(19)
(11) EP 0 111 712 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
27.06.1984  Patentblatt  1984/26

(21) Anmeldenummer: 83111016.8

(22) Anmeldetag:  04.11.1983
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)3F42B 13/04, F42B 13/16
(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE DE FR GB IT NL SE

(30) Priorität: 18.11.1982 DE 3242591

(71) Anmelder: Rheinmetall GmbH
40880 Ratingen (DE)

(72) Erfinder:
  • Becker, Wilfried
    D-4000 Düsseldorf (DE)
  • Bisping, Bernhard
    D-4030 Ratingen 6 (DE)

(74) Vertreter: Podszus, Burghart, Dipl.-Phys. et al
Rheinmetall GmbH Ulmenstrasse 125 Postfach 6609
D-4000 Düsseldorf
D-4000 Düsseldorf (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Unterkalibriges Wuchtgeschoss grossen Länge/Durchmesser-Verhältnisses


    (57) Ein unterkalibriges Wuchtgeschoß großen Länge/Durchmesser-Verhältnisses weist einen Hauptkörper 10, einen Zwischenkörper 12 und einen Spitzenkörper 14 auf. Der Zwischenkörper 12 ist rückseitig in einem ebenen Stumpfstoßbereich 16 mit dem Hauptkörper 10 und vorderseitig in einem ebenen Stumpfstoßbereich 18 mit dem Spitzenkörper 14 verbunden. Heckseitig trägt der Hauptkörper 10 ein Stabilisierungsflügel 20 aufweisendes Leitwerk. Der Hauptkörper 10 und der Spitzenkörper 14 bestehen aus einem zähen Sinterwerkstoff mit einer hohen Dichte infolge eines großen Anteils an Wolfram oder abgereichertem Uran. Der Zwischenkörper 12 besteht aus einem vergleichsweise spröden Sinterwerkstoff, dessen hohe Dichte wiederum durch einen großen Anteil an Wolfram oder abgereichertem Uran gegeben ist.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein unterkalibriges Wuchtgeschoß nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.

    [0002] Ein Wuchtgeschoß der vorgenannten Gattung ist bekannt aus der US-PS 4,353,305. Der Zwischenkörper umschließt in einer Hülle oder einer metallischen Einbettung vorgeformte Streuprojektile. Beim Auftreffen auf ein gepanzertes Ziel soll der Spitzenkörper gegen eine äußere Zielplatte eine Schadwirkung in Form eines Durchschlages oder einer Eindrückung entfalten.

    [0003] Ist das Ziel nur einfach gepanzert, sollen sich die Streuprojektile hinter der Zielplatte in Form eines Kegels verteilen und damit einen möglichst großen Raum in ihre Schadwirkung einbeziehen. Zur besseren Verteilung der Streuprojektile können die dem Zwischenkörper zugewandten Bereiche des Spitzen- und des Hauptkörpers spitzkegelig ausgebildet sein. Außerdem kann im Zentralbereich des Zwischenkörpers eine Sprengladung angeordnet sein, um die Streuenergie zu erhöhen. Bei einem mehrfach gepanzerten Ziel sollen die Streuprojektile gemeinschaftlich mit Bruchstücken aus der ersten Zielplatte und dem nachfolgenden Hauptkörper gegen eine zweite Zielplatte wirksam werden.

    [0004] Nachteilig ist an diesem bekannten Wuchtgeschoß: sein Aufbau ist kompliziert und äufwendig nach Fertigung und Kosten; die vorgeformten Streuprojektile beeinträchtigen die Dichte des Zwischenkörpers (werden Kugeln verwendet, bleiben die Zwickelzwischenräume weitgehend ungenutzt); die Sprengladung beeinträchtigt die Dichte des Zwischenkörpers per se und Bedarf zudem eines Zünders, der sowohl den Aufbau kompliziert wie auch seinerseits zusätzlich die Dichte beeinträchtigt; die vorgeformten Streuprojektile führen zu einer schlechten Energiebilanz des bekannten Wuchtgeschosses im Ziel und schränken die Anpassung an eine jeweilige zielseitige Gegebenheit ein.

