[0001] Die Rückstände aus der Schwerölhydrierunq und aus der hydrierenden Verflüssigung
von Kohle sind, obwohl insbesondere letztere Aschegehalte zwischen 10 und 70% aufweisen,
im allgemeinen sehr kohlenstoffreich und daher für eine weitere Verwendung gut geeignet.
Sie liegen üblicherweise bei Raumtemperatur in fester Form vor und sind in Aussehen
und Erscheinungsform vergleichbar mit den üblichen Bitumenbrocken, die zum Straßenbau
und zum Dachdecken-verwendet werden. Bisher konnten diese Rückstände jedoch in größerem
Umfang nicht verwendet werden, abgesehen von einigen speziellen Einzelfällen, die
jedoch nicht ausreichen, um die insgesamt anfallenden Rückstandsmengen einer sinnvollen
Nutzung zuzuführen. Die sich aufgrund des Kohlenstoffgehaltes der Rückstände an sich
anbietende Möglichkeit der Vergasung begegnete ebenfalls Schwierigkeiten, die insbesondere
darauf zurückzuführen sind, daß in den üblichen Vergasern normalerweise Temperaturen
von mehr als 800° C vorhanden sind. Es ist außerordentlich schwierig, wenn nicht sogar
unmöglich, bei derartigen Temperaturen die Rückstände in die Vergasungsapparatur einzubringen.
Dies liegt im wesentlichen daran, daß die Hydrierrückstände einen Erweichungspunkt
im Bereich zwischen 100 bis 200° C aufweisen; bei Temperaturen oberhalb 350° C setzt
bereits die Verkokung ein. Diese Temperaturen liegen so niedrig, daß sie das Einführen
von Hydrierrückständen in einen Vergaser außerordentlich erschweren, da in unmittelbarer
Umgebung des Vergasers zwangsläufig Temperaturen herrschen, die zur Erweichung der
Hydrierrückstände führen, bevor diese den eigentlichen Vergaser erreichen. Dies hat
zur Folge, daß die Zuführungsleitungen, Düsen und sonstige damit in Zuammenhang stehenden
Einrichtungen verklebt und verstopft werden.
ö'
[0002] Demzufolge liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, das Eintragen von Hydrierrückständen
in einen Vergaser so durchzuführen, daß die vorerwähnten Schwierigkeiten vermieden
werden. Trotz des niedrigen Erweichungspunktes der Hydrierrückstände soll es möglich
sein, diese in einen Vergaser so einzuführen, daß die erforderlichen Zuführungsleitungen
und zugehörige Einrichtungen betriebsbereit bleiben. Die dazu verwendeten Mittel sollen
einfach und wenig störanfällig sein.
[0003] Zur Lösung dieser Augabe schlägt die Erfindung vor, daß die feingemahlenen Rückstände
mit Hilfe eines Fördergases durch eine Kühlstrecke hindurch in den Vergaser gefördert
werden. Mit der Feinmahlung der Rückstände erhält man zugleich eine Korngrösse, die
sich für die Vergasung in Vergasungsreaktoren der erwähnten Art besonders eignet.
Außerdem können die feingemahlenen Rückstände in Vorratsbehältern der üblichen Art
ohne Schwierigkeiten und besonderen Aufwand über längere Zeiträume und in ausreichenden
Mengen gelagert werden. Die Förderung mit Hilfe eines Fördergases aus dem Vorratsbehälter
heraus hat neben der Transportwirkung gleichzeitig auch den Vorteil einer gewissen,
wenn auch begrenzten Kühlwirkung. Beim Durchströmen der Kühlstrecke sorgt das Fördergas
für eine gute Durchwirbelung der Rückstände bis in unmittelbarer Nähe der Einspeisung
in den Vergasungsreaktor, wodurch gewährleistet ist, daß die Kühlung entlang der Kühlstrecke
im wesentlichen alle Rückstandsteilchen gleichmäßig erfaßt, so daß Anbackungen und
Verklebungen der Rohrleitungen vermieden werden. Für Förderung und Vergasung hat sich
das Aufmahlen der Rückstände auf Korngrößen unterhalb von 2 mm als besonders geeignet
erwiesen.
[0004] Vorteilhaft ist die Kühlstrecke als Wasserkühlung ausgeführt. Der Einlauf des Kühlwassers
befindet sich zweckmäßig in der Nähe des Vergasungsreaktors, während der Auslauf am
davon abgekehrten Ende der Kühlstrecke angebracht sein sollte. Vorteilhaft umgibt
die Kühlstrecke die Zuführungsleitung für die Rückstände auf deren ganzem Umfang und
reicht wenigstens bis in die Nähe der Außenwand des Reaktors, wenn nicht gar durch
dessen Isoliermantel hindurch, und zwar wenigstens bis an die-Innenwand desselben.
