[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Eigen- schaf
+ sverbesserung, insbesondere der Wasserbeständigkeit und mechanischen Festigkeit von
aus zellulosehaltiger Faserstoff-Aufschlämmung durch Pressen erzeugten Formteilen,
bei dem die Formteile einem Unterdruck ausgesetzt, dann mit einem geeigneten fließfähigen
Harz benetzt, einer Druckerhöhung unterworfen und anschließend ausgehärtet werden.
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[0002] Nach dem heutigen Stand der Technik werden derartige beispielsweise in den DE-PSen
803 019 und 803 085 beschriebene Formteile in wesentlichen Stückzahlen hergestellt,
teilweise durch oberflächliche Imprägnierung mit Kunstharzen in ihrem Eigenschaftenbild
wünschenswert abgerundet, und überall dort technisch eingesetzt, wo die damit erzielbaren
Endeigenschaften mit den gestellten Anforderungen gezielt in Einklang zu bringen sind.
Große Anwendungsbereiche finden solche Formteile derzeit u.a. als Träger von Innenausstattungsteilen
im Kraftfahrzeugbau sowie als Material für Lautsprechermembranen.
[0003] Das Ziel ist eine Verbesserung der Eigenschaften von Faserstoff-Formteilen, um mit
diesen das Eigenschaftsniveau von Kunststoff-Formteilen zu erreichen und dabei gleichzeitig
den bekannt hohen Anteil von verfügbaren und regenerierbaren Rohstoffen zu nutzen.
[0004] Aus der DE-PS 864 917 ist ein Verfahren zum Veredeln von geformten Massen aus Fasermaterialien,
wie Holz oder Zellulosefasern, bekannt, nach welchem diese Stoffe mit Diisocyanaten
unter Druck imprägniert werden, wobei das Imprägniermittel dann mit oder ohne Druck
ausgehärtet wird. Durch dieses bekannte Verfahren wird die Oberflächenhärte erhöht
und die Wasserquellbarkeit des Holzes stark vermindert. Um das Eindringen des Harzes
in das Faserstoff-Formteil unter Druck zu ermöglichen, wird das Harz mit einem Lösungsmittel,
z.B. Butylacetat, versetzt. Dieses bekannte Verfahren hat verschiedene Nachteile.
Zum einen erhöht die Verwendung eines Lösungsmittels den wirtschaftlichen Aufwand
für die Durchführung des Verfahrens. Ferner müssen Maßnahmen getroffen werden, um
das Lösungsmittel zu verdunsten, wobei Umweltbelastungen vermieden werden müssen.
Schließlich erfordert der Aushärtevorgang die Anwendung von Druck, um ein Austreten
des Harzes aus dem Faserstoffgefüge zu vermeiden. Der gesamte Behandlungszyklus dauert
dabei mehrere Stunden.
[0005] Bei der Imprägnierung von Holz mit Vinyl-Monomeren hat man gemäß DE-Z "Holz als Roh-
und Werkstoff", 1968, Seite 110, Referat 7.2.4 die Teile auch schon einem Unterdruck
ausgesetzt und im Unterdruck mit Harz benetzt. Anschließend wurde der Druck auf Atmosphärendruck
erhöht und nach vier Stunden das überschüssige Harz entfernt, worauf der Druck auf
21 bar erhöht wurde und die Teile für 18 Stunden diesem Druck ausgesetzt wurden. Danach
erfolgte ein langsamer Druckabbau während 1,5 Stunden.
[0006] Neben der ebenfalls stundenlangen Imprägnierungsdauer ist bei diesem bekannten Verfahren
vor allem von Nachteil, daß bei Verwendung eines mit dem Fasermaterial reaktiven Harzes
die gesamte eingesetzte Harzmenge anreagiert wäre und für eine weitere Verwendung
daher nicht mehr zur Verfügung stehen könnte. Die wirtschaftliche Ausbeute bei diesem
bekannten Verfahren ist daher in zweierlei Hinsicht ungenügend. Außerdem ist auch
hier offensichtlich eine Aushärtung nur unter höherem Druck (20 atü) möglich, um tropfen-
und läuferfreie Oberflächen zu erhalten.
[0007] Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, ein durch bessere Harzausnutzung und
kurzzeitigere Imprägnierungsbehandlung gekennzeichnetes wirtschaftlicheres Imprägnierungsverfahren
für Faserstoff-Formteile anzugeben, wobei keine Tropfen- und Läuferbildung an den
Oberflächen der imprägnierten Formteile auftreten soll.
