[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Kleinkalibermunition bestehend aus einem
rotationssymetrischen Geschoss, einer Patronenhülse mit einer Pulverladung und einem
zentral in bezug auf deren Längsachse angeordneten Zündhütchen, wobei die Patronenhülse
in einem Abschnitt zwischen der abgeflachten Spitze des Geschosses und dessen hinteren
Ende befestigt ist.
[0002] Die Erfindung betrifft auch ein Verfahren zur Herstellung eines rotationssymmetrischen
Mantelgeschosses für Kleinkalibermunition.
[0003] Unter Kleinkalibermunition ist eine Munition mit einem Kaliber unter 12,7 mm, insbesondere
mit einem Kaliber im Bereich von 4 bis 6,35 mm zu verstehen.
[0004] Ein rötationssymmetrisches Mantelgeschoss ist aus der Veröffentlichung des US Department
of Commerce, National Technical Information Service, No. AD-A025 131 (Michael Pino,
"The Effe
ct of Varying certain Parameters on the Performance of the S.C.A.M.P. produced 5.56
mm Projectile", DARCOM Intern Training Center, May 1976) bekannt. Das bekannte Geschoss
hat ein ogival geformtes Profilteil, ein zylindrisches Mittelteil und ein kegelstumpfförmiges
rückwärtiges Endteil. Das beschriebene Profilteil ist parabolisch, konisch oder sphärisch
geformt. Es wird ausdrücklich festgestellt, dass eine Änderung des Profilteils, eine
Änderung in der Konstruktion der Waffe erfordere.
[0005] Aufgezeigt sind Wirkungen, die durch Änderungen in der Form der Spitze und/oder des
rückwärtigen Endes in bezug auf das ballistische Verhalten des Geschosses hervorgerufen
werden.
[0006] Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein Geschoss der eingangs genannten Art
zu schaffen, das eine bessere Trefferwahrscheinlichkeit und eine erhöhte ballistische
Endenergie aufweist.
[0007] Eine weitere Aufgabe ist es, ein Verfahren zur Herstellung eines solchen Mantelgeschosses
zu schaffen, welches trotz gesteigerter Durchschlagsleistung wirtschaftlich für eine
Gross-Serienfabrikation geeignet ist. Es darf sich zudem im Ziel nicht zerlegen und
muss den Anforderungen des CICR (Comite International de la Croix Rouge) genügen.
[0008] Erfindungsgemäss wird die vorgenannte Aufgabe dadurch gelöst, dass das Geschoss mit
einem aerodynamisch optimierten Profil versehen ist, das durch eine stetige Funktion
r(x) mit einem endlichen Wert für deren Differentialquotienten dr bestimmt ist, und
dass eine gedachte Spitze des Geschosses um einen Abstand -s vom Ursprung eines rechtwinkligen
Koordinatensystems entfernt ist, dessen positive X-Achse eine Symmetrieachse und dessen
Y-Achse eine Richtung des Radius r des Geschosses darstellt, wobei die tatsächliche
Spitze des Geschosses im Ursprung des Koordinatensystems angeordnet ist.
[0009] Die Erfindung beruht auf der überraschenden Erkenntnis, dass entgegen der Erwartung
durch die Fachwelt, eine aerodynamische Ausbildung von Kleinkalibermunition die Trefferwahrscheinlichkeit
trotz der geringen Grösse, der relativ kurzen Reichweite und der relativ kurzen Flugzeit,
die für solche Geschosse typisch sind, sehr günstig beeinflusst wird.
[0010] Die im Patentanspruch aufgezeigte stetige Funktion r(x) beschreibt das Profil des
Geschosses im wesentlichsten. Selbstverständlich kann die geforderte Stetigkeit an
den Geschossenden sowie im Bereich der Befestigung der Patronenhülse, in praxi, ohne
Einbusse der Lehre und des Resultates, partiell nicht erfüllt sein.
[0011] Ausgangspunkt dieser Optimierung ist eine mathematische Formel von Haack für die
Form eines Geschosses mit minimalem Luftwiderstand', die auf grosskalibrige Geschosse
mit Mündungsgeschwindigkeiten im Überschallbereich anwendbar ist (Oerlikon Taschenbuch,
Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon-Bührle AG, Zürich, Schweiz, Mai 1981, Kap. 5.2.3.,
Seiten 168 bis 171). Aus dieser Gleichung wurde eine Parametergleichung für die Berechnung
einer in bezug auf den Luftwiderstand optimierten Form für den Profilteil von Kleinkalibermunition
abgeleitet.
[0012] Erfindungsgemäss wird die Aufgabe im Hinblick auf die Herstellung des Mantelgeschosses
dadurch gelöst, dass in einem Erstzug ein zylindrischer, bodenseitig abgerundeter
Napf tiefgezogen wird, dessen bodennaher Bereich gegenüber seinem zylinderischen Teil
zumindest partiell eine grössere Wandstärke aufweist und dass im Weiterzug zuerst
die Spitze und anschliessend das Heckteil des Geschosses geformt werden.
[0013] Auf diese Weise wird ein Geschoss hergestellt, das eine erhöhte Trefferwahrscheinlichkeit
und eine höhere ballistische
Endenergie aufweist. Es hat sich gezeigt, dass ein solches Geschoss auch höhere Fluggeschwindigkeiten
und allgemein verbesserte Flugeigenschaften besitzt, insbesondere eine geringere Seitenwindempfindlichkeit
zeigt. Dabei wird der Luftwiderstand des Geschosses minimalisiert; die ballistische
Endenergie wird nicht beeinträchtigt.
[0014] Geschosse dieser Art können auf einfache Weise in grosser Stückzahl hergestellt und
gegen eine bisherige Munition ausgetauscht werden, ohne dass dazu eine Änderung in
der Konstruktion der Waffe notwendig ist.
[0015] In abhängigen Ansprüchen sind Weiterbildungen des Erfindungsgegenstandes beschrieben.
[0016] Bei dem Geschoss nach Anspruch 2 der Erfindung liegt der Betrag des Abstandes der
gedachten Spitze des Geschosses vom Ursprung des rechtwinkligen Koordinatensystems
im Bereich von 0,1 bis 0,5 r. Eine solche Ausbildung des Vorderendes des Mantelgeschosses
ist zweckmässig, weil dadurch definierte Turbulenzen hervorgerufen werden, die Instabilitäten
aufgrund einer rein laminaren Strömung ausschliessen.
[0017] Vorteilhafterweise ist das Profil des Geschosses gemäss Anspruch 3 mit Ausnahme der
Enden und des Abschnittes zur Befestigung der Patronenhülse durch eine Summenfunktion

