[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Erzeugung von Stosswellenimpulsfolgen
zur berührungsfreien Zerkleinerung von Konkrementen in Körpern von Lebewesen.
[0002] Bekannt ist ein Gerät zur berührungsfreien Zerkleinerung von Konkrementen in Körpern
von Lebewesen mittels Stosswellen (DE-OS 23 51 247). Gemäss dieser Literaturstelle
werden die Stosswellen von einer Funkenstrecke in einem Brennpunkt eines flüssigkeitsgefüllten
Hohlellipsoids erzeugt und von der Ellipsoidfläche auf den zweiten Brennpunkt fokussiert,
in dem das zu zerstörende Konkrement, z.B. ein Nierenstein, liegt. Die Stosswellen
belasten das Konkrement auf Druck und Zug und bringen Teile des Konkrements zum Abplatzen.
Bei dem bekannten Gerät wird die Schussfolgefrequenz durch die Aufladezeit der Kondensatoren
begrenzt. Eine gleichzeitige Bearbeitung eines Konkrements durch zwei oder mehr Stosswellenfronten
ist mit diesem Gerät nicht möglich.
[0003] Um mehrere Stosswellenfronten annähernd gleichzeitig auf ein Konkrement wirken zu
lassen, müssen diese Fronten innerhalb vonO,1 bis 10 Mikrosekunden aufeinanderfolgen.
Es wurde bereits versucht, Doppelimpulse durch Verwendung zweier Stossgeneratoren
auszulösen, wobei aber nur ein zeitlicher Abstand von 20 Millisekunden erreicht wurde.
Zu diesem Zeitpunkt ist die durch die erste Stosswelle initiierte Rissbildung aber
bereits abgeschlossen.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung zur Erzeugung von Stosswellenimpulsfolgen
zu schaffen, bei der die Stosswellenfronten in so kurzen zeitlichen Abständen auf
das Konkrement einwirken, dass das Konkrement noch unter der Wirkung der ersten Wellenfront
steht, wenn die nachfolgende Wellenfront in Wechselwirkung mit dem Konkrement tritt,
wobei die Flankensteilheit, des Druckanstiegs nicht verringert werden darf.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss gelöst durch eine Vorrichtung, bei der eine Schicht
gleichmässiger Dicke aus einem Material mit einer Impedanz ungleich der des Ausbreitungsmediums
so im Ausbreitungsmedium angeordnet ist, dass sie von dem gesamten Stosswellenfeld
durchlaufen wird.
[0006] Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstände von Unteransprüchen.
[0007] Die erfindungsgemässe Lösung beruht darauf, dass ein einzelner, von der Funkenstrecke
erzeugter Impuls durch Mehrfachreflexionen an der Vorder- und an der Hinterseite einer
Schicht mit einer Impedanz ungleich der des Ausbreitungsmediums in eine Folge von
dichtgestaffelten Stosswellenfronten der gewünschten Folgefrequenz vervielfacht wird.
Durch die Wechselwirkung verschiedener Stosswellenfronten in demselben Konkrement
werden Interferenzen, die die Druckamplituden und Zugamplituden lokal steigern und
Anregungen spezieller Resonanzfrequenzen mit einer gesteigerten Zerkleinerungswirkung
erreicht. Die erfindungsgemässe Lösung hat zudem den Vorteil, dass die in den Körpern
des Lebewesens eingeleitete Energie trotz der gestiegenen Zerstörungsleistung nicht
anwächst. Dadurch werden Beschädigungen des von der Stosswelle durchlaufenen Gewebes
vermieden und die Konkremente werden trotzdem zuverlässig und schneller als bisher
in kleine Bruchstücke zerlegt. Durch die höhere Zerkleinerungswirkung sind weniger
Applikationen notwendig. Der Patient wird entlastet, die Standzeit der Elektroden
wird erhöht.
[0008] Weitere Vorteile, Merkmale und Ausführungen ergeben sich aus den nachfolgend beschriebenen
Figuren.
[0009] Es zeigen:
Fig. 1 bis 3 verschiedene Ausführungsformen der Erfindung.
[0010] Fig. 1 zeigt eine erfindungsgemäße Vorrichtung zur
Erzeu- gung von Stoßwellenimpulsfolgen. In einer Wanne 1 (nur teilweise gezeichnet),
die mit einer Flüssigkeit 2 gefüllt ist, liegt ein Körper 3 mit einem Konkrement 4,
z.B. einem Nierenstein. An der Wanne 1 ist ein Reflektor 5, der mit einer Koppelflüssigkeit
6 (z.B. Wasser) gefüllt ist, befestigt. Im ersten Brennpunkt des Ellipsoids 5 befindet
sich eine Funkenstrecke 7, die durch Entladung eine Stoßwellenfront produzieren kann.
[0011] Der Körper 3 ist so positioniert, daß sich das Konkrement 4 im zweiten Brennpunkt
des Ellipsoids befindet. Der Reflektor 5 ist in dieser-Ausführungsform mit einer erfindungsgemäßen
Schicht 8 abgeschlossen. Die Schicht besitzt die Grenzflächen 9 und 10 und ist in
Fig. 1 nicht maßstäblich gezeichnet. Die Dicke realer Schichten liegt im mm-Bereich.
Zur Zerkleinerung des Konkrements 4 wird an der Funkenstrecke 7 eine Unterwasserentladung
gezündet. Diese erzeugt eine Stoßwellenfront, die sich im Reflektor 5 ausbreitet und
von den Reflektorwänden auf das Konkrement 4 geleitet wird. Eingezeichnet ist eine
Wellennormale mit der Amplitude P
E. An der Grenzfläche 9 spaltet sich die einfallende Welle P
E auf in eine transmittierte Welle P
T und eine reflektierte Welle P
R, sobald die Schicht 8 eine andere .akustische Impedanz z
8 = c
8 -
8, als die Ko
ppelflüssig- keit 6 (z
6 = c
6 -
6) hat (c = Schallgeschwindigkeit,

