[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung von Copolymeren des Ethylens als
Stockpunkterniedriger und Fließverbesserer für Rohöle und Mitteldestillate der Rohöldestillation.
[0002] Die wirtschaftlich wichtigsten Stockpunkterniedriger und Fließverbesserer für Rohöle
und Mittedestillate sind Copolymerisate des Ethylens mit Estern des Vinylalkohols,
insbesondere des Vinylacetats. Derartige Mischpolymerisate und ihre Verwendung sind
z.B. in den DE-OSS 19 14 756 und 25 15 805 beschrieben. Aus der GB-PS 12 35 836 ist
es bekannt, Copolymerisate aus Ethylen und Vinylmethylketon als Fließverbesserer zu
verwenden.
[0003] Die Herstellung der genannten Copolymeren erfolgt im allgemeinen in Autoklaven bei
Temperaturen von 80 bis 150 °C und Drücken von 50 bis 150 bar mit Peroxiden als Initiatoren
und in Gegenwart organischer Lösungsmittel als Reaktionsmedium.
[0004] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist die Verwendung wachsartiger Copolymerisate
mit einen Molekulargewicht von 500 bis 20.000, die aus mindestens 60 Gew.-% Ethylen-Einheiten,
1 bis 40 Gew.-1 Alkencarbonyäureester- und/oder Vinylester-Einheiten, 1 bis 30 Gew.-%
Vinylketon-Einheiten sowie untergeordnete Mengen üblicher weiterer, mit Ethylen copolymerisierbarer
Monomerer bestehen, als Fließverbesserer für Rohöle und Mitteldestillate der Rohöldestillation.
Überraschenderweise hat sich nämlich herausgestellt, daß wachsartige Copolymerisate
des Ethylens, die neben Alkencarbonsäureestereinheiten und/oder Vinylestereinheiten
auch noch Vinylketoneinheiten enthalten, die Fließfähigkeit sowohl von Mitteldestillaten
der Rohöldestillation als auch von Rohölen selbst, gegenüber herkömmlichen Produkten
erheblich verbessern. Die Verbesserung der Fließfähigkeit entspricht dabei nicht einer
additiven Wirkung des Gehaltes der Ethylenmischpolymeren an Ester- und Vinylketoneinheiten.
Es zeigt sich vielmehr, daß sich die Wirkung der Ester- und Vinylketoneinheiten synergistisch
verstärkt.
[0005] Vorzugsweise enthalten die Copolymerisate 75 bis 94 Gew.-% Ethylen-Einheiten, 5 bis
15 Gew.-% Alkencarbonsäureester- Einheiten und 1 bis 10 Gew.-% Vinylketon-Einheiten.
[0006] Die Herstellung der erfindungsgemäß verwendeten Ethylencopolymerisate erfolgt durch
Polymerisation des Monomerengemisches bei Temperaturen von 100 - 350 °C und Drücken
von 1.000 - 8.000 bar in Gegenwart Radikale bildender Initiatoren. Die Polymerisation
erfordert nicht die Anwesenheit eines Lösungsmittels als Reaktionsmedium. Man erhält
daher unmittelbar lösungsmittelfreie Produkte.
[0007] Das als Ausgangsstoff verwendete Ethylen wird in der für Polymerisationsreaktionen
üblichen Reinheit von mindestens 99,9 % eingesetzt. Als Alkencarbonsäureester können
Ester von Alkencarbonsäuren mit 3 bis 12 Kohlenstoffatomen mit primären, sekundären
oder tertiären Alkoholen die 1 bis 8 Kohlenstoffatome enthalten, verwedendet werden.
Beispiele sind Methylacrylat, Ethylacrylat, Butylacrylat oder 2-Ethylhexylacrylat.
Beispiele für Vinylester sind Vinylacetat, Vinylpropionat; besonders geeignet ist
Vinylacetat. Als Vinylketone kommen Verbindungen wie Vinylmethylketon, Vinylethylketon,
Vinylpropylketon und bevorzugt Vinylmethylketon in Betracht.
[0008] Übliche, mit Ethylen copolymerisierbare Monomere, die in den Copolymerisaten zusätzlich
enthalten sein können, sind z.B. C
3- bis C
8-Alkene, Vinyl- und Alkenyläther, Vinyl- und Alkenylalkohole, N-Vinyl- und N-Alkenylverbindungen,
wie N-Vinylpyrrolidon, N-Vinylcarbazol, N-Vinylcaprolactam, Acryl- und Methacrylamide,
Acryl- und Hethacrylnitrile, Vinyl- und Alkenketone, Vinyl- und Alkenylsulfone und
-sulfonate, Dicarbonate, Säureanhydride und Styrol.
