[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft Behälter zum kritikalitätssicheren Lagern von
Spaltstofflösungen, insbesondere Plutoniumlösungen.
[0002] Um Spaltstofflösungen kritikalitätssicher handhaben bzw. aufbewahren zu können, müssen
diese entweder in nur unterkritischer Menge oder aber in sicherer Geometrie gehandhabt
bzw. gelagert werden. Eine Lagerung von Spaltstofflösungen in sicherer, unterkritischer
Menge ist mit den bisher bekannten Lagerbehältern außerordentlich unrationell und
unwirtschaftlich, da die kritische Menge z. B. von Plutoniumnitratlösung mit einer
Konzentration von 200 g Pu/1, die bei der Wiederaufarbeitung üblich ist, mit 2 kg,
entsprechend 10 1 Lösung, nur sehr gering ist. Man muß zur Lagerung dieser Lösungen
eine Vielzahl von kleinen Einzelbehältern verwenden, die außerdem alle in sicheren
Abständen voneinander aufgestellt werden müßen. Die Handhabung und Bedienung eines
solchen Behälterlagers ist sehr aufwendig und umständlich. Außerdem beansprucht die
Vielzahl der Einzelbehälter eine relativ große Stellfläche bzw. Stellvolumen.
[0003] Für die Lagerung von Spaltstofflösungen in sicherer Geometrie können entweder Flachtanks
mit sicherer Schichtdicke, rohrförmige zylindrische Behältnisse mit sicherem Durchmesser
oder aber Ringspaltbehälter zum Einsatz kommen. Will man mehrere Kubikmeter derartiger
Spaltstofflösungen in geometrisch sicheren Behältern lagern, so ergeben sich unvertretbar
große Bauhöhen und -längen und damit auch Gebäudegrößen, oder aber muß man die Spaltstofflösungen
wiederum in mehreren geometrisch sicheren Behältnissen in sicheren Abständen nebeneinander
lagern.
[0004] Beispielsweise ergeben sich für die Lagerung von 5 Kubikmeter Plutoniumnitratlösung
mit 200 g Pu/1 in Lagertanks sicherer Geometrie folgende Möglichkeiten:
Bei Lagerung in einzelnen Behältern, die jeweils die sichere Menge an Plutonium fassen,
benötigt man für diese Spaltstofflösung 500 Behälter mit jeweils 10 1 Fassungsvolumen.
Da die sichere Schichtdicke für diese Lösung bei etwa 7 cm liegt, erhält man, wenn
man eine Breite von 4 m für den Lagerbehälter vorgibt, eine Bauhöhe von rund 18 m.
Wählt man für die Lagerung einen rohrförmigen Behälter, so liegt dessen sicherer Durchmesser
bei etwa 18 cm. Daraus würde sich für den 5 m fassenden Lagerbehälter eine Bauhöhe
von rund 196 m ergeben. Für einen Ringspaltlagerbehälter, der einen Außendurchmesser
von 60 cm aufweist, benötigt man eine sichere Schichtdicke von etwa 6 cm. Unter diesen
Voraussetzungen muß ein 5 m fassender Lagerbehälter eine Bauhöhe von etwa 49 m aufweisen.
[0005] Die aufgezeigten Lagerbehälter sind von ihren Baugrößen her gesehen daher unvertretbar
groß und unwirtschaftlich. Die Handhabung bzw. Lagerung der Spaltstofflösungen in
Einzelbehältern in sicherer Menge ist wegen der Vielzahl der zu verwendenden Einzelbehälter
ebenfalls nicht wirtschaftlich. Will man eine größere Menge Spaltstofflösung in einem
einzigen Behälter von vertretbarer Größe lagern, so ist dies nur möglich, wenn man
die Spaltstofflösung homogen vergiftet, z. B. mit Gadolinium. Dies ist aber im Normalfall
wenig sinnvoll, denn vor der Verarbeitung des Plutoniums zu Brennelementen muß das
Neutronengift in aufwendigen Prozessen wieder vom Spaltstoff abgetrennt werden. Außerdem
ist die Überwachung der homogenen Verteilung des Neutronengiftes in der Spaltstofflösung
schwierig, die aufzuwendenden Mengen an Gadolinium sind relativ groß, Gadolinium ist
selten und daher teuer.