[0008] Zur Lösung dieser Aufgabe wird erfindungsgemäß das im Anspruch 1 gekennzeichnete
Verfahren vorgeschlagen.
[0009] Durch Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die gestellte Aufgabe gelöst,
denn die Imprägnierungszeit kann auf eine nur Minuten währende Dauer verkürzt werden.
Darüber hinaus steht das noch im Unterdruck von den benetzten Formteilen getrennte
und daher nicht anreagierte Harz für nachfolgende weitere Imprägnierungen zur Verfügung,
wodurch die wirtschaftliche Ausbeute stark erhöht wird.
[0010] Bekanntlich können flüssige isocyanatgruppenhaltige Mono-, Oligo- und/oder Polymere
mit Inhaltsstoffen von Holz-und/oder Zellulosestoffbestandteilen chemisch zu Festkörpern
reagieren und gemeinsam mit diesen einem Härtungsprozeß, wie beispielsweise in -"Polyurethane
in der fünften Dekade"- v. G. Oertel KUNSTSTOFFE 1/81 - erwähnt, unterzogen werden,
ohne einer weiteren Komponente, wie z.B. eines Polyols zu bedürfen. Daneben ist die
vorhandene relativ hohe Gas- und/oder Flüssigkeitsaufnahme und -durchlässigkeit bei
den genannten Faserstoff-Formkörpern typisch.
[0011] Weiterhin ist die Empfindlichkeit von flüssigen technischen Isocyanaten gegenüber
den mit ihnen reaktionsfähigen Bestandteilen von Kontaktstoffen im Hinblick auf unerwünschte
Veränderung der Lieferformen bzw. der ihrer Lagerstabilität bekannt.
[0012] Die Nachbehandlung von Faserstoff-Formteilen wird dementsprechend mit isocyanathaltigen,
flüssigen Harzen unter Bedingungen durchgeführt, die die Flüssigkeitsaufnahme der
Formteile ausnutzen und gleichzeitig den Kontakt der mit Isocyanatgruppen reagierenden
Formteil-Inhaltsstoffen mit dem Harz überall da sicher ausschließen, wo außerhalb
des Teiles die Lagerstabilität der Flüssigphase erhalten bleiben muß.
[0013] Wesen und Inhalt der Erfindung besteht demnach in einem wirtschaftlichen Verfahren,
das die Durchdringung von Faserstoff-Formteilen mit einem geeigneten Isocyanatharz
gewährleistet, dabei den Kontakt von Inhaltsstoffen der Formteile mit nicht in diese
eingedrungenen Harzanteilen sicher ausschließt. Die Aushärtung des eingedrungenen
Harzanteils erfolgt durch chemische Reaktion mit Inhaltsstoffen der Teile. Die Reaktionsprodukte
lagern sich an das Fasergefüge an, fixieren und dichten es weitgehend ab.
[0014] In bevorzugter Ausführungsform gelangt ein ungiftiges Isocyanatharz, das in Viskosität,
Reaktivität, NCO-Gehalt und chemischer Struktur auf die Flüssigkeitsaufnahme und den
Gehalt an Reaktionspartnern des Faserstoff-Formteils sowie die gewünschten Endeigenschaften
hin abgestimmt ist, derart zur Anwendung, daß das Harz mit vorzugsweise bereits entgasten
Formteilen zur Benetzung in Kontakt gebracht wird und durch Druckerhöhung in die Formteile
eindringt.
[0015] Die Formteile können sich im gleichen Behälter über einem Isocyanatharz-Flüssigkeitsspiegel
befinden. Nach Erreichen des gewünschten Vakuums im Behälter, etwa 30-- 100 Torr,
überflutet das Harz die Teile. Die Faserstoff-Formteile werden noch im Unterdruck
von überschüssiger Flüssigkeit getrennt, nachdem an diesen oberflächlich angelagertes
Harz abläuft. Bei der Druckerhöhung, bevorzugt im Bereich von Atmosphärendruck bis
etwa 20 bar, dringt dann ausschließlich das Quantum des noch an den Teilen anhaftenden
Harz-Flüssigkeitsfilmes ein und Tropfen- und Läuferbildungen sind ausgeschlossen.
[0016] Anschließend kann die Aushärtung in einem separaten Behälter bei erhöhter Temperatur
erfolgen.
[0017] In weiterer bevorzugter Ausführungsform finden diese Vorgänge in einem dreh- und/oder
kippbaren Unter- und/oder Überdruckgefäß statt, wobei durch Drehung des Gefäßes um
180° der Tauchvorgang von Formstoff-Formteilen in ein Isocyanatharzbad und durch Umkehrung
oder weitere Drehung die erneute Trennung beider Komponenten stattfindet.
[0018] Nach den genannten Ausführungsformen werden die mit dem einkomponentigen Isocyanatharz
behandelten Faserstoff-Formteile üblichen, ggf. die Härtung forcierenden Bedingungen
ausgesetzt, während der unbeanspruchte Anteil des Harzes für Wiederholungen des Vorgangs
verfügbar bleibt und bei Bedarf mit Frischware aufgefüllt wird.
[0019] Der Faserstoff kann mit mechanisch hochfesteren Fasern angereichert werden, um deren
spezifische Eigenschaften intrastrukturell in die Endeigenschaften des.nachträglich
verstärkten Formteils einzubeziehen.
[0020] Die neuen Möglichkeiten, die sich durch das erfindungsgemäße Verfahren ergeben, führen
zu preiswerten verstärkten Faserstoff-Formteilen, die vorwiegend aus regenerierbaren,
langfristig verfügbaren Rohstoffen bestehen und dabei diesen Teilen bisher nicht bekannte
Eigenschaften wie u.a. Wasser- und Wetterbeständigkeit, Temperaturbeständigkeit, hohe
mechanische Festigkeit, Überlackierbarkeit auch mit lösungsmittelhaltigen Systemen
sowie die Möglichkeit zu universellen Krafteinleitung verleihen und somit in den aussichtsreichen
Wettbewerb mit handelsüblichen Formstoffen, die vergleichbare Eigenschaften aufweisen,
treten bzw. für Faserstoff-Formteile völlig neue Anwendungsbereiche erschließen können.
Beispiel:
[0021] Fünf handelsübliche FIBRIT
R-Träger (PKW-Türverkleidung) werden in einem Gitterkäfig übereinander mit einem Abstand
von ca. 10 mm fixiert und in einem Deckel-Tank, der 300 ltr eines handelsüblichen
MDI-Harzes enthält, über dem Flüssigkeitsspiegel an geeigneten Einbauten befestigt.
[0022] Nach Verschließen des Deckels wird der gesamte Tank bei einer Temperatur von 35°
C bis zu einem Druck von 0,07 bar evakuiert und nach 5 Min. um 180° gekippt. Dabei
gelangen die FIBRIT
R-Träger in die Harzflüssigkeit, verbleiben dort 30 s und kommen durch Kippen um weitere
180° in die Ausgangsstellung zurück. - Nach dem Belüften des Tanks und Öffnen des
Deckels sind die Teile frei von größeren anhaftenden Flüssigkeitsrückständen und werden
einige Stunden bei 95° C gehärtet.
[0023] Die Gewichtszunahme der Teile beträgt 24,5 - 26,0 Gew.-%. Die verstärkten Formteile
sind kochbeständig und zeigen einen gegenüber dem Ausgangswert um das 3,Sfache gestiegenen
E-Modul im Biegeversuch. Freibewitterung zeigt nach 18 Monaten außer Vergilbung keinen
negativen Befund. Der überschüssige Harzanteil verändert sich durch diese Arbeitsweise
in Viscosität und NCO-Gehalt nicht meßbar.
1. Verfahren zur Eigenschaftverbesserung, insbesondere der Wasserbeständigkeit und
mechanischen Festigkeit von aus zellulosehaltiger Faserstoff-Aufschlämmung durch Pressen
erzeugten Formteilen, bei dem die Formteile einem Unterdruck ausgesetzt, dann mit
einem geeigneten fließfähigen Harz benetzt, einer Druckerhöhung unterworfen und anschließend
ausgehärtet werden, dadurch gekennzeichnet , daß der unbeanspruchte Anteil von isocyanathaltigem
Harz und die Formteile noch im Unterdruck voneinander getrennt werden.
2. Vorrichtung zur Ausübung des Verfahrens nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch zwei
parallele röhrenförmige Behälter, deren Innenräume über Verbindungsstücke, wie Rohrstücke
oder einen über die ganze Länge der Behälter oder einen Teil derselben verlaufenden
Kanal miteinander verbunden und an eine Vakuumeinrichtung angeschlossen sind, und
die um eine zur Behälterachse parallele Achse gemeinsam drehbar gelagert sind, wobei
mindestens ein Behälter über einen an seinem einen Ende angeordneten Deckel zugänglich
ist und der andere eine verschließbare Flüssigkeitszufuhr- öffnung besitzt.