[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Formänderung eines plattenförmigen
Werkstücks der im Oberbegriff des Anspruchs 1 angegebenen Art.
[0002] Bekannte Formänderungsverfahren dieser Art, bei denen das Werkstück in den beaufschlagten,
oberflächenseitigen Randzonen unter plastischer Verformung örtlich gestreckt wird,
so daß es sich entgegen der Beaufschlagungsrichtung konvex gewölbt ausbildet, arbeiten
entweder nach der Kugelstrahlmethode oder gemäß der älteren, nicht-vorveröffentlichten
deutschen Patentanmel-. dung P 31 11 148.3 mit einem durch einen pulsierend betätigten
Schlagkolben periodisch beaufschlagten Schlagstempel mit einer länglichen Wirkfläche,
der längs einer Schlagspur richtungsstabil über die Werkstückoberfläche geführt wird,
wobei der Schlagstempelmethode wegen der erzielbaren gerichteten Verformungswirkung
vor allem bei der Herstellung einfach gekrümmter Werkstücke der Vorzug gebührt. Wenn
das zu verformende Werkstück eine sich ändernde Wanddicke aufweist und/oder unterschiedlich
starke Krümmungen erhalten soll, muß bei diese Verfahren an den entsprechenden Flächenbereichen
des Werkstücks die Verformungswirkung des oder der Schlagkörper in umständlicher Weise
verändert werden, sei es durch Änderung des diesen erteilten Bewegungsimpulses oder
der Aufschlagdichte, also etwa der Vorschubgeschwindigkeit, was eine baulich komplizierte
Schlagkörper-Steuerung erfordert und die praktische Durchführung dieser Verfahren
stark erschwert oder gar in Frage stellt.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist es, das Verfahren der eingangs angegebenen Art so auszugestalten,
daß in einfacher Weise eine sich über die Bearbeitungsfläche ändernde Schlagkörper-Verformungswirkung
erreicht wird, so daß mit geringem Aufwand und hoher Genauigkeit auch Werkstücke mit
einem ungleichförmigen Wanddicken- und/oder Krümmungsverlauf geformt werden können.
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch das im Anspruch 1 gekennzeichnete Verfahren
gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen dieses Verfahrens sind in den Unteransprüchen
2 bis 5 gekennzeichnet.
[0005] Erfindungsgemäß wird der auf die Werkstückoberfläche einwirkende Verformungsstoß
des Schlagkörpers in vorgegebener Weise dadurch variabel gesteuertr., daß zwischen
dem Schlagstempel und der WerkstückoberfLäche eine je nach der geforderten Verformungswirkung
örtlich unterschiedlich stark stoßmindernd wirkende Dämmschicht angeordnet wird, deren
Elastizitäts- und Dämpfungscharakteristik sich entsprechend den vorhandenen Wanddicken-
und gewünschten Krümmungsverlauf des Werkstücks ändernd ausgebildet ist und die einen
jeweils genau dosierten Teil des Bewegungsimpulses des Schlagkörpers als örtlichen
Verformungsstoß an die Werkstückoberfläche durchläßt, was eine genaue Einhaltung einer
über die Bearbeitungsfläche des Werkstücks variablen Randzonen-Verformung garaniert,
so daß es mit dem erfindungsgemäßen Verfahren erstmals möglich ist, auch kompliziertere
Werkstücke ohne zusätzliche aufwendige Steuergeräte nach der Schlagkörpermethode mit
hoher Genauigkeit kostengünstig zu formen.
[0006] Gemäß Anspruch 2 ist die Dämmschicht vorzugsweise eine Elastomerschicht mit einer
an den Stellen geringerer Wanddicke und/oder Krümmung des Werkstücks größeren Schichtdicke,
was sich in einfacher Weise durch einen Elastomerlack, der als entsprechend flächig
abgestufte Mehrfachlackierung auf die Werkstückoberfläche aufgetragen wird, erreichen
läßt. Vor allem bei größeren Stückzahlen empfiehlt es sich, die Dämmschicht als wiederverwendbare
Elastomerbeschichtung auszubilden, also etwa aus mehreren, abgestuft zugeschnittenen,
übereinandergeklebten Dämmfolien, so daß mehrere Werkstücke nacheinander mit ein und
derselben Dämmschicht bearbeitet werden können.
[0007] Für den Fall, daß die Formänderung mit einem Schlagstempel durchgeführt wird, der
mit eher länglichen Wirkfläche versehen ist, die mit Hilfe einer Stempelführung in
Richtung des Stempelvorschubs geführt werden muß, wird gemäß Anspruch 3 zweckmäßigerweise
die Stempelführung rollend auf der Dämmschicht abgeBützt, wodurch beim Stempelvorschub
ein Verklemmen der Stempelführung an der Werkstückoberfläche und vor allem der Dämmschicht,
insbesondere an den Stellen zunehmender Dämmschichtdicke, verhindert und ein sehr
leichtgängiger, ruhiger Stempelvorschub erzielbar wird.
[0008] Aus dem gleichen Grund wird der Schlagstempel gemäß Anspruch 4 vorzugsweise federnd
in eine von der Werkstück-bzw. Dämmschichtoberfläche abgehobene Lage gedrückt, so
daß er nur kurzzeitig für die Dauer des Verformungsstoßes entgegen der Federkraft
mit dem Werkstück bzw. der Dämmschicht in Berührung kommt und somit - anders als bei
einer ständigen gleitenden Auflage des Schlagstempels - die Gefahr eines Verklemmens
des Schlagstempels oder einer Beschädigung der Dämmschicht weitgehend unterbunden
wird.
[0009] Der dem Schlagstempel erteilte Bewegungsimpuls muß, wie bereits erwähnt, während
cbr Bearbeitung nicht verändert werden, er wird aber vorzugsweise auf den an den Stellen
größter Verformungswirkung erforderlichen Maximalwert voreingestellt, so daß diese
Stellen größter Wanddicke bzw. stärkster Krümmung des Werkstücks unbeschichtet bleiben
können und die Dämmschicht lediglich nach Maßgabe der erforderlichen Schwankungsbreite
der Verformungsstöße bemessen werden muß. Diese Vorwahl des dem Schlagstempel geweils
durch einen Schlagkolben erteilten Bewegungsimpulses erfolgt gemäß Anspruch 5 vorzugsweise
dadurch, daß die Stempelführung vom Führungszylinder des Schlagkolbens einen veränderlichen
Abstand aufweist, der um so größer vorgewählt wird, je größer die maximal erforderliche
Verformungswirkung des Schlagstempels ist, was gegenüber der sonst zur Vorwahl des
Bewegungsimpulses üblichen Arbeitsdruck- oder -hubeinstellung des Schlagkolbens eine
weitere wesentliche Vereinfachung erbringt.
[0010] Die Erfindung wird nunmehr in Verbindung mit den Zeichnungen beispielsweise näher
erläutert. Es zeigt:
Fig. 1 ein plattenförmiges, mit einer Dämmschicht versehenes Werkstück während der
Bearbeitung mit einem Schlagstempel in teilweise gebrochener, perspektivischer Darstellung;
Fig. 2 eine teilweise geschnittene Seitenansicht der zugehörigen Bearbeitungsmaschine;
und
Fig. 3 eine teilweise geschnittene Vorderansicht des Schlagstempels und der Schlagstempelführung
der in Fig. 2 gezeigten Bearbeitungsmaschine.
[0011] Das zu verformende Werkstück 2 ist eine zunächst ebene Blechplatte, die auf der Oberseite
durch einen hammerschlagartig repetierend einwirkenden, länglichen Schlagstempel_4
bearbeitet wird, welcher mit gleichförmiger Vorschubgeschwindigkeit quer zur gewünschten
Verformungsrichtung der Blechplatte 2 über die Werkstückoberfläche hin- und herbewegt
wird, wobei die Blechplatte 2 nach jedem Durchlauf des Schlagstempels 4 quer zu dessen
Vorschubrichtung um einen Bewegungsschritt weitergerückt wird, so daß die in Figur
1 in gestrichelten Linien angedeutete, zeilenförmige Schlagspur entsteht, deren Schlagstoßdichte
in Bewegungsrichtung des Schlagstempels 4 bei konstanter Schlagfrequenz durch die
gewählte Vorschubgeschwindigkeit des Schlagstempels 4 und deren Zeilenabstand durch
die Größe des quer zur Schlagstempel-Vorschubrichtung verlaufenden Bewegungsschritts
des Werkstücks 2 auf einen veränderlich einstellbaren, während der Bearbeitung aber
konstant bleibenden Wert gebracht wird. Auch der dem Schlagstempel 4 für jeden Aufschlagstoß
erteilte Bewegungsimpuls bleibt während des Bearbeitungsvorgangs auf einem vorgewählten
Konstantwert.
[0012] Hingegen hat die zu verformende Blechplatte 2 eine sich ändernde Wanddicke und wird
mit unterschiedlich starken Krümmungen verformt, wie dies in Figur 1 durch das Werkstück-Flächensegment
A erhöhter Wanddicke sowie durch das Flächensegment B, für das ein kleinerer Krümmungsradius
R, als für die Restfläche des Werkstücks 2 (Krümmungsradius R
2) vorgesehen ist, dargestellt ist. Demgemäß ist die notwendige örtliche Verformungswirkung,
also die durch die stoßartige Beaufschlagung durch den Schlagstempel 4 bewirkte, örtliche
Streckung der oberen Randzonen des Werkstücks 2, in dem überlappungsbereich der beiden
Flächensegmente A und B, also an der Teilfläche C mit der größten Wanddicke und der
stärksten Krümmung, am höchsten, während im Restteil des Flächensegments A, wo die
Wanddicke zwar noch gleichgroß, die Krümmung aber geringer ist, sowie im restlichen,
zwar stark gekrümmten, aber dünnwandigen Teil des Flächensegments B eine schwächere
örtliche Verformungswirkung und in allen anderen Flächenbereichen des Werkstücks 2
,wo sowohl die vorhandene Wanddicke als auch die geforderte Krümmung am kleinsten
sind, die niedrigste örtliche Verformungswirkung aufgebracht werden muß.
[0013] Um die örtliche Verformungswirkung derart veränderlich zu steuern, ohne daß der Vorschub
des Schlagstempels 4 oder der diesem erteilte Bewegungsimpuls während des Bearbeitungsvorgangs
verändert werden muß, wird das Werkstück 2 vor der Bearbeitung mit einer in den verschiedenen
Flächensegmenten nach Maßgabe der jeweils erforderlichen örtlichen Verformungswirkung
unterschiedlich stark stoßmindernd ausgebildeten Dämmschicht 6 belegt, etwa mit einer
Elastomerlackschicht, deren Schichtdicke in der gezeigten Weise gegenläufig zur geforderten
örtlichen Verformungswirkung abnimmt, wobei die am stärksten zu krümmenden Flächenbereiche
mit der zugleich größten Wanddicke, also der Flächenbereich C des Werkstücks 2, unbeschichtet
bleiben. Ein solcher Aufbau der Dämmschicht 6 läßt sich am einfachsten durch eine
Mehrfachlackierung erreichen, bei der vor den einzelnen Lackiergängen jeweils Abdeckmasken
entsprechenden Zuschnitts auf die nicht mehr dicker zu beschichtenden Flächenbereiche
des Werkstücks 2 bzw. der Dämmschicht 6 aufgebracht werden. Wahlweise kann die Dämmschicht
6 auch aus entsprechend abgestuft zugeschnittenen, mehrlagig übereinander geklebten
Einzelfolien aufgebaut werden, so daß sie sich nach der Bearbeitung von der Werkstückoberfläche
entfernen und nochmals für weitere Werkstücke verwenden läßt.
[0014] Aufgrund der sich ändernden Schichtdicke der Dämmschicht 6 wird der Aufschlag des
Schlagstempels 4 mehr oder weniger stark gedämpft und abgefedert, so daß die Größe
des auf die Werkstückoberfläche einwirkenden Verformungsstoßes mit Hife der Dämmschicht
6 während der Bearbeitung in vorgegebener Weise variabel gesteuert wird. Die Wanddicke
und die Dickenverhältnisse der Dämmschicht 6 sind ebenso wie die Krümmungsradien des
Werkstücks 2 in den Figuren der Deutlichkeit halber stark übertrieben dargestellt.
[0015] Auf der Unterseite wird das Werkstück 2 mit einem nachgiebigen Material, das die
Wandstärkenunterschiede ausgleicht, zum Beispiel Hartschaum-Platten 8, vollflächig
ausgefüttert und während der Bearbeitung unterhalb der Vorschubbahn des Schlagstempels
4 an einem rohrförmigen Stützkörper 10 zur Auflage gebracht.
[0016] Die in den Figuren 2 und 3 gezeigte Bearbeitungsmaschine enthält neben dem Schlagstempel4
als Hauptbestandteile einen Werkzeugschlitten 12, der auf Führungen 14 in Vorschubrichtung
des Schlagstempels 4 hin- und herlaufend angetrieben wird, einen über Führungsbolzen
16 und Elastomerfedern 18 am Werkzeugschlitten 12 senkrecht verschieblich gelagerten
Schlagzylinder 20 einschließlich einer Druckluftzufuhr 22 und eines nach Art eines
Niethammers mit konstanter Schlagfrequenz periodisch betätigten Schlagkolbens 24,
sowie einen mit Rollen 26 versehenen Führungsschuh 28, über den die Schlagkolben -
Zylindereinheit 20, 24 auf der Werkstückoberfläche bzw. der Dämmschicht 6 abgestützt
wird. In einer schlitzförmigen Ausnehmung 30 des Führungsschuhs 28 ist der Schlagstempel
4 verdrehsicher senkrecht verschieblich geführt. Er enthält eine längliche, ballig
ausgebildete Wirkfläche 32, deren Krümmung vom Mittelpunkt sowohl zu den Längs- als
auch zu den Schmalseiten der Wirkfläche 32 hin zunimmt. Zwischen einem Ringbund 34
des Schlagstempels 4 und dem Führungsschuh 28 sitzt eine Rückholfeder 36, die den
Schlagstempel 4 in die gezeigte, von der Werkstückoberfläche bzw. der Dämmschicht
6 abgehobene Rückhubposition drückt.
[0017] Die gezeigte Bearbeitungsmaschine bietet eine einfache Möglichkeit einer veränderlichen
Vorwahl des dem Schlagstempel 4 vom Schlagkolben 24 jeweils erteilten Bewegungsimpulses,
um verschiedenartige Werkstücke, die unterschiedlich große Maximalwerte der Verformungsstöße,
also an den unbeschichteten Flächensegmenten verschiedengroße Verformungswirkungen
verlangen, bearbeiten zu können. Zu diesem Zweck ist zwischen dem Zylinder 20 und
dem Führungsschuh 28 eine höhenverstellbare Langloch-Schraubverbindung 38 vorgesehen,
durch die sich der Abstand zwischen dem Schlagzylinder 20 und dem Führungsschuh 28
vor der Bearbeitung veränderlich einstellen läßt. Wird dieser Abstand größer vorgewählt,
so vergrößert sich die Freiflugstrecke des Schlagkolbens 24 zwischen dessen voller
Rückhublage und dem Auftreffen auf den Schlagstempel 4 und dementsprechend auch der
diesem bei jedem Arbeitstakt des Schlagkolbens 24 erteilte Bewegungsimpuls. Umgekehrt
nimmt der Bewegungsimpuls, mit dem der Schlagstempel 4 gegen die Werkstückoberfläche
bzw. die Dämmschicht 6 läuft ab, wenn ein kleinerer Abstand zwischen dem Schlagzylinder
20 und dem Führungsschuh 28 vorgewählt wird.
[0018] In der Praxis wird mit dem beschriebenen Verfahren ein großflächiges Bauteil, das
auf der Unterseite vielfach abgestuft ist und große relative Wanddickenänderungen
aufweist, in eine einfach gekrümmte Kontur gebracht, wobei nach dem Entfernen der
Dämmschicht 6 auf der Werkstückoberseite eine zwar deutlich sichtbare, gewünschtenfalls
aber leicht abschleifbare Bearbeitungsspur verbleibt.
1. Verfahren zur Formänderung eines plattenförmigen Werkstücks, insbesondere eines
Blechteils, bei dem das Werkstück einseitig mit einem oder mehrenen, jeweils stoßartig
örtlich begrenzt auf die Werkstückoberfläche einwirkenden Schlagkörpern beaufschlagt
wird, dadurch gekennzeichnet, daß das Werkstück vor der Beaufschlagung mit einer nach
Maßgabe der gewünschten örtlichen Verformung des Schlagkörpers unterschiedlich stark
stoßmindernd ausgebildeten Dämmschicht belegt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Dämmschicht eine Elastomerschicht
in einer nach Maßgabe der gewünschten, örtlichen Verformungswirkung bemessenen Schichtdicke
aufgetragen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, bei dem als Schlagkörper ein periodisch beaufschlagter
Schlagstempel mit einer länglichen Wirkfläche längs einer Schlagspur richtungsstabil
über die Werkstückoberfläche geführt wird, dadurch gekennzeichnet, daß die Stempelführung
rollend auf der Dämmschicht abgestützt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Schlagstempel durch
eine zwischen Stempel und Führung wirkende Federkraft entgegen der Beaufschlagungsrichtung
in eine von der Werkstückoberfläche bzw. Dämmschicht abgehobene Rückhublage gedrückt
wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4, bei dem der Schlagstempel durch einen pulsierend
betätigten Schlagkolben periodisch beaufschlagt wird, dadurch gekennzeichnet, daß
zur Vorwahl des dem Schlagstempel jeweils vom Schlagkolben erteilten Bewegungsimpulses
die Schlagstempelführung und der Führungszylinder des Schlagkolbens zueinander veränderlich
einstellbar auf Abstand gehalten werden.