[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Wärmebehandeln von Werkstücken, bei dem
die aus einer Erwärmungsanlage kommenden Werkstücke abgekühlt werden.
[0002] Vielfach kühlt man die Werkstücke in einem Ölbad oder Salzbad ab, woraufhin es erforderlich
ist, die Werkstücke nach der Entnahme aus dem Bad zu reinigen. Hierfür muß ein erheblicher
Arbeitsaufwand getrieben werden. Außerdem fällt öl- oder salzhaltiges Abwasser an,
welches die Umwelt belastet und zum Teil Deponien zugeführt werden muß.
[0003] Kommt ein Salzbad zur Anwendung, so sind außerdem zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen
erforderlich.
[0004] Hinzu kommt, daß die Austragsverluste der Bäder, unabhängig davon, ob Öl oder Salz
verwendet wird, erhebliche zusätzliche Kosten verursachen.
[0005] Daher liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Wärmebehandlungsverfahren zu
schaffen, das bei geringerem Arbeitsaufwand und Energiebedarf wesentlich umweltfreundlicher
arbeitet.
[0006] Zur Lösung dieser Aufgabe ist das Verfahren nach der Erfindung dadurch gekennzeichnet,
daß die Werkstücke zur Abkühlung in eine Wirbelschicht eingesetzt werden, die von
wenigstens einem in einer Hauptströmungsrichtung geführten Gasstrom erzeugt wird,
wobei ein Wirbelschichtmedium verwendet wird, das eine höhere Wärmeleitfähigkeit besitzt
als der Werkstoff der abzukühlenden Werkstücke, daß die Werkstücke beim Abkühlen relativ
zu dem die Wirbelschicht erzeugenden Gasstrom bewegt werden, während einzelne impulsartige
Gasstrahlen im wesentlichen rechtwinklig zur Hauptströmungsrichtung des Gasstroms
in die Wirbelschicht eingeleitet werden; und daß die Wirbelschicht während der Behandlungsdauer
der Werkstücke in der Wirbelschicht auf im wesentlichen konstanter Temperatur gehalten
wird.
[0007] Der in der Hauptströmungsrichtung geführte Gasstrom besteht in der Praxis meist aus
mehreren im wesentlichen parallel verlaufenden Teilströmen, die gemeinsam die Wirbelschicht
(auch"fluidisiertes Bett" oder "Wirbelbett" genannt) erzeugen.
[0008] Die Werkstücke bedürfen nach der Entnahme aus der Wirbelschicht keinerlei Reinigungsbehandlung.
Dadurch entfallen die oben angegebenen Nachteile bezüglich Energieaufwand und Umweltbelastung.
Auch sind die Austragsverluste aus der Wirbelschicht minimal.
[0009] Die Betriebsparameter der Wirbelschicht sind erfindungsgemäß so gewählt, daß sich
Kühlbedingungen ergeben, die sogar eine Behandlung relativ großer Werkstücke mit komplizierten
Oberflächen zulassen. Die Konstanthaltung der Temperatur stellt sicher, daß gleichbleibende
Wärmeübergangsbedingungen herrschen, wobei ein ausreichend rascher Wärmeübergang dadurch
gefördert wird, daß die Wärmeleitfähigkeit des Wirbelschichtmediums höher als die
des abzukühlenden Werkstoffes ist.
[0010] Das Wirbelschichtmedium besteht vorzugsweise aus Partikeln metallischen oder nichtmetallisch-anorganischen
Charakters; Beispiele hierfür sind Aluminiumlegierungen oder Carbide, soweit sie eine
höhere Wärmeleitfähigkeit haben als der in der Regel metallische Werkstoff der zu
behandelnden Werkstücke.