= Dichte).
[0012] Legt man die aus der Akustik bekannten Beziehungen zugrunde, so erhält man für die
Amplitude der reflektierten Welle bei senkrechtem Einfall

und für die transmittierte Welle

[0013] Hat die Schicht 8 eine Dicke d und hat das Medium 2 dahinter z.B. die gleiche Impedanz
wie das Medium 6 davor, so erfährt die transmittierte Welle P ebenfalls eine Aufspaltung
in eine transmitterte Welle P
TT und eine reflektierte Welle P
TR, wenn die Wellenfronten die hintere Grenzfläche 10 der Schicht 8 erreichen. Die Amplituden
sind wiederum analog zu den oben genannten Formeln zu berechnen. während die Welle
P
TT in der ursprünglichen Richtung weiterverläuft, läuft die Welle P
TR in der Schicht 8 zurück und erleidet an der vorderen Grenzfläche 9 eine erneute Reflexion
(mit der entsprechenden Amplitudenschwächung). Ein entsprechender Bruchteil dieser
Welle tritt aus der hinteren Grenzfläche 10 aus und folgt der zuerst transmittierten
Welle P
TT im zeitlichen Abstand Δt. Δt ist die Zeit, die zum zweimaligen Durchlaufen der Schichtdicke
d notwendig ist:

[0014] Diese und weitere Wellen folgen aufgrund mehrfacher Reflexionen im Abstand n - At
(n = 1, 2, ...), wobei die Amplituden der Einzelwellen in Form einer geometrischen
Reihe abnehmen. Durch Auswahl geeigneter Materialien lassen sich die Parameter

