[0001] Für die Herstellung von Ätzdrucken auf Wolle, Seide und Polyamid werden in der Praxis
als Ätzmittel vorzugsweise Reduktionsmittelmischungen eingesetzt, die aus dem Calciumsalz
und dem Natriumsalz der Hydroxymethansulfinsäure bestehen. Das Calciumsalz der Hydroxymethansulfinsäure
ist wasserunlöslich, jedoch sehr stabil, während das Natriumsalz der Hydroxymethansulfinsäure
wasserlöslich aber unter den Anwendungsbedingungen weniger stabil ist. Die Mischungen
aus dem Calciumsalz und dem Natriumsalz der Hydroxymethansulfinsäure führen jedoch
in der Praxis zu Problemen. So muß beispielsweise der Druckvorgang häufig schon nach
kurzer Zeit unterbrochen werden, weil das wasserunlösliche Calciumsalz der Hydroxymethansulfinsäure
dazu neigt, die Filmdruckschablonen zu verstopfen. Erst nach einer Reinigung der Schablonen
kann der Druckvorgang fortgesetzt werden. Das Calciumsalz der Hydroxymethansulfinsäure
hat außerdem den Nachteil, daß es sich an der Oberfläche des zu bedruckenden Textilmaterials
ablagert, so daß das zu ätzende gefärbte Gewebe nicht genügend durchgeätzt wird, wodurch
unbefriedigende Durchdrucke erhalten werden.
[0002] Das Natriumsalz der Hydroxymethansulfinsäure ist zwar wasserlöslich, jedoch vor allem
im sauren und neutralen pH-Bereich nicht ausreichend stabil. Die Verwendung von Zinksalzen
der Hydroxymethansulfinsäure als Ätzmittel scheidet aus verschiedenen Gründen aus.
So sind die Zinksalze gegenüber den Buntfarbstoffen der Ätzdruckpaste zu aggressiv,
so daß Buntätzen nicht möglich sind. Auf der anderen Seite ergeben sich aufgrund der
Verwendung von Zinksalzen Probleme bei der Abwasserreinigung.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist es, für die Herstellung von Ätzdrucken auf textilen Materialien
aus Wolle, Seide und Polyamid ein Ätzmittel zur Verfügung zu stellen, das stabiler
ist als das bisher verwendete Natriumsalz der Hydroxymethansulfinsäure und nicht die
oben geschilderten Nachteile des Calciumsalzes der Hydroxymethansulfinsäure aufweist.
[0004] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß bei einem Verfahren zur Herstellung von Ätzdrucken
auf textilen Materialien aus Wolle, Seide und Polyamid durch Aufbringen einer Ätzdruckpaste
auf das textile Material, das mit einem ätzbaren Säurefarbstoff oder Metallkomplexfarbstoff
gefärbt oder bedruckt ist und anschließendes Dämpfen und Fertigstellen der Ware dadurch
gelöst, daß die Ätzdruckpaste als Ätzmittel das Magnesiumsalz der Hydroxymethansulfinsäure,
Amino-, Imino- und/oder Nitrilomethansulfinsäure enthält.
[0005] Die Ätzdruckpaste wird vorzugsweise dadurch hergestellt, daß man eine Mischung aus
a) einem Alkalimetallsalz der Hydroxymethansulfinsäure, Amino-, Imino- und/oder Nitrilomethansulfinsäure
und
b) einem wasserlöslichen Magnesiumsalz einsetzt, wobei man pro Mol Sulfinsäuregruppe
einer Verbindung gemäß a) 0,3 bis 0,8 Mol b) verwendet. Vorzugsweise arbeitet man
in die Ätzdruckpaste eine pulverförmige Mischung aus
a) dem Natriumsalz der Hydroxymethansulfinsäure und
b) wasserfreiem Magnesiumsulfat in stöchiometrischen Mengen ein.