[0011] Die Erfindung sorgt dafür, daß an den Werkstückoberflächen auch in den "Windschattenzonen"
ein ständiger Partikelaustausch stattfindet, und zwar nicht nur durch die impulsartigen
Einzelstrahlen, sondern auch durch die Bewegung der Werkstücke. Es kann sich dabei
um Vibration oder langhubige Bewegungen handeln. Die Bewegungsrichtung ist nicht kritisch,
jedoch müssen die Bewegungen, wenn sie in Strömungsrichtung erfolgen, schneller als
die Gasströmung sein.
[0012] Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich ganz besonders gut zur Zwischenstufenvergütung
von Werkstücken. Bisher mußte man vor allem beim Einsatz von Ölbädern besondere Sorgfalt
auf die Reinigung der Werkstücke verwenden, da sonst die Gefahr bestand, daß Ölreste
im nachgeschalteten Halteofen, in dem die Gefügeumwandlung stattfindet, verdampften
oder verbrannten und zu kaum beherrschbaren Schadstoffemissionen führten. Diese Gefahr
besteht bei der Erfindung nicht.
[0013] Erfindungsgemäß werden die aus der Erwärmungsanlage kommenden Werkstücke zum Zwischenstufenvergüten
zunächst in der Wirbelschicht abgekühlt und danach in an sich bekannter Weise in eine
Gefügeumwandlungsanlage überführt. Bei Anwendung dieses Verfahrens zum Zwischenstufenvergüten
von Werkstücken aus Graugußlegierungen können die Werkstücke beispielsweise auf folgende
Temperaturen gebracht werden:
auf etwa 9000C in der Erwärmungsanlage;
auf etwa 350°C (Temperatur in den Randzonen der Werkstücke) bei der Abkühlung in der
Wirbelschicht; und
auf etwa 4000C (erwünschte Haltetemperatur) in der Gefügeumwandlungsanlage.
[0014] Die Kühlbedingungen in der Wirbelschicht lassen sich optimal an die nachfolgende
Behandlung in der Gefügeumwandlungsanlage anpassen.
[0015] Unter Umständen kann es vorteilhaft sein, daß mit dem Gasstrom Feuchtigkeit, vorzugsweise
als Wasserdampf, in die Wirbelschicht eingetragen wir. Dadurch läßt sich ein höherer
Wärmeübergangskoeffizient einstellen. Falls erforderlich, kann auf diese Weise die
Aufenthaltszeit der Werkstücke in der Wirbelschicht verkürzt werden. Die Zuführung
der Feuchtigkeit als Wasserdampf stellt sicher, daß sich keine Klumpen im Wirbelschichtmedium
bilden.
[0016] Vorzugsweise besitzt das Wirbelschichtmedium über einen weiten Temperaturbereich,
beispielsweise von etwa 600°C, eine konstante Strahlungszahl. Dadurch wird ein rascher
Temperaturausgleich innerhalb der Wirbelschicht sichergestellt.
[0017] Nach einem weiteren vorteilhaften Merkmal wird ein die Wirbelschicht erzeugendes
Gas verwendet, das dasselbe elektrische Ladungsvorzeichen wie die Partikel des Wirbelschichtmediums
hat. Dadurch vermeidet man elektrostatische Aufladungen, die unter Umständen zu einem
Zusammenhaften der Wirbelschichtpartikel führen können.
[0018] Erfindungsgemäß besteht ferner die Möglichkeit, daß das Wirbelschichtmedium während
des Be- und Entladens der Werkstücke regeneriert wird. Auf diese Weise kann man die
Korngröße des Wirbelschichtmediums konstant halten und, falls erforderlich, die Partikel
außerdem kühlen. Da die Regeneration während des Be- und Entladens der Wirbelschicht
erfolgt, vermeidet man Störungen des Kühlvorgangs.
