung vor, daß die Drehebene des Bohrkopfes
in Vortriebsrichtung geneigt ist, wobei die Drehachse des Bohrkopfes mit der Tunnel-
bzw. Streckenlängsachse in senkrechter Ebene einen Winkel zwischen 20 und 50, vorzugsweise
30 und 45
* schließt.
[0007] Durch die Neigung des Bohrkopfes in Vortriebsrichtung erhält die Ortsbrust bei einer
derartigen Tunnelauffahrung die Neigung einer naturlichen Böschung, wie sie sich beim
Auslaufen bzw. Hereinbrechen geologisch gestörter Gesteinspartien ergeben würde. Eine
derartig geneigte Ortsbrust verhindert von vornherein zunächst einmal das Kollabieren
der Ortsbrust sowie das nachfolgende Hereinbrechen des Hangenden.
[0008] Wenn nach einem weiteren Vorschlag der Erfindung vorgesehen ist, daß mindestens der
durch den geneigten Bohrkopf gebildete Bereich der - Ortsbrust-Böschung durch einen
das Hangende stützenden Schild gesichert ist, so läßt sich ein optimaler Schutz der
Maschine bis zum Einbringen des endgültigen Ausbaus hinter dem Schild bzw. hinter
der Maschine erzielen.
[0009] Es ist nach einem weiteren Merkmal der Erfindung auch denkbar, den gesamten Bereich
des Bohrkopfes durch ein Vollschild zu sichern. Die Antriebe für den Bohrkopf sind
vorzugsweise dicht hinter dem Bohrkopf achsparallel zur Bohrkopfachse angeordnet.
[0010] Zwar wird durch den Vorschlag der Erfindung zwangsläufig ein Tunnel- bzw. Streckenquerschnitt
aufgefahren, der in der Projektion eliptisch ist, doch ist gerade bei großen Tunnelquerschnitten
ein solcher Querschnitt häufig gewünscht. Z. B. das Auffahren von Verkehrstunneln
wird mit einer Vortriebsmaschine der hier vorgeschlagenen Art erleichtert, weil in
der Regel dort zwei nebeneinanderliegende Verkehrsadern vorgesehen sind, also eine
größere Breite als Höhe des Tunnels anzustreben ist.
[0011] Aber auch bei Tunneln und Strecken oder auch Wasserstollen, bei denen der eliptische
Querschnitt ansich unwichtig ist, ist die durch die Erfindung erzielte Stabilisierung
der Ortsbrust und des Hangenden außerordentlich vorteilhaft und darüberhinaus der
eliptische Querschnitt nicht störend.
[0012] Es ist zwar bereits bei Schildmaschinen für den Vortrieb in Weichgestein bzw. Lockerböden
vorgeschlagen worden, leicht nach vorn geneigte Schneidköpfe zu verwenden, da in Lockerböden
die Stabilität der Ortsbrust ein noch größeres Problem darstellt, derartige Schneidköpfe
besitzen jedoch nur Schäl-Schlitze, durch die bei der Drehung bzw. beim Oszilieren
des Schneidkopfes das Lockergestein hereinläuft. Allenfalls sind derartige Schneidköpfe
mit starren Schneidmeißeln bzw. Schälmessern besetzt. Die Neigung derartiger Schneidköpfe
liegt auch nur bei wenigen Grad.
[0013] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird nachfolgend
beschrieben. Es zeigt eine Vortriebsmaschine in einem Schild. Die Maschine besteht
im wesentlichen aus dem mit Werkzeugen (1) bestückten Bohrkopf (2), dem Getriebegehäuse
(3) mit den Antriebseinheiten (4). Der Maschinenrahmen (5) wird mit dem Bohrkopf über
die Vorschubzylinder (6) vorgedrückt. Als Widerlager dient eine Verspanneinheit (7).
Bei einem Ausbau des Tunnels mit Tübbingen (8) kann die Maschine sich auch über Hydraulik-Zylinder
(9) an den Tübbingen abstützen. Der Bereich bis zur Ortsbrust kann durch ein Schild
(10) abgesichert werden. Dieses Schild (10) kann ein starres Vollschild sein. Es können
auch Einzelschilde sein, die z. B. hydraulisch angedrückt werden.
1. Vortriebsmaschine zum maschinellen Auffahren von Tunneln und Strecken im Vollschnittverfahren,
bestehend aus einem im Tunnel bzw. in der Strecke verspannbaren und schrittweise vorwärtsbewegbaren
Maschinenrahmen, an dem der mit Werkzeug bestückte Bohrkopf drehangetrieben gelagert
und gegenüber dem Maschinenrahmen um einen Vorschubweg gegen die Ortsbrust bewegbar
ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Drehebene des Bohrkopfes (2) in Vortriebsrichtung geneigt ist, wobei die Drehachse
des Bohrkopfes (2) mit der Tunnel- bzw. Streckenlängsachse in senkrechter Ebene einen
Winkel zwischen 20 und 50, vorzugsweise 30 und 45* schließt.
2. Vortriebsmaschine nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens der durch den geneigten Bohrkopf (2) gebildete Bereich der Ortsbrust-Böschung
durch einen das Hangende stützenden Schild (10) gesichert ist.
3. Vortriebsmaschine nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der gesamte Bereich des Bohrkopfes durch ein Vollschild gesichert ist.
4. Vortriebsmaschine nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Antriebe (4) des Bohrkopfes dicht hinter dem Bohrkopf (2) achsparallel zur
Bohrkopfachse angeordnet sind.