[0009] Die Polymerisation läuft in Gegenwart katalytischer Mengen Radikale bildender Initiatoren,
z.B. Sauerstoff, in Mengen von 2 bis 250 Mol-ppm, bezogen auf das zu polymerisierende
Ethylen, ab. Neben Sauerstoff können als Initiatoren auch Peroxide, wie tert.-Butylperbenzoat,
Dilauroylperoxid, Di-tert.-Butylperoxid oder Azobuttersäuredinitril in Mengen von
2 bis 200 Mol-ppm, bezogen auf das Ethylen, verwendet werden. Die Einstellung der
Molekulargewichte erfolgt mit Moderatoren, wie aliphatischen Alkoholen und/oder Carbonylverbindungen,
gesättigten, ungesättigten oder chlorierten Kohlenwasserstoffen oder Wasserstoff.
In Abhängigkeit vom gewünschten Molekulargewicht werden sie in Konzentrationen zwischen
2 und 25 Vol-%, bezogen auf Ethylen, angewandt. Die erfindungsgemäß eingesetzten Copolymerisate
haben Molekulargewichte von 500 bis 20 000, bestimmt nach K. Rast, Ber. 550, 1922.
[0010] Die vorstehend beschriebenen Copolymerisate verbessern die Fließeigenschaften von
Mineralölen wie Mitteldestillaten der Rohöldestillation und auch von Rohöl selbst.
Ihre Wirkung beruht darauf, daß sie das Kristallwachstum des in der Kälte ausfallenden
Paraffins in der Weise beeinflussen, daß die Paraffinkristalle klein bleiben und nicht
agglomerieren und daher die Filter passieren können. Man setzt diese Copolymerisate
dem Mineralöl normalerweise in Form von etwa 40 bis 50 %igen Lösungen in einem aromatischen
Kohlenwasserstoff zu. Die Copolymerisatmenge bezogen auf das Mineralöl soll 0,001
bis 2, vorzugsweise 0,005 bis 0,5 Gew.-% betragen. Die Copolymerisate können allein
oder auch zusammen mit anderen Öladditiven verwendet werden, beispielsweise mit anderen
Stockpunkterniedrigern oder Entwachsungshilfsmitteln, Korrosionsinhibitoren, Antioxidantien
oder Schlamminhibitoren. Darüber hinaus eignen sich die Copolymerisate auch als Kleber,
als Beschichtungsmaterialien und zur Abmischung mit Wachsen deren Eigenschaften sie
verbessern.
[0011] In den folgenden Beispielen wird die Verbesserung der Fließfähigkeit bei Mitteldestillaten
oder Rohöldestillation durch die erfindungsgemäße Verwendung bestimmter Copolymerisate
des Ethylens an Hand des "Kalt-Filter-Verstopfungspunkt-Test" (CFPPT) gezeigt. Dieser
Test ist in J.of the Inst. of Petr., Bd. 52, Juni 1966, S. 173 bis 185 sowie in DIN
51 428 beschrieben.
Vergleichsbeispiel A
[0012] Ein paraffinreiches Mitteldestillat mit Siedebeginn 175 °C 5 % Punkt 195 °C, 95 %
Punkt 365 °C, Siedeende 383 °C und einem CFPP-Wert von + 5 °C wird mit 200 ppm eines
Additivs versetzt, das 48 eines Copolymerwachses aus Ethylen und 20 % Vinylacetat
mit einer Viskosität (bei 140 °C) von 450 mPas enthält. Das so behandelte Mitteldestillat
hat einen CFPP-Wert von 0 °C.
Vergleichsbeispiel B
[0013] Wird das Mitteldestillat des Vergleichsbeispiels A unter sonst konstanten Bedingungen
mit einem Copolymerwachs aus Ethylen und 22 % t-Butylacrylat, das eine Viskosität
(bei 140 °C) von 550 mPas aufweist, versetzt, hat das so behandelte Mitteldestillat
einen CFPP-Wert von + 1 °C.
Vergleichsbeispiel C
[0014] Wird das Mitteldestillat des Vergleichsbeispiels A unter sonst konstanten Bedingungen
mit einem Copolymerwachs aus Ethylen und 10 % Methylvinylketon, das eine Viskosität
(bei 140 °C) von 500 mPas aufweist, versetzt, so wird ein CFPP-Wert von + 1 °C gemessen.