, c und d weitgehend frei bestimmen und so die gewünschten Pulsfolgefrequenzen (bei
fester Materialwahl abhängig von der Dicke der Schicht 8) und Amplitudenverhältnisse
(abhängig von der Größe des Impedanzsprunges z
8 - z
6 und der Schichtdicke d) in weiten Grenzen festlegen.
[0015] Versuche haben ergeben, daß z.B. bei Titanplatten einer Dicke von 0,5 bis 3 mm die
Flankensteilheit der durch Vielfachreflexionen erzeugten Einzelpulse unverändert hoch
ist.
[0016] Eine Schicht mit geeigneter Dicke kann z.B. aus Aluminium, V2A-Stahl, Titan, Blei
o.ä. Materialien oder Legierungen daraus und auch aus geeigneten Nichtmetallen, Keramiken
oder Kunststoffen hergestellt werden. Unter Umständen eignen sich auch Flüssigkeiten,
sofern sie z.B. durch Kissen in der entsprechenden Form gehalten werden können.
[0017] Neben der in Fig. 1 gezeigten Anordnung, bei der das gesamte Stoßwellenfeld zum Durchlaufen
der Schicht gezwungen ist, sind auch andere Anordnungen zur Aufspaltung der Stoßwellenfront
möglich.
[0018] Fig. 2 zeigt eine Anordnung mit einem Reflektor 5a, bei der die Schicht 8a wie eine
Zonenplatte ausgebildet ist. Sie wird nur von Bruchteilen des Stoßwellenfeldes durchlaufen.
Die Stoßwellenanteile, die die Schicht 8a nicht durchlaufen, gelangen ungeschwächt
und zu einem mit t bezeichneten Zeitpunkt zum Konkrement; die restlichen Stoßwellenanteile
erfahren eine Vielfachreflexion und der erste Impuls der Impulsfolge erreicht das
Konkrement zum Zeitpunkt t - t =

-

. Durch die geeignete Kombination von Material, Schichtdicke und Zonenfolge der Zonenplatte,
kann somit erreicht werden, daß z.B. der zweite (dritte usw.) Impuls der Stoßwellenfolge
die größte Amplitude hat. Für c
8 >
c6
- Metalle
z.B. - kann die primäre Welle zeitlich verzögert gegenüber der Welle, die durch die Platte
läuft, kommen.
[0019] Fig. 3 zeigt eine Anordnung, bei der die erfindungsgemäße Schicht 8b in Form einer
Kugelschale konzentrisch zum Stoßwellenfokus 11 angeordnet ist. Alle Teile des Stoßwellenfeldes
laufen senkrecht zur Schichtoberfläche. Die Reflexionsbedingungen und der zeitliche
Versatz Δ t der Wellenfronten ist so für alle Teile des Wellenfeldes konstant.
[0020] Außerdem bleibt dadurch die Fokussierung unbeeinträchtigt.
[0021] Weitere Ausführungsformen der Erfindung, bei denen verschiedene hier gezeigte Merkmale
kombiniert werden, sind möglich. Ebenso ist es möglich, Schichten zu verwenden, die
keine gleichmäßige Dicke besitzen, sondern z.B. wie Linsen geformt sind.
1. Vorrichtung zur Erzeugung von Stoßwellenimpulsfolgen zur berührungsfreien Zerkleinerung
von Konkrementen in Körpern von Lebewesen mit einer Stoßwellenquelle z.B. einer Funkenstrecke
und einem Reflektor zur Fokussierung, z.B. einem Hohlellipsoid, welcher mit einem
Ausbreitungsmedium gefüllt ist, dadurch gekennzeichnet, dass eine Schicht (8) gleichmässiger
Dicke aus einem Material mit einer Impedanz, die ungleich der des Ausbreitungsmediums
(6, 2) ist, im Ausbreitungsmedium (6, 2) so angeordnet ist, dass sie vom gesamten
Stoßwellenfeld durchlaufen wird.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Schicht (8a) nur von
Teilen des Stoßwellenfeldes durchlaufen wird.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Schicht (8b)
in Form einer Kugelschale konzentrisch zu den Stosswellenfronten angeordnet ist.
4. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Schicht
eben ist und in der Mittelebene zwischen den beiden Brennpunkten des Hohlellipsoids
angebracht ist oder den Reflektor abschliesst.
5. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Schicht
(8a) ähnlich einer Zonenplatte ausgebildet ist.
6. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass als Material
Metalle oder Legierungen verwendet werden.
7, Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass als Material
Kunststoffe oder keramische Werkstoffe verwendet werden.
8. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Schicht
von einer Flüssigkeit gebildet wird.
9. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Schicht
in ihrer Dicke variiert, z.B. Linsenform besitzt.