[0006] Es war daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, Behälter zum kritikalitätssicheren
Lagern von Spaltstofflösungen zu schaffen, insbesondere von Plutoniumlösungen, die
eine handhabbare Größe besitzen, ohne durch entsprechenden Raumbedarf unwirtschaftlich
zu sein.
[0007] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der Behälter mittels Neutronengifte
enthaltende, durch Abstandshalter auf feste Distanz gebrachte Trennwände in mehrere
durch Öffnungen miteinander verbundene, geometrisch kritikalitätssichere Kammern aufgeteilt
ist. Die Kammern sind so angeordnet, daß beim Befüllen/des Behälters die Spaltstoffösung
von einer Kammer in die nächste laufen kann. Auf diese Weise kann der Lagerbehälter
auf einfache Weise vollständig mit der Spaltstofflösung befüllt werden.
[0008] Um eine kritikalitätssichere Anordnung zu gewährleisten, bestehen die Trennwände
zwischen den einzelnen Kammern beispielsweise aus Edelstahlblechen, die homogen einlegiert
Neutronengifte enthalten, oder vorzugsweise aus zwei Edelstahlblechen, zwischen die
das Neutronengift eingebettet ist. Das Neutronengift kann jedoch auch auf die Trennwände
aufplattiert sein.Der Abstand zwischen den Kammerwänden ist so gewählt und wird durch
den Einbau von Abstandshaltern entsprechend gesichert, daß das Gesamtsystem, mit einem
Sicherheitsfaktor versehen, unterkritisch bleibt.
[0009] Um die äußere Stabilität des Gesamtbehälters zu gewährleisten, ist dieser beispielsweise
mit einem Stützmantel, z. B. aus Beton, versehen. Zur Gewährleistung des sicheren
Abstandes sind die Trennwände durch Abstandshalter miteinander verbunden.
[0010] Als besonders vorteilhaft hat es sich herausgestellt, wenn der Behälter zylinderförmig
ausgebildet ist und die Trennwände ringförmig und konzentrisch im Behälter angeordnet
sind.
[0011] Zum Beispiel beträgt für einen solchen infiniten Mehrfachringspaltbehälter, bei dem
als Vergiftungsmaterial auf den Trennwänden jeweils 2 mm starke Hafniumbleche Verwendung
finden, die sichere Schichtdicke zwar auch nur 5 cm, man kann aber diese sogenannten
Ringslabs infinit ineinander zu einem einzigen Behälter anordnen, was bei unvergifteten
Ringslabs vollkommen ausgeschlossen ist. Auf diese Weise benötigt man für den mit
2 mm Hafniumblech als Vergiftungsmaterial ausgestatteten Mehrfachringspaltbehälter,
der 5 m Plutoniumnitratlösung aufnehmen und dessen Außendurchmesser 1,5 m betragen
soll, nur eine Bauhöhe von 2,9 m, während diese für einen unvergifteten Ringspaltbehälter
mit 1,5 m Außendurchmesser noch bei über 30 m liegt.
[0012] Neben dem Mehrfachringspaltbehälter können natürlich auf rechteckige und quadratische
Behälter mit rechteckigen und quadratischen Einzelkammern Verwendung finden.
[0013] Als vorteilhaft hat es sich auch erwiesen, zwischen den Doppelwänden Feuchtigkeitsdetektoren
anzuordnen, die Beschädigungen der Trennwände dadurch zuverlässig anzeigen. Vorteilhaft
ist es auch, die Abstandshalter ebenfalls mit einem neutronenabsorbierenden Material
zu vergiften.
[0014] Die Abbildungen 1 bis III zeigen schematisch in beispielhafter Ausführungsform einen
vergifteten Lagerbehälter gemäß der Erfindung.
[0015] Abbildung 1 zeigt einen zylindrischen Lagerbehälter im Längsschnitt. Der Behälter
(1) wird durch ringförmige, konzentrisch in Abstand voneinander liegende Trennwände
(2) in mehrere Kammern (3) in Form von Ringspalten aufgeteilt. An seiner höchsten
Stelle besitzt der Behälter (1) eine Befüllöffnung (8) und einen Entlüftungsstutzen
(9). Der Behälter (1) ist in einen äußeren Stützmantel (4), beispielsweise aus Beton,
eingestellt. Die Trennwände (2) sind nicht überall bis zum Boden des Behälters (1)
durchgezogen, so daß Öffnungen (10) verbleiben, die ein gleichmäßiges Befüllen des
Behälters gestatten. Durch am Behälterboden versetzt angebrachte Bleche (11) mit Neutronengiften
wird jedoch auch dieser Bereich kritikalitätssicher gehalten. Durch Abstandshalter
(5) - nur teilweise in der Abbildung angedeutet - werden die Trennwände (2) auf Distanz
gehalten und die sichere Schichtdicke der ringspaltförmigen Kammern (3) gewährleistet.
Das Entleeren des Behälters (1) erfolgt über ein Entleerungsventil (6). Der Behälter
ist mit einem abnehmbaren Deckel (7) versehen, um das Behälterinnere und die Trennwände
(2) überwachen zu können. Die Integrität der Trennwände (2) läßt sich auch von außen
überwachen, beispielsweise durch Neutronenflußmessungen. Vorzugsweise verwendet man
jedoch Feuchtigkeitsdetektoren, die dann besonders einfach in die Trennwände (2) eingebaut
werden können, wenn diese aus zwei Schichten bestehen, zwischen denen sich das Neutronengift
befindet.
[0016] Abbildung II zeigt einen Querschnitt durch einen Mehrfachringspaltbehälter und Abbildung
III eine Trennwand in bevorzugter Ausführungsform, wobei das Neutronengift, beispielsweise
in Form eins Bleches (12), zwischen den beiden Teilwänden (13, 14) der Trennwand angebracht
ist.
[0017] Die Trennwände (2) können beispielsweise aus Edelstahlblechen bestehen, denen homogen
die Neutronengifte Bor, Kadmium, Hafnium und/oder Gadolinium zulegiert sind. Die Neutronengifte
können jedoch auch in Form von Blechen auf den Trennwänden (2) auf plattiert sein
oder sich vorteilhafterweise in Form von Pulver oder Blechen zwischen den beiden Teilwänden
(13, 14) befinden.
[0018] Der Abstand der Trennwände (2) voreinander, gesichert durch die Abstandshalter (5),
richtet sich nach der Art und der Ionenkonzentration der Spaltstofflösung und außerdem
nach der Art und der Menge des verwendeten Spaltstoffes. Es liegt aber im allgemeinen
zwischen 3 und 7 cm.
1. Behälter zum kritikalitätssicheren Lagern von Spaltstofflösungen, insbesondere
Plutoniumlösungen, dadurch gekennzeichnet, daß der Behälter (1) mittels Neutronengifte
enthaltende, durch Abstandshalter (5) auf feste Distanz gebrachte Trennwände (2) in
mehrere, durch Öffnungen (10) miteinander verbundene, geometrisch kritikalitätssichere
Kammern (3) aufgeteilt ist.
2. Behälter zum kritikalitätssicheren Lagern von Spaltstofflösungen nach Anspruch
1, dadurch gekennzeichnet, daß der Behälter (1) zylinderförmig ausgebildet ist und
die Trennwände (2) ringförmig und konzentrisch im Behälter (1) angeordnet sind.
3. Behälter nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Trennwände (2)
als Doppelwände ausgebildet sind und sich das Neutronengift (12) zwischen den beiden
Teilen (13, 14) der Doppelwände befindet.
4. Behälter nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen den beiden
Teilen (13, 14) der Doppelwände ein Feuchtigkeitsdetektor angeordnet ist.
5. Behälter nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Abstandshalter
(5) ebenfalls mit einem Neutronengift versetzt sind.