[0006] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren bedruckt man textile Materialien, z.B. Gewebe
oder Gewirke, aus Wolle, Seide oder Polyamid. Derartige textile Materialien sind im
Handel erhältlich. Diese Materialien werden zunächst mit einem ätzbaren Säurefarbstoff
oder Metallkomplexfarbstoff gefärbt oder bedruckt. Es handelt sich hierbei hauptsächlich
um Azofarbstoffe. Auf das so erhaltene gefärbte bzw. bedruckte textile Material wird
anschließend die Reservedruckpaste aufgebracht, vorzugsweise mustergemäß aufgedruckt.
Die Ätzdruckpaste enthält für Buntreserven ätzbeständige Säurefarbstoffe oder basische
Farbstoffe. Hierbei handelt es sich um solche Farbstoffe, die gegenüber dem Ätzmittel
bei Raumtemperatur bis hinauf zur Fixierungstemperatur beständig sind. Geeignete ätzbeständige
Farbstoffe sind beispielsweise die blauen Säurefarbstoffe der Colour Index Nrn. 50315,
50320 und 50330, der rote Säurefarbstoff der Colour Index Nr. 45100, der gelbe Säurefarbstoff
der Colour Index Nr. 19555 und der basische Farbstoff der Colour Index Nr. 510004.
[0007] Weitere geeignete ätzbeständige Farbstoffe können dem Colour-Index entnommen werden,
ebenso wie auch diejenigen Farbstoffe, die ätzbar sind. Als Beispiele für ätzbare
Säure- und Metallkomplexfarbstoffe seien vor allen Dingen Azofarbstoffe genannt, z.B.
der rote Säurefarbstoff der Colour Index Nrn. 19355, 19010, 17070, 16260, 14880 und
die Komplexfarbstoffe von Chrom und Kobalt, z.B. Colour Index Nr. 19010 (gelb), Colour
Index Nr. 19355 (rot), Colour Index Nr. 16260 (violett), Colour Index Nr. 14880 (blau)
und Colour Index Nr. 15691 (schwarz). Sofern eine Weißätze vorgenommen werden soll,
erhält die Ätzdruckpaste keinen Farbstoff.
[0008] Wesentlicher Bestandteil der Ätzdruckpaste sind Magnesiumsalze der Hydroxymethansulfinsäure,
Amino-, Imino- und Nitrilomethansulfinsäure. Das Magnesiumsalz der Hydroxymethansulfinsäure
erhält man, wenn man beispielsweise die Alkalisalze, wie Natrium- oder Kalisalze der
Hydroxymethan-., sulfinsäure, mit wasserlöslichen Magnesiumsalzen umsetzt und die
sich dabei bildenden schwer löslicheren Alkalisalze aus'der Lösung abtrennt. Die übrigen
Magnesiumsalze können analog hergestellt werden, beispielsweise durch Umsetzung von
Alkalisalzen-der Verbindungen der Formeln (I) bis (III)

in denen Me = Na, K und NH
4 bedeutet.
[0009] Die Alkalisalze der Hydroxymethansulfinsäure und die Verbindungen der Formel (I)
werden, bezogen auf 1 Mol, mit 0,3 bis 0,8, vorzugsweise 0,4 bis 0,6 Mol eines Magnesiumsalzes
umgesetzt. Für die Verbindungen (II) und (III) benötigt man die doppelte bzw. dreifache
Menge an wasserlöslichen Magnesiumsalzen, weil diese Verbindungen pro Mol 2 bzw. 3
Sulfinsäure- oder Sulfinatgruppen enthalten. Es ist besonders bevorzugt, pulverförmige
Mischungen der Verbindungen a) und b) herzustellen und diese bei der Bereitung der
Ätzdruckpaste einzusetzen. Die pulverförmigen Bestandteile beider Mischungskomponenten
sollten dann jedoch so beschaffen sein, daß die Teilchengrößen der Pulver sich etwa
einander entsprechen. Dadurch werden Entmischungen während des Transports vermieden.
Die Teilchengrößen liegen dem dem Bereich von 0,01 bis 1, vorzugsweise O,1 bis 0,75
mm.