bestimmt, in der der Bereich von x
1 durch

worin h eine gedachte Länge von x
1 für a = bis zur gedachten Spitze des Geschosses und arc cos h-s h+s ≤ a ≤ π ist und
die zugehörigen Werte von r
1 durch

gegeben sind, worin arc cos

≤ a ≤ π ist, und in der der Bereich von x
2 durch

bestimmt ist, in dem r
2 = const. = r.
[0018] Mit Vorteil ist bei dem Geschoss gemäss Anspruch 4 der Abschnitt zur Befestigung
an der Patronenhülse von dem einem oberen Grenzwert von x
1 entsprechenden Ort um einen Abstand im Bereich von 0,1 bis 0,5 r in den Bereich von
x
2 verschoben. Dadurch steht ein kleines Stück des zylindrischen Teils aus der Patronenhülse
vor, wenn diese mit dem Mantelgeschoss verbunden wird, wodurch günstige Führungseigenschaften
erhalten werden.
[0019] Das Geschoss weist gemäss Anspruch 5 zweckmässigerweise ein hinteres Ende mit zwei
im wesentlichen kegelstumpfförmigen Abschnitten auf, deren gedachte Kegelspitzen auf
der Symmetrieachse des Geschosses liegen; der in bezug auf das Ende innenliegende
Abschnitt weist einen Kegelwinkel im Bereich von 5 bis 10 Grad und eine Länge im Bereich
von 0,5 bis 2 r und der in bezug auf das Ende aussenliegende Abschnitt einen Kegelwinkel
im Bereich von 60 Grad auf und endet in einem Abstand von der Symmetrieachse des Geschosses.
Durch eine solche Ausbildung des hinteren Endes werden zusätzlich die Stabilität und
das Flugverhalten des Geschosses günstig beeinflusst.
[0020] Vorteilhafterweise ist das Geschoss nach Anspruch 6 ein Mantelgeschoss, dessen Mantel
aus einem plattierten legierten Stahl besteht, in welchem ein Schwermetallkern eingebracht
ist. Durch Zug-Druckumformen lassen sich derartige Geschosse rationell herstellen.
Auch bei grossen Stückzahlen kann dabei die geforderte Präzision in der Formgebung
realisiert werden.
[0021] In vorteilhafter Weise weist gemäss Anspruch 7 der Mantel an seinen beiden Enden
einen nutförmigen Abschnitt zu seiner Befestigung an der Patronenhülse auf.
[0022] Bei der Herstellung des Geschosses gemäss Anspruch 8 wird zunächst in einem Erstzug
ein zylindrischer, bodenseitig abgerunderter Napf tiefgezogen. Dieser Napf weist in
seinem bodennahen Bereich gegenüber seinem zylindrischen Teil zumindest partiell eine
grössere Wandstärke auf. Beim Weiterzug wird zuerst die Spitze und anschliessend das
Heckteil des Geschosses gebildet.
[0023] Dies erlaubt die Herstellung eines Geschosses, welches sich im Ziel nicht zerlegt
und damit den Forderungen des CICR (Comite International de la Croix Rouge) voll entspricht.
[0024] Ein besonderer Vorteil ist darin zu sehen, dass die erfindungsgemäss hergestellte
Munition keine Änderung (Austausch der Läufe etc.) an bereits im Einsatz befindlichen
Gewehren gleichen Kalibers erfordert, deren bisherige Munition den CICR-Forderungen
nicht entspricht.
[0025] Die Lösung nach Anspruch 9 erlaubt eine besonders rationelle Fertigung auf einer
konventionellen Rahmenständerpresse.
[0026] Eine in praxi bewährte Methode zur Herstellung eines zur Weiterverarbeitung geeigneten
Napfes ist in Anspruch 10 beschrieben.
[0027] Das Verfahren nach Anspruch 11 stellt eine Optimierung der Verformungsarbeit pro
Verfahrensschritt dar und erlaubt trotz hoher Taktzahl der Presse die Herstellung
von Geschossen hoher und reproduzierbarer Qualität.
[0028] Die Weiterbildungen des Verfahrens nach den Ansprüchen 12 und 13 dienen der zweckmässigen
Verbindung des Geschosses mit der Patronenhülse.
[0029] Es hat sich gemäss Anspruch 14 als vorteilhaft erwiesen, eine Randrierung im zylindrischen
Bereich des kalibrierten Geschosses einzuwalzen.
[0030] Die Verwendung des Verfahrens nach Anspruch 15 ist besonders vorteilhaft und praxiserprobt.
[0031] Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in den Abbildungen dargestellt und werden
nachfolgend im einzelnen anhand von Zeichnungen erläutert und beschrieben.
[0032] Es zeigen:
Fig. 1 einen Längsschnitt durch eine Patrone der erfindungsgemässen Kleinkalibermunition;
Fig. 2 einen Längsschnitt in einem vergrösserten Massstab durch ein erstes Ausführungsbeispiel
eines Mantelgeschosses für die Kleinkalibermunition nach Fig. 1;
Fig. 3 den im Erstzug erstellten Napf für eine Kleinkalibermunition mit einem kegelstumpfförmigen
und bodenseitig verdickten Innenbereich in stark vergrösserter Schnittdarstellung,
Fig. 3a den Napf Fig. 3 in der relativen Grösse zum Geschoss in dessen endgültigen
Form,
Fig. 4 bis 14 die einzelnen Verfahrensschritte zur Erstellung des endgültigen Geschosses,
wobei Fig. 9 den einzupressenden Hartbleikern zeigt, und
Fig. 15 den im ersten Ziehgang des Weiterzugs benutzten Stempel in vergrösserter Teil-Darstellung.
[0033] Fig. 1 zeigt im Längsschnitt eine Kleinkalibermunition mit einem Kaliber von 5,56
mm, die eine übliche Art von Kleinkalibermunition darstellt. Diese Munition besteht
aus einer konventionellen Patronenhülse 1 aus Messing, die eine Pulverladung 2 üblicher
Zusammensetzung enthält (z.B. aus einem rauchlosen Pulver für Kleinkaliberwaffen)
sowie aus einem Mantelgeschoss, dessen Mantel 3 aus dem dafür üblicherweise verwendeten
Material besteht (z.B. aus plattiertem legiertem Stahl, aus kupferreichem Nichteisenmetall
und dergleichen). Der darin enthaltene Kern 15 besteht aus einem dafür üblicherweise
verwendeten Material wie Blei oder einer Bleilegierung; der Kern 15 kann aber auch
aus Stahl oder Sintermaterial bestehen. Das Geschoss weist ein Vorderteil 4 auf, das
in seiner Form aerodynamisch so optimiert ist, dass der Luftwiderstand auf ein Minimum
reduziert ist, wie weiter unten noch im einzelnen beschrieben wird. Weiterhin besteht
das Geschoss aus einem im wesentlichen zylindrischen Mittelteil 5 und einem im allgemeinen
kegelstumpfförmigen hinteren Ende 6. Das Mittelteil 5 ist mit einem nutförmigen Abschnitt
7 zur Befestigung des Mantels 3 an der Patronenhülse 1 versehen. Anstelle der Nut
kann aber auch das zylindrische Mittelteil 5zur Befestigung der Patronenhülse 1 gerändelt
sein. Das zylindrische Mittelteil 5 erstreckt sich von dem Abschnitt 7 um 0,254 mm
nach aussen, entsprechend ungefähr 0,1 r, wobei r den Radius des zylindrischen Mittelteils
5 darstellt. Die nach aussen, vorstehende Verlängerung kann in dem Bereich zwischen
0,1 und 0,5 r bemessen sein. Der verbleibende Abschnitt des zylindrischen Mittelteils
5 und das hintere Ende 6 sind in der Patronenhülse 1 eingeschlossen. In dem geschlossenen
Ende 10 der Patronenhülse 1 ist ein Zündhütchen 11 angeordnet, das in bezug auf die
Längsachse der Patronenhülse 1 zentriert ist.
[0034] Das beschriebene Geschoss ist in Fig. 2 im einzelnen und in einem vergrösserten Masstab
im Längsschnitt dargestellt. Das Vorderteil 4 weist ein abgestumpftes Vorderende 12
aus Vollmaterial auf. Das zylindrische Mittelteil 5 mit dem Abschnitt 7 und das hintere
Ende 6, gebildet aus einem kegelstumpfförmigen Abschnitt 13 und einem weiteren kegelstumpfförmigen
Abschnitt 14, enthalten einen Geschosskern 15.
[0035] Das Profil des Geschosses ist durch die weiter unten angegebene Parametergleichung
bestimmt, die aus der an sich bekannten Haack-Gleichung abgeleitet wurde und sich
auf eine Form minimalen Luftwiderstands für grosskalibrige Geschosse bezieht, wobei
der Luftwiderstand durch den Luftwiderstandsbeiwert c
W ausgedrückt wird. Die tatsächliche Spitze des Mantelgeschosses befindet sich entsprechend
Fig. 2 im Ursprung eines rechtwinkligen Koordinatensystems, in dem die Höhe des Mantelgeschosses
entlang der positiven X-Achse verläuft, während sich der Radius des Geschosses in
der Y-Richtung erstreckt. Mit Ausnahme des Vorderendes 12, des Abschnitts 7 und des
rückwärtigen Endes 6 wird das Profil des Mantelgeschosses durch eine stetige Funktion
r(x) dargestellt, deren stetiger Differentialquotient

einen endlichen Wert annimmt.
[0036] Diese Funktion stellt eine Summenfunktion dar:

Diese Summenfunktion umfasst einen Bereich r
1(x
1), der mit einem kontinuierlich abnehmenden Differentialquotienten verbunden ist und
einen Bereich r
2(x
2), in dem der Differentialquotient konstant und gleich Null ist. Die Summenfunktion
erstreckt sich bis zu einer gedachten Spitze des Mantelgeschosses, die um einen Abstand
-s gegen den Ursprung des Koordinatensystems verschoben ist.
[0037] Ausgehend von der Haack-Gleichung für x wird für das erste Glied der obengenannten
Summenfunktion die folgende Parametergleichung erhalten:

[0038] Darin ist h die gedachte Höhe des Mantelgeschosses von dem Wert für x
1 bei a = π bis zur gedachten Spitze, s ist die Verschiebung des tatsächlichen Vorderendes
12 gegenüber der gedachten Spitze und a ist ein Parameter, der innerhalb des Bereiches
von arc cos

≤ a ≤ π jeden Wert annehmen kann. Aus der weiteren Haack-Gleichung wird die folgende
Parametergleichung für r für das erste Glied der obengenannten Summenfunktion ohne
weiteres erhalten:

[0039] Darin ist r der Radius des zylindrischen Mittelteils 5 des Mantelgeschosses, r
1 der Radius des Mantelgeschosses im Bereich x
1 und arc cos

≤ a 5 π.
[0040] Das zweite Glied in der obengenannten Summenfunktion bezieht sich auf den Bereich
x
2 > h und ist durch die Gleichung