[0019] Im Falle des Zwischenstufenvergütens werden die Werkstücke vorzugsweise nur soweit
unter die vorgesehene Haltetemperatur abgekühlt, daß die Haltetemperatur nach der
Entnahme aus der Wirbelschicht durch den Wärmestrom vom Kern in die Randzonen der
Werkstücke erreicht wird. In der anschließenden Gefügeumwandlungsanlage ist also keine
Wärmezufuhr zu den Werkstücken erforderlich. Letztere war bei der bekannten Badkühlung
unumgänglich, da sich dort wegen des steilen Temperaturgradienten eine exakte Steuerung
verbot und man daher aus Vorsicht gezwungen war, die Werkstücke stärker zu unterkühlen.
[0020] Eine besonders günstige Energienutzung ergibt sich bei Anwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens auf das Zwischenstufenvergüten dadurch, daß die mit dem Gasstrom aus der
Wirbelschicht austretende Wärme zum Beheizen der Gefügeumwandlungsanlage benutzt wird.
[0021] Um dafür zu sorgen, daß die Abkühlungsbedingungen immer gleich sind, ist es vorteilhaft,
daß die Transportdauer der Werkstücke von der Erwärmungsanlage bis in die Wirbelschicht
in Abhängigkeit vom Strahlungsverhalten der Werkstücke bemessen wird. Je stärker die
Strahlung, desto kürzer sollte die Transportzeit sein. Die Werkstücke gelangen dann
immer mit derselben Temperatur in die Wirbelschicht hinein. Auch lassen sich die Temperaturunterschiede
innerhalb einer Charge bzw. zwischen einzelnen Werkstückabschnitten beherrschen.
[0022] Das erfindungsgemäße Verfahren kann diskontinuierlich, also in einzelnen Chargen,
oder kontinuierlich, beispielsweise im Durchlaufbetrieb, durchgeführt werden.
1. Verfahren zum Wärmebehandeln von Werkstücken, bei dem die aus einer Erwärmungsanlage
kommenden Werkstücke abgekühlt werden,
dadurch gekennzeichnet ,
daß die Werkstücke zur Abkühlung in eine Wirbelschicht eingesetzt werden, die von
wenigstens einem in einer Hauptströmungsrichtung geführten Gasstrom erzeugt wird,
wobei ein Wirbelschichtmedium verwendet wird, das eine höhere Wärmeleitfähigkeit besitzt
als der Werkstoff der abzukühlenden Werkstücke,
daß die Werkstücke beim Abkühlen relativ zu dem die Wirbelschicht erzeugenden Gasstrom
bewegt werden, während einzelne impulsartige Gasstrahlen im wesentlichen rechtwinklig
zur Hauptströmungsrichtung des Gasstroms in die Wirbelschicht eingeleitet werden;
und
daß die Wirbelschicht während der Behandlungsdauer der Werkstücke in der Wirbelschicht
auf im wesentlichen konstanter Temperatur gehalten wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die aus der Erwärmungsanlage kommenden Werkstücke zum Zwischenstufenvergüten zunächst
in der Wirbelschicht abgekühlt und danach in eine Gefügeumwandlungsanlage überführt
werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß mit dem Gasstrom
Feuchtigkeit, vorzugsweise als Wasserdampf, in die Wirbelschicht eingetragen wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Wirbelschichtmedium
über einen weiten Temperaturbereich eine konstante Strahlungszahl besitzt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das in
der Wirbelschicht verwendete Gas dasselbe elektrische Ladungsvorzeichen besitzt wie
die Partikel des Wirbelschichtmediums.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Wirbelschichtmedium
während der Chargierzeit der Werkstücke regeneriert wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Werkstücke
nur soweit bezüglich der erwünschten Haltetemperatur unterkühlt werden, daß ihre Haltetemperatur
nach der Entnahme aus der Wirbelschicht durch den Wärmestrom vom Kern in die Randzonen
der Werkstücke erreicht wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die mit
dem Gasstrom aus der Wirbelschicht austretende Wärme zum Beheizen der Gefügeumwandlungsanlage
benutzt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Transportdauer
der Werkstücke von der Erwärmungsanlage bis in die Wirbelschicht in Abhängigkeit von
dem Strahlungsverhalten der Werkstücke eingestellt wird.