[0010] Als Komponente b) der Mischung kommen wasserlösliche Magnesiumsalze in Betracht,
z.B. Magnesiumsulfat oder Magnesiumchlorid. Die Salze können Kristallwasser enthalten
oder auch in wasserfreier Form vorliegen. Als Magnesiumsalz besonders bevorzugt ist
calcinierter Kieserit mit einem mittleren Teilchendurchmesser von 0,1 bis 1, vorzugsweise
0,2 bis 0,7 mm.
[0011] 1000 Gew.-Teile der Ätzdruckpaste enthalten 70 bis 150, vorzugsweise 75 bis 120 Gew.-Teile
der Mischung aus den Komponenten a) und b). Die Ätzdruckpaste, die auf das textile
Material aufgedruckt wird, enthält zur Einstellung der Viskosität Verdickungsmittel.
Vorzugsweise verwendet man ein natürliches Verdickungsmittel, wie Kernmehlether, Stärke-,
Traganth-Verdickungen und Alginate. 1000 Gew.-Teile der fertigen Druckpaste enthalten
20 bis 100 Gew.-Teile eines natürlichen Verdickungsmittels. Es ist jedoch auch möglich,
synthetische Verdickungsmittel, die bekanntlich elektrolytempfindlich sind, zu verwenden,
jedoch benötigt man hierbei wegen des Elektrolytgehalts der Ätzdruckpaste in der Regel
höhere Mengen als sonst üblich. Geeignete synthetische Verdickungsmittel sind beispielsweise
hochmolekulare Polycarbonsäuren, z.B. Polyacrylsäure, mit Vernetzungsmitteln vernetzte
Polyacrylsäure sowie Copolymerisate aus Ethylen und Acrylsäure oder Copolymerisate
aus Styrol oder Ethylen und Maleinsäureanhydrid. Die synthetischen Verdickungsmittel
entfalten ihre Wirksamkeit im pH-Bereich oberhalb 6. Man kann jedoch auch Mischungen
aus natürlichen und synthetischen Verdickungsmitteln einsetzen.
[0012] Für die Herstellung von Buntätzen enthalten die Ätzdruckpasten 0,5 bis 30 Gew.-Teile
eines ätzbeständigen basischen Farbstoffs, Säurefarbstoffs und/oder Metallkomplexfarbstoffs
pro 1000 Gew.-Teile der Druckpaste. Die Ätzdruckpasten können außerdem die üblichen
Zusätze aufweisen, z.B. Harnstoff, Fixiermittel, Schaumdämpfer, Polyglykol, Glycerin
und Pufferstubstanzen. Der pH-Wert der 'Ätzdruckpaste liegt zwischen 6 und 8, vorzugsweise
6 und 7. Es ist nicht erforderlich, zur Einstellung des pH-Werts Alkali zuzusetzen.
[0013] Nach dem Aufdrucken der Ätzdruckpaste auf das gefärbte textile Material wird es mit
Dampf behandelt. Die Behandlungstemperaturen liegen oberhalb 100
0C und betragen vorzugsweise 101 bis 105°C. Während des Dämpfvorgangs werden die ätzbaren
Farbstoffe reduziert. Gleichzeitig erfolgt ein Fixieren der ätzbeständigen Farbstoffe.
An das Dämpfen schließt sich das Fertigstellen der Ware an. Hierbei handelt es sich
vorzugsweise um eine Wäsche, bei der die Verdickungsmittel der Ätzdruckpaste sowie
andere störende Bestandteile der Druckpasten vom textilen Material entfernt werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren erlaubt ein störungsfreies Bedrucken der in Betracht
kommenden Textilien, wobei es zur Bereitung der Ätzdruckpaste überraschender Weise
nicht erforderlich ist, das reine Magnesiumsalz eines Reduktionsmittels einzusetzen,
sondern Mischungen der etwa stöchiometrischen Mengen des Natriumsalzes der Hydroxymethansulfinsäure
bzw. der Alkalisalze der Verbindungen der Formeln (I) bis (III) und wasserlöslichen
Magnesiumverbindungen verwendet werden können.