    [0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Wuchtgeschoß der eingangs genannten Gattung zu schaffen, das vergleichsweise einfacher und billiger ist und sich durch höchstmögliche Dichte, eine gute Energiebilanz im Ziel und Anpassung an die zielseitigen Gegebenheiten auszeichnet.

    [0006] Diese Aufgabe wird gelöst durch die im Kennzeichen des Patentanspruchs 1 angegebene Erfindung.

    [0007] Vorteilhafterweise führt das Wuchtgeschoß nach der Erfindung zu einem Splitterstreukegel mit einem größeren Spitzenwinkel. Zudem wird ein erheblicher Teil der Auftreffenergie in Wärme umgesetzt, die weitestgehend auf die sich aus dem Werkstoff des Zwischenkörpers bildenden Partikeln übergehen und so zu einer zusätzlichen Brandwirkung der Partikeln führen kann. Es bildet sich eine dichte Wolke aus zahlreichen Partikeln günstiger Größenverteilung und daraus resultiert im Mehrfachziel keinerlei Störung des Hauptkörpers.

    [0008] Die Erfindung wird nachstehend anhand zweier in der Zeichnung im wesentlichen schematisch dargestellter bevorzugter Ausführungsbeispiele näher erläutert.

    [0009] Es zeigen, jeweils im längsaxialen Schnitt:

    Figur 1 ein erstes Ausführungsbeispiel nach der Erfindung und

    Figur 2 ein zweites Ausführungsbeispiel nach der Erfindung.



    [0010] Nach Figur 1 besteht ein nicht näher bezeichnetes Geschoß aus einem Hauptkörper 10, einem Zwischenkörper 12 und einem Spitzenkörper 14. Der Hauptkörper 10 ist in einem ebenen Stumpfstoßbereich 16 mit dem Zwischenkörper 12, beispielsweise durch Hartlöten oder Diffussionssintern verbunden. Eine entsprechende Verbindung zwischen dem Zwischenkörper 12 und dem Spitzenkörper 14 besteht in einem ebenen Stumpfstoßbereich 18. Heckseitig ist der Hauptkörper 10 mit einem Stabilisierungsflügel 20 aufweisenden Leitwerk versehen. Der Hauptkörper 10 und der Spitzenkörper 14 sind aus einem zähen Werkstoff gefertigt, dessen hohe Dichte durch einen großen Anteil an Wolfram oder abgereichertem Uran erzielt wird. Der Zwischenkörper 12 besteht vorzugsweise aus einer spröden Sinterlegierung mit großem Wolframanteil und einem ge-

    [0011] geringstmöglichen Anteil einer Bindemittelphase. Bei der Verwendung von abgereichertem Uran zum Erzielen der angestrebten hohen Dichte werden Sinterkörper aus Uranpulver mit einer geringstmöglichen Menge eines Metalls oder einer Metallegierung getränkt, dessen oder deren Schmelztemperatur unterhalb derjenigen des Urans liegt. Sowohl bei Wolfram wie auch bei Uran kann durch Tränkung mit der betreffenden Bindemittelphase in vorgebbarer radialer Erstreckung im Umfangsbereich bei ausreichender Festigkeit des Zwischenkörpers 12 vorteilhafterweise eine besonders hohe Sprödigkeit in dem nicht getränkten Bereich verwirklicht werden.

    [0012] Das Ausführungsbeispiel nach Fig. 2 unterscheidet sich von demjenigen nach Fig. 1 nur durch eine andere Gestaltung eines Zwischenkörpers 12' und eines Spitzenkörpers 14', die wiederum in einem ebenen Stumpfstoßbereich 18' in der bereits erwähnten Weise miteinander verbunden sind.