Durch diese Ausgestaltung der Kühlstrecke ist gewährleistet, daß die Erweichunstemperatur
der Rückstände vor deren Eintreten in deren Bereich, wo dies nicht mehr schädlich
ist, nicht überschritten wird und die Kühlung der Rückstände einigermaßen gleichmäßig
erfolgt. Auf diese Weise ist ohne großen Aufwand erreichbar, daß die Zuführungsleitungen
nicht verkleben und zugesetzt werden. Ein wesentlicher Vorteil der Erfindung besteht
auch darin, daß die Kühlvorrichtung ohne Schwierigkeien nachträglich an bereits vorhandenen
Vergasungseinrichtungen angebracht werden kann.
[0005] Gemäß einem weiteren Vorschlag der Erfindung kann es vorteilhaft sein, die Rückstände
nicht allein, sondern vielmehr zusammen mit anderen üblichen kohlenstoffhaltigen Substanzen,
z. B. Stein- oder Braunkohle zu vergasen. Dabei kann so vorgegangen werden, daß die
Zufuhr der Rückstände und der Kohle alternativ erfolgt. Es ist aber auch möglich,
die Rückstände und die anderen zu vergasenden Sustanzen gleichzeitig zuzuführen. Eine
gemeinsame Zuführung erscheint nicht zweckmäßig, da im allgemeinen Steinkohle und
Braunkohle ohne Kühlung in den Reaktor eingeführt werden können.
[0006] Im übrigen kann durch die Einstellung des Verhältnisses zwischen Hydrierrückstand
einerseits und den anderen zu vergasenden Produkten andererseits auch eine Regelung
des Vergasungsverfahrens im Hinblick auf das erzeugte Produktgas erfolgen.
[0007] Es hat sich als besonders zweckmäßig erwiesen, die Vergasung der Rückstände in einem
Hochtemperatur-Winkler-Vergaser (HTW) durchzuführen. Es ist aber auch möglich, die
Rückstände in einem Hydrierenden-Kohle-Vergaser (HKV) zu vergasen. Insbesondere beim
Hochtemperatur-Winkler-Vergaser wird ein hoher Vergasungsgrad erreicht, so daß im
wesentlichen nur noch die Asche als Rückstand verbleibt, die ohne Schwierigkeiten
ausgetragen werden kann.
[0008] Gemäß einem weiteren Vorschlag der Erfindung kann als Fördergas Stickstoff (N
2) oder Kohlendioxid (C0
2) oder Luft verwendet werden, wobei diese Gase ggf. mit an der Vergasungsreaktion
teilnehmen, soweit sie dazu, wie beispielsweise Kohlendioxid und Luft, von ihrer chemischen
Beschaffenheit her geeignet sind. Die Menge des benötigten Fördergases ist im Vergleich
zu den Gasdurchsätzen im Wirbelbet gering und wirkt sich auf die Vorgänge im Vergasungsreaktor
nicht störend aus. Jedenfalls kann sie mit einfachen Mitteln so feinfühlig dosiert
werden, daß zum einen der Förderstrom aufrechterhalten und zum anderen unerwünschte
Einflüsse auf die Vorgänge im Vergasungsreaktor mit Sicherheit ausgeschlossen werden
können. Bei entsprechender Auslegung und Anordnung der Eintragstelle, z. B. Neigung
gegenüber der Horizontalen und/oder tangentiales Einblasen, kann eine sofortige Durchmischung
der eingetragenen Hydrierrückstände mit dem im Vergaser vorhandenen Reaktionsgut erreicht
werden.
[0009] Als sehr einfach und wenig störanfällig hat sich eine Ausführung herausgestellt,
bei welcher die Kühlstrecke als Wasserkühlung ausgebildet ist. Durch letztere ist
eine sehr einfache Regelung der Temperatur im Inneren der Kühlstrecke möglich, solange
das Wasser unterhalb der Verdampfungstemperatur gehalten wird. Daneben bietet eine
Wasserkühlung die bekannten Voreile großer Betriebssicherheit bei einfacher Handhabung.
[0010] Zweckmäßigerweise ist der Vorratsbehälter für die Rückstände an seinem Ausgang mit
einem Absperrorgan versehen, so daß die Rückstände auf einfache Art und Weise dem
Vergasungsvorgang im Vergasungsreaktor in Abhängigkeit von der jeweilige Aufnahmefähigkeit
desselben und sonstiger zu berücksichtigeder Gegebenheiten zugeführt werden können.
