[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung niedermolekularer Olefine aus
schweren Kohlenwasserstoffen mit einer hydrierenden Vorbehandlung und einer nachfolgenden
thermischen Spaltung mindestens eines Teiles des Hydrierproduktes.
[0002] Für die Spaltung von Kohlenwasserstoffen zur Herstellung von Olefinen sind leichte
Einsatzmaterialien, d.h. Kohlenwasserstoffe mit einem Siedepunkt unterhalb von 200
°C, beispielsweise Naphtha, besonders geeignet. Sie führen zu hohen Spaltausbeuten
und ergeben wenig unerwünschten Nebenprodukte.
[0003] Der große Bedarf derartiger günstiger Spalteinsätze kann zu einer
Verknappung öder Preissteigerung dieser Stoffe führen. Es wird deshalb seit einiger
Zeit der Versuch unternommen, Verfahren zu entwickeln, die auch die günstige Verwertung
eines höher siedenden Einsatzmaterials erlauben.
[0004] Die Verwertung höher siedender Einsätze führt grundsätzlich zu geringeren Ausbeuten
an wertvollen Spaltprodukten, während gleichzeitig in zunehmendem Maße eine nur schwer
verwertbare, über 200 °C siedende Kohlenwasserstofffraktion anfällt. Daneben entstehen
noch weitere Schwierigkeiten dadurch, daß höher siedende Einsätze zu verstärkten Koks-und
Teerbildungen in der-Spaltanlage führen. Diese Produkte, die sich an den Wänden der
Leitungselemente, beispielsweise Rohrleitungen und Wärmetauscher, ablagern, bedingen
damit eine Verschlechterung der Wärmeübertragung und führen außerdem zu Querschnittsverengungen.
Es ist deshalb erforderlich, häufiger Entfernungen dieser Ablagerungen durchzuführen
als bei einer Verwendung leichter Kohlenwasserstoffe.
[0005] Zur Lösung dieses Problems ist aus der DE-OS 21 64 951 ein Verfahren bekannt, bei
dem schwere Kohlenwasserstoffe vor der thermischen Spaltung katalytisch hydriert werden.
Dadurch wird der'Gehalt an aromatischen, insbesondere polyzyklischen aromatischen,
Verbindungen, die im wesentlichen zu den unerwünschten Spaltprodukten führen, im Einsatzmaterial
verringert. Darüberhinaus findet auch eine Entschwefelung des Einsatzmaterials statt.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs genannten Art
so auszugestalten, daß es unter besonders günstigen wirtschaftlichen Bedingungen betrieben
werden kann und bei dem überdies die Konversion bei der polyaromatenarmen Kohlenwasserstofffraktion
möglichst gering ist.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Hydrierung in zwei Stufen
durchgeführt wird, wobei in der ersten Stufe der Polyaromatengehalt einer ersten,
polyaromatenreichen Kohlenwasserstofffraktion selektiv abgebaut wird, und in der zweiten
Stufe eine Raffination der Kohlenwasserstoffe erfolgt, und der zweiten Stufe überdies
eine zweite schwere, polyaromatenarme Kohlenwasserstofffraktion zugeführt wird..
[0008] Die erfindungsgemäße Verfahrensweise führt zu hohen Olefinausbeuten, die denen von
Naphtha gleich kommt. Durch die teilweise gemeinsamen Verarbeitung einer polyaromatenreichen
und einer polyaromatenarmen Kohlenwasserstofffraktion werden wesentlich bessere Produktqualitäten
in den hydrierten Fraktionen erzielt. Insbesondere die erzielte Qualität des Produktanteils
mit einem Siedepunkt höher als 340 °C entspricht bei herkömmlichen Verfahren Produkten,
für die erheblich höhere Hydrierdrücke erforderlich sind. Durch die gemeinsame Aufarbeitung
einer polyaromatenreichen und einer polyaromatenarmen Kohlenwasserstofffraktion entfällt
bei äußerst geringem Schwefelgehalt in den hydrierten Produktfraktionen überdies gegenüber
den konventionellen Verfahren ein Hochdruckreaktor für die Entschwefelung der polyaromatenarmen
Fraktion.
[0009] Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, daß die Raffination an zumindest teilweise
gespaltenen (gecrackten) Molekülen erheblich besser erfolgt als an ungecrackten Molekülen
(Polyaromaten). Es wird angenommen, daß dies darauf zurückzuführen ist, daß bei der
Hydrierung der polyaromatenreichen Kohlenwasserstofffraktion im wesentlichen nur die
polyaromatischen Verbindungen hydriert und gecrackt werden (selektiver Abbau), nicht
aber die monoaromatischen Verbindungen. Somit erfolgt in der zweiten Hydrierstufe
die Aufhydrierung der Doppelbindungen und gleichzeitig eine weitergehende Entschwefelung
des Einsatzes unter im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren wesentlich erleichterten
Bedingungen. Dabei wird infolge der Verdünnung der hydrierten Produktfraktion aus
der ersten Stufe durch eine polyaromatenarme Fraktion überdies das thermodynamische
Gleichgewicht in günstiger Weise beeinflußt.
[0010] Als besonders günstig hat es sich erwiesen, den Abbau des Polyaromatengehaltes in
der ersten Stufe bei Drücken von 50 bis 150 bar, vorzugsweise 70 bis 120 bar und bei
Temperaturen von 350 bis 420 °C, vorzugsweise 380 bis 400 °C, und die Raffination
in der zweiten Stufe bei Drücken von 50 bis 150 bar, vorzugsweise 40 bis 120 bar,
und bei Temperaturen von 300 bis 420 °C, vorzugsweise 330 bis 350 °C, durchzuführen.
Die unter diesen milden Bedingungen erzielte Produktqualität entspricht bei dem herkömmlichen
Verfahren Produkten, für die beispielsweise ein um 50 bar höherer Hydrierdruck notwendig
ist. Vorteilhaft beträgt dabei die Raumgeschwindigkeit in der ersten Stufe 0,5 bis
4 h
-1, vorzugsweise 1 bis 2 h
-1, und in der zweiten Stufe 1 bis 6 h , vorzugsweise 2 bis 4 h
[0011] In einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Verfahrens werden
als polyaromatenreiche Kohlenwasserstofffraktion Vakuumgasöl und als polyaromatenarme
Kohlenwasserstofffraktion atmosphärisches Gasöl eingesetzt.
[0012] Die nachfolgend angeführten Beispiels zeigen, wie mit Hilfe des erfindungsgemäßen
Verfahrens eine im Vergleich zu einem Verfahren, bei dem eine polyaromatenreiche und
eine polyaromatenarme Kohlenwasserstofffraktion getrennt voneinander jeweils einer
Hydrierung unterworfen werden (in Folgendem kurz "getrennte Behandlung"), wesentlich
verbesserte Produktqualität erzielt wird.
[0013] Bei allen Beispielen wurden als polyaromatenreiche Kohlenwasserstofffraktion Vakuumgasöl
(VGO) und als polyaromatenarme Kohlenwasserstofffraktion atmosphärisches Gasöl (AGO)
mit den Eigenschaften gemäß Tabelle.1 eingesetzt.

[0014] Die Hydrierbedingungen bei der AGO/VGO-Hydrierung waren wie folgt: .

[0015] Der chemische Wasserstoffverbrauch ist in Tabelle 3 zusammengestellt.

[0016] Wie der Tabelle zu entnehmen ist, war der Wasserstoff-Verbrauch bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren beträchtlich größer, was auf eine weitergehende Hydrierung schließen läßt.
[0017] In Tabelle 4 sind die Produktausbeuten der ersten und zweiten Stufe bei der erfindungsgemäßen,
gemeinsamen AGO+
VGO-
Hydrie- rung und die Produktverteilungen bei der getrennten AGO- und VGO-Aufarbeitung
zusammengefaßt.
[0018] Die Ausbeuten an Produktfraktionen sind dabei in Gew% bezogen auf Einsatz angegeben.

[0019] Auch hier ergibt sich aus dem Vergleich der beiden Verfahren, daß das erfindungsgemäße
Verfahren günstiger ist, insbesondere verbesserte Produktionsbeuten ermöglicht.
[0020] Die Abbauraten der Heterokomponenten bzw. typischen Kennzahlen (S, N-Basen, Polyaromaten,
Bromzahl) (in Rel%) sind in Tabelle 5 zusammengefaßt. Hier wurden die Einsätze (AGO
bzw. VGO) mit den entsprechenden Produktfraktionen verglichen.

[0021] Zusammenfassend läßt sich sagen, daß die erfindungsgemäß zweistufige, gemeinsame
Hydrierung von AGO und VGO bezüglich der erzielbarer Abbauraten gegenüber der einstufigen,
getrennten Fahrweise sehr große Vorteile zeigt. So werden zweistufig beim VGO-Schnitt
99,36 % Schwefelverbindungen, 99,8 % N-Basen-Abbau, 86,18 % Polyaromaten- und 88,2
% Bromzahlabbau erzielt. Diese erzielten Werte sind für eine 100 bar Hydrierung hervorragend
und übertreffen die Werte der einstufigen, getrennten Hydrierbehandlung bei weitem.
Bei AGO sind die erzielbaren Unterschiede geringer, da die Raffination dieses Schnittes
wesentlich leichter erfolgt.
[0022] Schließlich wurden noch Vergleichsversuche durchgeführt, bei denen VGO einer zweistufigen
Hydrierung unterzogen wurde, und zwar zuerst einer Raffination und anschließend einem
Polyaromatenabbau.
[0023] Diese Versuche wurden bei zwei verschiedenen Drücken, nämlich 100 und 160 bar, unter
sonst gleichen Bedingungen durchgeführt. Dabei ergab sich ein Gesamtverbrauch an chemischem
Wasserstoff bei 100 bar von 168 Nl/kg Einsatz und bei 160 bar von 204 Nl/kg Einsatz.
[0024] Wie aus diesen Werten hervorgeht, wird mit dem erfindungsgemäßen Verfahren eine Hydrierausbeute
bei 100 bar erreicht, die einem Hydrierprodukt entspricht, das bei einem über 50 bar
höheren Druck erreicht wird.
1. Verfahren zur.Herstellung niedermolekularer Olefine aus schweren Kohlenwasserstoffen
mit einer hydrierenden Vorbehandlung und einer nachfolgenden thermischen Spaltung
mindestens eines Teils des Hydrierproduktes, dadurch gekennzeichnet, daß die Hydrierung
in zwei Stufen durchgeführt wird, wobei in der ersten Stufe der Polyaromatengehalt
einer ersten, polyaromatenreichen Kohlenwasserstofffraktion selektiv abgebaut wird,
und in der zweiten Stufe eine Raffination der Kohlenwasserstoffe erfolgt und der zweiten
Stufe überdies eine zweite schwere, polyaromatenarme Kohlenwasserstofffraktion zugeführt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Abbau des Polyaromatengehaltes
in der ersten Stufe bei Drücken von 50 bis 150 bar, vorzugsweise 70 bis 120 bar, und
bei Temperaturen von 350 bis 420 °C, vorzugsweise 380 bis 400 °C, und die Raffination
in der zweiten Stufe bei Drücken von 50 bis 150 bar, vorzugsweise 40 bis 120 bar,
und bei Temperaturen von 300 bis 420 °C, vorzugsweise 330 bis 350 °C, durchgeführt
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Raumgeschwindigkeit
in der ersten Stufe 0,5 bis 4 h-1, vorzugsweise 1 bis 2 h-1, und in der zweiten Stufe 1 bis 6 h-1, vorzugsweise 2 bis 4 h-1, beträgt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß als polyaromatenreiche
Kohlenwasserstofffraktion Vakuumgasöl und als polyaromatenarme Kohlenwasserstofffraktion
atmosphärisches Gasöl eingesetzt wird.