Vergleichsbeispiel D
[0015] Ein Mitteldestillat mit Siedebeginn 178 °C, 5 % Punkt 201 °C, 95 % Punkt 359 °C,
Siedeende 376 °C und CFPP von - 4°C wird mit 200 ppm eines Additivs versetzt, das
48 1 eines Copolymeriwachses aus Ethylen und 24 % Vinylacetat mit einer Viskosität
(bei 140 °C) von 1.600 mPas enthält. Das so behandelte Mitteldestillat hat einen CFPP-Wert
von - 7 °C.
Beispiel 1
[0016] Das Mitteldestillat des Vergleichsbeispiels A wird mit 200 ppm eines Additivs versetzt,
das 48 % eines Terpolymerwachses aus Ethylen, 19 % Vinylacetat und 1 % Methylvinylketon
mit einer Viskosität (bei 140 °C) von 440 mPas, enthält. Das so behandelte Mitteldestillat
hat einen CFPP-Wert von - 3 °C.
Beispiel 2
[0017] Das Mitteldestillat des Vergleichsbeispiels A wird mit 200 ppm eines Additivs versetzt,
das 48 % eines Terpolymerwachses aus Ethylen, 15 % t-Butylacrylat und 3 1 Methylvinylketon
mit einer Viskosität (bei 140 °C) von 600 mPas enthält. Das so behandelte Mitteldestillat
hat einen CFPP-Wert von - 4 °C.
Beispiel 3
[0018] Das Mitteldestillat des Vergleichsbeispiels A wird mit 200 ppm eines Additvs versetzt,
das 48 % eines Terpolymerwachses aus Ethylen, 15 % Vinylacetat und 5 % Methylvinylketon
mit einer Viskosität (bei 140 °C) von 1.480 mPas enthält. Das so behandelte Mitteldestillat
hat einen CFPP-Wert von - 4 °C.
Beispiel 4
[0019] Das Mitteldestillat des Vergleichsbeispiels A wird mit 200 ppm eines Additvs versetzt,
das 48 % ig eines Terpolymerwachses aus Ethylen, 5 1 Vinylacetat und 10 1 Vinylmethylketon
mit einer Viskosität (bei 140 °C) von 560 mPas enthält. Das so behandelte Mitteldestillat
hat einen CFPP-Wert von - 6 °C.
Beispiel 5
[0020] Das Mitteldestillat des Vergleichsbeispiels D wird mit 200 ppm eines Additivs versetzt,
das 48 % eines Terpolymerwachses aus Ethylen, 10 % Vinylacetat und 10 % Methylvinylketon
mit einer Viskosität (bei 140 °C) von 1.450 mPas, enthält. Das so behandelte Mitteldestillat
hat einen CFPP-Wert von - 14 °C.
1. Verwendung wachsartiger Copolymerisate mit einem Molekulargewicht von 500 bis 20.000,
die aus mindestens 60 Gew.-% Ethylen-Einheiten, 1 bis 40 Gew.-% Alkencarbonsäureester
und/oder Vinylester-Einheiten, 1 bis 30 Gew.-% Vinylketon-Einheiten sowie untergeordnete
Mengen üblicher weiterer, mit Ethylen copolymerisierbarer Monomerer bestehen, als
Fließverbesserer für Rohöle und Mitteldestillate der Rohöldestillation.
2. Verwendung wachsartiger Copolymerisate nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß sie 75 bis 94 Gew.-% Ethylen-Einheiten enthalten.
3. Verwendung wachsartiger Copolymerisate nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet,
daß sie 5 bis 15 Gew.-% Alkencarbonsäureester-Einheiten enthalten.
4. Verwendung wachsartiger Copolymerisate nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß sie 1 bis 10 Gew.-% Vinylketon-Einheiten enthalten.
5. Verwendung wachsartiger Copolymerisate nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß sie als Alkencarbonsäureester-Einheit Verbindungen aus Alkencarbonsäuren mit 3
bis 12 Kohlenstoffatomen und primäre, sekundäre oder tertiäre Alkohole, mit 1 bis
8 Kohlenstoffatomen enthalten.
6. Verwendung wachsartiger Copolymerisate nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß sie als Vinylester-Einheit Vinylacetat enthalten.
7. Verwendung wachsartiger Copolymerisate nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß sie als Vinylketon-Einheit Methylvinylketon enthalten.