[0001] Die Erfindung betrifft halogenfreie, trockengesponnene Acrylfasern, die hohe Anteile
an mineralischen Füllstoffen enthalten, ein Verfahren zu ihrer Herstellung und ihre
Verwendung.
[0002] Es ist bekannt, schwer entflammbare Acrylfasern aus 90 bis 65 Gew.-% eines Acrylpolymers
und 10 bis 35 Gew.-% Aluminiumhydroxyd mit kleinem Teilchendurchmesser herzustellen,
wobei das Acrylpolymer aus 40 bis 90 Gew.-% Acrylnitril, 10 bis 60 Gew.-% eines Halogen
enthaltenden Monomers und weniger als 50 % anderer ungesättigter Monomerer besteht
(Japanische Patentpublikation 53 052 733). Nachteilig für diese Produkte wie für alle
Halogen enthaltenden Acrylfasern ist, daß im Brandfalle, der auch bei Schwerentflammbarkeit
nicht ausgeschlossen werden kann, Halogenwasserstoff entsteht, der zwar den Zutritt
von Sauerstoff an den Brandherd verhindert oder vermindert, durch dessen Einwirkung
aber ein dem eigentlichen Brandschaden vergleichbarer Schaden entstehen kann.
[0003] Halogenfreie, naßgesponnene Acrylnitrilfasern haben nicht die Eigenschaft der Schwerentflammbarkeit
(Beispiel der japanischen Patentpublikation 53 052 733 mit LOI-Werten von 13,0 und
14,6).
[0004] Weiterhin ist aus der Japanischen Patent-Publikation 55-99383 bekannt, daß naßgesponnene,
füllstoffhaltige Polyacrylnitrilfasern aus 70 bis 99 Gew.-% Acrylnitril und üblichen
Comonomeren, wie (tsethtacrylsäureester oder (Meth)allylsulfonat, die 1 bis 30 Gew.-%,
bezogen auf Gesamtfeststoff, an anorganischen Materialien aus der Reihe der Oxide,
Silikate, Carbide, Sulfate, Chloride und Fluoride enthalten, geringere Neigung zum
Pilling zeigen.
[0005] Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß trockengesponnene, halogenfreie Acrylfasern,
gefüllt mit bestimmten anorganischen Füllstoffen von bestimmter Teilchengröße und
in bestimmter Konzentration, deutlich schwerer entflammbar sind als entsprechende
naßgesponnene Fasern.
[0006] Gegenstand der Erfindung sind daher füllstoffhaltige, halogenfreie Acrylfasern aus
Acrylnitrilpolymerisaten mit mindestens 50 Gew.-% Acrylnitril, vorzugsweise mindestens
85 Gew.-% Acrylnitril, die als Füllstoff ein wasserunlösliches Metalloxid, -hydroxid,
-carbonat, -silikat oder -sulfat mit einem mittleren Teilchendurchmesser von 1 bis
1000 nm, vorzugsweise 5 bis 500 nm, in einer Menge von 15 bis 50 Gew.-%, bezogen auf
Gesamtfeststoff, enthalten, dadurch gekennzeichnet, daß sie trockengesponnen sind.
[0007] Bevorzugte Acrylnitrilpolymerisate sind Acrylnitrilhomopolymerisat und Copolymerisate
mit (Meth)acrylsäure, (Meth)acrylsäureester, Itaconsäure, (Meth) acryl amide, (Meth)allylsulfonat,
Styrolsulfonat oder N,N-Dialkylaminoalkyl(meth)-acrylamid.
[0008] Bevorzugte Füllstoffe sind Siliciumdioxid, Aluminiumhydroxid und Aluminiumoxid, insbesondere
Aluminiumhydroxid.
[0009] Die erfindungsgemäßen Fasern weisen LOI-Werte von 21 bis 24 auf.
[0010] Als Prüfmethode für die Entflammbarkeit und das Brennverhalten von textilen Flächengebilden
wurde die Messung nach dem Limiting Oxygen Index (LOI) durchgeführt. Hierbei wird
das Volumenverhältnis von Sauerstoff zur Summe aus Sauerstoff und Stickstoff in jenem
Gemisch bestimmt, bei dem das Textil nach der Entzündung gerade noch von oben nach
unten weiter brennt. Es gilt:

[0011] Da Probenanordnung und Flächengewicht die Ergebnisse beeinflussen, wurden nur Vliese
von ca. 200 g/m
2 Flächengewicht getestet, die in eine Probenhalterung geklemmt wurden. Die LOI-Wert
gibt demnach die zur Verbrennung notwendige Sauerstoffkonzentration an. Je höher diese
Konzentration ist, um so schwerer brennbar sind die Fäden.
[0012] Vorzugsweise verwendet man Acrylnitrilcopolymerisate, die 5
* 10
-4 bis 2 · 10
-2 val saure Gruppen/g Polymer enthalten.
[0013] Die füllstoffhaltigen Fasern werden erhalten, indem man den Füllstoff und den Faserrohstoff
in das Spinnlösungsmittel einträgt, vorzugsweise einen Emulgator zur besseren Dispergierung
des Füllstoffes zusetzt, die Reaktionsmischung auf Temperaturen zwischen 70 und 150°C,
vorzugsweise zwischen 70 und 130°C, erwärmt, wobei sich der Faserrohstoff löst, und
die Spinnlösung unter den üblichen Bedingungen des Trockenspinnens zu Fäden verspinnt.
[0014] Bevorzugte Comonomere sind (Meth)acrylsäure, (Meth)acrylsäure-methyl- und -ethyl-ester
und Methallylsulfonat. Bevorzugt sind auch comonomerfreie Polymerisate, sogenannte
Acrylnitrilunipolymerisate.
[0015] Lösungsmittel für das Spinnverfahren sind vorzugsweise Dimethylformamid und Dimethylacetamid.
[0016] Als Emulgier- und Dispergiermittel kommen anionische Emulgatoren, wie Laurylsulfat
oder Sulfobernsteinsäureester, kationische Emulgatoren, wie quartäre Ammoniumverbindungen
oder nichtionische Emulgatoren, wie oxalkylierte Alkylphenole sowie entsprechende
Blockcopolymerisate in Betracht.
[0017] Die füllstoffhaltigen Fasern sind schwer entflammbar und lassen sich zur Herstellung
textiler Materialien, wie Gewebe, Gewirke, Gestricke oder Vliese verwenden. Sie eignen
sich ferner als Verstärkungsfasern in Reibmitteln, Friktionsmaterialien und Baustoffen.
Beispiel 1
[0018] In 30,00 kg Dimethylformamid (DMF) wurden 2,11 kg Aluminiumhydroxid einem mittleren
Teilchendurchmesser $400 nm und 10,54 kg eines Acrylnitril-Copolymerisates, enthaltend
93,6 Gew.-% Acrylnitril, 5,7 Gew.-% Acrylsäuremethylester und 0,7 Gew.-% Natriummethallylsulfonat
unter Rühren bei Raumtemperatur eingetragen, bei 80°C gelöst und filtriert. Die so
erhaltene Spinnlösung hatte eine Viskosität von 111 Pa.s. Die Spinnlösung wurde trockenversponnen,
dabei betrug die Schachttemperatur 160°C die Temperatur der Spinnluft 180°C. Bei einer
Abzugsgeschwindigkeit von 250 m/min ergab sich ein Einzeltiter von 10 dtex. Das Spinnband
wurde vierfach verstreckt, unter Schrumpfzulassung gewaschen, präpariert und getrocknet.
[0019] Der Einzeltiter betrug jetzt 3,3 dtex, die feinheitsbezogene Festigkeit und die Bruchdehnung
sind in Tabelle 1 aufgeführt.
[0020] Aus dem so erhaltenen Filamentgarn wurde ein Vlies mit einem Flächengewicht von 200
g/m
2 hergestellt, an dem der LOI-Wert bestimmt wurde.
[0021] Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 aufgeführt.
Beispiele 2 - 5
[0022] Bei sonst identischer Verfahrensweise wie in Beispiel 1 wurden lediglich die eingesetzten
Mengen an Aluminiumhydroxid auf 3,16, 4,22, 5,27 bzw. 10,54 kg erhöht entsprechend
einem Füllstoffgehalt von 23,1, 28,6, 33,6 bzw. 50,0 Gew.-% bezogen auf die gesamte
Faser. Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 aufgeführt.
Beispiel 6
[0023] Es wurde wie in Beispiel 4 verfahren, als Acrylnitrilcopolymerisat wurde jedoch ein
Copolymerisat bestehend aus 94 Gew.-% Acrylnitril und 6 Gew.-% Methacrylsäure eingesetzt.
[0024] Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 aufgeführt.
Beispiel 7
[0025] Es wurde wie in Beispiel 4 verfahren, als Füllstoff wurde jedoch Siliziumdioxid mit
einem mittleren Teilchendurchmesser von ≤50 nm eingesetzt.
[0026] Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 aufgeführt.
Beispiel 8
[0027] Es wurde wie in Beispiel 4 verfahren, als Füllstoff wurde jedoch Aluminiumoxid mit
einem mittleren Teilchendurchmesser ≤20 nm eingesetzt.
[0028] Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 aufgeführt.

1. Füllstoffhaltige Acrylfasern aus Acrylnitrilpolymerisaten mit mindestens 50 Gew.-%
Acrylnitril, die als Füllstoff ein wasserunlösliches Metalloxid, -hydroxid, -carbonat,
-silikat oder -sulfat mit einem mittleren Teilchendurchmesser von 1 bis 1000 nm in
einer Menge von 15 bis 50 Gew.-%, bezogen auf Gesamtfeststoff, enthalten, dadurch
gekennzeichnet, daß sie trockengesponnen sind.
2. Füllstoffhaltige Acrylfasern nach Anspruch 1 aus Acrylnitrilpolymerisaten mit.mindestens
85 Gew.-% Acrylnitril und bis zu 15 Gew.-% (Meth) acrylsäure, (Meth)acrylsäurealkylester,
Itaconsäure, (Meth)-acrylamid, (Meth)allylsulfonat, Styrolsulfonat oder N,N-Dialkylamino-alkyl-(meth)-acrylamid
als Comonomere und Aluminiumhydroxid als Füllstoff.
3. Fasern nach Anspruch 1, wobei der mittlere Teilchendurchmesser des Füllstoffes
5 bis 500 nm beträgt.
4. Fasern nach Anspruch 1, wobei der Faserrohstoff 5 10-4 bis 2 · 10 -2 val saure Gruppen/g Polymer aufweist.
5. Verfahren zur Herstellung von füllstoffhaltigen Fasern gemäß Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß man Füllstoff und Faserrohstoff in das Spinnlösungsmittel einträgt,
die Reaktionsmischung auf Temperaturen zwischen 70 und 150°C erwärmt, wobei sich der
Faserrohstoff löst, und die Spinnlösung trocken verspinnt.
6. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß man der Spinnlösung einen
Emulgator zusetzt.
7. Verwendung von Fasern gemäß Anspruch 1 zur Herstellung textiler Materialien und
als Verstärkungsfasern.