[0011] In der Zeichnung ist im Schema ein Vergasungsreaktor mit zugehörigen Einrichtungen
dargestellt.
[0012] Der Vergasungsreaktor weist ein im wesentlichen zylindrisches Gehäuse 1 auf, welches
in Richtung der Pfeile 2 und 2, also in Richtung seiner Längsachse, von Vergasungsmittel
von unten nach oben durchströmt wird. Im Falle eines HTW-Reaktors wird es sich dabei
im wesentlichen um sauerstoffhaltige Gase, Dampf und Kohlendioxid, im Falle eines
HKV-Reaktors überwiegend um Wasserstoff handeln. Im Inneren des Vergasers 1 findet
die Vergasung der kohlenstoffhaltigen Materialien innerhalb einer Wirbelschicht 4
und eines nachgeschalteten Nachreaktionsraumes 14 statt.
[0013] In den Vergaser 1 tritt seitlich eine Zuführungsleitung 5 für die Hydrierrückstände
6 ein. Letztere werden in einem Vorratsbehälter 7 in feingemahlener Form gespeichert
und über ein Absperrorgan 8 in die Zuführungsleitung 5 eingespeist. Von ihrem freien
Ende her wird die Zuführungsleitung 5 durch ein Fördergas in Richtung des Pfeiles
9 beaufschlagt, welches die Rückstände unterhalb der Aufgabestelle des Absperrorganes
8 erfaßt und durch eine Kühlstrecke 10 hindurch in den Vergasungsreaktor 1 fördert.
Die Kühlstrecke 10 reicht bis in unmittelbare Nähe des Vergasers 1 und weist zwei
Anschlüsse 11 und 12 auf, über die das Kühlwasser zu- bzw. abgeleitet wird. Sie umgibt
die Zuführungsleitung 5 allseitig, die ihrerseits auch noch ein Absperr- und Drosselorgan
(nicht dargestellt) für das Fördergas 9 aufweist. Im Verhältnis zum Durchmesser der
Zuführungsleitung beträgt die Länge der Kühlstrecke mindestens das 5-, höchstens das
20-fache, vorzugsweise das 10-fache. Es ist besonders vorteilhaft, den Anschluß 11
für das Kühlwasser in der Nähe des Gehäuses des Reaktors 1 anzuordnen, während der
Anschluß 12 für den Rücklauf des Kühlwassers an der dem Reaktor abgekehrten Seite
vorgesehen ist. Dadurch wird erreicht, daß die in der Zuführungsleitung 5 geförderten
Rückstände 6 gleichmäßig und nicht zu stark erwärmt werden. Der Kühlwasserdurchsatz
richtet sich nach dem Volumen der Kühlstrecke sowie nach der Temperatur des Reaktors
1 und der Menge der geförderten Rückstände 6. Die Kühlwasserzufuhr und Temperaturhaltung
werden über übliche Organe geregelt.
1. Verfahren zur Vergasung von Rückständen aus der hydrie- ; renden Verflüssigung
von Kohle und/oder von Rückständen aus der Schwerölhydrierung in einem Wirbelbett-oder
Flugstromvergaser, dadurch gekennzeichnet, daß die feingemahlenen ; Rückstände (6)
mit Hilfe eines Fördergases (9) aus einem Vorratsbehälter (7) heraus durch eine Kühlstrecke
(10) hindurch in den Vergaser (1) gefördert werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Rückstände (6) auf Korngrößen
<2 mm feingemahlen sind.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur am.Ausgang
(12) der Kühlstrecke (10) ≤ 100° C beträgt.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Zufuhr (8) der Rückstände
(6) abschaltbar ist.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Rückstände (6) zusammen
mit anderen Kohlenstoffträgern, z. B. Steinkohle oder Braunkohle vergast werden.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Wirbelbettvergasung
in einem Hochtemperatur-Winkler-Vergaser (HTW) oder einem Hydrierenden-Kohle-Vergaser
(HKV) erfolgt.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Fördergas Stickstoff
(N2) oder Kohlendioxid (CO2) oder Luft verwendet werden, die ggf. an der Vergasungsreaktion mit teilnehmen.
8. Anlage zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, daß die Kühlstrecke (10) unmittelbar am Vergasungsreaktor (1) endet
bzw. wenigstens über die Dicke von dessen Isolierschicht in : diesen hineinreicht
und die Zuführungsleituang (5) für die . Rückstände (6) allseitig umgibt.
9. Anlage zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet,
daß die Kühlstrecke (10) mit einer Wasserkühlung versehen ist.
10. Anlage zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet,
daß der Vorratsbehälter (7) an seinem Ausgang ein Absperrorgan (8) aufweist.