[0001] Die Erfindung betrifft einen Reflektor zur Fokussierung von Stoßwellen zur berührungsfreien
Zerkleinerung von Konkrementen in Körpern von Lebewesen gemäß der deutschen Anmeldung
P 23 51 247.
[0002] Der Reflektor besitzt die Form eines Ellipsoids und hat die Aufgabe, Stoßwellen,
die an einer Funkenstrecke im ersten Brennpunkt erzeugt werden und sich durch eine
Flüssigkeit im Reflektor ausbreiten auf den zweiten Brennpunkt, in dem sich das zu
zerstörende Konkrement z.B. ein Nierenstein befindet, zu fokussieren. Der Reflektor
soll einen möglichst hohen Anteil der im ersten Brennpunkt erzeugten
Wellenenergie möglichst phasenrichtig in den zweiten Brennpunkt übertragen.
[0003] Bekannt sind Reflektoren aus Messing mit einem Umschliessungswinkel von ca. 250°,
wobei der volle Raumwinkel (4 π) zu etwa 90% ausgenutzt wird und einem Achsverhältnis
a:b von ungefähr 2:1 (E. Schmiedt: Beiträge zur Urologie, Bd. 2, Seite 8-13, München
1980). Die Materialauswahl erfolgt aufgrund eines möglichst hohen Sprunges in der
Schallimpedanz z = § · c (§ = Dichte; c = Schallgeschwindigkeit) zwischen Flüssigkeit
und Reflektormaterial, um einen hohen Reflexionskoeffizienten zu erhalten. Die weiteren
Randbedingungen wie Stabilität und leichte Bearbeitbarkeit haben bisher zur Verwendung
von Messing geführt.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Reflektor zu schaffen, der Stoßwellen
mit einem höheren Wirkungsgrad als die aus dem Stand der Technik bekannten Reflektoren
fokussiert.
[0005] Gelöst wird diese Aufgabe von einem Reflektor mit den im Anspruch 1 genannten Merkmalen.
[0006] Ausbildungen der Erfindung sind Gegenstände von Unteransprüchen.
[0007] Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, dass nicht der Sprung im Schallwellenwiderstand
§ · c allein die entscheidende Grösse für eine gute Fokussierung ist, sondern dass
die Geschwindigkeiten der Schallwelle im Reflektormaterial und in der Flüssigkeit
aufeinander abgestimmt sein müssen. Die auf die Oberfläche des Reflektors treffenden
Wellen regen diesen u.a. zu Transversalschwingungen an, die sich mit charakteristischen
Ausbreitungsgeschwindigkeiten im Reflektormaterial und an dessen Oberfläche ausbreiten.
Zu Störungen der reflektierten Wellenfront kommt es, wenn aufgrund von Laufzeitunterschieden
die Reflexionsfläche bereits in Richtung der Flächennormalen schwingt, wenn die Primärwellenfront
einläuft.
[0008] Eine phasenrichtige Fokussierung in den zweiten Brennpunkt wird dann erreicht, wenn
sich die Welle in der Flüssigkeit schneller als im Reflektor ausbreitet. Die Wellenfront
trifft dann stets auf eine ruhende Reflektoroberfläche.
[0009] Genäß der Erfindung können jedoch auch Materialien verwendet werden, deren transversale
Oberflächengeschwindigkeit grösser als die Schallgeschwindigkeit im Koppelmedium z.B.
Wasser ist, wenn nur die Voreilung der Oberflächenwelle durch die Geometrie des Reflektors
durch Einhalten der im Anspruch 1 genannten Bedingung verhindert wird. Die reflektierte
Nutzwelle bleibt dann selbst ungestört und behält die ursprüngliche Flankensteilheit
der Primärwelle bei. Alle übrigen Störungen - die z.B. durch die nachhinkende Oberflächenwelle
erzeugt werden - folgen der Nutzwelle zeitlich verzögert und können den Fokussierungsvorgang
nicht beeinträchtigen.
[0010] Erfindungsgemässe Reflektoren realisieren eine wesentlich bessere Fokussierung als
bisher, da alle Wellenanteile sich phasenrichtig überlagern. Die Flankensteilheit
des Druckanstiegs, die für eine Zerkleinerung wesentlich ist, bleibt hoch. Die Zerkleinerungsleistung
steigt, es sind weniger Applikationen als bisher notwendig, wodurch der Patient entlastet
wird und die Standzeit der Funkenstrecke erhöht wird.