    [0013] Beim zielseitigen Auftreffen des Geschosses nach der Erfindung

    [0014] weiten die sich aus dem Zwischenkörper 12;12' bildenden Partikeln den Schußkanal auf und erzielen hinter einer ersten Zielplatte einen starken Blast-Effekt. Bei Beschüssen wurde beobachtet, daß die sich aus dem Werkstoff des Zwischenkörpers 12;12' bildenden Partikeln wirkungsvoller sind als vorgeformte Streuprojektile. Die Wirkung wird dadurch erhöht, daß beim zielseitigen Auftreffstoß entstehende Wärme weitgehend auf die Partikeln übergeht, so daß ihnen eine zusätzliche Brandwirkung innewohnt. Die Brandwirkung ist besonders hoch bei Verwendung des an sich bereits pyrophoren Urans. Ein weiterer Vorteil ergibt sich aus der nur geringen Größe der Partikeln aus dem Werkstoff des Zwischenkörpers 12;12': sie bilden für den weiter in das Ziel eindringenden Hauptkörper 10 bei Mehrfachpanzerung kein störendes oder ablenkendes Hindernis. Beim Ausführungsbeispiel nach Fig. 2 ergibt sich aus dem vergleichsweise geringeren Durchmesser des ebenen Stumpfstoßbereichs 18' vorteilhafterweise die Möglichkeit, daß sich ein umfangsseitiger Bereich des Zwischenkörpers 12' an dem Stoßbereich 18' in Schußrichtung bereits nach vorn bewegt, so daß die den Schußkanal aufweitende Wirkung der Werkstoffpartikeln-verstärkt wird. Insgesamt ergibt sich bei einem Geschoß nach der Erfindung eine besonders günstige

    [0015] Energiebilanz im Ziel. Dabei wird, im Gegensatz zu vorgeformten Streuprojektilen, vorteilhafterweise eine bessere Anpassung an zielseitige Gegebenheiten, beispielsweise Zielgestaltung und Auftreffwinkel, erreicht.

    [0016] Beim Einsatz gegen mehrlagig gepanzerte Ziele mit Keramik-und/oder Glasmoduln wird durch die Partikeln aus dem Zwischenkörper 12;12' ein großes Einschußloch in die Umhüllung der Moduln gerissen. Durch dieses können die Glas- und/oder Keramikbruchstücke entweichen und vermindern damit wesentlich die Hinderniseigenschaften der Moduln für den nachfolgenden Hauptkörper 10.

    [0017] Ein weiterer besonderer Vorteil resultiert aus der Einfachheit des Geschoßaufbaues, die sich in einer kostengünstigen Fertigung niederschlägt.


    Ansprüche

    1. Unterkalibriges Wuchtgeschoß großen Länge/ DurchmesserVerhältnisses mit einem Hauptkörper, einem Zwischenkörper und einem Spitzenkörper, wobei wenigstens der.Hauptkörper aus einem zähen Werkstoff bestehen, dessen hohe Dichte durch einen großen Anteil an Wolfram oder abgereichertem Uran erzielt wird, gekennzeichnet durch folgende Merkmale:

    a) der Zwischenkörper (12;12') besteht aus einem makroskopisch homogenen Werkstoff vergleichsweise großer Sprödigkeit und

    b) die drei Körper (10,12;12',14;14') sind in Stumpfstoßbereichen (16,18,18') miteinander verbunden.


     
    2. Wuchtgeschoß nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch eine Sinterlegierung mit größtmöglichem Anteil an Wolfram oder abgereichertem Uran als Werkstoff für den Zwischenkörper (12;12').
     
    3. Wuchtgeschoß nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Länge des Zwischenkörpers (12;12') näherungsweise um einen Faktor 1,5 größer ist als sein größter Durchmesser.
     
    4. Wuchtgeschoß nach Anspruch 1, 2 oder 3, gekennzeichnet durch gleiche Durchmesser der beiden Stumpfstoßbereiche (15,18).
     
    5. Wuchtgeschoß nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Stumpfstoßbereich (18') einen kleineren Durchmesser aufweist als der Stumpfstoßbereich (16).
     
    6. Wuchtgeschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 5, gekennzeichnet durch Hartlötverbindungen in den Stumpfstoßbereichen (16,18;18').
     
    7. Wuchtgeschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Körper (10,12;12',14;14') durch Diffussionssintern miteinander verbunden sind.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht