[0001] Es ist bekannt, daß textile Flächengebilde aus synthetischen und/oder nativen Fasern
oder Fäden stromlos naßchemisch metallisiert werden können.
[0002] Es ist außerdem bekannt, daß man auf einer Kunststoffoberfläche abgeschiedene Metallschichten
auf galvanischem Wege verstärken kann (R.Weiner, Kunststoff-Galvanisierung, Eugen
G. Leutze Verlag, 1973).
[0003] Eine galvanische Verstärkung von textilen Flächengebilden analog der Kunststoffgalvanisierung
ist ebenfalls möglich. Diese führt erwartungsgemäß zu Verklebungen der Fäden an ihren
Berührungspunkten, was eine brettartige Versteifung des Materials zur Folge hat.
[0004] überraschender Weise wurde nun festgestellt, daß bei einer geringfügigen galvanischen
Verstärkung, insbesondere in kontinuierlicher Fahrweise, von mit einer Metallauflage
beschichteten textilen Flächengebilden bei niedrigen Amperestärken trotz partieller
Verklebung der Fäden die textilen Eigenschaften erhalten bleiben. Die kritische Menge
des galvanisch abgeschiedenen Metalls hängt sowohl von den physikalischen Eigenschaften
des Metalls wie Härte, Dichte, Duktilität und Kristallinitätsgrad, als auch von denen
des textilen Trägermaterials wie E-Modul, Kristallinitätsgrad und Molmasse ab.
[0005] Die mit der Erfindung erzielten Vorteile bestehen insbesondere darin, daß die vorzugsweise
mit Ni, Cu, Sn, Zn, Pb, Au, Ag, Pd, Pt und Cd auf galvanischem Wege verstärkten Fäden,
Fasern und textilen Flächengebilde ausgezeichnete thermische und elektrische Leitfähigkeit
aufweisen. Weiter ist überraschend, daß die erfindungsgemäß erhaltenen Produkte hervorragende
Verträglichkeit in Thermoplasten bzw. Duroplasten aufweisen.
[0006] Die kontinuierliche galvanische Verstärkung wird vorzugsweise unter Warenbewegung
durchgeführt, beispielsweise indem das metallisierte, galvanisch zu verstärkende Textilgut
im Galvanobad so über Rollen geführt wird, daß seine Transportrichtung mindestens
zweimal, vorzugsweise mehrfach wechselt. Ein Verkleben an den Garn- bzw. Maschenkreuzungspunkten
durch zu große Metallabscheidung wird so verhindert.
[0007] Die zu verstärkende Metallschicht kann stromlos naßchemisch etwa gemäß DE-OS 2 743
768, oder auf eine beliebige andere Weise aufgebracht werden, z.B. durch Aufdampfen
oder "
Spattern
" nach dem Kathodenstrahlverfahren.
[0008] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist daher ein Verfahren zur Herstellung metallisierter
textiler Flächengebilde, wie Gewebe, Gewirke, Vliese, Filze usw. aus nativen oder
synthetischen Fäden oder Fasern, dadurch gekennzeichnet, daß man das textile Flächengebilde
mit einer elektrisch leitenden Metallschicht überzieht und diese Metallschicht auf
galvanischem Wege verstärkt.
[0009] Die zu verstärkende Metallschicht ist in weiten Grenzen variierbar. Sie sollte jedoch
einerseits einen gleichmäßigen Stromfluß gewährleisten, andererseits aus wirtschaftlichen
Gründen möglichst dünn sein. Daher werden Metallauflagen von 1 bis 20 g Metall/m textiles
Flächengebilde bevorzugt.
[0010] Die Stärke der galvanisch abgeschiedenen Metallschicht liegt bei Kupfer, Nickel und
Cobalt zwischen 10 und 40 g/m
2, bei Gold, Blei, Zinn, Cadmium zwischen 10 und 250 g/m
2.
[0011] Die galvanische Verstärkung kann mit sauren und alkalischen Galvanisierungsbädern
durchgeführt werden.
[0012] Das erfindungsgemäße Verfahren hat den Vorteil, daß teure Reduktionsmittel, wie Diethylaminoboran,
Natriumborhydrid, Natriumhypophosphit, die bei der chemischen Abscheidung des Metalls
an der Substratoberfläche verbraucht werden, durch den preiswerten elektrischen Strom
ersetzt werden.
[0013] Ein weiterer Vorteil des vorliegenden Verfahrens der galvanischen Verstärkung liegt
in der wesentlich leichteren Handhabbarkeit der galvanischen Bäder. Bei einem naßchemischen
stromlosen Metallisierungsbad müssen pH-Wert und Zusammensetzung immer wieder analysiert
und mit den fehlenden Bestandteilen ergänzt werden.
[0014] Mit dem Verfahren der galvanischen Verstärkung kann eine reduktiv abgeschiedene Metallauflage,
die oxidationsempfindlich ist, durch eine unempfindliche Metallschicht gegenüber Oxidantien,
wie Sauerstoff der Luft geschützt werden.
[0015] Die elektrolytisch abgeschiedene Metallschicht zeigt aufgrund der hohen elektrischen
und thermischen Leitfähigkeit gute Wärmestandfestigkeit, starkes Reflexionsvermögen
für auftreffende elektromagnetische Strahlung. Dadurch sind solche metallisierten
textilen Flächengebilde z.B. zur Herstellung von flexiblen Schirmantennen für Radarwellen
geeignet.
[0016] Weitere Einsatzgebiete sind heizbare textile Flächengebilde für den Schutzkleinspannungsbereich
( ≦ 42V) zur Verwendung im Kraftfahrzeugsektor, in Gartenbau, Aquaristik und Medizintechnik,
Ableitung von störenden oder gefährlichen elektrostatischen Aufladungen im Objekt-
und Personenschutzsektor, Ausrüstung von Rettungsgeräten zur Radarortung, wie Rettungsinseln
und Schwimmwesten und Schutz von Personen und elektronischen Geräten vor dem störenden
bzw. gesundheitgefährdenden Einfluß von Mikrowellen und Hochfrequenzstrahlung, Herstellung-
von Batterieelementen und Blitzableitung z.B. beim Flugzeugbau durch Einarbeitung
in polymere Werkstoffe.
Beispiel 1
[0017] Ein Polyester-Baumwoll-Spinnfasergewebe (10 x 10 cm) wird bei Raumtemperatur 2 Minuten
in eine salzsaure kolloidale Palladiumlösung eingetaucht, mit destilliertem Wasser
gespült, 2 Minuten in eine 5 Gew.-%ige Natriumhydroxidlösung gelegt, mit destilliertem
Wasser gewaschen und 15 Minuten in einem reduktiven alkalischen Kupferbad bei Raumtemperatur
verkupfert. Das Gewebe wird gespült, in einem sauren galvanischen Kupferbad als Kathode
geschaltet und bei 1,0 Ampere in 30 Minuten mit 29,6 g/m
2 Kupfer verstärkt. Man erhält ein textilelastisches Gewebe, dessen elektrischer Widerstand
in einer Entfernung von 2,0 cm in Schußrichtung und Kettrichtung 0,7 beträgt. Das
verwendete Kupferbad enthält pro Liter 200 g CuS0
4 x 5H
20 und 30
g H
2SO
4 ( δ = 1,84 g/
cm3)
.
Beispiel 2
[0018] Ein Quadrat (10 x 10 cm) eines 100 %igen Polyacrylnitril-Spinnfasergewebes in Leinwandbindung
wird gemäß Beispiel 1 naßchemisch verkupfert und dann in einem galvanischen Verkupferungsbad
bei 1,25 Ampere in 27 Minuten mit 33,3 g/m
2 Kupfer verstärkt.
Beispiel 3
[0019] Ein 10 x 10 cm großes Quadrat eines Gestrickes aus Polyethylenterephthalat wird bei
Raumtemperatur in ein Aktivierungsbad aus 0,4 g 4-Cyclohexen-1,1 dicarbonsäureanhydrid-palladium
(II)-chlorid in 1 1 CH
2Cl
2 getaucht, nach einer Minute dem Bad entnommen, bei
'Raumtemperatur getrocknet und dann 10 Minuten in einem alkalischen Vernicklungsbad
auf chemischem Wege mit einer 12 g/m
2 starken Nickelauflage versehen. Das Gestrick wird gemäß Beispiel 1 bei 1,5 Ampere
in 17 Minuten mit 25 g/m
2 verkupfert.
Beispiel 4
[0020] Ein 10 x 10 cm großes Quadrat eines Gestrickes aus einem Polyacrylnitrilgarn wird
bei Raumtemperatur sorgfältig gemäß Beispiel 1 mit 12 g/m
2 Nickel beschichtet, mit destilliertem Wasser gespült und in einem Halbglanznickelbad
bei Raumtemperatur als Kathode bei 1,0 Ampere in 30 Minuten mit 28,3 g/m
2 Nickel verstärkt. Die textilen Eigenschaften des Gestrickes bleiben erhalten.
Beispiel 5
[0021] Ein 10 x 10 cm großes Quadrat eines Baumwoll-Spinnfasergewebes wird gemäß Beispiel
1 verkupfert und dann gemäß Beispiel 4 mit Nickel verstärkt. Man bekommt nach 30 Minuten
ein Gewebe mit 27,5 g/m
2 Nickelauflage.
Beispiel 6
[0022] Ein 9 x 14 cm großes Polyester-Baumwollgewebe wird bei Raumtemperatur in ein Bad
aus 0,3 g 4-Cyclohexen-1,1-dicarbonsäure-anhydrid-palladium-(II)-chlorid in 1 1 Methylenchlorid
getaucht, nach einer Minute dem Bad entnommen, bei Raumtemperatur getrocknet und dann
in 8 Minuten auf chemischem Wege mit einer 15 g/m
2 starken Nickelauflage versehen..
Das
Nickelbad enthält 30 g/l Nickelchlorid 3 g/1 Dimethylaminboran und 10 g/1 Citronensäure
und wurde mit Ammoniak auf pH 8,1 eingestellt.
[0023] Das Gewebe wurde an den langen Seiten mit einem Stahldraht kontaktiert, mit den Drähten
in einer Galvanisierungsapparatur an der Kathode befestigt und dabei in ein Verzinnungsbad
getaucht. Bei einer Stromstärke von 10 Ampere wurden bei Raumtemperatur in 3 Minuten
9 g Zinn/m
2 abgeschieden. Das Zinnbad enthält 80 g/1 Zinn-II-Sulfat, 50 g/1 Schwefelsäure, 100
g/1 Kresolsulfonsäure, Gelatine und ß-Naphthol.
Beispiel 7
[0024] Ein 9 x 14 cm großes Rechteck aus einem Polyester-Baumwollgewebe wurde gemäß Beispiel
6 vorvernickelt und danach verzinnt. Innerhalb von 8 Minuten wurden bei Raumtemperatur
und bei einer Stromstärke von 10 Ampere 37 g/m
2 Zinn abgeschieden. Das Gewebe behielt seinen textilen Charakter.
Beispiel 8
[0025] Ein Gewebe aus Polester-Baumwollgarn (9 x 14 cm) wurde in einem Bad aus 0,4 g 4-Cyclohexen-1,1-dicarbonsäure-anhydrid-palladium-(II)-chlorid
und einem Liter Methylenchlorid, aktiviert und nach Trocknung des Gewebes bei Raumtemperatur
in 7 Minuten auf chemischem Wege mit einer 13 g/m
2starken Nickelauflage versehen. Das Gewebe wurde an seinen langen Seiten mit einem
Stahldraht kontaktiert, mit den Drähten an der Kathode an einer Galvanisierungsanlage
befestigt und in ein Verzinnungsbad getaucht. Bei einer Stromstärke von 10 Ampere
wurden innerhalb 3 Minuten 31 g Zinn/m
2 auf diesem vernickelten Gewebe galvanisch abgeschieden. Das gespülte und getrocknete
Gewebe behielt seinen textilen Charakter.
Beispiel 9
[0026] Gemäß Beispiel 8 wurde ein 9 x 14 cm großes Polyester-Baumwollgewebe chemisch vernickelt
und dann galvanisch verzinkt. Bei einer Stromstärke von 10 Ampere wurden bei 30°C
8 Minuten 80 g/m
2 Zink abgeschieden. Das verzinkte Gewebestück zeigte hohe Flexibilität und textilen
Charakter. Als Zinkbad wurde das Bad Slotozid NH der Fa. Max Schlötter, Geislingen,
verwendet.
Beispiel 10
[0027] Eine gemäß DOS 3 025 307, Beispiel 10 kontinuierlich vernickelte Stoffbahn wird zuerst
durch eine 5 %ige Salzsäure und anschließend durch eine Galvanisierstrecke gemäß Fig.
1 gezogen. Dabei sind die Anoden parallel zur Stoffbahn angeordnet. Die als Kathoden
geschalteten 3 letzten außerhalb der Badflüssigkeit angeordneten Umlenkrollen werden
so geregelt, daß von links nach rechts aufsteigend eine Stromstärke von 0,4
A/dm
2, 1,2
A/dm
2 und 3 A/dm
2 fließt. Das Nickelbad enthält 280 g/1 Nickelsulfat, 40 g/1 Nickelchlorid und 35 g
Borsäure. Bei 40°C und pH 2,6 werden daraus bei einer Verweilzeit von 20 Minuten auf
der Stoffbahn 22,6 g Nickel/m2 abgeschieden. Die metallisierte Stoffbahn hat dabei
ihre Flexibilität und ihren textilen Charakter behalten.
1. Verfahren zur Herstellung metallisierter textiler Flächengebilde, dadurch gekennzeichnet,
daß man das textile Flächengebilde mit einer elektrisch leitenden Metallschicht überzieht
und diese Metallschicht auf galvanischem Wege verstärkt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die elektrisch leitende
Metallschicht durch stromlose, naßchemische Metallisierung aufgetragen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1., dadurch gekennzeichnet, daß die elektrisch leitende
Metallschicht durch Aufdampfen des Metalls aufgebracht wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man galvanisch Kupfer, Nickel
und Cobalt in einer Menge von 10 bis 40 g/m2 und Gold, Blei, Zinn, Zink und Cadmium in einer Menge von 10 bis 250 g/m2 abscheidet.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die galvanische Verstärkung
kontinuierlich vornimmt.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß man die galvanische Verstärkung
unter mindestens zweimaliger Änderung der Transportrichtung des Textilgutes vornimmt.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man Vormetallisierung und
galvanische Verstärkung in einem kontinuierlichen Verfahren vornimmt.