[0014] Die in den Beispielen angegebenen Teile sind Gewichtsteile, die Angaben in % beziehen
sich auf das Gewicht der Stoffe.
Beispiel 1
[0015] Ein Gewebe aus Wolle wird mit einer Flotte gefärbt, die 2 % des blauben Säurefarbstoffs
der Colour-Index Nr. 14880 und 0,5 % des gelben Säurefarbstoffs der Formel

enthält. Das Gewebe wird bei 120°C getrocknet und danach mit einer Druckpaste mustergemäß
bedruckt, die folgende Zuammensetzung hat:

[0016] Das bedruckte Material wird anschließend 20 bis 25 Minuten bei einer Temperatur von
100 bis 102°C gedämpft, dann gespült, bei 40°C geseift, gespült und getrocknet. Man
erhält einen gelben Druck auf marineblauem Fond mit gutem Durchdruck des gelben Musters.
Beispiel 2
[0017] Das Beispiel l wird mit der Ausnahme wiederholt, das zur Bereitung der Ätzdruckpaste
anstelle von 80 Teilen des Magnesiumsalzes der Hydroxymethansulfinsäure 100 Teile
einer Mischung aus 30 Teilen wasserfreiem Magnesiumsulfat und 70 Teilen des Natriumsalzes
der Hydroxymethansulfinsäure eingesetzt werden. Man erhält ebenfalls einen gelben
Druck auf marineblauem Fond, der sich nicht von dem Druck gemäß Beispiel 1 unterscheidet.
Beispiel 3
[0018] Ein Gewebe aus Seide wurde mit einer Flotte gefärbt, die 8 % des blauen Säurefarbstoffs
der C.I.-Nr. 14880, 2 % des violetten Säurefarbstoffs der C.I.-Nr. 16260 und 1 % des
gelben Säurefarbstoffs der C.I.-Nr. 19010 enthielt. Nach dem Zwischentrocknen der
Ware wurde sie mit einer Druckpaste folgender Zusammensetzung mustergemäß bedruckt:
[0019] Das mit der Ätzdruckpaste bedruckte Material wurde 20 Minu- ten bei 100 bis 102°C
gedämpft, gespült und bei 30°C geseift, dann gespült und getrocknet. Man erhielt ein
leuchtend blaustichiges Rot auf schwarzem Grund. Der Durchdruck des Buntfarbstoffs
war gut.
1. Verfahren zur Herstellung von Ätzdrucken auf textilen Materialien aus Wolle, Seide
und Polyamid durch Aufbringen einer Ätzdruckpaste auf das textile Material, das mit
einem ätzbaren Säurefärbstoff oder Metallkomplexfarbstoff gefärbt oder bedruckt ist,
und anschließendes Dämpfen und Fertigstellen der Ware, dadurch gekennzeichnet, daß
die Ätzdruckpaste als Ätzmittel das Magnesiumsalz der Hydroxymethansulfinsäure, Amino-,
Imino- und/oder Nitrilomethansulfinsäure enthält.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man für die Herstellung
von 1000 Gew.-Teilen der Ätzdruckpaste als Ätzmittel 70 bis 150 Gew.-Teile einer Mischung
aus
a) einem Alkalimetallsalz der Hydroxymethansulfinsäure, Amino-, Imino- und/oder Nitrilomethansulfinsäure
und
b) einem wasserlöslichen Magnesiumsalz einsetzt, wobei man pro Mol Sulfinsäuregruppe
einer Verbindung gemäß a) 0,3 bis 0,8 Mol b) verwendet.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß man eine pulverförmige Mischung
aus
a) dem Natriumsalz der Hydroxymethansulfinsäure und
b) wasserfreiem Magnesiumsulfat
zur Herstellung der Ätzdruckpaste einsetzt.