[0001] Die Erfindung betrifft ein Drahtseil mit einer Mehrzahl von Litzenlagen.
[0002] Drahtseile sind hauptsächlich beim Lauf über Rollen, aber auch an anderen Führungen,
auf Trommeln u.a.m. Verschleiß ausgesetzt. Das gilt nicht nur für die äußere Litzenlage,
sondern im Falle mehrlagiger Seile auch für die innere(n) Litzenlage(n) infolge der
Abstützung der äußeren Litzenlage auf und der relativen Bewegung der Außenlitzen gegenüber
dem die innere(n) Litzenlage(n) umfassenden Seilkern sowie ggf. innerhalb des Seilkerns.
[0003] Zum Schutz und zur Schonung der Seile bei dieser Beanspruchung sind Seilummantelungen
aus Kunststoff bekannt, die das Seil polstern und im übrigen vor Korrosion schützen
sollen.
[0004] Diese Seilummantelungen haben sich jedoch nicht bewährt. Sie scheuern sich meist
bald durch und hängen dann in Fetzen herum. Dagegen helfen auch Verankerungen der
Ummantelung, die z. B. schwalbenschwanzförmig zwischen die Litzen greifen, nur wenig.
Wählt man ein dauerhafteres Kunststoffmaterial, wird das Seil zu steif. Auch bleiben
die Drahtbrüche verdeckt, an denen man die Ablegereife des Seils erkennt.
[0005] Als eine Abwandlung der Kunststoffummantelung eines Drahtseils ist aus der DE-OS
1 510 073 der Vorschlag bekannt, die erwähnten schwalbenschwanzförmigen Verankerungen
zu Buckeln an der Seiloberfläche zu erweitern, die die Auflagedrücke des Seiles aufnehmen
und weitgehend über die erwähnten Verankerungen nach innen leiten, so daß die Außenlitzen
nicht unmittelbar betroffen werden. Da diese Funktion auf dem in den Zwischenräumen
der Außenlitzen vorhandenen Kunststoff beruht und nicht unbedingt die vollständige
Ummantelung des Seils verlangt, können hier auch die Scheitellinien der Außenlitzen
mit dem Seilprofil abschließen, d.h. ihre obersten Drahtbuckel können freiliegen.
[0006] Dieser Gestaltung haften im wesentlichen die gleichen Nachteile an wie der normalen
Ummantelung einschließlich der mangelhaften Erkennbarkeit von Drahtbrüchen. Hinzu
kommt eine schwierige Herstellung. Diese Seile konnten sich nicht einführen.
[0007] Ein weiteres Mittel zur Schonung der Drahtseile ist, sie über Kunststoffrollen laufen
zu lassen.
[0008] Während jedoch die Verankerungen der Ummantelungen in dieser oder jener Form immer
auch Kunststoffeinlagerung im Seilinneren bringen und damit dort gleichfalls gewisse
verschleißmindernde Polsterungen erzeugen, schonen die Kunststoffrollen sehr bevorzugt
die Außenlitzen und besonders deren äußere Umfangsabschnitte.- Daraus erwächst eine
gefährliche Unsicherheit in Bezug auf das rechtzeitige Erkennen der Ablegereife, weil
im Inneren schon Drahtbrüche auftreten, während außen noch alles intakt ist. Außerdem
sind die Kunststoffrollen anfällig gegen Schrägzug.
[0009] Im Normalfall, in dem Drahtseile einfach mit blanken Außenlitzen auf Stahlrollen
laufen, verschleißen die Außenlitzen meist entschieden eher als der Seilkern und verlangen
damit das Ablegen des Seils in einem Zeitpunkt, in dem der Kern durchaus noch brauchbar
wäre. Insgesamt betrachtet, ist damit die Lebensdauer des Seils unnötig vermindert.
[0010] Der Erfindung liegt gegenüber diesem Stande der Technik die Aufgabe zugrunde, die
äußere Litzenlage eines mehrlagigen Drahtseils in einem gewünschten Ausmaß zu schonen.
Dabei sollen Drahtbrüche in der äußeren Litzenlage erkennbar sein. Weitere Vorteile
sind unten erwähnt.
[0011] Gemäß der Erfindung wird der angestrebte Zweck dadurch erfüllt, daß in einem Drahtseil
mit einer Mehrzahl von Litzenlagen mindestens ein viertel und höchstens drei viertel
der Außenlitzen eine Kunststoffummantelung aufweisen, die über den die anderen Außenlitzen
umschreibenden Kreis des Drahtseils hinausragt.
[0012] Bei dieser Lösung sind die Außenlitzen des Seils nur zum Teil durch eine Polsterung
geschont, nämlich die ummantelten Litzen. Die anderen Litzen erhalten eine gewisse
Schonung dadurch, daß der sie umschreibende Kreis des Drahtseils von den Ummantelungen
überragt wird und sie dadurch nicht oder weniger tragen. Das gewünschte Maß der Schonung
der äußeren Litzenlage läßt sich einstellen mit dem Zahlenverhältnis zwischen den
ummantelten und den anderen Litzen und mit dem Ausmaß des Überstehens der Ummantelungen.
Die nicht ummantelten Litzen lassen Drahtbrüche an ihnen ohne jede Hinderung erkennen.
[0013] Darüber hinaus kann man den Abrieb der Ummantelungen in die Rechnung einbeziehen.
Man kann höher oder weniger abriebfesten Kunststoff einsetzen, die Ummantelung dicker
oder dünner bemessen und die Anzahl der ummantelten Litzen auch unter Berücksichtigung
des Abriebs wählen. So läßt sich auch durch zeitlich unterschiedliche Beanspruchung
die Lebensdauer der äußeren Litzenlage in dieser wie in jener Richtung beeinflussen.
In dem Maße, indem sich die Ummantelung abnutzt und ihr Überstand über den die anderen,
nicht ummantelten Litzen umschreibenden Kreis verringert, sind auch diese fortschreitender
Berührung und stärkeren Querpressungen ausgesetzt.
[0014] Liegen die ursprünglich ummantelten Litzen schließlich außen ganz frei, ist die Beanspruchung
der Litzenlage ähnlich derjenigen eines Seils mit normalen Außenlitzen. Dann sind
auch an den ursprünglich ummantelten Litzen Drahtbrüche zu erkennen. Auch um dessentwillen
kann man vollständigen Abrieb der Kunststoffummantelung vorsehen.
[0015] Die zumindest eine Zeitlang stattfindende Aufnahme der Querkräfte hauptsächlich durch
die ummantelten Litzen schont ferner den Seilkern, vor allem dadurch, daß diese Querkräfte
an der Unterseite der ummantelten Litzen wiederum gepolstert an den Seilkern weitergegeben
werden. Die, erhöhte, Lebensdauer des Seilkerns kann, da man nach dem vorstehenden
die Lebensdauer der äußeren Litzenlage nahezu beliebig anpassen kann, fast vollständig
in Lebensdauer des Seiles im ganzen umgesetzt werden. Man braucht mit der Lebensdauer
der äußeren Litzenlage nur geringfügig unter der des Seilkerns zu bleiben, um die
Ablegereife rechtzeitig zu erkennen. Störende Fetzen treten beim Verschleiß der im
Vergleich zur Ummantelung eines gesamten Seils nur geringfügigen Kunststoffmengen
und -abmessungen einzelner Litzenummantelungen nicht auf.
[0016] Jedenfalls dann, wenn vollständiger Abrieb der Litzenummantelungen innerhalb der
Lebensdauer des Seiles vorgesehen ist, wird man den metallischen Querschnitt der kunststoffummantelten
Außenlitzen den genannten umschreibenden Kreis berühren oder geringfügig schneiden
lassen, damit die freigelegte Litze weiterhin Querkräfte mitträgt. Ein geringfügiges
Schneiden des umschreibenden Kreises und Überstehen kann für das Mittragen erforderlich
sein zum Ausgleich des elastischen Einsinkens der Litze in den an ihrer Unterseite
weiterhin vorhandenen Kunststoff, das dabei jeweils zu erwarten ist. Es könnte jedoch
auch Gründe geben, die ummantelten Litzen nachher gar nicht mehr tragen zu lassen.
Zu diesem Zweck kann man ihren metallischen Querschnitt vollständig innerhalb des
genannten umschreibenden Kreises halten.
[0017] Um den kunststoffummantelten Außenlitzen eine möglichst sichere und dauerhafte Abstützung
auf dem Seilkern zu geben, kann man sie unter Anformung der Kunststoffummantelung
an der Litzenunterseite an den Seilkern, ggf. ferner unter leichter Abflachung an
der Litzenoberseite, in den Seilquerschnitt eindrücken.
[0018] Besonders vorteilhaft ist in dieser Beziehung im Ergebnis die Verfahrensweise, daß
die kunststoffummantelten Außenlitzen unter Wärmeverformung der Kunststoffummantelung
an dem, vorher erhitzten, Seilkern und/oder den, vorher erhitzten, anderen Außenlitzen
in den Seilquerschnitt eingedrückt werden. Der Kunststoff verformt sich dann gerade
dort, wo er es soll, und dort nicht, wo er es nicht soll: An der Unterseite der Litze
drückt er sich infolge der Erwärmung durch das dortige Umgebungsmaterial in die Zwischenräume
der Litzen hinein, so daß dies nicht erst im Laufe des Gebrauchs geschehen und die
Seilstruktur lockern kann, vielmehr die Litze gleich ein festes, endgültiges Bett
erhält, und an der nicht erwärmten Oberseite bleibt die Ummantelung, ziemlich wie
sie ist, erhalten.
[0019] Soweit sich die ummantelten Litzen jedoch erst nach der Verseilung im Lauf der Benutzung
tiefer in den Seilquerschnitt eindrücken und sich dadurch - was beim Eindrücken während
der Verseilung noch durch ein relatives Zurückhalten dieser Litzen ausgeglichen werden
kann - lockern würden, kann man dem dadurch entgegenwirken, daß die kunststoffummantelten
Außenlitzen etwas weniger elastisch als die anderen Außenlitzen und als der die Litzen
unter den Außenlitzen umfassende Seilkern gewählt sind. Die Lockerung wird dann durch
die größere Dehnfähigkeit der anderen Seilelemente verhindert.
[0020] Für den Normalfall bewegter Seile ist zu empfehlen, daß jeweils auf den beiden Seiten
der kunststoffummantelten Außenlitzen andere, nicht ummantelte, Litzen verlaufen,
weil die Litzen sich dann wegen des weitaus geringeren Reibwerts Kunststoff/Stahl
gegenüber Kunststoff/Kunststoff ungehindert gegeneinander verschieben können, wie
für die Verbiegungen des Seils erforderlich.
[0021] Eine besonders vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung besteht in einem Seil von
Warrington-Machart mit dickeren und dünneren Außenlitzen, in dem die kleineren Außenlitzen
die Kunststoffummantelung aufweisen. Denn bei dieser Konstruktion füllen die genannten
kleineren Litzen nur Lücken aus und haben keine tragende Funktion, das Seilgefüge
ist ohne sie stabil.
[0022] Es versteht sich, daß man die kunststoffummantelten Außenlitzen möglichst gleichmäßig
über den Seilumfang verteilen wird.
[0023] Die Zeichnung gibt ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wieder. Sie zeigt einen
Querschnitt durch ein Warrington-Seil.
[0024] Auf einer Kernlitze 1 sind in einem Arbeitsgang eine innere Litzenlage aus fünf Litzen
2 und eine äußere Litzenlage aus fünf größeren Litzen 3 und fünf kleineren Litzen
4 verseilt. Die größeren Litzen 3 liegen in den Rillen zwischen den Litzen- 2 der
inneren Litzenlage. Die kleineren Litzen 4 sitzen auf den Buckeln der Litzen 2 in
den Zwischenräumen zwischen den Litzen 3.
[0025] Die Litzen 4 sind mit einer aufextrudierten Ummantelung 5 aus Kunststoff versehen.
Sie sind bei der Verseilung derart eingedrückt worden, daß die Ummantelung an der
Unterseite der Litzen 4 etwas verformt worden ist, d.h. sich der Wölbung der Litzen
2 angepaßt und seitlich in die Zwickelräume zwischen den Litzen 2 und den Litzen 3
etwas hineingedrückt hat.
[0026] An der Oberseite der Litzen 4 steht die Ummantelung 5 über den ümschreibenden Kreis
6 des metallischen Seilquerschnitts über.
[0027] Die Litzen sind sämtlich Parallelschlaglitzen. Die Durchmesser betragen:
Kernlitze 1: 2,30mm, Litzen 2: 2,92 mm, Litzen 3: 3,35 mm, Litzen 4 ohne Ummantelung:
2,20 mm, Litzen 4 mit Ummantelung: 2,80 mm, umschreibender Kreis 6: 13,2 mm.
[0028] Der Überstand der Ummantelungen 5 über den umschreibenden Kreis 6 beträgt 0,30 mm.
Er könnte bei dem beschriebenen Seil etwa in einem Bereich von 0,10 bis 0,50mm, vorzugsweise
von 0,20 bis 0,40 mm, verändert werden. Bei Seilen anderen Durchmessers würden sich
diese Werte etwa verhältnisgleich vergrößeren bzw. verkleinern.
[0029] Die aus der Zeichnung erkennbare Schonung des Seilinneren durch die Abpolsterung
der ummantelten - und die Querkräfte hauptsächlich aufnehmenden - Außenlitzen an der
Unterseite ist von besonderem Vorteil auch bei Normal-Seilen, insbesondere drehungsfreien
Seilen, in denen die Außenlitzen die Litzen der nächstinneren Litzenlage überkreuzen
und durch die Polsterung die hohe Flächenpressung an den Überkreuzungen gemildert
wird.
1. Drahtseil mit einer Mehrzahl von Litzenlagen,
dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens ein viertel und höchstens drei viertel der Außenlitzen (4) eine Kunststoffummantelung
(5) aufweisen, die über den die anderen Außenlitzen (3) umschreibenden Kreis (6) des
Drahtseils hinausragt.
2. Drahtseil nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der metallische Querschnitt der kunststoffummantelten Außenlitzen (4) den genannten
umschreibenden Kreis (6) berührt oder geringfügig über ihn hinausragt.
3. Drahtseil nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die kunststoffummantelten Außenlitzen (4) gleichmäßig über den Seilumfang verteilt
sind.
4. Drahtseil nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß jeweils auf den beiden Seiten der kunststoffummantelten Außenlitzen (4) andere,
nicht ummantelte, Außenlitzen (3) verlaufen.
5. Drahtseil nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß in einem Seil von Warrington-Machart mit dickeren (3) und dünneren (4) Außenlitzen
die kleineren Außenlitzen (4) die Kunststoffummantelung (5) aufweisen.
6. Drahtseil nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die kunststoffummantelten Außenlitzen (4) weniger elastisch als die anderen Außenlitzen
(3) und als der die Litzen (1,2) unter den Außenlitzen umfassende Seilkern (1,2) gewählt
sind.
7. Drahtseil nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die kunststoffummantelten Außenlitzen (4) unter Anformung der Kunststoffummantelung
an der Litzenunterseite an den Seilkern (1,2), ggf. ferner unter leichter Abflachung
der Kunststoffummantelung an der Litzenoberseite, in den Seilquerschnitt eingedrückt
sind.
8. Drahtseil nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die kunststoffummantelten Außenlitzen (4) unter Wärmeverformung der Kunststoffummantelung
(5) an dem, vorher erhitzten, Seilkern (1,2) und/oder den, vorher erhitzten, anderen
Außenlitzen (3) in den Seilquerschnitt eingedrückt sind.