bestimmt. Wie man ohne weiteres sieht, zeichnet sich das durch die vorgenannte Summenfunktion
bestimmte Profil dadurch aus, dass zwischen den Bereichen von x
1 und x
2 ein absolut kontinuierlicher Übergang besteht, da für den Fall a = π die Werte von
r
1 und r
2 identisch werden.
[0041] In dem dargestellten Ausführungsbeispiel hat s einen Wert von 0,65 mm bzw. 0,232
Einheiten des Radius r des Mantelgeschosses; s kann aber jeden Wert im Bereich von
0,1 bis 0,5 r annehmen. Das Vorderende 12 erzeugt während des Fluges des Mantelgeschosses
eine definierte Turbulenz, so dass Instabilitäten aufgrund einer sonst im wesentlichen
laminaren Strömung vermieden werden. Das zylindrische Mittelteil 5, das in der oben
gegebenen Formel dem Bereich x
2 entspricht, hat einen nutförmigen Abschnitt 7 zur Verbindung mit der Patronenhülse
entsprechend Fig. 1. Der Abschnitt 7 kann durch einen gerändelten Abschnitt ersetzt
werden. In dem dargestellten Ausführungsbeispiel erstreckt sich das zylindrische Mittelteil
5 über den Abschnitt 7 um einen Abschnitt 5a hinaus, dessen axiale Länge 0,254 mm
bzw. ungefähr 0,1 r beträgt.
[0042] Der Abschnitt 5a kann jeden Wert in dem Bereich zwischen 0,1 und 0,5 r annehmen.
An dem dem Vorderteil 4 abgewandten Ende schliesst sich an das Mittelteil 5 das hintere
Ende 6 an, das aus zwei im wesentlichen kegelstumpfförmigen Abschnitten 13 und 14
besteht. Der innenliegende Abschnitt 13 hat bei diesem Ausführungsbeispiel einen Kegelwinkel
von 8°, kann aber jeden Wert im Bereich von 5° bis 10° annehmen. Seine Länge beträgt
1,82 mm entsprechend 0,65 r. Der aussenliegende Abschnitt 14 hat einen Kegelwinkel
von 60°, kann aber auch andere Werte in diesem Bereich aufweisen. Dieser Abschnitt
endet in einem Abstand von der Symmetrieachse. Die vorerwähnten Kegelwinkel enden
jeweils in einer gedachten Kegelspitze, die ausserhalb des Mantelgeschosses auf einer
gedachten Verlängerung der Symmetrieachse liegt. Die besondere Form des hinteren Endes
6 unterstützt die Wirkung des vorstehend beschriebenen Profils auf das Flugverhalten
des Geschosses, indem sie die Stabilität und das Luftwiderstandsverhalten günstig
beeinflusst.
[0043] Das vorstehende beschriebene.Mantelgeschoss schliesst einen Kern 15 aus Blei oder
einer Bleilegierung ein, der auch aus einem anderen konventionellen Material wie Stahl
oder Sintermaterial bestehen kann.
[0044] Ein besonders bevorzugtes Ausführungsbeispiel des Mantelgeschosses besteht in einer
Variation des hinteren Endes 6 in dem innenliegenden, kegelstumpfförmigen Abschnitt
13, dessen Kegelwinkel nur 7° und dessen Länge 3,6 mm bzw. 1,3 r beträgt.
[0045] Erfindungsgemässe Mantelgeschosse werden nach folgender Methode hergestellt:
Hierzu zeigt Fig. 3 einen Napf 16, welcher aus einer beidseitig kupfer/nickelplattierten,
aus einem Stahlblech gestanzten Rondelle in einem Erstzug nach Art des Napf-Rückwärts-Fliesspressens
erstellt wurde. Dabei ist der Napf mit 16 bezeichnet, dessen zylindrischer Teil mit
17 und dessen abgerunderter Teil mit 18. Ein bodennaher Bereich 19 ist im Innern kegelstumpfförmig
ausgebildet, im Äussern abgerundet und weist gegenüber seinem zylindrischen Teil 17
eine grössere Wandstärke auf. Der Kegelwinkel des Innenkonuses ist mit alpha 1 bezeichnet
und beträgt zirka 20°.
[0046] Der Napf 16 wird in grossen Stückzahlen vorfabriziert und ist im Sinne eines Halbfabrikates
zur Zwischenlagerung bestimmt.
[0047] Zu gegebener Zeit wird der Napf 16 einer Stufenpresse mit zehn Arbeitsstationen zugeführt,
welche in einem Rahmenständer, durch einen mittels einer Kurbelwelle und zwei Pleuel
angetriebenen Monoschlitten, mit einer Taktzahl von 120 Takten/Min. betrieben wird.
[0048] Die einzelnen Arbeitsstationen sind untereinander durch eine Linear-Vorschubeinrichtung
verkettet. Die Zuführung der Näpfe 16 erfolgt mit Hilfe eines an sich bekannten Vibrators
mit spiralförmigen Führungsbahnen.
[0049] Das Geschoss wird in dieser Stufenpresse in den zehn aufeinanderfolgenden Verfahrensschritten
fertig gepresst, und zwar in der folgenden Reihenfolge:
Das Halbfabrikat gemäss Fig. 3a wird in einem ersten Schritt durch einen Stempel,
Fig. 15, mit einer endseitig konkaven Ausnehmung R bei gleichbleibender Bodendicke,
entsprechend Fig. 4 verlängert, wobei der Winkel des Innenkonuses alpha 2 auf 10°
reduziert wird.
[0050] In einem zweiten Schritt wird die Zylinderpartie gemäss Fig. 5 gezogen und endseitig
ein Abquetschkragen mit dem überflüssigen Material geformt. Dabei wird der Winkel
des Innenkonuses nochmals reduziert; die Wandstärke des zylindrischen Teils des Geschosses
besitzt hier bereits sein kalibrierfähiges Mass.
[0051] In einem dritten Schritt wird in einer fein polierten und glatten Matrize die Spitze
des Geschosses, entsprechend Fig. 6, vorgeformt.
[0052] In einer vierten Arbeitsstation wird die Spitze des Geschosses, ebenfalls in einer
fein polierten und glatten Matrize, endgültig geformt, vgl. Fig. 7.
[0053] In einem fünften Verfahrensschritt wird das Geschoss im Bereich des Abquetschkragens
auf seine vorläufige Länge, entsprechend Fig. 8, abgeschnitten.
[0054] In einem sechsten Schritt wird in das Innere des Geschosses ein Hartbleikern (98%
Pb + 2% Sb), entsprechend der Form Fig. 9 vorfabriziert, eingepresst; es entsteht
das Schnittbild Fig. 10. Der Hartbleikern ist hier, wie auch in den weiteren Figuren,
durch Punkte symbolisiert.
[0055] In einer siebten Arbeitsstation wird das in einer Matrize befindliche Geschoss in
seinem Heckteil konisch vorgeformt, wie Fig. 11 zeigt.
[0056] Entsprechend der Darstellung Fig. 12 wird in einem nächsten Verfahrensschritt die
Heckkante über den Schwermetallkern gebördelt.
[0057] In einem neunten Schritt wird das Heckteil des Geschosses endgültig geformt, wie
Fig. 13 zeigt.
[0058] In einer zehnten und letzten Arbeitsstation wird das Geschoss in einer Matrize kalibriert.
[0059] Ausserhalb der Stufenpresse wird im Bereich des zylindrischen Teils des Geschosses
eine Würgerille 20 für die Patronenhülse eingewalzt, wie der Schnitt Fig. 14 zeigt.
[0060] Die vorstehend beschriebene Kleinkalibermunition und das vorstehend beschriebene
Mantelgeschoss zeichnen sich dadurch aus, dass sie entgegen der Erwartung in einigen
wichtigen Eigenschaften sehr erhebliche Verbesserungen gegenüber der vorbekannten
Kleinkalibermunition bzw. dem vorbekannten Mantelgeschoss dieser Art aufweisen, in
denen das Vorderteil ogival, d.h. parabolisch, konisch oder sphärisch ausgebildet
ist. Von diesen Eigenschaften ist die hohe Trefferwahrscheinlichkeit dieses Geschosses
aufgrund seiner optimalen Mantelgeometrie die bedeutendste. Dies wird erreicht, ohne
dass besondere Gewehrläufe eingesetzt sind, welche dem Geschoss einen höheren Drall
verleihen. Bei Schiessversuchen hat sich gezeigt, dass viele Eigenschaften des Geschosses
erheblich verbessert sind; so ist die Streuung in der horizontalen und vertikalen
Achse der Stromverteilung bei Schussweiten von 30 bis 300 m um 30 % bzw. 60 % günstiger.
Auch weist dieses Geschoss eine Durchschlagsleistung gegen leicht gepanzerte Ziele
auf, welche sich mit Stahl- und Hartkerngeschossen vergleichen lässt, ohne deren bedeutend
höheren Herstellungskosten aufzuweisen. Die Verformfestigkeit sowie die gesteigerte
Durchschlags- und Eindringfähigkeit lassen sich mit der massiven Geschossspitze erklären,
siehe Fig. 11 bis 14.
[0061] Ein erfindungsgemäss hergestelltes Geschoss besitzt eine hohe Festigkeit im Ziel
und zerlegt sich nur unter extremen Bedingungen.
[0062] Die nachfolgende Tabelle gibt Messdaten für einige wichtige Eigenschaften bekannter,
konventioneller Munition mit einem Kaliber von 5,56 mm und die entsprechenden Werte
für die erfindungsgemässe Munition des gleichen Kalibers wieder. Darin sind auch die
relativen Unterschiede gegenüber den mit der bekannten Munition erhaltenen Werten
in Prozenten angegeben.

Es ist aus der Tabelle erkennbar, dass das in seiner Form in bezug auf den Luftwiderstand
aerodynamisch optimierte Mantelgeschoss nach der Erfindung eine relativ weniger steile
Flugbahn und eine etwas geringere Flugzeit aufweist. Es besitzt, besonders bei grossen
Schussweiten, eine beträchtlich höhere ballistische Endenergie. Die Auslenkung durch
Seitenwind wird bei allen untersuchten Schussweiten um den hohen Betrag von 25 % reduziert,
obwohl das erfindungsgemässe Geschoss im Vergleich zu dem bekannten Geschoss ein höheres
Gewicht und eine geringere Mündungsgeschwindigkeit aufweist.
[0063] Die in der Tabelle wiedergegebenen Daten wurden in üblicher Weise durch Verwendung
des bekannten Lichtschrankenverfahrens zur Bestimmung des Luftwiderstandsbeiwertes
und durch übliche Berechnungen aus dem erhaltenen Luftwiderstandsbeiwert bestimmt.
[0064] Die vorstehend beschriebene Kleinkalibermunition und das Mantelgeschoss dafür, haben
den besonderen Vorteil, dass sie mit den meisten bedeutenden, derzeit benutzten Waffenkonstruktionen
verwendet werden können. Das neue Mantelgeschossprofil erfordert keine Änderungen
in der Gewehrkonstruktion für den Gebrauch.
[0065] Das erfindungsgemäss aerodynamisch optimierte Profil ist in seiner Verwendung nicht
auf Mantelgeschosse beschränkt. Geschosse aus einem vollen Material erscheinen aufgrund
ihrer hohen Anfangsgeschwindigkeit, insbesondere für Hand- und Faustfeuerwaffen, in
speziellen Anwendungen als geeignet.
Bezeichnungsliste
[0066]
1 = Patronenhülse
2 = Pulverladung
3 = Geschossmantel
4 = Vorderteil
5 = Mittelteil
5a = Abschnitt des Mittelteils 5
6 = hinteres Ende
7 = nutförmiger Abschnitt
8 = offenes Ende der Patronenhülse 1
9 = Rand des offenen Endes 8
10 = geschlossenes Ende der Patronenhülse 1
11 = Zündhütchen
12 = Vorderende
13 = innerer, kegelstumpfförmiger Abschnitt des Endes 6
14 = äusserer, kegelstumpfförmiger Abschnitt des Endes 6
15 = Kern des Mantelgeschosses
16 = Napf
17 = zylindrischer Teil des Napfes
18 = gerundeter Teil des Napfes
19 = bodennaher Bereich des Napfes
20 = Würgerille
1. Kleinkalibermunition bestehend aus einem rotationssymetrischen Geschoss (3 bis
7; 12), einer Patronenhülse (1) mit einer Pulverladung (2) und einem zentral in bezug
auf deren Längsachse angeordneten Zündhütchen (11), wobei die Patronenhülse in einem
Abschnitt (7) zwischen der abgeflachten Spitze (12) des Geschosses und dessen hinteren
Ende (6) befestigt ist, dadurch gekennzeichnet, dass das Geschoss mit einem aerodynamisch
optimierten Profil versehen ist, das durch eine stetige Funktion r(x) mit einem
endlichen Wert für deren Differentialquotienten

bestimmt ist, und dass eine gedachte Spitze des Geschosses (3 bis 7; 12) um einen
Abstand (-s) vom Ursprung eines rechtwinkligen Koordinatensystems entfernt ist, dessen
positive X-Achse eine Symmetrieachse und dessen Y-Achse eine Richtung des Radius r
des Geschosses darstellt, wobei die tatsächliche Spitze (12) des Geschosses (3 bis
7; 12) im Ursprung des Koordinatensystems angeordnet ist. (Fig. 1; Fig. 2)
2. Kleinkalibermunition nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Betrag des
Abstandes (-s) im Bereich von 0,1 bis 0,5 r liegt. (Fig. 2)
3. Kleinkalibermunition nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Profil
des Geschosses (3 bis 7; 12 bis 14) durch eine Summenfunktion

bestimmt ist, in der der Bereich von x
1 durch

worin h eine gedachte Länge von x
1 für a = π bis zur gedachten Spitze des Geschosses (3 bis 7; 12 bis 14) und arc cos

≤ a ≤ π ist und die zugehörigen Werte von r
1 durch

gegeben sind, worin arc cos

≤ a ≤ π ist, und in der der Bereich von x
2 durch

bestimmt ist, in dem r
2 = const. = r. (Fig. 2; Fig. 1)
4. Kleinkalibermunition nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Abschnitt
(7) zur Befestigung der Patronenhülse (1) von dem einem oberen Grenzwert von x1 entsprechenden Ort um einen Abstand im Bereich von 0,1 bis 0,5 r in den Bereich von
x2 verschoben ist. (Fig. 2)
5. Kleinkalibermunition nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
dass ein hinteres Ende (6) des Geschosses (4 bis 7, 12 bis 14) zwei im wesentlichen
kegelstumpfförmige Abschnitte (13, 14) aufweist, deren gedachte Kegelspitzen auf der
Symmetrieachse des Geschosses liegen, und dass der in bezug auf das Ende innenliegende
Abschnitt (13) einen Kegelwinkel im Bereich von 5 bis 10 Grad und eine Länge im Bereich
von 0,5 bis 2 r und der in bezug auf das Ende aussenliegende Abschnitt (14) einen
Kegelwinkel im Bereich von 60 Grad aufweist und in einem Abstand von der Symmetrieachse
des Geschosses endet. (Fig. 2)
6. Kleinkalibermunition nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass das Geschoss (3 bis 7, 12 bis 15) ein Mantelgeschoss ist, dessen Mantel (3) aus
einem plattierten, legierten Stahl besteht, in welchem ein Schwermetallkern (15) eingebracht
ist. (Fig. 2; Fig. 1)
7. Kleinkalibermunition nach den Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass
der Mantel (3) zwischen den Enden (4, 6) einen nutförmigen Abschnitt (7) zur Befestigung
des Mantels an der Patronenhülse (1) aufweist. (Fig. 1)
8. Verfahren zur Herstellung eines rotationssymmetrischen Mantelgeschosses für Kleinkalibermunition
nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass in einem Erstzug ein zylindrischer,
bodenseitig abgerundeter Napf (16) tiefgezogen wird, dessen bodennaher Bereich gegenüber
seinem zylindrischen Teil zumindest partiell eine grössere Wandstärke aufweist und
dass im Weiterzug zuerst die Spitze und anschliessend das Heckteil des Geschosses
geformt werden. (Fig. 2 bis 15)
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass im Erstzug der Napf (16)
mit einem kegelstumpfförmigen Innenbereich tiefgezogen wird und dass im Weiterzug
in aneinander anschliessenden und miteinander verketteten Verfahrensschritten das
Geschoss auf einer einzigen Stufenpresse fertiggestellt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 8 durch Tiefziehen mit Werkzeugen, dadurch gekennzeichnet,
dass eine wenigstens einseitig plattierte Platine mit einem Stempel mit einer partiell
kegelstumpfförmigen, abgerundeten Spitze in einer Pressbüchse nach Art des Napf-Rückwärts-Fliesspressens,
bei Raumtemperatur, in wenigstens einem Schritt zu einem Napf (16) mit Innenkonus
geformt wird. (Fig. 3)
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass der vorgeformte Napf
(16) im Weiterzug in einem ersten Schritt bei gleichbleibender Bodendicke verlängert
und der Winkel des Innenkonuses reduziert wird, dass in ei- nem zweiten Schritt die Zylinderpartie des Geschosses gezogen sowie endseitig ein Abquetschkragen
geformt werden, wobei der Winkel des Innenkonuses nochmals reduziert wird, dass in
einem dritten Schritt in einer polierten und glatten Matrize die Spitze des Geschosses
vorgeformt wird, dass in einem vierten Schritt in einer weiteren polierten und glatten
Matrize die Spitze des Geschosses endgültig geformt wird, dass in einem fünften Schritt
das Geschoss im Bereich des Abquetschkragens auf seine vorläufige Länge abgeschnitten
wird, dass in einem sechsten Schritt ein vorgeformter Schwermetallkern in das Geschoss
eingepresst wird, dass in einem siebten Schritt das Heckteil des Geschosses konisch
geformt wird, dass in einem achten Schritt die Heckkante über den Schwermetallkern
gebördelt wird, dass in einem neunten Schritt das hintere Ende des Geschosses endgültig
geformt wird und dass in einem zehnten Schritt das Geschoss durch eine Kalibrier-Matrize
hindurch geschoben wird.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass der erste bis zehnte
Verfahrensschritt miteinander verkettet sind und auf einer einzigen Stufenpresse erfolgen.
13. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass dem kalibrierten Geschoss
in seinem zylindrischen Bereich eine Würgerille (20) eingewalzt wird. (Fig. 2)
14. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass dem kalibrierten Geschoss
in seinem zylindrischen Bereich eine Randrierung eingewalzt wird.
15. Verwendung des Verfahrens nach einem der vorangehenden Ansprüche 8 bis 14 zur
Herstellung eines kleinkalibrigen, widerstandsoptimierten Hartbleikerngeschosses.
(Fig. 2)