[0011] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand der einzigen Figur erklärt:
Die Figur zeigt schematisch einen menschlichen Körper 1 mit einem Nierenstein 6 in
einer wassergefüllten Wanne 2. An der Unterseite der Wanne 2 ist ein ellipsoidförmiger
Reflektor 3 mit den beiden Brennpunkten 4 und 5 befestigt, der ebenfalls mit Wasser
gefüllt ist. Im Brennpunkt 4 im Inneren des Reflektors 3 befindet sich eine Funkenstrecke
(nicht gezeigt), die durch Unterwasserentladung Stosswellen erzeugen kann. Im zweiten
Brennpunkt 5, ausserhalb des Reflektors, liegt das zu zerstörende Konkrement, z.B.
der Nierenstein 6. Durch die Reflektorgeometrie ist der Grenz- winkel ϕmax definiert. Wenn im Brennpunkt 4 eine Unterwasserentladung gezündet wird, entsteht
eine Stosswellenfront 7, die sich kugelförmig ausbreitet und vom Reflektor 3 als reflektierte
Stosswellenfront 9 auf den Nierenstein geleitet wird. Durch die hohen Druck- und Zugamplituden
werden Teile des Nierensteins zum Abplatzen gebracht. Eingezeichnet ist die Stosswellenfront
7, die gerade an den Punkten 8 die Reflektoroberfläche erreicht. Sie trifft momentan
unter einem Winkel lp auf die Reflektoroberfläche. Die auftretende Stosswellenfront
7 wird zum grössten Teil reflektiert (Front 9), erzeugt aber auch eine transversale
Oberflächenwelle 10 (nicht maßstäblich gezeichnet), die sich in der Reflektoroberfläche
ausbreitet (Pfeil). Bei erfindungsgemässer Material- und Geometrieauswahl läuft die
Primärwelle 7 schneller über die Reflektoroberfläche als die störende Transversalwelle
10. Die Primärwelle 7 trifft daher immer auf ruhendes Oberflächenmaterial, sie wird
ungestört reflektiert. Die reflektierte Wellenfront 9 behält die ursprüngliche Flankensteilheit
im Druckanstieg. Alle reflektierten Anteile überlagern sich phasenrichtig. Für die
Zerkleinerung des Steins 6 geht kaum Energie verloren. Werden die erfindungsgemässen
Bedingungen nicht eingehalten, so trifft die Primärwelle 7 auf schon von. der Oberflächenwelle
10 angeregte Teile des Reflektors. Durch Wechselwirkung der Primärwelle 7 mit der
Oberflächenwelle 10 wird die reflektierte Welle 9 in Amplitude und Phase gestört.
Die Folge ist, dass Energie für die Zerkleinerung des Konkrements fehlt oder dass
der Druckanstieg am Ort des Konkrements durch die nicht phasenrichtige Überlagerung
der einzelnen Anteile zu langsam erfolgt,
[0012]
1. Die Bedingung cTO < cS wird erfüllt, wenn als Reflektormaterial Blei und als Koppelflüssigkeit Wasser verwendet
wird. Da die transversale Schallgeschwindigkeit in Blei mit 710 m/sec kleiner als
die Schallgeschwindigkeit in Wasser mit 1480 m/sec ist, ist die sich ausbreitende
Primärwelle 7 immer schneller als die Oberflächenwelle 10. Die Bedingung ist daher
unabhängig von der Reflektorgeometrie immer erfüllt. Ein kritischer Winkel K tritt
nicht auf. Es ist nicht notwendig, dass der ganze Reflektorkörper aus Blei hergestellt
wird. Es reicht, wenn die innere Oberfläche des Reflektors aus einer Bleischicht besteht.
2. Die erfindungsgemässe Bedingung kann auch von Reflektoren aus einem Material erfüllt
werden, dessen cTO > cS ist. Ein wassergefüllter Reflektor aus Zinn (cT0 = 1670 m/sec) mit den Halbachsen a = 12,5 cm und b = 7,5 cm erfüllt die erfindungsgemässe
Bedingung, wenn der maximal auftretende Einfallswinkel ϕmax kleiner als der kritische Winkel ϕK = 62,4° ist.
3. Der zum Stand der Technik gehörende Messingreflektor (cTO = 2120 m/sec) besitzt bei Wasserfüllung einen kritischen Winkel von 44,8°, jedoch
einen maximalen Einfallswinkel von 53,1°. Er erfüllt die erfindungsgemässe Bedingung
nicht, eine optimale Fokussierung ist nicht gegeben. Die Fokussierung kann bei gleichem
Material verbessert werden durch Wahl des Achsenverhältnisses des Ellipsoids näher
an 1 oder durch Verzicht auf Randzonen (kleinerer Umschliessungswinkel). Die Randzonen
sind aber für die Übertragung äusserst wichtig und sollten nicht weggelassen werden.
[0013] In Analogie zur Schallmauer ergibt sich beim kritischen Winkel ϕ
K die Situation, dass die Quelle der Oberflächenschwingung (die einlaufende Primärfront)
sich auf der Re-
flektorfläche mit der Ausbreitungsgeschwindigkeit cTO der Oberflächenwelle selbst ausbreitet und
damit phasenrichtig Energie in die Oberflächenwelle einkoppelt. Erst wenn nach
'einer gewissen gemeinsamen zurückgelegten Strecke sich aufgrund der veränderten Reflektorgeometrie
der Einfallswinkel f vergrössert, kann die jetzt energiereiche Oberflächenwelle der
einfallenden Stoßwellenfront vorauseilen und ihre Energie nach Art des Mach'schen
Kegels (modifiziert durch die gekrümmte Reflektorfläche) ausstrahlen und u.a. teilweise
noch vor der eigentlichen Nutzwelle in den Fokusbereich einbringen.